Vor vielen Jahren gelangte einmal ein seltsames Wesen durch einen Zufall auf unsere geliebte Erde. Es war nicht viel größer als die Gänseblümchen, die mancher in seinem Garten hat und wahrscheinlich auch nicht viel intelligenter. Das zumindest behaupteten die Wissenschaftler, die sich seiner annahmen. Sie interessierten sich nämlich prinzipiell für die Intelligenz des Außerirdischen, auch wenn mir niemand sagte, warum.
Seltsam: Wenn es so klein ist wie ein Gänseblümchen, dann wundere ich mich darüber, dass es überhaupt entdeckt wurde. Frage Nr.1.
Versuchsobjekt 1 - dieser kluge Name stammte von Dr.Buzokoff, der sich noch beweisen musste – nahm also an einer Reihe von Tests teil. Zunächst wurde seine Physiologie getestet. Man wollte sehen, was ihm schmeckte und was nicht. Dr. Buzokoff bereitete die verschiedensten Mahlzeiten vor und gab sich sehr fiel Mühe.
An einer Reihe von Tests, beschrieben wird aber nur der Ernährungstest. Wird also als besonders wichtig oder bezeichnend hervorgehoben. Frage Nr.2.
Doch die Professoren waren etwas mokiert darüber, dass Versuchsobjekt 1 so gar nichts essen wollte, wo es doch so mager aussah. Nun gut, entschied einer der Professoren, vielleicht ist es durstig. Ja, ereiferte sich schnell Dr.Buzokoff, und brachte diverse Getränke, doch auch die gefielen dem Außerirdischen nicht.
Wo es doch so mager aussah. Den Wissenschaftlern ist nur ein Individuum dieser außerirdischen Spezies bekannt und trotzdem wagen sie den leeren Vergleich und befinden es für mager. Frage Nr.3.
Da schlossen unserer hochbegabten Wissenschaftler, Zeugnisdurchschnitt 1.0, dass eben dieser Außerirdischen keinen besonders hohen IQ haben konnte, ja dass er nicht einmal wissen kann, überhaupt den Planeten gewechselt zu haben.
Unsere hochbegabten Wissenschaftler, Einserdurchschnitt betont, schließen aus der Tatsache, dass sie nicht das richtige Nahrungsmittel für den Außerirdischen finden, dass es dumm sei. Fragt sich, ob fette Einser vor Dummheit schützen. Frage Nr.4.
Enntäuscht warfen sie das Ich in den Müll und pflückten eine neue Gänseblume.
Nach oberflächlicher Analyse wird von der Dummheit auf ein Gänseblümchen geschlossen, das Individuum zerstört und die Studien auf bereits bekannte Wesen fortgeführt. Frage Nr.5.
Meine eigene, ureigene, ohne Einser und Tests untermauerte Interpretation: Es bietet sich ein neuartiges (vermutlich neuartiges) Wesen als Untersuchungsobjekt an, Wissenschaftler testen oberflächlich und werten es in ihrer Arroganz ab, weil sie nicht in der Lage sind, mit dem Objekt (für sie ist es nichts Anderes) umzugehen, d.h. gar nicht die nötige geistige Kapazität besitzen, sinnvolle Tests durchzführen.
Dabei lassen sie vollkommen außer Acht, dass sie ein Individuum zerstören und interessieren sich nicht einmal dafür, was das Objekt von den ganzen Untersuchungen hält. Einen Menschen fragt man ja auch erst um Erlaubnis, wenn man mit ihm spezielle Tests durchführen möchte. Doch zum Wohle der Wissenschaft wird schon mal ein Leben geopfert.
Naja, mir bieten sich gleich verschiedene, mögliche Intentionen an. Z.B. könntest Du die Arroganz und Selbstverständlichkeit, mit der Wissenschaftler ihren Intelligenzstand als aller Maß der Dinge setzen, kritisiert haben wollen. Oder aber das ganze Gleichnis ist abstrakter, und es geht nicht unbedingt um unbekannte Wesen und Wissenschaftler. Denn der Mensch allgemein wertet ja oft Fremdes/Fremde ab, weil seine Intelligenz nicht ausreicht dieses/diese zu verstehen.
Ich mag den Text. Er nimmt nicht mehr in Anspruch als ein Gleichnis zu sein, er legt Betonung auf bestimmte Sachen, wodurch er nicht beliebig ist und durchaus was aussagt und die Gedanken in eine bestimmte Bahn lenkt. Das ist Dir auf jeden Fall gelungen. Eine längere, ausführlichere Darstellung hätte entweder nur von der Aussage abgelenkt oder sie aber zu deutlich auf den Punkt gebracht, und da droht dann immer die Gefahr des moralisch erhobenen Zeigefingers.
Zur Diskussion:
Durch seine Aussage(n) passt der Text in mehrere Rubriken. Seltsam passt insofern, da die Vorgänge/Handlungen seltsam erscheinen und eben Fragen beim Leser aufwerfen (extra oben markiert). Würde der Text z.B. nach Gesellschaft oder Philosophisches verschoben werden, so würde zu sehr auf das Kritierium Aussage gezeigt werden. Und vielleicht das Denken des Lesers zu sehr in eine Richtung gedrängt werden. Daher passt Seltsam ganz gut, die Gedanken des Lesers werden nicht zusätzlich gelenkt, sondern der Text muss durch sich selbst wirken.
Schöner Text, habe ich gerne gelesen und kommentiert.