Hallo @Rainbow Runner .
klasse, dass bzw. wie du dich engagierst, ich lese deine Komms jedenfalls mit großem Interesse. Und hab mich gefreut, dass jemand SF mit einem interessanten Ansatz schreibt. Schade, dass du das - zumindest hier, zwischendurch - verlassen hast.
Ich machs kurz: Bei solchen Texten frage ich mich immer, was die für einen Mehrwert haben. Ja, es gibt Wixer. Ja, wir wissen, wie die ticken / denken, weil sie es ja auch kundtun. In dieser Art seit Jahrzehnten, man könnte bald in die -hunderte gehen.
Also, für einen Schreibenden sicher eine gute Fingerübung, sich da reinzudenken (hab ich auch mal gemacht, in finnisch-historischem Kontext und das ist irre schwer!). Vor allem: Ohne wenn und aber reinzudenken, den inneren Zensor / Ankläger abzuschalten etc. p.p.
Was mir aber fehlt (als Lesende, die hier ja keine Übung drin sieht): Irgendwie was Interessantes, das eine zweite Ebene eröffnet. Damit meine ich weder poetic justice (gähn), noch ein moralisierendes Eingreifen des Autors in die Erzählhaltung, sondern eben etwas, das mir Aspekte zeigt, die ich nicht sehe, wenn ich das Gesabbel von solchen Typen im Alltag oder in den Medien lese / höre. Und den sehe ich hier eben nicht. Was ich sehe, ich eine Wiedergabe von ... tja, wie soll ich sagen? Plattem Gelaber, das ich vollkommen uninteressant finde. Damit meine ich nicht dich, als Autor, sondern dich als Erzähler. Bzw. dich als Autor bei der Frage, was du dir davon versprichst.
Was die ganze Sache jetzt aber konterkariert, ist: Du fällst dann ja doch aus der Rolle(nprosa). In diesem Absatz setzt du erst fort, was der Erzähler denkt und rutscht peu a peu immer weiter in die wertende - eben anders gelagerte - Sicht des Autors (nehme ich an, falls nicht, ist da eine zweite Instanz, die sich im Weltbild erheblich vom Erzähler unterscheidet). Hier:
Verstreut auf den Steinen grüßen leere Flaschen, Plastiktüten und Unterwäsche. Er zählt Kabel und Holzbretter. Als er sich auf die Schienen legt, spürt er den Alkohol nicht mehr. Das Gleis drückt kalt in sein Rückgrat. Beckenbauer ist tot, kurz darauf ging Brehme. Und jetzt bezahlt der Berger.
Also doch eine Art ätschibätschi poetic justice.
Andere mögen das ja vollkommen anders sehen, aber mir bringt es null, wenn ich intelligente, durchdachte Leute dabei beobachten kann, wie sie stumpfe Wixer - in diesem Fall eher Rechts- als die bekannteren Linkswixer - lebensecht imitieren.
Im Idealfall hätte man (ich) als Leser nun einen aha-Effekt gehabt, aber ich bekomme ja nix weiter als plumpen Realismus, und das eben auch nicht irgendwie besonders aufbereitet.
Sorry, falls das harsch klingt - ist eigentlich so, dass ich dir ganz wesentlich mehr zutraue. Sowohl was Ideen, Plots, Erzählstimmen wie auch Konzepte und Motive angeht. Vielleicht wars ne Fingerübung und ich nicht das geeignete Publikum - jedenfalls kriege ich auch das Gähnen, wenn Leute Dialoge 1:1 aus dem real life in Prosa transkribieren.
Auf jeden Fall ist es gut, verschiedene Dinge zu probieren, egal, was die Leute sagen - meine: Lass dich bitte nicht irritieren.
Was Schreibtechnisches:
Links der Highway to Hell. Wir sagen Autobahn
Ich rate dringend, bei dem Intro eine ordnende Hand anzulegen. Ganz vor allem aber ungünstig:
Highway to Hell ist Englisch und
links ist auch Englisch: der Plural von
link. Hat mich voll aus der Kurve gehauen, bis ich sah, dass es nicht weiteres Englisch, sondern ganz schlicht eine Richtungsanzeige auf Deutsch ist. (Ich weiß,
Links steht vor
HtH, aber den hatte ich als erstes erfasst.)
Ist übrigens umso schwerer auf einem Blick zu sehen, weil du kein Verb verwendet hast - und mAn geht eine Ellipse eh nur als Anschluss. Den hast du ja aber bei einem ersten Satz nicht. (Es wäre imA nur möglich zu sagen:
Rechts von uns lag der Ozean. Links die Autobahn.)
Und dann gleich 'wir', was auf uns = die Deutschsprachigen, wie aber auch auf ein uns = noch nicht vorgestellte Protagonisten / Figuren zutreffen kann.
Geht aus -> erlischt wäre das passende Verb. An diesem Punkt kann ich noch nicht wissen, dass du ggfs. einen tumben Erzähler mit eingeschränktem Wortschatz zeichnen willst und laste dir es als Autor an. Würde sagen: Soweit maximal ungünstiger Einstieg, sorry. Da wäre es besser, sofort die Figur klar zu umreißen.
Titel: Liegt wie Fußnoten, Zitate, Kapitelmarker, Zwischentitel etc. auf Ebene des Autors, nicht des Erzählers. Zumindest aus Hessen kenne ich auch das "der Soundso" - dann ist das aber doch die Stilebene / Sprache des Erzähler-Protas, nicht deine, oder?
Ich hoffe, du kannst ein bisschen was mit meinem Komm anfangen, auch wenn es für mich nicht gefunzt hat. Wie gesagt: Ausprobieren ist immer gut.
Herzlichst, Katla