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Der Besuch

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11.07.2005
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Der Besuch

Langsam durchschritt ich den blank gewienerten Eingangsraum und durchquerte den ebenfalls gepflegten Flur. Alles in diesem Haus war äußerst reinlich und das weiß der Wände betonte diese Sauberkeit noch. Immer wieder sah man Leute an Tischen sitzen. Sie alle unterhielten sich, spielten Spiele oder vertrieben sich die Zeit mit Fernsehen. Sie alle mussten nichts mehr tun und konnten sich mit dem beschäftigen, was ihnen wichtig war. Arbeit hatten sie keine mehr, diese wurde ihnen vom Personal abgenommen, dennoch schienen nicht alle glücklich zu sein.

An der Türe am Ende des Flur angekommen, hielt ich einen Moment inne. Zwei Monate waren vergangen, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Es war an der Zeit diese Frau zu besuchen, die mir früher so nahe gewesen, mir soviel gutes getan hatte. Und besuchen wollte ich sie auch, auch wenn sie nicht mehr die selbe war, die ich einmal gekannt hatte. Diese Umgebung und die Zeit, hatten sie reichlich verändert.

Ich klopfte sacht, öffnete die Tür und trat ein. Sie war alleine im Zimmer und hatte wohl gerade aufgehört fern zu sehen. Sie saß noch im Sessel, das Gerät war aber aus. Ich begann meine Begrüß, noch in der Türe stehend. Nach einem fröhlichen Hallo ging ich sofort auf sie zu und nahm sie in den Arm. Früher hatten wir so etwas nicht oft getan, seit wir aber nicht mehr viel miteinander redeten, beschränkte sich fast unsere gesamte Verständigung auf solcherlei Zuneigungen.

Als ich sie so in den Armen hielt merkte ich, dass sie abgenommen hatte. Es waren schon ein paar Jahre vergangen, seit sie hier eingezogen war und ich bemerkte Veränderungen eben drastischer als zuvor, als ich sie noch jeden Tag um mich hatte. Ich wusste, dass ich mich daran gewöhnen musste. Dennoch viel es mir manchmal schwer.

Ich fragte sie, ob ihr ihr altes Zuhause nicht fehlen würden, sie meinte nur, dass sie hier doch alles hätte was sie brauchte. Außerdem sei hier doch auch jeden Abend eine Vorstellung und jeden Mittag ein Musiker da, den sie so gerne hörte. Ich nickte und gab ihr Recht. Ich hatte es aufgegeben ihr zu widersprechen. Auch wenn ich genau wusste, dass es hier kein Theater und keine Musiker gab, wollte ich sie doch nicht beleidigen. In ihrem Kopf waren die Eindrücke aus dem Fernsehen längst mit ihrer Realität verschmolzen. Ich wollte bei meinen Besuchen, ihre Nähe spüren und nichts durfte diese Harmonie stören. Deshalb überlegte ich mir jedes Wort genau, bevor ich es aussprach. Auch wenn sie es war, die manches verwechselte, sollte nichts ihr Innerstes aufwühlen.

Ich setzte mich, direkt gegenüber ihres Sessels, auf einen Stuhl. So konnten wir besser unsere wenigen Worte wechseln. Ich erzählte ihr von den Neuigkeiten aus der alten Heimat, in der ich immer noch lebte, und sie erzählte mir die wunderbarsten Dinge aus ihrem Leben. Manches konnte wohl stimmen, doch klang anderes wiederum komisch, gar verrückt, für mich. Dennoch hielt ich mich zurück, sie zu verbessern oder gar zu spotten.

Wir saßen eine Weile so und ich schaute mich ein wenig in ihrem Zimmer um. Dabei fiel mein Blick auf ein altes Foto an der Wand. Auf ihm erkannte man sie zusammen mit mir und einem stark gebauten, bärtigen Mann. Wir saßen alle auf der Veranda unseres alten Hauses, und der bärtige Mann war mein Vater. Alle drei schauten wir in die Ferne und schienen großes zu planen. Dass waren noch Zeiten gewesen, doch leider war alles anders gekommen.
Als sie mich das Bild betrachten sah, fragte sich mich, wie es meinem Vater gehe. Sie habe ihn auch schon so lange nicht mehr gesehen und würde ihn gerne mal zu sich einladen. Sie habe hier ja schließlich reichlich von allem und die Bediensteten würden sich ja auch noch um ihn kümmern können. Verlegen und zögernd suchte ich nun nach den richtigen Worten, den sie hatte die Frage gestellt, vor der ich mich jedes Mal fürchtete. Diesmal hatte ich jedoch keine Möglichkeit ihr auszuweichen. Ich war gezwungen ihr die ganze Geschichte wiedereinmal zu erzählen. Ich wusste schon genau, was passieren würde. Deshalb kamen mir die Worte auch kaum über die Lippen, als ich sagte, dass Vater schon vor drei Jahren gestorben war. Als sie dies hörte, traten Tränen in ihre Augen. Für sie war diese ein weiteres Mal absolut neu und unbegreiflich. Ein geliebter Mensch war für sie in gerade diesem Augenblick wieder aufs neue gestorben. Ihr Gefühle übermannten sie und sie schluchzte leise. Ich stürzte sofort auf sie zu und nahm sie fest in den Arm. Es tat mir Leid, dass ich ihr dies hatte sagen müssen Ich hatte der Harmonie auf diese Weise den Gnadenstoß gegeben. Ein schwacher Trost war es, dass sie es in wenigen Minuten wahrscheinlich schon wieder vergessen würde.

So stand ich da, hinabgebeugt auf den Sessel dieser Frau und hielt sie fest umschlugen. Einige Minuten blieb ich so, sprach kein Wort mehr. Ich wartete bis sie sich beruhigt hatte. Dann beschloss ich, dass es besser sei zu gehen.

Ich verabschiedete mich von ihr, gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum. Wieder durchschritt ich den sauberen Flur und die glänzende Eingangshalle. Wieder ging es vorbei an den Menschen, die dort saßen. Als ich die Eingangstür hinter mir schloss, hatte ich Tränen in den Augen. Ich wusste, dass ich wieder eine Weile nicht in der Lage sein würde hierher zu kommen. Denn es war schrecklich für mich, diese geliebte Frau so sehen zu müssen.

 

Hallo Hagbard,

und herzlich willkommen hier.
Leider langweilst du mit dieser Geschichte ein bisschen. Das liegt an den fielen mE überflüssigen Wörtern, die du benutzt und die den Sätzen so eine von dir bestimmt nicht beabsichtigte Beiläufigkeit geben.
Inhaltlich finde ich es unnötig, dass du es als Pointe nutzt, dass es die Mutter ist. Damit nimmst du deiner Geschichte etwas Rührendes. Auch, wenn sie sogar den Tod des Ehemanns immer wieder vergisst, scheint es mir, als dürfte sie den Sohn dann zumindestens partiell nicht erkennen. Jedenfalls beschreibst du sie entsprechend verwirrt. Aber da unterscheiden sich die Einzelfälle natürlich sehr.
Wenn du die vielen überflüssigen Wörter (siehe dazu die Details) minimierst könnte das eine rührende kleine Geschcihte werden.

das schlichte weiß der Wände betonte diese Sauberkeit noch
Weiß
und konnten sich mit dem Beschäftigen, was ihnen wichtig war
beschäftigen (klein)
Zwei Monate war ich nun schon wieder nicht mehr hier gewesen. Nun war es wieder einmal an der Zeit diese Frau zu besuchen,
Diese Stelle nehme ich mal als beispielhaft für eine Verbesserungsmöglichkeit. Merkst du wieviele "wieder" "einmal", "nun" usw du in den Sätzen hast? Die könnten sehr viel zügiger sein, wenn du auf diese Vokabeln verzichten würdest. Sie nehmen den Sätzen die Spannung.
Ich begann meine Begrüß, noch in der Angel stehend.
meine Begrüßung sollte das wohl werden. ;)
Man sagt zwar "zwischen Tür und Angel" als feste Redewendung, aber in der Angel stehend würde bedeuten, dass dein Prot sich zwischen die kleinen Plättchen legen müsste, die sich in den Türangeln befinden.
nun aber immer öfters.
beim ersten s von öfter war ich noch unsicher, aber mE ist das einfach nur Vulgärdeutsch und das s hat da hinten nichts zu suchen.
Seit wir nicht mehr viel mit einander redeten
mE miteinander (zusammen)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,
Ich hatte diese Geschichte gestern abend geschrieben und wollte sie dann möglichst schnell jemand zeigen. Heute hab ich sie noch mehrmals durchgearbeitet, werde dies in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch ein paar Mal machen. Ich hab versucht weitgehen alle unnützen Füllwörter los zu werden, denke aber, dass ich noch mehr finden werde. Ich gebe dir Recht, dass diese die Geschichte wirklich nur aufhalten. Mir war es beim Schreiben gar nicht bewusst, wie viele solcher Wörte ich benutzt hatte.
Über den Schluss habe ich auch noch einmal nachgedacht und habe ihn nun etwas offener gelassen. Ich hoffe, dass das Verständnis, dass es sich um eine senile Person in einem Heim oder einer Station handelt, dennoch nicht verloren ging. Ich wäre dankbar, wenn mir dies jemand mitteilen könnte. Ich freu mich auch über jede weitere Meinung zu meiner Geschichte.
Übrigens habe ich etwas ähnliches erlebt (nicht ganz so schlimm zum Glück). Es ist tatsächlich so, dass senile Menschen, nur noch auf Gefühle reagieren können. Sie kennen noch Gesichter und wissen, wer ihnen wichtig ist. Sie haben allerding Probleme Erreignisse aus jüngerer Zeit (so wie hier extrem die 3 Jahre seit dem Tod des geliebten Menschen) in ihrem Kopf zu behalten, während älteres wieder zum Vorschein kommt oder auch manches aus z.B. dem Fernsehen in die Realität einfließt. Ich kenne zwei solche Perosnen, die so ein Verhalten aufweisen, ob es immer so ist kann ich nicht garantieren. Ist eben meine Erfahrung mit dem Thema.

 
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Hi Hagbard,

jetzt muß ich immer, wenn in meinem Posteingang, der Titel: -Der Besuch- erscheint, nachsehen, ist es deine oder meine Geschichte. :D

Habe unter dem gleichen Titel, eine Krankenhaus KG geschrieben.

Mir gefällt deine KG, weil du ein Thema aufgreifst, das mich einerseits fasziniert, aber auch tief erschüttert.
Ich hoffe das ich meinen Kindern solche Besuche ersparen kann.

Was mag in den Menschen vorgehen, die den Bezug zur Realität verloren haben? Wie empfinden sie sich selber? Ich denke sooft darüber nach.

Also, das Thema finde ich sehr gut. Doch solltest du noch ein wenig an der Ausarbeitung formen. Fehler sind auch noch einige drin.

Und besuchen wollte ich sie auch, auch wenn sie nicht mehr die selbe war, die ich einmal gekannt hatte.
Mal abgesehen von dem zweimal -auch- bin ich der Meinung, diesen Satz kannst du ganz streichen.
Noch ein Beispiel:
Sie war alleine im Zimmer und hatte wohl gerade aufgehört fern zu sehen. Sie saß noch im Sessel, das Gerät war aber aus.
Vorschlag: Sie war alleine und saß in ihrem Fernsehsessel. Das Gerät war abgeschaltet, doch ich wusste, Fernsehen, war ihre Lieblingsbeschäftigung. Damit holte sie sich das Leben in ihr Zimmer, vermischte es mit ihrem Alltag.

Du gebrauchst viele Füllwörter., in dem obigen Satz, sind wohl und aber, überflüssig.

Das legt sich mit der Zeit. Wenn du ganz viel hier liest, hast du es schnell raus. ;)

Dein Ansatz ist gut. Den Feinschliff wirst du dir noch erarbeiten. (Wobei dieses erarbeiten, nie zu Ende geht.) :)

Ich hoffe, dass das Verständnis, dass es sich um eine senile Person in einem Heim oder einer Station handelt, dennoch nicht verloren ging.
Nein, geht es nicht.

ganz lieben Gruß coleratio

 

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