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Der Bettler

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30.11.2003
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Der Bettler

Sein Gesicht ist eingefallen und eine kleine Narbe ziehrt seine rechte Wange. Die Hose ist mit mehreren Flicken zusammen gehalten und sein Atem riecht nach starkem Alkohol.
„Hast du mal einen Euro für mich?“, haucht er und seine Fahne weht mir ins Gesicht. Ich möchte schon ansetzen zu einer Lüge, da besinne ich mich eines Besseren und krame in meiner Tasche herum. Ich werde hektisch und frage mich wieso. Weil er mich mit glasigen Augen anstarrt oder, weil er seine Krücken mit festem Griff umklammert? Mein Herz klopft ein wenig schneller und meine Hände beginnen zu schwitzen. Ich versuche diese absurden Panikgefühle zu unterdrücken, während meine Hand endlich das Eurostück umschließen.
„Hier“, sage ich und achte peinlich genau darauf, dass meine Fingerspitzen nicht seine Haut berühren. Gerade möchte ich mich abwenden, da umgreift er mein Handgelenk. Ich werde starr vor Schreck.
„Währst du so gut und kaufst mir schnell eine Flasche Alkohol?“, kräzt er mit heiserer Stimme, zeigt auf das Geschäft hinter sich und legt noch zwei weitere Eurostücke in meine Hand. Seine Hand umklammert immer noch mein Handgelenk. Ich möchte gerade protestieren, da er meiner Meinung nach genug Alkohol im Blut hat. Seiner immer fester werdender Griff verleitet mich zu einer anderen Entscheidung.
„Also gut“, stammel ich und erwarte, dass er mein Handgelenk los lässt, als ich jedoch auf meinen Arm hinunter blicke, ist seine Hand längst verschwunden.

Mit zitternden Händen streife ich mit Blicken das Alkoholregal.
Wozu habe ich mich da nur eingelassen?, schießt mir durch den Kopf und ich schiele durch das Fenster des Geschäfts. Es kommt so vor, als könnte er mit seinen eindringlichen Augen direkt in mein klopfendes Herz blicken. Ich richte wieder meine Aufmerksamkeit auf das Regal und bilde mir ein, dass alle Blicke an meinem Rücken haften. Mir ist das furchtbar peinlich und mein Gesicht fühlt sich immer heißer an.
Endlich greife ich eine Flasche und gehe mit immer heftiger klopfendem Herzen zur Kasse.

Wütend funkelt er mich an.
„Was fällt dir ein, du Göre? Ich sagte Alkohol!“
Seine Augen sprühen Funken und seine Lippen sind zu einem schmalen Strich aufeinander gepresst.
„Aber ich dachte Wasser wäre besser“, stammele ich leise und zeige auf die Wasserflasche in seiner Hand. Der Bettler schreit auf und schmeißt die Wasserfalsche auf den Boden, sodass sie in tausend Teile zerbarst. Ich weiche unwirkürlich einen Schritt zurück. Der Bettler packt meinen Oberarm und zieht mich zu sich heran.
„Jetzt pass mal auf, ich brauche keinen jugendlichen Babysitter, verstanden? Wenn ich sage Alkohol, dann meine ich auch Alkohol“, zischt er und seine Fahne weht mir erneut mitten ins Gesicht.
„Dann besorgen sie sich das Zeug das nächste Mal selbst“, zische ich, mit einem kurzen Aufbäumen meiner Selbstachtung, zurück und löse mich aus seinem Griff.
Mit klopfendem Herzen, zitternden Händen und schnellen Schrittes eile ich davon.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi bluna,

die Geschichte stimmt für mich leider überhaupt nicht.

Ich versuche mal kurz zu erläutern, was mich irritiert:

So ein Bettler, wie du ihn beschreibst, sitzt mit einem Plastikbecher vor sich auf dem Boden, würde aber kaum nach einem Euro fragen.

Diese "Haste-mal-nen-Euro"-Frager sind nach meiner Erfahrung eher die Jüngeren, die vielleicht auch obdachlos, oft aber einfach ohne Geld und Perspektive (manchmal drogensüchtig) in der Gegend rumlungern. Ich möchte eigentlich keine typischen Bilder von Menschen aufzeigen, die irgendwie so sein könnten, weil es so unterschiedliche Lebenswege gibt, die manchmal leider auf der Straße enden.

Vollends unglaubwürdig finde ich dann die Szene, in der der Prot gebeten wird, Alkohol zu kaufen. Wenn überhaupt, dann würde es Bier oder Wein oder irgendeine Art von Schnaps sein müssen; aber kein Mensch sagt doch: Geh' mal Alkohol kaufen.
Aber schon die Bitte alleine kommt mir unrealistisch vor und die Reaktion der Prot darauf noch mehr.

Für mein Gefühl ist diese Geschichte sehr abwertend gegenüber den Menschen, die auf der Straße leben (müssen) und sie läßt vermuten, dass du dich noch nie ernsthaft mit dieser Thematik auseinandergesetzt hast. Mich hat das sogar etwas geärgert, wenn ich in mich hineinhorche.
Das hört sich jetzt alles sehr hart an, aber ich finde keinen anderen Worte, um dir klarzumachen, was ich über diese KG denke :(.


Lieber Gruß
ber

 

Hallo Bluna,

leider muss ich Bernadette in weiten Teilen zustimmen.

Ich finde es ungerechtfertigt, wie du den Bettler als assozialen Typen darstellst. Die meisten haben ein schweres Schicksal hinter sich und sind nicht grundlos auf der Straße gelandet.
Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass die meisten Bettler sehr freundlich sind.

Die Frage des Bettlers finde ich auch unrealistisch. Wieso kauft er sich sein Zeug nicht selbst? Du müsstest schon einen Grund liefern, warum er es nicht selbst kaufen kann.
Gleichzeitig stimme ich Bernadette bezüglich der Frage nach dem Euro zu. Ich selbst habe ich die Frage nur sehr selten gehört. Ich glaube es ist eher so etwas wie ein Klischee, dass alle Obdachlosen/Bettler fragen: "Hast du mal nen Euro?".

LG
Bella

 

bluna,
Du hast versucht, eine klassische Situation einzufangen - mit der Abänderung, dass wohl niemand für einen Bettler Alkohol kaufen würde. An dem Punkt hängt die Glaubwürdigkeit der Geschichte, denn auch ein realer Bettler will Geld natürlich für Lebensmittel. ;-)

Die Euro-Frage mag ein Klischee sein, ich kenne eher die Frage nach 'Kleingeld'.

Ich habe die Geschichte so verstanden, dass es nicht um das schwere Schicksal des Bettlers, sondern um die Sichtweise des Passanten geht - das halte ich auch für legitim. Zum Alltag gehören eben nicht nur unschuldig in Not geratene (gibt es eigentlich gar keine schuldig in Not geratene? gibt es keine Sozialhilfe?) Menschen, sondern auch Leute, die angeekelt sind und nicht mit der Situation umzugehen wissen.
Die Reaktion auf die Wasserflasche ist so unrealistisch nicht - man achte mal auf die angewiderte Reaktion eines Bettlers, der von einer wohlmeinenden älteren Dame ein geschmiertes Brötchen bekommt.

Nichtsdestotrotz braucht die Geschichte noch ein gerüttelt Maß an Überarbeitung - wer verlangt nach einer Flasche 'Alkohol'?

Viele Grüße vom gox

 

Hallo Bluna,

deine Geschichte hat mir ehrlich gesagt auch nicht gefallen.

Ich kann mich nur den Vorrednern anschließen.
Auch finde ich es unrealistisch einen Jugendlichen zum Alkoholkauf zu schicken. Er betitelt sie als "Göre", also ist sie meiner Meinung nach minderjährig. Denen darf überhaupt kein Alkohol verkauft werden.
Hätte das Mädchen zu dem Bettler gesagt: "Ich durfte nur Wasser kaufen, da ich als Minderjährige keinen Alkohol bekomme", wäre das schon glaubhafter.

Auch sind mir noch ein paar Fehler aufgefallen.

Sein Gesicht ist eingefallen und eine kleine Narbe ziehrt seine rechte Wange.

ziert

Währst du so gut und kaufst mir schnell eine Flasche Alkohol?“

wärst

Seiner immer fester werdender Griff verleitet mich zu einer anderen Entscheidung.

sein

Es kommt so vor,

Es scheint so, als

Der Bettler schreit auf und schmeißt die Wasserfalsche auf den Boden, sodass ..

Wasserflasche

Vielleicht überarbeitest du die Geschichte noch etwas.

Viele Grüße

bambu

 

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