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Hallo, ich habe ihn etwas überarbeitet, ich hoffe, dass er jetzt besser herüberkommt
Der Bulldozer
Heiß und qualmend stand der Motor des Bulldozers plötzlich still. Franck stieg fluchend ab. Nicht schon wieder! Jetzt reicht's! Er hatte Jack, den Bauleiter bereits darüber angesprochen, dass die Maschine ein Problem hatte. Aber der kümmerte sich lieber um seine Rumflasche als seine Arbeit zu erledigen. Es war klar, dass er als Ehemann der Chefin einen gewissen Status genoss und diesen in vollen Zügen ausnutzte, er aber übertrieb reichlich.
„Ist die Maschine schon wieder am Arsch?“ Spotteten seine Kollegen.
„Lacht nur ihr Idioten! Ihr müsst euch ja nicht mit dieser Scheiße herumschlagen!“
„Hast du Jack schon davon berichtet?“ Einer von ihnen mimte einen Betrunkenen, was in der Gruppe allgemeines Gelächter auslöste.
«Verdammt wäre er nicht der Mann der Chefin», fluchte er vor sich hin‚ «wie konnte diese geile Tussi nur mit so einem Arschloch herumhängen?», schimpfte er. «Verflucht, ich weiß, dass er auch die Mitarbeiterin vögelt, es sei denn, das Stöhnen, das ich neulich im Vorbeigehen hörte, war Gestöhne, die auf die Geschicklichkeit und das Fingerspitzengefühl der besagten Mitarbeiterin zurückzuführen waren! » Dieses Stöhnen vernahm er, da er an Jacks Büro vorbeimusste, um den Schlüssel des Bulldozers an seinem Platz zu bringen. Noch immer in Gedanken fuhr er fort. «Die Mitarbeiterin ist zwar auch verdammt geil, aber Jack ist ja so hässlich! Er ekelt mich an, würde ich eine Frau wie seine haben, würde ich sie nicht betrügen! » Eine kleine Stimme in seinem Kopf mischte sich ein und sagte: «Du bist neidisch! » «Neidisch? Ich? Überhaupt nicht! » Franck war tatsächlich neidisch! Und auch verbittert! Er war nun schon seit zwei Jahren geschieden, da seine Frau nach nur einem Jahr Ehe mit einem reichen Arschloch durchgebrannt war. Kurz gesagt, er war genervt, weil er mit fünfunddreißig Jahren wegen dieser Schlampe wieder Single war. Das war der Grund weswegen er anderen Frauen gegenüber misstrauisch geworden war, doch im Allgemeinen hasste er sie aber nicht.
Aus seinen Gedanken aufwachend erinnerte er sich wieder an den Bulldozer. Entmutigt dachte er: «Ich lasse ihn abkühlen und schaue mir das verdammte Ding mal selbst an. »
Er wollte sich beruhigen. So zündete er eine Zigarette an und wartete, dass der Motor abkühlt und das Pfeifen nachließ. Glücklicherweise hatte er sich vorhin in dem Zigarettenladen ein paar Zigarettenschachteln gekauft, denn der Tag versprach, beschissen zu werden.
Bei der dritten Zigarette hatte das Pfeifen endlich nachgelassen, aber er hörte immer noch ein Geräusch. Neugierig trat er näher an den Motor heran, um genau zu lauschen. Er stellte fest, dass das Geräusch kein Geräusch, sondern ein Jammern war und dass dieses gar nicht vom Motor stammte, sondern von woanders her. Er sah sich um und begann seine Suche die ihn hinter den Sandhügel führte, den er planieren sollte, als ihm der verdammte Bulldozer unter dem Arsch zusammenbrach. Da saß ein etwa fünfjähriges Mädchen, das leise wimmerte. Ihre kleinen roten Wangen waren tränennass, als sie ihren traurigen Blick auf ihn richtete. Die Zigarette fiel ihm aus dem Mund, als ihn das Grauen fasste als er feststellte:
«Du meine Güte, was, wenn dieser verdammte Bulldozer nicht auf der Strecke geblieben wäre .... »
Carol hatte Rose erlaubt auf dem mechanischen Pferd zu reiten, während sie die Kassiererin bezahlte und ihre Einkäufe in ihrer Tasche verstaute, das war die Belohnung für ihre fünfjährige Tochter, dass sie während der Einkäufe schön brav gewesen war. Es war nicht leicht, mit 34 Jahren alleinerziehende Mutter und dazu noch hoffnungslos alleine zu sein. Roses Erzeuger wollte keine Verantwortung übernehmen und machte sich, ohne eine Spur zu hinterlassen, feige aus dem Staub.
Sie hatte natürlich mehrmals versucht einen Mann zu finden. Wunderschön war sie obendrein und wenn sie ihr langes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenband und mit freiem Gesicht, war sie der Meinung ihrer Freundinnen nach noch reizender und attraktiver. Es wäre eigentlich ganz leicht für sie einen Mann zu finden. Nur ist eine Frau mit Kind, so hübsch sie auch sei, nicht nach dem Geschmack aller Männer, man sollte sagen, dass es ihnen Angst zu machen scheint. Na ja, mit vierunddreißig Jahren ein Kleinkind zu haben, schreckt die Herren zu oft ab.
Ihre Einkäufe verstaut und bereit sich auf den Heimweg zu machen, drehte Carol sich, um Rose zu beten zu ihr zurückzukehren, aber von ihrer Tochter war keine Spur zu sehen, sie war verschwunden.
Besorgt schaute sie sich um und rief mehrmals ihren Namen, ohne Erfolg. Mit wachsender Angst rief sie immer lauter und beunruhigter, sodass andere Kunden, von denen einige sich betroffen fühlten, ihr halfen Rose zu rufen, aber alle Rufe blieben unbeantwortet.
Franck, der Kinder sehr mochte, beugte sich und fragte mit sanfter Stimme:
„Was machst du hier und warum weinst du, mein Schatz?“
„Ich finde meine Mama nicht mehr. Ich hatte einen schönen Schmetterling gesehen und bin ihm gefolgt, als ich ihn gefangen hatte, wollte ich ihn streicheln, er ist weggeflogen und ich wusste nicht mehr, wo ich war. Der Schmetterling und meine Mama waren beide verschwunden. Sagte sie und brach in Tränen aus.
Franck, der Mitgefühl mit dem Kind hatte, nahm sie in seine Arme und versuchte sie zu trösten. Ihm fiel ein, dass er einen schokoladenen Riegel in der Tasche hatte.
„Wie heißt du denn mein Schatz? Hier schau mal, magst du Schokolade?“
„Ich heiße Rose“, sagte sie, sie schniefte und rieb sich mit ihren kleinen Händen die Tränen aus den Augen und bedankte sich für die Schokolade.
„Wo hast du deine Mama denn zuletzt gesehen?“
„In einem großen Kaufhaus, wo viele Leute waren.“
„Weißt du was, wir werden deine Mama suchen, komm mit!“
Er nahm sie auf seinen Arm und dachte eine Weile nach. War da nicht ein Supermarkt am anderen Ende der Baustelle?
Vorher aber musste er seine Abwesenheit rechtfertigen und ging zu seinen Kollegen, um ihnen die Situation zu schildern, diese sagten, er solle sich keine Sorgen machen und der Kleinen helfen. Er machte sich also auf der Suche nach dem Kaufhaus, an welches er gedacht hatte. Die Kleine hatte sich nun etwas beruhigt, sie lutschte den Rest Schokolade von ihren Fingern und kuschelte sich an ihm.
Als Carol wieder zu sich kam, verließ sie von zwei Personen gehalten, das Kaufhaus um frische Luft zu atmen. Sie stand immer noch unter Schock und weinte, der Kummer zerrte ihre Innereien, sie malte sich das schlimmste aus und schrie man soll doch die Polizei rufen, denn sie selbst war nicht in der Lage dazu.
Franck erreichte das Ende der Baustelle und sah den Supermarkt, an den er dachte, dieser aber war geschlossen.
«Verdammt, jetzt rufe ich die Polizei! » dachte er. Er tastete seine Taschen ab nach der Suche seines Handys, konnte es aber nicht finden. Da erinnerte er sich dass er es auf dem Armaturenbrett des Bulldozers hatte liegen lassen.
«Hör zu, Schatz, ich habe mein Handy vergessen, wir müssen zurück um es zu holen, denn ich muss einen Freund anrufen, aber wir werden deine Mutter finden, das verspreche ich dir! » Er sagte Freund, denn hätte er Polizei gesagt, hätte Rose Angst bekommen.
„Beruhigen Sie sich bitte, wir werden alles tun, um Ihre Tochter wieder zu finden. Wie lautet ihre Beschreibung?“
„Sie ist fünf Jahre alt, 3,5 Fuß (ca. 107 Zentimeter) groß, trägt ein gelbes Kleid mit kurzen Ärmeln und hat langes blondes Haar.“
„Gibt es irgendwelche besonderen Merkmale?“
„Nein.“
„Haben Sie ein Bild von ihr?“
„Ja, einen Moment bitte.“ Sie wühlte in ihrer Tasche und reichte dem Polizisten das Bild. „Bitte sehr!“
Juan nahm es und fotografierte es mit seinem Handy ab.
„Zentrale für Streife 12, wir haben ein fünfjähriges Mädchen das als vermisst gemeldet wurde, wir haben die Beschreibung! Ich schicke Ihnen das Foto über meinem Handy, wir beginnen mit der Suche.“ Sehr Diskret fügte er hinzu: „Mögliche Entführung! Cortez ende.“
„Verstanden Streife 12. Zentrale Ende." Krächzte das Walkie-Talkie.
Juan sagte leise zu seinem Partner:
„Ich hoffe, sie ist nicht in den Händen dieses Perversen gefallen, den wir schon eine ganze Weile suchen.“
Sein Kollege nickte mit finsterer Miene.
„Wir machen uns auf den Weg.“ Sagte Juan zu Carol. „Wir beginnen mit der nahen gelegenen Baustelle, das ist oft ein beliebter Ort …“ Er beendete nicht seinen Satz. Ohne eine Sekunde zu verlieren, machten sie sich auf den Weg. Fünf Minuten später bogen sie um die Ecke und betraten die Baustelle.
Etwa hundert Meter entfernt sahen sie einen Mann mit einem kleinen Mädchen, auf welchem die Beschreibung passte, die sich entfernten.
„Zentrale für Cortez. Wir haben einen 10-107 (verdächtige Person) Ende.“
„Verstanden. Ende.“
Die Polizisten näherten sich Franck und Juan schrie:
„Halt, Polizei, setzen Sie das Kind ab auf den Boden und entfernen Sie sich von ihr!“
«Es gibt Momente im Leben, an denen man aus falschen Gründen falsche Entscheidungen trifft, dies war Francks Fall in diesem kurzen und entscheidenden Augenblick!»
Blitzartig und ohne Grund wurde Franck von einem Fluchtreflex ergriffen. Er ließ die Kleine auf den Boden und rannte los.
„Halt oder ich schieße! Erste Warnung!“
Franck hörte nicht zu, im Gegenteil, er beschleunigte.
Juan wiederholte:
„Halt oder ich schieße! Zweite und letzte Aufforderung!“ Keine Reaktion.
Juan schoss zweimal in die Luft. Aber das änderte nichts, Franck flüchtete weiter.
„Zentrale für Cortez, wir haben einen 10-30 (Gehorsamsverweigerung), bitte um Unterstützung! Ende!“
„Verstanden, Streifen 17 und 19 sind auf dem Weg. Ende.“
„Kümmere dich um die Kleine, es sind Streifen unterwegs. Ich kümmere mich um den Kerl da! Da beide genau wussten, dass Juan der schnellere war, nahm dieser die Verfolgung auf.
„Sei vorsichtig, ich schicke dir Verstärkung, sobald sie da ist. Schrie Banks seinem Partner zu, Juan aber war voll auf den Flüchtigen konzentriert.
Franck bemerkte schnell, dass der Polizist, der ihn verfolgte, viel schneller war als er. Er dachte, dass er bei einem Zweikampf eine 50:50-Chance hätte, bei einer Flucht hingegen ... keine. Er versteckte sich also hinter einem Erdhügel und wartete auf den Polizisten.
Streife 17 war als erste eingetroffen und Banks erklärte ihnen mit der Kleinen an der Hand die Situation.
„Banner, du folgst Cortez, ich fahre mit dem Auto um die Baustelle herum.“ Sagte Fox. Banner rannte los, während Fox mit dem Fahrzeug und mit heulenden Sirenen losfuhr. Er nahm das Funkgerät zur Hand und sagte: "Code 3 (Sireneneinsatz) Ich fahre mit dem Fahrzeug um die Baustelle herum".
Carol, bei der nun Streife 19 angekommen war, hörte die Schüsse und kurz darauf die Sirenen. Absolute Panik ergriff Besitz von ihr. Sie war so aufgebracht, dass die Polizisten sie wie eine Diebin behandeln und sie zu Boden stürzen mussten, um sie zu beruhigen.
Franck dachte: «Was habe ich mir nur dabei gedacht, einfach wegzulaufen? » Zugegeben, er hatte in der Vergangenheit einige Male mit der Polizei zu tun gehabt, aber trotzdem! Anstatt sich zu ergeben, wie es ihm die Vernunft vorschrieb, traf er eine weitere schlechte Entscheidung. Er erinnerte sich an seine Ausbildung beim Militär wie man im Nahkampf kämpft und ließ den Polizisten vorbeigehen, dieser bemerkte ihn erst, als Franck sich auf ihn stürzte.
Carol wehrte sich wie eine Furie, Officer Clark versuchte sie zu beruhigen und sagte:
„Ma'am! Um Gottes willen, beruhigen Sie sich doch! Ich bin auch eine Mutter, genau wie Sie und ich verstehe Sie sehr gut, das versichere ich Ihnen! Ich habe eine Idee, ich werde meine Kollegen anfunken und mich nach dem Stand der Dinge erkundigen, aber nur, wenn Sie sich beruhigen! Verstehen Sie mich?“ Bei diesen Worten beschloss Carol, sich zu mäßigen.
„Gut so, ich danke ihnen! Clark an Streife 12 und 17, was ist bei euch los?
Banks antwortete als erster und begann damit, dass die Kleine in Sicherheit sei.
„Ich bin auf dem Weg, um sie zu ihrer Mutter zurück zu bringen.“ Dann fuhr er fort und erklärte deutlich, wie die Dinge verliefen.
„Haben Sie gehört, Carol? Darf ich Sie Carol nennen?", fragte Clark, die Mutter nickte, beruhigt aber extrem beschämt, dass sie so ausgerastet war. Die Polizistin beruhigte sie auch in dieser Hinsicht und half ihr aufzustehen, woraufhin sie aus Erleichterung in Clarks Arme fiel.
Fox erreichte an Bord seiner Crown Victoria die andere Seite der Baustelle. Er konnte nichts Außergewöhnliches feststellen, nur, dass die Baustelle stillstand und alle Arbeiter sich fragend umsahen. Er stieg also aus und rannte in die Richtung, wo er den Verdächtigen und Cortez vermutete.
Franck hatte sich auf Juan gestürzt und es begann ein erbitterter Kampf, jeder schlug so hart zu, wie es nur möglich war. Beide mussten die Schläge des anderen einstecken. Obwohl Juan gut ausgebildet war, war er Franck jedoch nicht gewachsen. Dieser aufgrund seiner zehnjährigen harten Arbeit auf der Baustelle, seiner fünfjährigen Militärausbildung und seiner Erfahrung in Irak wurde stark wie ein Bär und überwältigte ihn schließlich. Zwar blutete Franck aus dem Mund, aber Juan lag schwer verletzt am Boden.
Franck hob die Waffe des Polizisten auf und richtete sie auf ihn. Er hatte nicht die Absicht zu schießen, er wollte nur sicherstellen, dass der Polizist außer Gefecht gesetzt war und fliehen. Banner, der in diesem Moment erschien, wusste natürlich nichts von Francks Plan, er sah nur, wie Franck die Waffe auf seinen Kollegen richtete, Banner zögerte keine Sekunde und eröffnete das Feuer.
Carol und Rose fielen sich gegenseitig in die Arme und weinten vor Freude, Carol küsste ihre Tochter. Die Polizisten und Schaulustigen applaudierten angesichts der Ereignisse und freuten sich, dass die Mutter ihre kleine Tochter wiedergefunden hatte. Ein Krankenwagen der die Mutter und das Kind abholte um sie für einige Untersuchungen ins Krankenhaus zu bringen war gerade fort als Clark Schüsse hörte. Und gleich darauf:
„Polizist am Boden, Verdächtiger erschossen, schicken sie zwei Krankenwagen, schnell! Ende.“
Alle anwesenden Polizisten konvergierten zu dem Ort, an dem sich Cortez und Banner befinden sollten.
„Was zum Teufel hast du getan?“ Schrie Fox Banner an.
„Er richtete die Waffe auf Cortez, er wollte schießen!“
„Bist du dir da sicher? Verdammte Scheiße!“
Banks und Clark trafen gemeinsam ein, Banks ging auf seinen Partner zu und Clark ging mit erhobener Waffe Richtung Franck. Mit dem Fuß stieß sie Franks Waffe zur Seite und beugte sich über ihn.
„Er lebt! Du hast ihn schön in die Schulter und ins Bein getroffen. Verdammt, da hast du aber Schwein gehabt!“
„Schwein gehabt? Verdammt, Fickt euch alle, er wollte schießen!" Ärgerte sich Banner.
„Bist du dir sicher, dass du das beweisen kannst?“
„Ihr kotzt mich alle an! Ich wollte nicht darauf warten, dass er einen Bullen abknallt, der obendrein noch wehrlos war!“
Die Arbeiter näherten sich um Franck zur Hilfe zu eilen, wurden aber sofort von den Polizisten zurückgedrängt.
„Warum haben Sie auf ihn geschossen? Was hat er getan?“
„Mach dir keine Sorgen, Franck, wir lassen dich nicht im Stich!“ Riefen sie.
Während die Sanitäter sich um die Verletzten kümmerten, lasen die Polizisten Franck seine Rechte vor und endeten mit:
„Franck Mullarkey, ich verhafte Sie wegen Entführung eines Minderjährigen, Verdacht auf pädophile Handlungen, Körperverletzung an einem Polizisten und versuchtem Mord an diesem! Du wirst einige Zeit hinter Gittern verbringen! Und ich kann dir versichern, dass die anderen Häftlinge Pädophilen lieben. Los, nehmt ihn mit!
Im Krankenhaus befragte die Polizei Rose, diese antwortete:
„Der Mann war sehr lieb zu mir, er wollte mir nur helfen, meine Mama wiederzufinden, er war wirklich nett! Ich mochte ihn sehr!“ Auf die Frage ob er sie irgendwo angefasst hätte verneinte sie sehr stark.
Carol zog vor, nichts zu sagen. Sie glaubte ihrer Tochter natürlich, aber sie wusste auch, dass die menschliche Güte äußerst selten sein konnte.
Jahre später stand Franck am Eingang der Kirche mit seiner Adoptivtochter am Arm, er bereitete sich darauf vor, sie zum Traualtar zu führen. Nachdem er das Mittelschiff durchquert hatte, führte er sie in die Arme ihres zukünftigen Ehemanns und klopfte diesem vertrauensvoll auf die Schulter.
Er kehrte zu seiner Frau zurück, nahm sie in den Arm und küsste sie. Sie bewunderten gemeinsam ihre Tochter, die "Ja", sagte. Franck sah Carol an und flüsterte ihr zu:
„Danke für all das Glück, das du mir geschenkt hast.“
Daraufhin antwortet sie lächelnd:
„Nein, danke, diesen verdammten Bulldozer!“
Franck wachte ruckartig auf.
„Los, ihr Faulpelze, es ist Zeit aufzustehen, holt euch eure Finger aus eure Ärsche!“ Rief der Wärter und ließ seinen Schlagstock über die Gitterstäbe gleiten. Er wusste, dass das Stress erzeugte und genoss es.
Franck hatte die Hälfte seiner Haftstrafe im Staatsgefängnis verbüßt.
Die Klage wegen Pädophilie wurde fallengelassen, zum einen, weil der gesuchte Pädophile einen Monat vor seiner Verurteilung gefasst und inhaftiert wurde und zum anderen, weil Rose sich zu seinen Gunsten sehr stark eingesetzt hatte und die verschiedenen Kinderpsychiater die Aussagen des Mädchens befürworteten.
Flucht, Angriff auf einen Polizisten und Mordversuch an diesem hingegen wurden aufrechterhalten.
Nach dem Frühstück und dem Morgenspaziergang war er auf dem Weg zurück in seine Zelle, als er von einem Wärter angesprochen wurde.
„Mullarkey, du hast Besuch. In den Besucherraum, los!“
„Ich soll Besuch haben? Ich habe niemanden mehr, der mich besuchen würde!“
„Das ist mir egal, du gehst oder du gehst nicht, das geht mir am Arsch vorbei!“
Frank beschloss, doch zu gehen, er war neugierig.
„Frank Mullarkey, es heißt, ich hätte Besuch.“
„Ja im Saal, dort drüben!“
Er ging durch die Tür und sah seinen Anwalt an einem Tisch sitzen, in Gegenwart einer Frau, die scheu und glücklich zugleich zu sein schien. Er setzte sich an ihren Tisch und begrüßte die Frau und seinen Anwalt. Schüchtern begann die Frau zu reden.
„Guten Tag, Franck, es hat lange gedauert, bis ich den Mut hatte zu Ihnen zu kommen, aber jetzt bin ich froh, hier zu sein! Mein Name ist Carol, ich bin Roses Mutter, sie hat wahnsinnig Lust sie wieder zu sehen, aber ich wollte zuerst alleine kommen und fragen ob sie einverstanden wären?“
„Das wäre wundervoll!“ Antwortete Franck mit leichten Tränen in den Augen.