Der Cellist
Die Stille wird durchbrochen durch die ersten Töne des Klavirs. Eine leise Melodie, traurig aber schön. Es ist angenehm ihr zu folgen. Dann setzt eine zweite Stimme ein, der tiefe und schwere Ton eines Cellos. Ein starker Kontrast zu den hellen Tönen des Klavier, der sich dennoch ganz organisch in die Melodie fügt. Mein Blick folgt dem Klang und erfasst den Cellist. Ich sehe, wie er den Bogen gleichmäßig über die Saiten zieht, geführt von den schwungvollen Bewegungen seines Armes. Ich sehe, wie seine eleganten Finger über den Steg wandern, wie von reiner Intuition geleitet. Ich sehe seinen gefühlvollen Blick, der von jedem Tom berührt wird. Sehe ihn, wie er mit jedem Ton atmet, wie er jeden Ton atmet. Er blickt auf. Er sieht mich an.
Stille.
Nun beginnt das Publikum zu klatschen. Ich sitze in einem großen Konzertsaal, gefüllt mit fremden Menschen. Ich spüre, wie sich der Ellenbogen meines Nebensitzers gegen meine Rippen schlägt, da dieser mit ausladenden Bewegungen klatscht. Er richt außerdem ein Wenig streng.
Der Cellist entgegnet dem Applaus mit einem schiefen Lächeln. Dann steht er auf und versucht etwas unbeholfen sein Cello neben sich am Stuhl abzulehnen, wobei es beinahe umfällt. Er verbeugt sich, wobei ER beinahe umfällt. Jetzt da er steht bemerke ich erst, wie klein er doch wirkt. Er wirkt so klein neben dem großen Cello.