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Der Fluch des Maisfelds

Seniors
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31.10.2003
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Der Fluch des Maisfelds

„Abgemacht!“, sagte ich und streckte Chris Bailon die Hand entgegen.
Dieser lachte, und seine makellose Haut warf nicht die noch so winzigste Falte in seinem Gesicht. Ich mochte ihn nicht, wahrhaftig nicht. Chris Bailon war ein frisch polierter Pinkel.
Einen Moment lang schloss ich die Augen, wollte dieses Modelgesicht mit den unnatürlich weißen Zähnen und der ewig gleich gestylten Frisur, in der sich die Sonnenstrahlen reflektierten, nicht sehen.

Bob, Sydney, Lisa und ich standen hier vor dem Maisfeld, während Chris uns mit seinem Keine-Falten-Grinsen ansah.
„Arth, bist du wahnsinnig?“, rief Lisa und stellte sich neben mich.
Ich öffnete wieder die Augen und blickte in ihr wütendes Gesicht. Ein Lachen wollte sich um meine Mundwinkel herum ausbreiten, doch als ich Lisas Zornesfalte zwischen ihren Augen betrachtete, verkniff ich es mir wohlwissentlich.
„Da ist noch nie wieder jemand rausgekommen“, flüsterte sie mit ernster Stimme und deutete auf das Feld.
Wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr ich diese Frau liebte. Ich liebte ihr Lächeln, das sie mir immer entgegenbrachte und ich liebte diese kleine Zornesfalte, die sie wie auf Kommando entstehen lassen konnte.
Ein harter Griff umklammerte meine Hand. Chris – das Gesicht - Bailon hatte sie ergriffen. „Zehn Dollar und eine Flasche Hochprozentigen, wenn ihr es schafft, hier reinzugehen und auf der anderen Seite wieder rauszukommen. Und wenn nicht, werde ich Lisa von dem Geld auf einen Drink einladen.“

Chris Bailon war dreiundzwanzig und der Sohn von Malcolm P. Bailon, eines der reichsten Arschlöcher in ganz Curnie Falls. Und sein Sohn stand an Arroganz seinem Vater in nichts nach. Jeder im Ort hasste ihn, doch niemand hatte ihm das jemals persönlich ins Gesicht gesagt, denn Fakt war, dass ohne Malcolm P. Bailons Sägewerk die meisten Bewohner von Curnie Falls arbeitslos wären. Ich selbst hasste Chris, weil er sich ständig an Lisa ranmachte, obwohl er genau wusste, dass sie meine Freundin war. Okay, wir waren nicht offiziell zusammen, aber wir mochten uns sehr und hatten auch schon einmal Händchen gehalten.
Und mit Sicherheit würde es nicht mehr allzu lange dauern, bis wir uns das erste Mal richtig küssten.

Doch zunächst standen wir hier nur vor einem gewaltigen Maisfeld, und ich hatte mich auf diese Wette eingelassen; das Gesicht hatte lediglich mein Ego ankratzen müssen, und schon ließ ich mich auf jeden Mist ein, den er mir vorschlug. Insgeheim hasste ich mich selbst dafür.
Die Wette bestand darin, dass Bob, Sydney und ich das Feld durchqueren sollten, mehr nicht. Und dennoch schauderte es mich, wenn ich daran dachte; und gleichzeitig war ich aufs Äußerste darauf bedacht, dass man mir mein Unbehagen nicht anmerkte.
Ich blickte an Lisa vorbei, vorbei an ihrer Zornesfalte und sah die langen Mailshalme hinter Chris Bailons Rücken. Sie waren ungewöhnlich blass, ihre Farben wirkten tot und ausgeblichen wie Bobs T-Shirt, das er mit Sicherheit schon seit fünf Jahren besaß und beinahe täglich trug.

Die Sonne stand im Zenit, und die vereinzelt umstehenden Bäume warfen kurze Schatten, die aussahen, als würden sich von Gicht gekrümmte Finger ins Erdreich graben. Die Maishalme selbst waren schattenlos. Das Ganze wirkte unecht, und die satten Farben der Bäume brannten in den Augen, wenn man zuvor auf das Feld gestarrt hatte.
„Das Feld ist verflucht“, sagte Lisa leise.
Ich blickte in ihr Gesicht. Ihre Stirn hatte sich inzwischen geglättet, und ich erkannte eine gewisse Art von Traurigkeit in ihren braunen Augen. Meine Finger strichen sanft über ihre Wange.
„Es sind nur Gerüchte“, flüsterte ich.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ich nahm sie in den Arm und drückte sie. Ihr warmer Geruch ließ mich für einen winzigen Moment der Wirklichkeit entfliehen, und ich dankte Gott für jeden Tag, den ich mit Lisa verbringen durfte. Sie würde die Frau sein, die ich später heiratete, und unsere Kinder würden die Schönsten von ganz Curnie Falls sein. Das wusste ich.

Chris Bailons arrogante Stimme holte mich in die Realität zurück. „Los, Porky, gib ihr einen letzten Schmatzer, und dann macht euch bereit.“
Wie ich es hasste, wenn er mich Porky nannte. Mein Name war Arthur. Arthur! Und ich sah nicht im Entferntesten aus wie ein Schwein. Ich wollte ihm „Halt dein schäbiges Maul!“ ins makellose Gesicht schreien, „Halt einfach nur dein schäbiges Maul!“, stattdessen grinste ich hölzern.

Eine Stunde später saßen Bob, Sydney und ich auf dem trockenen Boden vor dem Maisfeld.
Chris Bailon hatte sich von uns verabschiedet, winkend, mit dem Zehn-Dollar-Schein in seinen Fingern. „Ich werde mit Lisa auf der anderen Seite warten“, hatte er hämisch gerufen. „Und wenn ihr bis Sonnenuntergang nicht raus seid, gehe ich mit ihr was trinken, Porky.“ Sein Grinsen war widerwärtig und seine Wangen hatten in der Sonne geglänzt wie die frisch gecremten Titten einer abgetakelten Bardame.
„Wir sollten langsam aufbrechen“, sagte Bob nach einer Weile. „Es ist fast eine Stunde um.“ Sein blasses T-Shirt glänzte von dicken Schweißrändern und sein gewaltiger Speckbauch quetschte sich zwischen Hose und Shirt hindurch.
Ich blickte in den Himmel, entdeckte nicht die Spur einer Wolkenbildung. Ich dachte an Lisa. Warum hatte ich sie mit diesem Typen gehen lassen? Aber sie hatte ja vorgeschlagen, uns zu begleiten, doch in alter Gentlemanmanier hatte ich ihr gesagt, dass es zu gefährlich sei. Sie würde sich das Kleid an den scharfen Blättern zerreißen und vielleicht sogar die Haut. „Unsere Kinder wollen doch eine Mutter ohne Narben“, hatte ich gesagt, woraufhin sie rot geworden war und mich angelächelt hatte. Dass es mir ganz tief in meinem Innern widerstrebte, sie der Gefahr des Fluches, welcher auf dem Maisfeld herrschen sollte, auszusetzen, sagte ich ihr natürlich nicht.

„Ich finde, Bob hat Recht“, sagte Sydney. „Sie sind jetzt weit genug weg. Wir sollten aufbrechen.“
Ich schaute in die Richtung, in die Lisa und Chris gegangen waren. Bis zum flirrenden Horizont erstreckte sich das Feld, einer lebenden Mauer gleich, die jeden Eindringling zu warnen schien, die Grenze in das Innere zu überschreiten. Die Maishalme standen unbeweglich in ihrer Blässe, vereint zu einem irrealen Ganzen.

Als Kinder hatten wir einmal versucht, das Feld zu umrunden, waren ganz früh morgens aufgebrochen. Und erst gegen Abend waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen. Das Ausmaß des Feldes war gewaltig. Seit ich denken konnte, existierte es hier, weit hinter den letzten Ausläufern der Humbold Wälder. Wilder Mais, hatte Großvater einmal gesagt, als ich ihn nach dem Feld gefragt hatte. Wilder, gefährlicher Mais. Ich musste damals äußerst verdutzt geguckt haben, denn er lachte laut und schlug sich mit seiner faltigen Hand die Schenkel. Du solltest trotzdem nicht hinein gehen, hatte er dann hinzugefügt, und sein Lachen war augenblicklich verschwunden.

Irgendwann hatten wir Jungs mal ein paar der langen Halme abgeschlagen. Sie waren uns entgegengekippt und augenblicklich verdorrt. Da, wo sie gestanden hatten, war innerhalb von Minuten ein neuer Halm gewachsen, blass und ehrfurchtsgebietend.
Wir waren damals gerannt, als hätte der Leibhaftige uns seine grinsende Fratze entgegengestreckt, und für lange Zeit hatten wir die nähere Umgebung des Maisfelds gemieden. Es musste wahrhaftig verflucht sein.

„Meint ihr, wir werden es schaffen?“, fragte Sydney kaum hörbar.
„Das haben wir doch jetzt schon hundert Mal durchgekaut“, sagte ich, ohne meinen Blick von dem Feld zu lassen.
Sydney saß da im Schneidersitz, und seine dünnen, weißen Beine lugten aus der kurzen Hose hervor. Er hatte die Hände dazwischen gelegt, und seine Finger schoben nervös etwas Staub beiseite. Bob, der etwa das Fünffache an Körpermasse besaß, hockte neben ihm und blickte ebenfalls zu Boden. Vielleicht hätte ich doch lieber allein gehen sollen.
„Was meint ihr, wie lange wir brauchen werden?“, fragte Sydney.
„Wenn uns der Kompass nicht im Stich lässt, müssten wir es in ein paar Stunden geschafft haben.“ Ich blickte auf meine beiden Freunde. „Ihr seid immer noch nicht überzeugt.“
Sie antworteten nicht.
„Noch könnt ihr es euch überlegen. Ich gehe notfalls auch allein.“
Bob sah auf. „Wir haben gesagt, dass wir mitkommen, also tun wir es auch.“ Er hievte seine Massen vom Boden hoch und schlug sich den Staub vom Hosenboden. „Außerdem möchte ich nicht auf das Geld verzichten“, fügte er grinsend hinzu.
Sydney blieb sitzen. „Bisher soll es noch niemand geschafft haben“, flüsterte er an seine Beine gewandt.
„Es gibt keinen Beweis, dass es überhaupt mal jemand versucht hat“, sagte ich und merkte, dass meine Stimme gereizter klang, als es beabsichtigt war.
„Was ist mit den fünf Kindern, die nicht mehr rausgekommen sind?“
Ich stand auf. „Wessen Kinder sollen das gewesen sein? Kennst du irgendjemand im Ort, der seine Kinder vermisst?“

Es gab Hunderte von Gerüchten über das Maisfeld. Unheimliche Geräusche, die des Nachts aus seinem Innern dringen sollten, waren noch die Harmlosesten; einige Bewohner behaupteten, sie hätten Schreie gehört, Schreie und Hilferufe. Andere sagten, sie hätten von außen Kinder zwischen den Halmen umherwandern sehen; Kinder, deren Augen ausgestochen waren und die wimmernd und tastend durch das Feld irrten. Und wenn ich solche Geschichten hörte, dann überkam mich jedes Mal die Frage, wer soweit außerhalb des Ortes ein wildes – gefährliches – Maisfeld aufsuchen sollte, um zufälligerweise just in diesem Moment derartige Erscheinungen zu sehen. Äußerst unglaubwürdig. Aber genau das war es doch, was Mythen und Legenden so spannend machte.

Und genau heute wollten wir den Beweis antreten. Für mich ging es bei der Wette nicht nur um die zehn Dollar. Okay, natürlich wäre ich stolz gewesen, Lisa davon einmal richtig nett ausführen zu dürfen. Aber es war noch etwas anderes. Ich glaubte eigentlich nicht an irgendwelche ominösen Flüche, diese gab es schließlich zu Hauff, und es waren immer nur Gerüchte. Doch hier schien es anders zu sein. Sollte es sich hier tatsächlich um einen Fluch handeln? Wie sonst ließe sich die äußere Erscheinung des Feldes erklären? Genau das wollte ich herausfinden, denn für alles Mysteriöse gab es schließlich eine logische Erklärung. Und das war der Hauptgrund, weshalb ich heute hier war. Zumindest versuchte ich mir das einzureden.

Ich ging zu den langen Stöcken, die wir neben das Maisfeld gelegt hatten. Drei an der Zahl, für jeden einen. Als ich meinen hoch nahm, fühlte er sich seltsam kühl an, doch ich verschwendete keinen weiteren Gedanken daran.
Ich blickte zu Bob, der sich keuchend bückte, um ebenfalls seinen Stock aufzuheben. „Was ist jetzt, Sydney?“, fragte er. „Bleibst du hier?“
„Lasst es uns angehen“, rief Sydney, sprang auf seine dürren Beine und stand kurz darauf mit seinem Stock neben uns.
„Wenn uns irgendein Monster anfällt“, sagte ich lachend und schwang den Stock, „dann werden wir ihm ordentlich eins überbraten.“
Die beiden grinsten gequält, sagten aber nichts. Sydney öffnete seine Feldflasche und nahm einen Schluck.
„Das solltest du für später aufbewahren“, sagte Bob. „Vielleicht sind wir doch länger unterwegs.“ Er zwinkerte zu mir herüber.
„Hast du den Kompass?“, fragte ich ihn.
Bob öffnete seine fleischige Hand und streckte mir das glänzende Ding entgegen. „Alles bereit, Chef.“
Selbstverständlich hätten wir auch die Sonne als Orientierungshilfe nutzen können, aber sicher ist sicher, sagte ich mir.

Wir standen in einer Reihe vor dem Maisfeld, und die fahlen Stängel mit den blassgrünen Blättern ruhten bewegungslos vor uns. Noch einmal sah ich mich nach den Bäumen um. Es war beinahe windstill, aber nur beinahe. Wenn ich mich anstrengte, konnte ich das Rauschen der Blätter hören, ganz leise nur. Die Maishalme hingegen rührten sich nicht. Das Feld war tot. Wie auf einem alten Gemälde, dachte ich mit leichtem Schauer, der sich über meinen Rücken zog. Ich blickte zu Sydney und Bob hinüber, und ich erkannte an ihren Gesichtszügen, dass ihnen die bevorstehende Sache ebenfalls nicht geheuer erschien.
Die Halme standen willkürlich durcheinander, untypisch für ein Maisfeld, welches normalerweise in starren Reihen angeordnet war. Aber schließlich handelte es sich hier ja um Wildwuchs. Doch widersprach dem nicht die Tatsache, dass es von seinen Ausmaßen her, soweit ich mich erinnern konnte, annähernd rechteckig war?
„Lasst es uns angehen“, sagte ich an meine Freunde gewandt.
Bob nickte. „Dem Schnaps entgegen“, rief er laut und streckte den Stock, wie ein griechischer Krieger seinen Speer, in die Luft.
Dann traten wir in das Maisfeld ein.

Augenblicklich empfing uns ein kühler Hauch, und ich spürte ein unangenehmes Kribbeln auf den Armen. Hier drin war es mit Sicherheit zehn Grad kälter, als noch einen Schritt zuvor. Mich fröstelte.
„Scheiße, ist das kalt hier.“ Sydney verzog das Gesicht. „Hört ihr das?“, fragte er. „Was ist mit unseren Stimmen?“
Ich schluckte. Syd hatte Recht: Die Stimmen klangen genauso tot wie die Farbe der Maishalme. Alles um uns war still, und auch das Zwitschern der Vögel, das noch vor Sekunden um uns herum alles ausgefüllt hatte, war verschwunden.
„Das ist der Fluch“, sagte Bob, und seine Worte drangen dumpf zu mir herüber.
„Lasst uns einfach weitergehen.“ Meine Stimme war mehr ein eindringliches Flüstern. Ich mochte diesen toten Klang nicht. Es war, als würde man sprechen und sich dabei die Ohren zuhalten. Ich sah mich um, versuchte den Druck, der sich in meinem Innern ausbreitete, zu ignorieren. Es gelang mir nicht.
Die Halme standen hier so weit auseinander, dass wir bequem hindurch gehen konnten, doch schon nach einer Weile wurden die Abstände enger. Wir mussten uns seitlich durch die Stiele zwängen, um nicht Gefahr zu laufen die scharfen Blätter zu berühren.

Seit etwa fünfzehn Minuten waren wir jetzt in dem Feld unterwegs, und die anfängliche Kälte schien mit jedem Schritt zuzunehmen. Der Mais war hier so hoch, dass man durch das dichte Blätterwerk über unseren Köpfen nicht einmal den Himmel sehen konnte. Wie ein Dach hatte sich das fahle Grün zusammengeschlossen. Nichts mit An-der-Sonne-orientieren.
„Verdammte Scheiße!“, fluchte mit einem Mal Sydney hinter mir.
Ich blieb stehen und drehte mich um. „Was ist passiert?“
„Diese verdammten Blätter.“ Ein dünner Blutfaden floss an seinem Arm herab, und das leuchtende Rot bildete einen harten Kontrast zur Blässe der Umgebung.
„Ich hatte gesagt, ihr sollt vorsichtig sein“, fauchte ich ihn an. „Ist es schlimm?“
Sydney nahm die Hand von seinem Arm und ein tiefer Schnitt war zu erkennen. Ich sah, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. An alles hatten wir gedacht, nur nicht daran, irgendetwas zum Verbinden von Wunden mitzunehmen. Sydney setzte sich und presste die Hand wieder auf die Verletzung. „Scheiße, das brennt.“
Ich legte den Stock beiseite, zog mein Hemd aus und versuchte, ein Stück von dem Stoff abzureißen, was sich jedoch als schwieriger erwies als ich es vermutet hatte.
„Zeig mal her“, sagte Bob, nahm das Hemd, biss hinein und mit einem Ratsch war der Ärmel vom Rest getrennt.
„Mir wird schlecht“, wimmerte Sydney. Sein Gesicht hatte die Farbe eines Bettlakens angenommen.
„Jetzt brich uns hier ja nicht noch zusammen“, brummte Bob. „Also ich werde dich nicht tragen.“ Er schlug Sydneys Hand beiseite und wickelte den Hemdärmel mehrfach um den Oberarm. „So, das war’s. Können wir jetzt weiter? Ich hab keine Lust, hier drin die Nacht zu verbringen.“
Ich lächelte innerlich. Genau das war Bob. Ich erinnerte mich daran, wie sich mal eine Ratte in seinem Finger festgebissen hatte. Er hatte mit der anderen Hand so lange auf das Viech eingeschlagen, bis es seitlich aufgeplatzt war. Danach hatte er den Finger in eine Pfütze mit Schweinepisse getaucht, um ihn zu desinfizieren. Und er hatte dabei nicht einmal seine Miene verzogen.
Ich nahm den Rest meines Hemdes und zog es wieder an. Augenblicklich fröstelte es mich wieder. „Es ist scheißenkalt hier“, sagte ich. Bob grinste.

Wir waren wieder eine ganze Weile gegangen, das Feld war immer dichter geworden, als wir vor einer undurchdringlichen Mauer aus Maishalmen standen. Die Pflanzen wurzelten hier so nah beieinander, dass es noch nicht einmal möglich war, hindurchzusehen.
Sydney hatte seit dem Vorfall von vorhin kein einziges Wort gesprochen.
„Gehen wir links, Richtung Süden, oder nach rechts?“, fragte Bob auf den Kompass blickend.
Ich wollte gerade sagen, dass es egal sei, als ein tiefes Raunen durch die Halme drang. Es war genauso ohne Hall wie unsere Stimmen, und doch klang es anders – bedrohlicher.
„Was war das?“ Sydneys zitternde Stimme kam von hinten. Er blickte hektisch in alle Richtungen, und sein Kiefer bebte.
Ich sah nach oben, konnte durch die blassen Maiskolben an einigen Stellen den Himmel ausmachen. Der Mais bewegte sich nicht.
Da war es wieder. Ein dumpfer Ton, der aus südlicher Richtung auf uns zukroch. Zunächst leise, dann anschwellend und kurz, bevor er unerträglich wurde, flachte er sanft ab, bis wieder Stille herrschte.
„Was ist das, verdammt noch mal?“ Sydneys Stimme driftete ins Hysterische.
„Keine Ahnung“, sagte ich leise. „Aber ich denke, wir sollten uns doch für die nördliche Richtung entscheiden.“ Auch in mir entstand ein ungutes Gefühl, das sich aus meinem Unterleib heraus metastasengleich durch den Rest des Körpers bewegte.
„Es wird der Wind sein“, sagte Bob. Seine dicken Finger spielten nervös mit dem Stock.
„Es ist kein Wind hier!“, kreischte Sydney. „Sieh doch, nicht ein Blatt bewegt sich.“
Das beklemmende Gefühl machte in meiner Brust Halt, und für einen Moment glaubte ich, nicht atmen zu können. Ich spürte, wie sich meine Haut unter dem Hemd zusammenzog.
„Dann ist es halt was anderes“, sagte Bob ruhig. „Aber ich denke, Arth hat Recht. Wir sollten Richtung Norden gehen.“
Die Stille, die nach diesem Geräusch um uns herum herrschte, war beinahe noch beängstigender als der Laut selbst.
„Vermutlich war es irgendein Tier.“ Ich glaubte selbst nicht daran, doch beruhigten mich die Worte ein wenig.
„Wir hätten es nicht machen sollen.“ Sydney sah mich an. Er stand kurz vorm Heulen. „Ich scheiß auf diese blöden zehn Dollar.“
„Auf die könnt ich auch verzichten“, schaltete sich Bob wieder ein, „aber ich will den Schnaps haben.“ Er ging an mir vorbei. „Also los, Leute. Sind wir Memmen oder Männer?“

Eine gute Stunde später standen wir erneut vor einer undurchdringlichen Wand aus blassen Halmen.
„Scheiße“, keuchte ich. „Das ist ein verdammtes Labyrinth.“
Die Erkenntnis, dass wir in die falsche Richtung gegangen waren, machte mich wütend.
„Wir hätten doch nach Süden gehen sollen.“ Und das ewige Gejammer von Sydney auch.
„Du warst es doch, der sich fast in die Hosen geschissen hat“, brüllte ich ihn an. Sydney zuckte zusammen.
„A... aber ... da war doch auch dieses Geräusch ...“ Dann fiel er auf seine Knie und fing an zu flennen.
Ich hockte mich neben ihn. „T’schuldige, war nicht so gemeint.“ Sein bebender Rücken drückte gegen meinen Arm.
„Wir hätten sofort da durch gehen sollen“, brummte Bob.
Ich blickte auf und sah, wie er seinen Stock zwischen die Halme steckte. Er drückte sie auseinander und versuchte hindurchzusehen. „Wenn wir uns anstrengen, kriegen wir die Dinger auseinander.“ Sein Gesicht lief vor Anstrengung rot an. „Ich geh auf keinen Fall wieder ganz zurück.“
„Komm, Sydney“, sagte ich. „Bob hat Recht. Wir sollten versuchen, durch diese Mauer zu kommen.“
„Scheiße, ich hab noch nie so’n Mais gesehen.“ Bob trat mit dem Fuß gegen einen armdicken Stamm. Der Tritt klang dumpf. „Das sind ja fast schon Bäume.“
„Wir werden uns die Haut abschälen.“ Sydney wischte sich seine Tränen ab. Dann lächelte er mich an. „Aber wir werden es schaffen, nicht wahr, Arth?“
Das Blut an seinem Unterarm war inzwischen getrocknet, und mir war, als sei es blasser geworden. Ich klopfte ihm auf die Schulter und half ihm hoch.
Bob hatte ein Bein zwischen die Stämme gesteckt. „Es geht. Ist aber nicht leicht.“
„Ist euch eigentlich mal was aufgefallen?“, fragte Sydney. „Es gibt hier keine Viecher. Ich meine, es müssten doch Ratten oder Hasen zu sehen sein. Oder zumindest irgendwelches Krabbelzeug.“ Er atmete hektisch. „Aber hier ist nichts. Nichts.“
Jetzt, wo es Sydney sagte, fiel es mir auch auf. Ich blickte genauer auf den Boden und stellte fest, dass er Recht hatte. Da bewegte sich nichts. „Es wird zu kalt sein“, sagte ich.
„Ist doch auch scheißegal“, rief Bob. „Kommt und helft mir lieber die Dinger auseinander zu drücken.“
„Pass auf die Blätter auf“, sagte ich.

Wir hatten die ersten Meter durch die Mauer zurückgelegt. Sie war um einiges dicker, als wir gedacht hatten, und es kostete uns arge Mühe, die Halme auseinanderzudrücken, um hindurch zu gelangen. Bob ging voran, hinter mir war Sydney. Ich war nassgeschwitzt und auch auf Bobs altem T-Shirt war keine trockene Stelle mehr zu erkennen. Die Halme pressten sich gegen unsere Körper, meine Arme zitterten vor Anstrengung, und ich keuchte wie eine alte Dampflok. Hin und wieder verspürte ich ein Reißen an meinem Hemd und ich wusste, dass die scharfkantigen Blätter ihre Arbeit verrichteten.
Auf unsere Rücken konnten wir nicht groß aufpassen, doch achteten wir darauf, die Arme nicht zu schnell zu bewegen. Bis jetzt waren meine noch unversehrt.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich Bob ein „Jawoll!“ brüllen hörte, woraufhin er aus meinem Blickfeld verschwand. Ich kämpfte mich weiter, hörte Sydney neben mir keuchen, als ich kurz darauf das Ende der Mauer erkannte. Bob tauchte wieder auf, presste mit seinen dicken Armen zwei Stämme auseinander. „Wir haben es geschafft! Hier lässt es sich wieder bequemer laufen.“ Sein Gesicht grinste wie ein Vollmond in einer sternenklaren Nacht. Auf seiner Wange glänzte ein langer, roter Schnitt, und winzige Rinnsale hatten sich einen Weg zu seinem Hals gebahnt. „Wir haben es geschafft!“

Trotz der Enge, die um meinen Körper herrschte, verspürte ich ein Gefühl der Freiheit. Ich begann zu lachen, es gab keine übersäuerte Muskulatur mehr, kein Stechen in der Lunge, und auch das Schneiden im Rücken war verschwunden. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ich sah hinüber zu Sydney, sah die nassen Strähnen seiner Haare, die ihm wirr im Gesicht klebten. Auch er lachte.
„Was ist denn das?“, hörte ich Bob verwundert fragen und sah zu ihm hinüber. Seine dicken Arme hielten noch immer die Maisstämme auseinandergedrückt, doch er blickte zu Boden.
„Scheiße, was ist das?“
Mein Lachen verstummte, und mein Puls dröhnte in den Ohren, als ich durch dieses Schlagen hindurch wieder dieses Raunen vernahm. Es strömte durch die Äste hindurch, wie schleichender Nebel. Oh, mein Gott, durchfuhr es mich. Und dann begann Bob zu schreien. Die Maisstämme schlugen zusammen und er war verschwunden. Nur noch sein entsetzlicher Schrei brandete mir entgegen, übertönte in seiner durchbohrenden Frequenz das tiefe Raunen der Luft.
Ich drückte die Stämme von mir weg, kämpfte mich weiter. „Bob!“ Ein Blatt peitschte gegen meinen Arm, hinterließ einen dünnen, weißen Stich, der sich Sekunden später mit Blut füllte. Normalerweise hätte ich bei so etwas gekotzt, doch jetzt registrierte ich es kaum.
„Bob!“, brüllte ich nur. „Bob, was ist los?“
„Scheiße. NEIIIIN!“ Der Schrei war lang, kreischend.
Noch zwei Stämme. Meine Oberarme schrieen vor Anstrengung. Sekunden später hatte ich das Ende der Mauer erreicht, presste meinen Oberkörper hindurch. Da war das Meer aus Maisstämmen, die ihre unregelmäßigen großen Abstände wieder eingenommen hatten. Bob lag auf einer Art Weg mit dem Bauch nach unten; ich sah sein entsetztes Gesicht, seine Finger, die sich in den Lehm krallten, und gleichzeitig erkannte ich, dass er nach hinten gezogen wurde.
Der ganze Boden hinter Bob war von einem dichten, grauen Schleier erfüllt. Wie ein wabernder See hatte er sich um die Maishalme gelegt, und Bobs Körper war bis zum Unterleib in der gräulichen Schicht verschwunden. Zentimeter um Zentimeter wurde er weiter hineingezogen.
Sein Schrei schlug mir entgegen, seine Fingernägel brachen ab, als er die Hände weiter in den harten Boden grub. Und in diesem Augenblick entdeckte ich die dunklen Schatten unter dem Nebel. Sie sahen aus, wie beinlose Körper, die in der trüben Masse auf Bob zukrochen.
Ich presste mich durch die Stämme, spürte, wie sich mein Fuß in etwas verfing und schlug hart auf den Boden auf. Ein beißender Schmerz explodierte in meinem Knöchel, trieb mir augenblicklich die Tränen in die Augen. „Sydney!“, brüllte ich nach hinten. „Sydney, hilf mir!“
Bob kreischte weiter, die Augen quollen hervor, seine Hand streckte sich mir entgegen. Die Nebelschicht hatte jetzt fast seinen gesamten Oberkörper umschlungen, und ein schmatzendes Geräusch wand sich durch den Schrei hindurch in meinen Verstand.
„SYDNEY!“
Ich versuchte, meinen Fuß zu befreien, doch er hatte sich zwischen zwei Stämmen verklemmt. Ich reckte meinen Arm nach vorn, für einen winzigen Moment berührte ich Bobs Finger. Der Nagel ragte blut- und staubverschmiert nach oben.
Ich riss an meinem Fuß, versuchte, mich länger zu machen. Der beißende Schmerz platzte, einer Feuerwalze gleich, mein Bein herauf. Ich schrie, fasste etwas Fleischiges. Bobs Hand! Seine Finger pressten die meinigen zusammen. Ich spürte, wie einer seiner Nägel in meiner Handfläche verschwand.
„Oh mein Gott, Aaaarth. Zieh mich raus!“ Die Worte waren kaum noch zu verstehen, erinnerten mehr an ein einheitliches Kreischen.
Das Schmatzen wurde lauter, klang wie das stetige Stapfen durch zähflüssigen Schlamm. Ich packte Bobs Hand, zog. Der Schmerz in meiner Hüfte wurde unerträglich, gleich würde mein Bein abreißen. Doch ich zog fester, sah, wie Bob ein wenig aus dem Nebel hervorkam.
„Sydney, verdammt noch mal, hilf mir!“ Mein Brüllen übertönte das von Bob. Ich schaffte es, ihn noch ein Stück weiter aus dem Nebel zu ziehen, als ich den glänzenden Breiklumpen erkannte, der einmal sein Unterleib gewesen war. Die Hose war verschwunden, und der riesige Fleischberg, aus dem seine zuckenden Beine ragten, sah aus, als hätte man ihn kurz zuvor durch einen Wolf gedreht.
Wo, verdammt noch mal, war Sydney?

Bob kreischte immer schriller, drohte meine Hand zu zerquetschen. Ich griff mit der anderen nach, spürte, wie ich langsam abrutschte. Warum wurden ausgerechnet jetzt meine Hände schwitzig? Warum ausgerechnet jetzt, obwohl es hier so kalt war?
Eine verkohlt aussehende Hand trat aus dem Nebel hervor, grub sich in den breiigen Klumpen, der einmal Bobs Hintern gewesen war, und verschwand bis zu dem sehnig dürren Oberarm darin.
Die Haut an Bobs Bauch dehnte sich, stülpte sich nach außen und barst kurz darauf mit einem platzenden Laut. Die Hand wand sich hinaus, und glänzender Darm hatte sich zwischen den langen Fingern verfangen. Die Nägel krallten sich in Bobs Fleisch unterhalb der Brust, lösten es mit einem Ruck von dem Muskel. Ich sah die roten Rippenknochen, bevor sich der Nebel wie ein sanftes Tuch über die Szenerie legte.
Bobs Schrei verstummte abrupt, sein Gesicht begann zu zucken, Speichel lief über seine Lippen. Ich spürte, wie seine Hand erschlaffte und langsam aus meinen Fingern glitt. Einer seiner Fingernägel hatte sich in meine Haut gebohrt. Das Letzte, was mir von ihm blieb. Dann griff ich ins Leere.
Bob verdrehte die Augen bis nur noch das Weiße zu sehen war, ein roter Strahl platzte aus seinem Mund hervor, spritzte hinüber bis zu meinem Gesicht. Dann war mein Fuß frei, und ich katapultierte mich aus der Maiswand heraus. Mein Gesicht schlug in den Staub, und Schwärze legte sich vor meine Augen. Keuchend hob ich den Kopf, das Brennen meiner Augen raubte mir für einen Moment die Sicht. Tränen. Brennende Tränen, die ich versuchte, fortzuwischen.
„Bob!“ Ich schrie in den Dreck vor meinem Gesicht. Der Schrei war dumpf und tonlos. Durch einen Schleier hindurch erkannte ich, dass Bob verschwunden war. Langsam zog sich der Nebel zwischen die Maishalme zurück, und ich sah den Kompass in einer dickflüssigen rotbraunen Lache liegen.

Mein keuchender Atem wirbelte trockene Partikel auf. Der Schmerz in meinem Bein schlug mit jedem Herzschlag bis hinauf in meine Brust. Ich wollte aufspringen, sah den Nebel lauernd um die Halme schleichen und erstarrte in der Bewegung. Was war da gerade passiert? Mein Verstand weigerte sich, das Geschehene zu fassen. Ein sämiger Kloß hatte sich in meinem Magen ausgebreitet, drohte jeden Augenblick daraus hervorzubrechen. Ich spürte den Speichel, der über meine Lippen quoll. Was war geschehen?
Ein dumpfes Summen drang an meine Ohren, wurde lauter. Meine Muskeln zitterten, und das lähmende Gefühl wich zögernd von meinem Körper, machte dem bohrenden Schmerz Platz, der aus meinen Fuß strahlte, und genau dieser Schmerz war es, der mir die Erkenntnis brachte, dass ich von hier weg musste.
Erneut näherte sich der Nebel. Ich zuckte zusammen. Ein Würgereiz entstand in meinem Hals. Hastig stieß ich mich zurück. Der Dunst hatte sich um die Maishalme geschlungen, wand sich um sie herum, wie eine schwebende Schicht silbergrauen Lichts. Das Summen war um mich herum, kreiste mich ein.
Wo, verdammt noch mal, war Sydney? Ich rief seinen Namen, versuchte es noch einmal lauter, doch es war nur das stetige Summen, das antwortete. Dieser verdammte Feigling war abgehauen. Er war tatsächlich abgehauen und hatte seine Freunde im Stich gelassen.

„Der Nebel kommt von hinten, Arth. Du musst aufstehen!“ Die Stimme jagte wie ein Stich durch mein Herz. Es war Lisas Stimme. Ihre Worte entstanden in meinem Kopf. „Bitte, Arth. Du musst von hier verschwinden.“ Tränen entstanden, ich spürte es am Brennen in meinen Augen und daran, dass die Sicht trüber wurde. In diesem Moment wollte ich nichts lieber, als bei ihr sein. „Der Nebel ist hinter dir, Arth!“
Ich sprang auf, und mein Knöchel jagte Schmerzwellen durch jede Pore meines Körpers. Ich blickte nach hinten, und tatsächlich, da war er! Die schwingende Schicht hatte sich bis auf wenige Zentimeter zu meinen Beinen vorgearbeitet. Wieder erkannte ich die schwarzen Schatten, die sich unter dem Dunst bewegten.
Ich humpelte voran, schrie bei jedem Auftreten. Das tiefe Raunen wurde lauter, drang von allen Seiten her auf mich ein, bohrte sich in meinen Verstand. „LAUF, ARTH!“
Wo war mein Stock? Etwas berührte mein Bein, und ich sprang nach vorn, kam mit dem schlagenden Fuß auf und fiel erneut zu Boden. Wo war der Stock? Ich hatte ihn auf den Boden gelegt, als wir die Mauer durchqueren wollten. Ich wirbelte den Kopf nach hinten, sah den Nebel direkt hinter meinem Stiefel. Ein schwarzer Hinterkopf trat aus der Schicht empor, wie eine groteske Haiflosse. Ich schrie, robbte nach vorn, sprang auf die Füße und hinkte so schnell ich konnte durch die dichten Reihen vor meinen Augen. Die scharfen Kanten der Blätter teilten meine Haut. Ich merkte es nicht. Nur noch weg!

Stunde um Stunde kämpfte ich mich keuchend durch das Feld, verlor jegliches Zeitgefühl und humpelte, mich an den dicken Stämmen haltend weiter. Unendlich schienen das Feld und die Zeit. Es wurde Nacht, doch ich ging weiter, tastend, jederzeit damit rechnend, von diesen Wesen aus dem Nebel gepackt zu werden. Ich ging immer weiter, bis es wieder heller wurde. Immer weiter … immer weiter.

Die zweite Nacht war nicht mehr ganz so schlimm. Zumindest hatte ich mich an das immer wieder auftretende Raunen gewöhnt und erlag nicht jedes Mal einem halben Herzinfarkt, wenn es ertönte. Seither war der Nebel nicht mehr aufgetaucht, ich war ihm entkommen, ihm und diesen Wesen, die darin hausten. Und genau wie der Nebel, so blieb auch Sydney verschwunden.
Ich lehnte an einem Maisstamm, und meine Augen brannten, so wie jeder Teil meines Körpers. Ich fror und verfluchte zum hundertsten Mal meine dumme Idee, mich auf diese Wette eingelassen zu haben. Zehn Dollar und eine Flasche Hochprozentigen für ein Menschenleben. Vielleicht sogar auch für zwei, falls es Sydney nicht geschafft hatte.
Oder drei!, höhnte meine innere Stimme.

Vielleicht hätte ich doch durch die Mauer zurückgehen sollen, als dieses Wesen über Bob hergefallen war, so wie es dieser Feigling Sydney getan hatte.
Vor gut zwei Stunden hatte ich den Kompass zertreten. Ständig hatte die Nadel etwas anderes angezeigt. Vielleicht sollte ich mich mit dem Gedanken abfinden, dass ich hier niemals wieder rauskommen werde. Vielleicht sollte ich mich einfach hier hinlegen und warten, bis der Nebel kam.
Ich schüttelte den Kopf, versuchte die ständig aufkeimende Müdigkeit zu vertreiben. Sie führte nur zu trüben Gedanken. Seit knapp zwei Tagen hatte ich nicht mehr richtig geschlafen, abgesehen von ein paar kleinen Nickerchen, aus denen ich jedes Mal wieder nach kurzer Zeit hochschreckte.
Mein Körper war ein einziger, tauber Schmerz, aber ich würde kämpfen. Für Lisa würde ich kämpfen. Und dafür, Sydney die Fresse einzuschlagen. Irgendwo musste es doch einen Ausgang geben. Es gab kein Maisfeld, das unendlich war. Schließlich hatten wir es als Kinder schon einmal umrundet. Sydney, Bob und ich. Bei dem Gedanken füllten sich meine Augen mit Tränen. Sie rannen meine Wange hinab und brannten in den Schnitten, die die Blätter auf meinem Gesicht hinterlassen hatten. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich nicht nur äußere Wunden davon tragen würde.
Immer wieder sah ich Bobs Todeskampf, sah diese Monster, die ihn in den Nebel gezogen hatten, sah das, was danach mit ihm geschehen war. Und ich dachte immer wieder daran, dass ich ihn vielleicht hätte retten können. Ja, mit Sydneys Hilfe hätte ich ihn retten können. Sydney, ich hoffe für dich, dass du hier nicht rausgekommen bist …
Ab morgen werde ich mich immer nur noch in eine Richtung fortbewegen. Und wenn ich zwanzig von diesen verfluchten Mauern durchqueren musste. Bisher hatte ich immer versucht, sie zu umgehen. Ich hatte ja den Kompass. Und wer weiß, wo ich mich jetzt, dank dieses Scheißdings, befand. Wahrscheinlich war ich immer nur im Kreis gelaufen. War das der Fluch des Maisfelds? Einmal drin, immer drin.
Ich schloss die Augen. Nur für einen Moment dieses unerträgliche Brennen vertreiben. Nur für einen Moment ...

Erschrocken fuhr ich hoch. War da ein Schrei? Stimmen?
Ich lag mit dem Kopf auf dem staubigen Boden, die Lippen berührten den Lehm. Meine Glieder waren so steif gefroren, dass ich das Gefühl hatte, sie würden bei der geringsten Bewegung aufplatzen.
Vorsichtig richtete ich den Körper auf. Es war hell. Wie lange hatte ich geschlafen? Und vor allem, was hatte mich geweckt? Ich versuchte zu lauschen, doch da war nichts mehr. Die erdrückende Stille, die mich seit zwei Tagen umgab und nur ab und an durch dieses dumpfe Raunen unterbrochen wurde, hatte sich auch jetzt über das Maisfeld gelegt.
Mein Mund war ausgedörrt, und ich nahm den letzten Schluck, der sich noch in der Feldflasche befand. Ich sah mich um. Der breite Weg, auf dem ich saß, wurde wieder von einer dieser undurchdringlichen Maismauern vor mir begrenzt, schien sich nach links und rechts ins Unendliche auszudehnen. Aus welcher Richtung war ich gekommen? Ich versuchte mich zu erinnern, doch es gelang mir nicht. Es hätte von überall her sein können. Außer durch die Mauer selbst.
Ich blickte nach oben, sah die Sonne, die versuchte, durch das dichte Blätterdach hindurchzudringen. Die Wunden auf meinem Rücken schmerzten, beinahe schlimmer als mein pulsierender Knöchel. Meine Hand war ebenfalls geschwollen, denn die Stelle, an der Bobs Nagel eingedrungen war, hatte sich entzündet, und Eiter glänzte in seiner gelblichen Konsistenz um das dunkle Loch herum. Die Schnitte auf meinen Unterarmen waren verkrustet und begannen zu jucken.
Mühsam erhob ich mich. Alles um mich herum begann sich zu drehen, so dass ich nach einem Maishalm greifen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als ich nach einer Weile die Augen wieder öffnete, sah ich eine Gestalt weit hinten auf dem Weg stehen. Ich rieb meine Lider und erkannte Lisa, die winkte. Dann war sie verschwunden. Mühsam tastete ich mich vorwärts. Lisa, warte auf mich! Warte …

Als ich erneut vor eine dieser undurchdringlichen Maismauern stand, spürte ich, wie Tränen meine Wange hinabliefen. Bestimmt zwei Stunden war ich jetzt diesen Weg entlanggehumpelt; zwei Stunden, in denen der ständig anwachsende Schmerz meinen Körper zu zerfressen drohte. Zwei Stunden umsonst.
Ich versuchte, die Stämme auseinander zu drücken, doch sie bewegten sich keinen Millimeter. Meine Kräfte waren erschöpft, und so ließ ich mich langsam zu Boden gleiten.
Rechts von mir ersteckte sich ein weiterer Weg. Wahrscheinlich einer, den ich schon mehrmals gegangen war; wahrscheinlich war ich hier jeden Weg schon mehrmals gegangen. In weiter Ferne nahm ich wieder dieses tiefe Raunen wahr. Ich hörte einen Kinderschrei dazwischen, oder waren es mehrere Stimmen? Es war mir egal. Ich würde hier sitzen bleiben und warten. Meine Kehle war so ausgetrocknet, dass ich nicht einmal mehr schlucken konnte. Und Wasser gab es keines mehr. Vielleicht war ich ja verdurstet, bevor der Nebel kam. Ab und an hatte ich ihn schemenhaft zwischen den Halmen gesehen, doch wenn ich genauer hinblickte, war er wieder verschwunden.

Eine scheinbare Ewigkeit später bewegte sich etwas auf dem Weg, von dem ich gekommen war, ließ den Boden flimmern. Ich grinste, als das Raunen lauter wurde. Da war er.
Die wabernde Schicht kroch zwischen den Halmen hervor und verband sich zu einem einheitlichen Ganzen, das sich langsam näherte. Chris Bailon hatte Recht behalten. Es gab keinen Ausweg; genau das war der Fluch. Es gab keinen Ausweg aus diesem blassen, toten Labyrinth.
Und die Wette war ohnehin verloren. Aber wenn er von dem Geld Lisa eingeladen hatte, dann war zumindest ein Zweck erfüllt. Etwas anderes hatte ich ja auch nicht vorgehabt. Wieder wurden meine Augen glasig. War es normal, dass im Angesicht des Todes die Gefühle verrückt spielten? Würde jetzt die Melancholie ihre spitzen Finger in meinem Körper bohren, wie einst die schwarzen Wesen die ihrigen in den Körper meines Freundes?

Der Nebel kam näher, und das Raunen wurde lauter. Waren da wieder Stimmen? Einzelne Wortfetzen drangen zu mir herüber. „... wir ... haben ... dich, Arthur ...“
„Wenn es so sein soll“, krächzte ich dem Nebel entgegen. Ich hoffte nur, dass es schnell gehen würde. Allerdings, wenn ich an Bob dachte …
„Arth, steh auf!“
Ich blickte zur Seite und erneut erkannte ich Lisa. Sie schwebte den anderen Weg entlang, lächelte mir zu, wie sie es immer getan hatte, wenn wir uns trafen. „Komm, Arth, du hast es bald geschafft. Lass mich nicht noch länger warten.“
„... wir ... haben ... dich ... Arthur ...“ Die Stimmen wurden lauter. Es war ein monotoner Singsang, der mich zu locken versuchte. So schön … so lieblich …
„Nein!“, brüllte ich, während ich mich mühsam erhob. Der Nebel zog sich zurück.

Schritt für Schritt schlich ich den Weg entlang, auf dem ich Lisa gesehen hatte. Immer wieder musste ich Halt machen und mich an den dicken Stämmen abstützen. Meine Handflächen waren einen einzige blutende Masse. Es gab keine Stelle, die noch nicht aufgeschnitten war.
Und immer wieder fraß sich diese hohle Stimme in meinen Verstand. „… wir … haben … dich … schon … lange … Arthur …“
Schon lange? Wollten sie mich verhöhnen?
Nach einer Weile wurde der Mais wieder dichter, und kurz darauf stand ich vor einer neuen Mauer. Ich blickte hinab und sah einen langen Stock, und als ich mich schwerfällig bückte, erkannte ich, dass es meiner war. Ich hatte ihn hier liegen lassen, als Bob, Sydney und ich vor zwei Tagen durch diese Mauer gegangen waren. Ich stand tatsächlich wieder vor jener ersten Mauer, an deren anderer Seite Bob den Tod gefunden hatte. Jene Mauer, in der Sydney den Rückzug angetreten und uns im Stich gelassen hatte.

Wenn ich mich jetzt nach rechts wandte, würde ich auf der Seite raus kommen, an der wir rein gegangen waren. Wir! Drei Freunde, die zehn Dollar und eine Flasche Schnaps verdienen wollten. Und das von diesem arroganten Arschloch Chris Bailon, dessen Vater mit Sicherheit Hunderte von den Dingern im Keller hatte. Ich nahm den Stock auf, und meine Handflächen bedankten sich, nicht noch weitere Schnitte zu erhalten.
„… wir … haben … dich … Arthur … so lange …“
Der Nebel tauchte wieder auf. Ich erblickte ihn auf dem Weg, den ich noch vor Minuten gegangen war.
„Ihr habt mich noch lange nicht!“ Ich lachte laut, und das Lachen war so tot, wie die Erde unter meinen Stiefeln.

Als sich nach einer scheinbaren Unendlichkeit die Halme lichteten, blieb ich stehen. Ich blickte auf das Gras, das da in seinem satten Grün vor mir lag. Ich dachte nicht darüber nach, warum dort draußen Gras wuchs, anscheinend war es doch eine andere Seite, ich wusste nur, dass ich es tatsächlich geschafft hatte.
Wieder vernahm ich die raunenden Stimmen weit hinter meinem Rücken. „Niemals!“, schrie ich zurück, und das Lachen, das meiner trockenen Kehle entwich, tat so unendlich gut. Es war ein Lachen, das lebte.
Langsam ging ich weiter, und als ich die letzten Maishalme hinter mir gelassen hatte, als meine Füße den weichen, lebenden Boden berührten, das Licht in meinen Augen brannte, da umgab mich diese Wärme, von der ich wusste, dass sie nicht nur von der Sonne herrührte.
Ich fiel auf die Knie, ließ mich hinabgleiten und drehte mich auf den Rücken. Der gelbe Ball am Firmament stach mir in die Augen und seine warmen Strahlen drangen tief in mein Innerstes ein. Jeglicher Schmerz war vergessen, ja, er würde vergehen, denn ich hatte es geschafft. Ich wollte es hinausschreien, jeden daran teilhaben lassen, doch ich war zu erschöpft, und so genoss ich einfach nur diese Unendlichkeit des Lebens. Ich genoss sogar das stechende Pochen in meinem Knöchel, das Brennen meiner Hände und die schneidende Hitze, die aus jedem meiner Schnitte in der Haut drang. Ich triumphierte.

„Arth?“
Die krächzende Stimme ließ mich aufschrecken. Ich drehte mich zur Seite, sah die Gestalt, die da auf einen Gehstock gestützt neben mir stand.
„Oh, mein Gott, Arth.“ Die Frau begann zu zittern, und ihre faltigen Hände umklammerten den Stock fester.
„Ma’m?“, kam es aus meiner Kehle. Ich hustete.
Die alte Frau ging mühsam in die Knie, streckte eine Hand aus. Die Finger strichen zitternd über meine Wange. „Oh, Arth.“
Etwas Seltsames keimte in meinem Magen auf; da entstand etwas, das ich nicht zuordnen konnte. „Kennen wir uns, Ma’m?“ Mein Hals brannte. Ich blickte in das faltige Gesicht, in die glänzenden, braunen Augen.
„Ich wusste, dass du irgendwann kommen würdest“, sagte sie leise. „Und ich danke Gott, dass ich es noch erleben darf.“ Die Finger berührten meine Lippen.
Diese braunen Augen.
„Hallo, Arth.“ Hinter der Alten tauchte eine weitere Gestalt auf. Wesentlich jünger als die Frau. Vielleicht im Alter meines Dads. Die Person trug kurze Shorts, und die dünnen Beine waren von Staub bedeckt. Der Druck in meinem Magen breitete sich weiter aus.
„Du wirst es verstehen“, sagte die alte Frau. „Sydney ist vor zwanzig Jahren aus dem Feld gekommen.“
„Sydney?“ Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade fragte.
„Ich bin damals sofort zurückgelaufen, Arth. Damals, als du und Bob ...“
„Wieso damals? Was erzählen Sie denn da? Das war vor zwei Tagen!“ Irgendetwas schien in meinem Kopf zu explodieren. Was ging hier vor sich?
Der Mann bückte sich und reichte mir einen Becher mit Wasser. „Ich habe mich auch verlaufen, aber nach ein paar Stunden bin ich hier wieder rausgekommen. Und da ...“
„Da waren fast zwanzig Jahre vergangen, Arth.“ Die alte Frau nahm mir den Becher ab. „Ein Tag in diesem Feld entsprechen etwa zwanzig Jahre hier draußen.“
Ich blickte in ihr Gesicht. „Das kann nicht sein“, sagte ich barsch.
Die Frau sah mich ernst an. Und in diesem Moment wusste ich, dass sie die Wahrheit sagte. Diese Zornesfalte ...
„Lisa?“ Meine Stimme zitterte. Ein dumpfes Dröhnen schwoll in meinem Schädel an. Kam näher.
Die alte Frau lächelte, und ihre Zornesfalte verschwand. „Ich habe jedes Jahr gehofft, Arth.“ Ihre Augen wurden glasig. „Ich habe jedes Jahr gehofft, dass ich dich noch einmal sehen darf. Nur noch einmal, bevor ich sterbe.“
Ich spürte, wie meine Beine zitterten. Lisa. Wie konnte das sein? Das durfte nicht sein. Ich umklammerte meinen Stock, zog mich mühsam daran hoch.
„Was ist mit Bob passiert?“, fragte Sydney.
Bob ist tot, wollte ich ihm entgegen schreien. Er ist tot, weil du die Hosen voll hattest und uns im Stich gelassen hast. Ich wollte den Stock nehmen und ihm seine dämliche Fresse einschlagen. Doch ich gab mich nur zitternd dieser schmerzhaften Lethargie hin, die mich in diesem Moment langsam mit ihren Klauen erdrückte.
„Als Sydney seinerzeit wieder aus dem Feld herauskam“, sagte Lisa, „da habe ich von meinem Mann verlangt, er solle dieses Grundstück kaufen, damit niemand mehr in das Feld konnte. Wir haben hier das Haus gebaut. Und … ich habe auf dich gewartet.“
„Dein Mann?“
Lisa blickte zu Boden. „Chris und ich haben damals geheiratet. Er ist vor vier Jahren gestorben.“
Eine erneute Explosion entstand in meinen Eingeweiden. Mein Kopf kreischte. Ich blickte zu dem Maisfeld, hinüber zu den blassen Halmen.
Wir ... haben ... dich ... Arthur! Wir … haben … dich … schon … lange!
Es klang, als wollten sie mich verhöhnen, doch die Stimmen hatten Recht. Und genau das war der Fluch!
„Warum … warum habt ihr nicht nach mir suchen lassen?“ Meine Stimme brach.
Ich sah Tränen in Lisas Augen entstehen. „Wir haben alles dem Sheriff erzählt, Arth. Als ihr am nächsten Tag immer noch nicht raus ward, da haben wir es erzählt.“
Ich erkannte, dass sie nach Worten suchte.
Jetzt legte Sydney einen Arm um ihre bebenden Schultern. „Sie haben niemanden reingeschickt, Arth“, sagte er sanft. „Redeten von Flüchen, und dass nie einer wieder rausgekommen sei.“
Lisa sah auf. „Arth, sie sagten, sie würden uns einbuchten, wenn wir auch nur noch einmal in die Nähe des Felds kommen würden. Ich glaube, … ich glaube, sie haben alles gewusst. Sie haben es wohl gewusst.“ Sie weinte. „Wir haben gehorcht, ja, das haben wir. Und den Rest kennst du ja, Arth.“
Noch einmal blickte ich zu den beiden Personen, die da im Gras saßen. „Es tut mir leid, Lisa“, sagte ich leise. Ich wollte sie berühren, doch es ging nicht. Das Pochen in meinem Fuß wurde unerträglich. Ich sah zu Sydney, der in seinen Schoß blickte. Beinahe wie damals – vorgestern – als drei Freunde vor einem blassen Maisfeld hockten, um eine banale Wette einzulösen. Damals – vor vierzig Jahren – als ich diese Wette einging, um meine Lisa einmal ausführen zu können.
„Wir … haben … dich … Arthur!“
Ja, das Maisfeld hatte wahrlich Recht. Es hatte mich. Alles, wofür ich in den letzten zwei Tagen gekämpft hatte, war verloren. Meine Welt war verloren.

Ich wandte mich ab und ging zu den blassen Halmen, die mir jetzt gar nicht mehr so farblos erschienen.
„Willkommen zurück, Arthur.“

 

Hallo, da bin ich mal wieder.
Pünktlich zur Weihnachtszeit möchte ich euch noch einmal mit einem typischen Salem "erfreuen". Ich habe mal wieder versucht, ganz gewöhnlichen Grusel zu schreiben. Keine Experimente, nichts großes zum Nachdenken. Und natürlich keinen Splatter (na ja, fast keinen …) :D .

Wer es lesen mag, dem wünsche ich schon mal viel Spaß, und hütet euch im nächsten Jahr vor der Maisernte …

Lieben Gruß! Salem

 

hallöchen Salem!

Naja, ich gebs ja zu, letztens war ich nicht besonders aktiv hier. aber das soll sich wieder ändern!

So: der Titel erinnert mich gleich mal an Kings: Kinder des Mais.
aber mal von vorn:

Sie wird die Frau sein, die ich später heirate, und unsere Kinder werden die Schönsten von ganz Curnie Falls sein. Das wusste ich.
heiraten werde
schönsten (da es sich noch auf Kinder bezieht)

; diese gab es zu Hauff aber es waren lediglich Gerüchte.
..., aber

Ich versuchte ein Stück von dem Stoff abzureißen, doch dieses erwies sich als schwieriger als ich es vermutet hätte.
ich würd schreiben: doch das erwies sich schwieriger, als ich vermutet hätte.
aber: cooler satz

Die Erkenntnis, dass wir in die falsche Richtung gegangen waren, machte mich wütend.
„Wir hätten doch nach Süden gehen sollen.“ Und das ewige Gejammer von Peter auch.
wahnsinnig wär besser.
aber wieder: ziemlich cool!

Ich sah, wie sich Bobs Bauch an der Seite dehnte, die Haut stülpte sich nach außen und barst kurz darauf mit einem platzenden Laut. Die Hand wand sich hinaus, und glänzender Darm hatte sich zwischen die langen Finger gelegt. Die Nägel krallten sich in Bobs Fleisch unterhalb der Brust, lösten es mit einem Ruck von dem Muskel. Ich sah die roten Rippenknochen, bevor sich der Nebel wie ein sanftes Tuch über die Szenerie legte.

Und natürlich keinen Splatter (na ja, fast keinen …)
muss ich mehr sagen?!?

Als ich erneut vor eine dieser undurchdringlichen Maismauern stand, spürte ich, wie Tränen meine Wange hinabliefen. Zwei Stunden war ich jetzt diesen Weg entlang gehumpelt; zwei Stunden, in denen der ständig anwachsende Schmerz meinen Körper zu zerfressen drohte. Zwei Stunden umsonst. Ich versuchte, die Stämme auseinander zu drücken, doch sie bewegten sich keinen Millimeter. Meine Kräfte waren erschöpft, und ich ließ mich langsam zu Boden gleiten.
Rechts von mir war ein weiterer Weg. Wahrscheinlich einer, den ich schon mehrmals gegangen war; wahrscheinlich war ich hier jeden Weg schon mehrmals gegangen. In weiter Ferne entstand wieder dieses tiefe Raunen. Ich hörte einen Kinderschrei dazwischen, oder waren es Stimmen? Doch es war mir auch egal.
Ich würde hier sitzen bleiben und warten. Meine Kehle war so ausgetrocknet, dass ich nicht einmal mehr schlucken konnte. Und Wasser gab es keines mehr. Also würde ich warten bis ich entweder verdurstet war, oder bis der Nebel kam. Hin und wieder hatte ich ihn schemenhaft zwischen den Halmen gesehen, doch wenn ich genauer hinblickte, war er wieder verschwunden.
Etwas bewegte sich auf dem Weg, von dem ich gekommen war. Der Boden flimmerte. Ich grinste, als das Raunen lauter wurde. Da war er wieder.
das ist ein sehr schöner absatz. er beschreibt, wie der prot den verstand verloren hat, wie wenig ihn alles kümmert.

viel zu sagen hab ich nicht. der stil ist wie gewohnt flüssig (ein paar schöne metapher drinne), die geschichte recht spannend, die figuren zwar symphatisch, aber, wie soll ich sagen, klischeehaft (der dicke, der dürre ängstliche und der normale ich-erzähler), macht aber nix. ;)

Der letzte Satz übrigens: find ich klasse.

auf jeden fall hats mir wieder spaß gemacht. (obwohl mir die leiche des...... besser gefallen hat. ;) )

liebe grüße
Tama

 

Moin Salem!

Textarbeit:

Ich selbst hasste Paddy, weil er sich ständig an Becki heranmachte, obwohl er genau wusste, dass sie meine Freundin war.
selbst kannst Du eigentlich streichen

Ich blickte an Becki vorbei, die immer noch ihrer Zornesfalte frönte, und sah die langen Halme hinter Paddy Tools Rücken ihre farblose Frucht in den Himmel recken.
Zu hochgestochen formuliert.

Er hievte seine Massen vom Boden hoch und schlug sich den Staub von seinem Arsch.
Klopfte sich den Staub von seinem Hintern gefällt mir irgendwie besser.

„Der Nebel kommt von hinten, Arth. Du musst aufstehen!“ Das war nicht Peters Stimme. Es war Becki. Ihre Worte entstanden in meinem Kopf. „Oh, bitte, Arth. Du musst von hier verschwinden.“ Becki, wie ich dich liebe.
Vorsicht Kitsch!

Das war's auch schon.

Also Salem, ich muss leider sagen, dass mich Deine Geschichte enttäuscht hat. Deine Idee vom verfluchten Maisfeld war für mich, vor allem auf Grund der Größe des Feldes, von Anfang an faszinierend. Noch niemand hat das Feld durchquert, also kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen. Dafür mein Kompliment.
Doch empfinde ich die Auflösung als unbefriedigend. Die Wesen im Nebel und die schneller vergehende Zeit sind zwar nette Ideen, aber ich hatte irgendwie etwas "Größeres" erwartet, auch weil das Maisfeld durch die Mauer komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Außerdem reizt Du, meiner Meinung nach, die Atmosphäre nicht genug aus. Ich stelle es mir schrecklich vor, sich in diesem riesigen Feld zu verlaufen, doch Dein Prot nimmt es relativ locker auf. Oder lass es mich anders formulieren: ich kann mich nicht genug mit dem Prot identifizieren (vielleicht weil er ziemlich eindimensional ist), damit die Szene ihr ganzes Potential entfalten kann. Auch erzählst Du zum Ende hin für meinen Geschmack zu schnell.
Ich hoffe, dass ich mich halbwegs verständlich ausdrücken konnte.

Dein Stil ist, wie immer, sicher. Manche Formulierungen hätte ich vielleicht anders gewählt, aber das ist höchst subjektiv. Was mich hingegen stört, sind die Erscheinungen von Becki. Auch wenn es am Ende Sinn macht, sind mir diese Passagen einfach zu kitschig und aufgesetzt.

Insgesamt eine routinierte Arbeit, obwohl meine Kritik sich vielleicht anders liest. Wenn die Geschichte nicht von Dir wäre, hätte ich auch einen anderen Maßstab angelegt und vor allem auch andere Erwartungen gehabt.
Trotzdem, unterhaltsame Geschichte, schön erzählt.
Danke,

Jorgo

 

Hallo Salem,

mir hat deine Geschichte gut gefallen.

Stilistisch lass sie sich wirklich sehr flüssig und spannend, so dass meine Augen nur noch so über die Zeilen flogen.

Die Idee am Ende, also dass in der wirklichen Zeit so viele Jahre vergehen, fand ich echt gut, weil ich mit so was nicht gerechnet hätte.

Die Personen empfand ich auch als etwas klischeehaft. Das ist mir schon bei diesem Paddy aufgefallen - der böse, der die anderen zu diesem Blödsinn verführt hat natürlich irgendein häßliches Merkmal.

Auf Becki war ich am Ende richtig sauer, weil sie diesen widerlichen Paddy geheiratet hat.

Einige Kleinigkeiten:

Ich liebte ihr Lächeln, dass sie mir immer entgegen brachte und ich liebte auch ihre kleine Zornesfalte, die sie wie auf Kommando entstehen lassen konnte
.

das

Das leuchtende Rot des Blutes stach glänzend hervor in der Blässe der Umgebung.

Die "Blässe" stört mich hier ein bissl. Wir sind als Kinder auch immer durch ein angrenzendes Maisfeld gelaufen - und da drinne war es erstaunlich dunkel. (Und danach haben wir immer Schimpfe bekommen, wegen der Blattläuse...)

„Auf unsere Rücken konnten wir nicht groß aufpassen, doch achteten wir darauf, die Arme nicht zu schnell zu bewegen. Bis jetzt waren meine noch unversehrt.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich Bob brüllen hörte: „Jawoll!“ Dann war er aus meinem Blickfeld verschwunden.
Ich kämpfte mich weiter, hörte Peter neben mir keuchen. Und dann sah auch ich das Ende der Mauer. Bob tauchte wieder auf, presste mit seinen dicken Armen zwei Stämme auseinander. „Wir haben es geschafft. Hier lässt es sich wieder bequemer laufen.“ Sein Gesicht grinste wie ein Vollmond in einer sternenklaren Nacht. Auf seiner Wange glänzte ein langer, roter Schnitt, und winzige Rinnsaale hatten sich einen Weg zu seinem Hals gebahnt. „Wir haben es geschafft!“

LG
Bella

 

Einen wunderschönen guten Abend allerseits.

Zunächst mal zwei Dinge:
1. Vielen Dank für´s Lesen und Kommentieren (logisch)
2. Ich wollte tatsächlich lediglich unterhalten! Meiner Meinung nach auch der einzige Sinn und Zweck von Trivialliteratur, welcher ich sehr zugeneigt bin.


Hi Noel.

Endlich, endlich, endlich. Tage des wartens sind endlich vorbei. Und dann auch noch so eine geile Geschichte, die am ende ja fast lustig ist. Ich hab jedenfalls ganz schön grinsen müssen.
Tja, was soll ich da sagen ... Danke! Obwohl, ich musste am Ende heulen. Bin halt ein sehr romantisches Kerlchen. :(

Zitat:
seine Warze hatte in der Sonne geglänzt wie ein braunes Furunkel auf dem Arsch einer abgetakelten Bardame.

was du wohl schon alles für erfahrungen gemacht haben mußt.

Reine Fantasie, wirklich reine Fantasie ...


Zitat:
Der Nagel ragte blut- und staubverschmiert nach oben.

ihhhhhhh


Zitat:
Und dann sah ich den glänzenden Breiklumpen, der einmal sein Arsch gewesen war.

ihhhh, nein, gaaaaaaaarrrrr kein splatter.

Ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dich könnte gar nichts mehr schocken :D


Zitat:
verdammt noch mal, war Peter?

kein Komma

Ich denke doch, denn "verdammt noch mal" ist eingeschoben.

ja, was soll ich bloß sagen: Ich fands einfach super, ohne irgendwelche positiven Vorurteile oder Bekanntheitsbonus. Diese Atmosphäre ist dir einfach genial gelungen. Man spürt die Angst des Erzählers, man glaubt, jeden Schnitt mitzufühlen. Und dann erst die Killersezene, so gut und spannend kriegt das hier´doch niemand hin.
Diesen Abschnitt werde ich mir auf DIN A 1 kopieren und übers Bett hängen!

und wehe es dauert bis zur nächsten auch wieder so lange.
Hey, die vorletzte ist etwa nen Monat her ...

Vielen Dank noch mal für die netten Worte. Gefundene Fehler werden natürlich ausgebessert.


Hallöchen Tama!!!

Naja, ich gebs ja zu, letztens war ich nicht besonders aktiv hier. aber das soll sich wieder ändern!
Geht mir im Moment genauso.

Zitat:
Und natürlich keinen Splatter (na ja, fast keinen …)


muss ich mehr sagen?!?

Sorry, hab ein bisschen gelogen ... :shy:


das ist ein sehr schöner absatz. er beschreibt, wie der prot den verstand verloren hat, wie wenig ihn alles kümmert.
Juhu, das war von mir beabsichtigt. Schön, dass es bei dir so rüberkam.

die figuren zwar symphatisch, aber, wie soll ich sagen, klischeehaft (der dicke, der dürre ängstliche und der normale ich-erzähler), macht aber nix.
Find ich auch. Hier sollte die Handlung entscheidend sein. Da ich wenig auf die Charaktere eingehen wollte, habe ich sie halt klischeehaft gestaltet. Dann kann man sie sich doch gut vorstellen, oder?

Der letzte Satz übrigens: find ich klasse.
Danke!

Auch deiner gefundenen Fehler werde ich mich annehmen.


Moin Jorgo.

Zitat:
Ich blickte an Becki vorbei, die immer noch ihrer Zornesfalte frönte, und sah die langen Halme hinter Paddy Tools Rücken ihre farblose Frucht in den Himmel recken.

Zu hochgestochen formuliert.
Also, das möchte ich gerne lassen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Ich-Erzähler so spricht. Zumal er kein kleines Kind mehr ist.


Zitat:
Er hievte seine Massen vom Boden hoch und schlug sich den Staub von seinem Arsch.


Klopfte sich den Staub von seinem Hintern gefällt mir irgendwie besser.

Okay, darüber werde ich nachdenken.


Zitat:
„Der Nebel kommt von hinten, Arth. Du musst aufstehen!“ Das war nicht Peters Stimme. Es war Becki. Ihre Worte entstanden in meinem Kopf. „Oh, bitte, Arth. Du musst von hier verschwinden.“ Becki, wie ich dich liebe.

Vorsicht Kitsch!
Vielleicht werde ich es ein wenig umformulieren, hast Recht. Aber die Liebe zu Becki sollte schon rauskommen.

Also Salem, ich muss leider sagen, dass mich Deine Geschichte enttäuscht hat.
:crying:

Außerdem reizt Du, meiner Meinung nach, die Atmosphäre nicht genug aus. Ich stelle es mir schrecklich vor, sich in diesem riesigen Feld zu verlaufen, doch Dein Prot nimmt es relativ locker auf.
Kam es nicht so gut rüber, dass er am zweiten Tag verrückt wird? Er verfällt in eine Lethargie, und nur die Liebe zu Becki holt ihn da wieder raus (ich weiß, ich weiß, Kitsch)

Was mich hingegen stört, sind die Erscheinungen von Becki. Auch wenn es am Ende Sinn macht, sind mir diese Passagen einfach zu kitschig und aufgesetzt.
Auch die würde ich ganz gerne drin lassen. Aber ist Geschmacksache.

Wenn die Geschichte nicht von Dir wäre, hätte ich auch einen anderen Maßstab angelegt
ein sehr schönes Kompliment. Vielen Dank.

Trotzdem, unterhaltsame Geschichte,
Ha! Genau das sollte sie sein. Freut mich.

Fehlerchen werden ausgebessert.


Hi Bella.

mir hat deine Geschichte gut gefallen.
:)

Die Idee am Ende, also dass in der wirklichen Zeit so viele Jahre vergehen, fand ich echt gut, weil ich mit so was nicht gerechnet hätte.
Freut mich, wenn ich überraschen kann.

Die Personen empfand ich auch als etwas klischeehaft. Das ist mir schon bei diesem Paddy aufgefallen - der böse, der die anderen zu diesem Blödsinn verführt hat natürlich irgendein häßliches Merkmal.
Werde mir beim nächsten Mal wohl mehr Mühe geben müssen. Aber, na ja, ich liebe halt Personen, die dick oder dünn sind, oder welche die Warzen haben. ;)

Auf Becki war ich am Ende richtig sauer, weil sie diesen widerlichen Paddy geheiratet hat.
Unter uns: das hat sie nur gemacht, weil sie von seinem Geld das Grundstück kaufen konnte ...


Hi Lukas.

Irgendwo hattest du (ich hoffe doch, ich verwechsle jetzt niemanden!) einmal geschrieben, daß du mit deinen Geschichten nur unterhalten willst
Jau, genau das war ich. Will ich auch meistens nur.

Ich glaube das Prädikat, das man der Geschichte verleihen kann, ist, trotz ihrer Länge, kurzweilig. Im Effekt ähnlich dem Maisfeld: die Zeit vergeht, man merkt es nicht und geht dann, wie der Prot, einfach weg.
Das fass ich aus deiner Feder als großes Kompliment auf. Danke.

Ein unfreiwilliger Nebeneffekt stellte sich bei mir durch die Benennung der Personen ein, da ich nicht anders konnte, als bei Peter und Bob auf Justus Jonas zu schließen, was mir dem Ganzen eine witzige Note abringen ließ, die eigentliche gar nicht da war – mein Fehler.
Kann mir mal irgendwer sagen, wer Justus Jonas ist? Habe den Namen schon häufiger gehört oder gelesen, weiß aber nicht wo.

*Die Blätter rauschten ihr liebliches Lied des sanften Luftzugs.
=das ist ein grauenvoll schlechter Satz! Zum Glück die einzig wirkliche sprachliche Entgleisung, die mir im Text aufgefallen ist.
Wird noch mal beizeiten überdacht.

*Die Stimmen klangen genauso tot wie die Farbe der Maishalme.
=Meiner Meinung nach, der sprachliche Höhepunkt des Textes. Synästhesie ist eine seltene Pflanze hier.*applaudier*
*verneig*

Sorry, wenn sich alles Grauen und Unbekanntes in Nebel hüllt, muß ich lachen.
Okay, gebe es ja zu, Nebel ist schon ziemlich abgedroschen. aber ich find ihn immer wieder gruselig.

(...) „Komm, Arth, du hast es bald geschafft. Lass mich nicht noch länger warten.“
=würg!
Du willst damit sagen: doch ein bisschen zuuu kitschig?!

Ich bin mir jetzt gar nicht sicher, ob meine Kritik positiv oder negativ ist.
Och, ich hab schon Schlimmere von dir bekommen. Zumindest sind die meisten immer hilfreich, und darauf kommts doch an.

Die Geschichte wird nun mal nicht von den Personen getragen, sondern von der Handlung als solcher, die die Personen trägt,
Ich hätte es nicht besser formulieren können. Aber mit der Liebe gebe ich dir Recht. Ohne Substanz = meist Kitsch. Vielleicht wird es ja ein Groschenroman...

Danke euch allen noch mal für eure ausführliche und hilfreiche Kritik.

Gruß! Salem

 

Hi Salem!

Ich fürchtete schon, du hättest uns den Rücken gekehrt!
Und das "Länger abwesend" in deinem Profil macht mich immer noch ein bisschen nervös... schnell weg damit!

Zu deiner Geschichte:

Sie hat mir leider nicht gefallen, sorry.

Warum? Geschrieben ist sie natürlich toll, dein Stil hat sich nicht verschlechtert während deiner Abwesenheit. Bestimmt nicht! Du schreibst eben einfach gut. So ist das eben.

Die Geschichte hat aber einige Hänger. Und Fehler. Und das kann ich dir dann nicht so einfach abnehmen, auch wenn du "nur" auf Unterhaltung oder eine klassische Horrorgeschichte aus warst.

Da, wo sie gestanden hatten, war innerhalb von Minuten ein neuer Halm gewachsen, blass und ehrfurchtsgebietend.
Der erste Punkt (und der gravierenste) ist das Maisfeld: es ist gefährlich, es ist bedohlich, es beherrbert grausige Kreaturen - und niemandem ist das je aufgefallen, niemand hat je was dagegen unternommen, niemand! Das glaube ich nicht, das glaube ich einfach nicht.
Stellen wir uns dieses Maisfeld einmal vor, das du da beschreibst: scheinbar sind die einzelnen Halme so groß und mächtig, dass man darin die Sonne nicht einmal sehen kann (das habe ich mich immer gefragt, wieso orientieren die Knaben sich nicht einfach an der Sonne, statt an einem blöden Kompass), zudem ist alles grau und kalt. Und das ist nie einem Menschen aufgefallen? Das Maisfeld muss riesig sein, gigantisch und es ist gefährlich: und niemand bemerkt das? Sorry, das glaube ich nicht.

Das zweite ist das Ende: Becky wartet auf ihren Arth, heiratet aber (natürlich) den ekligen Paddy (warum denn?), aber unternimmt nichts, um ihren Geliebten zu retten. Gar nichts. Auch das nehme ich der Figur nicht ab.

So bleibt eine Geschichte, die mir persönlich einfach zu unglaubwürdig beschreibt. Da tröstet auch die wie immer perfekt beschriebene Aktion nicht drüber hinweg, die ohne Frage ganz kurzweilig ist.

Ein paar Anregungen noch: dieses Maisfeld... wäre es nicht interessanter gewesen, zu beschreiben, wie dieses Maisfeld plötzlich entstanden ist, wie dann ein paar Kinder darin verschwunden waren und sich dann die Väter auf die Suche gemacht hatten. Nur um dann wiederzukehren und ihre Kinder zu treffen, die inzwischen aus dem Maisfeld entkommen und älter waren als die Väter selbst?
Ich spiele nur drauflos... kam mir beim Lesen die Idee. Ich will nicht sagen, dass sie besser ist, aber dann würden sich einige der Probleme lösen, die ich in der Geschichte sah.

Textzeug:

doch dieses erwies sich als schwieriger als ich es vermutet hätte.
doch dies - ist einfacher...

Jetzt brech uns hier ja nicht noch zusammen
Brich uns jetzt bloß nicht zusammen - klingt eleganter, finde ich.

aber ich werde kämpfen. Für Becki werde ich kämpfen.
Tempus!

Ab morgen werde ich mich immer nur noch in eine Richtung fortbewegen.
Tempus!

da habe ich von meinem Mann verlangt, er solle dieses Grundstück kaufen, damit niemand mehr in das Feld konnte. Wir haben hier das Haus gebaut. Und ich habe auf dich gewartet.“
Warum hat sie nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, ihren Arth zu retten?


In diesem Sinne
c

 

Hi chazar.

Hm, jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Das niemand etwas gegen das Feld gemacht hat, habe ich mir so erklärt: Die Geschichte spielt zu Anfang ja so in den dreißiger Jahren. Die Leute wussten, dass auf diesem Feld ein Fluch lastet, und so wurde es gemieden.
Und später hat Becki das Grundstück ja gekauft, damit niemand mit dem Feld etwas machen konnte.

Dein zweiter Kritikpunkt ist allerdings wesentlich einleuchtender. Wenn sie ihn sosehr liebt, wäre sie vielleicht schon nach ein paar Tagen in das Feld gegangen. Oder sie hätte dem Sheriff bescheid gesagt, der dann einen Suchtrupp reingeschickt hätte (obwohl Thad und Brodin da noch gar nicht geboren waren ... :D )

Mal sehen, vielleicht fällt mir noch etwas dazu ein. Danke auf jeden Fall für den Hinweis.
Fehler werden ausgebessert (wenn ich etwas mehr Zeit habe). Was meinst du denn mit "Tempus" :shy:

Gruß! Salem

 

Hi nochmal!

obwohl Thad und Brodin da noch gar nicht geboren waren ...
Apropos... :D

Was meinst du denn mit "Tempus"
Zeitfehler!
Du schreibst Gegenwartsform, obwohl du später dann wieder Imperfekt benutzt.

Gruß
c

 

Zeitfehler!
Du schreibst Gegenwartsform, obwohl du später dann wieder Imperfekt benutzt.
Da hab ich mich falsch ausgedrückt. Logisch, aber ich meinte, wie hätte ich es anders schreiben müssen. Gibt es eine Vergangenheitsform für die Zukunft?

Apropos...
Ist auf keinen Fall in Vergessen geraten. Vielleicht nach dem ganzen Weihnachtsstress ... äh, -fest.

Salem

 

In den von mir genannten Beispielen:

ber ich werde kämpfen. Für Becki werde ich kämpfen.
aber ich würde kämpfen, für Beckie würde ich kämpfen.

Ab morgen werde ich mich immer nur noch in eine Richtung fortbewegen.
ab morgen würde ich mich immer...

Tschuldige, da hab wohl auch ich dich falsch verstanden.

Gruß
c

 

Hi Salem,

wie schön mal wieder eine unverwechselbare Salemgeschichte zu lesen. :D

Wie immer spannend erzählt und Kino im Kopf.

Nuuuur, unverständlich ist mir, wie auch schon chazar erwähnte, dass Becki nicht versucht hat, ihren Liebsten zu retten.
Die Suchtrupps wären zwar auch, wenn überhaupt,erst nach Jahrzehnten wiedergekommen, aber zumindest hätte ein Versuch stattgefunden.

Logisch müsste auch sein, dass nach dem verschwinden der Leute, dass Maisfeld, systematisch abgeerntet werden müsste.
Obwohl, hätte ja passieren können, dass jeder abgeschlagene Halm, gleich wieder nachwächst ...hm :hmm:
Doch spätestens dann hätten die Bewohner gewußt, dass es ein Problem gibt.

Tja, ich glaube, mit Logik und wenn und aber, kann man deiner (und solcher Geschichten im Allgemeinen) nicht zu Leibe rücken. ;)

Doch dies hier:

Dann wandte ich mich um und ging zurück.
kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Auch wenn das der Fluch war. Irgendwann kommt immer einer, der den Fluch bricht.
Wenn dein Prot schon so gekämpft hat, passt es nicht zu ihm, letztendlich aufzugeben. (hatte ein starkes Bild von ihm)
Ich denke, er hätte das Feld abbrennen können, um anderen, die sich darin verlaufen könnten, (Kinder z.B.) das Grauen zu ersparen.

Wenn du Wert auf den Fluch legst, könnte dein Held noch den Feuertod sterben oder sowas. :shy:

Abert ansonsten, wieder Klasse geschrieben :thumbsup:

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Hi chazar nochmal, hi coleratio!


@chazar

vielen Dank für die Hilfe ... :bonk: :shy:


@coleratio

Wie immer spannend erzählt und Kino im Kopf.
vielen Dank. Macht mich stolz!

Nuuuur, unverständlich ist mir, wie auch schon chazar erwähnte, dass Becki nicht versucht hat, ihren Liebsten zu retten.
Da werde ich auf jeden Fall noch mal dran arbeiten. Ihr habt ja Recht.


Logisch müsste auch sein, dass nach dem verschwinden der Leute, dass Maisfeld, systematisch abgeerntet werden müsste.
Obwohl, hätte ja passieren können, dass jeder abgeschlagene Halm, gleich wieder nachwächst ...hm
Doch spätestens dann hätten die Bewohner gewußt, dass es ein Problem gibt.
Vielleicht haben sie das ja auch versucht ... :hmm:

Tja, ich glaube, mit Logik und wenn und aber, kann man deiner (und solcher Geschichten im Allgemeinen) nicht zu Leibe rücken.
Das stimmt. Jedoch sollten nicht allzu große Logikfehler auftreten, auch wenn man "nur" unterhalten will.

Zitat:
Dann wandte ich mich um und ging zurück.


kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Auch wenn das der Fluch war. Irgendwann kommt immer einer, der den Fluch bricht.
Wenn dein Prot schon so gekämpft hat, passt es nicht zu ihm, letztendlich aufzugeben. (hatte ein starkes Bild von ihm)

Er hat ja ausschließlich für Becki gekämpft. Das war das einzige, was ihn da raus geholt hat. Und als er dann erkennt, was passiert ist, da gibt er sich dem Fluch geschlagen und geht zurück. Also ich kann das schon nachvollziehen.


Noch mal vielen Dank für die Kritik und die Hilfestellungen.

Allen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!!!

Salem

 

Hallo Salem!

Ja, unterhalten kannst du gut. Zwar fehlt der Geschichte tatsächlich psychologische Tiefe, aber da du eben nur Kopfkino pur machen willst und das auch erreichst, denke ich, bin ich zufrieden.

Tja... spannend wie Sau, fehlerfrei, routiniert... zu meckern gibt´s eigentich nix, hat er gut gemacht, der Bub. :schiel:

Insgesamt ein bisschen wie eine Mischung aus "Signs" und "Scream", wenn David Lynch sie gemacht hätte.

Tschö,

Lestat

 

Hallo, mein harter Kritiker.

Schön von dir zu hören. Und noch schöner, dass es dir gefallen hat.

aber da du eben nur Kopfkino pur machen willst und das auch erreichst, denke ich, bin ich zufrieden.
Jau, das wollte ich! Vielen Dank für das Kompliment!

spannend wie Sau, fehlerfrei, routiniert...
Das musste ich jetzt noch einmal hervorheben! :D

An dem Tiefgang werde ich beizeiten noch einmal arbeiten. Aber ich lasse die Geschichte noch ein wenig liegen, bevor ich sie überarbeite. Ist dann vielleicht besser.

Danke noch mal für deinen Kommentar. Hat mich gefreut!

Gruß! Salem

 

Lieber Salem!

Ups, das war aber jetzt ein (doppelt!) unerwarteter Schluß! :thumbsup:

Also, nachträglich noch einmal alles Gute! :) – Doppelt hält besser und in dem Alter kannst Du’s ja brauchen. :p

Die Geschichte hat mir gut gefallen, spannend erzählt und das Ende, wie gesagt, überraschend – nicht das Glück im Unglück, sondern einmal das Unglück im Glück. :)

Was mir nicht so gefällt, ist, daß Du hier noch manchmal ziemlich distanziert erzählst, also oft nicht so recht am Fühlen des Protagonisten dran bist, zum Beispiel hier:

Das Brennen meiner Augen raubt mir für einen Moment die Sicht.
Es liest sich, als wäre das Brennen in den Augen bloß etwas Lästiges, das ihm die Sicht raubt – es brennt nicht, es tut nicht weh … Und wie weh das erst tut, wenn man versucht, mit brennenden Augen etwas zu sehen …
Es rinnen auch immer wieder Tränen wie von selbst, ohne vorherige Gefühlsregung, die Wangen hinab, Schreie branden oder schlagen, aber lösen keine Gefühle aus. Gerade bei einer Ich-Erzählung wäre es meiner Meinung nach schon besser, da insgesamt noch ein Stück näher dranzugehen.

Ansonsten finde ich sie aber soweit gelungen, und hab nur noch die üblichen paar Anmerkungen: ;)

»„Arth, bist du wahnsinnig?“ Das war Becki, die sich jetzt neben mich stellte.«
– »Das war Becki« finde ich nicht so glücklich formuliert, klingt irgendwie komisch in einer Geschichte. Was spricht gegen »fragte Becki und stellte sich neben mich«?

»doch als ich Beckis Zornesfalte zwischen den Augen betrachtete, verkniff ich es mir wohlwissendlich.«
– wohlwissentlich
– würde »zwischen ihren Augen« schreiben

»Ich liebte ihr Lächeln, dass sie mir immer entgegen brachte«
– das
– zusammen: entgegenbrachte

»Paddy - die Warze - Tools hatte sie gegriffen.«
– besser mit Anführungszeichen: Paddy „die Warze“ Tools
– würde er- statt gegriffen schreiben

»wenn ihr es schafft, hier rein zu gehen und auf der anderen Seite wieder rauszukommen.«
– genauso, wie Du »rauszukommen« zusammengeschrieben hast, gehört das auch bei »reinzugehen«; Richtungsangabe + Verb = zusammen

»denn Fakt war, dass ohne Malcolm P. Tools´ Sägewerk die meisten Bewohner von Curnie Falls arbeitslos wären.«
– Tools ohne Apostroph

»Die Sonne stand am Zenit und die kurzen Schatten von den umstehenden, vereinzelten Bäumen gruben sich in den Boden.«
– heißt es nicht »im Zenit«?
– wie wärs mit »vereinzelt umstehenden« und »Schatten der … Bäume«?
Aber vielleicht solltest Du die Schatten eher ans Satzende bringen, da Du ja den nächsten Satz, »Nur die Maishalme warfen keinen«, darauf beziehst. Neuer Vorschlag also: und die vereinzelt umstehenden Bäume warfen kurze Schatten

»Es wirkte unecht; die satten Farben der umstehenden Bäume«
– hm, die Wiederholung von »umstehenden« ist nicht schön, und Du kannst es eigentlich ganz einfach streichen

»Meine Finger strichen sanft ihre Wange.«
– »strichen« braucht noch sowas wie ein »über« oder »entlang«: strichen sanft über ihre Wange, strichen sanft ihre Wange entlang; »streichelten« könnte allein stehen: Meine Finger streichelten sanft ihre Wange.

»Ich wollte ihm ins Gesicht schreien: „Halt dein schäbiges Maul, Warze!“, aber ich grinste ihn nur an.«
– ohne Doppelpunkt, evtl. umdrehen: Ich wollte ihm „Halt dein schäbiges Maul, Warze!“ ins Gesicht schreien, aber …

»Nicht einen Wolke war zu sehen.«
– eine ohne n

»„Unsere Kinder wollen doch eine Mutter ohne Narben, oder?“, hatte ich gesagt,«
– würde »gefragt« schreiben, da es eine Frage ist

»„Ich finde, Bob hat Recht“, sagte jetzt Peter. „Sie sind jetzt weit genug weg.“«
– das erste »jetzt« würde ich streichen, nicht nur wegen der Wiederholung, auch weil das eh klar ist

»Ich schaute in die Richtung, in der Becki und die Warze gegangen waren.«
– die Richtung, in die Becki …

»sagte ich ohne meinen Blick von dem Feld zu lassen.«
– ich, ohne

»„Was ist mit den fünf Kindern, die nicht mehr raus gekommen sind?“«
– zusammen: rausgekommen

»wie sonst ließe sich die äußere Erscheinung des Feldes logisch erklären? Aber auch dafür musste es eine logische Erklärung geben. Alles ließ sich logisch erklären.«
– bisschen viel logische Erklärung, auch wenn ich Dir im Moment wenig Alternativen anbieten kannst Du streichen

»rief Peter, sprang auf seine dürren Beinchen und stand kurz darauf mit seinem Stock neben uns.«
– »Beinchen« finde ich schon etwas übertrieben

»Die fahlen Stängel mit den blassgrünen Blättern ruhten bewegungslos vor uns. Nicht die geringste Bewegung war zu erkennen.«
– Der zweite Satz sollte wohl den ersten noch näher erklären, also daß an den bewegungslos ruhenden Blättern nicht die geringste Bewegung zu erkennen war? ;)

»Und dann traten wir in das Maisfeld ein.«
– das »Und« würde ich streichen

»und eine Gänsehaut entstand auf meinen Armen.«
– auf jeden Fall würde ich das »eine« streichen, aber ich würde auch die Gänsehaut bekommen und nicht entstehen lassen: und ich bekam Gänsehaut auf meinen Armen. Noch näher am Empfinden wäre »und ich spürte Gänsehaut auf meinen Armen«.

»Es war, als wenn man spreche und sich dabei die Ohren zuhielt.«
– Es war, als würde man sprechen und sich dabei die Ohren zuhalten.

»Ich legte den Stock beiseite und zog mein Hemd aus. Ich versuchte ein Stück von dem Stoff abzureißen, doch dieses erwies sich als schwieriger als ich es vermutet hätte.«
– Vorschlag: Ich legte den Stock beiseite, zog mein Hemd aus und versuchte, ein Stück von dem Stoff abzureißen, was sich (jedoch) als schwieriger erwies als ich es vermutet hatte.

»„Jetzt brech uns hier ja nicht noch zusammen“, brummte Bob.«
– Befehlsform von brechen ist »brich«

»Und er hatte nicht einmal dabei seine Miene verzogen.«
– würde ich umstelllen: hatte dabei nicht einmal

»Eine Gänsehaut hatte sich auf meinem Körper ausgebreitet.«
– hier würde ich jetzt entweder schreiben, daß sich die Gänsehaut mittlerweile über den ganzen Körper ausgebreitet hat, oder z. B. »Inzwischen hatten sich sämtliche Haare auf meinem Oberkörper aufgestellt (als wären sie Federn).«

»„Es ist scheißenkalt hier“, sagte ich. Bob grinste.«
– eigentlich heißt das ja »scheißkalt«, aber wenn Du es in der direkten Rede so lassen willst, dann liest es sich eben lustig. ;-)

»dass es noch nicht einmal möglich war hindurchzusehen.«
– war, hindurchzusehen.

»Peter hatte seit dem Vorfall von vorhin nicht ein einziges Wort gesprochen.«
– kürzere Form von »nicht ein« wäre »kein«

»„Gehen wir links Richtung Süden oder nach rechts?“, fragte Bob auf den Kompass blickend.«
– links, Richtung Süden, oder

»Das beklemmende Gefühl machte in meiner Brust halt.«
Halt

»„Wir werden uns die Haut abschälen“, sagte jetzt Peter. Er wischte seine Tränen ab.«
– wie wärs, wenn Du nur schreibst »Peter wischte sich seine Tränen ab«?

»Ich war nass geschwitzt und auch auf Bobs altem T-Shirt war kaum noch eine trockene Stelle zu erkennen.«
– zusammen: nassgeschwitzt
– also ist es mit der Gänsehaut schon wieder vorbei?

»Auf seiner Wange glänzte ein langer, roter Schnitt, und winzige Rinnsaale hatten sich einen Weg zu seinem Hals gebahnt.«
– Rinnsale

»Es strömte durch die Äste hindurch, bohrte sich zum mir herüber.«
– ein m zuviel: zu mir

»seine Fingernägel klappten nach hinten,«
– wie? Hast Du Klappfingernägel? ;-) Wie wärs mit »seine Fingernägel brachen«?

»Ich versuchte meinen Fuß zu befreien, doch er hatte sich zwischen zwei Stämme verklemmt.«
– versuchte, meinen … zwischen zwei Stämmen

»Ich presste Bobs Hand fester, zog. Der Schmerz in meiner Hüfte wurde unerträglich, gleich würde mein Bein abreißen. Doch ich zog fester,«
– zweimal »fester«

»spürte, wie wieder mehrere seiner Fingernägel wegklappten.«
– Du und Deine Klappfingernägel … ;-)

»Einer seiner Fingernägel hatte sich in meine Haut gebohrt. Das Letzte, was mir von ihm blieb.«
– Hattest Du vor dem Schreiben der Geschichte irgendwelche traumatischen Erlebnisse mit Fingernägeln? :lol: Und der in die Haut gebohrte Fingernagel, blieb der in der Haut stecken wie der Stachel einer Biene, d. h., ist er so einfach von Bobs Finger abgegangen? Oder wie ist das zu verstehen, daß er ihm »blieb«?

»Mein Gesicht schlug in den Staub, und ich spürte, wie ein Zahn brach.«
– würde hier den Schmerz mit einbeziehen, da man nicht einfach nur spürt, wie ein Zahn bricht. Ungefähr so, wie wenn der Zahnarzt auf den Nerv bohrt – der liegt dann ja auch frei.

»Ich riss meinen Kopf empor. Das Brennen meiner Augen raubt mir für einen Moment die Sicht.«
– raubte

»Das Summen war um mich herum, kreiste mich ein.«
– mehr am direkten Empfinden wäre z. B.: Rund um mich summte es, kreiste mich ein.

»Die zweite Nacht war nicht mehr ganz so schlimm.«
– hm, also wenn es ja in Wirklichkeit, wie wir am Schluß erfahren, viel länger war, ist das zwar nicht so wichtig, aber ich habe mich an dieser Stelle und auch nachher, bei »Seit knapp zwei Tagen hatte ich nicht mehr richtig geschlafen«, schon gefragt, wann denn die erste Nacht gewesen ist. Also, was er bewußt miterlebt, würde ich schon dem Leser auch zeigen. Oder hab ich da doch was überlesen?

»Ich war dem Nebel entkommen; dem Nebel und diesen Dingern, die darin hausten.«
– »Dinger« ist eigentlich kein Wort, »Dinge«, aber Du meinst wohl eher »diese Wesen«

»Vielleicht sollte ich mich mit dem Gedanken abfinden, dass ich hier niemals wieder raus kommen werde.«
– zusammen: rauskommen

»Vielleicht sollte ich mich einfach hier hinlegen und warten, bis der Nebel kam.«
– Vielleicht hätte ich mich einfach hier hinlegen sollen

»Mein Körper war ein einziger, tauber Schmerz, aber ich werde kämpfen.«
– aber ich würde kämpfen.

»Für Becki werde ich kämpfen.«
– hier würde ich vorschlagen: Für Becki wollte ich kämpfen.

»Tränen rannen meine Wange hinab,«
– Wenn Du Tränen rinnen läßt, dann mach das nicht so unvermittelt, sondern beschreib auch die Gefühle, die zu den Tränen führen. Man beginnt ja nicht einfach so zu weinen, und gerade eben war er doch ganz zuversichtlich – zumindest hat es so geklungen.

»Immer wieder sah ich Bobs Todeskampf, sah diese schwarzen Dinger, die ihn in den Nebel gezogen, sah das, was sie mit ihm gemacht hatten.«
– wieder die »Dinger«
– nach »gezogen« sollte auch ein »hatten« hin, weshalb ich den Rest umformulieren würde, um es nicht zu wiederholen.

»Peter, ich hoffe für dich, dass du hier nicht raus gekommen bist …«
– rausgekommen

Ich saß auf einem breiten Weg, und vor mir war wieder eine dieser undurchdringlichen Maismauern. Der Weg, auf dem ich lag, schien sich nach links und rechts ins Unendliche auszudehnen. Woher war ich gekommen? Ich versuchte mich zu erinnern, doch es gelang mir nicht. Es hätte von überall her sein können. Außer durch die Mauer.
Ich blickte nach oben, sah die Sonne, die versuchte, durch das dichte Blätterdach hindurchzudringen. Die Wunden auf meinem Rücken schmerzten, beinahe schlimmer als mein pulsierender Knöchel. Meine Hand war geschwollen. Die Stelle, an der Bobs Nagel eingedrungen war, hatte sich entzündet, und Eiter glänzte in seiner gelblichen Konsistenz um das dunkle Loch. Die Schnitte auf meinen Unterarmen waren verkrustet, begannen zu jucken.
Mühsam erhob ich mich. Alles um mich herum begann sich zu drehen. Ich griff nach einem Maishalm um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich eine Gestalt weit hinten auf dem Weg stehen. Ich rieb meine Lider, erkannte Becki, die winkte. Dann war sie verschwunden. Mühsam tastete ich mich vorwärts. Becki, ich komme.

Als ich erneut vor eine dieser undurchdringlichen Maismauern stand,

– Meiner Meinung nach hat er die erste noch nicht durchdrungen, als bereits die nächste da ist.

»Zwei Stunden war ich jetzt diesen Weg entlang gehumpelt;«
– zusammen: entlanggehumpelt

»In weiter Ferne entstand wieder dieses tiefe Raunen.«
– wieso »entsteht« bei Dir immer alles? Das sagt doch eigentlich gar nichts aus. Vorschlag: In weiter Ferne nahm ich wieder dieses tiefe Raunen wahr.

»Ich hörte einen Kinderschrei dazwischen, oder waren es Stimmen? Doch es war mir auch egal.«
– fände ich ohne »Doch« und »auch« wirkungsvoller, und das »doch« wiederholt sich zudem bei »doch wenn ich genauer hinblickte«

»Ich würde hier sitzen bleiben und warten. Meine Kehle war so ausgetrocknet, dass ich nicht einmal mehr schlucken konnte. Und Wasser gab es keines mehr. Also würde ich warten bis ich entweder verdurstet war, oder bis der Nebel kam.«
– Wiederholung »warten«, keinen Beistrich zwischen »war« und »oder«

»Und die Wette war eh verloren.«
– »eh« ist ziemlich umgangsprachlich, würde ich durch »sowieso« oder »ohnehin« ersetzen

»Immer wieder musste ich halt machen und mich an den dicken Stämmen abstützen.«
Halt

»Jene Mauer, in der Peter den Rückzug angetreten, und uns im Stich gelassen hatte.«
– keinen Beistrich vor dem »und«

»Wenn ich mich jetzt nach rechts wandte, würde ich auf der Seite raus kommen, auf der wir rein gegangen waren.«
an der wir reingegangen waren

»Der Nebel tauchte wieder auf. Er entstand auf dem Weg, den ich vor Minuten gegangen war.«
– wenn er wieder auftaucht, kann er nicht gerade erst entstehen

»Ich drehte mich zur Seite, sah die Gestalt, die da auf einem Gehstock gestützt neben mir stand.«
– auf eine]b]n[/b] Gehstock gestützt

»„Ma´m?“, kam es aus meiner Kehle.«
– das richtige Apostroph ist übrigens das auf der #-Taste: Ma’m? Wobei ich mich frage, warum Du hier überhaupt eins machst: Mam?

»Die zitternden Finger strichen meine Wange.«
»„Kennen wir uns, Ma´m?“«
– wie schon zu Beginn: strichen über meine Wange oder ähnliches

»Ich blickte in das faltige Gesicht, blickte in die glänzenden, blauen Augen.«
– Wiederholung »blickte«, Vorschlag: Ich blickte in das faltige Gesicht, sah die glänzenden, blauen Augen.

»Die Finger strichen über meine Lippen.«
– hier stimmt zwar das »über«, aber es wiederholt sich

»Die Person trug kurze Shorts, und die dünnen Beinchen waren von Staub bedeckt.«
– ähm, schon wieder die »Beinchen«; eigentlich spricht man zumindest bei Erwachsenen nicht von Beinchen, ich selbst würde das auch bei Kindern nicht tun. Eine Fliege hat Beinchen, oder ein Dackel.

»Was ging hier vor?«
– da würde ich noch ein »sich« dranhängen

»aber nach ein paar Stunden bin ich hier wieder raus gekommen.«
– zusammen: rausgekommen


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi.

Ganz, ganz herzlichen Dank für deine große Mühe. Hat mich wirklich gefreut.
Habe deine Kritik ausgedruckt (7 Seiten!!!) und werde sie schnellstens umsetzen.
Melde mich, sobald ich fertig bin bei dir. Diesmal gehts auch schneller, versprochen ...:D

LG! Salem

 

AB HIER ÜBERARBEITETE FASSUNG!!!

Hallo Susi nochmal.

So, es ist vollbracht! Ganz, ganz lieben Dank nochmal für deine tolle Arbeit.
Ich habe deine Anmerkungen (ich glaube, bis auf zwei) alle übernommen.
Gleichzeitig habe ich den Text noch einer kleinen Überarbeitung unterzogen.
Es war eine Story, die mir damals (und dank dir auch heute wieder) richig am Herzen lag, denn es ist einfach ein gedigener Grusel, der mir richtig Spaß gemacht als ich ihn schrieb.

Das war wirklich das schönste Geburtstagsgeschenk, das du mir machen konntest!

LG! Salem

 

Hallo Salem,
für mich ist das eine typische "Na ja..."-Geschichte. Flüssig geschrieben, sauber erzählt, Spannungsmomente richtig gesetzt, keine groben Logikfehler (gerade bei Horrorgeschichten muss man oft Logik-resistent sein).
Und trotzdem überzeugt sie mich nicht. Vom Schluss abgesehen ist sie einfach zu gerade und schnörkellos: Ein paar Typen begeben sich in Gefahr (ersetze "Maisfeld" durch "das unheimliche Haus am Ende der Straße" oder den "alten Indianerfriedhof" - es kommt aufs gleiche raus), ein Monster holt sich einen von ihnen, der Ich-Erzähler überlebt. Tja.
Der Schluss hat etwas allzu Rühseliges an sich, das für meinen Geschmack nicht zum Rest der Story passt. Dass das Maisfeld so eine Art Zeitfalle ist, kommt zwar überraschend, aber der Zusammenhang mit dem Monster will sich mir einfach nicht erschließen. Immerhin ein wohlüberlegtes, nicht hingeklatschtes Ende, wie man es leider zu oft präsentiert bekommt.
Persönlich bin ich davon ausgegangen, dass der fiese Peter mit den Wesen im Mais einen Pakt geschlossen hat und deshalb immer wieder Dumme sucht, die das Feld durchqueren wollen.
Ich hoffe, das klingt nicht nach einem Verriss, denn schlecht ist die Story nicht. Sie ist für den schnellen Lesegenuss perfekt geeignet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Hallo Rainer.

Sie ist für den schnellen Lesegenuss perfekt geeignet.
Das ist eigentlich auch das, was ich erreichen wollte. Schnelle, kurzweilige Unterhaltung.
Wenn ich so recht überlege, will ich das mit all meinen Geschichten :D

Natürlich hast du Recht, ich habe hier mal wieder ziemlich tief in die Klischeekiste gegriffen, aber irgendwie macht das auch immer wieder Spaß.

Ich freue mich, dass ich dich ein bisschen unterhalten konnte. Und, von Verriss kann doch nun wirklich keine Rede sein. Danke nochmal für deinen Kommentar!

Gruß! Salem

 

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