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Der Frauenversteher

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01.01.2015
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Der Frauenversteher

Ernst schließt sein Fahrrad neben dem Warnemünder Leuchtturm an und atmet genussvoll ein. Salz, Wärme und der leicht beißende Geruch von Algen – Heimat. Neugierig schaut er den Dünenweg hinunter zum weißen Ostseestrand. Totale Flaute, kein Lüftchen. Nur die Brandung schwappt über den Streifen aus Flintsteinen. Hier scheucht ein Kleinkind seine Eltern herum, dort liegt ein nahtlos gebräuntes Rentnerpaar und mit einem Lächeln entdeckt Ernst einige einzelne Damen. Mühsam streift er seine Sneakers ab, krempelt die Leinenhose gerade so weit auf, dass die Krampfadern nicht zu sehen sind und versucht den Streit mit Marie zu vergessen.
Jedes Mal wenn er zum Strand geht, gibt es Ärger. Er hat ihr noch nichts von seiner Kontaktanzeige 'Gespräche gegen Essen gehen' im Kurhaus erzählt. Sie reagiert ja so schon aufgebracht.
„Du willst doch nur andere Frauen angucken, dich bewundern lassen.“
„Nein, ich will sie nett unterhalten, da sind ganz viele allein unterwegs, die freuen sich über Gesellschaft.“
„Ach, und dann? Wie viel Gesellschaft wird das?“ Sie sah aus, also wolle sie mit den Füßen aufstampfen, aber dafür reichte ihre Kraft nicht.
Marie ist seit der Herz-OP nicht mehr richtig auf die Beine gekommen, sie geht nicht mehr aus dem Haus, schläft viel, gefühlt ist sie eine ganz andere Frau. Wo ist der Schalk geblieben, die Unternehmungsfreude, wo der Spaß an ein bisschen mehr als Kuscheln am Strand. Dabei traut er sich kaum zu streiten, so schnell ermüdet sie, so traurig ist sie oft tagelang. Und sie ist seine Marie. Ein letztes Durchatmen, Marie aus seinen Gedanken verdrängen und los geht es.

Ernst wandert den Strand entlang, gespannt, ob er die Dame erkennen wird. Oder sie ihn. Bisher gab es nur WhatsApp-Nachrichten: der Treffpunkt in Höhe des Volleyballnetzes vorm Neptun, einen Hinweis auf eine rosa Decke mit Flamingos und Ernst hat sich als gut aussehenden, in Ehren ergrauten Herrn mit hellem Leinenanzug beschrieben.
„Huhu.“ Eine Dame mit gleichfalls grauen Haaren winkt ihm zu, da ist auch besagte Badedecke. Ernst, leicht abgelenkt, stolpert über eine gehäkelte Maus. Eigentlich wohl ein Mäuserich, denn die gut zwanzig Zentimeter hohe Figur trägt Schnurrbart und Pfeife zu ihren Fischerstiefeln. „Wie niedlich! Haben Sie die gemacht?“
Die Mittsechsigerin lacht ihm offen entgegen und nickt. „Ja, das ist Bernd! Bernd der Fischer! Jetzt versuche ich mich gerade an Hans, dem Kapitän.“ Sie hält ihm ein buntes Gewirr aus Fäden in Weiß und Blau entgegen.
„Spannend! Ich habe nie verstanden, wie man aus einem langen Faden so etwas formen kann.“
„Soll ich es Ihnen beibringen? Das ist wirklich ganz einfach.“
„Nee, ich bin da echt altmodisch – Handarbeit für Frauen, Handwerk für Männer.“
Die Frau nickt und sagt: „Da gehe ich mit, man traut es sich ja kaum noch zuzugeben, aber ich bin wohl auch altmodisch.“ Ihre Augen wandern über seine schlanke Gestalt, die silbergrauen, aber vollen Haare und den ordentlich gebügelten Leinenanzug. Ihre Hand greift hinauf, richtet ihr Haar. Ein Zupfen am Strandkleid. „Ich bin etwas unsicher, was wir jetzt machen. Möchten Sie vielleicht Platz nehmen?“ Sie greift nach einer Kekspackung und lädt ihn zum Zugreifen ein.
„Oh, wirklich gerne.“ Ernst überlegt kurz und sinkt zu einem perfekten Schneidersitz zusammen, die Schuhe brav außerhalb des Deckenrandes. Noch hat er keine Ahnung, ob er auch nur annähernd so elegant wieder aufstehen wird.
Sein Lächeln stockt, er sieht hin- und hergerissen aus. „Entschuldigung, ich habe mich überhaupt nicht vorgestellt.“ Umständlich versucht er aufzustehen.
„Schon gut, bleiben Sie sitzen, ich bin immer froh, wenn ich erst mal unten oder oben bin.“
Ernst nickt. „Dann halt im Sitzen, mein Name ist Ernst und ich denke, ich bin ein Frauenversteher.“
„Ähm … Nicole! Ein was?“
„Ich glaube, dass ich toll zuhören kann, ich erzähle gerne und ich mag Frauen.“
„Alles klar! Und ich bin die Zahnfee.“
Ernst versucht sich aufzurappeln.
„Nein, nein! Ich meine es nicht bös, ist schon recht.“ Wieder schaut sie Ernst forschend an. „Zuhören hört sich gut an, ich habe heute noch mit niemandem gesprochen.“

Und so entspinnt sich ein Gespräch übers Reisen, die besten Hotels und das leckerste Essen.
„Doch, doch, bei Paul gibt es den besten Räucherfisch, das schwöre ich.“ Ernst hebt zwei Finger. Allmählich wird es ihm zu heikel, Nicole verspricht sich von dem Treffen vielleicht mehr, als ein paar Stunden in Gesellschaft.
Ihre Hand liegt entspannt auf seiner Wade, streicht die Hose glatt, der Blick ist verträumt. Vor Ernsts Augen stehen andere, begehrliche Blicke. Maries Hand fährt seine Beine hinauf, drückt ihn in den Sand. Das waren Zeiten, er spürt das Sehnen seines Körpers. Ob er das noch mal mit Marie erleben wird? Er wippt mit den Füßen, räuspert sich. „Mein Magen knurrt seit einer halben Stunde. Wie wäre es mit Essen gehen?“

Mit Schwung steht Nicole auf, lässt Ernst nicht aus den Augen. „Wie teuer kommt mich das denn jetzt zu stehen? Hotel Neptun?“
„Nein, auf keinen Fall! Pauls Räucherstübchen ist günstig und lecker
Er verbeugt sich charmant, hilft beim Deckezusammenlegen und greift sich die Strandtasche. Höflich lässt er Nicole den Vortritt, verharrt kurz auf dem Spülsaum und blickt sehnsüchtig über die Ostsee. Sanftes Rauschen, das Klackern der zurückrollenden Steinchen und dieses ewig spielende Glitzern. Er atmet tief ein, folgt seiner heutigen Mittagsspenderin. Sie hat einen entschlossenen Gang, beschwingt, weiblich, viel Power. All das, was ihm an Marie jetzt fehlt. Aber es ist Marie, seine Frau. Er schüttelt den Kopf über sich selbst, bisher hat ihn keine der Stranddamen emotional angesprochen.

In Pauls Räucherstübchen finden sie einen kleinen Ecktisch.
„Ich denke, ich nehme den Kapitänsteller, da hat man von allem etwas. Gut für den großen Hunger. Einen Salat dazu?“ Fragend schaut er seine neue Bekanntschaft an.
„Ist aber ganz schön viel … ach egal, das schaffen wir schon.“
Ihre Augen sprechen von etwas anderem, da ist Hunger, Hunger nach einem Menschen, aber auch Angst. So hatte Marie ihn vor fünfzig Jahren angeschaut, unersättlich und gleichzeitig wie ein Versprechen auf ewiges Brot. Und ein bisschen bange.
Mona, die Kellnerin, stößt ihn mit dem Fuß an. „Träum nicht, du hast Gesellschaft!" Ernst schrickt zusammen.
Nachdem sie die Karten zurückgereicht haben, konzentriert sich Nicole ganz auf Ernst. „Erzähl weiter von China.“
„Na, da war dieser Fluss, ein Mann saß in Yogahaltung inmitten all der aufgestauten Äste und verbeugte sich mit jeder übergehenden Welle. Wir haben tatsächlich gestaunt, wie lange der Typ die Luft anhalten konnte. Erst allmählich dämmerte uns, dass etwas nicht stimmte. Dort hatte sich ein Toter verfangen, mit einem wundervollen Blick ins Tal, beinahe freischwebend, aber nicht mehr in unserer Welt. Es war mitten im Nirgendwo, wir waren drei Stunden bis dort gewandert. Diese Situation konnte ich nicht fotografieren, obwohl es eine Fotosafari war.“
Nicole ergreift seine Hand, verschränkt ihrer beider Finger miteinander.
Ernst schaut ihr tief in die grauen Augen, Lachfalten und andere, geheimnisvoll und … faszinierend, reizvoll? Diese Ideen schiebt er schnell beiseite. Nein, auf keinen Fall!
Er löst sich vorsichtig von ihr, rückt den Stuhl zurecht und setzt sich aufrecht hin, verschafft sich etwas Abstand. „Aber nun erzähl von dir, was machst du hier am schönen Ostseestrand?“
„Mich erholen, natürlich.“ Nicole verharrt, überlegt. „Ich mache mir aber auch etwas vor, ich glaube, ich bin einfach ein bisschen vor der Realität weggelaufen. … Ich bin einsam!“
Der Satz fiel ihr sichtbar schwer.
Sie wird ganz still, schaut auf den Tisch. Vorsichtig legt er seine Hände vor sie auf die Tischplatte, offen, die Handflächen nach oben und wartet. „Einsamkeit tut weh und ist gefährlich, aber ich glaube, den wichtigsten Schritt hast du gemacht, wenn du erkennst, dass du einsam bist. Es lässt sich ja ändern.“
„Das sagt sich so leicht.“ Ihre Augen schimmern, sie schluckt mehrmals hart.
Ernst lehnt sich zurück. „Woran scheiterst du denn?“
„Ich, ich bin nicht mehr schön.“ Stockend kommt es raus, Nicole schaut skeptisch auf ihre Hände und den Bauch.
„Na ja, wenn du dein Beuteschema auf Fünfundzwanzigjährige erweitern möchtest, könnte es ein bisschen hakeln, mit Mitte Sechzig haben wir alle Gebrauchsspuren.“
„Mein Mann hat mich gerade wegen einer Mittzwanzigerin sitzen gelassen, so ganz stimmt das also wohl nicht.“
„Ach, komm! Wir wissen beide, dass bei so was alles Mögliche reinspielt, da will ich jetzt gar nicht werten. Offensichtlich war zumindest für deinen Mann eure Zeit vorbei, das tut weh, aber manchmal ist es so. Das Ding mit dem „bis dass der Tod euch scheidet“, klappt halt im wahren Leben nicht immer. Aber das mindert doch deinen Wert als Frau nicht!“
Geschockt schaut ihn Nicole an. „Na, dankeschön!“ Sie setzt sich gerade hin, wirkt auf einmal selbstbewusster.
„So war es nicht gemeint, Entschuldigung!“

Ernst merkt, dass er abgelenkt ist, schiebt schnell den Gedanken an Marie beiseite, lächelt, hebt ihre Hände, die sie vertrauensvoll in seine gelegt hat, an und drückt sie. „Nun, das gilt anscheinend nicht für alle Männer, wir müssen also nur den richtigen für dich finden.“
Seine Ehrlichkeit wird mit einem sinnlichen Lächeln belohnt. „Ja, mit dir würde ich mich trauen.“
Ernst lacht unverbindlich und sagt betont lustig: „Dann lass mal schauen, dass wir etwas Vergleichbares, aber in besserem Zustand und jüngeren Baujahres finden.“

Die Kellnerin tritt an den Tisch und erlöst ihn aus der heiklen Situation. Auf einem Bett aus verschiedensten Salatblättern sind liebevoll die Räucherfischstücke in Form eines Fischkutters arrangiert. Da glänzt ein fetter Heilbutt, der Aal verströmt seinen herben Duft und Garnelen bilden den Anker. Ein Segel aus Alufolie und Wellenkämme aus zarten Sprossen lassen auch die Augen sattwerden.
Sie essen mit Genuss, schweigen. Jeder in seinen Gedanken und doch dankbar für die Gesellschaft des anderen. Ernst spürt die aufsteigende Lust auf mehr, sein Interesse an Nicole. Er muss zu Marie, seiner Marie. Wie sagt sie immer so schön: 'Appetit holen ist erlaubt, gegessen wird zu Hause!'

„Uff, ich kann nicht mehr, wenn ich eigentlich auch den allseits bekannten ‚Mecklenburger Puddingmagen‘ habe. Sorry, die Grütze lasse ich stehen.“ Ernst klopft sich auf den Bauch, lehnt sich zurück. Erschreckt schaut er auf die Uhr. „Oh mein Gott, vielen Dank für das sehr angenehme Mittagessen, ich habe die Zeit mit dir genossen. Aber ich sollte aufbrechen, hab eine Verabredung mit nem alten Freund, sorry, total die Zeit vergessen …“
„Das passt, ich habe eine Stadtführung gebucht und sollte pünktlich nach Rostock reinfahren.“ Sie steht auf, lässt sich in die Jacke helfen. Mehrfach dreht sie sich zu ihm um und tritt von einem Fuß auf den anderen. Ganz leise die Frage: „Sehen wir uns wieder?“
„Ich weiß nicht ...“ Was wird Marie dazu sagen? Muss er es ihr erzählen? Dann spontan: „Ich bin heute Abend frei, wie wäre es mit der Bar im Teepott? Gute Musik, lecker Drinks, interessantes Publikum, lass uns nach einem Mann für dich schauen.“
„Gerne, ich warte dort auf dich, so gegen 21.00 Uhr?“ Nicole steht unsicher vor ihm, als Ernst sich vorbeugt und sie ganz leicht in den Arm nimmt. Sie kichert, winkt und geht.
Ernst atmet mit gespitzten Lippen aus und wendet sich Richtung Küchenklappe.

Die Kellnerin hält ihm die Tüte mit den verpackten Essensresten hin. „Ja, Kapitänsteller war eine gute Wahl, Marie wird dich lieben. Allerdings musst du bei der letzten Dame aufpassen, die himmelt dich ja mächtig an.“ Sie droht ihm mit dem Finger. „Schön brav sein!“
„Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau ‘n!“ Er spürt, dass er errötet, sein Pfeifen kann nicht über das schlechte Gewissen hinwegtäuschen.
Ein Blick auf die Uhr, halb zwei, jetzt schnell, Marie hat sicherlich Hunger. Immerhin gibt es ihr Lieblingsessen, Räucherfisch auf Salat von Paul, das gibt bestimmt ein Extralächeln. Für Marie gibt es nichts Schöneres als Ostseeluft und Fisch. Damit alt werden, das ist ihr Traum, ihr gemeinsamer. Niemand hat bedacht, wie sich die Mieten in dem Badeort entwickeln würden.

„Liebling, ich bin zu Hause.“ Ernst betritt die kleine Mietwohnung direkt am Ufer des Alten Stromes. Es zieht ein wenig, Marie hat alle Fenster geöffnet, damit die Ostseeluft sie umweht.
Ein guter Tag, sie wartet auf dem Sofa. Er bleibt in der Tür stehen, muss sie einen Moment ansehen. Sie hat Rouge benutzt, die Lippen nachgezogen und dieses Lächeln, mit dem sie sich die Haare hinters Ohr streicht. Sofort sieht er sie in Minirock und sexy hohen Stiefeln, bis über die Knie. Und erst ihre Lockenpracht. Er versucht ihre Blässe und das Schwanken beim Aufsetzen zu ignorieren. Sie schnuppert übertrieben und zeigt auf den bereits gedeckten Tisch. „Hast du gejagt oder geangelt?“
Grinsend richtet er erst den Salat und darauf je ein Stückchen Aal, Heilbutt und Makrele an. Für Marie filetiert er den Fisch, ihre Kraft reicht nicht mehr für so figelinsche Arbeiten. Er holt eine Kaffeetasse für den Cappuccino und legt die Kekse dazu. Die Götterspeise bleibt für heute Abend. Harziger Räucherduft, gemischt mit Fisch und Meer lässt die Augen seiner Frau strahlen, sie leckt sich über die Lippen und atmet tief ein. „Nicht schlecht! Da hat es ja gelohnt, den Vormittag einsam und allein zu sein.“ Sie winkt ihn zu sich, spitzt die Lippen.
Zärtlich streicht er über ihr Haar, küsst sie, erst vorsichtig, dann fester. Seine Lippen ziehen weiter, knabbern an den Ohrläppchen, was sie wie immer zum Kichern bringt. Ein letztes Pusten auf die feuchtgeküssten Stellen, von dem er weiß, dass es nicht nur ihm ein Ziehen im Unterleib beschert. Mühsam richtet sich Ernst auf. „Mein Rücken – so ein alter Männerkörper ist nicht fürs Schmusen in gebückter Haltung gemacht. Die nächste Runde bitte im Sitzen.“
„Uih, das sind ja interessante Aussichten.“ Mit jetzt natürlich geröteten Wangen widmet sich Marie dem Essen, knabbert die Gräten mit den Zähnen ab.

Ernst lässt sie nicht aus den Augen. „Sag, wenn es dir zu einsam ist, wenn ich nicht gehen soll.“
„Klar, und was essen wir dann? Unsere Renten reichen für die Miete und die Versicherungen und dann sind noch fünfzig Euro übrig. Ich geh nicht aufs Amt betteln. Aber hast du noch mal über die Idee nachgedacht, im Imbiss auszuhelfen, nur für ein paar Stunden.“ Mit einem tiefen Ausatmen sinkt sie in die Kissen, riecht mit gekrauster Stirn an ihren Händen. „Alles im Leben hat einen Haken, ich muss damit klarkommen.“
„Soll ich sie dir waschen, so wie immer?“
Ernst wärmt einen Waschlappen in der Mikrowelle an und nimmt das Zitronenviertel vom Teller. Er kniet sich vor Marie und umfasst eine der viel zu dünnen Hände. Zart streicht er mit der aufgeschnittenen Zitrone alle Finger entlang, umkreist die Fingerkuppen und schaut Marie tief in die Augen. Sie lächelt, er kann die Erinnerung in ihren Augen lesen. Zum Abschluss wischt er mit dem angewärmten Waschlappen die Hand sauber, genauso, wie er es bei ihrem Kennenlernen vor über fünfzig Jahren getan hat. Der Ring um seine Brust, der versucht Sehnsucht, Begierde und Lust zu bändigen, ist derselbe wie vor fünfzig Jahren. Marie besitzt den Schlüssel dazu. Er will sie, nur sie. Aber, …
Sie überlässt ihm die zweite Hand, ihre Finger gleiten durch sein dichtes Haar. „Ja, das hast du damals wirklich sehr gut gemacht, ich habe mich immer gerne von dir waschen lassen.“
Ernst war erst ihr Kellner in einem sehr vornehmen Fischrestaurant, dass sie mit ihren Eltern besuchte und später ihr Liebhaber in einer lauen Nacht am Ostseestrand.
„Nun, ich musste ja dafür sorgen, dass es keine verräterischen Spuren an dir gab.“
„Auf das Waschen komme ich heute Abend zurück, jetzt brauche ich ein kleines Schläfchen.“
„In Ordnung, ruh dich aus. Ich gehe noch einmal zum Strand vor.“
Marie gähnt, die Augen sind schon geschlossen. „Später will ich etwas zu den heutigen Treffen hören, ich bin gespannt.“ Die letzten Worte vernuscheln, Marie ist eingeschlafen.
Ernst deckt sie zu und überlegt, ob er nicht lieber bleiben soll. Einfach Marie anschauen und sich jedes Detail von ihr einprägen, ein Zeichen für die Rückkehr ihrer alten Stärke entdecken. Oder sie im Arm halten. Er schüttelt den Kopf, er ist der Ernährer der Familien, also muss er versuchen, ob sich eine Möglichkeit bietet. Mittlerweile fällt es ihm gar nicht mehr schwer, jemanden anzusprechen. Ob das Bettlern auch so geht? Mehr auf der Seele liegt ihm der Tanzabend mit Nicole. Aber sie braucht diesen Abend, so wird er es Marie erklären.

Zurück am Strand schaut Ernst sich um. Eine Frau, hochgeschlossene Bluse, strenger Pferdeschwanz und in der Hand ein Handy, fällt ihm auf. Die Knöchel treten weiß hervor. Immer wieder wischt sie übers Display, schüttelt ihren Kopf. Sie sieht unglücklich aus. Eventuell verlassen worden, vielleicht aber auch verheiratet und heute allein? Ernst zieht schnell noch sein eigenes Handy aus der Tasche, nein, keine Nachricht von Marie, es ist hoffentlich alles in Ordnung. Er strafft sich, tritt von der Promenade auf den Strand und spaziert dicht an der Frau vorbei. Oh, sie ist sehr jung, maximal vierzig Jahre alt, das wird schwierig für ihn mit seinen fast achtzig, es sind einfach schon völlig andere Welten. Aber ein bisschen sorgt er sich um sie, vielleicht braucht sie Gesellschaft?

Steine Flitschen lassen und Zopf-Frau beobachten. Sie sieht ihn gar nicht, reagiert auf kein Geräusch oder Kommentar in Hörweite. Er wird sie im Auge behalten. Im letzten Sommer gab es einen Selbstmord. Eine sehr ruhige Frau. Sie hatten sich kurz am Strand unterhalten und das Nächste was er vom Vermieter hörte war, sie habe sich vor die S-Bahn geworfen. Diese Machtlosigkeit hatte ihn sehr traurig gemacht, ihn erschreckt. In seinem Alter ist der Tod nah, der Entschluss eher zu gehen, erscheint ihm falsch. Langsam folgt Ernst dem Spülsaum, Miesmuscheln, Seetang und der Kopf eines toten Dorsches, dazu das einlullende Schwappen der Brandung. Heute ist es windstill, die Ostsee wird nur von ihrer eigenen Masse und den Kräften des Mondes bewegt. Eine schöne Vorstellung, alles läuft von allein, alles passt. Aber ist es nicht dieses sich gegenseitig brauchen, abhängig sein, dass Paare entstehen, sie aufeinander achten und sich umwerben.
Ernst greift einen flachen Stein, wirft ihn geschickt haarscharf übers Wasser und zählt. Früher war dies ein Wettstreit vor dem Liebesspiel am Strand. Mehr Hüpfer oder mehr Höhepunkte beim Sex. Seit ein paar Jahren hat der Blutdrucksenker gewonnen, er wird nicht mehr steif. Und den Doktor um etwas anderes bitten, wie peinlich. Ein letzter Blick zu der jungen Frau, die jetzt telefoniert. Nein, da ist nichts zu machen. Wenn Ernst ehrlich ist, sind seine Füße müde. Ans Tanzen will er lieber nicht denken.
Er holt sein Fahrrad vom Leuchtturm, fährt durch die viel ruhigeren, touristenfreien Gassen zurück.

Zu Hause legt er sich zu Marie aufs Sofa. „Rück mal, mach dich nicht so dick.“ Lächelnd streicht er ihr zart über den Rücken, spürt jeden Wirbel, die Rippen. Sie kuschelt sich an seinen Körper. Ernst schnuppert, da ist ganz viel Marie, ein bisschen Parfüm und ein wenig Muffel.
„Nicht, ich habe geschwitzt.“
„Dann wird halt geduscht, ich helfe dir nachher. Komm, lass uns eine Runde Canasta spielen.“ Er zieht Marie sanft hoch.
„Erzähl mir von heute!“
„Du hast es so gewollt, also lausche dem allabendlichen Bericht des Frauenverstehers von Warnemünde.“ Während sich Ernst um einen betont wichtigen und berichtenden Ton bemüht, überlegt er, ob diese Berichte sie eifersüchtig machen oder gar ein wenig erregen. Er weiß es nicht.

„Ich habe etwas ausprobiert, aber es wird dir nicht gefallen."
„Dann erst recht, raus damit!
„Ich habe im Kurhaus am Schwarzen Brett eine Anzeige platziert: Gespräche gegen Essen gehen"
„Okay." Ganz langgezogen und mit gerunzelter Stirn lässt ihn Marie nicht aus den Augen.
„Und warum sollte sich irgendein Urlauber mit dir unterhalten wollen?"
„He, ich bin ein toller Unterhalter, es reisen ja viele allein."
Ernst versucht aufzustehen. „Soll ich dir noch etwas holen?“
„Hiergeblieben, drücken ist nicht. Erzähl, was dich am Mittag so nervös gemacht hat.“ Marie streicht über seinen Arm, lächelt ihm aufmunternd zu.
Ernst holt tief Luft. „Naja, da war Mittags Nicole. Allein, unsicher, verletzlich. Sie ist enttäuscht worden und schwankt jetzt zwischen Misstrauen und der Suche nach einem Partner.“
„Und findet dich ganz toll!“
Maries Hände liegen behütend auf seinen. Dann gibt sie ihm einen kurzen Klaps.
„Aua!“
„Dann antworte! Wie schaut sie dich an?“
„Naja, schon sehr deutlich. Aber ich habe Abstand gehalten.“ Schnell stößt er den letzten Satz aus, hört selbst seine Unsicherheit.
„Ruhig, Brauner! Ich glaube dir! Aber du musst es mir erzählen.“
„Da war nur Händchenhalten und tief in die Augen schauen, ehrlich. Aber …“ Ernst holt tief Luft. „Ich habe mich heute Abend mit ihr im Teepott verabredet.“
Ernst spürt, dass Marie versucht, ihn anzusehen. Er zieht sie hoch, setzt sich neben sie und umfasst eine ihre Hände. „Ich, ich würde gerne wieder einmal tanzen.“ Hastig schiebt er nach: „Ich würde es natürlich lieber mit dir tun, aber …“ Er verstummt. Lässt den Kopf hängen.
Marie steht auf, sie hat eh wie immer gewonnen. „Ernst, ich weiß, du willst nichts Unrechtes tun. Du tauschst Worte gegen Essen, machst uns satt und ermöglichst uns, hier wohnen zu bleiben. Aber wie sehen das die anderen? Was ist, wenn die Nicole sich in dich verguckt?."
Er nickt. „Ich passe auf, versprochen!" Sein Blick weicht ihrem aus. „Jetzt aber ab unter die Dusche.“

Langsam legt Marie ihre Sachen ab, schaut traurig an sich herab. Ernst zieht die gute Leinenhose und das lange Hemd aus, damit er Marie duschen kann. Ihr Blick sagt alles, sie sehnt sich nach ihm, aber so wie früher wird es nicht mehr. Sie werden einfach alt, aber den Kopf hängen lassen, macht keinen Sinn.
Und auch Marie sieht das anscheinend so. Mit dem Duschkopf in der Hand steht sie in der Duschecke und zielt auf ihn. „Na, Lust auf eine Wasserschlacht?“
„Wollen mal sehen, wer hier wen nass macht.“ Er schiebt ihr den weißen Plastikstuhl hin. „Mach ihn heiß!“
Grinsend wärmt sie den Stuhl mit Wasser auf, Ernst hilft ihr beim Hinsetzen und nimmt ihr den Duschkopf ab.
„Wie hätten sie es denn gerne, gnädige Frau – liebevoll oder ruchlos?“ Sanft zieht er ihren Kopf nach hinten, lässt das laue Wasser durch ihr Haar rinnen, lockert dabei die Strähnen. Sein Daumen streicht zärtlich über ihren Hals, bringt sie zum Schnurren. Als er sich ihrem Mund nährt, schnappt sie spielerisch nach ihm. Sanft massiert er das Shampoo in die Haare, hebt sie an, um alle Locken zu erreichen. Mittlerweile liegt Maries Kopf abgestützt an seinem Bauch, das Wasser rinnt an ihm herab. Er beugt sich nieder und pustet auf ihren Hals, dort, direkt unter dem Ohr. Und genießt ihr Erschauern, aber noch mehr das leichte Ziehen in seinem Unterleib.
„Ernst, erinnerst du dich, dass du mir vor Jahre aus Jux einen Dildo geschenkt hast?“
Mit großen Augen erstarrt Ernst mit Maries Schwamm in der Hand. „Ja! Du warst entsetzt und hast ihn entsorgt?“
„Nein, nur die Batterien entnommen und ihn ganz nach hinten im Schrank gesteckt. Vielleicht sollten wir ich suchen?“
Ernst klappt seinen Mund wieder zu und reibt ihre Lieblingsseife in den Schwamm, reicht ihr den Schaumball, damit sie sich waschen kann.
Lächelnd schiebt sie die Hand zurück. „Ich glaube, heute bist du dran.“
„Von Herzen gern.“ Ernst seift sie liebevoll ab, streichelt sie, erfreut sich an ihrem leisen Stöhnen. Die warme Dusche beendet das Ritual, als Marie fast die Augen zufallen.
Müde schaut sie zu ihm auf, genießt das Abtupfen mit dem Frotteetuch. „Ich erinnere mich an unzählige gemeinsame Duschen und Waschungen, an viel Sand an ungeeigneten Stellen. Und jedes Mal bist du mein Held und richtest es.“
Ernst hilft Marie ins Nachthemd, beim Hinlegen und breitet die Decke über ihr aus. „Soll ich hierbleiben?“ Ganz fest schaut er ihr in die Augen.
„Geh, Ernst, du kannst sie da jetzt nicht stehen lassen. Vielleich bist du ehrlich zu ihr und erzählst von mir? Und ich würde es toll finden, wenn wir uns ab morgen auf ‚immer nur ein erstes Date‘ einigen könnten.“
Das verschmitzte Lächeln erlöst ihn. „Klingt fair.“ Mit einem Abschiedskuss geht er zur Tür.
Leise flüstert Marie, vielleicht nur für sich: „Appetit holen ist erlaubt, gegessen wird zu Hause!“

 

Super Hilfreich, Danke!

Guten Morgen @Katla,

gefühlt lande ich allmählich in der Ecke und gehe nur noch in Verteidigungsstellung, auch wenn ich das von der Logik her überhaupt nicht will. Hier zeigst Du mir deutlich mögliche Weg, die mein zugeklebtes Gehirn einfach nicht sortiert bekam, Dankeschön!

Also, wenn ich es richtig sehe, wäre eine für mich machbare (Fähigkeiten und Zeit) Option, es so zu lassen, aber zu versuchen, die Figurenzeichung schlüssiger hinzubekommen. Da die derzeitige Perspektive auktorial ist, müsste ich versuchen, soviel wie möglich der Wertungen herauszubekommen. Marie als moralische Instanz. Bleibt aber immer noch die harte Leserführung in eine mir genehme Richtung - schwierig.

Auf ich-Perspektive ändern? Kann ich versuchen.
Monetan bin ich am Punkt - "lass sie so stehen und ziehe den Kopf ein", ich denke, ein bisschen Abstand würde helfen.

Liebe Grüße
witch

@lakita, ich habe Dich nicht vergessen, kriege nur gerade nicht beides auf den Weg, diese Diskussion und deinen sehr guten Kommentar. Da steckt ja auch einiges von dem drin, was mir hier Kopfschmerzen macht. Ich bin dran!
Liebe Grüße
witch

 

Liebe witch,

was mir beim ersten Satz auffiel:

Ernst schließt sein Fahrrad neben dem Warnemünder Leuchtturm an und atmet genussvoll ein
Ich schließe das Fahrrad irgendwo ab (genauer gesagt das Schloß) und kette es an.

Nun aber erstmal zum Plot.
Ich finde das Thema Alter ein Gutes, wobei ich etwas irritiert war, dass du Ernst und Marie auf Anfang 70 ansiedelst :confused:. Das verzerrt das Bild für mich komplett, weil ich - da springe ich Detlev voll in die Bresche - täglich mit einem topfitten 70-jährigen zu tun habe, da fehlt es an nichts. :D
Meine Eltern sind 85 und 83 könnten eher in dein beschriebenes Bild passen. Ich denke, man muss das Bild "der Alten" neu justieren. Das Klischee der Kittelschürzen und zu einem Dutt gesteckten Haar bei den Frauen und die karierten Hemden mit Cordhosen bei den Männern ist Vergangenheit.
Wenn ich mir nun aber Ernst in dem mir eher passenden Alter vorstelle, wird das noch schwieriger, Urlauberinnen für sich zu gewinnen.

Da sind ja zwei Themen, die nebeneinander her laufen, aber für mich nicht bis ins Letzte stimmig sind.
Zum Anfang: Wieso entsteht diese ganze Misere?

Du ernährst uns mit deiner Idee. Ich geh nicht aufs Amt betteln

Die Beiden haben zu wenig Geld und zumindest Marie ist zu stolz, sich vom Staat helfen zu lassen. Aber um diesen Stolz aufrecht erhalten zu können, muss Ernst jeden Tag so intensiv mit großem Einsatz arbeiten? Wenn ich das gegengewichte, ist das für mich nicht stimmig. Wären die zwei in einer Situation, wo es keine staatliche Hilfe gäbe, fände ich das eine pfiffige Idee.
Aber auch dann ist die Umsetzung für mich schwierig. Was macht Ernst bei Regen, was macht er im Winter, wenn er keine Frauen mehr am Strand ansprechen kann? Das ist sehr unausgegoren für mich, teilweise war es echt zu dick aufgetragen, wenn ich zB an den Cappuccino denke, der in die Thermoskanne zurückgekippt wird.
Das war das eine.

Dein zweites Thema ist die sexuelle Anziehung, der Wunsch nach Sex, der noch vorhandene Trieb. Du beschreibst die Beiden für mich nicht greifbar, wo denn der Haken an der Sache ist. Anscheinend sind doch noch beide scharf aufeinander, so lese ich es jedenfalls heraus. Und doch passiert nichts. Gut, vielleicht kann Ernst mit Marie keinen Geschlechtsverkehr mehr haben, aus was für welchen Gründen auch immer. Aber die beiden könnten doch trotzdem intim werden, da gibt es doch noch genügend andere Möglichkeiten, die erregend und spannend sein können.
Für mich würde die Geschichte ohne diese Essensbesorgerei viel besser funktionieren.
Lass' sie mindestens Anfang 80 sein und einen Hund haben. Ernst muss natürlich mit dem jeden Tag Gassi gehen und lernt automatisch andere Frauen kennen. Er liebt Marie noch wie früher, aber weil sie ein (von dir besser dargestelltes) körperliches Gebrechen hat, kann er nicht mehr mit ihr intim werden, zudem hat sie auch kein Interesse mehr daran (wichtig, denn solange beide wollen, gibt es ein Weg).
So kommt es, dass er mit anderen Frauen flirtet und dabei ein schlechtes Gewissen hat. Das ist natürlich ein etwas anderer Plot :D aber ich blubbere halt mal so vor mich hin, wo ich den Fokus bei den zweien sehen würde. Es geht ja um die Erotik und Wünsche, die nicht mehr erfüllt werden - da braucht es meiner Ansicht nach nicht dieses Konstrukt mit dem Essenergaunern, ein Hund reicht dazu aus. ;)

Das sind meine Gedanken zu deiner Geschichte. Vielleicht hilft es dir etwas weiter, wenn ich dich nun leider auch nicht in den Himmel gelobt habe, aber das liegt nur ganz alleinig am Plot, nicht an deiner Schreibe. Die mag ich gerne.

Liebe Grüße
bernadette

 

Moin @greenwitch ,

alles gut. Danke für deine Info. Ich war mir sicher, dass du mein Feedback nicht übersehen hast, sondern grad mal auf deiner To-Do-Liste Dringenderes stehen hast. Mach dir bitte keinen Kopp.

Lieben Gruß

lakita

 

Liebe @greenwitch

so, da habe ich Dir in der Mittagspause noch eine Antwort versprochen und da schreibt @Katla einen so tollen Kommentar, dass dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist.

Es geht mir auch nicht um die “Moral”, sondern um ein technisches Problem.

Natürlich gibt es die Antihelden, die Hannibals und Jokers, die zum Teil ja auch wirklich gut gemacht sind. Die, die Faszination am Bösen wecken. Aber: Diese Antihelden wurden als solche erschaffen. Da haben die Schreibenden gewusst, Mord ist etwas Verwerfliches. Mein Charakter ist aber ein Mörder.

Dir ist aber das passiert, was Stephanie Meyer bei Twilight passiert ist. Sie hat einen grundguten Vampir names Edward schaffen wollen, hat aber tatsächlich einen herrschsüchtigen, narzistischen Stalker geschaffen, der sich nachts heimlich in das Zimmer der Angebeteten schleicht, sie ghostet, zurückweist und liebt nach eigenem Belieben. Das Ganze wird als super-romantisch verkauft. Dass das zu einem nicht unerheblichen Teil auch klappt, liegt daran, dass wir nach wie vor in der Gesellschaft ein sehr toxisches Männerbild haben, teils auch christlich geprägt, bei dem der Mann grundsätzlich der ist, der das Sagen hat und der die Frau und ihr Verlangen im Zaum halten muss. Stephenie Meyer, die bekennende Mormonin ist, hat dies vielleicht sogar zu einem nicht unerheblichen Teil mit Absicht getan.

Du bist aber in eine kleine Falle gelaufen. Du hattest aufgrund eines eigenen Erlebnisses eine Idee, die Du eigentlich nett fandest. Der Kern der Idee ist ja sogar nett und ich hätte nicht so Probleme mit dem Plot, wenn Ernst ein Psychotherapeut a. D. wäre, der eine Anzeige startet, dass er einfühlsame Therapiegespräche gegen ein Essen anbietet. Und ich wäre sogar noch bei ihm, wenn er bewusst männliche Kunden ablehnt, weil da etwas in ihm ist, dass sich nach Zweisamkeit sehnt und dies sein schlechtes Gewissen weckt. Er Marie vielleicht sogar anlügt, indem er sagt, dass sich immer nur Frauen melden, was eigentlich gar nicht stimmt. Du musst und sollst natürlich diesen Plot nicht übernehmen, aber was ich zeigen will ist, dass es einen Unterschied macht, ob der/die Autor:in sich der Schwächen des Protagonisten bewusst ist.

Und ich glaube, dass das die eigentliche Schwäche Deiner Geschichte ist. Du warst vermutlich sehr auf die Beziehung zwischen Marie und Ernst fixiert und hast hier den Guten gesehen, aber bist zu sehr von der Perspektive der (Opfer-)Frauen weggerückt. Deswegen fragt Ernst auch gar nicht wirklich danach, wie diese Frauen sich fühlen müssen aufgrund seiner Masche oder er tut es eben schnell ab (für Dich müssen wir einen anderen suchen).

Ich glaube, dem Plot wäre sehr geholfen (und vielleicht braucht es dazu ein wenig Abstand), wenn Du Dir die Perspektive aller Beteiligten einmal durch den Kopf gehen lässt, bevor Du an die Bearbeitung gehst und vielleicht ist dann auch gar nicht so wichtig, welche Erzählperspektive Du wählst. Du musst nur wissen, ob der Protagonist nun ein Held oder ein Antiheld ist, und genau das beim Schreiben umsetzen.

Liebe Grüße
Mae

Des

 

Moin, moin @lakita ,

lieben Dank für den Besuch, auch in Deinem Kommentar sind sehr hilfreiche Punkte dabei. Ich kämpfe gerade mit einer Bereinigung der bisher genannten Probleme, wobei ich mich immer sehr schwer tue, wenn es so arg verschiedene Rückmeldungen gibt.

was für eine ungewöhnliche Idee, wie sich das ältere Ehepaar ernährt. Ich fand es sehr spannend, zu erfahren, was die da eigentlich machen und wieso er sich so seltsam verhält. Insoweit hast du es gut aufgebaut, so dass man nicht sofort erkennt, worauf das alles hinausläuft.
Das ist ja schonmal was, wenn auch die Logik eindeutig nicht voll gegeben ist. Ich werde wohl ein bisschen runterdrehen und hoffentlich die dicksten Logiklöcher verfüllen.

Was mir etwas fehlt ist ein für mich naheliegendes Gefühl von Scham, dass Ernst vielleicht haben könnte, wenn er so vorgeht. Oder eben ein leichter Hinweis darauf, dass es ihm fehlt und wieso das so ist. Manchmal haben Leute die verrücktesten Gedankengänge, weshalb ihr Tun, das für Aussenstehende nicht ganz normal ist, vor ihren eigenen Augen einfach nur logisch erscheint. Da fehlt mir so ein Gedankengang von ihm.
Ja, ich denke da habe ich zwei Probleme, einerseits ein subjektives, positives Erlebnis, was ich zu sehr verallgemeinert oder breit akzeptiert angesetzt habe und dazu zu viel Fokus auf die geforderte Erotik und damit das Paar Ernst und Marie. Dabei habe ich die Unterfütterung des Warum und Wiesos aus den Augen verloren. Und auch die beiden Einzelpersonen kommen so nicht zu ihrem Recht.

Was ich gerne noch weiter gelesen hätte, wäre die Szene gewesen, wenn er sich zum Tanzen im Teepott trifft und wie er sich da herauswindet oder aber nicht herauswindet und wie weit er geht. Denn mir ist überhaupt nicht klar geworden, wie Ernst erotisch betrachtet gestrickt ist.
Haha, erwischt! Die Geschichte war schon recht lang, daher habe ich an der Stelle aufgehört. Mal schauen, was die Überarbeitung bringt, vielleicht lasse ich es ja weiterlaufen.

Doch hie und da blitzt so eine Art Verselbständigung seiner erotischen Gefühle bei ihm auf. Ich bekomme deinen Ernst nicht so recht zu fassen,
Ich bin noch unsicher. Ich wollte ihn durchaus schwankend, also zwischen seiner Treue zu Marie und dem Bedürfnis nach einem sexuellen Anreiz von außen. Er kann auf Grund von Blutdrucksenkern nicht mehr mit Marie schlafen, ist aber zu stolz/stur, nach anderen Lösungen zu suchen.

Einerseits finde ich die Figur des Ernst gerade deswegen ziemlich spannend, weil er so brüchig von dir dargestellt wird, andererseits hätte ich doch gerne als Leserin wenigstens am Ende der Geschichte Klarheit gewonnen.
Ja, ob ich das will, weiß ich noch nicht, mal schauen, ob ich die Überarbeitung hinbekomme.

Marie völlig im Dunkeln ihrer Interessen.
Ich hatte Probleme, sie mir vorzustellen. Ist sie zart und zerbrechlich? Und bezieht sich das auf die rein körperliche Ebene? Oder ist sie es auch mental?
Da habe ich also tiefe Löcher. Ich dachte die Hinweise reichen, aber tun wir Autoren das nicht immer (grins). Ja, ich werde Marie stärken, ihr mehr Luft geben und Katlas Punkt, Marie das "moralische" Gegengewicht sein zu lassen bietet sich ja auch an.

Diese zwar sehr sinnliche Szene, in der Ernst ihr die Hände reinigt und von dem Fischgeruch befreit ist mir ein Rätsel. Kann sie sich nicht selbst die Hände säubern? Ist sie insgesamt so schwach?
Oh man, ich habe immer Angst, zu deutlich, zu viel zu schreiben, aber an den falschesten Stellen klappt es dann nicht. Es ist eine Erinnerung, so haben sie sich kennengelernt. Dieses sie waschen, auch sich gegenseitig ist, für die beiden Vorspiel, Erotik?

Nur, was geht in ihrem Kopf vor? Sie sieht scheinbar das Essenbesorgen, das ihr Ehemann tagsüber betreibt, nicht nur als das, was es ist, nämlich die Versorgung mit Lebensmitteln, da gibt es scheinbar auch noch eine andere Komponente, vielleicht eine erotische?
Ja, Marie muss Farbe bekennen, darf ihn nicht so einfach machen lassen.

Holt sich Marie so eine Art Kick durch die Erzählungen ihres Mannes? Weshalb schickt sie ihn quasi gezielt in den Teepott, um eine andere Frau glücklich zu machen? Will sie ihm ein kleine sexuelles Abenteuer gönnen? Oder zieht sie daraus für sich auch etwas?
Den Gedanken mit dem Kick hatte ich, aber gefühlt ist das nicht Marie, sie will ihren Mann zurück. Will von ihm, soviel noch geht, aber für ihn halt auch Befriedigung. Da bin ich noch am Denken, worauf das hinausläuft. Sie ist für richtigen Beischlaf nicht mehr zu haben, aber ich denke, sie wird ihn herausfordern.
Aber auch wenn hier einige Ältere Semester protestieren, jeder hat andere Erfahrungen. Und ich habe hier eine siebzigjährige, die nicht mehr fit ist, die schwach ist. Und auch der gute Ernst träumt nur, das er noch ganz toll ist, nach einem harten Arbeitsleben, sind manche auch Anfang siebzig schon alt, zum Glück halt nicht alle.

Beim stilistischen Durchlesen ist mir aufgefallen, dass du die Worte "noch" und "vielleicht" häufig schreibst und sie oft gar nicht notwendig sind. Vielleicht da nochmals gemütlich drübergehen
Oweia, ich hatte schon ganz viele "auch" und "doch" entfernt. ich gehe drüber, Dankeschön!

Schön, wenn sie ihn nett finden, angenehm, wenn sie ihn als Mann wahrnehmen, aber mehr?
Hier legst du Ernst eigentlich fest: er liebt Marie und die anderen Frauen sind nur Mittel zum Zweck der Essensbeschaffung. Aber später bringst du Zweifel an und man fragt sich, was er denn eigentlich in seinem Innersten wirklich will.
Ja, da muss ich sauberer Arbeiten, ich versuche es!

„Vielleicht mache ich mir aber auch etwas vor, ich glaube, ich bin einfach ein bisschen vor der Realität weggelaufen. … Ich bin einsam!“
Ich habe auch hier etwas Probleme, ob man, wenn man sich noch so kurz kennt, gleich schon so offen reden kann. Sicherlich, es gibt solche Leute, die das können, aber es ist aus meiner Sicht eher nicht die überwiegende Anzahl.
Ja, hier gab es mehr Kritik, da muss ich etwas ändern. Ich will es ja nicht endlos strecken, bin schon erstaunt, das niemand über die Länge gemosert hat.

„Vielleicht mache ich mir aber auch etwas vor, ich glaube, ich bin einfach ein bisschen vor der Realität weggelaufen. … Ich bin einsam!“
Ich habe auch hier etwas Probleme, ob man, wenn man sich noch so kurz kennt, gleich schon so offen reden kann. Sicherlich, es gibt solche Leute, die das können, aber es ist aus meiner Sicht eher nicht die überwiegende Anzahl.
Also entweder sauber ausbauen oder weg.

Poff. Das ist aber ganz schön hart. Für mich klingt das etwas sehr schroff. Würde man, wenn man sich noch gar nicht so lange kennt, schon so mit jemandem reden? Bei mir kommt dieser Satz auf die Spitze getrieben so an: Finde dich damit ab und gut ist!
Müsste Ernst das nicht mehr schmeichelnd so reden als stünde er komplett auf ihrer Seite und verurteilt den Ehemann, der sie verlassen hat?
Er hält sich ja für einen guten "Frauenversteher", ist es aber gar nicht. Nun muss ich es noch hinbekommen, dass der Leser es sieht, ohne Ernst doof zu finden. Er meint es ja gut, er will nichts böses. Verdammt schwierig!

Ein Segel aus Alufolie und Wellenkämme aus zarten Sprossen lassen
Meinst du Sprossen oder Sprotten? So ganz kann ichs mir nicht vorstellen.
Echt? Dünne Alfalfasprosse als "Wellen"! Sieht gut aus und schmeckt!

Er kniet sich vor Marie und umfasst eine der viel zu dünnen Hände. Zart streicht er mit der aufgeschnittenen Zitrone alle Finger entlang, umkreist die Fingerkuppen und schaut Marie tief in die Augen. Sie lächelt, er kann die Erinnerung in ihren Augen lesen. Zum Abschluss wischt er mit dem angewärmten Waschlappen die Hand sauber, genauso, wie er es bei ihrem Kennenlernen vor über fünfzig Jahren getan hat.
Ebenfalls sehr schön zärtliche und zugleich auch erotische Szene, aber so ganz klar ist mir nicht, wie gebrechlich Marie in der gesamten Tragweite ist.
Dann habe ich es auch da nicht gut gelöst. So haben sie sich kennengelernt, es ist ein Ritual für die beiden und oft ein Vorspiel gewesen.

„Naja, schon sehr deutlich. Aber ich habe Abstand gehalten.“ Schnell stößt er den letzten Satz aus, hört selbst seine Unsicherheit.
Genau hier wird Ernst für mich schwierig zu fassen, was genau sucht er? (ausser Essen)
Anerkennung, mehr Prickeln, als ihm Marie momentan bietet, nein, keinen Sex, er will Marie nicht untreu werden.

Ich versuche nachzujustieren, stehe mir momentan aber selbst im Wege.
Lieben Dank für Deine Hilfe
Es stehen noch ganz viele zu kommentierende Geschichten auf meinem Zettel, gelesen habe ich zumindest schon fast alle - welch eine Vielfalt.
Beste Wünsche
witch

Hallo @C. Gerald Gerdsen ,

ch habe deinen Protagonisten in seiner bedachtsamen Art nicht als moralisch verwerflich empfunden.
Vielen Dank für die Rückmeldung. Leider machen gerade diese sehr gegenläufigen Wahrnehmungen das Verbessern der Geschichte so schwierig. Aber natürlich sehen wir Leser auch das wahre Leben sehr unterschiedlich. Und so soll es ja auch sein!
Viele Grüße
witch

Moin, moin @bernadette ,

Dein lieber Kommentar wäre mir auf Grund der großen Diskussion fast durchgerutscht, dabei freue ich mich wirklich sehr, Dich im Forum und dann noch unter meiner Geschichte zu lesen.

was mir beim ersten Satz auffiel:
Ernst schließt sein Fahrrad neben dem Warnemünder Leuchtturm an und atmet genussvoll ein
Ich schließe das Fahrrad irgendwo ab (genauer gesagt das Schloß) und kette es an.
Technisch betrachtet hast Du hundert Prozentig Recht, umgangssprachlich wird zumindest hier im Norden die Abkürzung genommen. Nun muss ich nur noch entscheiden, ob es in einer Geschichte mit Abkürzung geht oder nicht.

Das verzerrt das Bild für mich komplett, weil ich - da springe ich Detlev voll in die Bresche - täglich mit einem topfitten 70-jährigen zu tun habe, da fehlt es an nichts. :D
Meine Eltern sind 85 und 83 könnten eher in dein beschriebenes Bild passen. Ich denke, man muss das Bild "der Alten" neu justieren.
Aber wir sind uns doch wohl alle einig, das es außer dem Tennisspielenden achtzig Jährigen auch den 65 jährigen mit Rücken, Herz und mag nicht mehr gibt? Mein Erlebnisbereich unterscheidet sich von Eurem, sehr sogar. Daher mittle ich es mal und stelle die Situation deutlicher da.
Vielleicht kriege ich es ja so beschrieben, das ich auf eine Altersangabe verzichten kann, dann rubbelt sich da keiner dran.

Da sind ja zwei Themen, die nebeneinander her laufen, aber für mich nicht bis ins Letzte stimmig sind.
Ja, an der Baustelle sitze ich gerade. Mal schauen, ob ich das gelöst bekomme,

Wären die zwei in einer Situation, wo es keine staatliche Hilfe gäbe, fände ich das eine pfiffige Idee.
Zu dem Thema höre ich hier sehr unterschiedliche Ansagen, aber so ist es halt im wahren Leben. Ich versuche es jetzt etwas umzubauen.

Anscheinend sind doch noch beide scharf aufeinander, so lese ich es jedenfalls heraus. Und doch passiert nichts.
Er kann den Beischlaf nicht mehr vollziehen, Blutdrucksenker haben leider zum Teil genau diese Wirkung und für neue Varianten ist er nicht willig genug. Marie ist schwach, körperlich nicht mehr aktiv, aber Lust verspüren, dieses Sehnen, das aufziehende Kribbeln, will sie durchaus noch. Nun müssen wir mal schauen, ob ich den beiden dennoch noch einen erlösenden Orgasmus gönne, nur ob ich euch dabei zuschauen lasse? Ne, eher nicht!

So kommt es, dass er mit anderen Frauen flirtet und dabei ein schlechtes Gewissen hat.
Ja, er versucht sich Anreize zu holen, will aber Marie nicht untreu werden.

hilft es dir etwas weiter, wenn ich dich nun leider auch nicht in den Himmel gelobt habe, aber das liegt nur ganz alleinig am Plot, nicht an deiner Schreibe. Die mag ich gerne.
Hehe, über den Himmel loben bringt einen überhaupt nicht weiter, alles gut. Und ich empfinde die Aussage, es lege nur am Plot, du magst meine Schreibe gern, als ein großes Lob. Am Rest arbeite ich halt.

Vielen Dank für Deinen Besuch, wir lesen uns in Nähe der Orgel
witch

 

Liebe @greenwitch ,

ich kann grad gut verstehen, dass dir der Kopf rauscht, daher wollte ich nochmals kurz versuchen, etwas zur Klarheit beizutragen.

Ich kämpfe gerade mit einer Bereinigung der bisher genannten Probleme, wobei ich mich immer sehr schwer tue, wenn es so arg verschiedene Rückmeldungen gibt.
Kennt hier wohl jeder gut. Man kann unmöglich allen gerecht werden. Lass dich aber davon nicht entmutigen.
Ich bin noch unsicher. Ich wollte ihn durchaus schwankend, also zwischen seiner Treue zu Marie und dem Bedürfnis nach einem sexuellen Anreiz von außen. Er kann auf Grund von Blutdrucksenkern nicht mehr mit Marie schlafen, ist aber zu stolz/stur, nach anderen Lösungen zu suchen.
Ah, er kann es nicht. Ich war bisher davon ausgegangen, dass sie das Problem ist.
Den Gedanken mit dem Kick hatte ich, aber gefühlt ist das nicht Marie, sie will ihren Mann zurück. Will von ihm, soviel noch geht, aber für ihn halt auch Befriedigung. Da bin ich noch am Denken, worauf das hinausläuft. Sie ist für richtigen Beischlaf nicht mehr zu haben, aber ich denke, sie wird ihn herausfordern.
Aber auch wenn hier einige Ältere Semester protestieren, jeder hat andere Erfahrungen. Und ich habe hier eine siebzigjährige, die nicht mehr fit ist, die schwach ist. Und auch der gute Ernst träumt nur, das er noch ganz toll ist, nach einem harten Arbeitsleben, sind manche auch Anfang siebzig schon alt, zum Glück halt nicht alle.
Hm...also doch Marie, diejenige, die Beischlaf quasi verhindert?
A
Er hält sich ja für einen guten "Frauenversteher", ist es aber gar nicht. Nun muss ich es noch hinbekommen, dass der Leser es sieht, ohne Ernst doof zu finden. Er meint es ja gut, er will nichts böses. Verdammt schwierig!
Ja, ist schwierige Position, weil etwas zu zeigen, was eigentlich nach aussen nicht sichtbar sein soll, ist schon eine große Herausforderung.
Echt? Dünne Alfalfasprosse als "Wellen"! Sieht gut aus und schmeckt!
Ah...kapiert.
Ich versuche nachzujustieren, stehe mir momentan aber selbst im Wege.
Kenne ich. Sogar gut. Hilfreich ist natürlich Abstand, sozusagen der natürliche Ablösungsprozess vom Text, der vermag manchmal Wunder zu bewirken und man versteht plötzlich alle oder fast alle Kritikpunkte.

Ich hatte mal irgendwann so eine Art Schlüsselerlebnis bei einer Geschichte, bei der ich ein wenig hin und her schwamm und das leider auch der Leser sofort tat.

Man forderte mich auf, folgendes mitzuteilen: "Was ist die Essenz der Geschichte?"

Und als ich versuchte, das zu benennen, wurde mir klar, dass ich das nicht wusste. Aber gleichzeitig erkannte ich, dass ich das ermitteln und festlegen muss, sonst bleibt meine Geschichte indifferent.

Vielleicht hilft dir meine Frage: Was ist die Essenz in deiner Geschichte?

Lieben Gruß

lakita

 

so, nun aber!

wollte ich nochmals kurz versuchen, etwas zur Klarheit beizutragen.
Lieben Dank für die erneute Hilfestellung. Das ist wirklich Klasse, was man bei so einer Challenge alles so dazulernt, super!

Kennt hier wohl jeder gut. Man kann unmöglich allen gerecht werden. Lass dich aber davon nicht entmutigen.
Ja, soweit kenne ich das ja schon, aber wenn einem die Argumente einleuchten, selbst wenn man es selbst nicht so sieht. Mein Hauptproblem war (ganz ist es sicherlich noch nicht raus), dass es ja so vielschichtige Probleme waren. Die Frauenfeindlichkeit oder einfacher gesagt mieser Protagonist (kann man so lesen, keine Frage), das viel zu starke Führen der Leser (das ist ein grober Handwerksfehler und ich hatte es überhaupt nicht vor Augen). Perspektive, Erzähler, Glaubwürdigkeit, ... da sind Rechtschreibfehler einfach Pille palle (und die will ich auch nicht machen) . Ich kann jetzt nur hoffen, das ich nicht in die Gegenrichtug umgeschwenkt bin, mir ist bewusst geworden, wie leicht man eien Geschichte in eine bestimmt Richtung lesen kann (und das macht der Leser sicherlich nicht aus Böswillligkeit, sondern weil ihn irgendetwas triggert und dann ist die Schleife fest.
MIt einer der Gründe, warum ich um gesellschaftliche Themen eigentlich einen Bogen mache, zuviel Glatteis. (oder Feigheit meinerseits)

Ah, er kann es nicht. Ich war bisher davon ausgegangen, dass sie das Problem ist.
Sie können beide nicht mehr ihren gewohnten Blümchensex vollziehen, aber eigentlich sollte das selbstverständlich kein Hindernis sein. Sie fangen an, nach einer Lösung zu suchen. Mein Bild im Kopf von den beiden ist, dass sie sich dessen erst bewusst werden müssen, aus ihren Gewohnheiten ausbrechen und das fällt uns mit zunehmendem Alter immer schwerer. Und bevor jetzt hier wieder ein Shitstorm wegen meiner falschen Meinung zu älteren Leuten und Erotik losgeht, ich bin einfach sehr sicher, das es alles gibt, meine Protagonisten sind aber in ihrem engen Bild gefangen, eher schüchtere Landeier.

Ja, ist schwierige Position, weil etwas zu zeigen, was eigentlich nach aussen nicht sichtbar sein soll, ist schon eine große Herausforderung.
Ich bin auch sehr unsicher, ob ich es hinbekomme, jetzt habe ich erstmal grob aufgeräumt, hoffe, es findet sich noch jemand zum kommentieren, ob ich verschlimmbessert habe.

Und als ich versuchte, das zu benennen, wurde mir klar, dass ich das nicht wusste. Aber gleichzeitig erkannte ich, dass ich das ermitteln und festlegen muss, sonst bleibt meine Geschichte indifferent. Vielleicht hilft dir meine Frage: Was ist die Essenz in deiner Geschichte?
Das war ein guter Tipp! Dankeschön! Ja, ich hatte auf der Festplatte noch die Idee des Frauenverstehers (einfach lockere Urlaubsidee, nach einem sehr schönen Erlebnis). Für mich war die Idee einfach nur positiv belegt (zu kurz gedacht, okay) . Und die Erotikchallenge, die sich für mich gefühlt mit den Strandsand verknüpfen liess - denkste!
Jetzt habe ich versucht umzuspulen, ohne noch einmal komplett neu schreiben zu müssen.
Essenz: Ernst gerät bei dem Versuch weiterhin der Ernährer der Familie zu sein in die Versuchung, seiner Begeisterung für Frauen zu erliegen.
Ne, das klingt noch doof, aber zumindest in meinem Kopf ist es jetzt klarer. Schauen wir mal.
Viele Grüße
witch

 

Liebe @greenwitch ,

da will ich mich erstmal revanchieren. Ich finde, du hast einen ausgesprochen herausfordernden Plot entwickelt und dazu kommt noch das Thema "Erotik im hohen Alter". Dahinter sehe ich vor allem die Frage, wie man damit umgeht, wenn schwere körperliche Erkrankungen auftreten, wenn der Körper sich verändert, die Sehnsucht aber noch da ist. Ich mag deine Geschichte vor allen an den Stellen, wo sie zurückgenommener erzählt wird. Ich überlege noch, ob es auch ohne die Sache mit dem "Überleben durch Mittagessen schnorren" gehen würde, denn das kommt mir doch arg konstruiert vor. Mir hätte es gereicht, wenn Ernst bei seinen Spaziergängen mit einer fremden Frau ins Gespräch gekommen wäre und dann in Konflikte. Andererseits finde ich, dass du durch die bisherigen Veränderungen, das Komplizierte der Situation gut aufgegriffen hast und man sich besser einfühlen kann.

Dabei traut er sich kaum zu streiten, so schnell ermüdet sie, so traurig ist sie oft tagelang. Und sie ist seine Marie. Ein letztes Durchatmen, Maria aus seinen Gedanken verdrängen und los geht es.
Vielleicht: "Aber"?
„Huhu.“ Eine Dame mit gleichfalls grauen Haaren winkt ihm zu, da ist auch besagte Badedecke und ihn trifft ein ernsthafter, aber auch neugieriger Blick. Ernst, leicht abgelenkt, stolpert über eine gehäkelte Maus.
Das mit der Häkelmaus ist so cool und so schräg, ich würde ihren Blick hier gar nicht mit so langweiligen Adjektiven beschreiben, sondern das Fette weglassen. Dass sie neugierig zu ihm hinguckt, ist doch klar. Und außerdem hast du jetzt zweimal dicht aufeinander das Wort E/Ernst.
Die Mittfünfzigerin lacht ihm offen entgegen und nickt. „Ja, das ist Bernd! Bernd der Fischer! Jetzt versuche ich mich gerade an Hans, dem Kapitän.“ Sie hält ihm ein buntes Gewirr aus Fäden in Weiß und Blau entgegen.
:lol: Warum eigentlich keine Mittsechzigerin?
„Nee, ich bin da echt altmodisch – Handarbeit für Frauen, Handwerk für Männer.“
Die Frau nickt und sagt: „Da gehe ich mit, man traut es sich ja kaum noch zuzugeben, aber ich bin wohl auch altmodisch.“
Ihre Augen wandern über seine schlanke Gestalt, die silbergrauen, aber vollen Haare und den ordentlich gebügelten Leinenanzug. Automatisch greift die Hand hinauf und richtet ihr Haar. Ein Zupfen am Strandkleid. „Ich bin etwas unsicher, was wir jetzt machen. Möchten Sie vielleicht Platz nehmen?“ Sie greift nach einer Kekspackung und lädt ihn zum Zugreifen ein.
Das klingt sehr nach letztem Jahrhundert.

„Oh, wirklich gerne.“ Ernst überlegt kurz und sinkt zu einem perfekten Schneidersitz zusammen, die Schuhe brav außerhalb des Deckenrandes. Noch hat er keine Ahnung, ob er auch nur annähernd so elegant wieder aufstehen wird.
Schönes Bild, wie er sich hinsetzt und seine Befürchtung.
Ernst nickt. „Dann halt im Sitzen, mein Name ist Ernst und ich denke, ich bin ein Frauenversteher.“
„Ähm … Nicole! Ein was?“
„Ich glaube, dass ich toll zuhören kann, ich erzähle gerne und ich mag Frauen.“
„Alles klar! Und ich bin die Zahnfee.“
Das ist sehr, sehr schräg. Ich frage mich, wie er sich vorher in seiner Anzeige und per Whatsapp dargestellt hat. Denn da wurde ja eigentlich schon geklärt, worum es geht, was der Deal ist, oder?
Er wippt mit den Füßen, räuspert sich. „Mein Magen knurrt seit einer halben Stunde. Wie wäre es mit Essen gehen?“ Mit Schwung steht Nicole auf, lässt Ernst nicht aus den Augen. „Wie teuer kommt mich das denn jetzt zu stehen? Hotel Neptun?“
Und das ist schon recht schroff dafür, dass er davon ausgeht, dass sie ihn einlädt.
„Na, da war dieser Fluss, ein Mann saß in Yogahaltung inmitten all der aufgestauten Äste und verbeugte sich mit jeder übergehenden Welle. Wir haben tatsächlich gestaunt, wie lange der Typ die Luft anhalten konnte. Erst allmählich dämmerte uns, dass etwas nicht stimmte. Dort hatte sich ein Toter verfangen, mit einem wundervollen Blick ins Tal, beinahe freischwebend, aber nicht mehr in unserer Welt. Es war mitten im Nirgendwo, wir waren drei Stunden bis dort gewandert. Diese Situation konnte ich nicht fotografieren, obwohl es eine Fotosafari war.“
Schöne Geschichte. Ich frage mich, ob die nicht irgendwie noch mehr verankert werden müsste, oder nochmal aufgegriffen, oder in der Zeit mit Marie die gemeinsamen Reisen nochmal angesprochen, ich weiß es nicht genau.
„Ach, komm! Wir wissen beide, dass bei so was alles Mögliche reinspielt, da will ich jetzt gar nicht werten. Offensichtlich war zumindest für deinen Mann eure Zeit vorbei, das tut weh, aber manchmal ist es so. Das Ding mit dem „bis dass der Tod euch scheidet“, klappt halt im wahren Leben nicht immer. Aber das mindert doch deinen Wert als Frau nicht!“
Geschockt schaut ihn Nicole an. „Na, dankeschön!“ Sie setzt sich gerade hin, wirkt auf einmal sehr selbstbewusst.
„So war es nicht gemeint, Entschuldigung!“
Da bin ich verwirrt. Ist sie nun geschockt von seiner Direktheit, oder verhilft ihr seine Rede zu mehr Selbstbewusstsein? Ich glaube, ich würde das Fette weglassen.
Ernst merkt, dass er abgelenkt ist, schiebt schnell den Gedanken an Marie beiseite, lächelt, hebt ihre Hände, die sie vertrauensvoll in seine gelegt hat, an und drückt einen Kuss darauf. „Nun, das gilt anscheinend nicht für alle Männer, wir müssen also nur den richtigen für dich finden.“
Seine Ehrlichkeit wird mit einem sinnlichen Lächeln belohnt. „Ja, mit dir würde ich mich trauen.“
Ernst lacht unverbindlich und sagt betont lustig: „Dann lass mal schauen, dass wir etwas Vergleichbares, aber in besserem Zustand und jüngeren Baujahres finden.“
Das mit dem Handkuss finde ich zu intim, unpassend.
Die Kellnerin tritt an den Tisch und erlöst ihn aus der heiklen Situation. Auf einem Bett aus verschiedensten Salatblättern sind liebevoll die Räucherfischstücke in Form eines Fischkutters arrangiert. Da glänzt ein fetter Heilbutt, der Aal verströmt seinen herben Duft und Garnelen bilden den Anker. Ein Segel aus Alufolie und Wellenkämme aus zarten Sprossen lassen auch die Augen sattwerden.
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Tolle sinnliche Beschreibung.

In seinem Alter ist der Tod nah, der Entschluss eher zu gehen, erscheint ihm falsch. Langsam folgt Ernst dem Spülsaum, Miesmuscheln, Seetang und der Kopf eines toten Dorsches, dazu das einlullende Schwappen der Brandung. Heute ist es windstill, die Ostsee wird nur von ihrer eigenen Masse und den Kräften des Mondes bewegt. Eine schöne Vorstellung, alles läuft von allein, alles passt.
Diesen Abschnitt finde ich sehr schön, poetisch.
Ernst greift einen flachen Stein, wirft ihn geschickt haarscharf übers Wasser und zählt. Früher war dies ein Wettstreit vor dem Liebesspiel am Strand. Mehr Hüpfer oder mehr Höhepunkte beim Sex. Seit ein paar Jahren hat der Blutdrucksenker gewonnen, er wird nicht mehr steif. Und den Doktor um etwas anderes bitten, wie peinlich. Ein letzter Blick zu der jungen Frau, die jetzt telefoniert. Nein, da ist nichts zu machen. Wenn Ernst ehrlich ist, sind seine Füße müde. Ans Tanzen will er lieber nicht denken.
Und nun kommt die harte Realität.
„Ernst, erinnerst du dich, dass du mir vor Jahre aus Jux eine Dildo geschenkt hast?“
Mit großen Augen erstarrt Ernst mit Maries Schwamm in der Hand. „Ja! Du warst entsetzt und hast ihn entsorgt?“
„Nein, nur die Batterien entnommen und ihn ganz nach hinten im Schrank gesteckt. Vielleicht machst du ihn betriebsbereit?“
Ich merke doch, dass ich Zweifel habe, ob das in dem Zustand, in dem sie offenbar ist, wirklich ihr Bedürfnis ist. Ich vermute, dass da die Libido selber auch schon recht eingeschränkt ist, nicht aber das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, wie du sie ja auch beschreibst. Aber vielleicht bin ich da engstirnig.
Ernst hilft Marie ins Nachthemd, beim Hinlegen und breitet die Decke über ihr aus. „Soll ich hierbleiben?“ Ganz fest schaut er ihr in die Augen.
„Geh, Ernst, du kannst sie da jetzt nicht stehen lassen. Vielleich bist du ehrlich zu ihr und erzählst von mir? Und morgen suchen wir nach einer Idee, die für alle passt.“
Puh, keine leichte Situation, vor allem für die Frauen. Marie ist hier sehr vernünftig. Eine Geschichte, die mich ein bisschen ratlos zurücklässt, aber Respekt dafür, dass du dich diesen schweren Themen stellst.

Liebe Grüße von Chutney

 

Moin, moin @Chutney ,

vielen Dank fürs Kommentieren. Ich hatte ja sehr gehofft, dass sich noch jemand hierherverläuft und etwas zu den Änderungen sagt. Gefühlt habe ich es nur verschlimmbessert, mir fehlt gerade jeglicherAbstand zu dem Text.

Ich finde, du hast einen ausgesprochen herausfordernden Plot entwickelt und dazu kommt noch das Thema "Erotik im hohen Alter".
Dankeschön, ist es denn trotzdem als Erotik bei dir angekommen?

Ich überlege noch, ob es auch ohne die Sache mit dem "Überleben durch Mittagessen schnorren" gehen würde, denn das kommt mir doch arg konstruiert vor. Mir hätte es gereicht, wenn Ernst bei seinen Spaziergängen mit einer fremden Frau ins Gespräch gekommen wäre und dann in Konflikte.
Es geht bestmmt ohne, der Vorschlag kam hier von mehreren Seiten, aber irgendwas in mir hat momentan auf Stur geschaltete, ich möchte die Geschichte gerne erzählen.

Andererseits finde ich, dass du durch die bisherigen Veränderungen, das Komplizierte der Situation gut aufgegriffen hast und man sich besser einfühlen kann.
Also Ansätze in die richtige Richtung, uff. Ich bleibe dran!

Dabei traut er sich kaum zu streiten, so schnell ermüdet sie, so traurig ist sie oft tagelang. Und sie ist seine Marie. Ein letztes Durchatmen, Maria aus seinen Gedanken verdrängen und los geht es.
Vielleicht: "Aber"?
Im Prinzip hast Du Recht, aber ich wollte gerne die vielen Seiten, die Vielschichtigkeit - gefühlt passt dann und doch besser!

„Huhu.“ Eine Dame mit gleichfalls grauen Haaren winkt ihm zu, da ist auch besagte Badedecke und ihn trifft ein ernsthafter, aber auch neugieriger Blick. Ernst, leicht abgelenkt, stolpert über eine gehäkelte Maus.
Das mit der Häkelmaus ist so cool und so schräg, ich würde ihren Blick hier gar nicht mit so langweiligen Adjektiven beschreiben, sondern das Fette weglassen. Dass sie neugierig zu ihm hinguckt, ist doch klar. Und außerdem hast du jetzt zweimal dicht aufeinander das Wort E/Ernst.
Stimmt, habe ich rausgenommen.

Die Mittfünfzigerin lacht ihm offen entgegen und nickt. „Ja, das ist Bernd! Bernd der Fischer! Jetzt versuche ich mich gerade an Hans, dem Kapitän.“ Sie hält ihm ein buntes Gewirr aus Fäden in Weiß und Blau entgegen.
:lol: Warum eigentlich keine Mittsechzigerin?
Passt besser. Ich habe ja Ernst und Marie etwas altern lassen, dann mus das "Personal" natürlich mitaltern, gut gesehen.

Ernst nickt. „Dann halt im Sitzen, mein Name ist Ernst und ich denke, ich bin ein Frauenversteher.“
„Ähm … Nicole! Ein was?“
„Ich glaube, dass ich toll zuhören kann, ich erzähle gerne und ich mag Frauen.“
„Alles klar! Und ich bin die Zahnfee.“
Das ist sehr, sehr schräg. Ich frage mich, wie er sich vorher in seiner Anzeige und per Whatsapp dargestellt hat. Denn da wurde ja eigentlich schon geklärt, worum es geht, was der Deal ist, oder?
Ja, so ganz flüssig ist es noch nicht wieder, ich habe halt nur geflickschustert, es hakelt. Aber für völlig neu fehlt mir ehrlich im Moment der Ansatz.

Er wippt mit den Füßen, räuspert sich. „Mein Magen knurrt seit einer halben Stunde. Wie wäre es mit Essen gehen?“ Mit Schwung steht Nicole auf, lässt Ernst nicht aus den Augen. „Wie teuer kommt mich das denn jetzt zu stehen? Hotel Neptun?“
Und das ist schon recht schroff dafür, dass er davon ausgeht, dass sie ihn einlädt.
Stimmt, aber genauso möchte ich ihn ja hier zeigen, er ist nicht nur lieb und nett, er hält sich dafür. Katlas Hinweise zur Leserführung haben mich sehr erschreckt, ich versuche es jetzt offener zu halten - mit Erfolg? Fragwürdig.

„Ach, komm! Wir wissen beide, dass bei so was alles Mögliche reinspielt, da will ich jetzt gar nicht werten. Offensichtlich war zumindest für deinen Mann eure Zeit vorbei, das tut weh, aber manchmal ist es so. Das Ding mit dem „bis dass der Tod euch scheidet“, klappt halt im wahren Leben nicht immer. Aber das mindert doch deinen Wert als Frau nicht!“
Geschockt schaut ihn Nicole an. „Na, dankeschön!“ Sie setzt sich gerade hin, wirkt auf einmal sehr selbstbewusst.
„So war es nicht gemeint, Entschuldigung!“
Da bin ich verwirrt. Ist sie nun geschockt von seiner Direktheit, oder verhilft ihr seine Rede zu mehr Selbstbewusstsein? Ich glaube, ich würde das Fette weglassen.
Ich habe es eingekürzt, mal sehen, ob ich es noch besser gelöst bekomme.

Das mit dem Handkuss finde ich zu intim, unpassend.
Stimmt, ist jetzt raus.

In seinem Alter ist der Tod nah, der Entschluss eher zu gehen, erscheint ihm falsch. Langsam folgt Ernst dem Spülsaum, Miesmuscheln, Seetang und der Kopf eines toten Dorsches, dazu das einlullende Schwappen der Brandung. Heute ist es windstill, die Ostsee wird nur von ihrer eigenen Masse und den Kräften des Mondes bewegt. Eine schöne Vorstellung, alles läuft von allein, alles passt.
Diesen Abschnitt finde ich sehr schön, poetisch.
Dankeschön!

„Ernst, erinnerst du dich, dass du mir vor Jahre aus Jux eine Dildo geschenkt hast?“
Mit großen Augen erstarrt Ernst mit Maries Schwamm in der Hand. „Ja! Du warst entsetzt und hast ihn entsorgt?“
„Nein, nur die Batterien entnommen und ihn ganz nach hinten im Schrank gesteckt. Vielleicht machst du ihn betriebsbereit?“
Ich merke doch, dass ich Zweifel habe, ob das in dem Zustand, in dem sie offenbar ist, wirklich ihr Bedürfnis ist. Ich vermute, dass da die Libido selber auch schon recht eingeschränkt ist, nicht aber das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, wie du sie ja auch beschreibst. Aber vielleicht bin ich da engstirnig.
Ich habe es abgeschwächt. Die Szene ist so gar nicht meins und ich glaube, ich habe sie eingebaut, weil viele beanstandeten, dass auch in dem Alter die Welt in erotischer HInsicht noch in Ordnung ist. Aber es passt nicht zu Marie. Sie will wirklich nur in den Arm genommenund gestreichelt werden, alles andere ist ihr zu viel. Aber sie will auch Ernst glücklich machen, ihm das Gefühl schenken, sie zu befriedigen. Aber das kommt hier nicht raus. Ich überlege weiter.

Ernst hilft Marie ins Nachthemd, beim Hinlegen und breitet die Decke über ihr aus. „Soll ich hierbleiben?“ Ganz fest schaut er ihr in die Augen.
„Geh, Ernst, du kannst sie da jetzt nicht stehen lassen. Vielleich bist du ehrlich zu ihr und erzählst von mir? Und morgen suchen wir nach einer Idee, die für alle passt.“
Puh, keine leichte Situation, vor allem für die Frauen. Marie ist hier sehr vernünftig. Eine Geschichte, die mich ein bisschen ratlos zurücklässt, aber Respekt dafür, dass du dich diesen schweren Themen stellst.
Marie ist ein Kopfmensch, das passt zu ihr, aber ich versuche mehr Ebenen in dem Text zu beherrschen, als ich momentan im Griff habe. Mal sehen.

Dir vielen Dank für Deine Zeit und die Tipps, und wieder ist die Geschichte ein ganz bisschen runder.
Schönen Sonntag
witch

 

Moin,

du hast den Text geändert, ich hatte den in einer frühen Version gelesen. Ich denke, dass du hier zu viel zu früh verrätst. Mit dem Lesen der Anzeige wird sofort alles klar und du legst die Karten auf den Tisch. Das fand ich vorher geschickter, wo mir bis zur Hälfte nicht so ganz klar war, worum es eigentlich geht. Ich mag das.

Marie ist seit der Herz-OP nicht mehr richtig auf die Beine gekommen, sie geht nicht mehr aus dem Haus, schläft viel, gefühlt ist sie eine ganz andere Frau. Wo ist der Schalk geblieben, die Unternehmungsfreude, wo der Spaß an ein bisschen mehr als Kuscheln am Strand. Dabei traut er sich kaum zu streiten, so schnell ermüdet sie, so traurig ist sie oft tagelang. Und sie ist seine Marie. Ein letztes Durchatmen, Marie aus seinen Gedanken verdrängen und los geht es.
Du fängst dann halt direkt mit dieser nölenden Ehefrau an, und ich finde das schade, weil du dem Text auch die Spannung insofern nimmst, dass der Leser nun weiß, welcher Druck auf den Figuren lastet. Ich finde es tiefergehender, wenn wir den Charakter dabei sehen, wenn wir ihm zusehen, wie er mit diesem Druck umgeht.

Oben das Bsp ist eine Sache für klassisches Show. Wie zeigt man, dass der Schalk weg ist? Wie zeigt man, was ihnen fehlt, was sie früher aber gemacht haben? Ich denke, hier bietet sich das an, es auch zu zeigen. Vielleicht sogar in einer Rückblende, oder in einem melancholischen, schwelgerischen Dialog? Man müsste es probieren.

Die Grundidee, Mann versorgt Frau, die krank ist, die finde ich gut, sogar sehr gut. Bernadette hat dir schon einiges dazu geschrieben, wo da die Haken sind; Katla einiges über den soziologischen Background bzw die Gewichtung; ist ein emotional schwieriges Thema. Ich denke, dieser Bedarf, also der Grund, warum er das so machen muss, der sollte klarer herauskommen. Da ist auch schon viel zu gesagt worden; es ist gar nicht so einfach, dass plausibel zu machen. Ich stelle die mir eher als unkonventionelles Paar vor, vielleicht so Alt-Hippies, die irgendwann in den 70ern in der Nähe in einer Kommune gelebt haben - oder besser: gehaust? - und nun Schwierigkeiten haben, sich über Wasser zu halten. T.C Boyle hat mal ein ähnlich gelagertes Buch geschrieben, Drop City, da zieht eine ganze Kommune nach Alaska inklusive Kinder und allem, und natürlich haben sie von nichts eine Ahnung und der Winter erwischt sie übelst. So könnte ich mir das hier auch vorstellen; ein Paar, das vielleicht wirklich nicht auf diesen Part des Lebens vorbereitet ist, die keine Vorsorge getroffen hat, die keinen Plan B haben, und die dann auf so etwas angewiesen sind. Ich kann mir hier vorstellen, dass es nicht nur um das Essen gehen muss: er könnte auch ruhig hier und da etwas Geld abgreifen, so in dem Sinne: Ach, ich hab mein Portemonnaie vergessen!, so diese unschuldige Tour, aber eben nicht wirklich kleinkriminell, sonden eher moralisch flexibel und aus den Verhältnissen sich ergebend. Da dürftest du ruhig mehr riskieren.

Hast jetzt schon viel Feedback bekommen. Ist nicht immer einfach zu entscheiden, was man da mitnehmen kann oder auch will. Da schwirrt schonmal der Schädel. Ich würde mich zurücklehnen, den Text mal vier Wochen vergessen. Dann noch einmal lesen. Meistens ist es so, dass dir sofort auffällt, wo etwas wackelt und Luft hat. Nichts überstürzen, jede Geschichte findet irgendwann ihren eigenen Ton.

Gruss, Jimmy

 
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Liebe @greenwitch ,

ach, ich seh Dich richtig vor mir, wie Du am Rechner sitzt und auf den Nägeln kaust auch, wenn Du dass vielleicht nie tust. :D Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, mir gefällt das Thema sehr gut. Wenn ich jetzt Dinge wiederhole, die bereits in den Kommentaren erwähnt wurden, dann liegt das daran, dass ich diese aus Zeitgründen nicht gelesen habe. Die Zeit rennt so schnell, ich bin zu alt, um mit ihr Schritt zu halten ;) .

Was mir gar nicht gefällt, ist der Titel. Frauenversteher ist ja negativ konnotiert, als habe ich Ernst, bevor er überhaupt das erste mal auftritt bereits in einer Schublade abgelegt, in die er eigentlich gar nicht so recht passt, für mich jedenfalls, und ihn da wieder rauszuholen, ist viel schwieriger, als ihn dort abzulegen. Denke, Du tust ihm kein Gefallen damit.

Ernst schließt sein Fahrrad neben dem Warnemünder Leuchtturm an und atmet genussvoll ein. Salz, Wärme und der leicht beißende Geruch von Algen – Heimat.
Durch dieses nachträglich angefügte Heimat dachte ich erst, er ist da im Urlaub, zu Besuch ... jedenfalls habe ich nicht gedacht, dass er da wohnt, warum sollte er dann Heimat denken? Weht ihm ja täglich dieser Geruch in die Nase. Ich habe mich aber sofort gefreut, weil ich ja ein Ostseefan bin und dachte, ja, ich fühl mich in diesem Setting ganz besonders wohl. Danke für den kleinen Ausflug!

„Du willst doch nur andere Frauen angucken, dich bewundern lassen.“
Da es sich hier um zwei total verschiedene Dinge handelt, einmal darum, was er tut und einmal was ihm geschieht - würde ich statt dem Komma tatsächlich ein und wählen.

Wo ist der Schalk geblieben, die Unternehmungsfreude, wo der Spaß an ein bisschen mehr als Kuscheln am Strand.
Ist ne Frage - also ? am Satzende.

„Dann halt im Sitzen, mein Name ist Ernst und ich denke, ich bin ein Frauenversteher.“
Echt? Er sagt das so? Ich mein, er kann sich ja für einen halten, aber kein Mann käme doch auf die Idee beim Erstkontakt zu sagen : Ich bin ein Macho! Und Frauenversteher und Macho sind zwar nicht das Gleiche, aber doch nah beieinander. Jedenfalls würde ich das denken, wenn sich mir wer so vorstellen würde.

„Nein, auf keinen Fall! Pauls Räucherstübchen ist günstig und lecker
Punkt. Satz zu Ende.

Sanftes Rauschen, das Klackern der zurückrollenden Steinchen und dieses ewig spielende Glitzern.
Ich mag diese Beschreibungen total.

Er atmet tief ein, folgt seiner heutigen Mittagsspenderin.
Sie ist nicht sein erstes Date dieser Art, oder? Das dachte ich nämlich bis jetzt. Warum auch immer.

Sie hat einen entschlossenen Gang, beschwingt, weiblich, viel Power. All das, was ihm an Marie jetzt fehlt. Aber es ist Marie, seine Frau. Er schüttelt den Kopf über sich selbst, bisher hat ihn keine der Stranddamen emotional angesprochen.
Verstehe den Satz da nicht, also, was er mir sagen soll. Und irgendwie kann der eigentlich weg, ohne das irgendwas fehlen würde.

Ernst schaut ihr tief in die grauen Augen, Lachfalten und andere, geheimnisvoll und … faszinierend, reizvoll? Diese Ideen schiebt er schnell beiseite. Nein, auf keinen Fall!
Ich mag auch sein Hadern. Seinen inneren Konflikt. Wie gern er sich dieser Frau hingeben würde, wie gern dem Gefühl nachgeben, von dem er weiß, mit Marie kann er es nicht mehr teilen. Nie wieder. Aber er weiß auch, es wäre falsch, es würde ihn nur für diesen kurzen Moment glücklich machen und ihn dann bis zum Ende seiner Tage quälen.

„Aber nun erzähl von dir, was machst du hier am schönen Ostseestrand?“
Schätze, dass ist eine der ersten Fragen :)

„Mich erholen, natürlich.“ Nicole verharrt, überlegt. „Ich mache mir aber auch etwas vor, ich glaube, ich bin einfach ein bisschen vor der Realität weggelaufen. … Ich bin einsam!“
Ich mag sie!

„Einsamkeit tut weh und ist gefährlich, aber ich glaube, den wichtigsten Schritt hast du gemacht, wenn du erkennst, dass du einsam bist. Es lässt sich ja ändern.“
Boah, Hobbypsychologie. Hört sich an, wie ein Spruch von so einem Achtsamkeitskalender. Wie wäre es mit Empathie an der Stelle statt Ratschlägen? Passt für mich eher zu einem Frauenversteher.

Für Marie filetiert er den Fisch, ihre Kraft reicht nicht mehr für so figelinsche Arbeiten. Er holt eine Kaffeetasse für den Cappuccino und legt die Kekse dazu. Die Götterspeise bleibt für heute Abend. Harziger Räucherduft, gemischt mit Fisch und Meer lässt die Augen seiner Frau strahlen, sie leckt sich über die Lippen und atmet tief ein. „Nicht schlecht! Da hat es ja gelohnt, den Vormittag einsam und allein zu sein.“

Mit jetzt natürlich geröteten Wangen widmet sich Marie dem Essen, knabbert die Gräten mit den Zähnen ab.
Hat er aber schlecht filetiert! :D

Ernst lässt sie nicht aus den Augen. „Sag, wenn es dir zu einsam ist, wenn ich nicht gehen soll.“
„Klar, und was essen wir dann? Unsere Renten reichen für die Miete und die Versicherungen und dann sind noch fünfzig Euro übrig.
Ich denke, sie weiß noch nichts von seiner Anzeige, aber sie weiß es doch! Sie weiß es doch, verwirr mich doch nicht so und streiche diesen Satz am Anfang ;).

Ich geh nicht aufs Amt betteln. Aber hast du noch mal über die Idee nachgedacht, im Imbiss auszuhelfen, nur für ein paar Stunden.“
Weiß nicht, sie scheint ja doch irgendwie fein mit dem zu sein. Zumindest isst sie mit Wonne, was er heimbringt, statt sich aus Protest dem zu Verweigern und seine Bemühungen damit ab abusrdum zu führen. Vielleicht ist sie auch bisschen stolz auf ihn, dass er so gut anzukommen scheint, ist ja schließlich ihrer ;). Aber klar ist da ihre Angst, er könnte an einer der Damen Gefallen finden, mehr als was gut ist, und sie allein sitzen lassen. Vielleicht gar nicht mal das Fremdgehen, schätze, damit käme sie irgendwie klar, aber das er sie verlassen könnte ... schwieriger ohne Geld und gesundheitlich so kaputt. Da steht was auf dem Spiel für sie. Ich würde ihre Ängste wirklich in diese Richtung gehen lassen, weniger aufs Fremdgehen,die Fallhöhe ungleich geringer. Im Millimeterbereich sozusagen.

Marie besitzt den Schlüssel dazu. Er will sie, nur sie. Aber, …
Das die beiden sich noch immer so begehren, ist schon echt was besonders nach all den Jahren.

Seit ein paar Jahren hat der Blutdrucksenker gewonnen, er wird nicht mehr steif. Und den Doktor um etwas anderes bitten, wie peinlich.
Was Maries Ängste ums Fremdgehen geradezu lächerlich werden lässt. Wenn nix läuft, wovor hat sie dann Angst? Und warum denkt er da nicht schon bei Nicole dran, da tut er ja noch so, als läge es einzig an Marie?

„Ich habe im Kurhaus am Schwarzen Brett eine Anzeige platziert: Gespräche gegen Essen gehen"
„Okay." Ganz langgezogen und mit gerunzelter Stirn lässt ihn Marie nicht aus den Augen.
„Und warum sollte sich irgendein Urlauber mit dir unterhalten wollen?"
„He, ich bin ein toller Unterhalter, es reisen ja viele allein."
Aber das Spiel geht doch schon eine ganze Weile? Er bringt doch regelmäßig Essen mit Heim. Die Anzeige ist doch eine prima Idee eigentlich. Spart Zeit und Energie und schütze vor Fehlgriffen. Keine Ahnung, warum die jetzt ein Problem sein soll.

„Hiergeblieben, drücken ist nicht. Erzähl, was dich am Mittag so nervös gemacht hat.“ Marie streicht über seinen Arm, lächelt ihm aufmunternd zu.
Woher weiß sie davon?

„Naja, schon sehr deutlich. Aber ich habe Abstand gehalten.“
2 Wörter - na und ja

„Da war nur Händchenhalten und tief in die Augen schauen, ehrlich. Aber …“ Ernst holt tief Luft. „Ich habe mich heute Abend mit ihr im Teepott verabredet.“
Genau! Das ist der Wendepunkt, er hält sich nicht mehr an die vereinbarten Spielregeln. Jetzt haben wir ein Problem zwischen den beiden. Aber erst ab hier.

„Nein, nur die Batterien entnommen und ihn ganz nach hinten im Schrank gesteckt. Vielleicht sollten wir ich suchen?“
Auf die Idee wären die beiden sicher schon eher gekommen, so wie das da noch funkelt zwischen den beiden. Aber vielleicht ist heute der Tag, an dem sie denkt, jetzt bin ich soweit, jetzt kannst Du ihn holen. Obwohl ich eigentlich ganz nice finde, wie sie andere Wege suchen finden, sich dem bedienen, was geht und damit fein sind.

„Geh, Ernst, du kannst sie da jetzt nicht stehen lassen. Vielleich+t bist du ehrlich zu ihr und erzählst von mir? Und ich würde es toll finden, wenn wir uns ab morgen auf ‚immer nur ein erstes Date‘ einigen könnten.“
Konflikt aufgemacht und auch gleich wieder zu. Ein Satz - bähm, fertig. Tse, tse, tse.

Und der letzte Satz geht eben wieder hin zum Fremdgehen. Ich würde den austauschen: Bitte komme wieder.

Das so meine Gedanken. Da ist viel Schönes in dem Text. Bisschen unscharf für mich hier und da, aber das sind keine Mörderbaustellen. Und irgendwie finde ich das ganz hübsch, er denkt pausenlos an sie und sie und sie hat trotzdem diese Ängste, wird sie nicht los, zu viel steht für sie auf dem Spiel. Für ihn ja weniger. Also eigentlich geht es in dem Text um Marie. Vielleicht einen Titel, der das Gewicht auch zu ihr hinverlagert? Bitte komm wieder heim, oder: Was gibt es heute zu Essen? So mal kurz in den Raum geworfen.

Liebe Grüße!
Fliege

 
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Was Maries Ängste ums Fremdgehen geradezu lächerlich werden lässt. Wenn nix läuft, wovor hat sie dann Angst?
:sconf: Millionen querschnittsgelähmte und sonstwie impotente Männer, lesbische/bi-/pansexuelle Frauen und Partnerinnen von pre-op Transmännern heulen laut auf.

Ernst scheint mir noch zwei gesunde Hände und eine funktionierende Zunge zu haben, zudem kennt er Toys - wie jetzt, "läuft nix"? :naughty:

@greenwitch Dass bei ihm aus medizinischen Gründen keine Erektion möglich ist, fand ich einen ganz wunderbaren, komplexen Punkt in der Geschichte. Ich gehe mal stark davon aus, dass es hier eben auch um den emotionalen Part beim physischen Sex geht, nicht um ein 'wer steckt seinen Bio-Schwanz in wen'. Fremdschlafen als emotionaler Verrat oder sowas - egal, ob abgesprochen oder nicht.

 

:sconf: Millionen querschnittsgelähmte und sonstwie impotente Männer, lesbische/bi-/pansexuelle Frauen und Partnerinnen von pre-op Transmännern heulen laut auf. Ernst scheint mir noch zwei gesunde Hände und eine funktionierende Zunge zu haben, zudem kennt er Toys - wie jetzt, "läuft nix"? :naughty:

Ja, kann man natürlich so lesen. Muss man aber nicht. Hat er nämlich zu Hause und ist fein damit. Sie auch. Dann wäre ihre Angst, dass er fremd geht ja nicht erst jetzt da, die Eifersucht würde sie schon ein ganzes Leben begleiten. Und er hat es scheinbar nie getan. Im Gegenteil, die begehren sich noch nach gefühlt 100 Jahren Ehe!
Zudem scheint er mir jetzt nicht der Typ zu sein, der zu seinen Essensgesellinnen sagt: Übrigens, ich würde gern mit dir ins Bett, bin aber impotent. Will er ja nicht mal dem Doktor sagen - wie peinlich - steht da im Text. Ich wollt lediglich sagen, dass die Angst des Verlassenwerdens oder er könnte sich in eine gesündere/agilere Frau verlieben - halt bedeutungsvoller und schwerwiegender in der Folge ist als Fremdgehen. Nicht mehr, nicht weniger. Und seine Impontenz ist zwar ein nettes Gimick, für den Verlauf der Geschichte aber ziemlich irrelevant.

 

Dann wäre ihre Angst, dass er fremd geht ja nicht erst jetzt da, die Eifersucht würde sie schon ein ganzes Leben begleiten.
Ich hab das inzw. bissl angepasst - aber ich gehe davon aus, dass das Erschleichen von Mittagsessen relativ spät in die Beziehung kam - es ist ja die Rede von 'haben sie nicht kommen sehen, dass Preise sich am Ort so entwickeln' etc. Vorher hat er - denke ich - nicht aktiv mit anderen Frauen geflirtet (egal, ob mit Eigeninteresse, das da ja wohl neuerdings grad aufkeimt, oder ohne).

Im Gegenteil, die begehren sich noch nach gefühlt 100 Jahren Ehe!
Für mich eben nicht im Gegenteil. Weil es ja nicht nur monogam liebende Menschen gibt und weil sie dann umso mehr zu verlieren hat. Es liest sich ja so, als ob die beiden schon eine Art Sex miteinander hätten, dann zudem gibt es ja weitaus mehr beim Sex als Schwanz-in-Möse. Und es wäre nicht so bitter, wenn da "nix mehr läuft" und zudem keine emotionale Bindung wäre, weil es dann ein Nebeneinanderher-Existieren ist, das in dem Kontext keine Tragik mehr hätte (in anderem schon). Es ist doch erst recht tragisch, wenn sie meint, er begehre sie noch, aber plötzlich, ganz spät in der langen Beziehung zusätzlich auch noch andere. Würde das nicht sehr viel in Frage stellen? Könnte sie nicht auch vermuten, er schiebe die Impotenz auf die Medikamente, könnte aber vllt. ausserhalb ihrer Beziehung durchaus "vollziehen"?

Vielleicht haben wir aber auch andere Einstellungen, abgesehen von diesem Text, mag sein.

 

Moin @jimmysalaryman, und ganz dickes Dankeschön fürs reinschauen. Ich hatte so gehofft, das Du einen Deiner superkonstruktiven Kommentare hier reinhaust - Vorschlag: das, das und das. Ich sehe nämlich tatsächlich kein Land mehr und habe es anscheinend mittlerweile wirklich verschlimmbessert. Dein Tipp am Ende ist wahrscheinlich wirklich die Lösung: Liegenlassen und dann neu angehen.

du hast den Text geändert, ich hatte den in einer frühen Version gelesen.
Ja, ich war sehr erschrocken über die Wahrnehmung als frauenverachtend und absolut unglaubwürdig im Ablauf, also habe ich versucht diese mir sehr unangenehmen Probleme schnellst zu beheben - nicht wirklich erfolgreich. Dann die von Katla ja sehr stark belegt Leserführung - will ich natürlich nicht machen. Aber es ist nur Flickwerk, so geht das nicht.

Ich denke, dass du hier zu viel zu früh verrätst. Mit dem Lesen der Anzeige wird sofort alles klar und du legst die Karten auf den Tisch. Das fand ich vorher geschickter, wo mir bis zur Hälfte nicht so ganz klar war, worum es eigentlich geht. Ich mag das.
Doof meinerseits, mit dem Spannungsaufbau war ich zufrieden, aber ich habe anscheinend versucht es allen recht zu machen und bin dabei dann am meinen nicht ausreichenden Fähigkeiten gescheitert. Und ich war/bin auf die Idee des "Frauenverstehers" festgefahren, aber das wird allmählich besser.

Du fängst dann halt direkt mit dieser nölenden Ehefrau an, und ich finde das schade, weil du dem Text auch die Spannung insofern nimmst,
Na toll! Danke fürs drauf hinweisen. Eigentlich wollte ich hier Marie als moralischen Gegenpunkt zu seiner, na sagen wir mal lockeren Einstellung zu seiner Idee installieren, das ist ja dann mal ordentlich schief gegangen. Bzw, ich erlebe bei dieser Geschichte ganz stark, wie stark uns unser eigenes Erleben und Weltbild beim Lesen beeinflusst. Noch bin ich hier total hin und her gerissen, aber am Ende möchte ich meine Geschichte schreiben und zur Zeit fühlt sie sich nicht mehr wie meine Geschichte an.

Ich finde es tiefergehender, wenn wir den Charakter dabei sehen, wenn wir ihm zusehen, wie er mit diesem Druck umgeht.
Ich habe eindeutig zu schnell und ohne mir selbst klar zu sein, wo ich hinmöchte, versucht, die harte Kritik einiger Leser zu verstehen und darauf zu reagieren. Ich kann den Argumenten zum Teil folgen, habe nur selbst ein völlig anders Bild und bin schreibtechnisch noch nicht in der Lage, es sauber umzusetzen. Aber daran kann ich arbeiten.

Oben das Bsp ist eine Sache für klassisches Show. Wie zeigt man, dass der Schalk weg ist? Wie zeigt man, was ihnen fehlt, was sie früher aber gemacht haben? Ich denke, hier bietet sich das an, es auch zu zeigen. Vielleicht sogar in einer Rückblende, oder in einem melancholischen, schwelgerischen Dialog? Man müsste es probieren.
Richtig, das ist ein Schnellschuss der Verbesserung, leider wirklich nur tell, da kriege ich sicherlich ins show. Guter Tipp!

Die Grundidee, Mann versorgt Frau, die krank ist, die finde ich gut, sogar sehr gut. Bernadette hat dir schon einiges dazu geschrieben, wo da die Haken sind; Katla einiges über den soziologischen Background bzw die Gewichtung; ist ein emotional schwieriges Thema.
Ja, ich muss mich von meiner Grundidee lösen und mit mehr Abstand rangehen. Das sehe ich auf alle Fälle.

Ich denke, dieser Bedarf, also der Grund, warum er das so machen muss, der sollte klarer herauskommen. Da ist auch schon viel zu gesagt worden; es ist gar nicht so einfach, dass plausibel zu machen.
Okay, das ist ein ganz wichtiger Punkt für mich. Da denke ich, muss ich als erstes in meinem eigenen Kopf anfangen. Sonst kann ich es dem Leser natürlich nicht glaubhaft zeigen.

Ich kann mir hier vorstellen, dass es nicht nur um das Essen gehen muss: er könnte auch ruhig hier und da etwas Geld abgreifen, so in dem Sinne: Ach, ich hab mein Portemonnaie vergessen!, so diese unschuldige Tour, aber eben nicht wirklich kleinkriminell, sonden eher moralisch flexibel und aus den Verhältnissen sich ergebend. Da dürftest du ruhig mehr riskieren.
Grins! Schlägst Du mir hier jetzt vor, dass er durchaus "lockerer hinsichtlich der moralischen Verantwortung" rangehen dürfte? Ich habe mich sowas von weggeduckt, als er als böse gelesen wurde. Aber ich denke, es ist ein schreibtechnisches Problem, natürlich darf ich eine "schlechte" Person schreiben, nur es geht, wenn ich @Katla richtig verstanden habe, darum, dass der Leser es a) selbst wertet und b) es einen Gegenpart gibt. Vielleicht habe ich aber auch immer noch etwas falsch verstanden. Ich schaue mit etwas Zeit mal in deinen "schwarzen Männerseelen?", vielleicht kann ich mir technisch dort etwas abgucken. Irgendwie bekomme ich den Ernst noch so aufs Papier, wie er mir vorschwebt.

Hast jetzt schon viel Feedback bekommen. Ist nicht immer einfach zu entscheiden, was man da mitnehmen kann oder auch will.
Ja, ich bin immer noch maximal verwirrt, wenn ich mir die folgende Mini-Diskussion von Fliege und Katla anschauen, wird es auch nicht wirklich besser. Das ist mir noch bei keinem Text passiert, aber ich traue mich hier wohl auch zum ersten Mal an etwas tieferes. Daher ist der folgende Tipp, wohl wirklich der einzige Weg.

Text mal vier Wochen vergessen.
Dankeschön!

Nichts überstürzen, jede Geschichte findet irgendwann ihren eigenen Ton.
Vielen Dank, dann werde ich die Hoffnung nicht aufgeben und mich im Winter in Ruhe daran machen.

Lieber Jimmy, hab Dank für den doch hilfreichen Kommentar, ich gestehe, ich hatte auf eine Abkürzung gehofft, sehe aber ein, dass ich hierfür einiges an Arbeit investieren muss.
Viele Grüße
witch

Ach @Fliege , ich hatte so auf dich gehofft, weiß aber, dass Du kaum Zeit hast. Also vielen Dank, das Du vorbeigeflogen bist.

wie Du am Rechner sitzt und auf den Nägeln kaust auch, wenn Du dass vielleicht nie tust.
Ne, Fingernägelkauen gehört nicht zu meinen ausreichend vorhandenen negativen Eigenschaften. Aber Haare-raufen lässt mich das durcheinander in den Kommentaren durchaus. Ich tue mich sehr schwer abzuwägen, was ich annehme, was für meine Idee richtig ist und was individuelle Lesart ist. Aber da ist die Hauptursache wohl, dass es auch mir nicht 1005% klar ist. Also erst einmal Hausaufgaben erledigen.

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, mir gefällt das Thema sehr gut. Wenn ich jetzt Dinge wiederhole, die bereits in den Kommentaren erwähnt wurden, dann liegt das daran, dass ich diese aus Zeitgründen nicht gelesen habe.
Alles gut, dass Du das Thema generell für erzählenswert hälst, reicht mir.

Was mir gar nicht gefällt, ist der Titel. Frauenversteher ist ja negativ konnotiert, als habe ich Ernst, bevor er überhaupt das erste mal auftritt bereits in einer Schublade abgelegt,
Schade! Du bist nicht die erste, die es negativ liest. Er sieht sich so, und für mich darf der Leser herausfinden, ob der gute spinnt oder wie er darauf kommt. Es klappt ja auch gar nicht so recht damit, aber das muss Ernst lernen. Genaugenommen wollte ich einen Protagonisten, der beides ist, gut und schlecht, sympathisch und ein wenig zum drüber grinsen. Das scheint aber mächtig in die Hose gegangen zu sein, jeder liest ihn anders, ziemlich extrem anders sogar. Autorenfehler, nicht gut gezeigt.

Ernst schließt sein Fahrrad neben dem Warnemünder Leuchtturm an und atmet genussvoll ein. Salz, Wärme und der leicht beißende Geruch von Algen – Heimat.
Durch dieses nachträglich angefügte Heimat dachte ich erst, er ist da im Urlaub, zu Besuch ... jedenfalls habe ich nicht gedacht, dass er da wohnt, warum sollte er dann Heimat denken? Weht ihm ja täglich dieser Geruch in die Nase.
Wieder so ein herleiten aus unserer eigenen Erlebniswelt. Hier habe ich von mir auf andere geschlossen. Genau das Wort Heimat geht mir durch den Kopf, wenn ich in Warnemünde auf der Strombrücke stehe und schnuppere. Und das war früher auch so, als ich dort lebte. Ich denke, meine Beschreibungen bzw. Sätze sind nicht eindeutig genug, denn der Leser sollte es ja einfach dem Protagonisten glauben und nicht mit seinem eigenen Weltbild vergleichen. Perspektivfehler wäre auch eine mögliche Antwort.

„Du willst doch nur andere Frauen angucken, dich bewundern lassen.“
Da es sich hier um zwei total verschiedene Dinge handelt, einmal darum, was er tut und einmal was ihm geschieht - würde ich statt dem Komma tatsächlich ein und wählen.
stimmt, das ändere ich.

„Dann halt im Sitzen, mein Name ist Ernst und ich denke, ich bin ein Frauenversteher.“
Echt? Er sagt das so? Ich mein, er kann sich ja für einen halten, aber kein Mann käme doch auf die Idee beim Erstkontakt zu sagen : Ich bin ein Macho! Und Frauenversteher und Macho sind zwar nicht das Gleiche, aber doch nah beieinander. Jedenfalls würde ich das denken, wenn sich mir wer so vorstellen würde.
Siehst Du, das meine ich mit Autorenfehler. Du nimmst es ihm nicht ab, er ist nicht glaubhaft. Ja, der macht sowas, ich würde tatsächlich gerne auch noch @jimmysalaryman Idee aufgreifen und ihn etwas "sehr locker" hinsichtlich von Recht und Gesetz machen, aber ich habe ja hier schon "Haue" bekommen, wie schlecht er sei. Es liegt an meiner Schreibweise, aber ich komme nicht dahinter, was nicht funktioniert. Aber ich mache mich schlauer, irgendwann glaubt ihr Ernst (und folgt ihm dennoch).

Sanftes Rauschen, das Klackern der zurückrollenden Steinchen und dieses ewig spielende Glitzern.
Ich mag diese Beschreibungen total.
Na, wenigstens das klappt. Ist aber auch nicht schwer, wenn man dort aufwächst.

Er atmet tief ein, folgt seiner heutigen Mittagsspenderin.
Sie ist nicht sein erstes Date dieser Art, oder? Das dachte ich nämlich bis jetzt. Warum auch immer.
Ja, da sind jetzt Brüche im Text, ich habe versucht etwas zu retten. Da ich offensichtlich eine sehr schlechte Leserführung im ersten Teil (ich hoffe, es war nur dort so schlimm) hatte, habe ich einen ganzen Abschnitt gelöscht. Ich überarbeite, aber noch bin ich betriebsblind.

Sie hat einen entschlossenen Gang, beschwingt, weiblich, viel Power. All das, was ihm an Marie jetzt fehlt. Aber es ist Marie, seine Frau. Er schüttelt den Kopf über sich selbst, bisher hat ihn keine der Stranddamen emotional angesprochen.
Verstehe den Satz da nicht, also, was er mir sagen soll. Und irgendwie kann der eigentlich weg, ohne das irgendwas fehlen würde.
Ja, da wollte ich es dem Leser dann nochmal erklären, seine moralischen Zweifel. Dieses sich selbst zur Ordnung rufen. Ich vertraue hier meinem Erzählstil einfach nicht mehr, kriege die Fehler aber nicht zu fassen, weil die Meinungen so weit gestreut sind.

Ernst schaut ihr tief in die grauen Augen, Lachfalten und andere, geheimnisvoll und … faszinierend, reizvoll? Diese Ideen schiebt er schnell beiseite. Nein, auf keinen Fall!
Ich mag auch sein Hadern. Seinen inneren Konflikt. Wie gern er sich dieser Frau hingeben würde, wie gern dem Gefühl nachgeben, von dem er weiß, mit Marie kann er es nicht mehr teilen. Nie wieder. Aber er weiß auch, es wäre falsch, es würde ihn nur für diesen kurzen Moment glücklich machen und ihn dann bis zum Ende seiner Tage quälen.
Na, das ist ja schonmal was, so sollte es wirken!

„Einsamkeit tut weh und ist gefährlich, aber ich glaube, den wichtigsten Schritt hast du gemacht, wenn du erkennst, dass du einsam bist. Es lässt sich ja ändern.“
Boah, Hobbypsychologie. Hört sich an, wie ein Spruch von so einem Achtsamkeitskalender. Wie wäre es mit Empathie an der Stelle statt Ratschlägen? Passt für mich eher zu einem Frauenversteher.
Ja, auch dies sollte genau so rüberkommen. Er redet sich etwa sein, unser Selbstbild stimmt nur zu 50% mit dem Fremdbild überein. ich halte mich in der Hälfte meiner Zeit auch für eine relativ ordentliche Autorin mit Luft nach oben. Ne, das ist kein fishing for compliment, ich baue sonst auch Mist in meinen Geschichten, aber da konnte ich bisher immer die Fehler verstehen und somit angehen. Das klappt hier nicht.

Mit jetzt natürlich geröteten Wangen widmet sich Marie dem Essen, knabbert die Gräten mit den Zähnen ab.
Hat er aber schlecht filetiert! :D
Erwischt! Du bist aber die Erste, die es zumindest laut sagt. Ich wollte ja auf die Handwaschszene hinaus, die macht aber nur Sinn, wenn sie den Fisch in den Händen hält.

Ernst lässt sie nicht aus den Augen. „Sag, wenn es dir zu einsam ist, wenn ich nicht gehen soll.“
„Klar, und was essen wir dann? Unsere Renten reichen für die Miete und die Versicherungen und dann sind noch fünfzig Euro übrig.
Ich denke, sie weiß noch nichts von seiner Anzeige, aber sie weiß es doch! Sie weiß es doch, verwirr mich doch nicht so und streiche diesen Satz am Anfang ;).
Ja, da sind jetzt seltsam Stellen, sorry. Für eine geschlossene Überarbeitung bin ich einfach noch zu blind. Außerdem schreibe ich mal wieder den Nano mit, brauche noch 8000 Wörter und dann bin ich wieder im Wortkriegerreich. Bitte um Geduld!

Ich geh nicht aufs Amt betteln. Aber hast du noch mal über die Idee nachgedacht, im Imbiss auszuhelfen, nur für ein paar Stunden.“
Weiß nicht, sie scheint ja doch irgendwie fein mit dem zu sein. Zumindest isst sie mit Wonne, was er heimbringt, statt sich aus Protest dem zu Verweigern und seine Bemühungen damit ab abusrdum zu führen. Vielleicht ist sie auch bisschen stolz auf ihn, dass er so gut anzukommen scheint, ist ja schließlich ihrer ;). Aber klar ist da ihre Angst, er könnte an einer der Damen Gefallen finden, mehr als was gut ist, und sie allein sitzen lassen. Vielleicht gar nicht mal das Fremdgehen, schätze, damit käme sie irgendwie klar, aber das er sie verlassen könnte ... schwieriger ohne Geld und gesundheitlich so kaputt. Da steht was auf dem Spiel für sie. Ich würde ihre Ängste wirklich in diese Richtung gehen lassen, weniger aufs Fremdgehen,die Fallhöhe ungleich geringer. Im Millimeterbereich sozusagen.
Na, zumindest sind meine Protagonisten diesmal schön rund, nicht einfach gut oder böse. Ich neige ja sonst zu nett und lieb und eindimensional. Ja, es geht für sie um viel. Aus meiner Sicht ist nach so vielen Jahren erfüllter und vertrauensvoller Beziehung "Fremdgehen" nicht unbedingt an Sex gebunden. Ja, wenn er sein Vertrauen und sein "dasein" einer anderen Frau schenken würde, das würde Ihr wehtun. Aber das bringe ich noch nicht deutlich heraus.
Seit ein paar Jahren hat der Blutdrucksenker gewonnen, er wird nicht mehr steif. Und den Doktor um etwas anderes bitten, wie peinlich.
Was Maries Ängste ums Fremdgehen geradezu lächerlich werden lässt. Wenn nix läuft, wovor hat sie dann Angst? Und warum denkt er da nicht schon bei Nicole dran, da tut er ja noch so, als läge es einzig an Marie?
Wie gesagt, es geht nicht um Sex, aber das muss ich wohl deutlicher machen. Ist natürlich eine generelle Frage, ob sich das in dieser Geschichte, die ja einen "erotischen" Faktor haben sollte (mir geht in den Kritiken auf Grund meiner fehlerhaften Charakterdarstellung leider völlig unter, ob ich die Erotikaufgaben gelöst habe) darstellen lässt.

„Ich habe im Kurhaus am Schwarzen Brett eine Anzeige platziert: Gespräche gegen Essen gehen"
„Okay." Ganz langgezogen und mit gerunzelter Stirn lässt ihn Marie nicht aus den Augen.
„Und warum sollte sich irgendein Urlauber mit dir unterhalten wollen?"
„He, ich bin ein toller Unterhalter, es reisen ja viele allein."
Aber das Spiel geht doch schon eine ganze Weile? Er bringt doch regelmäßig Essen mit Heim. Die Anzeige ist doch eine prima Idee eigentlich. Spart Zeit und Energie und schütze vor Fehlgriffen. Keine Ahnung, warum die jetzt ein Problem sein soll.
Ich wollte versuchen, es logischer zu machen, da mir die Handlung von einigen Kritikern so nicht abgenommen wurde. Aber wie gesagt, die Geschichte ist nicht mehr aus einem Guss, dass merkt ihr eindeutig.

„Hiergeblieben, drücken ist nicht. Erzähl, was dich am Mittag so nervös gemacht hat.“ Marie streicht über seinen Arm, lächelt ihm aufmunternd zu.
Woher weiß sie davon?
Ich hatte eine Stelle, wo ich dachte, diese Nervosität aufgezeigt zu haben. Muss ich schauen, ob ich etwas falsches gelöscht habe oder nur nicht ordentlich gezeigt habe. Danke!

„Da war nur Händchenhalten und tief in die Augen schauen, ehrlich. Aber …“ Ernst holt tief Luft. „Ich habe mich heute Abend mit ihr im Teepott verabredet.“
Genau! Das ist der Wendepunkt, er hält sich nicht mehr an die vereinbarten Spielregeln. Jetzt haben wir ein Problem zwischen den beiden. Aber erst ab hier.
Tja, auch eine Art, die Geschichte zu lesen bzw. sie so zu schreiben. Ich wollte eher auf sein Problem, auf seine Sicht hinaus, aber da muss ich eindeutig nachbessern.

„Nein, nur die Batterien entnommen und ihn ganz nach hinten im Schrank gesteckt. Vielleicht sollten wir ich suchen?“
Auf die Idee wären die beiden sicher schon eher gekommen, so wie das da noch funkelt zwischen den beiden. Aber vielleicht ist heute der Tag, an dem sie denkt, jetzt bin ich soweit, jetzt kannst Du ihn holen. Obwohl ich eigentlich ganz nice finde, wie sie andere Wege suchen finden, sich dem bedienen, was geht und damit fein sind.
Ich bin auch nicht glücklich mit der Idee, ist auch so eine Veränderung, die den Kommentatoren geschuldet ist, die hier die Lebensfreude und Möglichkeiten der heutigen älteren Generation hervorhoben. Meine Protagonisten ticken aber anders! Für Marie ist es richtig schwer, zu sehen, das sich Ernst in seinem Mannbild nicht mehr bestätigt sieht, das es ihn unglücklich macht, seine Frau nicht wie bisher befriedigen zu können. Dabei geht es nicht um irgendwelche Hilfsmittel oder anderen Techniken. Er kann es einfach nicht mehr, das macht doch etwas mit ihm. Und mit Mitte Siebzig, Achtzig ist es auch nicht mehr so logisch, Hände und Zunge einzusetzen, da klappen mit Pech auch ein paar andere Bewegungsabläufe nicht mehr. Sie will ihm einen Weg zeigen, wie er sie befriedigen könnte, auch wenn es ihr wohl wirklich nicht so wichtig ist, da sind es andere Dinge.

„Geh, Ernst, du kannst sie da jetzt nicht stehen lassen. Vielleich+t bist du ehrlich zu ihr und erzählst von mir? Und ich würde es toll finden, wenn wir uns ab morgen auf ‚immer nur ein erstes Date‘ einigen könnten.“
Konflikt aufgemacht und auch gleich wieder zu. Ein Satz - bähm, fertig. Tse, tse, tse.
Dann würde ich aber eine andere Geschichte erzählen, das ist aber eigentlich kein Wunschkonzert. Mal sehen, was da später wirklich bei heraus kommt.

Also eigentlich geht es in dem Text um Marie. Vielleicht einen Titel, der das Gewicht auch zu ihr hinverlagert?
Das ist dann wirklich mein Schreibfehler, ich wollte es um Ernst gehen lassen, wenn das so gar nicht herauskommt, doof. Ich bin allmählich wirklich gespannt, was aus der Geschichte noch wird.
Liebe Fliege, ganz dickes Dankeschön, das Du trotz Zeitmangel hereingeschaut hast. Ich würde schwindeln, wenn ich sagen würde, jetzt ist mir mein Fehler klar, ich nehme also wirklich Jimmys Rat und vergesse die Geschichte für ein paar Wochen. Interessieren würde mich allerdings die Frage hinsichtlich der Erotik, denn das war ja hier durchaus eine Aufgabe. :teach:
Liebe Grüße
witch

Liebe @Katla ,
schön, dass Du der Sache hier noch folgst, ich bin leider immer noch ratlos. Oder meine bisherigen Versuche haben es zumindest nicht verbessert. Aber ich bleibe dran, muss mir wohl erst einmal selber klarwerden, was ich erzählen möchte, denn das scheint ja nicht eindeutig heraus zukommen, dafür gibt es zuviele Lesarten in den Kommentaren.

Ernst scheint mir noch zwei gesunde Hände und eine funktionierende Zunge zu haben, zudem kennt er Toys - wie jetzt, "läuft nix"? :naughty:
Auch wenn mich hier jetzt sicherlich ein sehr mobiler und heißer 85 jähriger böse anschaut, aber manches, was mit Mitte fünfzig noch ganz toll ist, klappt bei einigen nur noch in bequemer Haltung und ohne Verrenkungen, warte es ab!

@greenwitch Dass bei ihm aus medizinischen Gründen keine Erektion möglich ist, fand ich einen ganz wunderbaren, komplexen Punkt in der Geschichte. Ich gehe mal stark davon aus, dass es hier eben auch um den emotionalen Part beim physischen Sex geht, nicht um ein 'wer steckt seinen Bio-Schwanz in wen'. Fremdschlafen als emotionaler Verrat oder sowas - egal, ob abgesprochen oder nicht.
ja, so ist der Gedankengang. Daher ist die Dildoszene so auch noch nicht gut, es geht nicht um die technische Durchführung, sondern um das, was die Impotent mit Ernst macht. Wir reden hier halt nicht um ein aufgeschlossenes junges Pärchen, sondern um eine altes Ehepaar, die ihre Abläufe, ihr Rituale hat. Marie möchte ihm eine Stückchen seines "mannsein" zurückgeben, dafür akzeptiert sie viel . Aber das muss ich besser zeigen. Ich hadere noch mit der Perspektive, um aus der von dir aufgezeigten Leserführung herauszukommen.

Zudem scheint er mir jetzt nicht der Typ zu sein, der zu seinen Essensgesellinnen sagt: Übrigens, ich würde gern mit dir ins Bett, bin aber impotent. Will er ja nicht mal dem Doktor sagen - wie peinlich - steht da im Text. Ich wollt lediglich sagen, dass die Angst des Verlassenwerdens oder er könnte sich in eine gesündere/agilere Frau verlieben - halt bedeutungsvoller und schwerwiegender in der Folge ist als Fremdgehen. Nicht mehr, nicht weniger. Und seine Impontenz ist zwar ein nettes Gimick, für den Verlauf der Geschichte aber ziemlich irrelevant.
Ja, das ist ein generelles Problem, einige Leser sehen das hier als versuchte Nötigung, darum geht es ihm nicht, aber wie soll ich das noch deutlicher zeigen. Ich schaue mal, wie Jimmy das macht, mit den düsteren Männerfantasien. Aber eigentlich geht es hier ja eher darum, dass Ernst sein Weltbild nicht unbedingt mit unserem übereinstimmt. Aber das nehmen ihm die Leser hier teils nicht ab. Also Autorenfehler, nur was mache ich falsch oder noch besser, wie ändere ich das.

Ich hab das inzw. bissl angepasst - aber ich gehe davon aus, dass das Erschleichen von Mittagsessen relativ spät in die Beziehung kam - es ist ja die Rede von 'haben sie nicht kommen sehen, dass Preise sich am Ort so entwickeln' etc. Vorher hat er - denke ich - nicht aktiv mit anderen Frauen geflirtet (egal, ob mit Eigeninteresse, das da ja wohl neuerdings grad aufkeimt, oder ohne).
Ja, das ist eine neue Idee, die Situation verschärft sich, ich könnte jetzt behaupten, er hätte früher noch Geld verdient (anfangs war er ja auch erst siebzig). Ich habe definitiv zu viel in der Geschichte herumgeändert, um es möglichst vielen Lesern Recht zu machen. Auch um Deine Vorwürfe auszuräumen. Das ist mein Fehler, es hat noch nicht mal etwas gebracht, Ihr lest die Geschichte immer noch jeder nach seiner Lebenserfahrung. Das ist mir bisher noch nie passiert, verwirrt mich wirklich sehr.

. Es ist doch erst recht tragisch, wenn sie meint, er begehre sie noch, aber plötzlich, ganz spät in der langen Beziehung zusätzlich auch noch andere. Würde das nicht sehr viel in Frage stellen? Könnte sie nicht auch vermuten, er schiebe die Impotenz auf die Medikamente, könnte aber vllt. ausserhalb ihrer Beziehung durchaus "vollziehen"?
Das wäre es, aber Ernst meint es ehrlich mit seiner Marie, er will wirklich nicht fremdgehen. Aber ich bin gerne bereit aus Übungsgründen auch diese Version zu schreiben. Denn lernen möchte ich es, dieses Widersprüchliche im Menschen sauber darzustellen.
Hab vielen Dank für den erneuten Hilfsversuch, irgendwo scheint mein Gehirn hier in diesem Falle leider nicht mitzukommen.

Ihr Lieben, Danke für all die Hilfe, eigentlich wollte ich eine Erotikgeschichte schreiben, ich weiß nicht, ob mir das auch nur ansatzweise gelungen ist.
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Aber ich denke, es ist ein schreibtechnisches Problem, natürlich darf ich eine "schlechte" Person schreiben, nur es geht, wenn ich @Katla richtig verstanden habe, darum, dass der Leser es a) selbst wertet und b) es einen Gegenpart gibt. Vielleicht habe ich aber auch immer noch etwas falsch verstanden.
Liebe Witch,

du kannst mir ruhig sagen, dass ich mal die Klappe halten soll. :shy:

Ja, Leser selbst werten ist auf jeden Fall gut (egal, ob der Prota sympathisch sein soll oder nicht), ein Gegenpart als Korrektiv wäre eine Möglichkeit, aber selbstverständlich kein Muss.

Aber eigentlich geht es hier ja eher darum, dass Ernst sein Weltbild nicht unbedingt mit unserem übereinstimmt. Aber das nehmen ihm die Leser hier teils nicht ab. Also Autorenfehler, nur was mache ich falsch oder noch besser, wie ändere ich das.
Aber das Weltbild des Erzählers stimmt mit Ernsts überein, obwohl er an anderen Stellen neutral/auktorial geschrieben ist. Du sagst, du willst die Figur und ihre Innensicht nicht brechen, weil das innerhalb der Geschichte nicht möglich wäre. Aber du schreibst ja nicht aus Innensicht, jedenfalls nicht im Großteil des Textes. Dann eben wärst du eigentlich gar nicht so eingeschränkt, nix sagen zu können, was der Prota nicht selbst so sieht. Okay, 3x Verneinung. Meine: Du könntest durchaus etwas so erzählen, dass es nicht nur die eingeschränkte Innensicht des Protas ist. Oder zumindest ein neutraler Erzähler, der sich jeder Wertung enthält - also auch der pro-Ernst-Position, die er momentan hat.

Für eine geschlossene Überarbeitung bin ich einfach noch zu blind. Außerdem schreibe ich mal wieder den Nano mit, brauche noch 8000 Wörter
Ja, liegenlassen halte ich auch für eine sehr gute Idee. Was ich noch raten würde: Nicht mehrere Sachen auf einmal schreiben. Während der Text ruht, vielleicht nix anderes schreiben/planen - dann ziehst du nur Fehler oder Unsicherheiten nur immer weiter in neue Texte - sondern sich Theorien zu den Problemen anschauen. Nicht, um das dann genauso zu machen, sondern um sich bissl zu öffnen, was Lösungsmöglichkeiten sein können. Vielleicht rumexperimentieren, wie das für dich klingt. Vielleicht jeden einzelnen Satz nehmen und fragen: Wer erzählt das? Wessen Sicht / Wertung / Stimme ist das? Welche / wessen Haltung zum Geschehen?
Probierst du das an immer neuen Texten, hast du womöglich immer wieder das gleiche Problem, weil das Prinzip noch unklar ist? Einfach mehr Zeit mit einem Text verbringen?

Sorry, unasked for advice ... ich lass dich mal in Ruhe. :kuss:
Hab eine entspannte Woche, ich bin auf jeden Fall extrem gespannt, wohin sich das entwickelt! :herz:
Herzlichst,
Katla

 

Ich habe überlegt ... wie fändest du es, witch, wenn du dieses Setting dystopisch werden lässt. Mich lässt diese Nahrungssuche nicht los. Mann sucht Nahrung für Frau, das ist ja total archaisch in dem Sinne, dass es ja auch einem klassischen Rollenbild entspricht. Wie wäre es denn, wenn es so ein Setting gäbe, wo die Arm/Reich Schere schon weiter auseinander ist, und es ganz klar eine Zwei-Klassengesellschaft gibt, und die Armen quasi als Hofnarr der reichen Urlaubsgäste fungieren; da würden ganz andere Konflikt nochmal entstehen, was Treue, Loyalität aber auch Überlebenswille angeht. Wie funktionieren unsere hehren moralischen Maßstäbe in einer solchen Welt, hätten die dann auch noch Bestand? Weißt du, was ich meine? Da ließen sich etwaige Konflikte auch radikaler zuspitzen, weil die Kontraste schärfer sind, der Figurendruck ist höher. Nur so eine Idee. Das muss nicht total abdriften in so ein Genre, aber wo erstmal alles in der Szenerie einem bekannt vorkommt, es dann aber doch schwerwiegende gesellschaftliche Unterschiede zu unserer aktuellen Realität gibt, fast wie beim magischen Realismus, wo diese neuen Bedingungen einfach Teil der fiktiven Welt sind und gar nicht erklärt werden. Naja, nur so ein paar Ideen.

Gruss, Jimmy

 

Haha, das nenne ich mal einen konstruktiven Kommentar, aber nix ist - ich mag Eure ganze "Meckerei", inklusive Deiner, auch wenn sie mich oft hochgradig verwirrt zurücklässt.

du kannst mir ruhig sagen, dass ich mal die Klappe halten soll. :shy:
Also kommst Du so nicht davon!

Aber das Weltbild des Erzählers stimmt mit Ernsts überein, obwohl er an anderen Stellen neutral/auktorial geschrieben ist.
Ja, der Erzähler ist eine Baustelle, den Trenne ich nicht genug, da muss ich ran. Aber ich hasse dieses Satz für Satz analysieren. Bäh! Mache ich trotzdem.

Oder zumindest ein neutraler Erzähler, der sich jeder Wertung enthält
Neutral, puh! Wahrscheinlich hört sich Frau Autorun gerne selbst, da muss ich mich arg an die Zügel nehmen. Aber ich werde versuchen, diese Geschichte mal aus verschiedenen Perspektiven zu schreiben. Vielleicht opfert sich ja dann hier jemand und schaut drüber.

Was ich noch raten würde: Nicht mehrere Sachen auf einmal schreiben.
Ich verstehe den Rat er ist bestimmt richtig, Aber! Ne, das kriege ich nicht hin. Aber der andere Text ist ich-Perspektive, da mache ich die wenigsten Fehler (hoffe ich)

Vielleicht jeden einzelnen Satz nehmen und fragen: Wer erzählt das? Wessen Sicht / Wertung / Stimme ist das? Welche / wessen Haltung zum Geschehen?
Probierst du das an immer neuen Texten, hast du womöglich immer wieder das gleiche Problem, weil das Prinzip noch unklar ist?
Okay, nach dem Nano und dann zum Trost in der Badewanne - das ist eine böse Aufgabe!
Lieben Dank fürs vorsichte Anfragen, ob ich die Nase voll habe, zum Glück habe ich ein ausgeprägtes Masochismus-Gen und Ihr meint es doch eindeutig alle gut mit mir.
Schönen Wochenstart in die Spätschichtwoche?
witch

Hallo Jimmy,

Ich habe überlegt ... wie fändest du es, witch, wenn du dieses Setting dystopisch werden lässt. Mich lässt diese Nahrungssuche nicht los. Mann sucht Nahrung für Frau, das ist ja total archaisch in dem Sinne, dass es ja auch einem klassischen Rollenbild entspricht.
Auch eine sehr coole Idee, denn dann wäre ich einerseits aus der Lokigdebatte raus und die Fallhöhe wäre größer. Aber noch zweifle ich an meinen Fähigkeiten. Wir werden sehen, irgendwann pusche ich die Geschichte mal hoch und verkünde eine neue Version, in der Hoffnung auf Verbesserung.

Das muss nicht total abdriften in so ein Genre, aber wo erstmal alles in der Szenerie einem bekannt vorkommt, es dann aber doch schwerwiegende gesellschaftliche Unterschiede zu unserer aktuellen Realität gibt, fast wie beim magischen Realismus, wo diese neuen Bedingungen einfach Teil der fiktiven Welt sind und gar nicht erklärt werden. Naja, nur so ein paar Ideen.
Ja, ich denke, ich verstehe den Ansatz, da muss ich noch etwas länger drauf herumdenken.
Dankeschön fürs Mitdenken!
witch

 

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