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Der Gefallen
Lynn fand den Klingelknopf, wie sie ihn schon dutzende Male vorher gefunden hatte. Sie fand ihn, ohne zu suchen. Der zweite oben links. Vierter Stock. Drei-Raum-Wohnung. Einmal kurz drücken.
Sie drückte immer nur einmal kurz, damit Lisa wußte, daß sie es war die unten stand und nicht erst über die Wechselsprechanlage fragen mußte, wer da sei. Sie hatten darüber geredet. Über alles hatten sie schon geredet und eben auch darüber, was wäre, wenn ein Fremder mal kurz drücken würde, ein Einbrecher oder so.
„Ein Einbrecher...“, hatte Lisa gesagt. „Na der wird sich doch nicht die Wohnung aussuchen, wo jemand da ist.“
„Oder ein Sexgangster“, hatte Lynn leise gemurmelt.
„Ja der wäre doch nicht schlecht, oder.“
Beide hatten sie gelacht damals. Laut und schallend, bis Lisa plötzlich verstummt war und gedankenverloren aus dem Fenster gesehen hatte. Larry war damals noch keine zwei Wochen fort.
„Hallo?“ der Lautsprecher verzerrte Lisas Stimme etwas.
Lynn starrte überrascht auf das Gerät. Sie schwieg.
„Hallo, wer ist denn da?“
„Ich bin´s, Lynn.“
„Achso. Du“, eine kurze Pause. „Na komm´ hoch.“
Der Summer ertönte und verstummte gleich darauf wieder, noch bevor die Tür ins Schloß gefallen war. Lynn holte nicht den Fahrstuhl. Vier Stockwerke. Fünf Minuten auf dem Stepper im Studio konnte sie sich also sparen.
Oben wartete Lisa schon an der Tür, als wolle sie verhindern, daß Lynn noch einmal klingle.
„Hi Liz, ich...“
„Psst, er schläft“ raunte Lisa und legte den Zeigefinger an die Lippen.
„Achso, ich...“
„Ja komm´ erst mal rein, Du kannst die Schuhe anlassen.“
„Was ist denn los?“, fragte Lynn, als Lisa die Wohnzimmertür so behutsam, wie möglich geschlossen hatte. „Seit wann kann ich mit meinen Schuhen ins Wohnzimmer?“
„Zieh´ sie aus, ja? Bitte. Ich wollte nicht, daß er aufwacht...“
„Okay, okay“ während Lynn ihre Schuhe aufschnürte, beobachtete sie verstohlen ihr Freundin, die sich wiederholt auf die Lippen biß und in den linken Daumen kniff. Das machte sie immer, wenn sie nervös war.
„Ist was?“
Lisa schreckte hoch.
„Was?! Äh. Nein. Willst Du was trinken, einen Tequila, wie immer?“ Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern war schon in der Küche verschwunden.
„Mistschuh!“ Lynn zog heftig an einem der Senkel.
Lisa kam mit zwei Gläsern wieder, setzte eins auf dem Glastisch ab und blieb mit dem anderen in der Hand stehen.
Lynn war noch immer mit einem Knoten im linken Schnürstiefel beschäftigt. Doch ihre Bemühungen bewirkten nur, daß er sich gar nicht mehr öffnen ließ. Sie seufzte. Dann holte sie Luft und packte den Schuh entschlossen mit beiden Händen. Der Stiefel löste sich vom Fuß, knallte gegen die Bücherwand und fiel mit einem Plopp auf den Teppich.
„Paß´ doch auf!!!“
„Sorry“, Lynn hob das Glas und prostete ihrer Freundin zu. „Auf alle Heimkehrer.“
Einen Augenblick schauten sich die beiden Frauen an. Beide waren Mitte dreißig. Während Lisa einen kurzen Pferdeschwanz trug und in ihren Haussachen steckte, hatte ihre Freundin die volle Kriegsbemalung aufgelegt. Ihre langen blonden Locken fielen ihr bis zu den Schulterblättern über den Rücken. Die Solariumbräune und der Lidschatten brachten ihre blauen Augen voll zur Geltung. Sie trug einen grauen Anzug mit engen Hosen, die ihre langen Beine betonten, auf die sie ganz besonders stolz war. Wer Lynn nicht kannte, meinte sie in ihrer Ausgeh- garderobe zu sehen, doch sie trug immer solche Sachen. Mehr als die Hälfte ihres Geldes ging jeden Monat für die neueste Mode drauf.
„Also was ist?“, wollte Lisa wissen.
„Nichts. Ich wollte nur vorbeikommen, um zu sehen, wie´s dir so geht, jetzt, wo er wieder da ist“, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Schlafzimmer. „Hat er schon gesagt, was er die vier Monate getrieben hat?“
Lisa schüttelte den Kopf.
„Nein. Wie ich Dir am Telefon erzählt habe, er klingelte heute morgen um halb vier an meiner Tür. Völlig heruntergekommen.“
„Oha.“
„Dann hab´ ich ihn ins Bett gebracht und da ist er eben noch.“
„Bist Du sicher?“
„Lynn, ich bin jetzt nicht scharf auf deine Witze. Weißt du, es hat mir fast das Herz gebrochen, wie er da stand mit völlig zerissenem Anzug und einem Fliederzweig in der Hand. Und wie er mit Tränen in den Augen stammelte, ich solle ihm verzeihen. Dann fiel er auf die Knie und begann zu weinen. Lynn, er hat geweint! Wie ein Kind...“
„Der schöne Teppich“, Lynn nippte an ihrem Glas und betrachtete die Bewegungen ihrer linken Zehe.
„Wie kannst Du nur so kalt sein?
„Ach Scheiße Lisa. Siehst du denn nicht, daß das ne ganz miese Show ist. Wer weiß wann sie ihn rausgeworfen hat und dann hat er sich ein Messer gegriffen, ein bißchen am Anzug rumgeschnitzelt, kurzes Schlammbad im Dreck und mit billigem Wein geduscht. Dann noch unten den Flieder vergewaltigt und die Tränenmasche abgezogen. Würd´ ich auch machen, wenn ich keine Kohle mehr hätte.“
„Hör´ auf, so redest du nicht über Larry!“
„Ich bin nur ehrlich mit dir.“
„Du versuchst mich gegen Larry aufzubringen.“
„Nein gottverdammt, ich versuch´ dich zu warnen. Die Typen kenn´ ich zur Genüge. Machen auf Maler oder freiberuflicher Schriftsteller in einer Schaffenskrise und lassen sich durchfüttern.“
„Larry wird es schaffen, ich weiß es. Wenn man ihm erst mal eine richtige Rolle anbietet, dann kommt er groß raus. Er braucht eben Beziehungen.“
„Jaja und er hat eben Pech, daß es so wenige weibliche oder schwule Regisseure gibt.“
„Lynn...!“
„Aber hören wir doch auf, uns wegen einem Kerl zu streiten. Weißt du, wo ich heute war?“
„Mir egal!“, Lisa verschränkte die Arme und tat so, als beachte sie Lynn nicht. Jedesmal mußte sie einsehen, daß sie ihrer Freundin nicht gewachsen war. Während sie sich redlich abmühte, einen halbwegs vernünftigen Mann zu erwischen, standen die Typen bei Lynn Schlange. Aber irgendwie war sie nie richtig zufrieden und die meisten Beziehungen endeten, bevor sie überhaupt angefangen hatten.
„Li!“
„Laß mich in Ruhe!“, Lisa nahm ein Kissen vom Sofa und drückte es sich an die Brust. „Wieso bist du immer so schrecklich unsensibel?“
„Komm´ mal her“, Lynn ging zu ihr rüber und umarmte sie. „Ich sage eben, was ich grade denke. So bin ich nun mal. Kann nix dagegen machen. Und hinterher tut´s mir dann immer so leid. Aber du kennst mich. Du magst mich trotzdem, nicht wahr?“
Lisa gab ihrer Freundin einen Kuß.
„Natürlich. Was wär´ ich ohne dich.“
Eine Weile sagte keine von beiden einen Ton. Umschlungen lagen sie auf dem Sofa und starrten an die Decke.
„Ich war im Schwimmbad, heute“, sagte Lynn nach einer Weile. „Wollte mal sehen, ob ich mich mal wieder im Bikini blicken lassen kann.“
„Und?“
„Langsam macht sich das Fitnessstudio bezahlt.“
„Wird ja auch Zeit. Du wechselt öfter die Fitnesstrainer, als Michael Jackson den Mundschutz.“
„Sie motivieren mich eben nur eine gewisse Zeit lang.“, Lynn griff nach einem Apfel und biß krachend hinein.
„Bis du sie mal ohne Sachen gesehen hast.“
„Naja. Ich war also in diesem neuen Freizeitzentrum mit diesem neuen Erlebnisbad. Alles total neu. Solltest du auch mal hingehen.“
„Aber nicht mit dir! Die Schöne und das Biest. Nee. Ich bin nicht dein Kontrastprogramm!“, Lisa löste sich aus der Umarmung und schenkte sich ein Glas Martini ein.
„Das ist gar nicht wahr! Wenn du dich ein bißchen herrichten würdest...“
„Ich will aber nicht, daß die Männer in mir eine wandelnde Vagina sehen.“, Lisa stellte sich in Positur. „Or guck´ ma und sprechen kann sie auch - or nee des is nischt für misch.... Na vielen Dank auch.“
„Nicht alle. Laß mich erzählen! Also ich bin rein in dieses Bad und am Anfang bekommste so ne Art Chip oder so, ich weiß nicht genau, aber damit wollen sie scheinbar genau sekundengenau abrechnen, wie lange du drinnen bist. Ich also zwäng´ mich in mein niedliches Doppelteilchen und geh´ raus mit diesem dusseligen Teil am Handgelenk. Wer sich das ausgedacht hat, den müßte man an die Wand stellen. Und dann ist da so´n Drehkreuz, damit auch jeder sein Zeit richtig abrechnet und da mußte dann mit dem Arm an so ne Lichtschranke oder was das ist vorbei, damit´s zählt....“
Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas
„Und grade bei mir versagt das dämliche Teil. Ich fahr drei-, viermal drüber...nix... das piept nicht und ich komm´ nicht durch das verdammte Kreuz. Hinter mir schon eine Schlange und ich total nervös, aber es klappt nicht. Da hör´ ich auf einmal so eine Stimme:“ Sie müssen den Arm langsam und mit Gefühl vorbei bewegen.“ Ich will mich schon umdrehen und meine Meinung sagen, da berührt jemand meine Hand... Mein Gott! Nie werd´ ich diese Berührung vergessen. So eine warme, weiche Hand, die meinen Arm umschließt und an diesem Zähler vorbeiführt. Also ob ... hach ich weiß nicht, als ob sie hochschwebte, verstehst Du... ich hab´ fast nichts gespürt, aber doch war da was, was ich nicht vergessen kann.“
Lynn bemerkte, wie ihre Freundin lächelte.
„Du verstehst das nicht! Mir war völlig egal, das die Sperre aufgehoben war und die Leute drängelten. Ich sah mich um, nach diesem Typen und da lächelt mich ein Gesicht an. Stell´ dir vor, ich kann mich gar nicht dran erinnern. Ich war viel zu sehr beschäftigt, diese Berührung zu verarbeiten. Ich registrier´ nur – der Typ geht sich umziehen.“ Lynn führt ihr Glas zum Mund, ohne zu bemerken, daß es leer ist.
„Und sein Hintern?“ Lisa schlägt ihre Beine übereinander und sieht ihr Gegenüber herausfordernd an.
„Was?!“
„Der Arsch Lynn, wie war sein Arsch?“
„Weiß ich doch nicht, aber er muß göttlich sein...“
„Der Arsch?“
„Laß mich doch mit seinem Hintern in Ruh´. Ich mein den Mann den ganzen Mann, verstehst Du? Ich bin gar nicht erst ins Wasser. Gleich wieder raus, durchs Drehkreuz und zieh mich an.“
„Und keiner hat deinen Bikini so richtig bestaunen können?“
„Ja und der Kassierer guckt mich an und dreht den Chip in seinen Händen und meint, daß da was nicht in Ordnung sein muß. Bloß eine Minute.“
„Ein Quickie.“
„Nimmt der Blödi noch meine Personalien auf, falls ich da was kaputt gemacht habe. Und da kam er auch schon angeschlendert. So ganz kurze Haare, die er nicht fönen mußte. Kam er mit seiner Sporttasche. Bezahlte und ging raus. Ich hab´ gar nicht gehört, was der Alte mir noch ins Ohr laberte. Ich glaub´, ich hab´ ihm einen Fünfziger in die Hand gedrückt und bin raus.“
„Nein! Bitte nicht!“
„DOM 34 – 23 ein silbergrauer Jaguar mit Leichtmetallfelgen. Baujahr 1987. Das war diese Sonderanfertigung mit...“
„Hör auf!“ Lisa war aufgestanden und lief am Fenster auf und ab. Dabei kniff sie sich fortwährend in den Daumen.
„Was?“
„Ich mach´s nicht.“
„Was soll das...“
„Vergiß es! Ich mach´ das nicht mehr!“
„Aber warum denn? Du brauchst doch bloß in diesen Computer. Wie immer. Als Beamtin hast Du den vollen Zugriff...“
„Nein verdammt! Du erinnerst Dich doch noch an das letzte Mal? Diesen Arzt, den Du an der Ampel gesehen hattest und die alte Masche abgezogen hattest?“
„Ja wie immer, ich bin zu der Adresse und habe ihm mitgeteilt, daß er auf der Pfeifer-Brücke zu schnell gefahren ist. Klarer Fall, das macht doch jeder.“
„Ja bloß Scheiße, daß an diesem Tag seine Frau das Auto hatte und sich nicht mehr an die Brücke erinnern konnte. Dem Typen war das ja egal und während du also mit ihm eine heiße Affäre angefangen hast, kam seine Gattin in die Behörde und wollte wissen, was los ist. Verstehst du? Was denkst du, was es hier für einen Aufstand gab. Ich mach´ die Scheiße nicht nochma durch, jetzt wo Larry wieder da ist, kann ich meinen Job nicht riskieren!“
Lynn war auf Knien zu ihrer Freundin gelaufen und sah ihr flehend in die Augen
„Lis ... Bitte! es ist wichtig für mich. Dieses Mal ist es anders. Ich zieh´ auch nicht die Polizistinnen-Masche durch. Hier vor deinen Augen verbrenn´ ich den Ausweis. Ich will nur seine Adresse. Bitte. Nur noch dieses eine Mal.“
„Hör´ auf mich so anzuschauen.“
„Lissy. Ich flehe dich an. Er ist es, den ich die ganze Zeit gesucht hab´. Gib´ mir ne Chance.“
„Und du schwörst, du wirst mich nie mehr darum bitten?“
„Der heiligste Schwur.“
„Und du verbrennst auf der Stelle deinen gefälschten Ausweis?“
„Hier!“, Lynn holte das Dokument heraus und zündete es an.
Schweigend betrachteten sie die Flamme, die gierig zischend das Papier auffraß.
„Und du hast ganz sicher keinen zweiten?“
„Was denkst du denn?“, Lynn war ehrlich bestürzt. „Also machst Du´s?“
„Sie macht was?“, eine tiefe Baßstimme ließ die beiden herumfahren.
„Larry!“
Während Lisa´s Stimme Besorgnis ausdrückte, konnte Lynn eine gewisse Verärgerung nicht überspielen.
„Du bist endlich wach“, Lisa eilte zu ihm Freund, der sie nicht beachtete.
Vielmehr blickte er ernst auf die noch kniende Lynn.
„Was soll sie schon wieder machen?“
„Nichts, was dich interessieren könnte“, zischte Lynn.
„Wenn´s Lili was angeht, geht´s auch mich was an. Ab jetzt geht´s immer uns beide was an, nicht wahr Schatz?“, er umarmte Lisa, die sich an ihn schmiegte.
„Ja Larry. Lynn wollte sowieso grad´ geh´n.“
„Ich geh´ erst, wenn du ja gesagt hast“, Lynn setzte sich demonstrativ auf den Teppich.
„Ja wozu?“, wollte Larry wissen.
„Ach nichts besonderes“, Lisa begann sich wieder in den Finger zu kneifen. “Ich ruf´ dich an, ja Lynn? Okay?“ Ihre Stimme klang bittend.
„Ganz sicher?“ fragte Lynn.
„Ja.“
„Geht´s wieder darum, die Adresse für Lynns neuen Liebhaber rauszukriegen?“, fragte Larry und verschränkte überlegen die Arme vor der Brust.
„Was?!!!“
Einen Moment herrschte Stille im Raum.
„Du hast es ihm erzählt?“, flüsterte Lynn. „Du hast es ihm wirklich...“
Wieder Stille.
„Ich faß´ es nicht!“
„Weißt du Lynn“, Lisa sah hilfesuchend zu Larry. „Er wollte es eben wissen. Wie du ... naja ... er hat eben gefragt....“
„Und du hast es ihm einfach erzählt...“
„Naja“, sie suchte nach den richtigen Worten. „Er...er wußte ja sowieso alles irgendwie schon, nicht wahr?“
„Einen großen Teil konnte ich mir denken“, bestätigte Larry nickend, die Augen nicht von Lynn lassend.
„Oh Shit!“, Lynn stand auf. „Oh Shit, wo bin ich hier? Wo bin ich hingeraten? Scheiße, ich muß raus.“
Sie holte sich ihren Schuh und versuchte vergebens, ihren Fuß hineinzubekommen.
„Lynn, ich... es tut mir leid. Ich hätte es nicht machen dürfen...ich...er sagte, er würde ... naja er...wegen dem Vertrauen, verstehst du... ich weiß...“
„Halt´s Maul! Nicht mal meiner besten Freundin kann ich trauen. Alle bescheißen mich! Selbst du! Und wofür? Für so einen Warmduscher!“
„Hey. So redest du nicht mit Lisa!“ Larry war hingesprungen und hatte sich vor Lynn aufgebaut.
„Ich rede, wie mir´s paßt, verdammt nochmal...“
„Aber nicht in diesem Ton und mit dieser Ausdrucksweise!“, verlangte Larry mit Nachdruck.
„Larry! Lynn. Jetzt hört doch auf!“
„Ja ich hör´ ja auf! Ich hau´ hier ab! Ich kann dieses Elend nicht mehr seh´n.“, Lynn suchte nach ihrem zweiten Schuh.
„Ach du kannst es nicht sehen? Du kannst es also nicht sehen, wenn zwei Menschen glücklich sind. Im Gegensatz zu Dir, die jede Nacht einen anderen braucht....“
„Larry!“, Lisas Stimme klang schrill.
„Wieso sollte ich aufhören“, Larry war in Fahrt. „Wieso soll ihr nicht einmal einer die Meinung sagen können. Wo sie doch sonst so offen ist für alles. Für jeden Arsch macht sie die Beine breit.“
„Hör´ doch auf!“ Lisa war zwischen die beiden getreten.
„Das war´s.“, Lynn stand mit Tränen in den Augen auf. „Du verdammtes Arschloch. Du beschissener Pimmellutscher!“, und an Lisa gewandt fragte sie:“ Soll ich dir sagen, warum er sich so aufregt?“
„Das machst du nicht“, Larry sprang hinzu, um ihr den Mund zuzuhalten, doch Lynn biß ihm kurzerhand in den Finger.
„Weil das Arschloch sich selber an mich rangemacht hat. Aber außer ein paar lausigen Nummern ist nichts dabei rausgekommen. Obwohl er´s immer wieder versucht hat.“
„Was?“, Lisa schaute zu Larry, der sich den Finger hielt.
„Das glaubst du doch nicht Schatz?“, er versuchte ein Lächeln. „Die ist doch übergeschnappt. Das ist doch absurd...Ich schwör´ dir...“
Lisa beachtete ihn nicht.
„Lynn! Ist das wahr?“
„Na frag´ ihn doch, wo er wirklich war, als er zu diesem Vorsprechen war. Die drei Donnerstage im Mai. Bis spät in die Nacht, weil so viel Andrang war. Pah ich lach´ mich tot.“
„Hör´ nicht auf den Quatsch, Darling“, Larry zog Lisa zu sich heran.
„Ach Quatsch? Soll ich dir sagen, warum er abgehauen ist? Weil ich ihm gesagt habe, er sei ein Langweiler, der es nie schaffen würde und wie ich sehe, hatte ich recht.“
„Ich glaub´ dir kein Wort, Lynn“, Lisas Stimme kippte. „Du lügst ja wie gedruckt, weil Du es nicht mit anseh´n kannst, wie andere glücklicher sind als du.“
„Glücklicher?“
„Ja. Wir haben einander und können uns aufeinander verlassen, auch wenn´s mal hart kommt, während du rastlos umherirrst und dich nirgends ausruhen kannst. Das ist der pure Neid, der dich zu solchen Lügen treibt.“
„Ich lüge also?“, schrie jetzt auch Lynn. „Na dann frag´ ihn mal, wie er´s am liebsten hat. Vielleicht von hinten mit verbundenen Augen.“
Lisa rannte mit einem schrillen Schrei aus dem Zimmer.
„Du verdammte Nutte!“, Larry schlug zu.
Blut schoß aus Lynn´s Nase und tropfte auf ihr Sacko. Sie beachtete es nicht.
„Du hast es so gewollt“, sagte sie. „Das war´s dann wohl für mich und auch für dich.“
Sie ging ohne sich umzudrehen.