Was ist neu

Der Gefallen

Mitglied
Beitritt
12.08.2004
Beiträge
305
Zuletzt bearbeitet:

Der Gefallen

Lynn fand den Klingelknopf, wie sie ihn schon dutzende Male vorher gefunden hatte. Sie fand ihn, ohne zu suchen. Der zweite oben links. Vierter Stock. Drei-Raum-Wohnung. Einmal kurz drücken.
Sie drückte immer nur einmal kurz, damit Lisa wußte, daß sie es war die unten stand und nicht erst über die Wechselsprechanlage fragen mußte, wer da sei. Sie hatten darüber geredet. Über alles hatten sie schon geredet und eben auch darüber, was wäre, wenn ein Fremder mal kurz drücken würde, ein Einbrecher oder so.
„Ein Einbrecher...“, hatte Lisa gesagt. „Na der wird sich doch nicht die Wohnung aussuchen, wo jemand da ist.“
„Oder ein Sexgangster“, hatte Lynn leise gemurmelt.
„Ja der wäre doch nicht schlecht, oder.“
Beide hatten sie gelacht damals. Laut und schallend, bis Lisa plötzlich verstummt war und gedankenverloren aus dem Fenster gesehen hatte. Larry war damals noch keine zwei Wochen fort.

„Hallo?“ der Lautsprecher verzerrte Lisas Stimme etwas.
Lynn starrte überrascht auf das Gerät. Sie schwieg.
„Hallo, wer ist denn da?“
„Ich bin´s, Lynn.“
„Achso. Du“, eine kurze Pause. „Na komm´ hoch.“
Der Summer ertönte und verstummte gleich darauf wieder, noch bevor die Tür ins Schloß gefallen war. Lynn holte nicht den Fahrstuhl. Vier Stockwerke. Fünf Minuten auf dem Stepper im Studio konnte sie sich also sparen.
Oben wartete Lisa schon an der Tür, als wolle sie verhindern, daß Lynn noch einmal klingle.
„Hi Liz, ich...“
„Psst, er schläft“ raunte Lisa und legte den Zeigefinger an die Lippen.
„Achso, ich...“
„Ja komm´ erst mal rein, Du kannst die Schuhe anlassen.“
„Was ist denn los?“, fragte Lynn, als Lisa die Wohnzimmertür so behutsam, wie möglich geschlossen hatte. „Seit wann kann ich mit meinen Schuhen ins Wohnzimmer?“
„Zieh´ sie aus, ja? Bitte. Ich wollte nicht, daß er aufwacht...“
„Okay, okay“ während Lynn ihre Schuhe aufschnürte, beobachtete sie verstohlen ihr Freundin, die sich wiederholt auf die Lippen biß und in den linken Daumen kniff. Das machte sie immer, wenn sie nervös war.
„Ist was?“
Lisa schreckte hoch.
„Was?! Äh. Nein. Willst Du was trinken, einen Tequila, wie immer?“ Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern war schon in der Küche verschwunden.
„Mistschuh!“ Lynn zog heftig an einem der Senkel.
Lisa kam mit zwei Gläsern wieder, setzte eins auf dem Glastisch ab und blieb mit dem anderen in der Hand stehen.
Lynn war noch immer mit einem Knoten im linken Schnürstiefel beschäftigt. Doch ihre Bemühungen bewirkten nur, daß er sich gar nicht mehr öffnen ließ. Sie seufzte. Dann holte sie Luft und packte den Schuh entschlossen mit beiden Händen. Der Stiefel löste sich vom Fuß, knallte gegen die Bücherwand und fiel mit einem Plopp auf den Teppich.
„Paß´ doch auf!!!“
„Sorry“, Lynn hob das Glas und prostete ihrer Freundin zu. „Auf alle Heimkehrer.“
Einen Augenblick schauten sich die beiden Frauen an. Beide waren Mitte dreißig. Während Lisa einen kurzen Pferdeschwanz trug und in ihren Haussachen steckte, hatte ihre Freundin die volle Kriegsbemalung aufgelegt. Ihre langen blonden Locken fielen ihr bis zu den Schulterblättern über den Rücken. Die Solariumbräune und der Lidschatten brachten ihre blauen Augen voll zur Geltung. Sie trug einen grauen Anzug mit engen Hosen, die ihre langen Beine betonten, auf die sie ganz besonders stolz war. Wer Lynn nicht kannte, meinte sie in ihrer Ausgeh- garderobe zu sehen, doch sie trug immer solche Sachen. Mehr als die Hälfte ihres Geldes ging jeden Monat für die neueste Mode drauf.
„Also was ist?“, wollte Lisa wissen.
„Nichts. Ich wollte nur vorbeikommen, um zu sehen, wie´s dir so geht, jetzt, wo er wieder da ist“, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Schlafzimmer. „Hat er schon gesagt, was er die vier Monate getrieben hat?“
Lisa schüttelte den Kopf.
„Nein. Wie ich Dir am Telefon erzählt habe, er klingelte heute morgen um halb vier an meiner Tür. Völlig heruntergekommen.“
„Oha.“
„Dann hab´ ich ihn ins Bett gebracht und da ist er eben noch.“
„Bist Du sicher?“
„Lynn, ich bin jetzt nicht scharf auf deine Witze. Weißt du, es hat mir fast das Herz gebrochen, wie er da stand mit völlig zerissenem Anzug und einem Fliederzweig in der Hand. Und wie er mit Tränen in den Augen stammelte, ich solle ihm verzeihen. Dann fiel er auf die Knie und begann zu weinen. Lynn, er hat geweint! Wie ein Kind...“
„Der schöne Teppich“, Lynn nippte an ihrem Glas und betrachtete die Bewegungen ihrer linken Zehe.
„Wie kannst Du nur so kalt sein?
„Ach Scheiße Lisa. Siehst du denn nicht, daß das ne ganz miese Show ist. Wer weiß wann sie ihn rausgeworfen hat und dann hat er sich ein Messer gegriffen, ein bißchen am Anzug rumgeschnitzelt, kurzes Schlammbad im Dreck und mit billigem Wein geduscht. Dann noch unten den Flieder vergewaltigt und die Tränenmasche abgezogen. Würd´ ich auch machen, wenn ich keine Kohle mehr hätte.“
„Hör´ auf, so redest du nicht über Larry!“
„Ich bin nur ehrlich mit dir.“
„Du versuchst mich gegen Larry aufzubringen.“
„Nein gottverdammt, ich versuch´ dich zu warnen. Die Typen kenn´ ich zur Genüge. Machen auf Maler oder freiberuflicher Schriftsteller in einer Schaffenskrise und lassen sich durchfüttern.“
„Larry wird es schaffen, ich weiß es. Wenn man ihm erst mal eine richtige Rolle anbietet, dann kommt er groß raus. Er braucht eben Beziehungen.“
„Jaja und er hat eben Pech, daß es so wenige weibliche oder schwule Regisseure gibt.“
„Lynn...!“
„Aber hören wir doch auf, uns wegen einem Kerl zu streiten. Weißt du, wo ich heute war?“
„Mir egal!“, Lisa verschränkte die Arme und tat so, als beachte sie Lynn nicht. Jedesmal mußte sie einsehen, daß sie ihrer Freundin nicht gewachsen war. Während sie sich redlich abmühte, einen halbwegs vernünftigen Mann zu erwischen, standen die Typen bei Lynn Schlange. Aber irgendwie war sie nie richtig zufrieden und die meisten Beziehungen endeten, bevor sie überhaupt angefangen hatten.
„Li!“
„Laß mich in Ruhe!“, Lisa nahm ein Kissen vom Sofa und drückte es sich an die Brust. „Wieso bist du immer so schrecklich unsensibel?“
„Komm´ mal her“, Lynn ging zu ihr rüber und umarmte sie. „Ich sage eben, was ich grade denke. So bin ich nun mal. Kann nix dagegen machen. Und hinterher tut´s mir dann immer so leid. Aber du kennst mich. Du magst mich trotzdem, nicht wahr?“
Lisa gab ihrer Freundin einen Kuß.
„Natürlich. Was wär´ ich ohne dich.“
Eine Weile sagte keine von beiden einen Ton. Umschlungen lagen sie auf dem Sofa und starrten an die Decke.
„Ich war im Schwimmbad, heute“, sagte Lynn nach einer Weile. „Wollte mal sehen, ob ich mich mal wieder im Bikini blicken lassen kann.“
„Und?“
„Langsam macht sich das Fitnessstudio bezahlt.“
„Wird ja auch Zeit. Du wechselt öfter die Fitnesstrainer, als Michael Jackson den Mundschutz.“
„Sie motivieren mich eben nur eine gewisse Zeit lang.“, Lynn griff nach einem Apfel und biß krachend hinein.
„Bis du sie mal ohne Sachen gesehen hast.“
„Naja. Ich war also in diesem neuen Freizeitzentrum mit diesem neuen Erlebnisbad. Alles total neu. Solltest du auch mal hingehen.“
„Aber nicht mit dir! Die Schöne und das Biest. Nee. Ich bin nicht dein Kontrastprogramm!“, Lisa löste sich aus der Umarmung und schenkte sich ein Glas Martini ein.
„Das ist gar nicht wahr! Wenn du dich ein bißchen herrichten würdest...“
„Ich will aber nicht, daß die Männer in mir eine wandelnde Vagina sehen.“, Lisa stellte sich in Positur. „Or guck´ ma und sprechen kann sie auch - or nee des is nischt für misch.... Na vielen Dank auch.“
„Nicht alle. Laß mich erzählen! Also ich bin rein in dieses Bad und am Anfang bekommste so ne Art Chip oder so, ich weiß nicht genau, aber damit wollen sie scheinbar genau sekundengenau abrechnen, wie lange du drinnen bist. Ich also zwäng´ mich in mein niedliches Doppelteilchen und geh´ raus mit diesem dusseligen Teil am Handgelenk. Wer sich das ausgedacht hat, den müßte man an die Wand stellen. Und dann ist da so´n Drehkreuz, damit auch jeder sein Zeit richtig abrechnet und da mußte dann mit dem Arm an so ne Lichtschranke oder was das ist vorbei, damit´s zählt....“
Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas
„Und grade bei mir versagt das dämliche Teil. Ich fahr drei-, viermal drüber...nix... das piept nicht und ich komm´ nicht durch das verdammte Kreuz. Hinter mir schon eine Schlange und ich total nervös, aber es klappt nicht. Da hör´ ich auf einmal so eine Stimme:“ Sie müssen den Arm langsam und mit Gefühl vorbei bewegen.“ Ich will mich schon umdrehen und meine Meinung sagen, da berührt jemand meine Hand... Mein Gott! Nie werd´ ich diese Berührung vergessen. So eine warme, weiche Hand, die meinen Arm umschließt und an diesem Zähler vorbeiführt. Also ob ... hach ich weiß nicht, als ob sie hochschwebte, verstehst Du... ich hab´ fast nichts gespürt, aber doch war da was, was ich nicht vergessen kann.“
Lynn bemerkte, wie ihre Freundin lächelte.
„Du verstehst das nicht! Mir war völlig egal, das die Sperre aufgehoben war und die Leute drängelten. Ich sah mich um, nach diesem Typen und da lächelt mich ein Gesicht an. Stell´ dir vor, ich kann mich gar nicht dran erinnern. Ich war viel zu sehr beschäftigt, diese Berührung zu verarbeiten. Ich registrier´ nur – der Typ geht sich umziehen.“ Lynn führt ihr Glas zum Mund, ohne zu bemerken, daß es leer ist.
„Und sein Hintern?“ Lisa schlägt ihre Beine übereinander und sieht ihr Gegenüber herausfordernd an.
„Was?!“
„Der Arsch Lynn, wie war sein Arsch?“
„Weiß ich doch nicht, aber er muß göttlich sein...“
„Der Arsch?“
„Laß mich doch mit seinem Hintern in Ruh´. Ich mein den Mann den ganzen Mann, verstehst Du? Ich bin gar nicht erst ins Wasser. Gleich wieder raus, durchs Drehkreuz und zieh mich an.“
„Und keiner hat deinen Bikini so richtig bestaunen können?“
„Ja und der Kassierer guckt mich an und dreht den Chip in seinen Händen und meint, daß da was nicht in Ordnung sein muß. Bloß eine Minute.“
„Ein Quickie.“
„Nimmt der Blödi noch meine Personalien auf, falls ich da was kaputt gemacht habe. Und da kam er auch schon angeschlendert. So ganz kurze Haare, die er nicht fönen mußte. Kam er mit seiner Sporttasche. Bezahlte und ging raus. Ich hab´ gar nicht gehört, was der Alte mir noch ins Ohr laberte. Ich glaub´, ich hab´ ihm einen Fünfziger in die Hand gedrückt und bin raus.“
„Nein! Bitte nicht!“
„DOM 34 – 23 ein silbergrauer Jaguar mit Leichtmetallfelgen. Baujahr 1987. Das war diese Sonderanfertigung mit...“
„Hör auf!“ Lisa war aufgestanden und lief am Fenster auf und ab. Dabei kniff sie sich fortwährend in den Daumen.
„Was?“
„Ich mach´s nicht.“
„Was soll das...“
„Vergiß es! Ich mach´ das nicht mehr!“
„Aber warum denn? Du brauchst doch bloß in diesen Computer. Wie immer. Als Beamtin hast Du den vollen Zugriff...“
„Nein verdammt! Du erinnerst Dich doch noch an das letzte Mal? Diesen Arzt, den Du an der Ampel gesehen hattest und die alte Masche abgezogen hattest?“
„Ja wie immer, ich bin zu der Adresse und habe ihm mitgeteilt, daß er auf der Pfeifer-Brücke zu schnell gefahren ist. Klarer Fall, das macht doch jeder.“
„Ja bloß Scheiße, daß an diesem Tag seine Frau das Auto hatte und sich nicht mehr an die Brücke erinnern konnte. Dem Typen war das ja egal und während du also mit ihm eine heiße Affäre angefangen hast, kam seine Gattin in die Behörde und wollte wissen, was los ist. Verstehst du? Was denkst du, was es hier für einen Aufstand gab. Ich mach´ die Scheiße nicht nochma durch, jetzt wo Larry wieder da ist, kann ich meinen Job nicht riskieren!“
Lynn war auf Knien zu ihrer Freundin gelaufen und sah ihr flehend in die Augen
„Lis ... Bitte! es ist wichtig für mich. Dieses Mal ist es anders. Ich zieh´ auch nicht die Polizistinnen-Masche durch. Hier vor deinen Augen verbrenn´ ich den Ausweis. Ich will nur seine Adresse. Bitte. Nur noch dieses eine Mal.“
„Hör´ auf mich so anzuschauen.“
„Lissy. Ich flehe dich an. Er ist es, den ich die ganze Zeit gesucht hab´. Gib´ mir ne Chance.“
„Und du schwörst, du wirst mich nie mehr darum bitten?“
„Der heiligste Schwur.“
„Und du verbrennst auf der Stelle deinen gefälschten Ausweis?“
„Hier!“, Lynn holte das Dokument heraus und zündete es an.
Schweigend betrachteten sie die Flamme, die gierig zischend das Papier auffraß.
„Und du hast ganz sicher keinen zweiten?“
„Was denkst du denn?“, Lynn war ehrlich bestürzt. „Also machst Du´s?“
„Sie macht was?“, eine tiefe Baßstimme ließ die beiden herumfahren.
„Larry!“
Während Lisa´s Stimme Besorgnis ausdrückte, konnte Lynn eine gewisse Verärgerung nicht überspielen.
„Du bist endlich wach“, Lisa eilte zu ihm Freund, der sie nicht beachtete.
Vielmehr blickte er ernst auf die noch kniende Lynn.
„Was soll sie schon wieder machen?“
„Nichts, was dich interessieren könnte“, zischte Lynn.
„Wenn´s Lili was angeht, geht´s auch mich was an. Ab jetzt geht´s immer uns beide was an, nicht wahr Schatz?“, er umarmte Lisa, die sich an ihn schmiegte.
„Ja Larry. Lynn wollte sowieso grad´ geh´n.“
„Ich geh´ erst, wenn du ja gesagt hast“, Lynn setzte sich demonstrativ auf den Teppich.
„Ja wozu?“, wollte Larry wissen.
„Ach nichts besonderes“, Lisa begann sich wieder in den Finger zu kneifen. “Ich ruf´ dich an, ja Lynn? Okay?“ Ihre Stimme klang bittend.
„Ganz sicher?“ fragte Lynn.
„Ja.“
„Geht´s wieder darum, die Adresse für Lynns neuen Liebhaber rauszukriegen?“, fragte Larry und verschränkte überlegen die Arme vor der Brust.
„Was?!!!“
Einen Moment herrschte Stille im Raum.
„Du hast es ihm erzählt?“, flüsterte Lynn. „Du hast es ihm wirklich...“
Wieder Stille.
„Ich faß´ es nicht!“
„Weißt du Lynn“, Lisa sah hilfesuchend zu Larry. „Er wollte es eben wissen. Wie du ... naja ... er hat eben gefragt....“
„Und du hast es ihm einfach erzählt...“
„Naja“, sie suchte nach den richtigen Worten. „Er...er wußte ja sowieso alles irgendwie schon, nicht wahr?“
„Einen großen Teil konnte ich mir denken“, bestätigte Larry nickend, die Augen nicht von Lynn lassend.
„Oh Shit!“, Lynn stand auf. „Oh Shit, wo bin ich hier? Wo bin ich hingeraten? Scheiße, ich muß raus.“
Sie holte sich ihren Schuh und versuchte vergebens, ihren Fuß hineinzubekommen.
„Lynn, ich... es tut mir leid. Ich hätte es nicht machen dürfen...ich...er sagte, er würde ... naja er...wegen dem Vertrauen, verstehst du... ich weiß...“
„Halt´s Maul! Nicht mal meiner besten Freundin kann ich trauen. Alle bescheißen mich! Selbst du! Und wofür? Für so einen Warmduscher!“
„Hey. So redest du nicht mit Lisa!“ Larry war hingesprungen und hatte sich vor Lynn aufgebaut.
„Ich rede, wie mir´s paßt, verdammt nochmal...“
„Aber nicht in diesem Ton und mit dieser Ausdrucksweise!“, verlangte Larry mit Nachdruck.
„Larry! Lynn. Jetzt hört doch auf!“
„Ja ich hör´ ja auf! Ich hau´ hier ab! Ich kann dieses Elend nicht mehr seh´n.“, Lynn suchte nach ihrem zweiten Schuh.
„Ach du kannst es nicht sehen? Du kannst es also nicht sehen, wenn zwei Menschen glücklich sind. Im Gegensatz zu Dir, die jede Nacht einen anderen braucht....“
„Larry!“, Lisas Stimme klang schrill.
„Wieso sollte ich aufhören“, Larry war in Fahrt. „Wieso soll ihr nicht einmal einer die Meinung sagen können. Wo sie doch sonst so offen ist für alles. Für jeden Arsch macht sie die Beine breit.“
„Hör´ doch auf!“ Lisa war zwischen die beiden getreten.
„Das war´s.“, Lynn stand mit Tränen in den Augen auf. „Du verdammtes Arschloch. Du beschissener Pimmellutscher!“, und an Lisa gewandt fragte sie:“ Soll ich dir sagen, warum er sich so aufregt?“
„Das machst du nicht“, Larry sprang hinzu, um ihr den Mund zuzuhalten, doch Lynn biß ihm kurzerhand in den Finger.
„Weil das Arschloch sich selber an mich rangemacht hat. Aber außer ein paar lausigen Nummern ist nichts dabei rausgekommen. Obwohl er´s immer wieder versucht hat.“
„Was?“, Lisa schaute zu Larry, der sich den Finger hielt.
„Das glaubst du doch nicht Schatz?“, er versuchte ein Lächeln. „Die ist doch übergeschnappt. Das ist doch absurd...Ich schwör´ dir...“
Lisa beachtete ihn nicht.
„Lynn! Ist das wahr?“
„Na frag´ ihn doch, wo er wirklich war, als er zu diesem Vorsprechen war. Die drei Donnerstage im Mai. Bis spät in die Nacht, weil so viel Andrang war. Pah ich lach´ mich tot.“
„Hör´ nicht auf den Quatsch, Darling“, Larry zog Lisa zu sich heran.
„Ach Quatsch? Soll ich dir sagen, warum er abgehauen ist? Weil ich ihm gesagt habe, er sei ein Langweiler, der es nie schaffen würde und wie ich sehe, hatte ich recht.“
„Ich glaub´ dir kein Wort, Lynn“, Lisas Stimme kippte. „Du lügst ja wie gedruckt, weil Du es nicht mit anseh´n kannst, wie andere glücklicher sind als du.“
„Glücklicher?“
„Ja. Wir haben einander und können uns aufeinander verlassen, auch wenn´s mal hart kommt, während du rastlos umherirrst und dich nirgends ausruhen kannst. Das ist der pure Neid, der dich zu solchen Lügen treibt.“
„Ich lüge also?“, schrie jetzt auch Lynn. „Na dann frag´ ihn mal, wie er´s am liebsten hat. Vielleicht von hinten mit verbundenen Augen.“
Lisa rannte mit einem schrillen Schrei aus dem Zimmer.
„Du verdammte Nutte!“, Larry schlug zu.
Blut schoß aus Lynn´s Nase und tropfte auf ihr Sacko. Sie beachtete es nicht.
„Du hast es so gewollt“, sagte sie. „Das war´s dann wohl für mich und auch für dich.“
Sie ging ohne sich umzudrehen.

 

Hi macsoja! (Das Soja?)

Gleich zu Anfang: Lynn und Lisa, beides fängt mit L an. Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber man kann als beginnender Leser die beiden Namen dann kaum auseinander halten.

Der Stiefel löste sich vom Fuß, knallte gegen die Bücherwand und fiel mit einem Plopp auf den Teppich.
Sehr schön beschrieben.

ich bin jetzt nicht scharf, auf deine Witze.
Komma nach scharf weg.

hat geweint!!! Wie ein Kind...
Ein ! reicht doch...

daß es so wenige weibliche oder schwule Regisseure gibt
Gut.

glücklicher sind, als du
ohne Komma

Also:
Sprachlich habe ich nichts zu meckern. Gut und flüssig geschrieben. Die Hitze scheint gut für uns zu sein, denke ich jetzt mal, in letzter Zeit lese ich immer sehr schön geschriebene Geschichten. Da macht deine auch keine Ausnahme.
Ein paar Tippfehler habe ich oben angeführt, gut möglich, dass noch welche drin sind, die ich übersehen habe.
Zur Geschichte selbst: ändere bitte die Namen, weil es wirklich stellenweise sehr verwirrend ist. Vor allem, wenn sie dann noch Kosenamen benutzen, da wirds dann richtig kompliziert.

Du beschreibst die beiden Freundinnen schon sehr toll und auch sehr plastisch, man kann sich beide Charaktere schön vorstellen - zwei Frauen, die sehr verschieden sind und sich doch gut verstehen.
Bis ein Vertrauenbruch dazwischenkommt.
Sehr toll finde ich, dass sich Lynn darüber aufregt, dass Lisa vor Larry ein Geheimniss ausplaudert, obwohl sie selbst ja auch einen schweren Vertrauensbruch gemacht hat, indem sie sich mit dem Freund ihrer Freundin eingelassen hat.
Das Ende finde ich allerdings etwas - unfertig. Irgendiwe dachte ich, es würde noch etwas kommen, irgendein besonderer Kniff, eine Wendung, aber es kam nichts. Sie haben sich gestritten und aus. Das war mir etwas zu wenig.
Aber ansonsten: Toll.

In diesem Sinne
c

 

Hi chazar (der Zar?)

ja das soja kommt von der Bohne ;)

Vielen Dank für Deine Mühe. Wahrscheinlich dauert es doch seine Zeit, bis einige Geschichten ihren Leser finden und darum bin ich umso erfreuter, daß Du Dir die Zeit genommen hast.

Gleich zu Anfang: Lynn und Lisa, beides fängt mit L an.
Ja und Larry ja auch. L wie Liebe nämlich. Die drei L´s.
Aber wenn das wirklich so anstrengend ist, muß ich mir noch was überlegen.

Sehr toll finde ich, dass sich Lynn darüber aufregt, dass Lisa vor Larry ein Geheimniss ausplaudert, obwohl sie selbst ja auch einen schweren Vertrauensbruch gemacht hat, indem sie sich mit dem Freund ihrer Freundin eingelassen hat.
Ja darum geht es ungefähr. Für Lynn ist es ein viel geringerer Vertrauensbruch mit dem Freund ihrer Freundin zu schlafen, als der Bruch den Lisa verübt. Einfach auch weil es für sie nicht so wichtig ist, wie für Lisa.
Naja so viel ich jetzt noch net dazu sagen ;)

Und das Ende?

Naja es ist eben wie ein Ende, wenn einer überstürzt aufbricht.
Es ist eine Kurzgeschichte, ein Ausschnitt, es ist eine Beobachtung. Es ist nicht gesagt, daß sie sich nicht wieder finden (spätestens wenn Larry wieder abtaucht). Es kann auch sein, das Lynn´s Stolz es ewig so läßt.

Sie geht und es bleibt offen, was Lisa denkt, es bleibt offen, was passiert, denn es kann alles passieren.

Du siehst, ich weiß nicht genau, wie das Ende auf Dich wirkt. Ich kann nur sagen, wie es wirken soll.
Nämlich das man sich ein bißchen wie Lisa und Lynn fühlen soll. Etwas durcheinander, leer, unsicher.
Jetzt kann man diskutieren, ob das fair ist. Ich denke schon, warum soll ich dem Leser das Denken abnehmen?

bis später

mac (der lecker tofu mag)

 

Hi nochmal!

Nein, nicht von Zar... chazar war eine Figur aus einer alten Geschichte, eine sehr alte Geschichte, eigentlich eine meiner ersten, die ich mochte. Nostalgie eben.

Das alle drei mit L anfangen ist mir durchaus aufgefallen, die Assoziation zu Liebe habe ich allerdings nicht geknüpft.
Es geht schon, wenn du es denn lassen willst, aber es ist nur ein wenig anstrengend.

Und ich denke, dass Ende habe ich schon richtig verstanden, nur war es mir persönlich etwas zu wenig, ich habe einfach etwas anderes erwartet, mehr nicht. Ein anderer Leser, den diese Geschichte bestimmt noch finden wird, mag das anders sehen.

In diesem Sinne
c

P.S.: Tofu mag ich auch.

 

Hi Macsoja,

mir hat deine Geschichte auch sehr gut gefallen.

Die drei Hauptpersonen hast du sehr schön dargestellt. Auch Lisas festhalten an diesem Looser-Typen kommt sehr gut heraus.
Schade fand ich es irgendwie, dass Lynn ihre eigene Freundin auch noch mit dem Kerl beschissen hat. Das passte nicht so in meine "Heile-Welt-Gedanken" *gg*

Trotzdem - fand ich ausgesprochen gut!

Bella

 

Sehr flüssig geschrieben, konsequent entwickelt. Wenn ich auch das Techtelmechtel zwischen Lynn und Larry für etwas zu dick aufgetragen hielt. Aber gut.

Die Namen konnte ich unterscheiden. Allerdings wird die Sache vielleicht einfacher, wenn Du einen der beiden Frauennamen z.B. durch "Lara" ersetzt, dann klingen sie ein wenig verschieden.

Details:

  • "Tequilla" - 'Tequila'
  • "Lynn hob´ das Glas" - 'hob das'
  • "Nicht´s, was dich" - 'Nichts, was'

 

Hi all

@chazar
Du kannst ja gern noch sagen, was Du noch erwartet hast am Ende ;) Ich find´s auch nicht schlimm, wenn die drei L´s nicht mit Liebe in Verbindung gebracht werden. Wenn jemand Looser denkt, ist ja auch net schlimm ;)

@Bella
Danke für die Blumen. Heile Welt, mmh :susp:

@claus
Könntest Du bitte spezifizieren, was zu dick ist? Das die überhaupt was haben oder was sie haben?
Tja mit dem Namen erwischst Du mich an ner empfindlichen Stelle. Lynn sollte einen kurzen, prägnanten Namen haben (1 Silbe), Lisa, die "Weichere" 2 Silben. Lara assoziere ich schon thougher. Ich hoffe, Du verstehst ungefähr, was ich meinen :schiel:
Außerdem bekommen Lara und Larry bestimmt auch gewisse Probleme.

Jo mei, dös is halt a kreuz! :jesus: Huch!

Fehler sind eigentlich alle raus.

Vielen Dank

mac

 

Hi mac,

ich habe ja noch nicht so viel von dir gelesen, doch ich muß sagen, dein Stil gefällt mir. :)
Flüssige ungeschnörkelte Sprache.

Diese "Dreierbeziehung" hast du klasse hingekriegt.

Obwohl, ein bisschen dusselig ist dein männl.prot schon.
Wie kann er so einen Streit mit seiner heimlichen Exaffäre anfangen?
War doch klar, dass sie in ihrer Wut alles ausplaudert.
Th, ich sags ja immer, manche Männer haben ihr Gehirn ... :Pfeif:

Ich hätte an Lisas Stelle alle beide vor die Tür gesetzt.

Also, hat mir gefallen deine Geschcihte, vor allem deine Dialoge.

lieben Gruß, col.

 

Hi coleratio,

merci für das Lob. Wahrscheinlich sollte ich nicht drüber nachdenken, was an den Dialogen so besonders ist, sonst verkrampf ich beim nächsten Mal...

Tja und die Männer... und erst die Frauen...

Wenn wir Menschen keine Fehler machen würden, dann hätten die Autoren (fast) nix zu schreiben ;)

bis später

mac

 

Hallo mac!

Da will ich mal was Älteres von dir ausgraben. Ich hoffe, du überarbeitest den Text noch einmal, denn an einigen Stellen kriegte ich das kalte Grausen. Z.B. bei deiner Satzzeicheninflation (Was?! Paß´ doch auf!!! Was?!!!)

Die drei Ls störten mich auch (eigentlich sind es ja sogar mehr, da du Lisa manchmal mit Liz abkürzt, dann auch noch mit Li, Lis, Lissy, Lili - das solltest du lassen). Und eine Assoziation mit 'Liebe' kam bei mir nicht auf, noch nicht mal annäherungsweise.

"13.10.2004, 19:18
Fehler sind eigentlich alle raus." - Einmal laut lachen! (Und nimm das nicht persönlich, ist nicht böse gemeint.)
Schreibfehler: Du in der Anrede schreibt man klein; bei solchen Abkürzungen: Komm´ (wenn sie überhaupt nötig sind) nimmt man den Apostroph ', nicht den Akzent ´; Leerzeichen vor der Ellipse; fehlende, überflüssige und falsch gesetzte Kommas, u.s.w.

"Na der wird sich doch nicht die Wohnung aussuchen, wo jemand da ist." - Entweder eine scheußliche Formulierung, oder sogar grammatikalisch falsch: die Wohnung, in der ...

„Ja komm´ erst mal rein, Du kannst die Schuhe anlassen."
„Was ist denn los?", fragte Lynn, als Lisa die Wohnzimmertür so behutsam, wie möglich geschlossen hatte. „Seit wann kann ich mit meinen Schuhen ins Wohnzimmer?"
„Zieh´ sie aus, ja? Bitte. Ich wollte nicht, daß er aufwacht..."
- Verwirrende Situation: Lass die Schuhe bitte an. - Was? Ich darf sie anlassen? - Zieh die Schuhe bitte aus.
- Ja, was denn nun?

"Einen Augenblick schauten sich die beiden Frauen an. Beide waren Mitte dreißig ..." - Entschuldige, das klingt für mich so, als würdest du hier einen Kommentar für Sehbehinderte einbauen. Die ganze Beschreibung ist unwichtig. Falls sie dir doch wichtig ist, solltest du sie nicht so in einem Block in deinen Text setzen, sondern unauffällig einbauen. (Das ist ja so, als würdest du ein Hochhaus zwischen lauter Blechhütten setzen.)

„Und?"
„Langsam macht sich das Fitnessstudio bezahlt."
- Der Dialog: Zum Teil ist er einfach nur überflüssig, zum Teil halte ich ihn für unrealistisch, aber das ist ja nur meine Meinung.
- Übrigens, wenn es in deinem Text hauptsächlich um den Vertrauensbruch geht, was soll dann der ausufernde Einstieg, z.B. das mit der Klingel und dem Sexgangster? Gnadenlos sein und streichen.

"Or guck´ ma" - Or? Was für ein Dialekt ist das?

"und sieht ihr Gegenüber herausfordernd an." - Wolltest du da der Wiederholung des Namens vorbeugen? Klingt schrecklich.

"Lynn holte das Dokument heraus und zündete es an." - Einfach so? Da fallen doch bestimmt glühende Reste auf den schönen Teppich.

"Lynn stand mit Tränen in den Augen auf." - Sie hat also ihre Schuhe im Sitzen gesucht?

"Lynn´s Nase" - Und auch noch ein Deppenapostroph, der ja eigentlich - noch schlimmer - ein Akzent ist, und damit auch im Englischen falsch wäre.

"auf ihr Sacko." - Kommt wohl von Sack? (Ich glaube, so ist es auch.) Aber man schreibt: Sakko

Und, zu guter Letzt: Den Titel finde ich unpassend.

Tja, wenn du mal die Muße hast, da gibt es viel zu tun.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

ich mag ja situationsgeschichten. am besten prägnant und kurz. gedankliche fetzen, umrissene (nicht allzuscharf skizzierte) personen, alltagsdramaturgie (darum auch meine vorliebe beispielsweise für dicks: a scanner darkly)

insofern erfüllt deine geschichte all meine erwartungen. entgegen meiner sonstigen verfahrensweise (rezensionen erst einmal NICHT zu lesen - sie prägen doch zu stark vor) habe ich diesmal gelesen, daß bemängelt wurde, beide frauen seien zu verwirrend ähnlich betituliert, wechselseitig. dem kann ich nicht zu stimmen. lies beispielsweise ein buch von Ondaatje - und dann wirst du wissen, wie man protagonisten durcheinander würfeln kann ;-)

wie bereits andernorts erwähnt, beziehe ich mich zumeist auf die wirkung einer geschichte auf mich als leser - und wenn sie mir gefällt, fällt auch mal eine gute rezension ab :-)

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom