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Der Gersinger-Gott-Effekt

Seniors
Beitritt
15.04.2002
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Der Gersinger-Gott-Effekt

Suudborough University
1. Dezember 2004

Am frühen Morgen endete die Stille im Labor, als eine Raumpflegerin eintrat und vorsichtig zwischen den Kabeln, Computern und Pizzaschachteln sauber machte. Sie besann sich und räumte letztere weg. In diesem Moment erschien ihr der Heilige Geist. Er entschwebte den Resten einer Thunfischpizza und roch nach Zwiebeln.
»Gott liebt dich, Schwester«, sprach er mit einer Stimme aus destillierter Erotik.
Annie Poland, gerade mal Sechzehn, Jungfrau, ließ den Abfall los, klammerte sich an ihren Besen. Eilig bekreuzigte sie sich.
Der Heilige Geist streckte einen Arm aus, und die gläubige Katholikin spürte den intensivsten Orgasmus ihres Lebens. Sie keuchte, rang nach Luft und hörte ihr Herz hämmern. Stieß den Besen von sich und fiel in die Pizzareste.
»Du bist jetzt eine heilige Kriegerin«, sagte der Heilige Geist, dann verschwand er.
Annie tat dieses spirituelle Erlebnis zuerst als Folge von Übermüdung ab. Einige Jahre und Männer später wusste sie, dass ein solcher Orgasmus nicht von menschlicher Natur sein konnte und schloss sich der Kreuzfahrer-Armee an.


Nahe Ech Cheliff, Algerien
18. August 2009

Die vierte Division von Kardinaloberst Navarro blockierte die Straße nach Algier. Der Widerstand in Algerien übertraf auch nach drei Jahren Kreuzzug alle Erwartungen.
Gegen 13:00 Uhr war der Feldgottesdienst zuende. Annie Poland marschierte frisch gesegnet mit ihren Kameradinnen und Kameraden durch die Mittagshitze zum Mannschaftszelt.
Plötzlich explodierte die Luft. »Deckung!«, schrie jemand, aber da lag Annie schon im Staub, und ihre Kameradin Fi auf ihrem rechten Bein.
»Geh da runter«, zischte sie, während sie ihr Gewehr entsicherte und nach der nächsten vernünftigen Deckung sowie feindlichen Zielen Ausschau hielt. Fi antwortete nicht, weil sie kein Gesicht mehr hatte. Annie fuhr zusammen, dann schob sie die Leiche zur Seite. Es war ein beruhigendes Gefühl, dass nicht ihr eigenes Blut ihre sandfarbene Uniform besudelte.
Abgesehen von vereinzelten Schreien herrschte Stille. Nirgendwo waren Feinde zu sehen. Wahrscheinlich wieder eine Kamikaze-Drohne.
»Antreten«, brüllte jemand, und sofort kam Bewegung in die Soldaten. Annie rappelte sich hoch und lief zu ihrem Platz.
»Dritte Kompanie, stillgestanden!«, kreischte der Spieß und trat dann einen Schritt zurück, um Monsignore Hauptmann Wallow-Sundheim Platz zu machen. Der befahl: »Erster und Zweiter Zug melden Verluste. Dann Razzia im Dorf. Die üblichen Schuldigen. Dritter Zug unterstützt die Sanis. Im Namen des Heiligen Vaters, Amen. Wegtreten!«
Annie meldete den Tod von Schütze Fi Donneway an den stellvertretenden Zugführer, lief noch schnell auf die Toilette und stellte sich dann zum Abmarsch auf. Keiner sprach, aber die Männer vom Zweiten scharrten mit den Füßen. Sie hörten erst damit auf, als Wallow-Sundheim den Abmarsch befahl.
Die Sonne verdunstete unterwegs alle Gedanken. Als der Trupp in Ech Cheliff eintraf und in Fünfergruppen die Häuser stürmte, gab es nur noch den Eifer der Krieger Gottes und den Durst nach Rache. Annie hörte von irgendwoher Schüsse. Schreie. Schon stand sie mit ihrer Gruppe in einer niedrigen, kühlen Wohnung. Ein alter Mann saß auf bunten Kissen auf dem Boden. Abwehrend hob er die Hände, als Gruppenführer Ron ihn anschrie. Annie sicherte mit Jessica den Eingang. Marten und Luca marschierten ins Nachbarzimmer. Der Mann wurde nervös, als er Schreie von nebenan hörte. Jung. Weiblich. Er wusste genau wie die Soldaten, was dort gerade mit den Mädchen geschah. Als er sich hochrappeln wollte, schlug Ron ihn mit dem Gewehrkolben. »Passt auf ihn auf«, befahl er Annie und Jessica, dann ging er nach nebenan.
Das Gesicht voller Blut, kroch der Alte über den Teppich, brabbelte irgendetwas unverständliches. »Stop«, rief Jessica und hob das Gewehr. Als der Alte nicht reagierte, schoss sie ihm in den Kopf.


Amsterdam
8. März 2010

Die Arbeit beim Ersten Heiligen Niederländischen Kommandostab der Kreuzfahrer fand am Schreibtisch vor einem Computerbildschirm statt, weit entfernt von den Frontlinien. Neben Langeweile und Vorgesetzten, die man mit »Eminenz« ansprechen musste, wenn man den Job behalten wollte, nervten vor allem die Überstunden. Auch heute hatte Annie eine Sonderaufgabe zu erledigen – irgendwelche Verstümmelten-Rückführungen – bevor sie zum Gottesdienst konnte.
Endlich eilte Annie hinaus und wurde vor dem Gebäude von ihrer Freundin Karin erwartet. Die Frauen rannten die drei Straßen bis zur Kirche. Sie waren spät dran und bekamen nur noch Plätze in der letzten Reihe, weit weg von der Kanzel, dem Kreuz und dem bunten Osterschmuck. Die Worte des Priesters stürmten auf Annie ein. »Ihr wisst, geliebte Brüder und Schwestern, wie der Erlöser der Menschheit, als er uns zum Heile menschliche Gestalt angenommen hatte, das Land der Verheißung mit seiner Gegenwart verherrlichte und durch seine vielen Wunder und durch das Erlöserwerk, das er hier vollbrachte, noch besonders denkwürdig machte.«
Gebannt fixierte Annie den viele Meter entfernten Pfarrer. Während er sprach, schien Wärme von der Decke in ihren Körper zu tropfen und sich in ihrem Schoß zu sammeln. Sie klammerte sich an die harte Holzbank und verkrampfte ihren ganzen Körper. So etwas war ihr noch nie passiert.
»Das Antlitz der Welt ist besudelt von einem gottlosen Volk. Das Volk der Muslime, das einem falschen Propheten folgt, überzieht die Welt mit Tyrannei und Gewalt, hält die Gläubigen in Furcht und Knechtschaft. Das Volk, das den wahren Gott verehrt, ist erniedrigt. Bewaffnet euch mit dem Eifer Gottes, Brüder und Schwestern, gürtet eure Gewehre auf eure Rücken, rüstet euch und seid Söhne und Töchter des Gewaltigen!«
Annies Mund stand offen, und ihr Atem ging stoßweise. Sie versuchte, der Predigt zu folgen. Aber das warme Gefühl war zu intensiv. Es war ... Sie erinnerte sich. Sie spürte so etwas keineswegs zum ersten Mal. Damals hatte der Heilige Geist sie gevögelt, so etwas vergisst man nicht.
»Besser ist es, im Kampfe zu sterben, als unsere Welt leiden zu sehen. Wer einen Eifer hat für das Gesetz Gottes, der schließe sich uns an. Ziehet aus, und der Herr wird mit euch sein und eure Sünden vergeben. Amen.«
Pfeifend stieß Annie den Atem aus und versuchte, sich zu entspannen. Leise flüsterte sie »Amen«. Dann erst wagte sie es, aufzusehen. Niemand warf ihr unfreundliche Blicke zu. Über ihr waren nur die goldenen Schnörkel unter der Decke.
Als Annie Poland leicht wankend die Kirche verließ, schien ein persönliches Treffen mit Gott zu Ende zu gehen. Oder mit dem Heiligen Geist. Sie hatte seine Anwesenheit gespürt. Ganz tief drin.
Im Anschluss an den Gottesdienst begann eine Gruppe Gläubiger spontan eine Kundgebung in der Innenstadt. Gottes Name wurde gerufen, arabische Fahnen verbrannt.
Annie Poland verbrachte den Abend vor dümmlichen Fernsehshows und trank soviel Kaffee, dass sie erst gegen zwei Uhr einschlafen konnte. Am nächsten Tag versuchte sie im Netz etwas über das Labor herauszufinden, in dem sie vor Jahren ihr erstes ... Erlebnis gearbeitet hatte. Und sie stieß recht schnell auf einen Namen: Joe Gersinger.


13 Kilometer nordwestlich von Abbeville, Frankreich
15. Mai 2010

»Wie haben Sie mich gefunden?« Joe Gersingers Worte fielen zu Boden und versanken darin.
Annie Poland stellte sich an ein Fenster des Wohnwagens und sah hinaus aufs Feld. Dohlen stritten sich um Nahrungsreste in der Mülltonne. Das Wetter hatte sich nicht zwischen Trockenheit und Regen entscheiden können und ein graues Mittelding gewählt.
Annie konnte den Mann nicht ansehen, als sie sagte: »Was in Gottes Namen haben Sie nur getan?«
Gersinger sank in seinen Sessel. »Sie wissen es doch schon, oder?« Annie sah, dass ihm die Hände zitterten. Er kniff die Augen zu. »Endlich glauben die Menschen wieder.« Seine Stimme klang so frisch wie das Abendessen der Dohlen.
»Aber warum ist der Glauben plötzlich so stark? Ohne diese ... Intensität gäbe es die Kreuzzüge nicht.« Annie kannte die Antwort. Glaubte sie. Der Professor musste es bestätigen. Es würde alles erklären. Es wäre plötzlich alles ganz einfach, ganz klar.
Er fuhr hoch. »Die Kreuzzüge der Moderne sind doch ein voller Erfolg, oder? Millionen toter Muslime können nicht irren. Ha!« Ein humorloses Kichern.
Annie verschränkte ihre Arme und sah nach unten. »Haben Sie ein Gewissen?«
Gersinger stürmte in die Ecke des Wohnwagens. Griff nach einer Flasche Brennspiritus. Nahm einen Schluck. Brabbelte etwas unverständliches, strich mit der Hand über seine Stoppeln. Es klang wie zerreißendes Papier: »Ich habe Gott durch eine Maschine ersetzt. Wozu ein Gewissen?«
Annie wich zurück.
»Ja«, brüllte Gersinger, »ich habe Kardinal Ferducci mein Transkranielles Stimulationsgerät gegeben.«
»Transkranielles ...?« Annie wusste zuerst nicht, wovon der Professor redete.
»Warum? Ich denke, ich wollte ihn verletzen, ihm zeigen, dass sowas wie Glaube überhaupt nicht existiert, sondern durch ein paar simple Magnetfelder erzeugt werden kann, wenn man es richtig anstellt. Ich wollte ihn immer verletzen, damit er meine Existenz überhaupt irgendwie spürte. Ha. Ha!« Düstere Traurigkeit war in seinem Blick, als er Annie ansah und fortfuhr: »Er ist mein Vater, aber er hat mich natürlich immer verleugnet.«
»Und dann?«, fragte Annie und spürte Tränen in ihren Augen. Sie waren ein Zeichen für das Ende ihrer Reise.
Gersinger zuckte mit den Schultern und den Augenlidern. Seine Hände umklammerten die Kante des schmalen Regals an der Seite des Wohnwagens. »Mein Vater hat das Gerät perfektioniert. Vermutlich mit Hilfe der Wissenschaftler des Vatikan. Ich musste verschwinden. Verstehen Sie? Verschwinden. Hierher. In diese gottverlassene ... ha! Gott! Seine laute Stimme in den Kirchen ist der Lautsprecher des Papstes und seiner Priester. Wussten Sie, dass Pius XIII. mein Gerät den Brennenden Busch der Neuzeit getauft hat? Ha! Den Nachfolger, genaugenommen, den sie in alle Kirchen eingebaut haben.«
Annie staunte nicht. Sie versuchte vergeblich, mit dem Weinen aufzuhören.
»Oben«, fuchtelte Gersinger mit dem Zeigefinger, »in den Türmen, versteckt, direkt neben den Mobilfunkantennen.« Er griff wieder nach dem Brennspiritus, setzte sich hin und nahm einen Schluck. Der Professor hielt die Flasche hoch. »Ist nur Wasser drin«, murmelte er, »ich hatte nichts anderes, um damit was aus der Viehtränke auf dem Feld zu holen.«
»Und was habe ich damals gespürt?«, fragte Annie.
Gersinger sah die Frau an. »Was meinen Sie damit, gespürt?«
»Ich habe vor Jahren in Ihrem Labor sauber gemacht. Und da ... kam der Heilige Geist zu mir.« Ihre Stimme brach.
Gersinger stutzte. »Vielleicht waren noch Geräte angeschaltet. Irgendwelche zufälligen Störungen haben dann diese Präsenz verursacht.«
»Es fühlte sich nicht an wie ein Zufall«, flüsterte Annie.
»Sie glauben gar nicht, was auf unserer Welt alles Zufälle sind.« Gersinger nahm einen Schluck aus seiner Flasche, dann grinste er Annie an. »Amen.«

 

Nachbemerkung

Den Gott-Effekt gibt es gewissermaßen wirklich: Professor Michael Persinger forscht an der Laurentian University in Sudbury/Kanada über transkranielle Magnetstimulation.
Die zitierte Predigt entspricht fast wörtlich der Kreuzzugspredigt von Papst Urban II. (1095).

Dies ist eine überarbeitete Version meiner Geschichte "Der Fersinger-Gott-Effekt", die ich ins Archiv verschoben habe: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=21378

 

Kenn ich schon! :D (Ist aber viiiel besser und oh ja: SEHR AKTUELL!!! ;))

 

... und außerdem bei dem Wettbewerb, wo ich es eingereicht hatte, abgelehnt worden, daher jetzt hier online ;)

 

Uwe,
die Inquisitoren werden dich und deine Schriften verbrennen... Ketzerei!
Hat unser neuer Papst nicht die Nachfolgebehörde der Inquisition bis Anfang dieser Woche geleitet?
Oh-oh :D

Ansonsten interessanter Ansatz -
Der Heilige Geist als prickelndes prickeln und zwar vom Verein selbst gesteuert und gewollt (pfui Deibel-Hexerei!)

Gruß
Murxi

 

Schade, kein musikalischer Anfang...
Nun, hm. Die Idee bzw. die Existenz einer "Gott-Maschine" ist durchaus interessant, aber trotzdem reißt mich deine Geschichte nicht vom Hocker. Zu unglaubwürdig ist mir eine Wiederholung der Kreuzzüge. Aber das ist Geschmackssache. Vom Inhaltlichen abgesehen, fällt mal wieder deine routinierte Schreibe auf, im letzten Abschnitt versuchst du ein bißchen zu zaubern, und das schadet nicht.
Der einzige Fehler, der mir aufgefallen ist:
Direkt nach einer feindlichen Attacke ist es doch komplett dumm, die Leute zu dicken Klumpen antreten zu lassen.
Ebenfalls verwunderlich, dass sich der gute Professor vor dem Vatikan versteckt, aber nach kurzer Netzrecherche gefunden werden kann.
Das war´s auch schon von mir.
...para

 

Eine hervorragende und hochaktuelle Idee, religiöse Inbrunst als etwas Manipulierbares, politisch Instrumentalisierbares zu entlarven.
Allerdings fand ich die Geschichte nicht so überzeugend, dass ich Note Eins vergeben würde.

Zunächst einmal eine logische Unschlüssigkeit:
Da reicht also ein gewöhnlicher Gottesdienst, um in Annie den entscheidenden Verdacht schöpfen zu lassen? Hat sie denn nie einen besucht, bevor sie sich den Kreuzfahrern angeschlossen hat?

Dann die Entwicklung der Heldin:
Sie tut das "spirituelle Erlebnis" als Folge der Übermüdung ab, aber trotzdem reicht es noch Jahre später, um sie zur Teilnahme am Kreuzzug zu motivieren? :(
Als Leser sehe ich durch ihre Augen, was in Algerien für Gräueltaten an der Zivilbevölkerung verübt werden, aber nicht, welchen Einfluss das auf sie hat. Ist sie erschüttert, traumatisiert, oder steckt sie das locker weg, weil sie ja die Gewissheit des Glaubens auf ihrer Seite hat, nur damit die Zweifel später um so stärker werden?

Auch ist der Übergang vom Anfangsverdacht ( Kirchenszene ) zur Aufdeckung der Verschwörung ( direkt darauffolgende(!) Szene ) wirklich zu abrupt. Ich finde, du solltest dich damit nicht so sehr beeilen, sondern sie schrittweise hinter die ungeheuerliche Wahrheit kommen lassen - auch wenn das wahrscheinlich bedeutet, die Story auf mindestens das Doppelte auszudehnen.
Ich würde sagen, dass das die Mühe wert wäre - zumal da Stoff für einen ganzen Roman drin steckt! Vielleicht wird die neue Fassung dann ja sogar bei einem Wettbewerb angenommen. ;)

 

Danke für eure Anmerkungen.
Die (wissenschaftliche) Idee in dieser Geschichte ist das einzig gute an ihr; der Rest ist in der Tat wenig plausibel. Und da dies hier schon die überarbeitete Fassung ist :rolleyes: , denke ich nicht, dass eine weitere folgen wird.
Natürlich könnte man eine längere Erzählung daraus machen, von wegen Spannungsbogen und so, aber dafür genügt die Idee eigentlich nicht - denn ob es aufgrund einer technischen Spielerei oder was anderem zu einem Religionskrieg kommt, ist egal, und dieses Thema ist mir dann insgesamt doch zu flach.
Mal ganz davon abgesehen, Megabjörnie, nimmt so gut wie kein Wettbewerb Beiträge an, die schon einmal veröffentlicht wurden, egal ob überarbeitet oder nicht.

 

Hi Uwe,

Ich fand deine Geschichte echt erfrischend. Die kleinen Fehler, die meine Vorredner schon erwähnt hatten, haben mich beim Lesen nicht gestört. Idee war einfach gut und durch die vielen Action.Szenen bin ich gar nicht zum bekriteln bekommen
Nochmal: Ganz, ganz gute Idee!

Gruß
Bernhard

 

Hallo Uwe,

deine Geschichte gefällt mir. Sie ist zudem politisch hochaktuell. An einigen Stellen hat mir allerdings das Tempo gefehlt, das ich aus anderen Storys von dir kenne.

Beim dritten Set habe ich mich gefragt, warum du ihn in Amsterdam angesiedelt hast. Da hätte ich nicht unbedingt die Zentrale der Kreuzfahrer erwartet (protestantisch, liberal) - mein erster Gedanke war, dass nun ein Kriegsverbrecherprozess (Nähe zu Den Haag) folgen würde.

"Kardinaloberst" und "Monsignore Hauptmann" sind witzige Wortschöpfungen.

Ich freue mich schon auf weitere Geschichten von dir.

Gruß,
Karendric

 

Hallo, Uwe,

mir hat die Geschichte trotz der schon erwähnten logischen Brüche und dem - für mich - unverständlichen Ende gut gefallen. Dass es wieder Kreuzzüge geben wird, war eine Idee, die ich auch schon mal verarbeitet hatte, aber die Idee, dafür auf historische Texte zurückzugreifen, hat mir gefallen. Gibt halt nix Neues unter der Sonne...

Gruß, Alli

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Uwe!

Na, was haben wir denn da? Ist schon ein bisschen älter die Dame, aber immer noch aktuell. Vor zwei Monaten hat "Bild der Wissenschaft" einen Artikel mit Titel "Gott im Gehirn" veröffentlicht. Für Menschen, die sich für dieses Thema interessieren, war er lesenswert.

Nun zur KG:
Sprachlich hast du dir ganz offensichtlich nicht allzu viel Mühe gegeben, oder? Es kann ja auch sein, dass du den Stil absichtlich sehr schlicht gewählt hast. Anfangs bringst du witzige Elemente ein (Der Heilige Geist in Thunfischresten), dann Aktion (meine Freundin Fi ist tot, aber Hautsache meine Uniform ist nicht besudelt - sehr christlich), dann Verschwörung und dann noch ein Vaterkomplex. Meine Güte und das alles in einer Story! Hierdurch hat es den Anschein, als würdest du das Thema eher mit Humor nehmen. Ich finde allerdings, dass religiöser Fanatismus und vor alle dessen Manipulation sehr wichtige Themen sind. Versteh mich nicht falsch, das sollte jetzt keine Moralkeule sein. Nur von der Stimmung her, kann ich deine KG schlecht einordnen.

Ich habe Persingers Studien auch mal thematisiert. Naut hat mich auf deine KG hingewiesen (Gruß an ihn und danke). Bei deiner Ausarbeitung des Themas fand ich die Idee der Massen-Manipulation, der umgebauten Kirchen und den Hinweis auf die Auswirkungen einer Gottes-Maschine (Vatikan) sehr interessant. Hat Spaß gemacht, deine Version zu lesen.

Leider ist mir deine Prot zu flach. Sie zeigt zu wenig Menschlichkeit und vor allem ihr "Warum". Das ist eher skizziert und von der wissenschaftlichen/ gesellschatflichen/humoristischen Seite der KG weggeschwemmt worden.

Hier noch:

Sie hatte seine Anwesenheit gespürt. Ganz tief drin.

Nenn mich spießig, aber das war mir zu vulgär.

Liebe Grüße Fee

 

Hallöchen,

danke für's Ausgraben ;)

Sprachlich habe ich mir dieselbe Mühe gegeben wie immer, und Du wirst (hoffentlich) auch keine Holpersätze und Stilblüten finden. Dass ich in diesem Fall keine stark bildhafte Sprache gewählt habe (ich nehme mal an, dass es das ist, was Du meinst), sondern eine klare, eher einfache, hat Gründe.

Ja, der Stil ist absichtlich schlicht, kühl, gefühllos. Auch der Humor ist kalt bzw. schwarz, so dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Ich beschreibe eine kalte Zeit, kalte Menschen, die von religiösem Fanatismus aufgeheizt werden, und das auch noch mit technischer Unterstützung, weil es anders vielleicht gar nicht funktionieren würde. Für mich ist der gewählte Stil (den schwarzen bis kühlen Humor eingerechnet) genau angemessen, um religiösen Fundamentalismus als das zu enttarnen, was es auch in der Realität ist: Massenmanipulation durch machtbesessene Menschenfeinde.

Was das vermeintlich vulgäre Zitat angeht: Also, das hätte man nun wirklich wesentlich vulgärer ausdrücken können. Da der erste Satz nicht eindeutig ist, der Erzähler in den Gedanken der Figur steckt und diese definitiv ziemlich verklemmt ist, erschien mir "ganz tief drin" so gerade angemessen. Ich gestehe aber gerne ein, dass bei solchen Sachen jeder seine Grenze anders zieht.

Danke für Deine Anmerkungen!

Uwe

 

Hi Uwe!

Was soll ich sagen? Tolle Geschichte :thumbsup:
Hardcore Jeanne d'Arc! Nur das ihr Scheiterhaufen der Stimulator ist :D

Da ich vor 2 Wochen mein Neorotheologieseminar abgeschlossen habe, kann ich nur sagen, Persinger würde sich freuen über deine Interpretation.

Von medizinischer Sicht aus ist das Ganze leider falsch.
Das Anwesenheitsgefühl ist nämlich universell auslegbar. Ob Gott, der heilige Geist oder der Teufel. Ob Großvater, Dschingis Khan oder die eigene Reinkarnation. Alles dasselbe. Ist alles nur eine Frage der individuellen Urängste.

Persingers Helm hat ein großes Problem. Er wirkt nur auf Schichten, die nicht tiefer als 3 Zentimeter im Gehirn liegen.

Das limbische System, in dem die Fähigkeit für transzendentale Wahrnehmung vermutet wird beginnt aber tiefer.

So gibt es z.B. das Klüver-Bucci-Syndrom.
Dabei wurde Schimpansen der Temporallappen entfernt, was zu einer unkontrollierten Hypersexualität führte. Alles wurde in den Mund genommen, oder sexuell überfallen. Was gerade in der Wildnis eine fatale Folge hätte, wenn ein Schimpanse einem hungrigen Löwen ans Eingemachte will :D

Fact est, Persingers Theorie wurde nie ordentlich überprüft, die Studenten waren bezahlt und die Stimulans mußte über zwei Stunden lang korrigiert werden, bis die Probanden etwas merkten.

Sei's wie's sei, der Realität hat deine Story gut getan ;)

bg, Lems Erbe

 

Ich glaub, das muss ich zweimal lesen, bis ich's kapiere ;)
Dass Persingers Erkenntnisse nicht als Basis für meine Story reichen, hab ich mir schon gedacht. Aber dafür ist es ja SF - Extrapolation ;)
Danke für Deine Bemerkungen; freut mich, dass dir die Story gefiel!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Uwe,

bin leider auch ein wenig enttaeuscht, weil besseres von Dir gewohnt.
1. Ein sexuelles Gotterlebnis fuehrt wohl eher zu promisken Volks"bewegungen" als zum Kreuzzug.
2. Die Idee ist nicht gar so neu (Capek: Das Absolutum)
3. Ich kenne ne Menge Glaeubige, die einen (im woertlichen Sinne) deus ex machina eben als Gott durch die Maschine anerkennen wuerden, d.h. nur weil er aus der Maschine "spricht" kann er doch wahrhaftig sein.
4. Wenn schon arabische Fahnen, dann Hinweis darauf, dass sich eine arabische Nation gebildet hat.

Phantastisch allerdings der letzte Satz des ersten Abschnittes (einige Maenner spaeter (*g*))!

Proxi

 

Jetzt musste ich doch mal nachsehen, ob ich das wirklich so geschrieben habe. Nun, ich muss zugeben, dass es vielleicht unklar geblieben ist.
Die in den Kirchen installierten Gersinger-Maschinen verursachen keineswegs Orgasmen, sondern ein positives, spirituelles Erlebnis. Es handelt sich dabei um die Endprodukte jener Forschungslinie, die in jenem Labor begann, wo die Hauptfigur durch Zufall ein sexuell-spirituelles Erlebnis hatte.
Offenbar habe ich nicht deutlich genug die nicht sexuelle Natur der induzierten Erlebnisse in der Kirche differenziert. Ich werden das nachholen.

 

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