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Der Glücksbringer

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21.05.2002
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Der Glücksbringer

„Hallo, Bürgermeister Zhong? Bitte sagen Sie allen, Großvater und ich sind angekommen.“

„Hallo, kleine Lu-Mei. Ja, natürlich werde ich es ausrichten. Hat man schon etwas gesagt? Hat dein Großvater ein gutes Zimmer bekommen?“

„Ein Zimmer noch nicht. Er wird gerade untersucht. Bürgermeister, ich muss mich beeilen.“

„Oh, ja, natürlich. Ich werde deine Eltern ermahnen, zu ihren Ahnen zu sprechen.“

„Danke, Bürgmeister. Ich rufe bald wieder an.“

„Viel Erfolg, kleine Lu-Mei.“

Ich greife nach der schweren Tasche und renne schnell wieder die Treppen hinauf. Selbstverständlich gibt es in der Empfangshalle einen Aufzugbereich mit vier Liften. Aber zu viele Menschen stehen davor. Ich nehme die Stufen und schiebe mich durch Patienten, Besucher und Scharen von weißen Spitalsangestellten. Dabei hoffe ich, dass ich mich in diesem riesigen Komplex nicht verlaufe. Es ist schon etwas vermessen gewesen von mir, mich davonzustehlen, während Großvater hinter einer großen, schweren Tür untersucht wird. Aber ich habe anrufen müssen; meine Eltern und die anderen Menschen im Dorf warten doch auf ein Lebenszeichen von uns.

„Enkelin von Herrn Wang?“ Ich bin gerade durch die Stationspforte geeilt, rechtzeitig, denn Großvater und der junge Doktor Yang Li kommen gerade aus dem Untersuchungszimmer. Ich laufe schnell zu ihnen, weil ich weiß, dass der Doktor ein viel beschäftigter Mann ist.

„Enkelin von Herrn Wang, nach den Routineuntersuchungen bei Ihrem Großvater sind die Ergebnisse durchaus beunruhigend. Es müssen aber weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Ich empfehle Ihnen, Ihren Großvater bei uns zu lassen.“ Der junge Arzt ist groß, es ist nicht leicht, zu einem Menschen hoch zu schauen und gleichzeitig bei seinen Ausführungen ständig zu nicken.

„Ja, verehrter Doktor. Wir sind vorbereitet.“

„Gut, nehmen Sie diese Einweisung mit und gehen zur Administration.“

„Ja, verehrter Doktor.“

„Kommen Sie nach den Formalitäten wieder zu mir. Und halten Sie ihren Großvater nüchtern.“

„Ja, verehrter Doktor. Ich werde das so tun. Komm, Yeye!“ Ich greife nach Großvaters Arm, aber er wehrt ab und stapft zum Stationsausgang.

„Lu-Mei, dein Yeye ist noch nicht tot. Du brauchst mich nicht zu stützen.“ Ich muss lachen.

„Ich weiß, Yeye. Aber der verehrte Doktor soll doch sehen, dass ich besorgt bin um dich.“

„Hach“, winkt er ab, „was geht ihn das an?“

„Na, dann lass uns gehen“, sage ich munter und hake mich bei diesem kratzbürstigen alten Mann ein, was ihm wesentlich besser gefällt.

Wir warten auf den Aufzug, fahren in die Empfangshalle, dort setzt sich Großvater auf die Ziermauer, die eine grüne Vielfalt von Pflanzen einrahmt. Kein Sitzplatz ist frei. Ich lächle ihm zu, bewege mich ans Ende einer Warteschlange - oder besser einer Warteanakonda - und stelle die Tasche ab, die ich von nun an mit dem Fuß vor mir her schiebe. Aber die Pause tut gut, ich finde etwas Ruhe und spiele mit meinen Glücksbringer, der mir an einem Lederband um den Hals hängt.

„Hier kann ich nicht helfen. Ich glaube, euer Vater muss in ein Krankenhaus“, hat vor vier Tagen der Dorfmediziner zu meinen Eltern gesagt. Natürlich ist er kein gelernter Doktor, vielmehr ein erfahrener Kräuterkundiger, und die nächste medizinische Station ist in einer kleinen Stadt, viel zu weit weg. Darüber hinaus hilft der Heiler mit traditioneller Medizin, die seit hunderten Jahren von Generation zu Generation überliefert wird. Das kennen die Bauern, darauf vertrauen sie.

Ich blicke mich um und sehe, wie Großvater wieder in sich zusammen fällt. Es zerreißt mir das Herz, dass ich nicht zu ihm gehen kann. Er wird es alleine schaffen, denn wenn ich die Reihe verlasse, muss ich mich wieder hinten anstellen. Die Zeit hat Großvater vielleicht nicht.
Bei diesem Gedanken halte ich den grünen Stein fest in meiner Faust.

„Wang Lu-Mei wird mitgehen“, hat meine Mama vorgeschlagen, „sie ist die Gebildete unter uns.“ Von allen Dorfbewohnern bin ich die erste, die in die Stadt gezogen ist, um zu studieren. Ich bin auch bislang die Einzige, die auf dem College den Abschluss gemacht hat. Das ganze Dorf hat Geld gegeben, damit ich auf die große Universität gehen kann. Und seit zwei Jahren studiere ich Agrarwirtschaft. Moderne Anbaumethoden, effiziente Tierhaltung, Anschaffungen von Bewirtschaftungsmaschinen und natürlich Politik und Geschichte. Die Bewohner versprechen sich viel davon, und ich hoffe, ich werde sie nicht enttäuschen.
Die Stadt ist wunderschön, die Lichter, die riesigen Häuser, der endlose Fluss von Autos, und überall sehe, rieche und höre ich Menschen. Aber ich nehme mir nicht viel Zeit, mich diesen Eindrücken hinzugeben. Ich lerne fleißig, und wenn ich Ferien habe, zieht mich mein Heimweh zu meiner Familie und den lieben Menschen in unserer Provinz. Seit letzter Woche habe ich meine Erholung in der Feldarbeit neben Mama und Papa gefunden.

Erleichtert sehe ich, dass Großvater sich wieder aufrichtet, vielleicht ist er nur müde. Die Fahrt war beschwerlich für ihn. Der Bürgermeister hat einen alten Lieferwagen, mit dem er uns heute morgen bis zur Haltestelle der nächsten Kleinstadt gebracht hat. Die holpernde Fahrt hat fast drei Stunden gedauert und wurde anschließend von einem stets schaukelnden Bus abgelöst.

Als Nächstes bin ich an der Reihe. Die Schlange hat nichts von ihrer Länge eingebüßt, nur bin ich endlich vorne. Vor mir die milchige Glastür, hinter der sich zehn Schalter befinden. Großvater hat seine Augen geschlossen, das vermute ich. Er sitzt ganz ruhig. Als eine Frau herauskommt, gehe ich hinein. Ein uniformierter Mann weist mich an, zum Platz sechs zu gehen. Die Angestellte dort winkt mich bereits herbei. Ich beeile mich zum Schalter, schiebe Großvaters Ausweis und das Attest vom jungen Arzt durch den Spalt. Sie schaut mich ernst an und fragt:

„Hat Herr Wang eine Penizillinallergie?“

„Nein!“

„Hat Herr Wang eine …“

„Uns sind keine Allergien beim Großvater bekannt“, unterbreche ich sie ungeduldig.

„Enkelin von Herrn Wang“, maßregelt mich die Sachbearbeiterin mit ehrfurchterregender Miene, „es ist ein medizinischer Ablauf, den Sie zu unterstützen haben, indem sie jede einzelne Frage beantworten.“ Ich bitte sie um Entschuldigung und zwinge mich, gehorsam Punkt für Punkt Stellung zu nehmen.

„Unterschreiben Sie hier. Danke. Nehmen Sie diese Durchschläge und gehen damit zur Kasse. Sobald Sie bezahlt haben, melden Sie Herrn Wang bei dem Stationsarzt. Auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen“, erwidere ich, deute eine Verbeugung an und eile hinaus.

„Yeye, geht es dir gut? Hast du geschlafen?“

„Habe keine Angst um deinen Yeye, liebe Sunnü. Er ist stark, er ist stark!“

„Natürlich bist du das“, bestätige ich ihm und lache ihn an. „Und du brauchst deine Stärke noch ein Weilchen, denn ich muss zuerst bezahlen.“

„Geh nur! Lass mich hier nur sitzen und die vielen Menschen beobachten.“ Ich nicke ihm zu und renne vorbei an den Medikamentenschaltern zu der zweiten Anakonda, die noch viel länger ist. Von allen Seiten, von den Stationen, vom Eingang des Krankenhauses und von der Administration kommen die Patienten oder Angehörigen und reihen sich vor der Kasse ein. Dickes Glas trennt uns von der Doppelkabine, hinter der zwei Kassiererinnen sitzen, die in einem beeindruckenden Tempo die Formulare lesen, das Geld einziehen, stempeln, unterschreiben und Dokumente samt Quittung zurückgeben.

„Und so geht das Flugzeug. Brumm, brumm.“ Ich denke gerne daran, wie ich klein war. Großmutter hatte mich betreut. Die Männer und jungen Frauen sind tagsüber auf den Feldern. Die alten oder schwangeren Frauen versorgen währenddessen die noch nicht schulpflichtigen Kinder, bereiten das Mittagessen für alle Dorfbewohner und kümmern sich um den Großteil der Wäsche. Großvater kam mit den anderen alten Männern immer früher nach Hause als meine lieben Eltern. Und jedes Mal schnappte er mich, hievte mich auf seine Schultern, breitete seine Arme aus und lief und drehte sich im Kreis.

„Schneller, schneller. Und höher“, rief ich. Ich muss lächeln, bei diesen Erinnerungen. An manchen Sonntagen war ich mit Großvater allein im Wald. Dann hatte er einige verschiedene Messer bei sich und brachte mir deren Umgang bei. So hatte ich gelernt, aus Wurzelholz Pandabären und Schildkröten zu schnitzen. Großvater aber werkelt immer noch leidenschaftlich kunstvoll verschnörkelte Stielpfeifen. Jedoch habe ich nicht gesehen, dass er jemals eine von ihnen benutzt hätte.

„Ihr Großvater ist für drei Tage in einem Mehrkrankenzimmer eingeschrieben. Für ihn sind einige Untersuchungen, die auf dem Attest vermerkt sind, vorgesehen. Zahlen Sie fünftausendvierhundertfünfzig Yen.“ Endlich! Ich seufze lautlos und renne zurück zum Großvater. Es dämmert schon, und Großvater sitzt, obwohl viele Plätze jetzt frei sind, immer noch duldsam auf der Mauer. Seine Augen sind geschlossen.

„Fertig, Yeye!“, störe ich seine Meditation.

„Ah, meine kleine Lu-Mei. Dann können wir gehen.“ Er steht auf, ich hake mich bei ihm ein, und wir marschieren zurück zur Station.

Am Empfangstisch streckt eine alte, wortkarge Schwester ihren Arm zu uns aus, in deren Hand ich die Dokumente lege. Sie prüft mit großer Gewissenhaftigkeit jeden Zettel.

„Xiaohong“, ruft sie und aus der kleinen Küche kommt eine junge Schwester, nimmt die Unterlagen, wirft einen schnellen Blick auf sie, schaut uns an und lächelt. Das erste Lächeln seit vielen Stunden.

„Bitte Herr Wang und Enkelin von Herrn Wang. Folgen Sie mir! Es ist Raum sieben eins neun. Bitte, hier entlang.“ Wir gehen ihr hinterher, bis wir uns in einem nüchtern eingerichteten Sechspersonenzimmer wieder finden, in dem genau ein Bett frei ist.

„Liebe Patienten und Angehörige der Patienten, das ist Herr Wang und Enkelin von Herrn Wang.“ Drei ältere Frauen sitzen an einem Holztisch, zwei andere stehen an den Betten ihrer Angehörigen. Sie alle schauen uns an, nicken höflich und stumm. Die Schwester deutet zu der Toilette und sieht mich an.

„Hier kann Herr Wang sich umziehen. Er soll sich bitte schnell hinlegen. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann sagen Sie mir Bescheid.“

„Nein, verehrte Schwester. Ich schaffe das schon“, gebe ich zuversichtlich an.

„Das ist gut!“ Sie lächelt wieder und schließt die Tür von außen. Ich stelle mich vor meinen müden Großvater und lege meine Hand auf seine Wange. Sein Gesicht strahlt nicht mehr die Energie von vor gut zwei Jahren aus.

„Wenn sie nicht heiraten will, dann lass sie doch!“ Ich erinnere mich daran, wie er und Papa stritten.

„Vater, Lu-Mei ist versprochen. Sie wird Lin-Sheng-Hu heiraten. Noch im kommenden Sommer.“

„Ach, Unfug. Schau sie dir an! Schau dir meine Enkelin an. Willst du diese Perle in die groben Hände von dem verfressenen Sohn von Lin-Hong-Ge geben? Außerdem, das ist ein unsinniger und alberner Brauch, seine Kinder zu versprechen.“

„Was? Vater? Du selbst hast mich versprochen. Du hast alle deine Kinder versprochen. Was redest du denn da?“

„Und du hast eine gute Frau bekommen. Versteh doch, meine Lieblingsenkelin ist viel zu schön, viel zu zart und viel zu klug für diesen Bauern.“

„Du kannst reden, was du willst. Sie wird Lin-Sheng-Hu heiraten. Diesen Sommer! Ich muss zu meinem Versprechen stehen.“ Ich erinnere mich noch sehr genau an Großvaters zornige Erwiderung, bei der er drohend seine Hand hob, als wollte er Papa schlagen:

„Wo ist dein Respekt zu deinem Vater? Du bist ein törichter Sohn. Ich habe mit dem Bürgermeister gesprochen. Wenn Lu-Mei das College beendet hat, werden wir sie zur Universität schicken. Und du wirst zustimmen!“

Es wird spät. Wir Frauen sitzen in Decken gehüllt bei unseren Kranken und versuchen zu schlafen. Sie alle sind die Gattinnen der Patienten, und ich habe die Gelegenheit gehabt, kurz mit einigen von ihnen zu reden. Wir haben die Leidenschroniken ausgetauscht, und ich bin in meiner Vermutung bestätigt worden, dass wir in der Krebsstation gelandet sind. Das also ist das ernste Ergebnis. Zhong Wei-Jies Ehemann wird wohl sogar bald operiert werden. Ich habe versucht, sie mit einem Lächeln aufzumuntern. Für Großvater habe ich das Vertrauen in meine Ahnen. Sie werden ihm und mir beistehen, sie und mein Glücksbringer, den ich oft berühre.

In der Nacht werde ich aus dem Schlummern gerissen, als Großvater schmerzvoll aufstöhnt. Voller Schreck laufe ich hinaus und rufe nach dem Nachtdienst. Ich danke meinen Ahnen, die Schwester und der verhärmte Notdienstarzt sind gleich an der Empfangstheke in einem Gespräch vertieft. Sie kommen sofort herbei. Der Doktor untersucht Großvater mit ernster Miene und schreibt ein Medikament auf.

„Aber die Voruntersuchungen sind noch nicht abgeschlossen“, gibt die Nachtschwester zu bedenken.

Der Mediziner schaut sie strafend an, reißt den Zettel vom Block und gibt ihn mir mit den Worten:

„Beeilen Sie sich. Ich werde hier warten.“ Ich stürme raus, die Treppe hinunter durch zwei, drei, vier Glastüren, in die Empfangshalle. Einer der beiden Medikamentenschalter ist frei, und ich stecke das Rezept durch den Dokumentenschlitz. Eine ältere Frau in weißer Schwesterntracht wirft einen flüchtigen Blick darauf, nimmt ihren Stift, schreibt den Preis neben die Unterschrift des Arztes und schiebt es zurück. Ich reiße ihr das Stück Papier fast aus den Händen und renne zu den Kassen. Nur vier übernächtigte Leidensgenossen sind vor mir. Dennoch, das Warten nagt an meinen Nerven. Was ist, wenn ich zu spät komme? Ich bin schnell dran. Auch hier stecke ich das Rezept durch den Schlitz, zahle den geforderten Betrag und haste zurück zum Medikamentenschalter, wo ich eine verpackte Arznei ausgehändigt bekomme. Drei Stufen auf einmal nehmend hetze ich zurück zur Station . Der Arzt hat nicht Wort gehalten, er steht wieder mit der Schwester an der Empfangstheke, reagiert aber sofort, als ich ihm die Medizin gebe, und füllt eine Spritze damit.

Großvater hat in seinen Schlaf zurück gefunden. Ich hoffe, er wird mir verzeihen, dass ich so langsam gewesen bin. Ich streiche ihm über die Stirn.

„Machen Sie sich keine Gedanken, mein liebes Kind.“ Zhong Wei-Jie sitzt rückwärts auf dem Stuhl, stützt sich auf die Lehne und schaut mich mit einem Auge an. Sie lächelt, und das tut mir gut. „Manchmal werde ich drei Mal in der Nacht aufgefordert, Medizin zu kaufen.“

„Ich beklage mich nicht. Wenn es nur Großvater wieder heilt.“ Ich fühle, dass sich eine Träne aus meinem Auge lösen möchte. Schnell greife ich nach meinem Glücksbringer.

„Ihr Großvater wird bald wieder gesund“, versichert mir die Frau. „Gibt es Ihnen Kraft?“ Ich öffne meine Hand und zeige ihr den grünen Stein. „Bringt er Glück?“

„Ich habe ihn von meinen Ahnen.“ Die Frau beugt sich etwas vor.

„Schön ist er. So grün wie Jade.“

„Ich glaube, es ist ein Nephrit. Aber ich finde ihn auch sehr schön.“

„Mein Mann sammelt Ziersteine.“ Ich nicke geistesabwesend.

Großvater hat die ganze Nacht durchgeschlafen. Die Schwestern bringen den Patienten das Frühstück, und sie stellen auch etwas Suppe und Tee für die Angehörigen bereit, nicht ohne darauf aufmerksam zu machen, dass sie das eigentlich nicht tun dürfen. Müde und hungrig nehmen wir diese Gabe dankbar an.

Zhong Wei-Jie ist zu einem Gespräch ins Chefarztbüro geladen worden, während der junge Doktor Yang Li Großvater für weitere Untersuchungen abgeholt hat. Dabei hat er mich informiert, dass wahrscheinlich weitere Untersuchungen und Medikamentenkäufe auf mich zukommen werden. Ich begleite Großvater und halte mich bereit. Bis auf einen kurzen Aufenthalt im Krankenzimmer, wo Großvater seine Mahlzeit eingenommen hat, ist der Tag gefüllt mit Untersuchungen und auf dem Warten darauf gewesen. Ich wurde nur einmal aufgefordert, eine Untersuchung nachzukaufen. Am Nachmittag, nach Ende der Prozeduren, ist Großvater erschöpft. Ich darf mir für ihn einen Rollstuhl ausleihen, und wehrlos lässt er sich zurück in seinen Raum schieben.

Als ich ins Zimmer komme, erschrecke ich. Zhong Wei-Jie schließt die letzte Tasche. Tränen laufen unkontrolliert herunter. Ihr Ehemann ist angekleidet und stützt sich am Bettpfosten ab.

„Zhong Wei-Jie, was ist geschehen?“, frage ich in scharfem Ton.

„Sie haben gesagt – Operation.“

„Dann weinen Sie nicht! Lassen Sie die verehrten Doktoren Ihren Mann operieren.“

„Sie verstehen nicht, Wang Lu-Mei. Die Operation ist zu teuer. Mir fehlen fünfundzwanzigtausend Yen. Wir sind arme Menschen. Woher soll ich so viel Geld noch holen?“ So viele Schicksale, die um unser eigenes Schicksal herum ihr Unwesen treiben. In meiner Heimat stehen wir füreinander ein, soweit wir es können. Ich gehe in die Hocke und schaue Großvater an, der eingeschlafen zu sein scheint. Leise flüstere ich ihm zu:

„Yeye, du wirst bestimmt schneller gesund werden, als unser Geld ausgeht, ja? Nainai wird darauf achten!“ Zhong Wei-Jie hängt zwei Taschen über Kreuz um ihren Hals und stützt ihren Gatten, während sie beim Rausgehen darauf achten, kein Bett anzustoßen.

„Zhong Wei-Jie, bitte warten Sie! Nehmen Sie dieses Geld und lassen ihren Ehemann operieren.“ Ich reiche ihr einen Bündel Banknoten. Die Frau blickt mich mit staunenden Augen an und nimmt kaum zögernd das Geld.

„Verehrte Wang Lu-Mei, ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen sehr.“ Ich lächle sie an und wir helfen uns gegenseitig, die Männer zu betten. Dann läuft sie mit dem Geld in der Hand raus. Der grüne Stein glänzt, offenbar ist Flüssigkeit, vielleicht sogar eine Träne, auf ihn gefallen. Ich trockne ihn ab und sehe Großmutter vor fast acht Jahren.

„Sunnü, du bist ein ganz besonderer Mensch. Du hast die Güte in deinem Herzen.“ Ich weiß noch, wie gern ich sie hatte nach der langen Zeit, in der ich als Kind mit ihr zusammen war. So viel gelernt habe ich bei ihr, und so viele Geschichten über unsere Ahnen hat sie mir erzählt.

„Deshalb möchte ich dir etwas schenken.“ Sie gab mir diesen Anhänger mit dem grünen Stein.

„Was ist das, Nainai?“

„Das ist ein Glücksbringer.“

„Ist das ein Zauber?“ Ich war sehr neugierig auf eine weitere Geschichte meiner Großmutter.

„Ja, das ist ein ganz besonderer Zauber. Dein Urururgroßvater hatte ihn einst von einer Drachenmutter bekommen, nachdem er ihr Drachenbaby aus den Klauen hungriger Wölfe gerettet hatte. Dieser Stein erfüllt seinem Besitzer genau einen Wunsch.“

„Nur einen Wunsch? Was hatte sich mein Urururgroßvater denn gewünscht?“

„Nichts“, erwiderte meine Großmutter gedehnt. „Es ist daher ein Glücksbringer, denn er gibt uns die Sicherheit, dass, wenn wir ein Wunder brauchen, wir es uns wünschen können.“

„Und diese Gewissheit hat euch glücklich gemacht. Ich verstehe. Aber wie kann man sich etwas wünschen?“

„Wenn es soweit ist, wirst du es wissen.“

Am nächsten Tag war Großmutter gestorben. Einfach so! Eingeschlafen! Es war, als hätte sie es gewusst, als hätte sie mich ein letztes Mal sprechen wollen, mir etwas mitgeben für meine Zukunft ohne sie.

Zhong Wei-Jies Ehemann ist tags drauf operiert worden. Sie bedankt sich bei mir sehr oft. Der Eingriff soll erfolgreich gewesen sein. Der Tumor ist restlos entfernt. Die anderen Angehörigen stimmen ein, sagen, wie hervorragend dieses Krankenhaus ist, und ich habe mehr Hoffnung für Großvater.

Die drei Tage sind um, und die Untersuchungen sind abgeschlossen. Viel verraten hat man mir nicht. Um so nervöser bin ich, als der junge Doktor Yang Li mich abholt. Er bringt mich ins Chefarztbüro. Hinter einem gigantischen Schreibtisch sitzt ein älterer, kleiner Arzt, der mit seiner Nickelbrille und einem ernsten Ausdruck Autorität ausstrahlt.

„Frau Wang“, näselt er, „Ihr Großvater hat einen Tumor.“ Er zeigt mir Röntgenbilder und punktet mit seinem Zeigefinger auf kritische Stellen. „Normalerweise ist dieser Eingriff Routine, aber dieses Geschwulst ist zu fortgeschritten. Es braucht zwei zeitversetzte Operationen.“ Ich folge geduldig seinen Ausführungen und wage es nicht, den ehrenwerten Chefarzt zu unterbrechen. Ich vertraue seinen Worten. Abschließend händigt er mir einen Kostenvoranschlag aus, und ohne meine Reaktion abzuwarten, begleitet mich Doktor Yang Li hinaus.

„Was ist diese Zahl?“, frage ich ihn, als ich im Flur die Chance habe, einen Blick auf die Rechnung zu werfen und halte den Glücksbringer fest in meiner Faust.

„Das ist die Gesamtsumme.“ Wir gehen gemeinsam auf das Krankenzimmer zu, bis ich empört ausrufe:

„Einhundertsechzigtausend Yen?“

„Darin sind alle notwendigen Medikamente enthalten.“ Verstört öffne ich die Tür.

„Enkelin von Herrn Wang“, setzt der junge Doktor an. Zhong Wei-Jie steht auf und wirft ein:

„Ihr Name ist Frau Wang Lu-Mei.“ Und ihr aufrecht sitzender Ehemann fügt hinzu:

„Verehrte Frau Wang Lu-Mei.“

„Frau Wang Lu-Mei“, gibt der Arzt sofort nach. „Wenn Sie die Rechnung bitte bezahlen wollen. Wir müssen diese Operation schnellstens durchführen.“ Damit schließt er die Tür von außen, so dass er meine Tränen nicht sieht.

„Ich habe nicht geglaubt, dass das Geld nicht reichen wird“, flüstere ich und schreite zu den Eheleuten, denn auch wenn Großvater schläft, ich möchte nicht vor seinem Angesicht weinen.

„Wie viel Geld fehlt Ihnen denn?“, fragt Zhong Wei-Jie zögerlich.

„Wesentlich mehr als fünfundzwanzigtausend“, beruhige ich sie und öffne mutlos meine Hand. Sofort fällt der Stein auf meine Brust.

„Wer kann Ihnen helfen?“, möchte die Frau wissen.

„Niemand“, schluchze ich, „das Dorf hat alles gegeben, was es geben konnte. Großvater ist hoch angesehen.“

„Und sonst noch …“

„Seid doch einmal still!“, mischt sich der gesundende Ehemann ein. „Kind, kommen Sie her zu mir.“ Irritiert gehe ich um das Bett herum und bleibe vor ihm stehen. Er kneift ein Auge zusammen und greift nach dem grünen Stein.

„Sagen Sie, was ist das hier?“

„Das ist ein Glücksbringer. Ein Nephrit!“

„Nein, ein Nephrit ist das nicht. Nephrite habe ich in meiner wertlosen Sammlung. Aber wenn mich mein altes Auge nicht täuscht, dann ist diese Jade echt. Oh, nein, nein, keine Sorge! Ich bin mir sogar ganz sicher.“

Es ist echt gewesen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, als würde mich meine Großmutter anlächeln. Natürlich bin ich ja keine elf Jahre mehr alt und glaube eigentlich nicht an Märchen. Aber hatte sie mir nicht gesagt, wenn es soweit wäre, würde ich es wissen, wie ich den Wunsch aussprechen kann?!

Eine Woche nach den beiden Operationen sind wir Zuhause angekommen. Etwas Geld konnte ich zurückgeben und um meinen Hals hängt ein leeres Lederband.
Großvater ist wieder voller Tatendrang, aber die Gemeinschaft muss ihn zur Ruhe zwingen. Das ist nicht mehr meine Aufgabe, denn die Ferien sind um, und meine Zukunft erwartet mich.

Yeye = liebevoll für Opa
Nainai = liebevoll für Oma
Sunnü = Enkelin

 

Erzählerisch sehr schön, aber was mich etwas stört...

Erstens die japanischen/chinesischen Namen. Das ist nicht jedermanns Sache, Namen wie Olf und Ute kann man sich besser merken als asiatische Namen.

Dann hat diese Geschichte ein Ende, sie ist in sich geschlossen. Bei Kurzgeschichten schätze ich es viel mehr, wenn sie ein offenes Ende haben.

Vom erzählerischen her find ichs aber gelungen: Geduldsam erzählt, keine Hektik, der Blick ruht auf dem Geschehen.

 

Hallo Barde,

du hast dir dieses Mal einen schwierigen Text ausgesucht, da du versucht hast, den asiatischen Stil zu treffen. Dadurch wirkt er beim Lesen etwas umständlich. Aber es kann schon sein, dass die Asiaten auch umgangssprachlich so miteinander verkehren. Da habe ich keine Ahnung und kenne es nur aus manchen Filmen.

Ich muss den anderen bepflichten und finde es auch zu sehr in die Länge gezogen. Manche Passagen könntest du etwas straffen. Die ganze Rennerei, die die Enkelin im Krankenhaus hat, bis sie endlich alle Botengänge und Zahlungen bewerkstelligte, sind zu ausführlich. Gut, du wolltest wahrscheinlich das System genaustens beschreiben, da es so etwas bei uns nicht gibt. Entweder man ist versichert oder nicht. Jedes Medikament zu bezahlen, das gibt es bei uns ja nicht. Aber trotzdem würde ich sagen: In der Kürze liegt die Würze!

Zusammenfassend: Ein schwieriger Text, aber recht gut verarbeitet.

Viele Grüße
bambu

 

Hi Barde,

mir hat deine Geschichte gefallen.
Obwohl sie an machen Stellen etwas umständlich geschrieben ist.
Existence hat dir schon aufgeführt, was auch mir aufgefallen ist.

Ich finde nicht, dass deine KG zu lang ist. Vielleicht ist es nicht unbedingt wichtig, was deine Prot alles studiert. :hmm:

Was mich gefesselt hat, sind die Umstände, die deine Prot auf sich nehmen musste. Wie du die Zusammengehörigkeit der Menschen beschreibst, dass ein ganzes Dorf Geld sammelt, um einen alten Mann behandeln zu lassen. Dass es sowas überhaupt noch gibt. Wie verloren und zum Tode verurteilt diejenigen sind, die keine Mittel haben. Dass es Ärzte gibt, denen das Schicksal mittelloser Patienten, egal zu sein scheint.
(Wie gut es uns doch geht)

Was mir z.B. sehr gut gefallen hat:

Ich stürme raus, die Treppe hinunter durch zwei, drei, vier Glastüren, in die Empfangshalle. Einer der beiden Medikamentenschalter ist frei, und ich stecke das Rezept durch den Dokumentenschlitz. Eine ältere Frau in weißer Schwesterntracht wirft einen flüchtigen Blick darauf, nimmt ihren Stift, schreibt den Preis neben der Unterschrift des Arztes und schiebt es zurück. Ich reiße ihr das Stück Papier fast aus den Händen und renne zu den Kassen. Nur vier übernächtigte Leidensgenossen sind vor mir, deshalb bin ich schnell dran. Auch hier stecke ich das Rezept durch den Schlitz, zahle den geforderten Betrag und haste zurück zum Medikamentenschalter, wo ich eine verpackte Arznei ausgehändigt bekomme. Drei Stufen auf einmal nehmend hetze ich zurück zur Station
Hier habe ich die Verzweiflung und Angst deiner Prot gespürt. Obwohl es mir auch gut gefallen hätte, wenn du noch zwei bis drei angstvolle Gedanken, der Enkelin mit hineingebracht hättest. Dann wäre es noch dramatischer rübergekommen.


Großvater hat seinen Schlaf zurück gefunden. Ich hoffe, er wird mir verzeihen, dass ich so langsam gewesen bin. Ich streiche ihm über die Stirn.
Hier zeigst du die Liebe und Demut deiner Prot.

Deine ganze Geschichte, finde ich, spricht von Liebe und Demut.
Etwas, dass es in der heutigen Zeit selten noch gibt.

Also, dein Plot hat mir sehr gut gefallen. :)
Die Umsetzung ist an manchen Stellen etwas holprig, hat mich aber nicht wirklich gestört.

lieben Gruß, coleratio

 

liebe leser,

ich muss gestehen, ich habe eine gänsehaut bekommen, nachdem ich eure kritiken gelesen habe. denn für mich selbst war es ja ein schritt ins neumannsland. diese geschichte hat einen wahren hintergrund, den ich aber nur zum teil übernommen habe, weil die wahrheit mir zu traurig ist. bevor ich loslegte, zu schreiben, hatte ich das gefühl, dass es eine kurze geschichte werden würde. verblüffenderweise wurde sie eine meiner längsten. nach dem schreiben war ich ziemlich k.o. - und da machte sich das gefühl in mir breit, dass ich zu detailiert geschrieben habe. stunden später überlege ich, ob ich auch ausführlich genug geschrieben habe, es ist ein zwispalt, tatsächlich. aber ich kann diese geschichte nicht wirklich kürzen, weil eine von 2 intentionen ja, wie ihr es erkannt habt, die aufklärung über die zustände in vr chinesischen krankenhäusern ist. straff durchorganisiert, hoffnungslos überlaufen, und irgendwie wird es mir klar, was es mit der chinesischen geduld auf sich hat. die warteschlangen sind unter umständen furchtbar lang. fälle werden nach eingang und nicht nach dringlichkeit behandelt. eine krankenversicherung gibt es nicht - gar nicht, dafür ist aber die medizinische versorgung um vieles kostengünstiger als bei ins. positionierte angestellte haben eine sprichwörtliche arroganz der macht - und das fängt beim einfachen sachbearbeiter an. diese chinesische art der demut ist für den kunden überlebensnotwendig. auf der anderen seite sind die leistungen der modernen krankhäuser in china vorzeigbar. wenn ich das alles hier so niederschreibe, finde ich, die geschichte ist nicht ausführlich genug.

hallo crusha,

ich danke dir für das lesen der geschichte und für dein lob *smile*.
namen wie olaf und ute in dieser geschichte würden mit sicherheit negativ kritisiert werden. die geschichte spielt in einer grossstadt von china - z.b. peking. allerdings überlege ich tatsächlich, einfachere namen zu finden. "lu-mei" denke ich aber, klingt einfach genug "kleine schwester des taus" *smile*.

Dann hat diese Geschichte ein Ende, sie ist in sich geschlossen. Bei Kurzgeschichten schätze ich es viel mehr, wenn sie ein offenes Ende haben.

das ist aber jetzt eine persönliche vorliebe. sie mag sich mit deinen geschichten decken, aber die persönliche note des autors ist immer verschieden. die persönliche note von barde ist immer ein happy end.

Vom erzählerischen her find ichs aber gelungen: Geduldsam erzählt, keine Hektik, der Blick ruht auf dem Geschehen.

das ist ein grosses lob. danke dafür.
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hallo manuel,

auch dir danke ich für dein statement. du bist für mich ein wichtiger kritiker, weil du ein objektives auge hast - mindestens bei meinen geschichten.

eine ausgeprägte Langatmigkeit- wie die gesamte Geschichte. Dies erreichst du durch lange Satzkonstrukte, viele erwähnte Nebensächlichkeiten und stellenweise Detailverliebtheit.

leider nicht verliebtheit. meistens sind es notwendige informationen, wegen der intention. aber manchmal brauche ich details, um übergänge zu schaffen. zum beispiel um einen dialog zu stückeln, damit dieser keinen eigenen block bildet.

die antonyme, vermute ich mal, sind durch den gesonderten sprachstil und erzählstil entstanden, der stellenweise durchaus naiv sein musste.

Für mein Empfinden tut es das und erinnert mich in den stilistischen Grundzügen stark an Tolstoi (immerhin die Himmelsrichtung...).

krieg und frieden *smile*. die himmelsrichtung stimmt - ist auch osten. die demut in der geschichte ist real. die sprache - einerseits ja andererseits nein. es gibt verschiedene typ chinesen in vr. zwei grobe gruppen sind nord und südchina. im süden überwiegt die landwirtschaft und die natur. die menschen sind einfach und schützen ihre tradition. sie sprechen durchaus so, wie gelesen. im norden - also richtung peking - sind die menschen im sprachausdruck wesentlich freier. wie dem auch sein, ich finde die sprache in der geschichte .. niedlich *smile*.

Mir persönlich sagt ein dergestalt langatmiger Stil nicht zu, ich kapitulierte schon beinah

auh - hah! das ist nicht gut. vielleicht muss ich an der dramatik etwas feilen.

Also den Stil selbst bestehen lässt, aber die Handlung kürzt.

allerdings auf kosten der information, oder? ich bin auch nicht sicher, ob die dramatik zum ende der geschichte (wo die hilfsbereitschaft anfängt) dann noch wirkt. was ist, wenn der leser empfindet, dass der inhalt unfug ist, weil wir doch z.b. alle krankenversichert sind?

Meine Alternative: „Ich lächle ihm zu und bewege mich ans Ende einer Warteschlange, vielleicht eher eine Anakonda, und stelle die Tasche ab, schiebe diese [...]“

. Ich lächle ihm zu und bewege mich ans Ende einer Warteschlange - oder besser einer Warteanakonda - und stelle die Tasche ab, die ich von nun an mit dem Fuß vor mir her schiebe.

damit einverstanden?

spiele mit meinen Glücksbringer, der mir mit einem Lederband um den Hals hängt“
-„an einem Lederhalsband“

aus dem "mit" wird ein "an"

vielmehr ein erfahrener Kräuterkundige“
-„erfahrene“

ja, da fehlt ein "r" hinter "Kräuterkundige"

„die seit hunderten von Generation zu Generation überliefert wird“
-„seit hunderten Jahren“

hups - eigentlich sollte "hunderten" zu generationen gehören. aber ich glaube, das kriege ich nicht hin.

Mit mir nun als eins ihrer vordersten Glieder hat die Schlange doch nichts an Länge angebüßt.“

Die Schlange hat nichts von ihrer Länge eingebüsst, nur bin ich endlich vorne.
damit einverstanden?

„Großvater hat seine Augen geschlossen, das vermute ich“
-kein „das“

ist das erzwungen? ich würde es gerne behalten, wenn es keinen guten grund gibt dagegen.

„Großvaters Ausweis und das Attest vom jungen Arzt durch die Durchreiche“
-„durch Durchreiche“ ist eine Wortdopplung mit Sinnwiederholung

*argh* ich weiss das, aber wie schreibe ich es besser?
"die Durchreiche" >> "den Spalt"

ehrfurchteregender Miene
-„ehrfurchterregend“

yepp

„und reihen sich an der Kasse ein“
-„vor der Kasse“

stimmt

„Am Empfangstisch streckt eine alte, wortkarge Schwester ihren Arm zu uns aus, in dessen Hand ich die Dokumente lege“
-„in deren“

*ähm* der arm! die hand gehört zum arm! so dachte ich zumindest, aber stolpere selber darüber. ich änder das in "deren"

„Liebe Patienten und Angehörigen der Patienten“
-„Angehörige“

geändert

„Für Großvater habe ich das Vertrauen in meinen Ahnen“
-„meine“

du bist wirklich gut!

„Ich danke meinen Ahnen, sie und der verhärmte Notdienstarzt sind gleich an der Empfangstheke in einem Gespräch vertieft.“
-Die Ahnen und der verhärmte Notdienstarzt?

*haha* - genau!

„Sie kommen sofort herbei“
-Jetzt besteht kein Zweifel mehr: die Ahnen...

*hahahaha* - es wird noch eine horrogreschichte werden!

„Am Nachmittag, nach Ende der Prozeduren ist Großvater erschöpft“
-„nach Ende der Prodzeduren, ist [...]“

ja, das komma ist sinnvoll

„„Zhong Wei-Jie, was ist geschehen“, frage ich im scharfen Ton“
-impliziert bestimmten scharfen Ton; daher eher „in scharfem“; auch hat das Adjektiv etwas drohend-hinterfragendes. Alternative wäre vll. angemessen.

"angemessen" drückt nicht das aus, was ich sagen möchte. es ist so herrlich typisch für manche chinesinnen. sie singen wie vögel, aber wenn etwas gegen ihre moral oder wunschgedanken spricht, wird deren stimme messerscharf wie die zähne eines wolfes *smile*.
ich nehme deinen 1. vorschlag auf verdacht.

„in der ich als Kind mit ihre zusammen war“
-„ihr“

ja

„Dein Urururgroßvater hatte ihn eins von einer Drachenmutter bekommen“
-„einst“

ein "t" dazu

„sagen, wie hervorragend dieses Krankenhaus ist.,“
-ein Punkt zuviel

punkt ist weg

-„Frau Wang Lu-Mei“, gibt der Arzt sofort nach: „Wenn Sie die Rechnung bitte bezahlen wollen. Wir müssen diese Operation schnellstens durchführen.“

anführungsstriche sind nachgerüstet

„Nein, ein Nephrit ist das nicht. Nephrits habe ich in meiner wertlosen Sammlung. Aber wenn mich mein altes Auge nicht täuscht, dann ist diese Jade echt. Oh, nein, nein, keine Sorge! Ich bin mir sogar ganz sicher.
-„Nein, ein Nephrit ist das nicht. Nephrits habe ich in meiner wertlosen Sammlung. Aber wenn mich mein altes Auge nicht täuscht, dann ist diese Jade echt. Oh, nein, nein, keine Sorge! Ich bin mir sogar ganz sicher.“

auf die gefahr hin, dass ich erblinde. die beiden sätze sind identisch, oder?

vielen, vielen dank, manuel, für deine mühe. dein kommentar und deine korrekturen haben mir sehr weiter geholfen.
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hallo bambu

du hast dir dieses Mal einen schwierigen Text ausgesucht, da du versucht hast, den asiatischen Stil zu treffen. Dadurch wirkt er beim Lesen etwas umständlich.

ich hoffe, er klingt typisch naiv und niedlich *smile*

Die ganze Rennerei, die die Enkelin im Krankenhaus hat, bis sie endlich alle Botengänge und Zahlungen bewerkstelligte, sind zu ausführlich.

sind sie das? hättest du den durchblick über das verfahren, wenn du diese informationen nicht bekommen hättest? wie würde die ganze geschichte wirken, wenn ich dem leser das vorenthalte?

Gut, du wolltest wahrscheinlich das System genaustens beschreiben,

ja, das ist eine von 2 intentionen.

Entweder man ist versichert oder nicht.

nein, entweder man hat genug geld oder nicht. geld ist die einzige krankenversicherung

Aber trotzdem würde ich sagen: In der Kürze liegt die Würze!

da gebe ich dir recht - und, du wirst lachen, ich glaube, diese geschichte ist kurz. wenn ich nur die geschichte mit dem glücksbringer erzählen wollte, dann gebe ich dir natürlich recht - die geschichte wäre zu lang. diese geschichte lebt aber eigentlich nur von der aufklärung über das verfahren in chinesischen krankenhäusern. ohne diesen teil der geschichte - also nur die glücksbringergeschichte - wäre die geschichte inhaltlich eigentlich nur mittelmass - tausendmal geschrieben!

Zusammenfassend: Ein schwieriger Text, aber recht gut verarbeitet.

danke für dieses lob - es war in der tat schwierig
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hallo coleratio,

vielen dank für deine ausführungen und danke für diesen satz *smile*.

Ich finde nicht, dass deine KG zu lang ist. Vielleicht ist es nicht unbedingt wichtig, was deine Prot alles studiert.

sie ist lang - aber unter gewähltem gesichtspunkt nicht zu lang. klar, ich könnte die studienfachgebiete weglassen, aber das ist ja nur 1 satz - das macht die geschichte jetzt auch nicht wesentlich kürzer. vielmehr verschweige ich dann dem leser, dass politik und geschichte zwar rein gar nichts mit agrarwirtschaft zu tun hat - trotzdem sind es pflichtfächer.

Was mich gefesselt hat, sind die Umstände, die deine Prot auf sich nehmen musste. Wie du die Zusammengehörigkeit der Menschen beschreibst, dass ein ganzes Dorf Geld sammelt, um einen alten Mann behandeln zu lassen. Dass es sowas überhaupt noch gibt.

mit der steten urbanisierung geht das verloren.

Wie verloren und zum Tode verurteilt diejenigen sind, die keine Mittel haben. Dass es Ärzte gibt, denen das Schicksal mittelloser Patienten, egal zu sein scheint.

das ärztliche gelübde, so wie wir das kennen, gibt es in china wohl nicht. technisch gesehen ist das natürlich nachvollziehbar. ein medizinisches system, so wie wir es hier geniessen, kann es im überquellenden china nicht geben. der ansturm auf ärzte und krankenhäuser wäre immens, und der staat bankrot. gut dass es kräuterkundige gibt *smile*

Ich stürme raus, die Treppe hinunter durch zwei, drei, vier Glastüren, in die Empfangshalle. Einer der beiden Medikamentenschalter ist frei, und ich stecke das Rezept durch den Dokumentenschlitz. Eine ältere Frau in weißer Schwesterntracht wirft einen flüchtigen Blick darauf, nimmt ihren Stift, schreibt den Preis neben der Unterschrift des Arztes und schiebt es zurück. Ich reiße ihr das Stück Papier fast aus den Händen und renne zu den Kassen. Nur vier übernächtigte Leidensgenossen sind vor mir, deshalb bin ich schnell dran. Auch hier stecke ich das Rezept durch den Schlitz, zahle den geforderten Betrag und haste zurück zum Medikamentenschalter, wo ich eine verpackte Arznei ausgehändigt bekomme. Drei Stufen auf einmal nehmend hetze ich zurück zur Station

dieser block steht im fadenkreuz der kritiker. ich finde ihn (natürlich) für ausgesprochen wichtig.

"Dennoch, das Warten nagt an meinen Neven. Was ist, wenn ich zu spät komme?"

das habe ich auf deinen tipp hin zum "Warten" hinzuaddiert. du hast nämlich recht, ich gebe der protagonistin keine chance, ihr gefühl zu äussern.

Großvater hat seinen Schlaf zurück gefunden. Ich hoffe, er wird mir verzeihen, dass ich so langsam gewesen bin. Ich streiche ihm über die Stirn.

Hier zeigst du die Liebe und Demut deiner Prot.


alle achtung - du hast das gewicht in diesem satz entdeckt. danke dafür!

Die Umsetzung ist an manchen Stellen etwas holprig, hat mich aber nicht wirklich gestört.

es ist möglich, dass der mir fremde sprachstil noch zu ungewohnt ist. ich kann diese geschichte ja nicht wie alle meine übrigen geschichten schreiben, bei denen ich ja eine ausgefeilte (einfältige?!) routine habe. hier muss ich auf subtile und naivität setzen - ohne den ernst dabei zu verlieren. ausserdem muss ich natürlich mich an der art des kulturkreises lehnen. entweder ist das holprige meine unerfahrenheit oder es ist erzwungen.

vielen dank für dieses grosse lob. das tut sehr gut *smile*

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danke euch allen - besonders weil es ein langer text mit einem eigentlich unspektakulären titel ist, den ihr euch "angetan habt"

 

Hallo barde,

wenn es nach mir geht: Vergiss alle Kommentare, die diese Geschichte für zu lang halten. Ich habe mich nicht eine Minute gelangweilt, sondern fand es gerade schön, dass du in die ganze Atmosphäre des Krankenhause gegangen bist. Die Rückblenden hätten für mich sogar noch länger sein dürfen. Ich liebe es, wenn man sich Zeit beim Erzählen lässt.
Vielleicht hast du dich selber ein bisschen geschont beim Erzählen. Das entnehme ich aber nur deiner Antwort auf die Kommentare. Vielleicht hättest du mehr der Trauerschmerzen beim Erzählen in dir zulassen dürfen, um mich als Leser damit noch mehr zu berühren.
Aber wie es auch sei: Ich finde dir ist eine prima Geschichte gelungen. Quälend in der straffen Struktur des Krankenhausbetriebs ist, dass sie so zeitverzögenrd ist. Immer wieder erst die einzlenen Arbeitsschritte bezahlen, die Belege abgeben, damit die Ärzte zur Tat schreiten, damit Medikamente verabreicht werden scheint alles andere als effizient zu sein, übersteigt ja fast deutschen Bürokratismus. Gerade deswegen war es auch gut, dass du uns immer wieder mit Lu-Mei hast warten lassen

Nur zwei Details sind mir aufgefallen:

und überall sehe ich, rieche ich und höre ich Menschen.
Ich tendiere auch oft zu solchen Wiederholungen des Satzgegenstandes, kann mir auch vorstellen, dass du das hier sehr bewusst gemacht hast, empfinde es von der Satzmelodie hier aber als ungünstig, wenn ich ihn laut lese. Vielleicht doch nur "sehe, höre und rieche ich Menschen"?
An manchen Sonntagen war ich mit Großvater allein im Wald. Er zeigte mir, wie man ruhig stehen bleibt, so dass die Tiere keine Angst vor uns haben. Er lehrte mich alle Pflanzen. Wir sammelten Pilze und andere Waldfrüchte und er half mir, auf Bäumen zu klettern.
Hier sind mir die Erinnerungen ein Stück zu europäisch

Da werde ich doch nach langer Zeit mal wieder eine Empfehlung schreiben.

Lieben Gruß, sim

 

Also, ich finde das Ganze auch nicht zu lang. Viel eher finde ich es schön, dass du dir Zeit zum Erzählen läßt: Der Background der Figuren, der Ablauf in einem asiatischen Krankenhaus (jedes Rezept sofort einzeln bezahlen etc), viel Zeit für kleine Details, die auch auf den zweiten Blick nur als Schmuck erscheinen, aber dennoch relevante Informationen geben.

Man ist ein wenig verwöhnt vom gestrafften Ex-und-Hopp-Erzählen. Es hat mich ein wenig Überwindung gekostet, bis zum Ende zu lesen, doch später hatte ich mich an die Ausführlichkeit gewöhnt und lernte sie zu schätzen.

Weiterhin hast du intelligent Absätze gemacht, das kann man dir hier gar nicht hoch genug anrechnen und erleichtert den Lesefluss erheblich.

 

hallo sim,

vielen dank für deine gedanken und natürlich für das lob *smile*. die leserschaft wird sich an diesem punkt immer spalten - für die einen ist diese geschichte zu lang, für die anderen zu kurz. die kunst des schreibens ist, beide lesertypen zu befreidigen. aber das will mir nicht gelingen.
ja, die geschichte hätte länger werden können, ich habe einiges einfach nicht eingebunden - um einfach der balance (zu lang/ zu kurz) gerecht zu werden. das wesentliche ist drin, der herzschmerz ist (leider) zu rudimentär.

ja, ich habe mich geschont. es ist keine geschichte, die mich persönlich betrifft - trotzdem ist die wahrheit traurig - und natürlich der regelfall. es wäre wahrscheinlich eine gewaltige geschichte geworden - oder sogar stoff für eine andere geschichte. aber traurige geschichte gibt es hier schon m.e. zu viele *smile*. bei meinen geschichten sollte der leser am ende nicht traurig sein.

deine beiden kritikpunkte nehme ich auf und ändere sie einsehend.

"„Schneller, schneller. Und höher“, rief ich. Ich muss lächeln, bei diesen Erinnerungen. An manchen Sonntagen war ich mit Großvater allein im Wald. Dann hatte er einige verschiedene Messer bei sich und brachte mir deren Umgang bei. So hatte ich gelernt, aus Wurzelholz Pandabären und Schildkröten zu schnitzen. Großvater aber werkelt immer noch leidenschaftlich kunstvoll verschnörkelte Stielpfeifen. Aber, ich habe nicht gesehen, dass er jemals eine von ihnen benutzt hat.
"
ist das chinesisch genug? passt es noch stilistisch?

und überall sehe ich, rieche ich und höre ich Menschen.
Ich tendiere auch oft zu solchen Wiederholungen des Satzgegenstandes, kann mir auch vorstellen, dass du das hier sehr bewusst gemacht hast, empfinde es von der Satzmelodie hier aber als ungünstig, wenn ich ihn laut lese. Vielleicht doch nur "sehe, höre und rieche ich Menschen"?
du hast diese geschichte doch jetzt nicht laut gelesen, oder? was sollen denn deine nachbarn von dir denken *smile*???
ich habe es in deinem sinn verändert. ich gebe dir recht - wenn, dann hätte dieses stilmittel sich durch den gesamten text ziehen müssen.

Da werde ich doch nach langer Zeit mal wieder eine Empfehlung schreiben.
echt? so eine geschichte ist mir bislang noch nie geglückt! vielen dank dafür!!

auch lieben gruss

barde

 

Hallo Barde,

ja die Änderung ist chinesich genug ;) Vielleicht lag es auch nur an meiner Ahnungslosigkeit über die chinesische Fauna. :)

Ich lese Geschichten oder Teile daraus oft laut, weil ich sie dann intuitiver erfassen kann. Aber nicht so laut, dass sich meine Nachbarn gestört fühlen könnten. ;)
Das ist übrigens auch ein gutes Mittel für die Überarbeitung eigener Geschichten. Sie erscheinen einem dann noch einmal in einem anderen Licht.

Ich hoffe, es haben noch viele Leser Spaß an deiner Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

hallo cruzha,

jetzt wäre dein beitrag beinnahe in der überschneidung verloren gegangen.
ich danke dir für dein lob, und irgendwie muss ich dir recht geben, was unseren hang nach ex&hopp geschichten betrifft.
die sache mit den absätzen *smile*, da bin ich hier auf kg.de durch eine harte schule gegangen *smile*.

hallo manuel,

die warteszenen brauche ich dringend für die zeitüberbrückung. denn dann habe ich die chance lu-mei in die vergangenheit blick zu lassen. ich glaube, ich finde keinen clue, die erzählung zu beschleunigen.

"deiner Geschichte intensive Befassung damit ließ mich tatsächlich gedankliches Neuland betreten). Aber das Herumgerenne, Warten und die Bezahlung vollziehen sich hier so oft, dass man manches davon kürzen könnte, ohne einen Informationsverlust zu riskieren."

danke!
das ist der punkt. andererseits glaube ich nämlich, dass zu wenig davon geschrieben wurde. ich glaube nicht, dass der leser jetzt schon eine vorstellung davon hat, was es bedeutet, als angehöriger einem patienten beizuwohnen. ein patient ist verpflichtet, einen angehörigen mitzubringen für all das herumgerenne und die bezahlung. so unvorstellbar das klingen mag, das ist schon gerafft. ich habe NUR 2 situationen beschrieben für warten und bezahlen, und ich bin nicht zufrieden *smile*

das anführungszeichen wird nachgerüstet.

übrigens, zu deinem 1. posting, ja - china ist bekannt für die vermischung der moderne mit der tradition. die entwicklung in diesem land ist rapide. und nur ein teil der chinesen kann mit diesem tempo mithalten. das krankenhaus ist bestes beispiel. es ist ultra modern mit vorzüglichen ärzten, aber die verwaltung ist absolut traditionell. es liegt wahrscheinlich daran, dass die allermeisten kunden einfältigere menschen sind.

hallo sim,

" Vielleicht lag es auch nur an meiner Ahnungslosigkeit über die chinesische Fauna."

nein, du hattest recht. ich hatte es mir in dem punkt etwas einfach gemacht - und bin natürlich prompt aufgeflogen *smile*.

bis dann

barde

 

Barde schrieb:
hallo cruzha,

jetzt wäre dein beitrag beinnahe in der überschneidung verloren gegangen.
ich danke dir für dein lob, und irgendwie muss ich dir recht geben, was unseren hang nach ex&hopp geschichten betrifft.


Ja, leider. Man sollte im Leben und im Erzählen mal viel öfter innehalten und die Zwischentöne und Kleinigkeiten genießen. Das mach ich in meinen Geschichten zwar selbst nicht wirklich, aber ich schätze es, wenn Autoren dies tun.
Steht deine Geschichte denn hauptsächlich für den Konflikt zwischen Moderne und Tradition, in dem sich die Chinesen im Moment befinden? Ganz China ist ja im Aufbruch. Ich arbeite in der Edelstahlbranche, und hier kauft China seit Monaten den Markt leer...

 

Steht deine Geschichte denn hauptsächlich für den Konflikt zwischen Moderne und Tradition, in dem sich die Chinesen im Moment befinden? Ganz China ist ja im Aufbruch. Ich arbeite in der Edelstahlbranche, und hier kauft China seit Monaten den Markt leer...

sie steht für china als ganzes, oder für den einzelnen menschen - dem unbekannten helden.

übrigens, peking ist bekanntlich eine millionenstadt. überall in jedem stadtteil siehst du unzählige kräne - da kannst du erahnen, wo euer ganzer stahl hingeht. der bauboom ist gigantisch.

 

Hallo Barde,
Ich fand deine Geschichte nicht zu lang. Interessanter Einblick in den chinesischen Klinikalltag.
Werde in Zukunft mich nicht mehr über die 10 € Praxisgebühr beschweren.
Gruß
Leia4e

 

Hallo Barde,

ich finde deine Geschichte sehr gelungen. Ehrlich gesagt habe ich mich anfangs ein bisschen schwer eingelesen - die Namen waren mir nicht vertraut, ich bin beim Thema noch nicht mitgekommen etc.
Spaeter jedoch habe ich deine Geschichte mit grosser Begeisterung gelesen. An manchen Stellen jedoch empfand ich deine Geschichte jedoch auch als etwas zu langatmig. Hauptsaechlich, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und schliesslich an Details "stecken geblieben" bin.
Wie authentisch die Geschichte ist, kann ich nicht beurteilen - aber fuer mich hoerte sich alles sehr echt an. Hoechstens, dass sie das Maedchen zum Studieren schicken kann ich mir nicht richtig vorstellen - sehr lange Zeit galt Bildung - gerade bei Maedchen - als eine absolut unnoetige Aufgabe. Das Dorf muesste schon sehr fortschrittlich sein, das Ganze auch noch zu finanzieren.
Was die geplatzte Hochzeit angeht: Ich glaube ganz einfach kommt man aus solchen Versprechungen nicht heraus. Soweit ich weiss, hat eine Familie erhebliche Probleme, wenn Tochter oder Sohn sich weigern die Ehe einzugehen.

Sehr schoen fand ich die Idee mit dem Stein - zumal die Enkelin vorher fremden Menschen das Geld gegeben hat, was ihr am Ende gefehlt hat. Ueberhaupt gefallen mir Geschichten mit "Glueckssteinen/Gluecksbringern". Ich denke, man muss nur fest genug an etwas Glauben, damit es nur wirkt! Und in diesem Fall hat es ja auch funktioniert.

Die Charaktere sind fuer meinen Geschmack sehr gut gezeichnet. Sie wirken total echt. Hier habe ich absolut nichts auszusetzen.
Dein Stil gefaellt mir auch und hat gerade mit seiner ruhigen Art wunderbar zur Geschichte gepasst.

Weiter so!

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo bella,

danke für das lob *smile*. bei den namen stehe ich ja vor dem problem, dass ich sie nennen muss, sonst ist der stil nicht mehr chinesisch. sie wegzulassen - das würde sich bemerkbar machen, dem leser würde das einfühlen in diese welt fehlen.

Wie authentisch die Geschichte ist, kann ich nicht beurteilen - aber fuer mich hoerte sich alles sehr echt an.

es ist echt *smile*.

Hoechstens, dass sie das Maedchen zum Studieren schicken kann ich mir nicht richtig vorstellen - sehr lange Zeit galt Bildung - gerade bei Maedchen - als eine absolut unnoetige Aufgabe. Das Dorf muesste schon sehr fortschrittlich sein, das Ganze auch noch zu finanzieren. Was die geplatzte Hochzeit angeht: Ich glaube ganz einfach kommt man aus solchen Versprechungen nicht heraus. Soweit ich weiss, hat eine Familie erhebliche Probleme, wenn Tochter oder Sohn sich weigern die Ehe einzugehen.

vielleicht werde ich eine geschichte schreiben, die genau dieses problem aufgreift. du hast natürlich recht, frauen wurden und besonders in südlicheren provinzen werden unterdrückt. aber was in china das wirklich faszinierende ist, sind seine gegensätze. so trifft die moderne die tradition. grossvater hatte alle seine kinder versprochen. das ist für ihn heute noch richtig: "Und du hast eine gute Frau bekommen". aber bei seiner enkelin verlässt er die tradition und macht sich für sie stark. allein käme lu-mei niemals aus ihrer verpflichtung heraus. nur der bürgermeister und grossvater haben die kraft.
und ganz frei ist sie ja auch nicht, die geminschaft verspricht sich von ihrer investition etwas. es mag nicht die regel sein. aber schön, dass das mindestens in geschichten passieren kann!

Die Charaktere sind fuer meinen Geschmack sehr gut gezeichnet. Sie wirken total echt. Hier habe ich absolut nichts auszusetzen. [/qoute]

das ist ein ganz besonderes lob, danke dafür.

bis dann

barde

nachträgliche frage: ist es sinnvoller, wenn der prot. männlich wäre?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Barde!

Zurecht eine Empfehlung, Du hast wunderbaren Einblick in die Routine des chineseischen Krankenhauses erlaubt und sehr dicht die Athmosphäre vermittelt. Am Anfang fand ich manches umständlich (Enkelin von Herrn Wang, und wie dieser Titel als Name verwendet wird ...), aber man liest sich schnell ein. Dass es hier ein Happy End geben wird, wusste ich ja schon - aber es ist Dir selten so zauberhaft und überzeugend gelungen. :)
Hat mir sehr gefallen.

Meine Liste ist kurz, zu viele andere haben sie vor mir gelesen ...

Aufzugbereich mit vier Lifts.
die Mehrzahl von Lift ist Lifte, oder?!

„Natürlich bist du das“, bestätige ich ihm und lache ihn an. „Und du brauchst deine Stärke noch ein Weilchen, denn ich muss zuerst bezahlen.
Anfürhungszeichen am Ende vergessen.

„Niemand“, schluchze ich, „das Dorf hat alles gegeben, was es geben konnte. Großvater ist hoch angesehen.
Anführungszeichen am Ende vergessen.

Liebe Grüße
Anne

zu Deiner nachträglichen Frage: Mittlerweile ist es nicht mehr SO ungewöhnlich, Mädchen zur Uni zu schicken; ich habe hier während meiner Studienzeit einige Chinesinnen kennengelernt, die sogar nach Deutschland zur Ausbildung geschickt worden sind. Und ich finde ihren Charakter so gut gezeichnet, dass ich sie nicht gegen einen Mann eintauschen wollen würde!

 

danke anne *smile*,

danke für das schöne lob!
ich denke auch, es wird anders, wenn ich einen männlichen enkel verwende. ich brauche ja eine asymmetrie - also müsste es dann eine grossmutter sein als patient. ein mädchen ist eine bessere person zu beschützen. ausserdem haben mädchen immer einen kleinen sympathiebonus. bei einem jungen wäre aber etwas mehr realitätsnähe.

ich habe gerade nachgesehen im duden, die mehrzahl von lift ist lifts und lifte. ich habe den klang überprüft und mich entschieden, bei lifts zu bleiben.

danke für dein korrekturlistchen *smile*.

bis dann

barde

 

Hallo Barde,

nein, ich fand es gut, dass eine Frau die Hauptrolle in der Geschichte spielte. Gerade weil es aussergewoehnlich ist. Das besondere Verhaeltniss zwischen Grossvater und Enkelin hat mir so auch besonders gut gefallen.
Wegen des Studiums: Natuerlich - unmoeglich ist es nicht, allerdings solltest du vielleicht mehr hervorheben, wie aussergewoehnlich es ist. Vielleicht, dass die Leute im Dorf zunaechst dagegen waren oder manche es sogar immer noch sind.

LG
Bella

 

Hallo Barde,

ich fand deine Geschichte ganz wunderbar gelungen. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit China und chinesischen Krankenhäusern gemacht, aber dein text liest sich wirklich plausibel.
Und er ist zwar lang, aber so flüssig geschrieben, dass es überhaupt keine Probleme bereitet, ihn zu lesen, fand ich jedenfalls.
Ich mochte die vielen kleinen Details und die Rennerei der Prot im krankenhaus. Meiner Meinung nach solltest du davon wirklich nichts weglassen, denn die ganze wiederholte Ansteherei trägt wunderbar zu der Atmosphäre bei, die du aufgebaut hast.

Hab ich sehr sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

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