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Der Herrscher von Lukanien
Einst begab sich der Gelehrte Jonas von Beust von der Erde zum fernen Planeten Intensia, um vom Krieg zwischen Wilhelmsburg und Andershausen zu berichten.
Als er dort ankam, geriet er sogleich zwischen die Fronten und mußte ein erbärmliches Leben von Wasser und Brot fristen, denn die beiden Kriegsnationen hatten nur Augen für ihren Kampf und kümmerten sich nicht um die hungernde Bevölkerung. So verharrte er eine Zeitlang an Ort und Stelle, um seiner Heimat von den Geschehnissen kund zu tun.
Nun war der Gelehrte aber ein großer Verehrer der Natur. Er fand Gefallen an allen schönen Dingen, die seinen Weg kreuzten. Darum kehrte er dem Konflikt schließlich den Rücken und machte sich auf, herauszufinden, ob der Planet Intensia nicht auch Schönes zu bieten hatte.
Seine Wanderung führte ihn vorbei an vielen toten Schlachtplätzen, die schrecklich Zeugnis ablegten von den vergangenen Kämpfen. Eines Tages jedoch kam er in ein blühendes Land voller Sonne und Leben. Auch die Leute, denen er dort begegnete, waren fröhlich und unbeschwert. Er fragte sie, was das für ein Land sei und sie sagten ihm: „Lukanien.“
Begeistert zog er weiter und berauschte sich an den Schönheiten Lukaniens. Bis er das Schloß erreichte, in dem der Herrscher des Landes wohnte. Denn der Herrscher war ganz betrübt.
„Was ist mit dir?“, fragte Jonas den Herrscher. Er wunderte sich über die Traurigkeit des Fürsten, war sein Land doch das schönste des ganzen Planeten.
„Ich bin schwach. Mein Land wird verschwinden“, antwortete der müde.
„Wieso glaubst du das?“, fragte Jonas.
„Wilhelmsburg und Andershausen sind zu mächtig. Ich werde in ihrem Streit untergehen. Meine Armeen sind zu schwach, um standzuhalten.“
„Ich habe deine Armeen gesehen. Sie sind stark und mutig!“, entgegnete der Gelehrte. „Dir droht keine Gefahr!“
„Mein Volk ist hungrig, es hat nichts zu essen und keinen Lebenswillen.“
„Dein Volk ist glücklich, satt und frei. Strahlendes Lachen auf rosigen Wangen allüberall!“
„Unsere Lieder sind längst vergessen. Niemand kennt mehr unsere Wege“, grummelte der Herrscher.
„Ich habe deine Lieder gehört, großer Herrscher! Von groß und klein werden sie gesungen. Ich kenne schon viele!“
Da erhob sich der Fürst verwundert von seinem Thron und begab sich nach draußen, um mit eigenem Auge zu sehen, was der Gelehrte ihm berichtet. Und er erkannte, daß es stimmte. Bald legte sich Freude auf sein Gesicht und er rief sein Volk zusammen, um mit ihm zu feiern.
Am nächsten Tag aber rückte die Armee von Lukanien aus und beendete den Krieg auf Intensia. Wilhelmsburg und Andershausen wurden Lukanien zugefügt und die Völker jubelten, denn auch ihre Länder blühten nun. Und es sollte nie wieder eine Not oder ein Elend auf Intensia geben.
Der Gelehrte Jonas von Beust jedoch kehrte zur Erde zurück, um die Geschichte vom Herrscher von Lukanien zu erzählen.