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Der Jürgen

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04.03.2018
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Der Jürgen

Keine Sau im Betrieb, bin der Erste, wie immer. Hab noch Schnee aufn Schultern vom Weg übern Hof. Drinnen isses scheißkalt. Um die Uhrzeit läuft die Heizung noch nich. Ich drück den Schalter, es is stockdunkel, auch von draußen kommt nix rein. Die Lampe knackt, ich hör den Starter, aber das Ding schafft es einfach nich. Egal, ich hab richtig Druck. Erstes Waschbecken. Zweites, dann rechts. Die Kabinentür is offen. Ich lass die Hose runter, wanke rückwärts Richtung Schüssel und lande auf was Kaltem, Glitschigem. Son Scheißdreck, denk ich und dann denk ich nix mehr. Das Licht flackert, aber zu spät. Ich spür den Stanzhammer, wie der Stempel auf mich runtersaust, und als ich aufspring, schlägt mir das Herz ausm Hals. Mein letzter Gedanke: Ich seh, wer da sitzt. Ich kenn den.

Wieder wach sitzt da sone Trulla an meim Bett und faselt was von Herzkasper. Ich denk, red du nur, du weißtes nicht besser. Dir ist der damals nich vor die Karre gelaufen. Hättst dich auch aufgeregt. Okay, ich hätt nich nochmal drüberfahrn müssen, aber wenn der mich so anguckt! – Scheiße, das war echt zu viel.
Den Blick vonner Emma hintenraus zur Garage runter, den vergesse ich nich. Der Matze, das issn Schrauber vorm Herrn, der hats gut hingekriegt, man sah nix mehr. Dann isser weg, auf seim Bike nach Malle, Kartn zockn mit Touris.
Jetz soll ich ne Faust machen. Lächerlich. Die machen mit mir, wasse wolln, volles Programm. Ich denk nur: komm lasse doch, lasse! Solln auch was zu tun hamm. Reicht, wenn ich nix machen kann. Kein Kaffee, kein Bier, nich mal die Dipse hammse mir gelassen. Dann kann ich auch gleich auf den Mond ... und n Schlauch inner Nase hab ich auch.
Neben mir am Fenster stöhnt der Typ, als würder krepiern. Autounfall. Kann den Schnee aufm Flachdach gegenüber sehn. Son amtlichen Scheißwinter hattnmer lange keinen mehr. Weiß nich, wie ich das aushaltn soll auf Dauer, aber allein is auch nich besser, schon gar nich, wenns dunkel wird, dann seh ich das Grinsen.
Wobei, richtig finster wirds hier ja eh nich, wegen der Geräte, immer blinkts grün oder rot und ständig quakt dich sone Perle in Blau vonner Seite an, Pille hier, Tablettchen da. Morgen Pfannekuchen? Scheiße, hier kriegste keine Ruh.

Emma war zu Besuch. Ich glaub, son bisschen magse mich immer noch. Alsse das von mir gehört hat, isse bei mir rein und hat den Rocky geholt. Zum Glück, ich wüsste nämlich nich, was ohne ihn wär. Rocky isn Rauhaar, zwölf. Die Brüder vom Teckelclub hamms drauf. Keine Frage. Rocky isn Feiner, aber muss echt oft mit dem umme Häuser. Immer inner Pause lauf ich mit dem. Bin der Einzige, wo er sich nich halb erwürgt, die Kinder hat der früher weggezogen, nur den Matze von gegenüber nich, der war immer schon anders. Jetz isser was ruhiger, der Rocky.
Emma sagte früher: Das letzte Kind hat immern Fell. Da is was dran, nur dass der Rocky jetz n Einzelkind is, weil Emma und ihre Pänz weg sind. Klar is mir schon mal die Hand ausgerutscht. Auch schon mal öfter. Hab immer schon viel getankt, aber nach der Sache mit Jürgen isses eskaliert. Geb ich zu. Is ja auch nich einfach, sowas zu vergessen, da sorgt der schon für, der Jürgen.

Der Jürgen, das warn Armleuchter. Dem kam der Eifer ausn Poren. Immer isser zum Chef hin, wollte alles besser machn. TH Aachen, Maschine irgendwas, weiß der Geier. Einer von der besseren Sorte, Nase Richtung Himmel und mitn Füßen unten treten. Vor lauter Vorschlägen kam der gar nich zum Malochen. Der Chef fands klasse, hat ne neue CNC-Nibbel bestellt und alsse da war, zwei Leute entlassen. Einfach so!
Der Matze war gradn halbes Jahr miter Lehre fertig. Der hatn amtlichen Burnout auf seiner Kawa hingelegt, als er den Brief kriegte. Vorne im Tor, die ganze Bude war total verqualmt, stank noch zwei Tage später, aber keiner hat was gesagt. N bisschen was von den Kreisen kannste heut noch sehen.

Zwei Wochen sind rum, seit ich raus bin. Arbeiten lassense mich nich, noch nich. Soll mich erholn. Hat echt gedauert, bis ich rauskam. Irgendson Ding hammse mir eingepflanzt, son Schlauch mit tausend Löchern. Prost Mahlzeit! Der Doc sagt, is die Frage, ob ich sowieso wieder anne Stanze darf. Maschinenarbeit, sagt er, gesunder Lebenswandel und Sicherheitsvorschriften, son Stuss. Hat der doch keine Ahnung von, was ich kann und was nich.
Der Rocky jedenfalls, der war echt froh, mich zu sehn, is halt schon was anderes, so unter Männern.
Wenn ich an das Klo denk, krieg ich immer nochn Zittern. Hab ich mir doch nich eingebildet, dass der da saß, der Jürgen. Die langen Spaghetti-Haare und die kaputte Fresse.
Hätt mir ja nich vors Auto springen müssen. Okay, rückwärts seh ich nich so gut und war ja auch echt dunkel. Aber weiß doch jeder, dass ich pünktlich um sechs abhau und nix wie weg Richtung Koje! Nachher hammse gesagt, dass son paar Autos drübergerollt sind, so wie der aussah. Fahrerflucht. Klar, was sonst. Hab nix dazu gesagt, schön inner Deckung gehalten.
Lass mir doch nich alles kaputtmachn. Schon gar nich von sonnem Wichser wiem Jürgen.

Bin auf Arbeit, ersten Tag wieder, und was soll ich sagen, bin alleine. Muss direkt pinkeln, scheiß Kaffee! Bin halt nich mehr der Jüngste. Klar hab ich Schiss, aber was hilfts? Mach mir schon n Knüpp inne Beine und bevor ich inne Hose piss, geh ich übern Hof und drück den Schalter. Nich zu fassen, die hamm das Scheißding die ganze Zeit nicht repariert, es is immer noch dunkel wie innem Biberarsch. Ich stell mein altes Handy aufs Waschbecken, mach die Taschenlampe an, dass ich wenigstens die Rinne treff. Gerade hab ich die Nudel draußen, da packts mich von hinten, kalt und glitschig, schlingt die Arme um mich. Ich spür das Feuer hintern Rippn und röhr, bis ich keine Luft mehr hab. Die Arme sind wien Schraubstock, ich komm da nich mehr weg. Riecht nach Erde, der Jürgen, nach Modder und Rost, aber Kraft hatter für drei. Seh den Stanzhammer. Von oben kommter, der Stempel, stanzt das Herz durch meine Brust. Seh mein Auto, die Delle vorne rechts von seim Kopp. Das Licht geht an. Seh ihn vor mir mit seiner kaputten Brille und der demolierten Fresse und kaum zu glaubn: der grinst, der Jürgen!

 

Lieber @linktofink,

es kostet mich Überwindung, deinen Text zu lesen. Ich entwickle beim Lesen einen richtigen Widerwillen gegen dieses Deutsch, das mir da entgegenkommt. Es ist so ein Pseudo-Diaklekt, den ich nicht zuordnen kann, der für mein Empfinden nur signalisieren soll, dass da ein Unterschicht-Mensch spricht. Die Sprache des Textes bleibt für mich künstlich – zu deutlich von einem Autor erfunden, um eine Person zu charakterisieren.
Allerdings ist er nicht ganz ungebildet: Er macht Unterschiede. Wenn er ‚das‘ als Artikel oder Realtivpronomen verwendet, sagt er ‚dat‘, wenn es sich um eine Konjunktion handelt, bleibt es bei ‚dass‘;):

Hab ich mir doch nich' eingebildet, dass der da saß, der Jürgen.
Aber weiß doch jeder, dass ich pünktlich um sechs abhau und nix wie wech Richtung Koje! Nachher hamm'se gesacht, dass so'n paar Autos drübergerollt sein müssen, so wie der aussah.
Ich stell mein altes Handy aufs Waschbecken, mach die Taschenlampe an, dass ich wenigstens die Rinne treff.
Und weil mich diese Sprache eher abschreckt als in die Geschichte zieht, habe ich große Probleme, das Geschehen zu erfassen. Ich musste den Text wirklich dreimal lesen, um eine Vorstellung davon zu haben, was mir dein Ich-Erzähler, der nun vermutlich am zweiten Herzinfarkt gestorben ist, da eigentlich erzählt, warum ihn der Jürgen, dieser Streber, der für zwei Entlassungen verantwortlich ist, verfolgt, auf ihn in der Dunkelheit der Toilette wartet und ihn angrinst. Wie genau dieser Jürgen ums Leben gekommen ist, erschließt sich mir dabei nicht so ganz: ob der Ich-Erzähler ihn vorsätzlich oder zufällig überfahren hat, ob auch noch andere ihn überfahren haben;
Hätt' mir ja nich' vor's Auto springen müssen. Okay, rückwärts seh' ich nich' so gut und war ja auch echt dunkel.
Nachher hamm'se gesacht, dass so'n paar Autos drübergerollt sein müssen, so wie der aussah. Fahrerflucht.

Was bleibt, ist der Eindruck, dass ein sehr einfaches Gemüt einen Menschen getötet hat und nun von dessen Geist (und dem eigenen Schuldgefühl) verfolgt wird. Sein von Alkohol und Zigaretten angegriffenes Herz hält diese Belastung am Ende nicht aus.
Seh' den Stanzhammer. Von oben kommt'er, der Stempel, stanzt das Herz durch meine Brust.

Du erzählst das Geschehen in Rückblicken, lässt mich als Leser die einzelnen Puzzlesteinchen suchen und zusammensetzen. Das ist an sich kein schlechtes Vorgehen und immer wieder packend, wenn sich allmählich aus der scheinbar simpel-oberflächlichen Darstellung ein dramatischer oder tragischer Zusammenhang ergibt. Am Ende ist man als Leser dann meistens geschockt.
Das ist mir diesmal nicht so gegangen. Zum einen lag es wohl daran, dass ich permanent gegen diese Sprache ankämpfen musste, mich einfach nicht daran gewöhnen konnte, zum anderen wohl auch daran, dass mich die Handlung emotional nicht erreichte. Der Hass deines Ich-Erzählers auf diesen Jürgen, der ja wohl die Voraussetzung für die Tat ist, teilt sich mir nicht wirklich mit. Irgendwie schildert er mir zu distanziert, was sich da eigentlich abgespielt hat.

Du merkst, ich gehe hier von einer vorsätzlichen Tat aus. Wenn es sich dabei allerdings um einen Zufall handeln soll, müsstest du das mMn klarer kenntlich machen. So ergibt sich für mich eher ein Kausalzusammenhang zwischen dem Strebertum Jürgens und dem Überrollen als Abrechnung damit. Da ist mir deine Geschichte nicht eindeutig genug.

Überhaupt hätte ich gerne mehr über Jürgens Verhalten erfahren. So eine Abneigung, die ja in Hass mündet, baut sich doch langsam auf, bis sie am Ende eskaliert und zu so einer brutalen Reaktion führt. An dieser wichtigen Stelle verkürzt du für mein Empfinden zu sehr.

Dem kam der Eifer aus'n Poren. Immer isser zum Chef hin, wollte alles besser mach'n. TH Aachen, Maschine irgendwat, weiß der Geier. Einer von der besseren Sorte, Nase Richtung Himmel und die Füße konnt'er nich' stillhalten. Vor lauter Vorschlägen kam der gar nich' zum Malochen. Der Chef fands klasse, hat 'ne neue CNC-Nibbel bestellt und als'se da war, zwei Leutchen entlassen. Einfach so!

Eine Kleinigkeit noch:
, bis ich rauskam. Irgendso'n Ding hamm'se mir eingepflanzt, so'n Schläuchlein mit tausend Löchern.
So, wie du bisher deinen Prot charakterisiert hast, würde er wohl von ‚so’n Schlauch', aber nicht von einem ‚Schläuchlein‘ sprechen.

Jetzt bin ich wirklich mal gespannt auf weitere Reaktionen zur Sprache deines Textes. Und natürlich würde ich gerne wissen, ob ich ihn überhaupt verstanden habe.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo linktofink,

mir ging es ähnlich wie barnhelm. Die Mundart konnte ich erst nach zweimaligem Lesen verstehen. Allerdings nicht alles. Was ist "Punz"? Wo spricht man eigentlich so?

"Den Blick von'ner Emma hintenraus zur Garage runter, den vergesse ich nich'. Der Matze hat's gut hingekriegt, man sah nix mehr. Dann Esser weg, auf sein'm Bike nach Malle, Kart'n zock'n mit Touris."
Diese Passage erschließt sich mir nicht.

Dass sich dein Prot. von einem Kollegen wie Jürgen provoziert fühlte, ihn gehasst hat, leuchtet mir ein. Und eines Tages ist ihm dieser Jürgen vor das Auto gelaufen. Ob er noch rechtzeitig hätte bremsen können? Mir scheint, er wollte es nicht. Und dann ist er rückwärts gefahren?

Oder ist der Unfall passiert, als er rückwärts aus der Parklücke fuhr? Irgendwie klingt es nicht danach. Sonst würde er sich wohl nicht vor sich selbst rechtfertigen, indem er sich ständig vor Augen hält, was für ein übler Kerl dieser Jürgen war.

Warum war dieser Hass so groß, dass Dein Prot. so weit ging? War das nur das Verhalten eines ehrgeizigen und wohl auch begabteren Kollegen? Vermutlich spielte auch das Gefühl des Versagens auch im privaten Bereich eine Rolle. Vielleicht auch Alkohol. Evtl. wäre eine Vorgeschichte hilfreich.

Irgendwie bekomme ich kein Mitleid mit Deinem "Helden". Sein Seelenleben bleibt mir trotz seiner Geschwätzigkeit rätselhaft. Seine Gefühle beschränken sich grade mal auf seinen Hund. Dennoch verfolgt ihn sein Gewissen so heftig, dass der Jürgen ihn "in den Griff" bekam.

Lieber linktofink, das ist natürlich ein sehr subjektiver Kommentar.

Liebe Grüße
niebla

 

Hallo @linktofink,

die Kluft zwischen diesem leichten Plauderton des scheinbar vorbildlichen, zuverlässigen Mannes aus der Arbeiterklasse (morgens der Erste in der Werkhalle) und dem Inhalt dessen, was er dem Leser ganz beiläufig unterjubelt, macht für mich den Reiz der Geschichte aus.

Der Erzähler befindet sich in einem stetigen Selbstgespräch (deshalb würde ich auch am Schluss der KG die direkte Ansprache des Lesers vermeiden), das für ihn den Sinn erfüllt, sein Selbstbild zu wahren. Dass er mal so nebenbei die Emma verdrischt, (was ja ganz hilfreich sein kann :bonk:) redet er sich genau so schön, wie den Unfalltod von Jürgen. Natürlich braucht er diese Rechtfertigungen, er will ja sein schlechtes Gewissen damit zulabern und er tut alles, um den Leser ebenfalls davon zu überzeugen, dass er alles richtig gemacht hat: Klar, um den Jürgen ist es nicht schade, der war sowieso viel zu gescheit, und immer diese Vorschläge und das Einschleimen beim Chef. Der trägt an allem die Schuld, sogar daran, dass er über den Haufen gefahren wurde. Oder noch besser, der hat es sogar verdient. Ja, doch, jeden Tag eine gute Tat.

Der Erzähler erkennt sein Unrechtverhalten, gibt es aber nicht vor sich selber zu.

Zur Sprache kann ich nicht viel sagen. Für mich hört es sich nach Rheinischem Slang an, wie echt oder gewollt, kann ich nicht einschätzen. Die „Mundart“ stört mich nicht, lenkt mich nicht ab. Natürlich dient sie auch dazu, so wie du, liebe @barnhelm, das siehst, den Erzähler zu charakterisieren. Aber auch ohne die "dats" und Silbenverschluckerei hätte ich das gleiche Bild von dem Kerl. Ob es die Verwendung des Apostrophs überhaupt braucht, möchte ich mal wissen. Ohne die ewigen Strichmännchen wüsste der Leser trotzdem, was gemeint ist. Oder?

Den Blick von'ner Emma hintenraus zur Garage runter, den vergesse ich nich'.
Mit der Aussage konnte ich erst nix anfangen. Jetzt weiß ich, was du meinst. Der Schaden am Auto wurde behoben und Emma sieht den Matze hantieren und ihr Blick drückt Missbilligung aus.
Der Matze hat's gut hingekriegt, man sah nix mehr.
Ja, der Matze, das ist ein prima Kumpel, vertuscht den Unfall und die Fahrerfluch, flüchtet dann selber, um sich keiner Befragung stellen zu müssen.

Dann isser weg, auf sein'm Bike nach Malle, Kart'n zock'n mit Touris.
Später les ich dann, der Matze hatte auch noch eine Rechnung mit dem Jürgen offen.

Emma sachte früher: Das letzte Kind hat immer'n Fell. Da is wat dran, nur dass der Rocky'n jetz'n Einzelkind is, weil Emma und ihre Pänz weg sind.
Was meint Emma mit Fell? Dickere Haut als die übrigen Kinder? Und was um Himmels Willen sind Pänz? Emmas Kinder?

Neben mir am Fenster stöhnt der Typ, als würd'er krepier'n. Autounfall. Kann den Schnee auf'm Flachdach gegenüber seh'n.
Jawoll, von Autounfall will er nix wissen, der Schnee braucht seine gesamte Aufmerksamkeit

Maschinenarbeit
, sacht er, gesunder Lebenswandel und Sicherheitsvorschriften, so'n Stuss. Hat der doch keine Ahnung von, wat ich kann, oder nich'.
Gefällt mir, da kommt die Verachtung für die, die schlauer als dein Erzähler sein könnten, durch.

Geb ich zu. Is ja auch nich einfach, sowas zu vergessen, da sorgt der schon für, der Jürgen.
Genau, und wenn überhaupt jemand die (Schuld) Verantwortung an dem Verhalten des Erzählers hat, dann der Jürgen.

Hätt' mir ja nich' vor's Auto springen müssen. Okay, rückwärts seh' ich nich' so gut und war ja auch echt dunkel. Aber weiß doch jeder, dass ich pünktlich um sechs abhau und nix wie wech Richtung Koje!
Wieder das eigene Versagen mit dem Fehlverhalten von Jürgen zu begründen, ist schon cool.
Seh ich das richtig, der Unfall ist direkt nach Arbeitsschluss passiert?

Seh' ihn vor mir mit seiner kaputten Brille und der demolierten Fressleiste und glaubt ihr's: der grinst, der Jürgen!
Das meinte ich mit direkter Ansprache des Lesers, ist das einzige Mal im Text überhaupt, und ich will nicht vom so ’nem Erzähler angesprochen werden, ich bin doch nicht sein Kumpel. :D
Und wieder gut gemacht: Der Vertreter der Intelligenz trägt eine Brille und hat die Frechheit, selbst noch tot zu grinsen, also nee.

Na ja, eine Moral hat die Geschichte auch noch, was will man mehr.
Ich finde das ist keine verunglückte Geschichte. Diese harmlose Geschwätzigkeit, mit der dein Erzähler seine Ignoranz und Verachtung für jeden, der intellektuell und moralisch über ihm stehen könnte (auch Frauen), verpackt, gefällt mir. Da ist es nur logisch, dass der Hund der einzige Freund bleibt, nachdem Matze nach Malle musste.

Für mich hast du mit der KG wieder mal deine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt.

Einen schönen Sonntag und liebe Grüße von peregrina

 

Hallo @linktofink,

huch, wo sind die dats? :confused:

Ich wollte nämlich gerade schreiben, dass ich die Sprache ganz passend finde. Warum wohl? :p
Es gibt doch nicht nur krasse Dialekte, die meisten sprechen in einem Mischmasch. Ich denke, grade der Raum östlich von Köln ist durch den Einfluss von Köln und auch aus dem Ruhrgebiet geprägt, da wurschelt sich doch jeder Ort was anderes zusammen.
Meine Schwester wohnt seit über einem Jahr in Köln und sie sagt andauernd dat und spricht ansonsten eher Hochdeutsch.
Es kann auch sein, dass jemand nur in diesen Slang verfällt, wenn er besonders emotional wird und gar nicht immer so redet. Wie gesagt mich hat die Sprache nicht gestört.

Keine Sau im Betrieb, bin der Erste, wie immer. Hab noch Schnee auf'n Schultern vom Weg über'n Hof.
Der Anfang gefällt mir wirklich gut.

Auch von draußen kommt nix rein, das bisschen Mond schaffts gerade mal'n Meter in'ne Tür.
Würde der Mann wirklich so etwas denken? Erscheint mir zu konstruiert, um dem Leser mitzuteilen, dass es noch Nacht ist.

Erstes Waschbecken, zweites, dann rechts.
Das versteh ich nicht, der zählt doch nicht die Waschbecken.

Ich lass die Hose runter, wanke rückwärts Richtung Schüssel und lande auf was Kaltem, Glitschigem.
Der lässt die Hose doch erst direkt vor dem Klo runter, oder? Da ist ja nicht mehr viel zum Wanken. Das Kalte ist die Brille. Und das Glitschige? Ich will es wahrscheinlich nicht wissen, aber wer setzt sich aufs Klo ohne zu schauen, ob es benutzbar ist? Naja, vielleicht ist es zu dunkel?

Ich kenn den – so fing das an.
So fing das an? Wieso Vergangenheit? Und was sagt mir dieser Satz? Du erzählst ja linear mit ein paar Erinnerungen drin, aber hier ist ja kein Rückblick oder so.

TH Aachen, Maschine irgendwas weiß der Geier.
Erscheint mir übertrieben, dass er noch nicht einmal weiß, wie der Studiengang oder der Beruf heißt.

Der hat'n amtlichen Burnout auf seiner Kawa gefahr'n, als er den Brief kriegte.
Habs erst nicht kapiert. Bei Burnout an psychische Probleme gedacht. Und Kawa habe ich auch nicht sofort mit dem Motorrad in Verbindung gebracht, das kannst du vielleicht noch etwas einfacher formulieren.

Die langen Spaghetti-Haare und die kaputte Fresse – einmalig.
Einmalig. Das hat für mich etwas positives und passt nicht wirklich an dieses Stelle.

Ansonsten finde ich den Typen ganz gut gemacht. Ein bisschen müsstest du vielleicht noch schleifen, weiß nicht, ob das alles immer alles so glaubwürdig ist, was er sagt und denkt, aber es gibt ja auch Typen, die gibt’s gar nicht.

Die Geschichte selber packt mich nicht so, das ist mir zu viel erzählt und gedacht, zu wenig passiert.
Den Rocky mag ich übrigens am liebsten. :D

Liebe Grüße,
NGK

 

Hi @linktofink,

viel Zeit is grad nich, drum nur ganz kurz was Oberflächliches: Ich finde es nicht unbedingt schlimm, wie der Typ redet (muss das noch ein zweites Mal lesen, um zu entscheiden, ob ich "unbedingt" streichen soll), aber dein Lautsschriftsystem provoziert mich - wenn auch zu nichts weiter als dieser Intervention.

Der Apostroph als Auslassungszeichen steht höchstens dann richtig, wenn etwas ausgelassen wird. Aber was wird hier:
"in'ner Nase"
"lassen'se"
"mag'se"

ausgelassen?
"Nichts" wäre die falsche Antwort. Aber jedenfalls wird nicht dort etwas ausgelassen, wo der Apostroph steht. Das sieht so nicht gut aus.

Auch finde ich es für die Wirkung wichtig, dass der Apostroph nicht übermäßig eingesetzt wird. Allerlei Auslassungen sind so alltäglich, dass es befremdlich wirkt, sie so herauszustellen. Das sieht nicht nach mundartlicher Rede aus, sondern eher schon nach 19. Jahrhundert.
Beispiele:
"auf'n Schultern"
"über'n Hof"
"nich"
usw.

"übern" (und anderes) ist als umgangssprachliche Form sogar korrekt. Also nicht überall angemessen, aber korrekt. ("nich" ist zwar nicht korrekt, sieht aber genauso verstolpert aus wie "über'n")

Du setzt dein System ja eh nicht konsequent um: Schreibst (was ja auch viel besser aussieht) "is" statt "is'", "hab" statt "hab'", "lass" statt "lass'" usw.

Also, wenn ich mir den ersten Absatz jetzt nochmal so anschaue, dann find ich wirklich, der klingt gar nicht schlecht. Er sieht nur blöd aus ...

Besten Gruß,
erdbeerschorsch

 

Hallo liebe @barnhelm,

ich denke mal, dass sich einiges von deiner Kritik zwischenzeitlich erübrigt hat, da ich zeitnah überarbeite und es momentan mit einer apostrophfreien Version versuche. Dat und wat habe ich ebenfalls zugunsten einer besseren Lesbarkeit geopfert, der Dialekt soll nicht im Vordergrund stehen,.

Wie genau dieser Jürgen ums Leben gekommen ist, erschließt sich mir dabei nicht so ganz: ob der Ich-Erzähler ihn vorsätzlich oder zufällig überfahren hat, ob auch noch andere ihn überfahren haben
Vorsätzlich war das nicht (zumindest nicht von mir intendiert), aber für den Prota auch nicht weiter schlimm, weil er es verdrängt, wie Peregrina schön beschreibt: Da ist doch der Jürgen selbst dran Schuld!
Du merkst, ich gehe hier von einer vorsätzlichen Tat aus. Wenn es sich dabei allerdings um einen Zufall handeln soll, müsstest du das mMn klarer kenntlich machen. So ergibt sich für mich eher ein Kausalzusammenhang zwischen dem Strebertum Jürgens und dem Überrollen als Abrechnung damit. Da ist mir deine Geschichte nicht eindeutig genug.
Das fügt sich hier ein. Ich dachte, es wäre eindeutig, wenn es das nicht ist, muss ich am Schräubchen drehen. Ich sehe das nicht als Abrechnung, sondern als Zufall, der passiert und vertuscht wird. Und wo die Gelegenheit einmal da ist, fährt er nochmal drüber. Dass der Jürgen so ein Armleuchter ist, dient dann eher der nachträglichen Legitimation (Der hat´s nicht anders verdient), die aber dann doch nur im Hellen funktioniert.

Was bleibt, ist der Eindruck, dass ein sehr einfaches Gemüt einen Menschen getötet hat und nun von dessen Geist (und dem eigenen Schuldgefühl) verfolgt wird. Sein von Alkohol und Zigaretten angegriffenes Herz hält diese Belastung am Ende nicht aus.
Yep, so ist das, aber son bisschen tötet ihn auch sein Gewissen, was dann doch hochkommt, wenn es richtig dunkel ist.

Jetzt bin ich wirklich mal gespannt auf weitere Reaktionen zur Sprache deines Textes.
Ich auch, ist für mich totales Neuland.

Danke für deinen Beitrag, Peace, linktofink

Hallo @niebla,

ich geh mal der Reihe nach durch:

Was ist "Punz"? Wo spricht man eigentlich so?
Pänz nicht Punz. Wo spricht man so? Auf jeden Fall in meiner Heimat Kölle am Ring, bis rein ins Ruhrgebiet und Saarland.
Ich hätte nicht gedacht, dass der Dialekt, der für mich persönlich nicht stark ausgeprägt ist, da ich nur Vokale weglasse und Wörter zusammenschreibe, so unverständlich wirkt. Wenn ich ans Bayrische oder gar Schwäbische denke, da kommen Wörter vor, deren Bedeutung ich nicht mal kenne und das ist dann schon eine ganz andere Liga.

"Den Blick von'ner Emma hintenraus zur Garage runter, den vergesse ich nich'. Der Matze hat's gut hingekriegt, man sah nix mehr. Dann Esser weg, auf sein'm Bike nach Malle, Kart'n zock'n mit Touris."
Diese Passage erschließt sich mir nicht.
Die erschließt sich von hinten aus dem Text, wenn du weißt, dass Emma seine Ex-Frau war und der Matze (gerne) vor der Garage das Auto ausbeult und sich dann absetzt, um sich Nachfragen zu entziehen.

Dass sich dein Prot. von einem Kollegen wie Jürgen provoziert fühlte, ihn gehasst hat, leuchtet mir ein. Und eines Tages ist ihm dieser Jürgen vor das Auto gelaufen. Ob er noch rechtzeitig hätte bremsen können? Mir scheint, er wollte es nicht. Und dann ist er rückwärts gefahren?
Ne du, er hat einfach ausgeparkt und den Jürgen dabei rückwärts erwischt und da es der Jürgen war, ist er nochmal drüber gefahren.
Oder ist der Unfall passiert, als er rückwärts aus der Parklücke fuhr? Irgendwie klingt es nicht danach. Sonst würde er sich wohl nicht vor sich selbst rechtfertigen, indem er sich ständig vor Augen hält, was für ein übler Kerl dieser Jürgen war.
Ja doch, denn er ist ja noch mal drüber, statt ihm zu helfen und das läuft ihm dann doch nach.

Warum war dieser Hass so groß, dass Dein Prot. so weit ging? War das nur das Verhalten eines ehrgeizigen und wohl auch begabteren Kollegen? Vermutlich spielte auch das Gefühl des Versagens auch im privaten Bereich eine Rolle. Vielleicht auch Alkohol. Evtl. wäre eine Vorgeschichte hilfreich.
Es handelt sich nicht um Hass, so wichtig war der Jürgen nicht.
peregrina hat das sehr gut umrissen: "Klar, um den Jürgen ist es nicht schade, der war sowieso viel zu gescheit, und immer diese Vorschläge und das Einschleimen beim Chef. Der trägt an allem die Schuld, sogar daran, dass er über den Haufen gefahren wurde."

Irgendwie bekomme ich kein Mitleid mit Deinem "Helden". Sein Seelenleben bleibt mir trotz seiner Geschwätzigkeit rätselhaft. Seine Gefühle beschränken sich grade mal auf seinen Hund. Dennoch verfolgt ihn sein Gewissen so heftig, dass der Jürgen ihn "in den Griff" bekam.
Gut gesehen. Dass sein Gewissen ihn verfolgt, ist nicht wirklich verwunderlich, oder? Schließlich hat er eine Menschen getötet. Ob zufällig, absichtlich, oder von jedem ein bisschen ändert diesen Fakt nicht, nur das Ausmaß der Schuld.

Danke für deinen Kommentar, hat mich unbekannterweise gefreut.
Peace, linktofink

 

Hallo,

mich erinnert der Text etwas an den Film "Tyrannosaur." Vielleicht der wuchtigste Film, den ich in den letzten 10 Jahren gesehen habe. Im Grunde wird der Prot als Unsympath eingeführt, der besoffen seinen Hund zu Tode tritt. Danach, und das ist die Kunst, wird er dir aber sympathischer, das Blatt wendet sich, weil du die Entwicklung siehst, wie er so werden konnte. Schuld spielt eine Rolle. Gewissen. Du hast in diesem kurzen Text relativ viele Namen drin, die konkret sind, Emma, Matze, Rocky, Jürgen, da musste ich mehrmals lesen. Vielleicht das reduzieren, weil es einfach lesbarer wird, verständlicher.

Zur Sprache. Die Rollenprosa finde ich sehr anspruchsvoll zu schreiben, und du hast es hier oft gut gelöst. Manchmal habe ich das Gefühl, da hängt was dran, was jetzt Authentizität beweisen soll, aber das hat der Text gar nicht nötig. Das wirkt dann aufgesetzt. Vielleicht eher ausdünnen, zurückhaltender. Was mir hier viel eher auffällt, ist die Tatsache, dass man, wenn man konsequent in der Prosa und in der Stimme bleibt, es sehr schwer hat, einen Text wirklich als Geschichte zu erzählen. Du hast ja immer diesen Vorgriff auf Wissen, dass der Erzähler bereits besitzt, und welches du nun, oft umständlich, erklären musst. Da ist viel Transferleistung seitens des Lesers erforderlich. Für dich, den Erzähler, ist alles klar, der Leser muss sich das aber ausbaldowern. Königsklasse wäre für mich, dass du einen Erzählrahmen hast, wie in einem Dialog oder so, wo du diese Dinge eben sauber lösen kannst.

Zu dem Erzähler. Da fehlt mir etwas die Fallhöhe. Im Grunde ist er froh, dass Jürgen weg ist, weil der Typ für einen gewissen Schlag Mensch steht, den jeder, der mal in einem solchen Betrieb gearbeitet hat, kennt. Ein schleimiger Typ, der dem Chef ins Ohr flüstert und dafür sorgt, dass Kollegen gehen müssen. Du sagst, der Prot hat ein schlechtes Gewissen und es war keine vorsätzliche Tat, aber was ich besser fänd, wäre, wenn er sich da nicht mehr dran erinnern kann. War es jetzt ein Unfall oder eher doch nicht? Wenn er so eine Art Blackout hatte. Und, ich meine, was so vollkommen fehlt, ist die Schmier. Ich meine, nach so einer Sache stellen die doch Fragen, ermitteln etc, da ist ja einer gestorben. Und hier hat die Geschichte auch noch ein total verstecktes Potential, wie ich finde, wenn du ihn da, diesen ganz locker schwätzenden Typen, einen dunklen Abgrund auftun lässt, wie er die Polizei belügt oder Tatsachen verdreht, wenn klar wird, er ist ein unzuverlässiger Erzähler. Der gibt mir auch zu schnell Dinge zu. Ich hab meine Alte verdroschen. Nee, der müsste erst mal sagen, mein Alte, die hat das immer erzählt, die dumme Sau, aber stimmt nicht. Und am Ende wird klar: DER hat auf jeden Fall seine Frau geschlagen, es kann nicht anders sein. Das ergibt sich sozusagen aus dem Pyschogramm dieses Mannes. Sind so meine Gedanken zum Text. Ja, gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @linktofink,

mich hat die Sprache nicht so gestört, viel eher schon, dass du Mundart, Dialekt und Slang in einen Topf wirfst. Dialekte sind Sprachen mit eigenem Wortschatz und eigener Grammatik. Slang ist in der Regel eine Mischung aus verstümmelter Sprache, die aus vielen unterschiedlichen umgangssprachlichen Quellen stammt und auch einen Hinweis auf die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht gibt. Früher nannte man sie Unterschicht, heute bevorzugt „prekäre Verhältnisse“.

Von der Charakterisierung des Protagonisten her glaube ich, dass du ihn Slang sprechen lassen wolltest, das passt für mich. Allerdings kann ich nicht beurteilen, wie weit dieser Slang authentisch ist.
Bei @jimmysalaryman fand ich das immer sehr überzeugend. Er hat mir mal erklärt, dass er Dialoge in Kneipen usw. aufgenommen hat. Andererseits hat er die Sprachmuster nicht eins zu eins übernommen, sondern eher sparsam und gezielt eingesetzt. Das hat mich überzeugt.

In deinem Text wäre hier nach meinem Gefühl hilfreich, das permanente Geschwätz einzudämmen, dafür aber die Infos über den „Unfall“ zu verstärken. So bekäme ich ein deutlicheres Bild des Protas, seiner Schuldgefühle und die Unfähigkeit, damit umzugehen. Und wenn ich schon keine Sympathie für ihn entwickeln könnte, dann doch wenigstens Interesse an deinem Experiment.
Missglückt finde ich deinen Text überhaupt nicht, nur im Rohzustand.

Freundliche Grüße
wieselmaus

Ich sehe gerade, dass mein Kommentar sich mit dem von @jimmysalaryman gekreuzt hat. Ist ja witzig.:lol:

 

Liebe @peregrina,

du hast das, was ich bis dato schreiben und sagen wollte, gut erfasst.

die Kluft zwischen diesem leichten Plauderton des scheinbar vorbildlichen, zuverlässigen Mannes aus der Arbeiterklasse (morgens der Erste in der Werkhalle) und dem Inhalt dessen, was er dem Leser ganz beiläufig unterjubelt, macht für mich den Reiz der Geschichte aus.
genau dieses beinahe groteske Unterjubeln hat mich gereizt.

Der Erzähler befindet sich in einem stetigen Selbstgespräch (deshalb würde ich auch am Schluss der KG die direkte Ansprache des Lesers vermeiden)
klaro, hab ich direkt geändert.

Der Erzähler befindet sich in einem stetigen Selbstgespräch (deshalb würde ich auch am Schluss der KG die direkte Ansprache des Lesers vermeiden), das für ihn den Sinn erfüllt, sein Selbstbild zu wahren. Dass er mal so nebenbei die Emma verdrischt, (was ja ganz hilfreich sein kann :bonk:) redet er sich genau so schön, wie den Unfalltod von Jürgen. Natürlich braucht er diese Rechtfertigungen, er will ja sein schlechtes Gewissen damit zulabern und er tut alles, um den Leser ebenfalls davon zu überzeugen, dass er alles richtig gemacht hat: Klar, um den Jürgen ist es nicht schade, der war sowieso viel zu gescheit, und immer diese Vorschläge und das Einschleimen beim Chef. Der trägt an allem die Schuld, sogar daran, dass er über den Haufen gefahren wurde. Oder noch besser, der hat es sogar verdient. Ja, doch, jeden Tag eine gute Tat.
Deine Lesart deckt sich zu großen Teilen mit dem, wie es gedacht war. Auch Emmas Blick zur Garage, die Stellen mit Matze, den Schnee auf dem Flachdach, die Unterlegenheit, das Schieben der Schuld, alles das siehst du genau, wie es gemeint war.

Zur Sprache kann ich nicht viel sagen. Für mich hört es sich nach Rheinischem Slang an, wie echt oder gewollt, kann ich nicht einschätzen.
Ich habe den Text viele Male laut gelesen und auch vorgelesen und durch die Bank das Feedback bekommen, dass es sich authentisch anhört. Mit dem rheinischen Slang liegst du richtig, obwohl richtiges Kölsch ja nochmal völlig anders klingt. Wie es sich liest, kann ich nur aus den Kommentaren entnehmen, ich kenne keine Rechtschreibregeln für rheinische Mundart (gibt es die?).

Was meint Emma mit Fell? Dickere Haut als die übrigen Kinder?
Haha :lol:. Also, "Das letzte Kind hat immer ein Fell" heißt: Wenn die Kinder größer werden/aus dem Haus sind, wird sich ein Haustier (mit Fell) angeschafft, quasi als Kind-Ersatz.;)

Und was um Himmels Willen sind Pänz? Emmas Kinder?
Treffer, ich gebe zu, das ist (auch) Kölsch.

Hätt' mir ja nich' vor's Auto springen müssen. Okay, rückwärts seh' ich nich' so gut und war ja auch echt dunkel. Aber weiß doch jeder, dass ich pünktlich um sechs abhau und nix wie wech Richtung Koje!

Wieder das eigene Versagen mit dem Fehlverhalten von Jürgen zu begründen, ist schon cool.
Seh ich das richtig, der Unfall ist direkt nach Arbeitsschluss passiert?
Ja, es ist genau dieser Reflex, eigene Fehler umzudeuten, anderen in die Schuhe zu schieben und dadurch die eigene Schuld/Verantwortung zu leugnen. Das ist für mich jedoch nicht unbedingt ein Phänomen prekärer Verhältnisse. Das nur am Rande.

Ich finde das ist keine verunglückte Geschichte. Diese harmlose Geschwätzigkeit, mit der dein Erzähler seine Ignoranz und Verachtung für jeden, der intellektuell und moralisch über ihm stehen könnte (auch Frauen), verpackt, gefällt mir. Da ist es nur logisch, dass der Hund der einzige Freund bleibt, nachdem Matze nach Malle musste.
Ja gut gesehen, Ignoranz und Verachtung als Abwehr trifft es gut, gepaart mit einer Vorliebe für alles, was zum eigenen kleinen Reich gehört (Rocky). Es gibt ein Vorbild für diesen Prota und du hast ihn gut erfasst.

Liebe Grüße zurück, Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

@Nichtgeburtstagskind,
hallo liebes NGK,

schön, dass du mir einen aufschlussreichen Komm. dagelassen hast!

Es kann auch sein, dass jemand nur in diesen Slang verfällt, wenn er besonders emotional wird und gar nicht immer so redet. Wie gesagt mich hat die Sprache nicht gestört.
Ja, das sehe ich genauso, ich rede mit meinen Buddies auch anders als im öffentlichen Raum. Und wenn ich mit jemand per du bin, quatsch ich wie die Schnüss gewachsen ist, egal ob Slang, Dialekt, Mundart oder whatever.

Auch von draußen kommt nix rein, das bisschen Mond schaffts gerade mal'n Meter in'ne Tür.

Würde der Mann wirklich so etwas denken? Erscheint mir zu konstruiert, um dem Leser mitzuteilen, dass es noch Nacht ist.
Jo, dazu gabs noch andere Anmerkungen. Ich muss den Text noch durchkämmen und die unpassenden Gedanken rausschreiben.

Erstes Waschbecken, zweites, dann rechts.

Das versteh ich nicht, der zählt doch nicht die Waschbecken.
Er tastet sich im Dunkeln in den Raum, orientiert sich an bekannten Dingen.

Ich lass die Hose runter, wanke rückwärts Richtung Schüssel und lande auf was Kaltem, Glitschigem.

Der lässt die Hose doch erst direkt vor dem Klo runter, oder? Da ist ja nicht mehr viel zum Wanken. Das Kalte ist die Brille. Und das Glitschige? Ich will es wahrscheinlich nicht wissen, aber wer setzt sich aufs Klo ohne zu schauen, ob es benutzbar ist? Naja, vielleicht ist es zu dunkel?
Der lässt schon beim Tapsen die Hose runter, weil a) es ist stockduster, b) der Druck ist einfach gigantisch.

Ich kenn den – so fing das an.

So fing das an? Wieso Vergangenheit? Und was sagt mir dieser Satz? Du erzählst ja linear mit ein paar Erinnerungen drin, aber hier ist ja kein Rückblick oder so.
right, zu sehr gesabbelt, ist weg!

TH Aachen, Maschine irgendwas weiß der Geier.

Erscheint mir übertrieben, dass er noch nicht einmal weiß, wie der Studiengang oder der Beruf heißt.
klar weiß er das eigentlich, er will es aber nicht wissen.

Der hat'n amtlichen Burnout auf seiner Kawa gefahr'n, als er den Brief kriegte.

Habs erst nicht kapiert. Bei Burnout an psychische Probleme gedacht. Und Kawa habe ich auch nicht sofort mit dem Motorrad in Verbindung gebracht, das kannst du vielleicht noch etwas einfacher formulieren.
Ne, sorry, das muss ich so lassen, sonst wird mein Prota ein Erklärbär.

Die langen Spaghetti-Haare und die kaputte Fresse – einmalig.

Einmalig. Das hat für mich etwas positives und passt nicht wirklich an dieses Stelle.
Ja, ist auch draußen.

Ansonsten finde ich den Typen ganz gut gemacht. Ein bisschen müsstest du vielleicht noch schleifen, weiß nicht, ob das alles immer alles so glaubwürdig ist, was er sagt und denkt, aber es gibt ja auch Typen, die gibt’s gar nicht.
Ich überlege noch, wieweit tief ich da reinschneide, Jimmy sprach auch die fehlende Fallhöhe an.

Die Geschichte selber packt mich nicht so, das ist mir zu viel erzählt und gedacht, zu wenig passiert.
Den Rocky mag ich übrigens am liebsten. :D
"Den Rocky kannste jetz adoptiern, Kindchen." Scherz. Wie schon gesagt, mein erster Text in Rollenprosa und ich merke: Zum einen ist es nicht einfach, durchgängig den Ton zu treffen, zum anderen bedingt die formale Beschränkung einen anderen Aufbau der Story. Ich lerne.

Peace, linktofink


Hey @erdbeerschorsch

aber dein Lautsschriftsystem provoziert mich - wenn auch zu nichts weiter als dieser Intervention
auf deine Intervention hin habe ich sämtliche Apostrophe weggelassen. Da niemand meckert, scheint es zu funktionieren. Mal sehen, wie es sich entwickelt.

Also, wenn ich mir den ersten Absatz jetzt nochmal so anschaue, dann find ich wirklich, der klingt gar nicht schlecht. Er sieht nur blöd aus ...
Hoffentlich jetzt nicht mehr ganz so blöde. :D

Vielen Dank an dich für die orthographischen Hinweise. Zu schreiben, wie man spricht, ist unerwartet kompliziert.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

@jimmysalaryman

Hallo Jimmy,
sorry hat leider gedauert. Danke für die Gedanken, die zu meinem Text dagelassen hast. Deine Hinweise mit dem Erzählrahmen, der Schmier und der Fallhöhe habe ich sehr wohl aufgenommen, doch das sind Dinge, die sich nicht mal eben so einarbeiten lassen. Dafür müsste ich die Story neu konzipieren, grundlegend umstricken. Nicht, dass ich das nicht schon mit anderen Stories hier getan hätte, nur zeitbedingt kann das etwas dauern. Außerdem ist dies hier mein erstes Stück Rollenprosa und die Gefahr, durch Änderungen was richtig zu versauen, groß. Also werde ich vorerst im stillen Kämmerchen stricken und schauen, was dabei rauskommt.
Peace, linktofink

Hallo @wieselmaus,
Ehrlich gesagt habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, ob der Prota Mundart, Dialekt oder Slang spricht, oder gar eine Mixtur aus allem. Ich habe die Sprache so wiedergegeben, wie ich sie höre und das ist für mich rheinisch eingefärbtes Deutsch. Dialekt wäre hier Kölsch, das ist es eindeutig nicht, Mundart und Platt meint dasselbe und liegt ebenso daneben, denn dazu ist die Sprache, die ich verwende doch zu verständlich.
Slang trifft es auch nicht, weil bei Slang einerseits der Fachjargon (Medizinerdeutsch) mitschwingt, andererseits Slang als bewusstes Merkmal zur Abgrenzung von sozialen Gruppen (Subkulturen) eingesetzt wird. Davon ist mein Prota weit entfernt, er spricht einfach so, wie ihm die Schnüss gewachsen ist. Vielleicht einigen wir uns auf rheinisch-bergischen Regiolekt. :D

Missglückt finde ich deinen Text überhaupt nicht, nur im Rohzustand.
Ich sehe da auch noch einen gewissen Bedarf, aber wie ich schon Jimmy schrieb, da ist Vorsicht angebracht, denn es ist auch schnell vermurkst.
Peace, linktofink

 

„In den verschiedenen Etagen
Redeten die Leut verschiedne Sprachen:

Die ganz oben
Sprachen gehoben,
Die in der Mitt’
Sprachen Durchschnitt
und die gerad noch satt
Redeten einfach platt.

Die aber in den Gossen lagen
Schwiegen & träumten von bessern Tagen.“
„Babbel“ aus: Kadingirra oder Bab-ilim ist überall


Son Scheißdreck, denk ich und dann denk ich nix mehr.

ist nach neuerer „amtlicher“, also neuhochdeutscher Rechtschreibung,

lieber linktofink,

ein korrekter Satz („son“ s. https://www.duden.de/rechtschreibung/son;
„nix s. https://www.duden.de/rechtschreibung/nix)
und ein reines Neuhochdeutsch gibt es in wörtlicher Rede selten und viele, sogar die meisten, wag ich zu behaupten, hören aus meinen Worten den rheinischen Klang heraus, selbst wenn ich auf abscheulichste Weise „Ruhrlatein“ sprech.

Aber die Sprache des Ruhrgebietes ist ein multikulturelles Gemisch, MIschpoke pur aus (nieder)rhein(fränk)ischen und sächsischen (westfälischen) Dialekten vermengt mit ostpreußischen, jiddischen, polnischen und mediterranen Elementen (auch des Kanakdeutsch/der „Kanaksprak“ vgl. Feridun Zaimoglu) und wird von niemandem so „richtig“ gesprochen und ist für sich schon ein Gemisch aus Dialekten und Soziolekt, halt der Etage, aus der jemand kommt. „Reines“ Ruhrlatein ist an sich eine Erfindung eines „moselfränkisch“ sprechenden Mannes aus Koblenz namens Jürgen von Manger (Beispiel: Adolf Tegtmeier: „der Schwiegermuttermörder“, wahrscheinlich im Netz zu finden).

Hinzu kommt die berühmte Benratherlinie (ik/ich, Krimhild/Grimmhild, Kudrun/Gudrun) zwischen Niederdeutschem („Platt“) und Hochdeutschem, an die sich aber keiner bewusst hält. Interessant hierbei, Friedrich Engels hat über die fränkische Zeit mehrere Abhandlungen geschrieben und befasst sich dabei auf geradezu modern anmutende Weise mit der Sprachgrenze zwischen den sächsischen und fränkischen Dialekten, die im Bergischen Land aufeinandertreffen (vgl. MEW Bd. 19 oder, kurz, aus den Essener Linguistischen Skipten https://www.uni-due.de/imperia/md/content/elise/ausgabe_2_2001_wenderott.pdf), hab ich seinerzeit als ich für Dion und hierorten Unterlagen für's "Dual" suchte, gefunden und durchgeackert.
Ob der Bericht noch existiert, weiß ich nicht, der Stick, auf dem es gespeichert war, ist von mir buchstäblich plattgesessen worden ...

Ich kann nur sagen, dass Deine Sprachdarstellung durchaus akzeptabel ist, wobei ich meine, dass Du in diesem Fall

Die Kabinentür is offen.
für unseren schlichten, wahrscheinlich eher wortkargen Helden einen zu großen Wortschatz unterstellst, denn „auf“ spart eine Silbe ein
und warum begibt er sich auf einmal (ich hab die Vorkommentare zT gelesen) südlich der Benrather Linie
... und lande auf was Kaltem, ….
, die Endungen "...ande ...at ...altem"ergeben eine seltsame Melodie

Und hier solltestu noch mal auf Vereinheitlichung achten

Kann den Schnee aufm Flachdach gegenüber se'n.
(i. d. R. schreibstu das Dehnungs-h aus, der Apostroph ist da eher entbehrlich, man würde das spezielle"h" auch nicht näherungsweisen hören.

Wie dem auch sei,
jeder spricht bestenfalls eine Annäherung an das amtliche Deutsch und schon gar nicht nach den phonetischen, erwünschten Regeln wie sie am Anfang der Duden-Grammatik (beim Wahrig weiß ich gar nicht mal, müsst ich nachgucken). Aber lautschriftlich zu schreiben macht gelegentlich Spaß.

Bis dann - achja, gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Restsonntag wünscht

 

@Friedrichard,
Hallo Friedel,

Die Kabinentür is offen.
für unseren schlichten, wahrscheinlich eher wortkargen Helden einen zu großen Wortschatz unterstellst, denn „auf“ spart eine Silbe ein
Meine Schwiegermutter macht die Tür nicht auf, sie macht sie offen :D. Sagt man wohl so in Wuppertal und Schwelm.

Den Tegtmeier hab ich noch im Ohr, der lief bei uns im 3-Programm-Fernsehen, weil mein Vater den gut hören mochte, was ich von mit nicht behaupten kann.

Das fehlende Dehnungs-H war einfach falsch getippt, ist korrigiert.

Vielen Dank für die Links, den von dem Literaturhistoriker werde ich mir beizeiten mal anschauen.

… jeder spricht bestenfalls eine Annäherung an das amtliche Deutsch und schon gar nicht nach den phonetischen, erwünschten Regeln wie sie am Anfang der Duden-Grammatik (beim Wahrig weiß ich gar nicht mal, müsst ich nachgucken). Aber lautschriftlich zu schreiben macht gelegentlich Spaß.
Bin da ganz bei dir, ich hab das so geschrieben, wie ich es höre. Und Spaß hatte ich dabei, besonders beim Vorlesen.

Peace, linktofink

 

@Manlio, ich könnte deine kritischen Fragen zur Erzählsituation noch um eine erweitern: Wie kann mich jemand, der an einem Infarkt verstirbt, nachher noch zutexten? Interessiert hätte mich mehr jedoch mehr dein Leseeindruck jenseits der formalen Standortbestimmung.
Konzipiert ist es als Rollenprosa, mit den entscheidenden Merkmalen: starker Ich-Erzähler, der – einem Schauspieler ähnlich – mit starker Stimme spricht und zwar in Dialekt/ Regiolekt mit Sogwirkung. Hier gibt es Überschneidungen zum Inneren Monolog, doch das hier, was du als iM anführst:

"Huh. Wo bin ich. Sone Trulla an meim Bett, faselt was von Herzkasper. ..."
würde ich klar einem stream of consciousness zuordnen, da unmittelbar Erlebtes eins zu eins weitergetragen wird. Zum inneren Monolog wird es an solchen Stellen, wo der Erzähler sich aktiv selbst adressiert:
Ich denk, red du nur, du weißtes nicht besser.
Weiß nich, wie ich das aushaltn soll auf Dauer, aber allein is auch nich besser
Davon sind reichlich im Text vorhanden und das schafft mMn einen "öffentliches-Tagebuch-Sound".
Hoffe, ich konnte dir weiterhelfen, Peace, linktofink

 

Hi @linktofink

nur ganz kurz; wurde auch schon viel gesagt.

Interessante Geschichte, mal eine etwas andere Sprache, guter Plot.

Ich spür den Stanzhammer, wie der Stempel auf mich runtersaust, und als ich aufspring, schlägt mir das Herz ausm Hals.
Hier war ich etwas verwirrt, dachte ich doch, da kommt gerade auf dem Klo ein Maschinenteil heruntergestürzt. Hat mich aber neugierig gemacht.

Kein Kaffee, kein Bier, nich mal die Dipse hammse mir gelassen.
Dipse = Zigaretten?

weil Emma und ihre Pänz weg sind
Ah, hier wird mir klar, dass es kölscher Dialekt ist.

Der Chef fands klasse, hat ne neue CNC-Nibbel bestellt
Da wurde mir das mit dem Stempel klar. CNC-Maschine also.

Der hatn amtlichen Burnout auf seiner Kawa hingelegt, als er den Brief kriegte. Vorne im Tor, die ganze Bude war total verqualmt, stank noch zwei Tage später, aber keiner hat was gesagt. N bisschen was von den Kreisen kannste heut noch sehen.
Nicht schlecht! Gefällt mir.

Ja, ist gut geworden. Der Slang passt, kann man gut lesen.

Viele Grüße,
GoMusic

 

Hallo @Manlio,

Ich bin wie blockiert durch die Erzählstimme. Mir fällt es schwer, in den Text zu finden ... Vielleicht schaffe ich es später.
Schon klar, das kann passieren, der Text sträubt sich gegen Lesegewohnheiten, du bist mit deiner Aversion nicht alleine. Noch weiter glätten möchte ich ihn jedoch nicht.

Erlebt er das oder ist das Flashback? Das ist spannend, aber ich tu mich gerade schwer.
Weder noch, es ist eine bildhafte Gefühlsbeschreibung, in der Art von: "Ich fühl mich, als hätt mich n Bus überfahrn."

Peace, Linktofink


Hey @GoMusic,

schön mal wieder von dir zu hören, auf diesem Weg einen Herzlichen Glückwunsch zur Familienerweiterung!

Hier war ich etwas verwirrt, dachte ich doch, da kommt gerade auf dem Klo ein Maschinenteil heruntergestürzt. Hat mich aber neugierig gemacht.
Hihi, wäre so auch ein spannender Moment, ist aber bildlich gemeint.

Dipse = Zigaretten?
Eine Dipse ist u.a. eine E-Zigarette, ohne dass ich da Spezialkenntnisse hätte.

Ah, hier wird mir klar, dass es kölscher Dialekt ist.
Nun ja, richtiges Kölsch wäre für 99% der Leser unverständlich, also eher rheinisch eingefärbter Dialekt.

Ja, ist gut geworden. Der Slang passt, kann man gut lesen.
Danke lieber GoMusic, ich probiere weiter.

Peace, linktofink

 

Hallo linktofink,

zum Jahresabschluss wollte ich noch eine kleine Geschichte lesen, etwas harmloses. Genau das verspricht dein Titel, aber er hält dieses Versprechen nicht - zum Glück!
Was sich dann in diesem Text entfaltet ist ein Drama in zweierlei Hinsicht: Ein Mann stirbt auf brutale Weise, der Täter relativiert das Geschehen, baut sich seine Welt voller Verdrängungsmechanismen auf.
Dieser Mensch wird durch verschiedene anekdotische Erinnerungen charakterisiert, aber auch ganz stark durch seine Sprache. In seltenen Fällen sind die Assoziationen, die man mit solch einem Wortgebrauch, vorurteilsbelastet, verbindet abwegig, auf deinen Text trifft das nicht zu, da das Ganze in ein passendes Setting eingegliedert ist.
Hat mir gefallen, die Sprache unterstützt den Eindruck von Selbstgefälligkeit, das brutale Geschehen dient nicht der Emotionalisierung des Lesers sondern der Charakterisierung des Protagonisten. Der Schluss hat etwas von "die Gerechtigkeit siegt", aber bei der Lebensweise ...

Bin der Einzige, wo er sich nich halb erwürgt, die Kinder hat der früher weggezogen, nur den Matze von gegenüber nich, der war immer schon anders.
Sorry, versteht ich nicht: "weggezogene Kinder", "er erwürgt sich nicht"?
Son bisschen wie aufm Mond und n Schlauch inner Nase hab ich auch.
Was ist so ein wenig wie auf dem Mond? Staub, ein Astronautenhelm?

Einen guten RUTSCH wünscht

Woltochinon

 

Hupsa @Woltochinon, gerade musste ich erstmal Staub pusten, der Jürgen war ganz voll davon. Hab nochmal alles gelesen, um den Text wieder aufm Schirm zu haben, ist echt schon ne Weile her.

Was sich dann in diesem Text entfaltet ist ein Drama in zweierlei Hinsicht: Ein Mann stirbt auf brutale Weise, der Täter relativiert das Geschehen, baut sich seine Welt voller Verdrängungsmechanismen auf.
Ja diese Mentalität "Solange ich nicht erwischt werde, ist es nicht schlimm", die ist schon hart und auch seine üble Rechtfertigung, dass der Jürgen das selbst schuld sei ebenso.
So ganz wegstecken kann er es doch nicht, auf die ein oder andere Weise holt es ihn ein.
Hat mir gefallen, die Sprache unterstützt den Eindruck von Selbstgefälligkeit, das brutale Geschehen dient nicht der Emotionalisierung des Lesers sondern der Charakterisierung des Protagonisten.
Interessanter Punkt, schön, dass du das so siehst.
Bin der Einzige, wo er sich nich halb erwürgt, die Kinder hat der früher weggezogen, nur den Matze von gegenüber nich, der war immer schon anders.
Sorry, versteht ich nicht: "weggezogene Kinder", "er erwürgt sich nicht"?
Geht um den Rocky, der nicht in der Hundeschule war. :D Der zieht so stark an der Leine, dass er sich selbst halb erwürgt. Und "die Kinder hat der weggezogen" heißt Rocky hat sich so in die Leine gehängt, dass die Kinder nicht stehenbleiben konnten, er hat die Kinder mitgezogen.
Son bisschen wie aufm Mond und n Schlauch inner Nase hab ich auch.
Was ist so ein wenig wie auf dem Mond? Staub, ein Astronautenhelm?
Der Satz davor: "Reicht, wenn ich nix machen kann. Kein Kaffee, kein Bier, nich mal die Dipse hammse mir gelassen." Ein Leben ohne Genussmittel ist gemeint, von der Denke her: Dann kann ich auch gleich auf den Mond. Vllt. sollte ich das schreiben?

Dir auch einen guten Rutsch, danke für den Kommentar.
Peace, l2f

 

Hallo linktofink,

unter mancher Staubschicht liegt ein Schatz verborgen, der gehört geborgen.

Der zieht so stark an der Leine, dass er sich selbst halb erwürgt. Und "die Kinder hat der weggezogen
Danke für die Aufklärung, du siehst, ich habe keine Erfahrung mit Hunden.
Ein Leben ohne Genussmittel ist gemeint, von der Denke her: Dann kann ich auch gleich auf den Mond. Vllt. sollte ich das schreiben?
Also zumindest um mein Verständnisdefizit auszugleichen, solltest du "das schreiben". Der Gedankengang ist doch weit hergeholt, vom Mond ...
Na ja, nur wegen mir die Änderung - ist da sonst niemand gestolpert?

Beste Grüße,

Woltochinon

 

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