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Der Kittinzheimer Antinazi

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08.12.2004
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Der Kittinzheimer Antinazi

Georg M., 89 Jahre alt, ging der Straße der schönen Familienhäusern von Kittinzheim entlang. Irgendwo in Saarland, Hessen, Sachsen oder Bayern. Er hinkte ein wenig. Wegen dem Holzbein, für welches er bei der Gastarbeit in Sibirien oder Kamtschatka sein echtes gab. Aus Fleisch und Knochen und eingefrorenem Blut. Kittinzheim war nicht seine Heimat. Er stammte nicht aus Kittinzheim, sondern aus irgend einer Gegend wie Lothringen oder Sudetenland. Irgendwoher, wo er nicht mehr willkommen war. Er war niemals Kommunist oder Sozialist gewesen, hasste aber die Nazis jeder Art über alles. In der Kneipe fuhr er seinen Mitbürgern oftmals wegen inkorrekter Wortwahl oder inkorrekten Witzes gegen den Mund, oder gegen die Nase, oder gegen das Auge. Obwohl er keine Körperkraft mehr besaß, tat es weh. Seine Rage füllte den Altersmalus. Und sein Holzbein auch. Dann tat es ganz besonders weh. Keiner hatte ihn aber jemals in dieser einbeinigen Lage umzustoßen versucht, denn jeder wusste: Man wird für eine gerechte Sache geprügelt. Wenn man sich da noch verteidigen würde, zeigte man sich erstens als kein guter Gentleman, zweitens als Nazi. Das wollte keiner in Kittinzheim.
Doch ging man trotzdem NPD und REP wählen. Ein Prozent. Nicht mehr. Obwohl dies meistens in den Wahnsinn getriebene Lehrer waren, versetze dieses ein Prozent Georg M.(89) noch tiefer in rechtschaffene Furiösität. Er kämpfte dagegen, wie er nur konnte. Auch heute ging er durch die Straßen Kittinzheims, um die lästigen abscheulichen Plakate oder Graffiti auszuradieren. An jeder Laterne, an jedem Zaun, in jeder öffentlichen Toilette. Der Tag war bald vorüber, und nach einer erfolgreichen Symbolikjagd ging Georg M.(89) nicht vollständig befriedigt heim. Zu hause wartete seine Gemahlin Renate M.(83) und auf ihn. Sie betreute seinen Enkel Tom M. oder Max M. An sie dachte er. Und noch daran, dass er Milch und schwarze Filzstifte kaufen muss.
Genau diese Gedanken wurden von einem verzweifelten Hilfeschrei unterbrochen. Er hätte die Polizei alarmiert, hätter er in diesem Geschrei nicht seinen guten Bekannten Zygyzmund Z.(34) nicht erkannt. Hier musste er selber eingreifen. Mit sich konnte er nichts machen. Es war ein Reflex. Und wie in einem Albtraum sah er vor seiner eigenen Haustür drei glatzköpfige Jugendliche Zygzyzmund Z.(34) treten. Sie beschimpften und erniedrigten ihn, wie es nur eingefleischte Nationalisten taten, damals. Nazis. In Kittinzheim. Vor Georgs Haustür. Seine idealtreue Ehefrau schimpfte von dem Balkon auf dem 2. Stock seiner halbfertigen Familienwohnung mit einem Telefonhörer in der Hand. Georgs Gesicht lief wie gewohnt rot an. Doch war sein Entsetzen anders als sonst. Epischer. Titanischer. Brüllend stürzte er sich mit dem Gehstock in der Faust auf die im Durchschnitt anderthalb Meter großen, anscheinend kopflausbefallenen Kinder. Ehe sie Georg M.(89) bemerkt hatten, floß ihr Blut.
Nicht in Flüssen. In einer Menge jedoch, die den jüngsten von den drei Skins wie das Rotkäppchen aussehen ließ. Dieser setzte sich auf den Rasen und begann zu winseln. Die beiden anderen hielten an und Zygzymund Z.(34), zur Unkenntlichkeit geschlagen, bedankte sich lautlos für die Zivilcourage bei Georg M., welcher sich gerade dazu breit machte, der Jugend Moral beizubringen. Zwei Drittel dieser betrachteten ihn mit Respekt, ein Drittel winselte. Dies überraschte Georg M.(89), sowie auch Renate M.(83), welche sogleich das Reden einstellte. "Sieg Heil!", riefen die zwei Skinheads, fast im Chor. Georg M.s Herz kam bei diesen Worten fast zum Stillstand. Ihm blieb die Rede, welche lokomotivartig aus ihn herausrasen sollte, im Halse stecken.
"Wir wissen was Sie für die Heimat getan haben, Herr M.", sagte der etwas längere.
"Bei der SS", fügte der etwas kürzere hinzu. "Und wir respektieren Sie, Herr M."
"Den Polen haben Sie übrigens verfehlt.*seufz*", sprach der Kleinste.
Anstatt weiter zu berserkern, wie Renate M. es von ihm erwartet hätte, setzte er sich auf das Gras.
"Wo-Woher?" hauchte der alte Herr "Woher wissen Sie, dass ich-".
"Ach", wurde er unterbrochen "Das weiss doch jeder. Und jeder respektiert Sie dafür, Herr M.".
Doch Herr M.(89) antwortete nicht. Vor seinen Augen schwammen Bilder von jungen Menschen, die er erschossen hatte. Von überfüllten Kirchen, die er angezündet hatte, von den rauchenden Menschenresten, von Frauen, die er vergewaltigt und dann erschossen hatte. Von ihren Kindern, die dabei zusehen mussten. Von den Kindern, denen er aus Barmherzigkeit nur die Ohren abgeschnitten hatte. Das Schrecklichste war aber, dass er sich an seine Träume erinnerte. An einen Traum, der ihn damals inspirierte. Inspirierte, Hitler zu wählen, in die SS gehen und freudig Menschen zu töten. Der Traum, in welchem er in einem Hammock liegend, mit einem kalten Cocktail in der Hand, Untermenschen betrachtete, wie sie ihm, in endlosen Weiten des Ostens, eine Villa bauen. Der Traum, an dem er zweifelte, als man ihm zwischen der Tanne und der Birke das Bein absägte. Das alles brachte ihn in einen tranceähnlichen Zustand. Man sagte ihm etwas, was ihm keinesfalls gesagt werden sollte. Runtime Error, in Computersprache ausgedrückt.
Als er dann zu sich kam, waren die Jugendlichen nicht mehr zu sehen. Renate M. redete mit einem Polizeibeamten. Und er saß im Gras. "Sind Sie in Ordnung?", fragte ein junges Fräulein im weißen Kittel.
"Ja", entgegnete Georg M.(89) selbstsicher.
"Sind Sie sicher?"
"Ja!", sagte er. "Was sich die Nazis heute erlauben. Sieht zu, dass unser Land so bleibt wie es ist, Mädchen"
"Uhu", sagte die Sanitäterin unbesorgt, "Wir gehen dann". Renate M. (83) half Georg M. auf die Beine und schleppte ihn bis an den weißen Chaiselongue zwischen zwei Gartenzwergen.
"Zygyzmund!"
"Ja?", sagte Zygyzmund Z.(34) mit Gips an der linken Hand und weißen Bändern am Kopf.
"Bist du in Ordnung?"
"Ja, Kherr M. Ich mach mich an Arbeit"
Er ging zu der Grube, die später eine Garage für Georg M.s Porsche werden sollte.
"Wann Igor und Ismail gekommen. Sie Zement bringen"
"Guuut", hauchte Georg M.(89) zufrieden, während sein Enkel Tom M. ihm kalte Limonade brachte.

 

Hallo General Midi,

was für eine fiese Geschichte. Der Schluss hat mir sehr gefallen. :)

Was die Altersangaben bei den Personen bezwecken sollen, leuchtete mir allerdings nicht ganz ein.

Einiges muss ich auch bekritteln:

Er ist niemals Kommunist oder Sozialist gewesen, hasste aber die Nazis jeder Art über alles.

Zeitfehler: "War Kommunist gewesen".

1%. Nicht mehr

Wird ausgeschrieben: Ein Prozent.

Er würde die Polizei alarmieren, würde er in diesem Geschrei seinen guten Bekannten Zygyzmund Z ...

Zeitfehler: "Er hätte die Polizei arlamiert, hätte er nicht ... i".

Mit sich konnte er nichts machen. Es war ein Reflex.

Was soll der erste Satz heißen? So ergibt er keinen Sinn. Meinst du: "Er konnte nichts dagegen machen", oder: "Er konnte nicht aus seiner Haut" oder soetwas?

eingefressene Nationalisten

Das Wort "eingefressen" kenne ich nicht.

anderthalb Meter großen, anscheinend kopflausbefallenen Kinder.

Wie können kahlrasierte Kinder Kopfläuse haben?

bestarrten ihn mit Respekt,

Sagt man so nicht: "Starrten ihn repektvoll an" oder "betrachteten ihn mit Respekt" wäre besser.

"Wir wissen was sie für die Heimat getan haben, Herr M.", sagte der etwas längere. "Bei der SS.", fügte der etwas kürzere hinzu. "Und wir respektieren sie, Herr M." "Den Polen haben sie übrigens verfehlt.

Hier und auch später: "Sie" als Anrede groß.
Den letzten Satz verstehe ich in dem Zusammenhang nicht ganz.

Der Traum, in welchem er in einem Hammock liegend, mit einem kalten Cocktail in der Hand, Untermenschen betrachtete, wie sie ihm, in endlosen Weiten des Ostens, eine Villa bauen. Der Traum, an dem er zweifelte, als man ihm zwischen der Tanne und der Birke das Bein absägte.

Böse, trocken: Gut! Vor allem, wenn man dann den Schluss liest.

Viele Grüße
Pischa

 
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Hallo General Midi,

ich habe deine Geschichte recht gern gelesen. Sie ist vor allem eins: innovativ. Du brichst mir vielen Schreibregeln, was teilweise funktioniert und teilweise nervt und erstellst ungewöhnliche Protagonisten, Handlungen und Ausdrucksweisen. Mir hat es Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen. Ich halte sie für kreativ und ungewöhnlich, und auch der Zynismus spricht mich an.

Pischas Kritik ist beachtenswert.

Grüße,
Anea

 
Zuletzt bearbeitet:

Was mich vor allem interessiert: Ist die Aussage der Geschichte auch... klar?

@Pisha

Was die Altersangaben bei den Personen bezwecken sollen, leuchtete mir allerdings nicht ganz ein.
Damit sollte es an ein Lokalzeitungsberricht erinnern. Ich weiss nicht, ob das nicht mehr stört, als Stil verleiht. Ich würde gerne wissen wie das ankommt.

Mit sich konnte er nichts machen. Es war ein Reflex.

Was soll der erste Satz heißen? So ergibt er keinen Sinn. Meinst du: "Er konnte nichts dagegen machen", oder: "Er konnte nicht aus seiner Haut" oder soetwas?
Es sollte heißen, dass er die Kontrolle über sich verliert.

eingefressene Nationalisten


Das Wort "eingefressen" kenne ich nicht.
Ich wollte da eingefleischt schreiben. Denke ich.

anderthalb Meter großen, anscheinend kopflausbefallenen Kinder.


Wie können kahlrasierte Kinder Kopfläuse haben?
Schwerer Logikfehler. Sie dürften nur einst Kopflausbefallen gewesen sein. Ich ersetze es mal durch Tuberkulose, Leukämie, Syphilis oder Typhus. Was davon klingt besser?

"Wir wissen was sie für die Heimat getan haben, Herr M.", sagte der etwas längere. "Bei der SS.", fügte der etwas kürzere hinzu. "Und wir respektieren sie, Herr M." "Den Polen haben sie übrigens verfehlt.

Hier und auch später: "Sie" als Anrede groß.
Den letzten Satz verstehe ich in dem Zusammenhang nicht ganz.
Es ist zwar furchtbar doof, aber der letzte Satz sollte von demjenigen stammen, den er gerade eben geschlagen hatte, von dem kleinsten Jugendlichen. Dieser glaubt nämlich nicht, dass Georg ihn nicht absichtlich schlagen würde. Wie gesagt, ich weiss, es ist furchtbar doof.
Gilt die Sie-Regel nicht nur für Briefe? Okay, ich nehme an ich weiss es schlechter.

Der Traum, in welchem er in einem Hammock liegend, mit einem kalten Cocktail in der Hand, Untermenschen betrachtete, wie sie ihm, in endlosen Weiten des Ostens, eine Villa bauen. Der Traum, an dem er zweifelte, als man ihm zwischen der Tanne und der Birke das Bein absägte.
Böse, trocken: Gut! Vor allem, wenn man dann den Schluss liest.
Dann hat es geklappt. Den Rest deiner Korrektur übernehme ich, da ich damit natürlich einverstanden bin. Danke dafür, übrigens.

@ Anea. Wie schön es doch ist, dass du meine Geschichte dermaßen gelungen findest.

Gruß, General Midi.

 

Friedvolle Grüße

Eine flüssig erzählte, lesenswerte Geschichte.

Das Negative gleich mal vorweg - die Altersangaben sind absolut daneben, sie geben der Geschichte höchstens ein gewisses Trash-Appeal, die solltest Du also entfernen. Auch die Abkürzung der Nachnamen ist nicht unbedingt nötig. Wenngleich sie vielleicht die Anonymität verstärkt, in der Georg M. bisher gelebt hat, so verstärken sie ebenfalls das Trash-Appeal.

Gut finde ich, das Du diesen augenscheinlich überzeugten Nazi als jemanden charakterisierst, der sein Fähnchen in den Wind hängt, ohne aber, wie das Ende andeutet, tatsächlich von seiner Überzeugung abzurücken. Du zeichnest diese Person als Menschen, nicht als Ungeheuer. Dafür muß ich Dir Respekt zollen, denn den Spagat bekommt nicht jeder hin.

Was mich noch stört, ist die Formatierung. Die Geschichte wäre einfacher zu lesen, wenn Du sie in mehrere Abschnitte unterteilst, vielleicht sogar die wörtliche Rede in Romanform präsentierst (für jeden, der spricht, eine neue Zeile).

Runtime Error, in Computersprache ausgedrückt.

Der einzige Satz, der mich wirklich stört, weil er nicht in die Geschichte passt. Alles andere liest sich irgendwie zeitlos, könnte in den 60ern, 80ern, oder heute spielen. Mit dem Satz scheinst Du die Geschichte für die "Computergeneration" attraktiv machen zu wollen, dabei hat sie das weder nötig, noch verdient. Ich empfehle eine ersatzlose Streichung.

Kane

 

Tag, Bruder. Ich nehme den Reformatierungsvorschlag gerne an. Zum Rest: (das übrigens an alle Leser, denn die Aussage ist anscheinend doch nicht klar)
Der eigentliche Sinn der Geschichte ist, dass Georg M. gar kein Nazi ist. Es ist zwar ein wenig gewagt, aber er ist die Verkörperung Deutschlands und seiner Politik im laufe des Jahrhunderts (sollte ich ihn in 'Herman' umtaufen, damit es klarer wird). Er hat bereut und abgeschworen. Er hasst die Nazis über alles, er duldet ihre Symbolik nicht und so weiter und so fort. Er ist ein normaler Mensch mit 'normalen' Träumen, genauso wie er es damals war. Damals war die SS der Musterweg zum heiß erwünschten Wohlstand. Dass die meisten Bauarbeiter (jedenfalls bei uns in Hessen) gerade Ausländer sind ist heute Realität und eine Ironie des Schicksals.
'Runtime Error' ist halt ein Ausdruck, der da nmM passt. Es könnte eh nicht in den 60ern passieren, da es keine rechte Skins gab, da Sachsen nicht in BRD war (in der DDR würde es ganz anders aussehen) und da es nur wenige Ausländer in unseren Proletariat gab. In den 80ern hatten vorschrittliche Leute schon viele schmackhafte Runtime Errors. Computersprache ersetze ich durch Maschienensprache um den Bezug auf das digitale Zeitalter zu schwächen.


Gruß, General Midi.

 

Hallo General Midi,

du hast sicherlich versucht, eine böse kleine Geschichte zu schreiben. Ich habe sie nun im fünften Anlauf endlich mal bis zum Schluss gelesen. Meistens hatte ich nicht genug Zeit, die zahlreichen notwendigen Notizen dazu zu machen. Wenn ich eine so kurze Geschichte lese, dann möchte ich nicht über eine Stunde Aufwand nur in Korrekturhinweise stecken, die durch ein bisschen Sorgfalt leicht zu vermeiden gewesen wäre.
Aber auch ansonsten hat mich einiges an deiner Geschichte genervt. Zum Beispiel die ständig wiederholten Altersangaben in Klammern, die mir nicht einleuchten. Nicht mal bei Zeitungsberichten wird das Alter so penetrant wiederholt. Selbst dem gemeinen BILD-Leser wird genügend Intelligenz zugetraut, es irgendwann begriffen zu haben.
Es gibt aber auch positives. Den Plot finde ich sher intreessant, auch wenn mir nicht glanz klar ist, worauf du hinaus willst. Stilistisch könnte man den Eindruck haben, du veralberst ausgerechnet jemanden, der aus Vergangenheit gelernt hat (Die Klammeralteresangabe in dieser Penetranz trägt zu diesem Eindruck übrigens bei).
In wieweit Georg M Soldat im Krieg gewesen ist, sich hat blenden lassen von Nazi Propaganda und vielleicht erst beim Verlust seines Beines ins Nachdenken gekommen ist, er hat nachgedacht. Die Tragik, die für ihn dahinter stecken muss, wenn ihn jetzt Neonazis für seine ehemaligen Taten rühmen, die kommt bei dir aber für mein Gefühl nicht rüber. Dazu nimmst du mE deine Geschichte viel zu wenig ernst. Der ganze Tonfal wirkt für mich eher albern, was zum Beispiel auch an Stellen wie dem einen Prozent REP oder NPD Wähler liegt, die du auf so pseudowitzige Weise begründest. Frustrierten Lehrern und Pädagogen sagt man doch viel eher ein Liebesverhältnis zu Grünen und Linken nach.
Du merkst, ich habe leider vieles auszusetzen an dieser Geschichte.

Weitere Details:

Wegen dem Holzbein, für welches er bei der Gastarbeit in Sibirien oder Kamtschatka sein echtes gab.
Haben dich "welches" + "echtes" nicht stutzig gemacht, ob der Casus nach "Wegen" richtig gesetzt ist? Wegen des Holzbeins.
Kittinzheim war nicht seine Heimat. Er stammte nicht aus Kittinzheim
War Kittinzheim eigentlich seine Heimat?
gegen den Mund, oder gegen die Nase, oder gegen das Auge.
Kommas weg (nicht nur wegen der Grammatik sondern auch wegen des Flusses. Wenn du es einzeln betonen willst würde ich hier eher jeweils einen Punkt vorschlagen.
Obwohl er keine Körperkraft mehr besaß, tat es weh.
Vielleicht auch gerade deswegen? Die Knochen werden ja mit dem Alter auch schmerzempfindlicher beim Zuschlagen.
Ein Prozent. Nicht mehr. Obwohl dies meistens in den Wahnsinn getriebene Lehrer waren, versetze dieses ein Prozent Georg M.(89) noch tiefer in rechtschaffene Furiösität.
Irgendwie stimmt an diesem Satz leider fast gar nichts. Das eine Prozent entstand zum größten Teil durch die Stimmen der in den Wahnsinn getriebenen Lehrer. Es fehlt also für diese Satz ein in Person und Casus richtiger Bezug. Natürlich wird klar, was du meinst, möchtest du aber eine intellektuelle Geschichte auf dem grammtischen Niveau eines Grudschülers schreiben?
Auch heute ging er durch die Straßen Kittinzheims, um die lästigen abscheulichen Plakate oder Graffiti auszuradieren.
Nun magst du mir vorwerfen, ich verstehe dich absichtlich wörtlich. Aber natürlich weiß ich, dass "auszuradieren" hier übertragen gemeint ist. Und trotzdem bleibt es nicht nur deshalb schief, weil es sich im Zusammenhang mit Plakaten und Graffiti einfach harmlos liest (versuche das bei beiden mal mit einem Radiergummi), sondern auch, weil mir die Symbolik zu "Leben ausradieren", in der es im übertragenen Sinne meist verwendet wird nicht einleuchtet.
und nach einer erfolgreichen Symbolikjagd
er hat ganz sicher die Symbole, nicht die Symbolik gejagt.
Zu hause wartete seine Gemahlin Renate M.(83) und auf ihn.
Die wartete zu Hause
An sie dachte er. Und noch daran, dass er Milch und schwarze Filzstifte kaufen muss.
kaufen musste (sonst hast du einen Tempusfehler)
Er hätte die Polizei alarmiert, hätter er in diesem Geschrei nicht seinen guten Bekannten Zygyzmund Z.(34) nicht erkannt.
Da ist dir einfach ein Buchstabe zu viel rausgerutscht.
Sie betreute seinen Enkel Tom M. oder Max M.
Bin nicht sicher, ob es die gleiche Egalität wie bei den Ländern haben soll, wenn nicht (es also zwei Enkel sind), betreute sie seinen Enkel
Hier musste er selber eingreifen. Mit sich konnte er nichts machen.
Wie verstehe ich "Mit sich ..." Sollte mir das sagen, er war weder kräftig noch rüstig genug, etwas zu tun?
drei glatzköpfige Jugendliche Zygzyzmund Z.(34) treten.
Auch bei dem Namen sind dir ein paar Buchstaben zu viel rausgerutscht.
Die beiden anderen hielten an und Zygzymund Z.(
oder schreibst du ihn mit Absicht immer anders?
bedankte sich lautlos für die Zivilcourage bei Georg M., welcher sich gerade dazu bereit machte, der Jugend Moral beizubringen.
Nur als Frage. Altersangabe in Klammern hier vergessen?
der Jugend Moral beizubringen. Zwei Drittel dieser betrachteten ihn mit Respekt, ein Drittel winselte.
Zwei Drittel dieser (Jugend) betrachteten ihn ... (sonst hast du einen Casus Fehler)
wie sie ihm, in endlosen Weiten des Ostens, eine Villa bauen.
bauten (sonst wieder Tempusfehler)
Sieht zu, dass unser Land so bleibt wie es ist, Mädchen"
Solll sicher eine Aufforderung sein. Also: Sieht zu, dass unser Land so bleibt wie es ist, Mädchen!"
"Uhu", sagte die Sanitäterin unbesorgt, "Wir gehen dann".
Zeichensetzungsfehler. "Uhu", sagte die Sanitäterin unbesorgt, "wir gehen dann."
"Ja?", sagte Zygyzmund Z.(34) mit Gips an der linken Hand und weißen Bändern am Kopf.
Eingegipst? als Sofortmaßnahme am Ort? Das mag ja kleinlich sein, aber wenigstens im Bereich des möglichen sollte es doch bei dieser Geschichte schon liegen, was du schreibst.

Trotz leider böser Kritik einen ehrlichen lieben Gruß, sim

 

Hehe, Sim, das ist schon die zweite Geschichte von mir, die du mit deinem bösen Blick schmelzen lässt. Nun gut. Erstmal Guten Tag und vielen dank für die Mühe, die du dir gemacht hasst. Den Großteil deiner Arbeit übernehme ich.
Zum Inhalt:

In wieweit Georg M Soldat im Krieg gewesen ist, sich hat blenden lassen von Nazi Propaganda...
Nein, eben nicht! Das sagen halt' alle von sich, dass sie blind, blöd und doof waren. Ist es aber möglich, dass die Leute, nach Renaissance, nach Humanismus, nach der Aufklärung zu unmenschlichen barbarischen Bestien werden (welche Timur Lenk, Robbespierre und die sp. Inquisition bleichen lassen) wenn man ihnen nur ein Paar Ufa Filme und Hitlerposter zeigt?
Georg M hat bei klarem Verstand den kürzesten Weg zum erwünschten Wohlstand gesucht - Als Mitglied der “Herrenrasse”, welcher dazu noch aktiv an dem Ziel gearbeitet hat. Beim Verlust des Beines gezweifelt ob sein Traum von einer Villa je Wirklichkeit wird, also ob er je aus dem Arbeitslager lebend rauskommt.
Die Aussage ist (ich glaube ich hatte es schon gesagt), dass die meisten aktiv beteiligten Menschen damals genau so waren wie jetzt. Heute jagt Georg M Nazisymbolik weil, wenn die Nazis heute an die Macht kommen, es für Deutschland und Georg M ökonomisch sinnlos und sogar schädlich wäre.
Ich habe es absichtlich, wie du gemerkt hast, “wahnwitzig” gemacht, denn das soll schließlich an eine “Superoma” Kindergeschichte erinnern.

Gruß.
General Midi.

 

Vorweg: Ich finde die Geschichte nicht gelungen. Sie wirkt auf mich albern, plump und schwimmt irgendwie zwischen Klamauk und mit dem Holzhammer hinein geprügelter Sinnhaftigkeit.
Du schreibst sehr unsicher. Auf der einen Seite klingt da manchmal die gekünstelte Sprache durch, die Anfänger gerne verwenden und mit großen Vorbildern entschuldigen, auf der anderen Seite versuchst du die Sprache bodenständig fließen zu lassen. Letzteres ist der für mich als Leser angenehmste Weg, aber da gleitest du manchmal auch wieder ab ins Prollige.
Die Betonung der Gewalt bringt das Ganze inhaltlich schon in die Nähe von Slapstick, zumal du dich, vielleicht unwissentlich, des alten Sketch-Motivs bedienst, einen vollkommen übertriebenen Charakter darzustellen, der sich in der Pointe als das Gegenteil entpuppt, bei Bully Herbig war's der KKK-Mann, der die Kapuze vom Kopf nimmt und sich als Farbiger zu erkennen gibt, was übrigens nur dadurch lustig wird, dass das gar nicht die Punch Line ist, sondern dass dieser Farbige dann in Mainzelmännchen-Manier "Guden Abend" sagt.
Das ist schon alles sehr auf Klamauk ausgerichtet und die Wendung wird ohne jede Raffinesse eingeführt. Auf einmal stellt er sich als ehemaliger Nazi raus. Na holla!
Dass da nicht die beabsichtigte Aussage beim Leser ankommt, ist klar.
Übrigens, ich weiß nicht, wie ihr das handhabt, aber wir lassen in unserer Lokalzeitung solche Sachen wie Altersangaben, Beruf usw nebenbei einfließen, z.b.: "Blablabla", sagt der 64jährige Rentner. Die Altersangaben in Klammern sind eher Boulevard.

 

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