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Der kleine Mönch

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27.06.2003
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Der kleine Mönch

Der kleine Mönch

Der kleine Mönch saß schon seit einigen Tagen da. Er saß auf einen flachen Stein, der von der Natur unter einer riesigen Birke plaziert worden war. Es war Herbst und der Wind raschelte in den wenigen braun gefärbten Blättern der Birke.
Der Wind hätte bestimmt auch das Haar des kleinen Mönchs zerzaust, aber der hatte ja keines. Nur seine ärmliche Kleidung, eine schlichte Jacke und eine weite Hose wurden von der steten Brise aufgewühlt.
Die Reisenden, die die Straße befuhren und bewanderten, die vor dem Stein des kleinen Mönchs verlief, bemerkten diesen fast nie oder zeigten es zumindest nicht.
Er verbrachte Tag und Nacht auf seinen Stein und verließ ihn nur um sich Essen und Trinken zu holen. Oftmals erbat er von Reisenden eine milde Gabe mit mehr oder minderen Erfolg.
Eines Tages holperte eine prächtig geschmückte Kutsche heran, aus deren offenen Fenster ein stark geschminkter Mann blickte. Die Perücke auf seinen Kopf war von der Fahrt auf der steinigen Straße leicht verrutscht, was ihn äußerst merkwürdig aussehen ließ.
Der kleine Mönch, der von dem Lärm der sich nähernden Kutsche gestört worden war, unterbrach seine erst gerade begonnene Meditation. Als er den mit Gold, Seide und Edelsteinen geschmückten Mann mit der schief sitzenden Perücke erblickt, verzogen sich seine ausdruckslosen Gesichtszüge zu einem belustigten Lächeln.
Der Mann in der Kutsche bemerkte dies.
„Halt!“, schrie er erbost dem Kutscher zu.
Die Kutsche kam langsam zum stehen und die Pferde warfen die Köpfe unruhig von einer Seite zur anderen. Ein Page sprang vom hinteren Teil der Kutsche und warf hastig einen rote Teppich auf den staubigen Untergrund, bevor er dem Mann mit der schief sitzenden Perücke die Tür öffnete.
Jener stieg mit hochmütig erhobenen Haupt aus und stützte sich auf einen reich verzierten Gehstock, der am oberen Ende mit einen faustgroßen Edelstein geschmückt war. Kaum hatte der Mann den roten Teppich soweit beschritten, dass er vor dem kleinen Mönch stand, schon brachte ihm der Page einen Stuhl, der ebenso wie alles andere mehr als reichlich geschmückt war. Der Mann setzte sich und ließ sich viel Zeit eine bequeme Haltung zu finden.
Der kleine Mönch lächelte noch immer.
„Sagt mir Bettelmönch, was belustigt euch so?“
„Ich bin nicht belustigt, Herr!“, antwortete der kleine Mönch auf die ihm gestellte Frage „Ich lächle nur aus Freude euch zu sehen.“, er verbeugte sich leicht.
Der Mann kniff die Augen mißtrauisch zusammen.
„Ihr freut euch mich zu sehen, Bettelmönch?“, er hob nachdenklich eine Augenbraue „AH, ich verstehe. Macht euch keine Hoffnungen, von mir werdet ihr keine Spende erhalten!“
„Ich wollt euch nur mein Lächeln schenken!“
Die Augen des kleinen Mönchs hatten einen unsagbar freundlichen Ausdruck angenommen. „Ihr seht bestimmt nicht oft ein ehrlich gemeintes Lächeln, Herr.“
Das vorher noch erboste Gesicht des Mannes bekam einen traurigen Ausdruck.
„Das ist wohl war! Kaum ein Lächeln wird mir geschenkt ohne Hintergedanken!“, er senkte mißmutig seinen Kopf. „Aber warum schenkt ihr mir eins und was macht ihr hier eigentlich?“
Der kleine Mönch schob vorsichtig ein Bein nach vorne über den Rand des Steines und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf das andere.
„Ich sah eure Armut! Denn wißt ihr nicht, dass ihr arm seid? Geld mögt ihr ja vieles haben, aber wie viele ehrlich gemeinte Lächeln bekommt ihr geschenkt? Es sind wenige! Und ich der reich bin an jenem wollte euch ein freundliches Lächeln geben, um eure Armut zu mildern!“
„Also doch!“, der Mann schrak auf. „Ihr wollt mich zur Spende bewegen!“
„Nein, Herr!“, erwiderte der Mönch ruhig. „Ich begehre eure weltlichen Güter nicht, denn das weltliche ist vergänglich. Ich wollte nur eurer Seele, ja eurem Geist ein Geschenk machen! Ich habe heute bereits gegessen und getrunken. Mehr begehre ich auch nicht, denn der größte Reichtum ist, für mich, meine von dem Gesetz der Natur geregelte Armut.", er machte eine Pause und blickte sich um. „Seht ihr den Apfelbaum? Von ihm erhalte ich meine Speisen. Seht ihr dort hinten den kleinen Bach? Er gibt mir Wasser zum Trinken. Mehr benötige ich nicht, um über das Wesen aller Ding nachdenken zu können.“
Der Mann nickte, anscheinend zu frieden gestellt.
„Ihr habt also nur meine Armut lindern wollen?“
„Das war mein Begehren.“ Der kleine Mönch lächelte noch immer. „Ich wollte meinen Reichtum mit euch teilen! Am Tage kommen hier viele Leute vorbei und nicht wenige schenken mir ein Lächeln!“
„Euer Reichtum ist also größer denn meiner?“
„In dieser Hinsicht kann ich eure Frage nur bejahen, Herr.“, der kleine Mönch neigte den Kopf entschuldigend.
Der Mann vollführte im Aufspringen eine schnelle Bewegung und plötzlich zeigte in seiner rechten eine Blut verschmierte Klinge gen Himmel, der gerade von der untergehenden Sonne tief rot gefärbt wurde.
Der Kopf des Mönchs lag sauber abgetrennt von der aus dem Gehstock gezogenen Klinge neben dem Stein am Fuße der Birke. Der Stein war von dem Blut des kleine Mönchs, das aus seinem leblosen Körper floß, bereits tief rot verfärbt.
„Niemand soll in irgend einer Weise reicher sein als ich!“, stieß der Mann hervor und wischte seine Klinge an den Kleidern des kleinen Mönchs ab. Dann stieg er wieder in die Kutsche. Der Page holte Stuhl und Teppich und verstaute beides sicher. Dann sprang er auf, kurz bevor der Mann dem Kutscher befahl abzufahren. Die Kutsche holperte davon und die leblosen Augen des kleinen Mönchs blickten ihr nach, während das Blut aus dem abgetrennten Kopf die Wurzeln der uralten Birke befeuchtete.

 

Hi!
Habe deine Geschichte gerade gelesen und finde sie wirklich schön. Schön traurig besser gesagt, aber mit einem sehr wahren Kern, und den bringst du gut rüber.
Einige kleinere Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen, aber ich schätze mal, die findest du, sobald du die Story noch mal durchgehst.
Alles in allem brauche ich mich gar nicht an deine Aufforderung unter dem Text zu halten, denn mir hat die Geschichte echt gut gefallen.

 

Hi Natas le Fuet,
willkommen auf KG.de!

nettes Märchen erzählst du uns da.
Nur die Moral geht etwas unter, wohl keine Gute Nacht Geschichte ;)

Mir sind einige Großschreibfehler an Satzanfängen aufgefallen. Findest du aber auch selbst, wenn du es nochmal liest...

Guter Einstand, weiter so!

lg Hunter

 

Hi, Christian
Hi, Hunter

Ich hoffe ich habe jetzt zumindest die gröbsten Fehler beseitigt, aber ich glaube alle habe ich noch nicht gefunden. Werd mir Mühe geben auch den letzten noch zu finden ;-)

Ich bedanke mich bei euch beiden.
Ich wollte erstmal schauen wie diese Geschicht ankommt, bevor ich weitere veröffentliche, aber jetzt bin ich mir sicher...
Auch danke auf den Hinweis auf die Schreibfehler, nach einer Weile übersieht man die einfach.

Also auf bald,
Naty

 

Natas le Fuet schrieb unter die Geschichte:

Das ist die erste Geschichte die ich hier ausstelle, also seid bitte nicht so hart zu mir *g*.
Ich freu mich über Kritik und Lob....

Bitte Anmerkungen zur Geschichte in ein eigenes Posting.

 

Hallo Natas le Fuet,

mir hat die Geschichte leider nicht so gefallen. Nicht etwa weil sie schlecht geschrieben wäre, das nicht. Weil ich durch Exupérys Kleinem Prinzen schon, sagen wir, "voreingenommen" bin. Hast Du dich von St.-E. inspirieren lassen?
Sonst ist der Plot ziemlich einfach, die Moral etwas abgetragen. Nur was das Ende betrifft, mag ich mich nicht entscheiden: Ist es eher aufgesetzt, weil dem Autor nichts besseres eingefallen ist, oder ergibt es sich zwangsläufig als das "bittere Sahnehäubchen".

Alles in allem wäre die Rubrik "Philosophisches" geeigneter gewesen.

Aber lass dich bitte nicht durch mich entmutigen und

schreib weiter,
FLoH.

 

@abraxas

Sorry, wußt ich nicht. Werd mich im Folgenden dran halten.

@floh

Exupérys Kleinem Prinzen

Das ich mich von der Geschichte inspirieren lassen hab kann ich nicht sagen, schon allein deswegen, weil ich sie nicht gelesen hab. Sollt ich vielleicht mal, um deinen Einwand zu verstehen.
Die Geschichte hab ich ehrlich gesagt schon eine ganze Weile liegen, hab mich nur erst jetzt entschieden sie auszustellen. Wegen der Kategorie war ich mir selbst nicht so sicher und hab mich erstmal für diese entschieden, weil sie mir am passenden schien.
Entmutigen laß ich mich nicht, bin immer für Kritik offen (so lang sie vernünftig vormuliert ist).

Also Danke für deine Kritik :D

Auf bald,
Naty

 

Hallo, Existence

Zu dem "kleinen Prinzen" kann ich leider immer noch nichts sagen:rolleyes: , hab die Geschichte immer noch nicht gelesen.

Ein faustgroßer Edelstein ist SEHR GROß, volkommen richtig, aber muss man denn immer bei der Realität bleiben? Der Stein (genau wie der andere Tand) soll nur den Mann "unendlich" reich darstellen, eine Konflickt zwischen "Kirchenmaus" und "Midas" (asiatische Religion und westliche Religion ;) ).

Mit der Birke kann ich dir auch nicht widersprechen, aber die Eiche fand ich so abgetragen...
Ich bin allerdings auch kein Florist und kann nicht sagen wie alt solche Bäume werden, aber ich denke doch zumindest älter als Menschen, das reicht doch vorerst aus :D

Ich danke dir für deine konkreten Fragen, Kritik und Lob. Erwarte dann deine nächste Stellungnahme :) .

Bis dahin...
greetz, naty

 

Hi, BO
Dann funktioniert die plötzliche Wendung doch als Schrekeffekt!
:)
Freut mich das sie dir gefallen hat.
Zu "Leon und Leonie" kann ich leider auch nichts sagen, weil ich die Geschichte nicht gelesen habe :rolleyes:
Aber danke für deinen Kommentar.
greetz, naty

 

Hey, Bo.
Nochmal danke. Endlich mal jemand der die Geschichte richtig zu würdigen weiß (nicht das ich den anderen das nicht zu traue), oder zumindest einer der schreibt was er denkt, empfunden hat, bei der Geschichte.
Zum Teil, finde ich, beurteilen manche zu objektiv. Achten vermehrt auf Rechtschreib- und Kommafehler und verlieren dabei die Geschichte aus den Augen.
Ich danke dir.
:D

 

Hi, Zannalee.

Der Nickname ist eigentlich der Name einer Figur aus einer anderen Geschichte und ich hatte mir damit so viel Mühe gegeben, dass ich dachte den auch mal anders verwenden zu können :)

:D
Dein Kommentar schmeichelt mir.
Ich danke dir und hoffe das dir auch meine anderen Storys (zumindest einige vielleicht) gefallen, wenn du sie mal lesen magst versteht sich.
Es freut mich das ich dich gut unterhalten habe.

Also bis dann.
greetz, naty

 

:D
Freu mich drauf.
Aber manche sind nicht so doll :rolleyes: , also nicht zu viel erwarten.

greetz, el draco

 

Zumindest die Story, in der sataN teuF eL mitspielt, würde ich gern sehen...

 

Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
Mein Pathos brächte dich gewiß zum lachen,
hättest du dir nicht das Lachen abgewöhnt.

Die Geschichte kommt hier wohl nit hie...

greetz, naty

 

Hallo Natas le Fuet!
Ich finde deine Geschichte nett zu lesen, das Ende hat mich zwar nicht so überrascht. Aber okay.

Ein nettes Märchen für zwischendurch, nicht mehr, nicht weniger.
Angenehm zu lesender Stil.

Zwei Kleinigkeiten ist mir noch aufgefallen ;):

Und ich der reich bin an jenem wollte euch ein freundliches Lächeln geben, um eure Armut zu mildern“!
Du hast am Ende die Abführungszeichen vor das Ausrufezeichen gesetzt

„ Seht ihr den Apfelbaum?
Hier hast du vor 'seht' einen Leerschritt gemacht.

bye und tschö

 

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