Was ist neu

Der Krämer und die Spieluhr

Mitglied
Beitritt
06.01.2005
Beiträge
11
Zuletzt bearbeitet:

Der Krämer und die Spieluhr

Er war von Norden gekommen. Von Norden über die Berge, von Norden aus der Kälte. Und den ganzen Weg hatte er den Karren gezogen, und jetzt zog er ihn immer noch.
Der Karren war beladen mit der Ware; er war recht klein. Töpfe und Pfannen hingen an einem schlecht dahin genagelten Dach, über das eine Plane gespannt war, halb zerissen; er war müde geworden sie zu flicken. Während der letzten Meilen war er müde geworden.
Der Karren trug noch mehr: Unter Decken, vor der bellenden Sonne versteckt, zwischen Wasserkrügen und Holzspielzeug , gab es Schmuck in Säcken, Ketten und Reife, es gab ein paar Pelze und Gewürze, es gab Bücher. Der Schmuck war Blech und Draht, und die Pelze waren Futter für die Milben. An Lederschnüren wackelten seltsame Bündel vom Dach, schwarz und grün, Talismane mit Vogelfüßen; Fetische.
Scheppern, Klappern und Rasseln, das waren die Stimmen des Karrens; und Quieken. Vor Meilen hatte eines der Räder zu quieken begonnen. Er hatte zu ziehen aufgehört und war um den Karren gelaufen, dabei hatte er geschrien, aber es war kein Vogel dort gewesen. Die Vögel waren in den Bergen, es war nur das Rad, das quiekte.
Die Räder waren hart, aus Holz, mit dickem Leder besohlt.
Der Weg war steinig und endlos; die Steppe.
Ein totes Land lag vor ihm. Seit er die Berge verlassen hatte, war er selbst kaum so lebendig wie das Flimmern, sein ständiger Horizont.
Als endlich der Wind kam, wurde es dunkel, und der Karren stand still.
Der Mann aus Norden entfachte sich ein Feuer. Nachts wurde es kalt, immer nachts. Aber das Feuer hält auch Gespenster fern, und Vögel.
Unweit seines Lagers stand ein Baum.
Der erste Baum, den er gesehen hatte seit den Bergen. Es gab nur Felsen, Büsche mit Nadeln, Steppengras; Skorpione und Schlangen, blanke Schädel; und jetzt den Baum.
Er nahm einen Schluck Wasser aus dem Krug, es war warm und staubig. Das Gefäß schmeckte nach Erde. Er hatte die Krüge an einem Wasserloch gefüllt, so schlammig, dass er sein Spiegelbild nicht erkennen konnte; das war vor zwei Tagen gewesen. Der Baum hat kein Wasser, dachte er, vielleicht braucht er keins, vielleicht ist er tot. Er glaubte einen Hund zu hören, ein krankes Bellen irgendwo. Aber dann kam der Nachtwind an sein Ohr, dass er erschauderte; der Nachtwind klang manchmal genauso. Der Mann stand vom Feuer auf und ging zum Karren, der wie ein treues Tier in der Dunkelheit wartete. Er tauchte seine Hände in die Decken und kramte im Gebirge aus Schund und holte etwas hervor. Er trug es zum Feuer, verbarg es aber noch. Nur einen Augenblick noch, und dann wurde es hell.
Ein goldener Schimmer durchstach die Finger seiner schwarzen Hände. Glanz machte das Gesicht des Mannes strahlen, ein erotischer Glanz, der einem kleinen wahnsinnigen Ding ausströmte, das er in seinen Händen hielt. Er bemerkte nicht, dass er aufstöhnte. Seine Finger begannen sich um den kleinen Körper zu schließen, zu streicheln. In seinen Händen hielt er eine Spieluhr. Ein Zylinder aus Gold; ein sprühendes Dach, getragen von Säulen, in deren Mitte etwas verborgen war; ein Zauber.
Der Mann stellte die Spieluhr schwer und behutsam in den Sand. Seinen Hut legte er ab. Seine Zunge befeuchtete die aufgeplatzten Lippen, er war unsicher. Jedesmal kurz davor war er unsicher. Dann löste er die Rechte aus dem Schoß und tastete an die Hinterseite des Zylinders. Dort fand er eine winzige Schraube, einen Stern, an dem er drehte. Sofort zog er die Hand zurück, kam sich ungezogen und ertappt vor. Der Wind hörte zu wehen auf.
Dann begann sie zu spielen.
Die Säulenhalle drehte sich. Darinnen glänzten Stufen aus Marmor. Samtene Tücher begannen zu wehen. Die Decke zeigte ein Fresko mit unbeschreiblichen Gestalten. Klänge wurden sichtbar und in der Mitte des Platzes tanzte Sie barfuß. Und dann nahm Sie seine Hand.
Er erwachte weil die Sonne zu schreien begonnen hatte.
Sand rieselte aus den Falten seiner Kleider, aus den Falten seiner Haut. Sand lag auf seiner Zunge, knirschte zwischen den Zähnen; manchmal glaubte er, dass er sogar Sand in den Adern hatte. Er trank, es war der Rest. Nachdem er gepisst hatte, stemmte er den Griff des Karrens und zog weiter.
»Ich bin der Krämer. Ich wandere über den Planeten. Bringe Euch meine Ware und die Geschichten meiner Reise-« Er hustete. Lange schon hatte er nicht gesprochen. Es schmerzte in der Kehle. » - und die Geschichten meiner Reise. Gebe Euch alles: mein Gut, meine Worte-«
Nur eines nicht, dachte er.
Eine Lampe hatte er eingetauscht. Das war noch vor den Bergen gewesen. Er hatte die Lampe abgegeben und den Hut dafür bekommen. Der Andere hatte gelacht, aber er wusste von der Wüste, von der Sonne hinter den Bergen. Es war ein guter Tausch gewesen. Irgendwo hinter den Bergen hockt jetzt ein Mann ohne Licht wenn es finster ist, denn die Lampe funktionierte nicht.
Der Baum war unlängst im Flimmern verschwunden. Eine lange Narbe zeichnete die Steppe und an ihrem Ende ging der Krämer. Der heiße Wind verwischte den Anfang, und immer wieder den Anfang. Die Welt voraus war konturenlos und leer.
Als die Sonne über ihm stand, hielt er inne.
Vor ihm im Sand lag ein kleiner schwarzbrauner Haufen. Getrockneter Mist. Der Mann lächelte im Schatten unter dem Hut, das hatte er lange nicht getan. Er schlug seinen Mantel zurück und setzte sich vor den Haufen mit gekreuzten Beinen. Seine Hände gruben in den weiten Taschen des Mantels, wechselten von einer in die andere und gruben weiter. Dann brachte die Linke eine kleine Blechdose hervor. Der bronzene Deckel war üppig verziert. Einmal war sie die Tabakdose eines Königs gewesen. Jetzt war es seine, die eines Krämers. Als er sie öffnete stach kurz die Sonne in sein Gesicht, die sich gespiegelt hatte in ihrem Innern. Ein Knäuel Tabak lag darin und etwas Sand. Unter dem Tabak schimmerte bleiches Papier. Er zog ein Blättchen heraus und hielt es gen Himmel. Darin erschien das schwache Bild einer Frau. Von dem trockenen Mist vor sich nahm er etwas und streute es in das Papier, dann gab er von dem Tabak dazu. Kurz verschwand der Schatten aus seinem Gesicht als er zum Himmel aufsah. Er lächelte nicht mehr. Ihm war die Sonne ein monströser Daumen, der auf ihn nieder drückte. Der Schatten kam zurück, er leckte das Papier an und rollte sich seine erste Zigarette seit den Bergen. Er benutzte ein Streichholz. Der Mist streckte den Tabak, war scharf. Die Frau verbrannte genüsslich. Die Sonne näherte sich dem Horizont als der Krämer weiterzog.
In der kommenden Nacht ließ er sie wieder spielen.
Sie machte, dass er nicht mehr durstig war. Sie vertrieb die Gespenster, die Vögel. Aber Vögel gab es hier nicht, er hatte noch keine gesehen. In den Bergen waren sie. Dort hatte er sie besiegt. Hier unten in der Steppe könnten sie ihn kriegen, das wusste er. Aber hier gab es keine Vögel. Der erste kam immer allein, hockte mit Abstand da, neigte den Kopf, beobachtete. Dort oben lag Schnee. Der Vogel folgte ihm einige Tage. Manchmal konnte der Krämer seine Augen im Feuerschein leuchten sehen in der Nacht. Eines Morgens dann waren es drei. Elstern, Raben, Schnabelmonster. Denn er machte einen Fehler. Eines Abends zeigte er die Spieluhr. Danach befand er sich im Krieg. Die Vögel rissen an ihm, zerschnitten seine Hände, mit denen er vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Sie stürzten sich auf den Karren, durchwühlten die Decken; sie kamen zu hunderten, ihre schwarzen Augen Habgier rollten wild. Die Spieluhr stürzte in den Schnee. Die Vögel saßen auf dem Krämer, er war in flatternde Federn gekleidet. Blutend warf er sich auf die goldene Uhr. Schnäbel pickten in seinen Rücken, knabberten an seinen Ohren. Dann rollte er sich zur Seite, sein Kiefer malmte, dass ein Schneidezahn brach. Er hatte die Spieluhr aufgezogen und streckte sie den Vögeln entgegen. Was dann geschah war unglaublich. Für einen Augenblick schienen die Tiere still zu stehn, in der Luft still zu stehn. Dann, zu den Klängen der Euphorie, fielen sie. Wie schwarzer Hagel fielen sie in den Schnee, wo sie liegen blieben, mit weiten Augen, aus denen alles Schwarz verschwunden war. Und dann tanzte der Krämer mit Ihr zwischen diesen Leibern. Als das Spiel zu ende war, lagen die Vögel noch immer benommen da. Der Krämer wartete nicht darauf, dass der Zauber sie entließ. Er rannte zu dem Karren und fand ein Messer. Dann nahm er sich jeden Vogel einzeln vor. Im Rausch stach er in jedes Tier, mehrere hundert Male stach er zu. Der Schnee war fast schwarz, als der Abend kam. An diesem Abend zog er nicht weit. Auf einem niedrigen Felsenplateau, das der Weg durchquerte, machte er Rast und weinte.
Doch in der Steppe gab es keine Vögel. Als die Säulen still standen unter Decken, schlief er ein.
Es war noch dunkel als er die Augen öffnete. Der Hund, dachte er. Der Wind hielt still. Der Mann stand auf, um ihn herum gab es nichts außer Nacht. Und dann hörte er es wieder. Das war ein Hund, der da bellte, ganz in der Nähe. Der Krämer hockte sich hin und wartete auf den Tag. Er hatte geträumt. Ein Vogel fraß ihn in dem Traum, sein Kopf lugte aus dem verschmierten Schnabel, dann hörte er den Hund.
Ich bin der Krämer, wandere über den Planeten. Bringe Euch meine Ware und die Geschichten meiner Reise.
Jetzt, als er so dasaß, auf den Tag wartete, mit dem Funken Hoffnung, fragte er sich, wann er das wieder vor Menschen ausrufen dürfte, und ob überhaupt. Ich will doch gar nicht viel, dachte er, und überlegte, was er wollte: Wasser, ein Bett? Eine Heimat.
Das Heulen des Hundes durchschnitt den Nebel seiner Gedanken wie das Nebelhorn eines Schiffes. Gar nicht so weit weg, dachte er. Der Horizont hatte sich verändert. Es gab dort etwas; Konturen, wo vorher gar nichts war. Als habe sich über Nacht dort vorne etwas aufgebaut. Der Krämer stand auf und spähte in den Morgen hinein, gen Süden, zu den schwarzen Silhouetten. Er zog den Mantel über, auf dem er geschlafen hatte, und hob den Griff auf, brachte den Karren in die Waagerechte. Er schien leichter geworden, aber das war die neue Kraft, die Hoffnung mit sich bringt.
Die Sonne stand dicht über den Hütten als der Krämer inne hielt. Eine Siedlung war vor ihm aufgetaucht. Lehmhütten in der Farbe der Wüste. Er steuerte geradewegs auf einen Torbogen zu. Und er war sich sicher, das niedrige Gemäuer vor dem Tor musste ein Brunnen sein. Wasser. Die nackte Idee tröpfelte von seiner Stirn. Wasser. Fester stemmte er die Füße in den Sand und zog weiter. Bald konnte er erkennen, dass Rauch aufstieg. Menschen, dachte er.
Es war tatsächlich ein Brunnen. Darüber in einer Winde aus Holz hing ein Seil. Jetzt entdeckte der Krämer, dass neben dem Brunnen jemand saß. Ein Kind. Es sah ihn an.
Er legte den Griff zu Boden, ging langsam auf den Kleinen zu. Ein Junge, etwa acht oder neun Jahre alt, mit strohblondem Haar, das die Ohren versteckte. Der Mann blieb stehen. Jetzt, da er fast den Brunnen einsehen konnte, fürchtete er sich. Der Junge blickte den Krämer streng mit großen blauen Augen an.
»Ist da Wasser in dem Brunnen?« fragte der Krämer. Er fürchtete die Antwort.
»Ja«, sagte der Junge.
Der Krämer bedankte sich unhörbar. Trotzdem er sich in das Wasser schmeißen wollte, hemmungslos, tat er es nicht. Der Junge sah ihn an, bar jedweder Überraschung, bar jeglichen Interesses. Der Krämer ging zu dem Karren zurück und nahm zwei Wasserkrüge, trug sie heran. Neben dem Brunnen entdeckte er den Schöpfeimer am Ende des Seils. Er ließ den Eimer im Brunnen sich füllen und schüttete das Wasser in die Krüge. Er füllte sie beide ohne zuvor einen einzigen Schluck zu nehmen; seine Hände zitterten dabei.
»Wer bist du?« fragte der Junge.
»Ich bin der Krämer.«
Sie schwiegen wieder. Der Mann führte einen Krug zum Mund und trank. Er spürte das Wasser in seinen Körper plätschern, er spürte, wie es aufgesogen wurde von dem Schwamm, der er war.
»Was tust du hier?« fragte der Junge.
Er setzte ab und nahm den Hut vom Kopf. Sand rieselte zu Boden. »Ich tausche und erzähle«, sagte er.
Der Junge rümpfte die Nase. »Wovon erzählst du?« fragte er.
Jetzt überlegte der Krämer. »Nun, von meiner Reise erzähle ich, von anderen Orten, von -« Er setzte den Hut wieder auf und rückte den Schatten in seinem Gesicht zurecht. » -von anderen Orten.« Dann sah er den Jungen an, der sah zufrieden aus. »Und, wie heißt du?« fragte er den Kleinen.
»Ich bin Carl.«
Der Krämer hielt dem Jungen seine Hand hin. »Guten Tag, Carl«, sagte er.
Carl schnappte die große Hand und schüttelte sie. »Tag, Krämer.« Er lächelte nicht. Der Junge sah erwachsen aus.
»Kommst du mit?« fragte der Krämer und nickte zum Tor. Carl schüttelte den Kopf. Der Krämer trug die Krüge zum Karren und schlug die Decke darüber. Für einen Moment glitzerte die Spieluhr auf dabei. Abrupt schaute der Krämer zu dem Jungen herüber; der saß am Brunnen wie zuvor, pickte kleine Käfer aus dem Sand. Der Krämer nahm den Griff und zog den Karren zum Stadttor hinein. Carl sah nicht auf, als er ihm zuwinkte.
Das erste was der Mann bemerkte, war dieser Geruch.
Etwas brannte. Hinter entfernteren Dächern stieg Rauch auf. Es war ein süßer, in den Schleimhöhlen kratzender Geruch. Auf unangenehme Weise roch es aber auch appetitlich.
Zu beiden Seiten der Straße, auf der er nun wanderte, ragten verfallene Hütten aus dem Sand. Ihre ovalen Fenster glotzten schwarz wie kranke Augen; keine Menschen waren auf der Straße, nichts war zu hören außer der Stimmen des Karrens und dem Hund, der manchmal bellte.
Er blieb stehen. »Ich bin der Krämer«, rief er und die Worte wurden vom Lehm der Wände verschluckt.. »Ich wandere über den Planeten!« Er sah sich um, nichts regte sich. »Ich wandere über den Planeten!« Nichts. Er ließ ab und zog den Karren.
Doch dann bog er um eine Ecke.
Jetzt hörte er etwas anderes. Menschliche Stimmen kamen aus den Hütten, klagende Stimmen, Stöhnen und Jammern. Der Geruch und die Stimmen. Der Krämer bekam Angst, dachte an die Vögel, eine Stadt von Vögeln. Die Straße blieb leer. Aber er näherte sich der Rauchsäule. Etwas Furchtbares passierte hier, das verstand er, und jetzt wünschte er, keinem dieser Menschen, keinem Klagenden zu begegnen. »Carl!« rief er zurück. Und wie zum Echo klagte es aus den dunklen Öffnungen der Hütten: »Caaaarllll.«
Vor einer der Hütten entdeckte er etwas. Ein unheimlicher Haufen lag im Eingangsbogen, schwarz und grün, mit orangenen Ballons daran. An Luftballons erinnerten ihn diese Blasen. Er wagte es kaum dort hin zu sehen, denn plötzlich wurde ihm bewusst, dass dieser Haufen lebte. Die Ballons zogen sich zusammen, dehnten sich; der Haufen atmete. »Carl!« rief der Krämer verzweifelt, »Was ist hier los, verdammt?«
Er steuerte auf die nächste Kurve zu. Über ihm verjüngte sich die Rauchsäule in den Himmel, ihm schien, dass sie im Augenblick bevor er aufgeschaut hatte, gewachsen war. Er bog in die Kurve ein und dann stoppte er.
Vor ihm öffnete sich ein Platz, der wohl das Zentrum der Siedlung war. In seiner Mitte war ein gewaltiger Scheiterhaufen aufgeschichtet. Tiefgrauer Qualm wirbelte in ungezählten Säulen empor, die sich über der Stadt vereinten.
»Carl!« rief der Krämer.
Unweit des Scheiterhaufens stand ein Kind. Der Krämer ließ vom Karren ab und wollte dorthin rennen, da bemerkte er, dass das Kind eine Fackel hielt. Er verharrte, halb wahnsinnig. Schreibtische, Stühle, Schränke und Betten verbrannten in dem Feuer, und darüber auf einem berstenden Gestell, schwarz und dampfend in den Flammen brannte ein Mensch.
Der Krämer taumelte zurück, fiel an den Karren, hielt sich fest. Im Gebrüll des Feuers sackte er zusammen. Dort am Boden blieb er.
Die Nacht kam und es war still als er aus einer Taubheit zurückkehrte, die ihm lieb und friedlich war. Er schaute auf die Glut, die noch redselig glomm am Grund des Platzes. Dann sah er auf. Über ihm stand Carl.
»Sie sind alle krank hier«, sagte er.
»War er noch lebendig?« fragte der Krämer. Wieder fürchtete er sich vor der Antwort.
»Nein«, sagte Carl und setze sich vor ihn. »Diese Stadt ist krank.«
»Und du, bist du auch krank?« fragte der Krämer.
»Ich nicht, nein. Deswegen muss ich sie verbrennen. Denn ich bin der einzige, sonst ist keiner da.«
Der Mann richtete sich auf. »Woran?« fragte er, »Ich meine, woran sind sie erkrankt?«
»Das Wasser«, sagte Carl.
Der Krämer lachte. Er hatte davon getrunken. »Natürlich«, sagte er. Und es war ihm leicht. Sein Blick ging nach innen, suchte die Seuche zu spüren. Von Norden war er gekommen; von Norden über die Berge, von Norden aus der Kälte. Und jetzt war er angekommen. Der Mann war einverstanden.
Er stand auf, im tieforangenen Schein der Glut und ging um den Karren. »Weißt du, ich kann nicht hier bleiben.«
»Dann nimm mich mit.«
Mit einem Knäuel aus Decken in den Händen kam der Krämer zurück und hockte sich zu dem Jungen. »Ich habe hier etwas für dich.«
»Was ist es?«
»Ein Zauber«, sagte der Mann, »Damit kannst du von hier weggehen.«
»Ich will mit dir gehen.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Du weißt, dass ich krank werde, und dann musst du mich verbrennen.« Er gab dem Jungen die in die Decke eingeschlagene Spieluhr. »Sieh es dir erst an, wenn ich die Stadt verlassen habe.« Er strich Carl durch das strubbelige Haar; als er aufstand knirschte der Sand, dann nahm er seinen Hut und setzte ihn dem Jungen auf. »Adieu«, sagte er.
»Was bedeutet das?« fragte Carl.
»Leb wohl«, sagte der Krämer. Die scheppernde Stimme des Karren erklang als der Mann zu ziehen begonnen hatte; er verließ den Jungen, die Glut, die kranke Stadt, er ließ die Spieluhr zurück.

Er war in eine Gegend gezogen, in der das Gras höher wuchs. Es gab hier lichte Bäume; er hatte Füchse gesehen. Wie viele Tage er gegangen war, seit er der Stadt den Rücken gekehrt hatte, wusste er nicht. Manchmal geriet er in einen fremden Zustand, in dem er nicht mehr bei sich war. Er zog dann nur den Karren, eine Maschine; ein tauber Geist, der nur die Richtung weiß.
Jetzt war der Abend da, die Welt war tiefblau. Der Krämer hatte sich ein Feuer entfacht und saß an den Stamm gelehnt unter einem Baum. Irgendwo hinter dem Horizont, dachte er, da ist Carl, mein kleiner Carl. Er war schwach. Trotzdem er sich der Seuche bewusst war, hatte er von dem Wasser getrunken, immer wieder seit der Stadt. Seine Wade juckte, dass er Lust hatte, sein Bein abzuschneiden. Unter der Hose pochte es, ein Symptom pochte an den Stoff. Er war sich sicher, dass er einen kleinen orangenen Ballon entdecken würde, würde er die Hose zerreißen. Jetzt würde er einfach die Spieluhr nehmen und tanzen; auf Marmorboden, unter wehenden Schleiern, mit Ihr; Sie würde ihn davontragen und heilen, und machen, dass es nicht mehr wehtut, nicht mehr juckt. Hitze war in ihm, eiskalte Hitze. Die dürren Äste des Baums standen über ihm am Himmel; schwarze Finger auf blauem Grund. Seine Finger holten die Königsdose hervor, begannen Rauchwerk zu formen; es wäre Unsinn den Tabak zu strecken. Irgendwann kam der Schlaf.
Er erwachte als die hämische Fratze Sonne auf ihm war. Durch sein Blinzeln sah er das Geäst über sich.
Und dann hörte er es.
Ein kurzes Krächzen, dann ein Flattern. In den Ästen hockte ein Vogel. Der Krämer sah nur diesen schwarzen Fleck über seiner Stirn irgendwo, ein unruhiges Köpfchen, das schief hing und auf ihn runter starrte.
Der erste kam immer allein.

 

Hallo Hänsel und willkommen auf KG.de!

Mit dieser Geschichte hier lieferst du einen sehr schönen Einstand, wie ich finde, obwohl man deutlich merkt, dass du bereits einiges an Erfahrung besitzt. Generell bin ich kein Freund dieses hochtrabenden, schwülstigen Stils, bei dieser Story hier funktioniert er aber, du dich im Rahmen hältst und keine übertriebenen Vergleiche lieferst.
Der Plot selbst ist kaum greifbar, er verläuft traumartig, was wahrscheinlich auf den desolaten Zustand des Krämers zurückzuführen ist, der sich in den Wahn flüchtet.
Sehr schön gefallen hat mir deine Beschreibung der Spieluhr, so wie die Szene in der Stadt.
Mit dem Ende hatte ich allerdings ein paar Schwierigkeite, da ich nicht verstehe, warum der Junge den Krämer nicht gleich auf das vergiftete Wasser aufmerksam macht. Möglicherweise habe ich das etwas überlesen.
Ansonsten eine schöne Geschichte.

Grüße

Cerberus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cerberus,

danke für deinen Kommentar.
Oh ja, ich bin selbst gerade dabei mich von dieser lyrischen Sprache zu trennen, was nur langsam passiert.
Mit dieser Geschichte habe ich eine ausgegraben und überarbeitet, die ich vor vielen Jahren geschrieben habe. Als ich die Originalfassung gestern zum erstenmal wieder las, hab ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, so triefend schwülstig und umständlich war die geschrieben.
Und du hast recht: der Junge warnt den Krämer nicht vor dem Wasser.
Das tut er deshalb nicht, weil seine einzige Aufgabe das Verbrennen ist. Das ist nicht von Vernunft bestimmt, weil die Welt, in der die Figuren sich bewegen, der Krämer und der Junge, ein Alptraum ist.
Schön, dass du sie magst.

Gruß,

Hänsel

 

Der Krämer ...

Hi Hänsel,

auch von mir, Willkommen auf KGde. :)

Mit deiner Geschichte hast du mich in den Bann gezogen.
Ein tragisches Schicksal.
Vom ersten Satz an, spürt man die Hoffnungslosigkeit. Dein Prot führt ein hartes Leben, in dem er gegen die Elemente kämpfen muß.
Er reagiert nur, hat den Punkt noch nicht ganz erreicht, sich der todbringenden Sonne und den Vögeln zu überlassen.

Er begegnet Carl, der es zulässt, dass dein Prot das "faule" Wasser trinkt.
Warum? Vielleicht hat der Tod in seiner Stadt ihn schon abgestumpft?
Es ist ihm egal, wenn auch noch ein Fremder daran stirbt.
Vielleicht kommt dem Jungen der Gedanke, dass der Krämer ihn mitnehmen könnte, zu spät?
Vielleicht war Carl auch nur sein Todesbote?
Dein Prot schenkt ihm seine geliebte Spieluhr, die ihn, durch Träume, lange den Lebenswillen erhalten hat.
Jetzt gibt er auf. Trinkt das verdorbene Wasser bewußt weiter, damit er die Schnäbel der Vögel nicht mehr spüren muß.

Dein Erzählstil hat mir sehr gut gefallen.
Nur das:

Nachdem er gepisst hatte,
gefällt mir garnicht. Es passt nicht zu der sonstigen Sprache deiner KG.

Was mich noch interessieren würde: In welcher Zeit spielt deine Geschichte?
Zuerst dachte ich ans Mittelalter. Doch dazu passen die Luftballons nicht.
Die Endzeit würde mir dazu noch einfallen, oder?

Außerdem könntest du einige Absätze einfügen. Das Lesen ist sonst so anstrengend. ;)

Ansonsten: Klasse :thumbsup:

lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Coleratio,

wie mich das freut, dass sie dich in ihren Bann zieht!

Der Junge Carl, die Stadt in der Wüste und die Vögel; alles gehört zu einer undefinierten Traumwelt, in der der Krämer sich bewegt, genauso die Spieluhr - der Krämer selbst.

Ja, ein Endzeitszenario habe ich mir vorgestellt damals.

Die Geschichte ist schon alt. Die Seiten lagen neben mir und ich habe Satz für Satz überarbeitet, viel Ballast gestrichen und dann stieß ich auf eine Stelle, in der der Krämer seinen Urin trinkt. Das wollte ich nicht mehr schreiben. Übrig geblieben ist davon nur der Satz, den du nicht magst.
Der Satz ist ordinär, aber ich will mich nicht gleich davon trennen. Noch passt er für mich, gehört in die Steppe und zum Mistrauchen.

Demnächst auch mit Absätzen.

lieben Gruß,

der Hänsel

 

Moin Hänsel,

ich schließe mich mal dem Willkommenskomitee an. :D

Also Deine Geschichte ist interessant. Ich war erst ein wenig skeptisch, weil ich mit Erstlingswerken in letzter Zeit nicht so gut gefahren bin, aber ich merkte schnell, dass dies nicht Deine erste Geschichte ist. So genug der Einleitung.

Dein Stil ist gut, hat mir wirklich gefallen. Er hat etwas verträumtes, melancholisches, passt also perfekt zum Inhalt. Die Abtrennung und Hervorhebung durch Semikolons benutze ich auch manchmal gerne, hat mir ebenfalls gut gefallen. Allgemein liest sich die Geschichte sehr angenehm und fließt so dahin wie im Traum. Einzig ein paar Wortwiederholungen haben mich am Anfang gestört. Wenn Du möchtest, suche ich sie Dir noch mal raus.

Der Plot hat etwas märchenhaftes, wobei mir vor allem die Beschreibung des Krämers sehr gut gefallen hat. Trotzdem liegt hier das größte Manko Deiner Geschichte. Die Handlung ist sehr speziell, so will ich es einfach mal nennen. Der Fortgang der Geschichte hat mich zwar interessiert, allerdings beschreibst Du zu distanziert, als dass ich wirklich drin gewesen wäre. Dies führt dazu, dass man sich eher als unbeteiligter Beobachter fühlt.
Man liest zwar verträumt, vielleicht sogar berauscht, weiter, doch am Ende weiß man nicht so Recht, was man von der Geschichte mitgenommen hat, auch weil vieles nur angedeutet bzw. ungeklärt bleibt.

Trotz dieses Punktes oder vielleicht auch gerade aufgrund seiner Andersartigkeit, hat mir Deine Geschichte gut gefallen.

Peace Jorgo


P.S.: Wundere Dich nicht, es werden bald die Ersten auftauchen, die behaupten, dass dies keine Horrorgeschichte ist. Wahrscheinlich haben sie nicht Unrecht, aber poste trotzdem weiter hier, wenn Du meinst das es passt.

 

Zitat von Don Jorgo:

Wundere Dich nicht, es werden bald die Ersten auftauchen, die behaupten, dass dies keine Horrorgeschichte ist.

Stimmt, eine Horrorgeschichte ist es tatsächlich nicht, eher eine Gruselgeschichte, wobei ich allerdings von sanftem Grusel sprechen möchte.
Aber da die Rubrik ja Horror/Grusel heißt, finde ich den Text hier absolut passend.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Don Jorgo,

dir, und den anderen danke fürs Willkommenheißen, :)

Ich glaube ich weiß was du mit Distanz meinst. Es gibt nicht wirklich eine greifbare Realität. Auf eine Art ist das Geschehen feierlich und entrückt, die Handlungen von dem Jungen - und auch vom Krämer -, sind nicht recht nach zu vollziehen. Der Dialog ist fast endgültig wie im "kleinen Prinzen".
Junge und Krämer haben keine Geschichte, sind einfach nur da. Es gibt keine Erklärungen.
Auch ist da keine Aufgabe, die dem Protagonisten gestellt wird, kein Ziel.

Ich will, dass es ist wie im Traum; zumindest glaube ich, dass ich das damals wollte als ich das aufgeschrieben habe.

Mich interessiert welche störenden Wiederholungen dir aufgefallen sind.

Du hast recht; ich habe gerätselt, in welche Sparte ich sie packen soll. Ich dachte an Fantasy/ Märchen, aber der Alptraumgedanke in der Stadt hat mich dann doch umgestimmt. Horror ist es nicht, doch wie Cerberus, finde ich sie als sanft-gruselige Geschichte hier richtig.

Grüße,

der Hänsel

 
Zuletzt bearbeitet:

Howdy Hänsel!

Mich interessiert welche störenden Wiederholungen dir aufgefallen sind.

Solche "störenden" Wiederholungen sind natürlich eine sehr subjektive Angelegenheit, trotzdem hier meine Liste:

Und den ganzen Weg hatte er den Karren gezogen, und jetzt zog er ihn immer noch.
Der Karren war beladen mit der Ware; er war recht klein.

Der Karren trug noch mehr:

Scheppern, Klappern und Rasseln, das waren die Stimmen des Karrens;

Er hatte zu ziehen aufgehört und war um den Karren gelaufen, dabei hatte er geschrien, aber es war kein Vogel dort gewesen.

Zugegebenen, das Ganze verteilt sich auf zwölf Zeilen und ist deshalb nichts Weltbewegendes, aber ein, zwei "Karren" würde ich streichen.

Aber dann kam der Nachtwind an sein Ohr, dass er erschauderte; der Nachtwind klang manchmal genauso.

Er war von Norden gekommen. Von Norden über die Berge, von Norden aus der Kälte.

Ok, der Satz ist jetzt mal reine Geschmackssache. Mir würde er so besser gefallen:
"Er war von Norden gekommen; über die Berge, aus der Kälte."

Das war's eigentlich schon. Habe wohl zu viel versprochen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen, Hänsel: Über die Passagen, welche ich angemerkt habe, bin ich beim Lesen gestolpert, d.h. natürlich nicht, dass ich mir anmaße, sie als schlecht oder falsch zu bezeichnen.
Dein Stil ist halt gut, deshalb fallen solche kleinen Stolpersteine überhaupt auf.

Jorgo

Edit:

Aber da die Rubrik ja Horror/Grusel heißt, finde ich den Text hier absolut passend.

Der Mod hat gesprochen! :D

 

Servus Hänsel!

Auch mir gefällt Deine gruselige Geschichte ausgesprochen gut. Der anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Sprachstil unterstützt auf angenehme Weise den unwirklich anmutenden Inhalt. Traum oder Vision? Mir kam es so vor, als schwebe der Text zwischen diesen beiden Ebenen, dies mag aber Ansichtssache sein.

Der Charakter "Krämer" ist gut ausgearbeitet, bietet den nötigen Tiefgang und eine gewisse Identifikationsmöglichkeit, was sich positiv auf den sanft ansteigenden Spannungsbogen auswirkt, wobei der Junge m. E. noch ein wenig zu "blass" erscheint, zumal er nicht unerheblich am Gesamtgeschehen beteiligt ist.

Zu Meckern:

Er glaubte einen Hund zu hören, ein krankes Bällen irgendwo.
... Bellen ...
Er benutze ein Streichholz.
... benutzte ...
Nachdem er gepisst hatte, stemmte er den Griff des Karrens und zog weiter.
das Wort "gepisst" stört m. E.
Trotzdem er sich in das Wasser schmeißen wollte, hemmungslos, tat er es nicht.
das Wort "schmeißen" stört m. E.

Zu Loben:

Er spürte das Wasser in seinen Körper plätschern, er spürte, wie es aufgesogen wurde von dem Schwamm, der er war.
Und andere ...

Fazit: Atmosphärisch dicht, Klasse erzählt - prima Idee!


Ciao
Antonia

 

Hi Hänsel!

Und auch von mir ein sehr verspätetes Willkommen!
Ich Gegensatz zu den anderen, hatte ich anfangs (und eigentlich nur anfangs) große Probleme mit deinem Stil, nicht, weil er mir nicht gefällt, sondern weil ich finde, dass es an manchen Stellen noch Ecken gibt, die man abschleifen sollte. Das soll nicht arrogant klingen, alle meine Ratschläge sind als Vorschläge zu verstehen. Ich habe deinen Text gelesen und an mehreren Stellen den Eindruck gehabt, dass es sich nicht völlig rund liest. Solltest du anderer Meinung sein, dann nehme ich dir das selbstverständlich nicht übel. Stil ist Geschmacksache.

Die Idee an sich kommt etwas langsam in Fahrt, richtig in den Bann gezogen hat mich die Geschichte dann erst in der Stadt (wo der Stil auch wesentlich flüssiger wird). Verwirrend fand ich diesen Carl - warum vertraut der Krämer ihm blind? Warum schenkt er ihm die heiß geliebte Spieluhr? Das wollte mir nicht ganz einleuchten.
Das Ende wiederrum ist sehr gelungen, ebenso die Figur des Krämers an sich: ein toller Charakter!

Somit hinterlässt die Geschichte einen unterm Strich doch positiven Eindruck bei mir.

Details:

Der Karren war beladen mit der Ware; er war recht klein. Töpfe und Pfannen hingen an einem schlecht dahin genagelten Dach, über das eine Plane gespannt war, halb zerissen; er war müde geworden sie zu flicken. Während der letzten Meilen war er müde geworden.
Der Satz gefällt mir nicht:
Der kleine Wagen war beladen mit Ware (es war recht klein)... über das eine zerissene Plane gespannt war (halb zerrissen)
Zudem die Wiederholung von müde... ungelenk.
Eleganter fände ich: er war müde geworden sie zu flicken. In den letzten Monaten hatte er immer öfter diese Müdigkeit gespürt.

Ist aber Ansichtssache.

Scheppern, Klappern und Rasseln, das waren die Stimmen des Karrens; und Quieken.
Hier ist wieder so ein "Nachsatz": in meinen (zu?) empfindlichen Ohren klingt das unschön.
Zudem folgt danach noch eine Wiederholung:
Vor Meilen hatte eines der Räder zu quieken begonnen.

Nachts wurde es kalt, immer nachts.
"immer nachts" würde ich streichen - finde ich unnötig.

Aber dann kam der Nachtwind an sein Ohr
Der Wind kam an sein Ohr?
Da gibt es doch schönere Formulierungen, oder?

Er trug es zum Feuer, verbarg es aber noch. Nur einen Augenblick noch,
noch... noch

Glanz machte das Gesicht des Mannes strahlen, ein erotischer Glanz, der einem kleinen wahnsinnigen Ding ausströmte, das er in seinen Händen hielt.
Unschön formuliert: Glanz wiederholt (und was ist erotischer Glanz?), kleines wahnsinniges Ding (welches Ding, hier wäre ein Vergleich passend)

Nachdem er gepisst hatte, stemmte er den Griff des Karrens und zog weiter.
Alles so nüchtern erzählt und dann "gepisst" - wäre nicht "urinierte" das Wort der Wahl?

Der heiße Wind verwischte den Anfang, und immer wieder den Anfang.
Der heiße Wind verwischte immer wieder den Anfang.
Alles andere ist Ballast in meinen Augen.

Das erste was der Mann bemerkte, war dieser Geruch.
Das verwirrte mich: mit "der Mann" ist doch "der Krämer" gemeint, oder?

In diesem Sinne
c

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chazar,

danke für deine Kritik.
Schön, dass du deine Sprache gesucht hast darin. Macht Spaß, kennen zu lernen - und zu überprüfen.
Aber ich höre ganz anders, und lese anders. Ich summe anders.
Für mich hat der Text einen Takt, den ich sogar sehen kann, wenn ich laut lese. Jedes Komma, jeder Punkt...
Der Text hat eine Melodie, die so mit der Dramaturgie verwoben ist, dass es schwer möglich ist, die Sätze so zu verharmlosen[/I.

Nochmal Danke, ich denke drüber nach.

Gruß,

der Hänsel

 

Hi Hänsel!

ür mich hat der Text einen Takt, den ich sogar sehen kann, wenn ich laut lese. Jedes Komma, jeder Punkt...
Das ist natürlich gut und allein deine Angelegenheit.
Ich kann dir nur mitteilen, was ich beim lesen empfunden habe. Und dein Text hatte für mich eben anfangs diesen Takt nicht, von dem du sprichst. (Wohlgemerkt: für mich!)
Später dann wiederrum schon.

Und ich habe nicht meine Sprache gesucht in deiner Geschichte, denn die wäre ganz anders gewesen - denke ich.

Wenn ich dir etwas vorschläge, dann ist das auch ein Vorschlag. Mehr will es nicht sein, mehr kann es nicht sein.

Gruß
c

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom