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Der kriegsähnliche Zustand

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03.03.2010
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Der kriegsähnliche Zustand

Minus 1 Woche
Einen Brunnen bohren. Das wird er die nächsten Tage also hier machen. Für eine zivile Hilfsorganisation, eine NGO. Dieselbe Organisation hat gerade erst eine Mädchenschule in dem Dorf bauen lassen. Von wegen das sei riskant. Alle haben geholfen. Er denkt an die Leute zuhause, wie sie immer meckern: „Zu viel Militär, die können die Probleme nicht lösen“ Darum ist er hier: um als Zivilist zu helfen.


Minus 2 Tage
Es gab eine Drohung gegen das Team, die Mädchenschule sei ein Versuch der Imperialisten den Teufel in das Dorf zu bringen. Sie haben 24 Stunden zeit zu verschwinden.
Imperialist? Er?
Der Dorfrat hat doch selber beschlossen, dass sie diese Schule und den Brunnen wollen.
Die Ausländer hier, sind lediglich als Berater da, ehrenamtlich, nicht wie diese Söldner oder diese scheinheiligen UN-Angehörigen die mit ihrer Arroganz alles nur schlimmer machen.
Gebaut wurde die Schule von der Dorfgemeinschaft, nach deutschen Plänen und Standards zwar, schließlich zählt der was in der Welt, aber mit einheimischem Zement, mit Steinen aus einem Steinbruch fünf Kilometer die Talstrasse hoch.


Minus 1 Tag, früher Morgen
Es gab einen Anschlag auf die Schule und das Team.
Es ging so schnell.
Ein Brandsatz flog gegen die Schule .Nur eine Scheibe ist kaputt und der Boden ist versengt, aus Geldmangel gab es kaum brennbare Sachen in den Räumen. Die Helfer schlafen in einem Haus nebenan. Kurz darauf hat ein Auto, vermutlich ein Pickup, die Geräte an der Brunnenbaustelle umgefahren. Altes, russisches Bohrgerät. Robuste Technik. Das Dorf ist entsetzt, der Älteste entschuldigt sich, die Gemeinschaft kommt zusammen und hilft beim Wiederaufbau. Familien bringen essen und trinken. Er wird nicht gehen. Diese Leute sind es Wert, dass man ihnen hilft!

Minus 1 Tag, Nachmittag
Ein Konvoi der Armee aus dem Heimatland des Helfers ist bereits seit ein paar Stunden da. Sie sind hier weil die Sicherheit zuhause auch am Hindukusch verteidigt wird oder so. Wirklich verstanden hat er den Satz nie. Gebt den Menschen hier eine Chance, eine Perspektive, das würde der Sicherheit aller wesentlich mehr bringen. Aber das klappt ja noch nicht mal in den Vorstädten zuhause…
Wie haben die davon erfahren?
Sie seien zu ihrem Schutz hier. Sie sollen doch bitte über eine Evakuierung nachdenken.
Die verstehen gar nichts.
Die heimische Polizei hat zwei Checkpoints in dem Tal errichtet.
Ein neuer Konvoi kommt. Marsfahrzeuge. Diese riesigen Räder, die so flach anmutende, abgewinkelte Karosserie, überall Antennen und erst diese schrägen Türen. Noch ein LKW: Diesmal aus der Serie das A-Team. Kantig, unförmig, Platten an ihn geschraubt, sehen aus wie Gipskarton, ein hässliches Ding.
Der erste Konvoi zieht ab. Die anderen richten sich in der Schule häuslich ein. Anscheinend wurde beschlossen, dass wir bleiben dürfen, allerdings unter Schutz: militärischem Schutz.
Wie jung die einfachen Soldaten alle sind. Nur die Chef's sind Älter. Diese Hierarchie.
Sie hatten mittlerweile das ganze Dorf befragt. Immerhin schienen sie ganz freundlich zu sein, haben zugehört, waren immer freundlich, sind nie ungebeten in ein Haus. So sieht man das nie in den Nachrichten.
Hochgerüstete Soldaten, mit riesigen Gewehren und schweren Schutzwesten, sitzen da und trinken Tee, reden über Tafeln, die schnell aus Holz zusammengeschraubt und mit einer Plane als Schreibfläche bespannt schon Ende der Woche hier sein könnten. Sie haben Papier und Buntstifte dabei, einer hat sogar Legospielzeug ausgepackt, aber die Mädchen schauen ihm nur verwundert zu. Der Soldat hat offensichtlich mehr Spaß daran als die Mädels.
Was für ein Bild.


Minus 10 Stunden, eine ruhige Nacht
Manchmal sieht man Soldaten wie sie auf der Strasse patroullieren andere sind auf dem Schuldach, der Rest eine Etage tiefer. Ansonsten ist es ruhig. Angeblich gibt es noch ein Trupp dieser armen Schweine, die die Nacht in den umliegenden Bergen verbringen. Aufklärer oder so. Schnee leis stäubend vom Himmel fällt. Nachts ist es bereits saukalt!


Minus 3 Stunden, Morgenkaffee
Wieder Soldaten, man begegnet sich zuerst am Wassertank. Kaffee, Cornflakes, Toast. Einfaches Leben. Eigentlich sind sie ja ganz nett. Alle ruhig und freundlich. Wären diese Waffen nicht, könnte man meinen die wären hier auf Klassenfahrt.
Sogar die Befehle klingen freundlich. Wenn auch manchmal etwas steif nach Beamtensprache… so sind wir eben.


Minus 1Minute, Vormittag
Ein kleines Mädchen kommt auf uns zu, sie ist noch recht weit weg, aber sie hält ein Geschenk hoch. Sie strahlt voller Stolz. Sonnenschein. Was für freundliche Menschen.
Die zwei Soldaten an meiner Baustelle stehen auf.
Einer spricht in sein Funkgerät, der andere sucht die Gegend ab, beide schauen immer wieder in Richtung der Kleinen. Bedeuten ihr zu warten.
Wir kennen sie, sie war gestern in der Schule dabei.
Sie geht weiter, meine beiden militärischen Beschützer werden unruhig. -„Stopp!“-
Die spinnen, wußt’ ich’s doch.
Die plötzliche Veränderung der freundlichen jungen Männer macht mir Angst.
Ich blicke in ihre Gesichter, sie sind zehn Jahre älter. Wo sind die Schuljungen von heut morgen? Diese Veränderung. Wieso geht die Kleine weiter?
Sie sieht verwirrt aus. Sie lächelte doch gerade noch?
Oder?
Irgendwas hab ich übersehen. Es fallen bestimmt bald Schüsse. Ein Überfall vielleicht? Aber ich sehe und höre nichts, da ist nur dieses Mädchen und die Soldaten, die mit ernster Mine versuchen ihr zu verstehen zu geben, dass sie stoppen soll. Ihre Gesten sind nun eindeutig.
Was soll das?


--Sie stoppt einfach nicht. Sie sieht verwirrt aus, versteht nicht, gar nichts, das arme Ding. Aber eine Drohung ist eine Drohung. Oder ist es doch nur ein Brot? Nein, erinnere Dich an die Fotos, das Briefing, den Lehrgang. Es ist schon mal passiert. Und wenn sie doch nur eine Aufmerksamkeit der Familie vorbeibringt? Wo sind die dann? Sie ist ganz alleine.
30m
Ich schreie sie nun an.
Mein Herz bricht!
Ich bin aggressiv und entschieden, es darf keinen Zweifel geben.
Zweifel bedeutet Tod!
Alles in mir sträubt sich.
Eskalationsstufen. So ist das also…
Sie sieht meinen Blick, reagiert unsicher, aber versteht sie es?
25m
Wir müssen bald handeln.
„Warnschuß?“ – „Warte auf Weisung!“ – „Scheiße…“ - „Was habt ihr denn?“ – „Steig in den Wagen, steig ein verdammt!“ Unser Geländewagen, unsere Caroline, sie hat einen modularen Schutz – „Das war OPZ, vorgehen nach ROE’s, trotz Kind!“
Blöde Zivilisten, kapiert er das wirklich nicht? Hatten die kein Briefing?
Ich stell mich vor ihn.
Und sie?
Versteht sie das nicht?
Ein bewaffneter, aggressiver Soldat brüllt sie an.
Ich verzweifel!
20m
„Warnschuss, vor die Füße.“ – „Verstanden, Warnschuss“


--Er stellt sich vor mich, drängt mich nach hinten. Seine unglaubliche Masse schiebt mich weg, das ganze Zeug das an ihm hängt. Munition, Granaten, Funk, Messer, Trinken. Ein Trinkschlauchsystem. Ich hab auch ein ähnliches Modell, zum wandern. An seiner Schutzweste stoße ich mich, sollten Kevlar-Westen nicht weich sein?
Er hebt die Waffe, mein Gott.
„Nein, …nein, …“ Ich will aufwachen!

--Ich lade fertig, „Geladen“ – „Dann schieß!“ – noch einmal schrei ich sie an, bedeute ihr zu stoppen und wegzugehen. Jemand anderes schreit auch.
Nicht mein Ufz, nicht wichtig. Fokusierung.
Sie schaut schüchtern zu Boden, geht unsicher weiter. Oder hat sie Angst? Weint sie? Wird sie gezwungen? Der rote Punkt ist 2m vor ihren Füßen. Sie blickt ungefähr dorthin, aber ich weiß: nur ich sehe diesen Punkt. Das Reflexvisier projiziert ihn direkt auf meine Netzhaut. Moderne Technik. Ich versuche mich zu konzentrieren, zu funktionieren. Einatmen. Ausatmen. Hundertmal geübt, tausendmal in Gedanken. Habe ich entsichert? Ja! Mein Gewehr auf Einzelfeuer. Meine Handlung auf Automatik. Einatmen, der Punkt steht ruhig, kaum zittern, alles bereit, Ausatmen.
Ein kleines Mädchen mit einer kleinen Staubwolke vor ihren Füßen.
Wo war der Rückstoß?
Sie bleibt stehen. Erleichterung.
15m
Sie aufgelöst. Sie sieht mich an. Sie, das Kind mit den unschuldigen, braunen Augen. Plötzlich aufgewacht in der Welt der Erwachsenen. Eine seltsame Welt. Gestern hab ich ihr noch irgendein komisches Plastikspielzeug gezeigt. Lego. Sie weint hemmungslos. Blickt sich um.
Wohin blickt sie? Zu ihren Eltern? Zu erbarmungslosen Männern?
Scheiße, was mach ich hier. Es ist nur Brot. Leckeres Fladenbrot, von ihrer Mutter.
Egal, sie steht. Situation unter Kontrolle... Nein, sie sitzt, sie weint.
Mein Herz zerbirstet.


--Er hat geschossen. Diese Veränderung in seinem Gesicht.
Aber niemand sieht es. Auch ihm ist es nicht bewusst, wird es jahrelang nicht sein. Seine Kameraden kommen, sie haben ein System, niemand rennt einfach so. Sie suchen die Strasse ab, planvoll, kontrolliert, eingeübt. Gebiet sichern, warten auf EOD. Kampfmittelräumer, die Spezialisten für Sprengfallen.

In seinem Antlitz blitzt Mitleid auf, er verliert die Fassung, geht auf das Mädchen zu.
Er ist ein Mensch, ein empathiefähiges Wesen.
In seinem Sehfeld blitzt ein Licht auf, Splitter zerfetzen sein Gesicht, zerstören sein linkes Auge.
Er ist ein menschliches Wesen, ein weiches Ziel.


Plus 1 Minute
Ich muß die Blutung stillen, wo ist das Mädchen?
Wer spricht? Was mir?
„Mir fehlt nichts“ Ich muß schreien um mich selbst zu hören.
„Gut, halten sie, …, hier drücken“
Blut, so viel Blut. Metallischer Geschmack, stechender Geruch. Grillfleisch? Übelkeit! Halten, einfach nur halten. Das Mädchen, kümmert sich denn niemand um sie?
Wo ist sie?
Lärm, unglaublicher Lärm. Ein Donnern und ein riesiger Schatten.
Jemand nimmt uns mit.
Dieser entstellte Körper. Er hat sich ohne zu zögern vor mich gestellt. Mich vor einer Gefahr beschützt, die ich selber nicht begriffen habe. Diese grausam-martialisch anmutenden jungen Männer mit dem freundlichen Auftreten, mit ihren Laptops auf denen sie noch am Abend zuvor games zockten, wie meine Kinder zuhause.
Sein Gesicht: in Fetzen.
Seine Beine: voller Blut
Wo ist das Mädchen?
Wo?


Plus 5 Minuten
ein MedEvac Helikopter bringt die beiden weg


Plus 10 Minuten
Der Soldat liegt unter dem Messer, sein Zustand ist kritisch. Er hat Schwere Blutungen im Unterleib. Eines seiner Augen ist nicht mehr zu retten.
Der Helfer hat nur ein paar Schnitte, ein paar Prellungen. Die Detonationswelle hat auch ihn durch die Luft geschleudert, aber er war sicher vor den Splittern, geschützt, hinter dem Soldaten.
Auch er wird leben, seine durchschusshemmende Weste mit den schweren Einschubplatten hat die wichtigsten Organe geschützt. Nur nicht seine Leistengegend. Da der Dresscode es nicht forderte, hat er den Unterleibschutz seiner Bristol zuhause im Camp gelassen. Man ist schließlich dankbar für jedes Kilo!
Er wird nie eine Tochter trösten.


Plus 2 Stunden
Zwei Zivilisten in einem staubigen Toyota Pickup fahren die Strasse entlang, ein Handy fliegt aus dem Fenster. Moderne Ein-Weg Produkte. Später wird es vom EOD gefunden und als Fernzünder erkannt.
Nun stehen sie gelassen in der Schlange am letzten Checkpoint.
Niemand verlässt einfach das Tal nach so einem Anschlag, wie üblich.
Wie üblich sind sie ein paar Stunden später wieder zu Hause. Sitzen zu Tisch, mit ihrer Familie. Naja, nicht ganz wie üblich. Normalerweise nehmen sie ein Auto. Oder eine alte Panzermine, aber diese verfluchten Checkpoints…
Man fand keine Waffen in ihrem Auto, keine Hinweise. Im Gegenteil, einer von beiden hat sogar aktiv am Bau der Schule mitgeholfen, mit seinem Pickup Zementsäcke gefahren.
Es sind gute Menschen, treu sorgende Familienväter, Zivilisten, keine irregulären Kämpfer.
Die Wahrheit hat viele Gesichter.


Plus 1 Jahr
Leben…?
Nein. Er hätte fast ein Kind erschossen. Oder hätte er genau das tun sollen? Was wenn er stehen geblieben wäre? Höher gezielt hätte? Was für ein Monster wäre er dann? Moralisch? Was für ein Monster ist er jetzt? Körperlich? Was hat er falsch gemacht? Die fünf Meter? Waren sie der Unterschied? Hätten sie sonst überhaupt gezündet? Hätten die Kameraden sie vorher aufgespürt? Sie waren so gut, so schnell, elegant wie Profis. Die Nacht zuvor sahen sie Ice Age III.
Süße Unschuld, sie haben sie alle für immer verloren.
Seine Schuld?
Diese Bilder. Jede Faser schreit, doch kein Ton dringt nach draußen.
...und keine Stimme nach drinnen.


Plus 1,5 Jahre, nachts, schweißgebadet
Er schreit, doch kein Ton seiner Kehle entrinnt.
Er schreit weiter, versucht es, die Seele wird blind.
Er schreit um sein Leben, oder um Ihres?
Ein Schrei: laut, real. "Was ist?" - "Nichts Schlimmes!"
Seine beiden Augen starren in die Dunkelheit.
Sein Körper liegt ruhig, doch die Seele, sie schreit.


Plus 3 Jahre, Heimatland der zivilen Helfer und der Soldaten
Immer noch Schmerzen, Immer noch ein entstelltes Gesicht. Ein Auge hat man retten können, den Unterleib auch, nur Sex wird es nie mehr geben.
Jedenfalls nicht so einfach. Ohne tiefgreifende OP’s. Auch das Gesicht kann Schritt für Schritt repariert werden. Moderne Medizin, moderne plastische Chirurgie, moderne Implantate, moderne Körperpanzer, moderne von Handy’s gezündete Geschenke…
Bis auf letztes alles sehr teuer.
Kann man nicht einfach sterben wenn die Zeit dafür gekommen ist?

MedEvac und anschließende Versorgung übernahm die Armee. Aber nach dem Ende der Dienstzeit? Der Staat muß sparen. Und Kriegsversehrte gibt es nicht. Man ist ja nicht im Krieg! Die Soldaten waren auf einer Friedensmission! Also war es ein Unfall. Ein Fall für die Versichrung. Moment? Was ist passiert? Eine Bombe? Ein Unfall? Ein Lacher! Wo ist das passiert? Nein, es steht deutlich in jeder Police: Kriegsgebiete ausgeschlossen, und dort herschte doch ein kriegsähnlicher Zustand, nicht wahr? Moderne Ein-weg Helden.

Plus 3 Jahre, Heimatland des Mädchens und der Männer im Pickup
Auch die Familie des Mädchens kriegt kein Geld, keine Entschädigung von den irregulär kämpfenden Kräften. Sie starb ja für die gerechte Sache. Die Söhne des Tals gehen jetzt in eine richtige Schule. Eine Religionsschule und lernen dort friedlich die Schrift. Die Mädchen sitzen wieder brav bei ihren Müttern zu Hause. Jetzt, da die Fremden weg sind, ist der Frieden zurück ins Tal gekehrt. Was braucht man mehr?

Vielleicht Geld… wäre das Mädchen erschossen worden, der Staat der Besatzer zahlt ordentliches Geld als Entschädigung. Weizen kommt billigst von verschiedenen Hilfsorganisationen, Handy’s immer billiger aus China.
Nur Sprengstoff und Munition bleiben auch in einer globalisierten Welt teuer! Marktwirtschaft.

 
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Beschreibung:
Eine fiktive Geschichte von alten Männern, Schuljungen und Töchtern aus einem fiktiven Land, in dem ein „kriegsähnlicher Zustand“ herrscht und Soldaten Zivilisten töten.

Widmung:
Gewidmet allen Kindern in Kriegsgebieten, allen zivilen Opfern, allen getöteten oder verstümmelten Soldaten und auch den gefallenen und verstümmelten feindlichen Kombattanten die genau wie wir nur das Beste wollten.

Danksagung:(ist übertrieben für eine Kurzgeschichte, ich weiß...)
Meinen Kameraden, den Machern des Films "in China essen sie Hunde", dem Journalisten Marc van Helsing (würde ihn gern kennenlernen), und einem gewissen deutschen Kuchenhersteller, dessen in Alu eingeschweißte Kuchen ich nie vergessen werde!

Kommentar:
Auch wenn sie fiktiv ist: es gibt unbestreitbare Parallelen zu realen Ländern und Ereignissen. Über Hintergründe möchte ich bitte nicht diskutieren. Nicht hier, nicht jetzt.

Aber ich hätte gern Feedback zu Stil und Schreibart?
Besonders die wechselnden Erzähler im Mittelteil.
Ich hab vor Jahren in der Schule mal gelernt, dass man soetwas nicht macht.
Ich wollte es aber so! In der Hoffnung der Leser kann so die emotionale Verwirrung, die Panik und Angst, das verlieren der Kontrolle besser nachvollziehen.
Ist es dadurch zu inkonsistent? Kann man als Leser folgen? Oder sollte ich es ähnlich wie in einem Bühnenstück machen? Sprecher voranstellen?
Es ist meine erste Geschichte.

Kurzes Abkürzungsverzeichniss:

NGO - Non Governmental Organisation (nicht staatliche Hilfsorganisation)
Wolf - ein Geländefahrzeug (Mercedes G250 MIL) speziell für den Einsatz modifiziert.
modularer Schutz - Zusatz "Panzerung"
OPZ - Operationszentrale (Leitstelle einer Kompanie)
ROE - Rules Of Engagment (hier wird genau geregelt wann ein Soldat welche Mittel des Zwangs anwenden darf, wann er schießen darf, was er dabei beachten muß etc.)
Ufz - Unteroffizier (der andere ist demzufolge ein Mannschaftssoldat)
EOD - Explosiv Ordonance Disposal (Kampfmittelräumer, entschärfen alles was explodieren kann)
MedEvac - sprich: [Meddiväkk] von "Medical Evacuation" Evakuierung aufgrund eines medizinischen Notfalls in speziell umgerüsteten Transportern (Helikopter, Flugzeuge)
irreguläre Kämpfer - alle nicht in einer "klassischen Armee" organisierten Kämpfer. "Partisanen" oder "Guerillas", bzw. in modernen asymetrischen Konflikten eben Terrorkommandos/-Zellen.

 
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Moikka touringlonewulf,

und herzlich Willkommen auf KG.de! :)

Anders als in anderen Foren werden hier nicht mehrere Antworten hintereinandergesetzt, sondern in ein Feld. Wenn Du etwas zusetzen möchtest, kannst Du dies über den roten 'bearbeiten'-button rechts unten tun. Speichern nicht vergessen. ;)

Und bei der Formatierung sind mehr als doppelte Zeilenumbrüche nicht üblich.

Eines noch, sori: Das erste Posting bleibt der Geschichte selbst überlassen.

Viele Grüße,
Katla

 

Hallo touringlonewulf,

erstmal bin ich positiv überrascht, hier mal eine engagierte politische Geschichte zu lesen. Du schreibst ergreifend, das Ganze geht nah. Es ist, damit soll es nicht abgewertet werden, ein politischer Text.
Mit der Erwartung, politische Literatur zu lesen, komme ich damit nicht klar. Die Vermischung von Ich-Perspektive, Erzählung, Kommentar und immer wieder Bewertung, die für Dich gerade die Intensität ausmacht, schwächt es als Kurzgeschichte. Die Szene mit dem unschuldigen Mädchen und dem Gewissenskonflikt der Soldaten (Blackwater hätte gleich geschossen) ist allein stark genug; da braucht es nicht hinterher noch die Empörung über Rentenanspruch und Ministerworthülsen. Dafür mußt Du nicht umschreiben, nur ein bißchen streichen und die Szenen zu einem geschlossenen Ablauf zusammenführen. Probiere einfach mal, wie das auf Dich wirkt.

Ansonsten: auch so gern gelesen.

Gruß Set

 
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Ja, vielen Dank. :)

Also, ich habe vor 15 Jahren an der Uni noch gelernt, daß solche Spielereien mit Erzählstimmen/Perspektiven nicht verkehrt sind, allerdings inzw. herausgefunden, daß es wohl in Deutschland als veraltet und verpönt gilt. In britischen und finnischen KGs hingegen ist es noch zeitgemäß - kurz: ich lese sowas gern.

Bei dieser Geschichte habe ich den Eindruck, der Wechsel steht der Handlung entgegen, und mir scheinen es drei, nicht zwei Perspektiven zu sein:
* der allwissende Erzähler zu Beginn
* Innenperspektive des Soldaten (ohne Zusammenfall mit dem allw. Erzähler, was ja auch ginge)
* eine Art essayistische Zusatzbemerkung des Herausgebers

Der Schluß entspricht damit nicht der Form einer KG. Vor allem aber: Das sind die Schlußfolgerungen, die man als Leser selbst mitnehmen möchte (wenn auch vllt nicht in diesem Detail möglich). Das ist zu geballt, ein moralischer Zeigefinger, der gerade in politischen Texten kontraproduktiv ist. > Raus damit, ersatzlos streichen.


Der Mittelteil (nämlich von Minus 10 Stunden, eine ruhige Nacht bis Niemand zahlt. MedEvac und anschließende Versorgung übernahm die Armee, also der Staat. ) ist für mich die eigentliche Kurzgeschichte. Sehr stark, vor allem in dem hektischen, panischen Tempo mit all den Auslassungen, und der Ruhe immer wieder zwischendurch. Dafür ein ganz dickes Kompliment!

Du hast Dich sicher eingehend mit dem Thema beschäftigt und/oder hast Erfahrungen gesammelt (was davon, spielt im Grunde keine Rolle) - jedenfalls ist es der einzige Text auf dieser site, dem ich die Innenpserpektive eines Soldaten sofort abnehme. Man ist durch die Sprache reingezogen, und erlebt das moralische Dilemma hautnah mit. Auch sehr schön, daß die Situation nach dem Schuß vor die Füße des Kindes nicht gelöst wird, sondern nochmal hart anzieht und der Geschichte eine gute, durchaus schockierende Wende bringt.


Der Anfang ist sehr nüchtern, und kann mich nicht fesseln, stilistisch eher ein Zeitungsbericht als eine Erzählung. Obwohl ich Nüchternheit in KGs mag, aber ich finde hier kaum einen Protagonisten drin.

Ein paar Dinge fand ich sehr störend, und dadurch wurde ich aus dem Text gekickt:
* Die Abkürzungen. Auch auf die Gefahr, damit nicht immer die Fachbegriffe zu treffen, würde ich die Dinge, von denen Du sprichst, ausschreiben.
* Markennamen (wie Toyota) haben in Literatur nichts zu suchen. Oft wird damit umgangen, daß man die Dinge näher beschreiben müßte, hier erfüllt es überhaupt keinen Zweck. Ich reagiere auf sowas echt allergisch. In einem Roman über 500 Seiten schon übel genug, in dieser Kürze fällt es noch mehr auf.
* Keine "" für die sogenannten Dinge. "" dienen nur der wörtlichen Rede. Einfache Anführungsstriche wären die Wahl in einem Artikel, in einer KG sollte man die Interpretation dieser ""-Wörter durch die Handlung/Erzählstimme so deutlcih machen, daß der Leser weiß, was gemeint ist. Ich würde auch raten, die Anführungszeichen aus dem Titel entfernen zu lassen (können wir Mods, wenn Du einverstanden bist).
* zu viele Fachbegriffe bremsen das Tempo aus, wie hier:

Aber auch er wird leben, seine durchschusshemmende Weste der Schutzklasse IV, mit den Aramid-Verbund-Einschub-Platten hat die wichtigsten Organe geschützt.

Kurz gesagt: ich denke, die Geschichte würde viel besser funktionieren, wenn der erste Teil auf wenige erklärende Zeilen aus Sicht des Soldaten verkürzt würde, und das moralisierende Ende ganz rausfiele. Rat zur Kürzung hört sich erstmal für einen Autor nicht nett an, aber ich kann Dir aus Erfahrung sagen, daß Texte dadurch wirklich gewinnen können.

Formal kommt eigentlich nach Sprecherwechsel in wörtlicher Rede ein Zeilenumbruch (statt Bindestrich). Da diese hier aber eine Rhythmusfunktion haben, die mir auch gut gefällt, denke ich, daß die Struktur zwar unüblich ist, aber passend gewählt wurde.

Zahlen bis zwölf (besser: solange noch gut lesbar) schreibt man in literarischen Texten aus = fünf Kilometer. Würde ich nur in den Zwischentiteln lassen.

Ein paar Tipper sind noch drin, man sieht ja oft den Wald und so:
zu Hause oder zuhause, aber nicht zu hause

das würde der Sicherheit Aller
aller klein, dahinter könnte z.B. Menschen kommen
Irgendwo war zeit/Zeit falsch, das finde ich grad nicht mehr.
Bei Pick Up / Pickup und Checkpoint / Check Point solltest Du Dich auf eine (möglichst die deutsche) Variante festlegen, nicht mixen.
Ice_Age 3
Vor und nach ... immer Leerzeichen und keine weiteren Satzzeichen.
................................

Welche Passagen mir besonders gut gefielen:

Wo sind die Schuljungen von heut morgen? Diese Veränderung.
Wieso geht die Kleine weiter?
Sie sieht verwirrt aus.
Sie lächelte doch gerade noch?
Oder?
Irgendwas hab ich übersehen, Es fallen bestimmt bald Schüsse, ein Überfall oder so, aber ich sehe und höre nichts, da ist nur dieses Mädchen und die Soldaten, die mit ernster Mine versuchen ihr zu verstehen zu geben, dass sie stoppen soll. Ihre Gesten sind eindeutig.
Was soll das?

Plus 1 Minute
Ich muß die Blutung stillen, wo ist das Mädchen?
Wer spricht? Was mir?
„Mir fehlt nichts“ Ich muß schreien um mich selbst zu hören.
„Gut, halten sie, …, hier drücken“
Blut, so viel Blut. Metallischer Geschmack, stechender Geruch, Grillfleisch, Übelkeit. Halten, einfach nur halten. Das Mädchen, kümmert sich denn niemand um sie?
Wo ist sie?
Lärm, unglaublicher Lärm. Ein Donnern und ein riesiger Schatten.
Jemand nimmt uns mit.
Dieser entstellte Körper. Er hat sich ohne zu zögern vor mich gestellt. Mich vor einer Gefahr beschützt, die ich selber nicht begriff. Diese grausam martialisch anmutenden jungen Männer mit dem freundlichen Auftreten, mit ihren Laptops auf denen sie am Abend zuvor noch „games zockten“, wie meine Kinder zuhause. Sein Gesicht… in Fetzen.
Wo ist das Mädchen?
Wo?

Vllt wird noch jemand kommen und Dir sagen, daß so viele Zeilenumbrüche nicht in eine KG gehören, mir gefällt es hier ausnahmsweise gut. Es hat eine angenehme Struktur, die den Inhalt unterstützt.

In der Hauptsache sehr gern gelesen, wäre gespannt, was Du daraus noch machen kannst.

Herzlichst,
Katla

P.S. Das steht zwar im Komm und nicht in der story, aber: was haben denn die hundessenden Chinesen mit der ganzen Sache zu tun? Das zieht diese Widmung so derart ins Lächerliche, daß ich kurz an Deiner Intention gezweifelt habe. Ziemlich daneben *hust*.

 
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Ok...
zuerst: vielen Dank für Eure Kritik!
Ich brauche selber ersteinmal Abstand zu der Geshichte, bevor ich mich weiter damit beschäftigen kann, Änderungen können also eine Weile dauern...

Ich nehme alle Eure Punkte ernst und werde sie Schritt für Schritt abarbeiten!

Ein paar Dinge aber jetzt gleich:

#Gedacht waren drei Perspektiven: Allwissender Erzähler, ziviler Helfer, Soldat.
Soll ich oder wie kann ich das deutlicher machen? Der Wechsel soll verwirren, man soll zwei oder dreimal lesen müssen um zu verstehen. Aber er soll der Handlung nicht im Wege stehen.
Die vierte Perspektive - meine essayistische Bemerkung am Schluß war nicht bewußt gewollt. Ich weiß aber auch (noch) nicht wie ich das umgehe, verstehe aber worauf Katla hinauswill!

#Wenn der "Zeigefinger" am Ende zu stark ist, werde ich mir überlegen ob/wie ich es ändern kann.
Aber der Mißstand, dass wir halbstarke Jugendliche in den Krieg schicken, und uns dann am Ende nicht mehr um sie kümmern, teilweise aus Unverständniss aber eben teilweise aus finanziellen Gründen... ja: hier ist es ein politischer Text! Die Aussage ist mir wichtig und der Leser sollte sie unmißverständlich erkennen.

Es geht mir nicht nur um das moralische Dilemma während des Anschlags.
Es geht mir auch um die moralische Verantwortung der Gesellschaft, der sogenannten Freunde ("und keine Stimme nach drinnen" -> auch Mitmenschen sind nicht mehr in der Lage ihn zu erreichen. Keiner zu Hause versteht ihn, weswegen ihn auch niemand mehr erreichen kann. Auch wenn ich nicht weiß ob sie es nicht können oder nicht wollen?)
Und vor allem die Verantwortung der Politiker, die sich mit Nuancen in der Wortbedeutung versuchen herauszureden (Ein Luxus den ein Soldat eben nicht hat. Ein totes Kind ist ein totes Kind, ob selber erschossen oder vor den Augen von einer Bombe zerfetzt, das macht nicht wirklich einen Unterschied. Genauso wie der Unterschied zwischen Krieg und kriegsähnlicher Zstd. nur für Politiker, Juristen, Völkerrechtler und Friedensforscher einen Unterschied macht. Die Menschen vor Ort sehen diesen Unterschied nicht.)

#Beginn: Ich werde mir Gedanken machen ihn aus Sicht eines Soldaten umzuschrieben.

Ursprüngliche Intention: Es sollte harmlos beginnen, fast schon ein romantisch verklärter Hilfseinsatz sein. Manche zivile Helfer gehen mit einer gewissen Naivität in die Einsatzländer. Nicht alle Organisationen "briefen" ihre Mitarbeiter ausreichend genug (Im Gegensatz zum Militär: als Soldat werden einem die Illusionen genommen).
Ich wollte zeigen, dass so eine Dorfgemeinschaft wirklich nett, sein kann. Vollkommen harmlos, langweiliger Alltag. Aber eben auch den Lernprozess zeigen, dass die Armee gegen die man eigentlich eine Abneigung hat durchaus sinnvolle Arbeit leistet. Dass dieses friedliche Idyll jederzeit gestört werden kann. Man ist eben in einem Kriegsgebiet, auch wenn es niemand so nennt. Erst wenn's schief läuft begreift man die Gefahr und die Grausamkeit.

Ich weiß nicht, ob dies in einer KG möglich ist, oder ob ich wirklich direkter und fesselnder einsteigen sollte...? Ich will versuchen beides mal zu probieren:
1) Anfang kürzen, aber von der Art her wie gehabt
2) Perspektive Zeitpunkt und Einstieg ändern
aber das kann dauern.

#Die Abkürzungen werde ich überdenken. Aber zumindest in den wörtlichen Reden werden sie vermutlich bleiben. So redeten wir nunmal. Die Einsatzsprache ist ein furchtbares Gemisch aus Abkürzungen, Eigennamen von Fahrzeugen/Orten/Tätigkeiten, und NATO-Englisch.
Und für jemanden wie dem Helfer kaum zu verstehen.
Sollte ich das wirklich für jeden verständlich umschreiben???

#Das Fahrzeug "Wolf": Die Marke wäre "Mercedes G250 MIL GL".
Aber wenn es stört: wie wäre es wenn das Fahrzeug einen Namen hat (Benno, Caro, Marlene... durchaus üblich) oder einfach nur "Steig in den Wagen" ???

#Der Markenname Toyota bleibt!
Ist eine Art "Insider-Witz" (ja man kann darüber Witze mache, man stumpft unglaublich ab).
Von 300 Drohungen in einem Monat enthielten bestimmt 200 einen Toyota...
Ist eine große Hilfe wenn gut 80% der Fahrzeuge Toyotas sind...

#"Durchschußhemmende Weste" eigentlich der (unpassende?) Versuch ein Mißverständniss einzubauen/aufzuklären.
Zivilist: Kevlar Weste (ziviles Deonym, Kevlar ist ein Markenname von DuPont)
Soldat: Bristol (militärisches Deonym, glaube weil die erste Weste in der Truppe den Modellnamen "Bristol" trug)
Techniker: durchschusshemmende Weste der Schutzklasse IV (erreicht durch Einschubplatten aus einem Aramidfaser Verbundwerkstoff)
Aber ich gebe zu, das muß nicht unbedingt mit rein.

# Anführungszeichen "" im Titel: Ja entfernt sie. Auch den Rest werde ich dann entsprechend bearbeiten. (und den ein oder anderen Zeilenumbruch überdenken).

# In China essen sie Hunde - Ein Film
Ist zugegeben ein Insider.
Am Ende des Films fragt der Protagonist warum er in den Himmel kommt, trotz all seiner bösen Taten (z.b. hat er seine Frau umgebracht). Die Antwort geht so ähnlich: "Du hast nichts falsches gemacht, alles was du tatest war aus Deiner Sicht richtig"
Soll heißen: Aus seiner eigenen Sicht hat jeder in diesen Konflikten gute und gerechte Gründe für sein Handeln.
Ich hoffe dies wird auch am Ende klar: die "irregulären" Handeln aus ihrer Sicht völlig gerechtfertigt. Sie sind gute Menschen und wollen nur das beste für ihr Volk und ihre Familie. Aus meiner Sicht steht nichts über den Menschenrechten, aber aus deren Sicht eben schon: die Religion.
Deswegen kann es auch keine einfache Lösung mit "schwarz-weiß" denken geben.
Wie kann man die Religion würdigen und die Menschenrecht achten?
Wie kann man gegen irreguläre Kräfte vorgehen ohne Zivilisten zu töten?
Wie kann man als Soldat kämpfen und trotzdem ein menschliches Wesen bleiben?
Das sind Fragen, die sich ein Leser stellen soll.

Danke nochmal für die Kritik und Eure Mühe!
Es war eine gute entscheidung die Geschichte hier zu veröffentlichen und nicht in einem politischen Forum oder in einem Blog. Es soll eine Kurzgeschichte werden. Kein Digitalsalat.

Schön, dass es mir anscheinend zumindest im Mittelteil gelungen ist Tempo zu machen und den Leser in die Geschichte (und Emotionen?) hineinzuziehen.

 

Hllao touringlonewulf,

ja: hier ist es ein politischer Text! Die Aussage ist mir wichtig und der Leser sollte sie unmißverständlich erkennen.

Da stimme ich zu, auch wenn moralisierende Texte immer problematisch sind. Ich denke nur, nicht nur wegen der Bestimmung dieses Forums, sondern auch im Sinne der besseren Wirkung: zeige es mit der Geschichte, stelle es nicht mit persönlichen Interpretationen heraus.

Es geht mir nicht nur um das moralische Dilemma während des Anschlags.Schade; das ist ein starkes Stück der Geschichte und hat vielleicht doch so etwas wie eine Schlüsselrolle. Wenn Du all das andere auch noch vermitteln willst, kann es passieren, daß Du die Geschichte überlädst; Du gehst dann in die Form einer Erzählung über. Auch in Ordnung, sollte nur bewußt geschehen.

Und für jemanden wie dem Helfer kaum zu verstehen.
Sollte ich das wirklich für jeden verständlich umschreiben???

Wenn es verstanden werden soll und wichtig ist für die Geschichte, mußt Du es verständlich schreiben. Es kann ja auch sein, daß Du den Leser die Rolle des Ahnungslosen fühlen lassen willst, desjenigen, der alles nicht versteht. Dann ist es so in Ordnung.

Aus seiner eigenen Sicht hat jeder in diesen Konflikten gute und gerechte Gründe für sein Handeln.
Sehr gut, das kannst Du auch vermitteln. Es kommt darauf an, das "System" zu verlassen, aufzubrechen, was auch immer. Innerhalb des "Auge um Auge" ist jeder im Recht und nichts läßt sich ändern.

Ich denke, Du hast hier Inhalte für eine ausführliche Erzählung oder mehrere Kurzgeschichten. Teile davon sind schon sehr überzeugend; insgesamt funktioniert es für mich noch nicht.

Gruß Set

 
Zuletzt bearbeitet:

Es geht mir nicht nur um das moralische Dilemma während des Anschlags.
Schade; das ist ein starkes Stück der Geschichte und hat vielleicht doch so etwas wie eine Schlüsselrolle. Wenn Du all das andere auch noch vermitteln willst, kann es passieren, daß Du die Geschichte überlädst; Du gehst dann in die Form einer Erzählung über. Auch in Ordnung, sollte nur bewußt geschehen.

Diese Geschichte hier soll schon als Kurzgeschichte funktionieren.
Ich weiß nur nicht, wie ich die anderen, mir wichtigen Aspekte so andeute, dass sie nicht stören aber dennoch von einem Interessierten Leser verstanden und hinterfragt werden.
Überladen... Ja, genauso fühle mich. Deswegen diese Geschichte.

Das Ende, der letzte Absatz ist sinngemäß aus ein paar journalistischen Artikeln entnommen. Ich finde die beiden Gedanken gut:
-Entschädigungszahlungen werden für Waffen genutzt.
-Die globalisierte Welt und die Marktwirtschaft aus der Sicht eines Terror/Freiheits-Kämpfers.

Ausserdem soll der Schluß andeuten: auch wenn die Truppen abgezogen sind, es wird weitergehen ("Nachfrage konstant hoch" werde ich in jedem Fall als letzten Satz behalten)

Wichtige Frage: versteht man, dass das Mädchen die Bombe getragen hat, in der Meinung ein ganz tolles Geschenk zu überbringen?

 

Imperialist? Er?
Ein Naiver, der so fragt. Und natürlich ein Guter. Wie alle anderen auch in dieser Geschichte. Doch was ist gut und was böse? Diese Geschichte tut so, als ob sie die Frage nicht beantworten will, aber sie tut das trotzdem – auf die Mitleidstour: Die Bösen sind immer die anderen. Es gibt zwar 3 Erzählperspektiven, aber keine beschäftigt sich wirklich mit diesen anderen. Sie kommen in der Geschichte nur durch ihre schreckliche Tat vor. Und durch die Angabe, sie wären keine Kämpfer, sondern „treu sorgende Familienväter“. Wobei jedem Leser klar ist: „treu sorgende Familienväter“ verhalten sich anders.

Gut, eine Geschichte wie diese muss nicht objektiv sein. Ganz im Gegenteil: Die Stärke solcher Geschichten liegt oft gerade in ihrer Subjektivität, in ihrer daraus resultierenden Einseitigkeit. Aber diese Geschichte lügt. Sie ist subjektiv - und täuscht doch Objektivität vor. Durch Sätze wie diese:

Es sind gute Menschen, treu sorgende Familienväter, Zivilisten, keine irregulären Kämpfer.
Die Wahrheit hat viele Gesichter.

Obwohl das deine erste Geschichte ist, touringlonewulf, muss ich so hart mit dir ins Gericht gehen. Denn du behauptest zwar in deinem Kommentar
Aus seiner eigenen Sicht hat jeder in diesen Konflikten gute und gerechte Gründe für sein Handeln.
, aber das wird in der Geschichte nicht deutlich – die Einzigen, die hier gute und gerechte Gründe haben, sind der Entwicklungshelfer und der Soldat.

Die Objektivität dieser Geschichte ist eine behauptete.

 
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Danke für Deinen Einwand. Ganz verstanden habe ich ihn allerdings nicht.
Leider nicht viel Zeit gerade...

Ich möchte keine Objektivität vortäuschen, ich möchte die unterschiedlichen Subjektivitäten zeigen!

Habe ich es richtig verstanden: vor allem, dass die einheimischen Zivilisten mehr sind als nur brutale Killer kommt nicht glaubhaft genug rüber?

Nun: Ich will ja auch v.a. zeigen, dass nicht jedes nach völkerrechtlichem Maßstab zivile Opfer auch wirklich unschuldig ist. Wir kämpfen gegen einen Feind der größtenteils aus Zivilsten besteht...

Aber was die objektive Wahrheit oder die richtige Sichtweise ist
KANN UND WILL ICH NICHT BEANTWORTEN
Der Leser soll sich Fragen stellen, vor allem ob es überhaupt soetwas wie Objektivität oder Wahrheit hier gibt?

Und vor allem will ich auf Mißstände in der Gesellschaft hinweisen.
Es gibt immer mehr Heimkeherer, nur viele kommen nicht, oder nur langsam daheim an und viel zu oft stößt man auf unverständniss, wird fallen gelassen. ob wir nicht verstanden werden wollen oder einfach nicht verstanden werden können weiß ich nicht.
Wird eigentlich klar, dass "Plus 1,5 Jahre" nicht der Verwundete Soldat ist? sondern einer der noch beide Augen hat?

 

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