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Der letzte Gang

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17.08.2016
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Der letzte Gang

Heute ließ er sich Zeit für die Rasur. Schenkte auch der Stelle unter der Nase mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich und war erst zufrieden, als jede noch so kurze Bartstoppel unter der scharfen Klinge des Rasiermessers verschwunden war. Wenigstens das konnte er noch tun: perfekt rasierte Miene zum bösen Spiel machen auf den Fotos für die Nachwelt. Bei dem Gedanken lachte er höhnisch auf. Dann blickte Claus Wagner lange in den Spiegel. Müde sah er aus. Dicke, fast graue Tränensäcke unter den Augen, tiefe Furchen auf der Stirn, die Haut unter dem Kinn schlaff. Kein Wunder, es waren unvorstellbar anstrengende Monate gewesen. Und was hatte es genützt? Nichts. Nach so vielen Jahren in verantwortungsvollen Positionen würde er ab heute kurz nach drei nur noch ein alter Mann sein. Ein alter Mann, der den wichtigsten Kampf seines Lebens verloren hatte. So würde man sich an ihn erinnern.
Wagner seufzte und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, strich sich durch das graue Haar. Seine Frau trat von hinten an ihn heran, legte ihre Arme um seinen nackten Oberkörper und schmiegte ihre Wange an seinen Rücken. Ihre Haut hatte noch die Wärme des Bettes.
„Gut geschlafen?“, fragte sie.
„So gut wie gar nicht.“
„Ja, ich auch nicht.“
Wagner löste sanft ihren Griff und drehte sich um. Irenes Haar war noch zerzaust von der Nacht, aber ihre Augen waren wach. Sie sah ihn fragend an.
„Mir geht es gut“, sagte Wagner und versuchte ein Lächeln.
„Lügner.“ Irene lächelte zärtlich und gab ihm einen Klaps auf die Brust.
„Vor dir kann man nichts geheim halten, was?“
„Zumindest nicht du.“
Er nickte langsam. „Ich habe versagt“, sagte er leise.
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Unsinn. Das darfst du nicht denken. Du hast alles versucht, um es abzuwenden. Alles, hörst du?“
„Es hat nicht gereicht.“
„Aber das ist nicht deine Schuld. Es ist ... es war ... die Zeiten ändern sich.“
Wagner zuckte mit den Schultern, nahm ein Unterhemd vom Bügel und zog es sich umständlich über den Kopf.
„Man hätte es ahnen können. Wir hätten uns vorbereiten müssen.“
„Ach, Schatz.“ Seine Frau strich ihm zärtlich über die Wange. „Im Nachhinein lässt sich das immer sagen. Und du hast es doch auch weiß Gott versucht. Ich erinnere mich an so viele Gespräche. So viel Streit. Die vielen Nächte. Was haben sie dir nicht alles an den Kopf geworfen. Die Verbände, Gewerkschaften. Die vor allem. Aber du hast nicht aufgehört. Und schließlich sind sie dir doch gefolgt.“ Sie reichte ihm das weiße Hemd und die Krawatte.
„Nur, dass es da schon zu spät war. Wir hatten nichts mehr entgegenzusetzen. Waren zu schwach. Leichte Beute.“
Sie schwiegen kurz, dann gab Irene ihm einen Kuss. „Ich mache mich fertig. Wir sollten nicht zu spät kommen.“
Wagner nickte und ging dann in sein Arbeitszimmer.

Das Leder schnaufte, als er sich tief in den alten Drehstuhl setzte und den Blick durch den Raum schweifen ließ. Da drüben in der Sitzgruppe hatte er viele Abende, nicht selten sogar Nächte verbracht und diskutiert, gegessen und getrunken. Politiker – befreundete, ebenso wie die aus dem gegnerischen Lager –, Staatsmänner, Vertreter der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen: sie alle waren in seinem Haus zu Gast gewesen, hatten die ungezwungene Atmosphäre zu schätzen gewusst. Hatten sich an Irenes warmherziger Art erfreut, ihren klaren Analysen zu verschiedenen politischen Themen zunächst erstaunt, dann anerkennend Gehör geschenkt.
In letzter Zeit freilich war die Stimmung um den flachen, runden Tisch von Anspannung geprägt gewesen, zornig, teilweise gar hasserfüllt. Kopfschüttelnd erinnerte sich Wagner an einen Abend mit Peter Hoffmann, dem Vorsitzenden der größten Gewerkschaft. Wieder einmal war es um notwendige Anpassungen gegangen: die Anhebung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, Wegfall alter Privilegien, weniger Mitspracherechte und so weiter. Hoffmann, der alte Querkopf, war irgendwann so erbost aufgesprungen, dass Wagner fast damit rechnete, er würde ihm den exzellenten Barolo ins Gesicht schütten. Überhaupt Hoffmann. Wenn der sich nicht allem so rigoros verschlossen hätte ... In den letzten Wochen hatte sich dann zunehmend Resignation in den Ledersesseln breitgemacht. Niemand schien mehr an eine Lösung zu glauben, die nicht etwas mit einem wie auch immer gearteten Verkauf zu tun haben würde. Der eine oder andere hatte bestimmt auch schon für die Zeit danach geplant. Treischl mit Sicherheit, der war immer schon überaus anpassungsfähig. Und Frisch mit seinem Hang zu bedeutungslosem Luxus.
Wagner seufzte schwer, griff dann nach links und hob den Aktenkoffer auf die Tischplatte. Das dunkelbraune, fein gezeichnete Leder verströmte den Duft von Bienenwachs und ganz flüchtig noch das fruchtig-herbe Kokosaroma - die Lederpflege, die er am gestrigen Abend akribisch aufgetragen hatte. Er ließ die Verschlüsse aufschnappen. Innen war der Koffer mit dunklem Samt ausgekleidet. Er legte sein Notizbuch und ein paar Unterlagen hinein. Aus der obersten Schublade des Schreibtisches entnahm er einen Füllfederhalter, der Griff war aus grünem Bakelit, die leicht verbogene Spitze gold-glänzend. Angeblich hatte Konrad Adenauer in seiner Funktion als Präsident des Parlamentarischen Rates mit diesem Stift die Beurkundungsseite der Verfassungsurkunde unterschrieben. So hatte ihm das sein guter Freund Trautheim damals erzählt, als er ihm den Stift zu seinem Amtsantritt schenkte. Höchstwahrscheinlich war an der Geschichte nichts dran, aber Claus Wagner mochte den Gedanken, dass der alte Mann aus Köln damals den Stift bei jenem bedeutungsvollen Akt in der Hand gehalten hatte. Und natürlich würde Wagner ihn heute für seine Unterschrift benutzen. Er zog dunkelblaue Tinte aus einem eigens gekauften Fässchen auf, schraubte den Deckel auf den Stift und legte ihn in den Aktenkoffer. Dann schloss er den Koffer, schwang auf dem Stuhl herum und blickte hinaus auf den Teich in seinem Garten, bis Irene in der Tür erschien und ihn mit sanfter Stimme in die Wirklichkeit zurückholte: „Wollen wir?“

Es war gespenstisch. Keine Journalisten, keine neugierigen Zuschauer, keine Demonstranten. Sie hatten absolutes Stillschweigen über Ort und Zeit verlangt. Um den Prozess nicht zu gefährden, wie es von deren Seite hieß. Erstaunlicherweise schienen alle ihr Versprechen gehalten zu haben. Keiner der üblichen Ausreißer, die doch noch einem Reporter Details steckten. Ausnahmsweise hätte sich Wagner gewünscht, dass einer der Eingeweihten indiskret geworden wäre. Er hätte sich ein Heer von Journalisten gewünscht, von aufgebrachten Bürgern, standhaften Verteidigern dieser Republik. Aber da waren nur Wilms, Günther, Frisch, Schadeck und natürlich Hoffmann, die ihn und Irene am säulenflankierten Portal empfingen. Der Rest hatte es vermutlich vorgezogen, diesem Alptraum nicht beizuwohnen. Er konnte es ihnen nicht verübeln. So würde dieser in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellose Akt also von der Öffentlichkeit unbemerkt vollzogen werden.
Wagner entstieg dem Mercedes (was wohl aus dieser Marke werden würde?), öffnete Irene den Wagenschlag und bot ihr seine Hand. Sein Fahrer reichte ihm wortlos den Aktenkoffer. Wagner versuchte sich an einem aufmunterndem Lächeln.
„Danke, Robert. Keine Angst, wir haben alles für Sie arrangiert.“
„Vielen Dank, Herr Wagner. Das weiß ich sehr zu schätzen.“
Wagner nickte, dann ging er mit durchgedrücktem Rücken auf die Eingangspforte zu, Irene an seiner Seite.
„Die Herren“, grüßte er knapp in die Runde.
„Herr Bundeskanzler“, kam es zurück.
„Die Vertreter von Elysion sind schon hier?“
„Warten im Großen Saal.“
„Sonst keiner da?“, fragte Wagner.
„Nur noch der Arbeitgeberbund und der Industrieverband“, sagte Hoffmann verächtlich. „Sind schon drin. Die haben sicher großen Redebedarf heute.“ Er lachte trocken.
„Na gut, dann wollen wir mal.“
Claus und Irene Wagner gingen voran, der kleine Tross folgte ihnen zwei Meter dahinter.

Die Absätze der Schuhe knallten auf dem Steinboden, als sie schweigend durch den langen, holzgetäfelten Gang liefen. Ihre Schritte waren langsam, der Bedeutung dessen, was vor ihnen lag, angemessen. An den Wänden Portraits bedeutender Politiker der letzten Jahrzehnte, Fotografien von Monumenten, die Teil der deutschen Identität waren, oder Landschaften aus den verschiedenen Regionen.
„Eine Schande ist das alles“, hörte Wagner Peter Hoffmann hinter sich grummeln.
„Das aus deinem Mund.“ Das war Wilms, Wirtschaftsminister.
„Ach ja? Ausgerechnet du?“, blaffte Hoffmann zurück. „Dein Ministerium hat doch alles verschlafen. Immer schön die Bonzen mit den dicksten Taschen hätscheln.“
„Das muss ich mir nicht ...“
„Meine Herren!“ Wagner blieb stehen und drehte sich zu der Gruppe um. „Das ist jetzt sicher nicht der richtige Zeitpunkt für eure kleingeistigen Zankereien. Das hatten wir lange genug. Wir sind alle schuld. Jeder von uns hier. Und letztendlich das gesamte Land.“
„Trotzdem“, versuchte es Hoffmann noch einmal.
„Peter, lass gut sein.“ Wagner legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir wissen doch alle, was wir hier im Begriff sind zu tun. Und keinem von uns gefällt der Gedanke. Aber wir müssen die Zukunft im Auge haben. Nicht für uns, aber für die Millionen Menschen da draußen. Wir hatten viele gute Jahre. Wirtschaftlich, sozial. Aber wir haben es versäumt weiterzudenken, waren selbstzufrieden, behäbig.“ Er blickte in die Runde. „Jeder von uns.“
Bedächtiges Nicken der Anwesenden und Wagner fuhr fort: „Und jetzt? Ihr wisst doch, wie es da draußen aussieht. Mittlerweile sind wir auf dem Niveau der Länder, die wir vor zwanzig Jahren als Dritte Welt bezeichnet haben. Nur, dass die schon längst an uns vorbeigezogen sind. Ich sehe also keine andere Möglichkeit, wenn wir den Bürgern dieses Landes eine Chance geben wollen.“
„Claus hat Recht“, sagte Wilms nach kurzem Schweigen. „Komm, Peter, lass es uns mit einem Rest Würde zu Ende bringen. Immerhin haben wir länger durchgehalten als der feine Monsieur Bernard.“ Wilms erlaubte sich ein kurzes, gehässiges Kichern.
Wagner drehte sich wieder um und sie setzen ihren Weg fort. Ein paar Meter vor der doppelmannshohen Tür zum Großen Saal kam ihnen ein junger Mann in perfekt sitzendem, teuer aussehendem Anzug entgegen. Er lächelte sie breit an. Neben ihm lief leicht gebückt ein älterer Herr, um dessen Hals zwei Fotokameras mit verschieden langen Objektiven hingen. Eine dritte Kamera hatte er in der Hand. In rascher Folge knipste er damit, das Blitzlicht blendete Wagner.
„Kann er das sein lassen, bitte?“, wandte er sich an den jungen Mann im Anzug.
„John. Stop.“
Der Fotograf senkte schulterzuckend die Kamera.
„Herr Bundeskanzler“, sagte der Anzugmann mit schwerem amerikanischen Akzent. „Malcom Ewing, Senior International Relations Manager, Elysion Incorporated. Sie erinnern sich sicher.“ Wieder das breite Lächeln, das seine makellosen Zähne zeigte. Er streckte Wagner die Hand hin, die dieser unwillig ergriff. Jetzt schon Senior Manager? Der Kerl konnte doch nach wie vor nicht älter als fünfundzwanzig sein, dachte er.
„Natürlich. Doktor Claus Wagner, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.“ Er deutete hinter sich. „Einige Minister meines Kabinetts, Herr Hoffmann von der Gewerkschaft, und das ist meine Frau. Irene.“
„Wonderful.“ Ewing schnalzte mit der Zunge und deutete auf die Holztür. „Wollen wir?“
Wagner atmete tief durch. „Sicher.“

Der Große Saal war in die Mitte des Gebäudes gebaut worden und fensterlos. Er war nicht ganz so üppig dimensioniert, wie der Name glauben machen konnte, aber immer noch groß genug, um die fünf Personen, die am hinteren Teil des langen Eichentisches Platz genommen hatten, etwas verloren wirken zu lassen. Hier hatte Claus Wagner unzählige Kabinettssitzungen hinter sich gebracht, Beratungen mit Wirtschaftsvertretern, Wissenschaftlern, Angehörigen der großen Religionsgemeinschaften. Und hier würde er heute seine Amtszeit beenden. Mit einem Mal schien ihm die Aktentasche in seiner Hand unerträglich schwer. Eine bleierne Müdigkeit wollte sich seiner bemächtigen, doch er schüttelte sie ab. Noch nicht, sagte er sich. Noch nicht.
Als er den Raum betrat, drehten ihm die Herren am Tisch ihre Gesichter zu. Sie waren in identische dunkelgraue Anzüge gekleidet, dazu azurblaue Krawatten. Sahen ihn aufmerksam an, wenn auch nicht besonders interessiert. Wagner hätte schwören können, dass diese kleine Bewegung vollkommen synchron verlief. Überhaupt, sie glichen sich erschreckenderweise so sehr, dass man sie für Zwillinge hätte halten können. Eineiige Fünflinge, falls so etwas möglich war. Er war sich da nicht sicher. Oder Klone. Vor ihnen auf dem Tisch lag jeweils ein flacher, schwarzer Koffer.
An die Stirnseite des Tisches war ein riesiger Bildschirm geschoben worden. Das Bild zeigte das Elysion-Logo: eine stilisierte Schlange, die sich um die Weltkugel windet.
An der rechten Wand sah Wagner jetzt Frederick Thiele und Andreas von Brautner, die wichtigsten Wirtschaftsvertreter der Republik. Sie nickten ihm knapp zu, dann fuhren sie fort mit der akribischen Betrachtung ihrer Schuhspitzen.
Aus dem Halbschatten neben der Videowand trat ein Mann hervor, der ebenfalls eine azurblaue Krawatte zum dunkelgrauen Anzug trug, aber älter war als die Elysion-Mitarbeiter am Tisch. Schwarze, penibel zu einer leichten Welle nach hinten frisierte Haare. Mit energischen Schritten und ausgestrecktem Arm durchquerte er den Raum.
„Herr Bundeskanzler. Ich freue mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Jackson M Brummels, Founder und CEO von Elysion.“ Sein Deutsch war nahezu akzentfrei, der Händedruck hatte genau den richtigen Festigkeitsgrad, das Lächeln war ebenso makellos wie zuvor bei seinem Senior Manager, die Augen dunkelbraun, fast schwarz. „Lassen Sie mich Ihnen ganz zu Anfang sagen, dass ich mir vorstellen kann, wie schwer Ihnen das fallen muss. Wirklich.“
Er löste sich von Wagner und schritt auf Irene zu, verbeugte sich leicht zu einem formvollendeten angedeuteten Handkuss. „Frau Wagner. Ich freue mich, dass Sie auch hier sind.“
„Herr Brummels“, erwiderte Irene knapp.
Claus Wagner wandte sich an seine Begleiter. „Ich schlage vor, dass ich das allein mache. Wir können ja nachher noch ein paar Fotos zusammen ...“
Der Widerstand war noch geringer, als er erwartet hatte. Niemandem schien es ein großes Bedürfnis zu sein, diesem Akt bis zum Ende beizuwohnen, und so leerte sich der Raum bis auf Wagner, Brummels und die fünf Elysion-Mitarbeiter am Tisch. Irene drückte sanft seinen Oberarm. „Falls du mich brauchst, ich bin im Gang“, flüsterte sie. Die Tür schloss sich hinter ihr.

„Bitte, nehmen Sie doch Platz.“ Brummels wies auf einen freien Stuhl an der Stirnseite des Tisches.
Wagner setzte sich zögerlich, versuchte einen souveränen Ausdruck auf sein Gesicht zu legen, bezweifelte aber, dass ihm das gelang. Sein Puls hämmerte gegen die Schläfen. Er musste an seine Vereidigung vor fast zwölf Jahren denken. Damals hatte er sich auch so gefühlt. Schicksalsergeben. Mit dem Unterschied, dass es damals eine euphorische Schicksalsergebenheit war. Jetzt fühlte er sich mehr wie ein Hase im Käfig.
Brummels legte die Handflächen aneinander und sagte im der Skurrilität der Situation unangemessenen Plauderton: „Vielleicht starten wir mit unserem Imagefilm, bevor wir dann...“
Wagner winkte brüsk ab. „Lassen wir das. Kommen wir gleich zur Sache.“
Für einen kurzen Moment wirkte der Elysion-Chef verunsichert, dann legte sich wieder das professionelle Lächeln auf sein Gesicht. „Aber sicher. Muller, die Unterschriftenseite bitte.“
Einer der Mitarbeiter am Tisch öffnete den Koffer vor sich und entnahm ihm einen Stoß Papier. Er erhob sich und breitete die Seiten vor Claus Wagner aus. „In dreifacher Ausfertigung. Den eigentlichen Inhalt kennen Sie ja. Hier noch mal als zusammenfassende Klausel. Unterschrift bitte hier und hier.“ Damit nahm er wieder seinen Platz ein und schloss in langsamer Bewegung und nahezu lautlos den Kofferdeckel.
Wagner hatte bereits den Füllfederhalter in der Hand, das grüne Kunstharz war glatt und kalt.

Kraft der mir durch Verfassungsänderung vom 25. Februar 2031 übertragenen Befugnis bestätige ich mit meiner Unterschrift, dass mit dem Tage der Unterzeichnung alle Besitztümer der Bundesrepublik Deutschland, näher definiert in Anhang 1-3 zu diesem Vertrag, mit einer Übergangsfrist von sechs (6) Monaten in den rechtmäßigen Besitz der Elysion Incorporated, New York, Vereinigte Staaten von Amerika, vertreten durch Jackson M Brummels, übergehen. Es gelten ferner die vertraglich vereinbarten Bestimmungen zur Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung in Bund und Ländern.

Dr. rer. pol. Claus Wagner, Bundeskanzler.


Wieder und wieder las er die Zeilen, bis die Buchstaben vor seinen Augen verschwammen, zu einer neblig-grauen Fläche wurden. Der Stift in seiner Hand schien ihm tonnenschwer, er senkte den Arm auf die Tischplatte, atmete tief ein und wieder aus.
Brummels räusperte sich leise neben ihm. „Glauben Sie mir, Herr Bundeskanzler, Sie tun das Richtige. Für Ihr Land, Ihr Volk.“
Er ging mit bedächtigen Schritten um den Tisch, gestikulierte dozierend mit den Händen, wobei er Wagner mit seinem Blick fixierte.
„Ich muss Ihnen ja nicht erklären, in welchem Zustand sich die Bundesrepublik befindet. Die Infrastruktur, Straßen, Schienen, Flughäfen, Schulen, Universitäten, alles kaputt. Die Fabriken technologisch zwanzig, ach was, dreißig Jahre zurück. Seit Jahren keine nennenswerten Patentanmeldungen mehr. Auf der anderen Seite verschlingen die Sozialkosten nahezu die gesamten Steuereinnahmen. Der Haushalt war das letzte Mal vor acht Jahren positiv. Im Weltbank-Ranking befindet sich Ihr Land nur noch auf Platz hundertachtundzwanzig, sogar noch hinter Guinea. Ein Land, das sich im Übrigen unter unserer wohlwollend-konsequenten Patronage zur most valuable emerging economy der letzten zwei Jahre entwickelt hat.“ Brummels hatte den Tisch umrundet, blieb neben Wagner stehen.
„Glauben Sie mir, Elysion hat die Mittel und vor allem die notwendige, nun ja, Herangehensweise“, er lächelte süffisant, „um dieses wunderbare Land wieder zu vergangener wirtschaftlicher Stärke zu führen. Eine Einsicht, zu der Italien, Frankreich und sogar England klugerweise schon vor Jahren gekommen sind, wie Sie ja selbst wissen. Und wir haben bereits erste Resultate, die mich äußerst positiv stimmen.“
„Erkauft mit der Aufgabe sämtlicher staatlicher Souveränität“, gab Wagner zerknirscht zurück, den Blick wieder starr auf die Urkunde vor sich geheftet.
„Ach, ich bitte Sie. Staatliche Souveränität. Ist das nicht ein Ideal des letzten Jahrtausends? Warum aus einem durch die Vergangenheit verklärten, pseudo-heroischen Gefühl heraus daran festhalten? Wem nützt das heute noch? Fragen Sie mal die verarmte Masse. Die Eltern, die keine Zukunft für ihre Kinder sehen. Nein, was zählt, ist der Erfolg. Und der gibt uns Recht. Mit Dänemark und Schweden sind wir übrigens auch in ernsthaften Gesprächen.“
Wagner schwieg, nahm zögerlich den Stift, ärgerte sich darüber, dass seine Hand zitterte. Andererseits, wen kümmerte es jetzt noch?
Er setzte die Feder auf das dicke Papier und setzte mit unsicheren Bewegungen gedrungene, ängstlich wirkende Buchstaben über die Linie, unter der sein Name stand. Da war sie also, seine Unterschrift. Er lehnte sich in den Stuhl. Ein Tropfen Tinte war auf die rechte untere Ecke der Urkunde getropft, vergrößerte sich zu einem dunklen Fleck.
„Wenn Sie bitte die anderen Exemplare auch noch unterschreiben wollen“, sagte Brummels in geschäftsmäßigem Ton.
Wagner ergab sich und zeichnete die Papiere. Kaum hatte er den letzten Strich getan, kam ein Elysion-Mitarbeiter, ordnete beflissen die Unterlagen und verstaute zwei Exemplare in einer Ledermappe, auf der das Elysion-Logo prangte. Eine Ausfertigung lag noch vor Wagner auf dem Tisch.
„Für Ihre Unterlagen. Was immer Sie damit ...“ Brummels beendet den Satz nicht, zuckte stattdessen mit den Schultern. Es schien ihm nicht mehr von Bedeutung. Die Ledermappe verstaute er in einem stahlglänzenden Aktenkoffer, der von irgendwoher gebracht worden war. Geräuschvoll ließ er den Deckel zuschnappen. Das Geräusch der sich schließenden Verschlüsse erschien Claus Wagner wie der Schlussakkord der untergehenden Republik.
„Wir sind dann so weit durch.“ Brummels streckte ihm die Hand entgegen. Wagner erhob sich schwerfällig, blickte dem CEO lange in die Augen, dann ging er wortlos an ihm vorbei.
„Warten Sie doch, Herr Bundeskanzler, also Herr Bundeskanzler a. D. Sie verpassen ja den Film.“
„Kein Interesse“, sagte Wagner über die Schulter. Hinter sich hörte er fanfarenartige Klänge.

Auf dem riesigen Bildschirm wird eine Karte Europas eingeblendet. Italien färbt sich von schwarz nach azurblau, dann Spanien, Portugal, Frankreich, England und schließlich Deutschland. Eine euphorische Stimme erzählt dazu:
„Heute ist ein historischer Tag für Elysion, Europa und die ganze Welt. Ein weiteres Land begibt sich in den Schutz und die Fürsorge unseres großartigen Unternehmens. Heißen wir die Bundesrepublik Deutschland willkommen in unserer Familie. Möge das Land unter der schützenden Hand von Elysion prosperieren und zu altem Glanz zurückfinden.“

Wagner schloss die Tür hinter sich.

 

Hallo @Fraser,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Du baust die Situation langsam auf, man beginnt zu ahnen, was der Bundeskanzler vorhat, kann es aber bis zuletzt nicht glauben.
Es wird möglicherweise die Kritik geben, dass eine solche Entwicklung nicht realistisch ist. Dagegen könntest du eventuell einfach noch in einem Satz einen Crash einfließen lassen, der die Weltwirtschaft zerrüttet hatte. Wie auch immer, ich lese die Geschichte als sehr gelungenes Menetekel.

Rechtschreibfehler finde ich keine, habe aber drei andere Anmerkungen:

niedergeschlagenem Ausdruck in den Augen
Gibt es einen niedergeschlagenen Ausdruck in den Augen? Ich kann mir das nicht richtig vorstellen.

Wir wissen doch alle, was wir hier im Stande sind zu tun
Müsste hier nicht im Begriff sind stehen?
Sonst verstehe ich die Stelle nicht.

Das Bild zeigte das Elysion-Logo: eine symbolisierte Schlange, die sich um die Weltkugel windet.

Ich glaube, du meinst stilisierte Schlange, oder? Symbolisieren gibt es m.E. in dem Zusammenhang nicht.

Sehr gern gelesen
Daeron

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Fraser,

Du hast ja schon ganz nette Sachen eingestellt, hab Dich in guter Erinnerung. Lass mal schauen:

Politiker - befreundete, wie die aus dem gegnerischen Lager -, ...
Missverständnis möglich.
Ob alles so kleinteilig um Treischl und Frisch erzählt werden muss, ist Sache des Autors. Mich hat es nicht sonderlich gefesselt, aber ganz klar – Dein Schreibstil ist Grund genug, weiterzulesen. Den find ich einfach klasse, auch die Dialoge stimmen!
Noch bleibt es kleinteilig:
Das dunkelbraune, fein gezeichnete Leder verströmte den Duft von Bienenwachs und ganz flüchtig noch das fruchtig-herbe Kokosaroma - die Lederpflege, die er am gestrigen Abend akribisch aufgetragen hatte. Er ließ die Verschlüsse aufschnappen. Innen war der Koffer mit dunklem Samt ausgekleidet.
Ich hab die Ruhe weg beim Lesen, die rasante Kurzgeschichte brauch ich nicht. Jedoch könnten Dir das einige Leser ein bisschen übel nehmen, denn bis zu dieser Stelle gab’s mehr Andeutungen als Ablauf.

Obwohl Satire, doch so könnte ich mir schon heute Abend Merkels Originalton vorstellen:

Wir hatten viele gute Jahre. Wirtschaftlich, sozial. Aber wir haben es versäumt weiterzudenken, waren selbstzufrieden, behäbig.“ Er blickte in die Runde. „Jeder von uns.“
Jawohl, Frau Bundeskanzler Wagner.

Der Große Saal war in die Mitte des Gebäudes gebaut worden und fensterlos. Er war nicht ganz so üppig dimensioniert, wie der Name glauben machen konnte, aber immer noch groß genug, um die fünf Personen, die am hinteren Teil des langen Eichentisches Platz genommen hatten, etwas verloren wirken zu lassen.
Sag ich doch, dass Du professionell schreibst. In dieser Art könnte ich auch was Längeres lesen, ganz sicher.
Und jetzt kommt Spannung auf:
Wagner hätte schwören können, dass diese kleine Bewegung vollkommen synchron verlief.
Ich bleib gerne dran.
Das Bild zeigte das Elysion-Logo: eine symbolisierte Schlange, die sich um die Weltkugel windet.
Alles gut überlegt.
Allerdings nehme ich dem smarten Brummels diesen Eröffnungssatz nicht ab.
„Lassen Sie mich Ihnen ganz zu Anfang sagen, dass ich mir vorstellen kann, wie schwer Ihnen das fallen muss. Wirklich.“
Managers Credo: Immer positiv!
... verbeugte sich leicht zu einem formvollendeten angedeuteten Handkuss.
Das Fette braucht’s nicht.
Im Weltbank-Ranking befindet sich Ihr Land nur noch auf Platz hundertachtundzwanzig, sogar noch hinter Guinea.
Vielleicht ein bisserl übertrieben, aber dreißig Jahre sind eine verdammt lange, doch immer schneller laufende Zeit. Irland hatte seinerzeit auch irrsinnige Wachstumsraten – man muss nur bei unter Null anfangen!

Deine Geschichte ist klug aufgebaut, die Steigerung tut dem Leser gut:

Staatliche Souveränität. Ist das nicht ein Ideal des letzten Jahrtausends? Warum aus einem durch die Vergangenheit verklärten, pseudo-heroischen Gefühl heraus daran festhalten? Wem nützt das heute noch?

Großartig. Ein Text mit Gewicht.

Wagner schwieg, nahm zögerlich den Stift, ärgerte sich darüber, dass seine Hand zitterte. Andererseits, wen kümmerte es jetzt noch?

Eben. Du hast eine tolle Idee toll umgesetzt.

Eine Ausfertigung lag noch vor Wagner auf dem Tisch.
„Für Ihre Unterlagen. Was immer Sie damit ...“ Brummels beendet den Satz nicht, zuckte stattdessen mit den Schultern. Es schien ihm nicht mehr von Bedeutung.
Sieht so aus, als ob ich zum Ende hin nur noch zitiere – aber das muss Dir der Neid lassen: Das ist für mich schriftstellerisch und inhaltlich der Renner der Saison. Bessere Satire kann ich mir nicht vorstellen, die ersten Unkenrufe haben wir live schon vernommen.

Großen Respekt, lieber Fraser!
José

PS:

Das Geräusch der sich schließenden Verschlüsse erschien Claus Wagner wie ein Symbol der untergehenden Republik.
Würde ich überdenken – ein Geräusch als Symbol?

 

Hallo @Daeron
Ich danke dir für deinen Kommentar.
Der Beitrag ist ja unter anderem als "Satire" getagged, was ich noch als am besten passend fand für eine nicht wirklich realistische Geschichte, von der man aber unterschwellig doch denken könnte: Warum nicht? Will sagen, die skizzierte Entwicklung des Landes hin zu einem "Übernahmekandidaten" ist nach heutigem Stand für die meisten von uns wohl kaum vorstellbar. Andererseits, wenn man sich gewisse Indikatoren in einer gewissen Größenordnung denken würde, braucht es möglicherweise nicht einmal einen weltweiten Crash dafür. Wer weiß? Und dieses Szenario wollte ich hier (überspitzt, Satire) beschreiben. Dein Menetekel trifft es sehr gut.

Gibt es einen niedergeschlagenen Ausdruck in den Augen? Ich kann mir das nicht richtig vorstellen.
Ich lass die Augen weg. Reicht ja, wenn er niedergeschlagen blickt.

Müsste hier nicht im Begriff sind stehen?
Sonst verstehe ich die Stelle nicht.
Hast Recht. Im Stande ist ja letztendlich nur der Herr Bundeskanzler.

Ich glaube, du meinst stilisierte Schlange, oder?
Genau die Schlange meinte ich eigentlich. Wird geändert.

Sehr gern gelesen
Daeron

Nochmals danke fürs Lesen und den Kommentar.
Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @josefelipe ,

Du hast ja schon ganz nette Sachen eingestellt, hab Dich in guter Erinnerung.
Freut mich, dass du dich erinnerst. Ich war ja schon länger nicht aktiv hier.

Ob alles so kleinteilig um Treischl und Frisch erzählt werden muss, ist Sache des Autors. Mich hat es nicht sonderlich gefesselt, aber ganz klar – Dein Schreibstil ist Grund genug, weiterzulesen. Den find ich einfach klasse, auch die Dialoge stimmen!
Diese Gedankengänge sollten dazu dienen, die Ausgangslage anzudeuten. Große Veränderungen sind im Gange, obwohl ich das zu Beginn noch im Unklaren lassen und erst einmal in Richtung einer "schnöden" Firmenübernahme andeuten wollte. Und die Beteiligten gehen unterschiedlich damit um, je nach charakterlicher Ausgestaltung.

Ich hab die Ruhe weg beim Lesen, die rasante Kurzgeschichte brauch ich nicht. Jedoch könnten Dir das einige Leser ein bisschen übel nehmen, denn bis zu dieser Stelle gab’s mehr Andeutungen als Ablauf.
Bei meinem letzten Challenge-Beitrag (Segel setzen) haben es mir einige Leser übelgenommen ;-) Zugegeben, die Geschichte damals hatte eine gewisse Länge, so dass ich dieses Mal versucht habe, es kürzer zu halten. Andererseits (siehe oben) sollte die Fährte (Andeutungen) erst einmal eine gewisse Idee erzeugen, die dann im weiteren Verlauf durch die Ungeheuerlichkeit des Verkaufs der BRD ersetzt wird. Anyway, ich freue mich, dass du die Ruhe weg hast, ich scheine einfach gern mal ein wenig Anlauf zu nehmen, evtl. zu Kosten des Ablaufs ;-)
Das ist dann in letzter Konsequenz wohl auch Geschmackssache oder Tagesform.

Jawohl, Frau Bundeskanzler Wagner.
Über solch Einsicht könnte man sich sicherlich freuen.

Allerdings nehme ich dem smarten Brummels diesen Eröffnungssatz nicht ab.
Es ist ja hier eine geheuchelte Empathie. Im Prinzip ist es dem CEO vollkommen schnuppe, wie sich der Herr Bundeskanzler fühlt und nachdem die Unterschrift geleistet wurde, wird er ja auch sofort geschäftsmäßig kühl. Aber gut, vielleicht sollte man ihm auch hier schon die Heuchelei ansehen. Ich denke darüber nach.

Vielleicht ein bisserl übertrieben, aber dreißig Jahre sind eine verdammt lange, doch immer schneller laufende Zeit. Irland hatte seinerzeit auch irrsinnige Wachstumsraten – man muss nur bei unter Null anfangen!
Ein Stilmittel der Satire ist ja die Übertreibung, und dazu macht sie ja sprichwörtlich auch noch anschaulich. Und wie schon vorher geschrieben: wer weiß, was die nächsten Jahrzehnte bringen. Die Welt ändert sich usw.

Sieht so aus, als ob ich zum Ende hin nur noch zitiere – aber das muss Dir der Neid lassen: Das ist für mich schriftstellerisch und inhaltlich der Renner der Saison. Bessere Satire kann ich mir nicht vorstellen, die ersten Unkenrufe haben wir live schon vernommen.
Schriftstellerisch wenig anspruchsvoll sage ich einfach nur: Danke!
Freut mich sehr, dass Inhalt, Aufbau und das Wie bei dir funktioniert haben.
Und über das Geräusch als Symbol werde ich noch mal in mich gehen.

Also, lieber @josefelipe . Ich danke dir sehr für diesen überaus motivierenden Kommentar.
Und jetzt, wo ich meinen Beitrag für die Challenge eingestellt habe, kann ich mich den anderen Geschichten widmen. Wir sehen uns.
Beste Grüße,
Fraser

 

„Freude, schöner(s) Götterf(l)unke(r)n,
Tochter aus Elysium
...“​

„Die Vertreter von Elysion sind schon hier?“

Ja, sind sie schon, und wer kennte ihn nicht, den Text zur beethöflichen Europahymne,

lieber Fraser,

und wer kennte nicht Claus (von) Wagner, der derzeit mit der Theorie der feinen Menschen auftritt und am 5. November d. J., also gerade eben, mit Prof. Konsens u. a. mittels der Doktorarbeit von Thilo Sarazzin die Deutungshoheit über den Mauerfall und die Wiedervereinigung mit besonderem Blick auf die „Treuhand“ in der Anstalt thematisierte und wer erinnerte sich nicht an das Kürzel TTIP und anderer Freihandelsabkommen, die dem freien Unternehmertum in wirtschaftsliberaler Manier eine eigene Gerichtsbarkeit jenseits der Ländergrenzen zugesteht? Und ist nicht Rot-China ein einziger Konzern, für den gilt, was für alle Betriebe gilt: Hinter den Werksmauern und in den Verwaltungsgebäuden hört die Demokratie auf, und selbst wenn Eigentum verpflichtet, verpflichtet es vor allem den Habenichts, Eigentum der andern zu schonen und schützen.

Endlich mal eine Satire, die den Stempel verdient!, wobei das zukunftsweisende Deiner Geschichte historisch bereits in der Treuhand sein Vorbild im Kleineren findet. Die Wirtschaftspolitik (und somit vor allem auch das Ressort Soziales) hat mit der Ära Kohl den Vorrang der Makroökonomie (ob gut oder schlecht, spielt eigentlich keine Rolle mehr, die Wirtschaftswaisen sind Alibi und lagen noch nicht einmal mit ihren Prognosen richtig) zugunsten betriebwirtschaftlicher Überlegungen aufgegeben, Lobbyisten schreiben der Ministerialbürokratie Gestzesvorlagen – denn Lobbyisten sind schließlich Leute vom Fach.

Und da setztu im Grunde den Endpunkt und ich find‘s einen gelungenen Beitrag.

Auf zur Flusenlese

... und war erst zufrieden, als jede[...] noch so kurze Bartstoppel unter der scharfen Klinge des Rasiermessers verschwunden war.
„die ...stoppel“

So viele Streits.
Genitiv kanns nicht sein. Das ist denglish, gelle, möglich, dass es '31 gilt, aber heute amtlich beglaubigt „der Streit, die Streite“!

Das Leder schnaufte, als er sich tief in den alten Drehstuhl setzte[…] und den Blick durch den Raum schweifen ließ.
Komma weg, und tut seine Pflicht als Stellvertreter

Wenn der sich nicht allem so rigoros verschlossen hätte[…]...
(direkt am Wort behaupten die Auslassungspunkte, dass da zumindest ein Buchstabe fehlte. Da wäre auch die Ästhetik des Apostrophs viel rationeller (um es mal betriebswirtschaftlich zu sagen). Kommt mindestens noch einmal vor. Suchfunktion nutzen und „...“ suchen lassen ...

In den letzten Wochen hatte sich dann zunehmend Resignation in den Ledersesseln breit gemacht.
„breitmachen“ ein Wort

Treischl mit Sicherheit, der war immer schon überaus anpassungsfähig gewesen.
Oder ist Treischl tot? Was ja für die höchste Anpassungsfähigkeit überhaupt spräche ...

„Meine Herren!“ Wagner blieb stehen und dreht[e] sich zu der Gruppe um.

„John. Stop[p].“
engl. (to) stop, deutsch kommt der Stopp vom stoppen

Er deute[e] hinter sich.

Als er den Raum betreten hatte, drehten ihm die in identisch aussehende[n] dunkelgraue[n] Anzüge mit azurblauen Krawatten gekleideten Herren am Tisch ihre Gesichter zu.

Eineiige Fünflinge, falls so etwas möglich war. Er war sich da nicht sicher. Oder Klone. Vor ihnen auf dem Tisch lag jeweils ein flacher[,] schwarzer Koffer.
(m. E. gleichrangige Adjektive, darum Komma! Die Gegenprobe mit „und“ sträubt sich auch nicht.)

„Bundeskanzler Wagner. ...
„Herr Bundeskanzler ...“ besser
vertreten durch Jackson M[.] Brummels, übergehen.

Für Ihr Land, [I]hr Volk.“
Die Fabriken technologisch zwanzig, ach was[,] dreißig Jahre zurück.

„Wir sind dann so[...]weit durch.“
„soweit“ ich weiß, „so weit nur als Konjunktion zusammen, ansonsten – zu 90 % auseinander als unbestimmte Orts/Zeitangabe!
Mein Tipp: Im Zweifel immer auseinander – senkt die Fehlerquote von 0,9 auf 0,1

„Warten Sie doch, Herr Bundeskanzler, also Herr Bundeskanzler a.[...]D.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hey @Fraser ,

wir kennen uns noch nicht, oder?

Da ich seit knapp zwei Stunden kurzfristig Wochende habe, blättere ich jetzt mal ein wenig durch die Challengegeschichte, mit einer Tasse Tee in der Hand und Regentropfen auf dem Dachfenster. Was ein Klischee.

MMn. bleibt deine Geschichte total unverdient unter dem Radar. Textkram:

Claus Wagner

Claus finde ich seltsam, ich kenne nur Klaus. Ist das mit dem C irgendwo gängig? Wäre mir nämlich neu.

Dann blickte Claus Wagner lange in den Spiegel. Müde sah er aus. Dicke, fast graue Tränensäcke unter den Augen, tiefe Furchen auf der Stirn, die Haut unter dem Kinn schlaff.

Ebenfalls ein Klischee, der Spiegel-Trick.

Nach so vielen Jahren in verantwortungsvollen Positionen würde er ab heute kurz nach drei nur noch ein alter Mann sein. Ein alter Mann, der den wichtigsten Kampf seines Lebens verloren hatte. So würde man sich an ihn erinnern.

Ich würde diese ganze Stelle herauslassen. Die teasert so seltsam. Ist vielleicht nur meine Meinung, aber ich finde es wenig elegant. Außerdem glaube ich, das fast alles Wichtige bereits im Dialog mit seiner Ehefrau geklärt wird.

private Atmosphäre

Meinst du etwas ... Privatsphäre?

So würde dieser historisch beispiellose Akt also von der Öffentlichkeit unbemerkt vollzogen werden.

Historisch beispiellos ist es ja nicht. Schließlich haben Frankreich, Italien und England sich bereits ebenfalls Elysion angeschlossen.

die in identisch aussehende dunkelgraue Anzüge mit azurblauen Krawatten gekleideten Herren

Uff, das ist eine lange und komplizierte Beschreibung. Musste ich mehrmals lesen, um den Wortlaut zu verstehen.

eine stilisierte Schlange, die sich um die Weltkugel windet.

Google mal nach der Midgardschlange. Schon die Wikinger hätten dem Herrn Bundeskanzler sagen können, wie schlecht große Schlangen sind :lol: (wobei es hier ja noch eine zweite, bildliche Ebene gewinnt, wenn sich die unter Elysion stehenden Länder wirklich um die ganze Welt erstrecken).

Dr. rer. pol. Claus Wagner, Bundeskanzler.

Irgendwie fände ich den Herrn Bundeskanzler als Dr. phil. sehr interessant. Das könnte noch den ein oder anderen klugen Spruch geben.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Fraser,

eine wirklich gut, souverän und akribisch ausgedachte Satire hast du da abgeliefert. Dem lässt sich nicht viel hinzufügen. An einem Morgen, an dem der Untersuchungsausschuss mit dem Aufarbeiten der gescheiterten Autobahn-Maut und dem merkwürdigen Geschäftsgebahren eines Ministers beginnt, in einer Woche, in der man als Wähler bange verfolgt, ob die Politik nicht wichtige und dringende Investitionen in die Zukunft verschläft und sie kleinkariertem Gezänk und einer unreflektierten Sparidee opfert, erscheint plausibel, was du als Begründung für diesen ‚rettenden‘ Ausverkauf anbietest:

Die Infrastruktur, Straßen, Schienen, Flughäfen, Schulen, Universitäten, alles kaputt. Die Fabriken technologisch zwanzig, ach was dreißig Jahre zurück. Seit Jahren keine nennenswerten Patentanmeldungen mehr.

Du schreibst das Geschehen der letzten Jahre fort und denkst es zu Ende, treibst es auf die Spitze. Ein Szenarium, das, je mehr man darüber nachdenkt, um so wahrscheinlich werden könnte.

Das einzige, was sich vielleicht noch ergänzen ließe, wäre, dass sich die Probleme in rasantem Maße potenzieren, je länger wir sie aus parteipolitischen Überlegungen und kleinkariertem Verhalten nicht wirklich angehen: Klima, Digitalisierung, Bildung u.a.. Es kommt Angst auf, ob wir nicht gerade dabei sind, den Zug zu verpassen und letztendlich (wenn wir Glück haben) auf der Insel der Seligen, im Elysium, landen, wo wir dann dahindämmern können, oder (was wahrscheinlicher ist) völlig abhängig anderen Interessen ausgeliefert sein werden.

Zwei Kleinigkeiten noch:

In den letzten Wochen hatte sich dann zunehmend Resignation in den Ledersesseln breit gemacht.
Da ist ein neuer Begriff mit einer neuen Bedeutung entstanden, deshalb mMn zusammen.

„Kann er das sein lassen, bitte?“, wendete er sich an den jungen Mann im Anzug.
Mir gefällt eigentlich ‚wandte‘ immer besser. Keine Ahnung, ob beides möglich ist.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo lieber @Friedrichard
Vielen Dank für deinen Kommentar und die gewohnt gründliche Durchsicht. Ich habe deine Korrekturen so weit (oder soweit? ;-) übernommen. Mit dem "so weit" hast du mich ja schon bei meiner "Segel setzen"-Geschichte drangekriegt, scheinbar ist meine Lernkurve in der Hinsicht nicht steil genug gewesen ;-)

und wer kennte nicht Claus (von) Wagner, der derzeit mit der Theorie der feinen Menschen auftritt
Ich muss gestehen, als Nicht-TV-Gucker kannte ihn bisher nicht, aber wie du schreibst, die Namensverwandtschaft ist irgendwie passend.

Endlich mal eine Satire, die den Stempel verdient!
Wow, danke vielmals.

wobei das zukunftsweisende Deiner Geschichte historisch bereits in der Treuhand sein Vorbild im Kleineren findet.
Und wieder findest du eine Parallele, die ich beim Schreiben der Geschicht so gar nicht im Kopf hatte. Aber ja doch, die Treuhand als eine Art Elysion-Zuarbeiter, die die Werte des Ostens verscherbelt hat. Und sich dabei noch so geschickt anstellte, dass sie sich Milliardenverluste in ihre Abschlussbilanz schreiben durfte.

Und da setztu im Grunde den Endpunkt und ich find‘s einen gelungenen Beitrag.
Nochmals danke, schön, dass ich dich mit meiner Geschichte erreichen konnte.

Beste Grüße,
Fraser

 

Ich habe deine Korrekturen so weit (oder soweit? ;-) übernommen.

Soweit ich es ahne/sehe/weiß "ja",

lieber Fraser,

und man kann auch nicht alles im Kopf haben. Hab ich auch nicht, aber von meiner beruflichen Herkunft her kenn ich "Treuhändler", die fast an diesem Sieg des Manchesterkapitalismus über den Staatskapitalismus im Kleinen fast zerbrochen sind. Eine Übung vollbrachte übrigens Thyssen, indem es für'n Appel und 'n Ei die Aktienmehrheit über das Hüttenwerk meiner kaufm. Ausbildung schaffte. Nicht des Betriebes halber, sondern um an die Patente (Nirosta, nicht rostendem Stahl) heranzukommen.
"Treuhänd(l)er" ist also schon ewig skeptisch zu sehen ...

Tschüss und schöne Tage diese Tage

Friedel

 

Hallo @Meuvind
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin mir nicht sicher, ob wir schon das literarische Vergnügen hatten, war auch eine Weile nicht aktiv in diesem Forum.
Aber schön, dass du meine Geschichte gelesen hast.

Da ich seit knapp zwei Stunden kurzfristig Wochende habe
Wochenende am Mittwoch, das ist prima.;)

Tasse Tee in der Hand und Regentropfen auf dem Dachfenster. Was ein Klischee.
Ich habe nichts gegen ein gut gesetztes Klischee hier und da. Siehe unten.

MMn. bleibt deine Geschichte total unverdient unter dem Radar.
Danke. Ich denke (hoffe) mal, dass die meisten irrsinnig damit beschäftigt waren, ihre Texte fertigzustellen und hochzuladen. Bin also zuversichtlich, da kommt noch was. Ich habe ja auch erst einen Kommentar geschafft.

Claus finde ich seltsam, ich kenne nur Klaus. Ist das mit dem C irgendwo gängig? Wäre mir nämlich neu.
Der K-Klaus ist sicher häufiger, aber denke mal nur an Claus Kleber oder Claus Hipp. Also durchaus üblich.

Ebenfalls ein Klischee, der Spiegel-Trick.
Oder eine einfache Art dem Leser die Figur zu beschreiben und dazu noch ein wenig Hintergrund. Zugegeben, nicht wirklich brandneu.

Ich würde diese ganze Stelle herauslassen. Die teasert so seltsam.
Ja, die teasert, stimmt. War auch mein Ziel, hier und da subtil einwerfen, dass da etwas Großes in der Luft liegt. Wobei ich erst einmal in eine andere Richtung deuten wollte, so was wie "Firmenübernahme". Ok, für dich war es wohl nicht wirklich subtil. Angenommen.

Meinst du etwas ... Privatsphäre?
Privatsphäre ist für mich etwas anderes, quasi einen Schritt weiter. Das waren ja schon dienstliche Kreise. Also vielleicht "intime Atmosphäre"?

Historisch beispiellos ist es ja nicht. Schließlich haben Frankreich, Italien und England sich bereits ebenfalls Elysion angeschlossen.
Touché. Da hast du Recht. Dann sollte ich vielleicht schreiben beispiellos in der GEschichte der Bundesrepublik oder so?

Google mal nach der Midgardschlange. Schon die Wikinger hätten dem Herrn Bundeskanzler sagen können, wie schlecht große Schlangen sind :lol: (wobei es hier ja noch eine zweite, bildliche Ebene gewinnt, wenn sich die unter Elysion stehenden Länder wirklich um die ganze Welt erstrecken).
Interessant, kannte ich bisher nicht. Der arme Thor. Aber der hat sie immerhin noch besiegt.

Nochmals vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar.
Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @barnhelm

ob die Politik nicht wichtige und dringende Investitionen in die Zukunft verschläft und sie kleinkariertem Gezänk und einer unreflektierten Sparidee opfert, erscheint plausibel, was du als Begründung für diesen ‚rettenden‘ Ausverkauf anbietest:
Eine wirkliche gute Zusammenfassung meines zentralen Gedankens bei dieser Geschichte. Natürlich potenziert und übertrieben, aber wie du selbst schreibst:

Du schreibst das Geschehen der letzten Jahre fort und denkst es zu Ende, treibst es auf die Spitze. Ein Szenarium, das, je mehr man darüber nachdenkt, um so wahrscheinlich werden könnte.

Exakt!

Da ist ein neuer Begriff mit einer neuen Bedeutung entstanden, deshalb mMn zusammen.
Das hatte Friedel schon angemerkt, aber danke fürs Entdecken

Mir gefällt eigentlich ‚wandte‘ immer besser. Keine Ahnung, ob beides möglich ist.
Ich denke, es geht beides. "Wandte" ist vielleicht etwas "eleganter".

Vielen Dank dir und beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @Fraser,

das ist eine interessante Kurzgeschichte. Handwerklich sauber, sprachlich routiniert erzählt. Im Großen und Ganzen jedenfalls, ein paar Ausreißer gibt’s, wie zu komplizierte Satzkonstruktionen, auch relativierst manchmal deine Aussagen. Vllt. kann ich ein paar Stellen anführen.

Spannung entsteht, weil du es schaffst, dem Leser einen Teil relevanter Informationen
vorzuenthalten. Das ist legitim und ich lasse mich darauf ein. Ich ergänze mir das Bild automatisch, erfülle damit meine Erwartungen. Das ist natürlich von dir so gewollt.
Ich zeig mal ein paar Beispiele auf, wo meine Annahmen in die falsche Richtung zielten und wo ich durch spätere Info das Gesamtbild korrigiert habe (wobei Letzteres ja eigentlich klar ist).

Nach so vielen Jahren in verantwortungsvollen Positionen würde er ab heute kurz nach drei nur noch ein alter Mann sein. Ein alter Mann, der den wichtigsten Kampf seines Lebens verloren hatte. So würde man sich an ihn erinnern.
da gehe ich erst mal davon aus, er leitet irgendein großes Unternehmen, sicher ein Wirtschaftsboss

Dann reden die Ehepartner weiter emsig um den heißen Brei herum

Er nickte langsam. „Ich habe versagt“, sagte er leise.
„Sie schüttelte heftig den Kopf. „Unsinn. Das darfst du nicht denken. Du hast alles versucht, um es abzuwenden. Alles, hörst du?“
„Es hat nicht gereicht.“
„Aber das ist nicht deine Schuld. Es ist ... es war ... die Zeiten ändern sich.“
Wagner zuckte mit den Schultern, nahm ein weißes Unterhemd vom Bügel und zog es sich umständlich über den Kopf.
„Man hätte es ahnen können. Wir hätten uns vorbereiten müssen.“
„Ach, Schatz.“ Seine Frau strich ihm zärtlich über die Wange. „Im Nachhinein lässt sich das immer sagen. Und du hast es doch auch weiß Gott versucht. Ich erinnere mich an so viele Gespräche. So viel Streit. Die vielen Nächte. Was haben sie dir nicht alles an den Kopf geworfen. Die Verbände, Gewerkschaften. Die vor allem. Aber du hast nicht aufgehört. Und schließlich sind sie dir doch gefolgt.“ Sie reichte ihm das makellos weiße Hemd.

Weiterhin hälst du mich auf Kurs, Kapital trifft auf Gewerkschaft
Kopfschüttelnd erinnerte sich Wagner an einen Abend mit Peter Hoffmann, dem Vorsitzenden der größten Gewerkschaft. Wieder einmal war es um notwendige Anpassungen gegangen: die Anhebung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, Wegfall alter Privilegien, weniger Mitspracherechte und so weiter.

Hier hätte es klingeln können, hat es aber nicht
Angeblich hatte Konrad Adenauer in seiner Funktion als Präsident des Parlamentarischen Rates mit diesem Stift die Beurkundungsseite der Verfassungsurkunde unterschrieben.

Nach einem Drittel Text erfahre ich, dass Wagner der Bundeskanzler ist, damit hab ich nicht gerechnet
Herr Bundeskanzler“, kam es zurück.

Vom Trauermarsch beginnend
Die Absätze der Schuhe knallten auf dem Steinboden, als sie schweigend und langsamen Schrittes, der Bedeutung dessen, was vor ihnen lag, angemessen, durch den langen, holzgetäfelten Gang liefen.
bis
Wagner atmete tief durch. „Sicher.“
tappe ich immer noch im Dunkeln, welcher Deal genau ablaufen soll. Ein bisschen viel Personal, das viel redet, ohne wirklich etwas zu sagen.

Wagner hätte schwören können, dass diese kleine Bewegung vollkommen synchron verlief. Überhaupt, sie glichen sich erschreckenderweise so sehr, dass man sie für Zwillinge hätte halten können. Eineiige Fünflinge, falls so etwas möglich war. Er war sich da nicht sicher. Oder Klone
Ich mag die Stelle. Auch wenn du mich aufs Glatteis lockst, ich soll annehmen, dass eventuell KI oder zumindest manipulierte Menschen die Bedrohung darstellen.

Und nachfolgen hätte ich wetten können (trotz des amerikanischen Akzents), dass die
uniformierten Herren mit den dunklen Haaren, den schwarzen Augen und dem perfekten Lächeln aus dem Land des Lächelns kommen :D

Erst mit dem kursiven Vertrags-Teil setzt du mich ins Bild. Der „Wohltäter“ kommt aus Amerika und die Republik geht als Sonderangebot über den Ladentisch. Kommt mir bekannt vor.

„Heute ist ein historischer Tag für Elysion, Europa und die ganze Welt. Ein weiteres Land begibt sich in den Schutz und die Fürsorge unseres großartigen Unternehmens. Heißen wir die Bundesrepublik Deutschland willkommen in unserer Familie.
Sehr schön geschrieben, Fraser! Das ist der Gipfel des Zynismus: Schutz und Fürsorge als Synonyme für Kontrolle und Profitgier. Und was für ein Euphemismus: Familie anstatt Wirtschaftsgebiet.

Hier bin ich gestolpert:

„Das aus deinem Mund.“ Wilms, Wirtschaftsminister.
Was ist mit dem Redebegleitsatz passiert?

Als er den Raum betreten hatte, drehten ihm die in identisch aussehenden dunkelgraue Anzügen mit azurblauen Krawatten gekleideten Herren am Tisch ihre Gesichter zu.
Ist schon sehr kompliziert formuliert, könntest du entwirren, mit der Grammatik passt auch etwas nicht, die azurblauen Binder brauchst du natürlich: Corporate Identity :) :) :)

Sahen ihn interessiert an, wenn auch nicht über alle Maßen.
Das ist so ein Fall, du hebst die eine Aussage durch die nachfolgende auf. Entweder schaun die Kerle interessiert oder nicht. Wenn nicht, dann ist der Satz überflüssig.

dass man sie für Zwillinge hätte halten können. Eineiige Fünflinge, falls so etwas möglich war
Kann man denn bei fünf identischen Personen von Zwilling sprechen?

der Händedruck hatte genau den richtigen Festigkeitsgrad,
Festigkeit würde auch genügen

Brummels legte die Handflächen aneinander und sagte im der Skurrilität der Situation unangemessenen Plauderton:
Wieder so ein verzwirbelter Satzbau.

Für einen kurzen Moment wirkte der Elysion-Chef verunsichert,
doch noch zu einer menschlichen Regung fähig

die schon etwas verbogene Spitze gold-glänzend.
wenn etwas fehlt, fehlt der Aussage des Satzes nichts, nur mal so als Stellvertreter aufgezeigt

Wagner entstieg dem Mercedes (was wohl aus dieser Marke werden würde?),
Ich mag die Klammern in literarischen Texten nicht.
Wenn ich Zeit habe, lege ich eine Schweigeminute ein, für den eventuellen Untergang der Marke, meine ich.

Ich hab das Geschehen mit Interesse verfolgt und habe Respekt vor deiner Leistung. Doch will ich dir nicht vorenthalten, dass sich schon recht zeitig ein dünnes Stimmchen meldete, das zu einem Unbehagen wurde, weil ich die Figuren so rein und edel und so fehlerlos vorgesetzt bekam. Da befand ich mich in einem fremden Kosmos, in dem die Hemden mindestens so weiß wie das unechte Zahnpastalächeln sind, das Verständnis der Gattin nur durch ihre Intelligenz übertroffen wird, die Reaktionen der Politiker und Vertreter des Monopolkapitalismus so faltenfrei wie ihre Maßanzüge sitzen. Und erst später ist mir aufgefallen, dass ich es mit einer Satire zu tun habe. Unter diesen Umständen musste ich mein „Urteil“ relativieren. In satirischen Texten kann ich damit leben, wenn Personen einseitig bzw. überzeichnet dargestellt werden.

Also Fraser: Eine bemerkenswerte Geschichte, die sicher viel Recherchearbeit notwendig machte. Besonders die Vertragspassage wirkt auf mich, als hättest du notarielle Unterstützung gehabt. Super!

Aber: Ein Land gibt seine Souveränität an einen Großkonzern ab, der diktiert dann, wo‘s langgeht und bestimmt das politische Geschehen in seinem Sinne.
Sooo satirisch ist das doch gar nicht! Trotzdem :thumbsup:

Liebe Grüße von peregrina

 

Hallo @peregrina
Vielen Dank fürs Lesen und den umfangreichen Kommentar.

Spannung entsteht, weil du es schaffst, dem Leser einen Teil relevanter Informationen
vorzuenthalten. Das ist legitim und ich lasse mich darauf ein.
Ich freue mich, dass mein "handwerklicher" Ansatz bei dir funktioniert hat. Du beschreibst ziemlich genau, was ich mir dabei vorgestellt habe, in welche Richtung der Leser erst einmal denken sollte. Die halbwegs normale Abwicklung eines großen Unternehmens. Nicht Ungewöhnliches in einer globalisierten Welt, vor der auch deutsche Unternehmen nicht gefeit sind (und in Zukunft, wer weiß, wer weiß, vielleicht noch weniger)

Hier hätte es klingeln können, hat es aber nicht
Ja, die Referenz an Adenauer und die Unterzeichnung des Grundgesetzes und damit die quasi formale Gründung der Bundesrepublik sollte der erste dickere Hinweis sein, dass da vielleicht mehr passiert als eine Firmenübernahme.

Sehr schön geschrieben, Fraser! Das ist der Gipfel des Zynismus: Schutz und Fürsorge als Synonyme für Kontrolle und Profitgier. Und was für ein Euphemismus: Familie anstatt Wirtschaftsgebiet.
Wir leben in einer Welt der Euphemismen, vor allem im US-orientierten Wirtschaftsleben. Da muss ja alles, egal wie brutal, politisch korrekt verniedlicht, sympathischer gemacht werden und erreicht damit eigentlich genau das Gegenteil. Vollkommen irre.

Was ist mit dem Redebegleitsatz passiert?
Diese und die folgenden Anmerkungen zum Text habe ich versucht entsprechend zu verändern. Vor allem den Satz mit den azurblauen Krawatten, der war wirklich etwas zu kompliziert und hat sich jetzt in zwei Sätze gespalten. Danke dir

Kann man denn bei fünf identischen Personen von Zwilling sprechen?
Da war ich mir auch nicht sicher. Denn wie würde man sonst die einzelnen Kinder bei Drillingsgeburten nennen. Und da schreibt Wikipedia, dass Zwillinge streng genommen zwei Kinder meint, die am selben Tag gezeugt wurden. Andererseits werden umgangssprachlich jedoch alle Kinder als Zwillinge bezeichnet, die während derselben Schwangerschaft herangereift sind. Kurzum, ich denke es geht so.

Festigkeit würde auch genügen
Vielleicht bin ich hier zu sehr Korinthenka...ker, aber ich finde, dass Grad ein wenig mehr betont, dass es sich um eine bewusste, sozusagen einstudierte Härte handelt, die je nach Situation angepasst werden kann. Ergibt das Sinn?

Und erst später ist mir aufgefallen, dass ich es mit einer Satire zu tun habe. Unter diesen Umständen musste ich mein „Urteil“ relativieren. In satirischen Texten kann ich damit leben, wenn Personen einseitig bzw. überzeichnet dargestellt werden.
Sicher sind die Figuren etwas einseitig dargestellt. Es war nicht mein Anliegen, und das hast du richtigerweise relativiert, komplexe Charaktere zu zeichnen. Die Struktur und der Verlauf der Geschichte waren mir wichtiger. Ich denke, diese "Oberflächlichkeit" ist deshalb sogar von Nutzen.

Also Fraser: Eine bemerkenswerte Geschichte,
Ich danke dir!

Besonders die Vertragspassage wirkt auf mich, als hättest du notarielle Unterstützung gehabt.
Hatte ich tatsächlich nicht. Aber ich habe beruflich manchmal mit Vertragstexten zu tun. Ob das jetzt juristisch so im Detail sauber wäre, keine Ahnung. Aber ich denke, diese sehr spezielle Sprache zumindest ist ganz gut getroffen.

Aber: Ein Land gibt seine Souveränität an einen Großkonzern ab, der diktiert dann, wo‘s langgeht und bestimmt das politische Geschehen in seinem Sinne.
Sooo satirisch ist das doch gar nicht! Trotzdem :thumbsup:
Tja, tja.

Nochmals vielen Dank dir und beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @Fraser,

zunächst ein wenig Textkram:

Schenkte auch der Stelle unter der Nase mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich und war erst zufrieden, als jede noch so kurze Bartstoppel unter der scharfen Klinge des Rasiermessers verschwunden war.

Hier musste ich an Helmut Kohl denken … Bin mir aber nicht sicher, ob der sich nicht trocken rasiert hat.

Wagner zuckte mit den Schultern, nahm ein weißes Unterhemd vom Bügel und zog es sich umständlich über den Kopf.

Wie sieht das aus, umständlich über den Kopf ziehen?

„Nur dass es da schon zu spät war. Wir hatten nichts mehr entgegenzusetzen. Waren zu schwach. Leichte Beute.“

Nach "nur" ein Komma?

Aus der obersten Schublade des Schreibtisches entnahm er einen altmodischen Füllfederhalter, der Griff war aus grünem Bakelit, die leicht verbogene Spitze gold-glänzend.

Das "altmodisch" ist aus meiner Sicht überflüssig.

Er zog dunkelblaue Tinte aus einem eigens gekauften Fässchen auf, schraubte den Deckel auf den Stift und legte ihn in den Aktenkoffer. Dann schloss er den Deckel,

Die Wiederholung des "Deckels" ist ungünstig, vor allem, weil es sich um verschiedenen Deckel handelt.

„Herr Bundeskanzler“, sagte der Anzugmann mit schwerem amerikanischen Akzent. „Es ist mir eine ausgesprochene Freude. Malcom Ewing, Senior International Relations Manager, Elysion Incorporated.“

Wenn die an das Unternehmen die BRD verkaufen, dann kennen die sich doch sicher von vorherigen Verhandlungen.

„My pleasure.“

Das klingt komisch, denn es heißt ja eher "Mit Vergnügen", das sagt man ja nicht, wenn man jemanden vorgestellt bekommt. Eher "It is a pleasure to meet you".

Sein Deutsch war nahezu akzentfrei, der Händedruck hatte genau den richtigen Festigkeitsgrad, das Lächeln war ebenso makellos wie zuvor bei seinem Senior Manager, die Augen dunkelbraun, fast schwarz.

Wenn Deutschland keine Rolle mehr spielt, warum hat er dann Deutsch gelernt?

Zum Text selbst:

Die Idee finde ich witzig, aber den Einstieg als etwas zu langatmig. Man muss das schon lesen wollen, denn es entsteht ja keine Spannung. Man hofft, dass es einen Höhepunkt gibt. Der zündet bei mir übrigens nur bedingt. Klar, Ausverkauf des Landes. Da stutzt man kurz. Aber geht das überhaupt? Würde das Volk das überhaupt mitmachen?

Im Text steht auch irgendwo, dass das niemand erfahren soll. Ich halte das für weltfremd, dass das nicht irgendwie rauskommt. Jetzt kannst Du natürlich sagen, dass das ja satirisch sein soll, aber bei dem Punkt sehe ich die Satire nicht.

Apropos Satire. Für mich ist gar keine richtige Satire. Privatisierung ist ja ein gängiges Mittel um Staaten zu sanieren, eines, das von der Weltbank auch gefordert wird (evtl. mit dem Hintergedanken, dass sich auf diese Art und Weise große Konzerne bereichern können).

Du übertreibst das hier, indem Du alle Besitztümer der BRD veräußerst (und nicht nur Häfen, Eisenbahnstrecken, Autobahnen, Stromnetze, Glasfaserkabel, etc.). Für mich ist Satire immer dann gelungen, wenn man aufgrund der Übertreibung oder Zuspitzung eine Erkenntnis gewinnt, die man sonst nicht gehabt hätte.

Deine Geschichte hört nämlich eigentlich an dem Punkt auf, an dem es interessant wird. Was macht denn das Unternehmen mit dem Land? Eine spannende Frage für mich ist z. B., ob man ein Land wie ein Unternehmen führen kann. Sind dann alle Bürger Angestellte? Per Geburt? Und bekommt man Aktien? Und wer zahlt Steuern? Keiner. Wenn das Unternehmen das Land gekauft hat, muss es ja mit etwas Geld verdienen, aber womit? Ich frage mich auch ein wenig, was das Unternehmen davon hat. Als Telekomkonzern ist es sinnvoll, ein Glasfaserkabelnetz zu kaufen. Klar. Aber ein ganzes Land? Die ganze Infrastruktur. Was macht damit? Frühstücksbuffet im Bundestag?

Du siehst, es gäbe da noch viel Potenzial, aber eigentlich erst aber der Stelle, wo Deine Geschichte endet.

Trotzdem gerne gelesen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Geschichtenwerker,
Vielen Dank für deinen wertvollen Kommentar.

zunächst ein wenig Textkram:
Danke für die Hinweise, hab sie mir angesehen und ggfs. angepasst.

Die Idee finde ich witzig, aber den Einstieg als etwas zu langatmig. Man muss das schon lesen wollen, denn es entsteht ja keine Spannung.
Das ist sicher abhängig davon, wie man für sich Spannung definiert. Meine Intention war es eher, ein diffuses Gefühl einer bösen Vorahnung aufzubauen. Erst diese Reflektionen, die an eine bevorstehende Firmenübernahme denken lassen, gegen die sich Wagner erfolglos gewehrt hat. Dann wird klar, er ist sogar der Bundeskanzler, also muss es eigentlich etwas Größeres sein, vor allem, wenn da noch die Minister mitlaufen. Usw.
Aber gut, lesen wollen muss man natürlich jede Geschichte.

Da stutzt man kurz. Aber geht das überhaupt? Würde das Volk das überhaupt mitmachen?
Gute Frage. Würde es das? Wenn man sich so vor Augen führt, was das "Volk" alles mitmacht, dann wird die Antwort mMn nicht zwangsläufig "Nein" lauten.

Im Text steht auch irgendwo, dass das niemand erfahren soll. Ich halte das für weltfremd, dass das nicht irgendwie rauskommt. Jetzt kannst Du natürlich sagen, dass das ja satirisch sein soll, aber bei dem Punkt sehe ich die Satire nicht. Apropos Satire. Für mich ist gar keine richtige Satire.
Wie schon zu anderen Kommentaren geschrieben, war für mich Satire das passendste Attribut, das vom System angeboten wurde. Letztendlich ist es wohl eher so etwas wie eine politische Dystopie, oder wer weiß, vielleicht ja sogar eine Utopie?

Für mich ist Satire immer dann gelungen, wenn man aufgrund der Übertreibung oder Zuspitzung eine Erkenntnis gewinnt, die man sonst nicht gehabt hätte.
Der Duden schreibt dazu: Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt
Also Übertreibung, die Zustände anprangert. Könnte also schon auf diese Geschichte Anwendung finden, aber natürlich will ich dir deine Erwartung an Satire nicht ausreden oder in Abrede stellen. Das kann man sicher unterschiedlich empfinden.

Hiermit sprichst du dann etwas Wichtiges an:

Deine Geschichte hört nämlich eigentlich an dem Punkt auf, an dem es interessant wird. Was macht denn das Unternehmen mit dem Land? Eine spannende Frage für mich ist z. B., ob man ein Land wie ein Unternehmen führen kann. Sind dann alle Bürger Angestellte? Per Geburt? Und bekommt man Aktien? Und wer zahlt Steuern? Keiner. Wenn das Unternehmen das Land gekauft hat, muss es ja mit etwas Geld verdienen, aber womit?
Ich stimme dir absolut zu, dass die Geschichte nach dieser Geschichte viele interessante Fragestellungen und Gedankenexperimente enthält. Einige davon nennst du ja. Andererseits würde die Beschreibung einer solchen Gesellschaft den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen.
Über den Geschäftssinn der Elysion kann man natürlich lang und breit philosophieren. Vielleicht geht es um Geld, vielleicht auch nur um Macht, wer weiß. Aber überspitzt gesagt, würde sich denn letztendlich so viel ändern? Kann man den sogenannten "Staat" nicht durch eine Struktur wie ein global organisiertes Unternehmen ersetzen? Und von "Kauf" im üblichen Sinn ist ja gar nicht die Rede, nur, dass die Besitztümer überschrieben werden.
Aber ja, der Ansatz bietet viel Potential für Gedankenspiele.

Ich frage mich auch ein wenig, was das Unternehmen davon hat.
Siehe oben. Sicher könnte es um Geld gehen, was natürlich nach den derzeit herrschenden wirtschaftlichen Gesetzen in der Tat eine Herausforderung wäre. Aber vielleicht entwickelt sich da unter den Händen von Elysion ja auch eine komlett neue Wirtschaftsform. Wenn alle Länder in ihrem Einflussbereich stehen, gelten dann nicht vielleicht andere Gesetze? Wiederum ein Szenario, das viel Raum für Spekulationen lässt.

Du siehst, es gäbe da noch viel Potenzial, aber eigentlich erst aber der Stelle, wo Deine Geschichte endet.
Einverstanden, obwohl ich das "eigentlich" vielleicht gegen ein "vor allem" ersetzen würde. ;)

Ich danke dir nochmals fürs Lesen und konstruktive Kommentieren.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @Fraser

ein bissigsatirischer Text mit einer Menge von Koffern. Selbst Politikerkoffer darunter. Der Plot ist zwar klug strukturiert, leuchtet auf den ersten Blick ein, hält aber den zweiten nicht ganz statt. Weil Staaten letztlich nicht pleite gehen können und Finanzjongleure gar kein Interesse am Erwerb eines Staates hätten. Wozu auch? Schau dir China an. Die sind auf Einkaufstour in Afrika und Südamerika. sorgen für Infrastruktur und beuten im Gegenzug Ressourcen aus. Wenn ein Hedgefonds meinetwegen ein kleineres Land, sagen wir die DDR :D, aufkaufen würde, was müsste er investieren und was würde der Stakeholder zurückerhalten außer paar Nazis? )Okay, die könnte man wegsperren, was eine interessante Option eröffnen würde.

Die Spannung, um was es geht, wird lange offengehalten, die Dialoge funktionieren, die Figuren sind weitgehend greifbar, auch wenn sie sich im Rahmen erwarteter Möglichkeiten bewegen, die verwendete Sprache funktioniert.

Insgesamt mag ich den Text. ja!:Pfeif:


Heute ließ er sich Zeit für die Rasur. Schenkte auch der Stelle unter der Nase mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich und war erst zufrieden, als jede noch so kurze Bartstoppel unter der scharfen Klinge des Rasiermessers verschwunden war.
mm, der hätte sich ruhig auch schneiden können.

Sie reichte ihm das makellos weiße Hemd.
das wei0e Unterhemd, das weiße Oberhemd, finde ich zu viel. Und wie sieht makellos weiß aus? Schimmernd, nach Elfenbein?

Das Leder schnaufte, als er sich tief in den alten Drehstuhl setzte und den Blick durch den Raum schweifen ließ.
wenn das Leder schon schnauft, musst du dem Bild mMn mehr Raum lassen

Da drüben in der Sitzgruppe hatte er viele Abende, nicht selten sogar Nächte verbracht und gegessen, getrunken und diskutiert. Politiker - befreundete, ebenso wie die aus dem gegnerischen Lager -, Staatsmänner, Vertreter der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen: sie alle waren in seinem Haus zu Gast gewesen, hatten die ungezwungene Atmosphäre zu schätzen gewusst.
ziemlich viel tell, da würde ich es besser finden blitzlichartige Szenen zu erzählen

„Meine Herren!“ Wagner blieb stehen und drehte sich zu der Gruppe um. „Das ist jetzt sicher nicht der richtige Zeitpunkt für eure kleingeistigen Zankereien. Das hatten wir lange genug. Wir sind alle schuld. Jeder von uns hier. Und letztendlich das gesamte Land.“
Könnte noch ein Tacken politikerblasesatzmäßig klingen, schließlich war der zwölf Jahre Kanzler

„Herr Bundeskanzler“, sagte der Anzugmann mit schwerem amerikanischen Akzent. „Malcom Ewing, Senior International Relations Manager, Elysion Incorporated. Sie erinnern sich sicher.“
Ewing, nee, echt nicht, keine gute Idee den Namen zu verwenden, auch das Wort Anzugmann mag ich nicht

Sie waren in identische dunkelgraue Anzügen gekleidet, dazu mit azurblaue Krawatten.
Anzüge

Das Bild zeigte das Elysion-Logo: eine stilisierte Schlange, die sich um die Weltkugel windet.
zu plakativ das Schlangebild aus meiner Sicht

Es gelten ferner die vertraglich vereinbarten Bestimmungen zur Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung in Bund und Ländern.
darüber wüsste ich gerne mehr

Auf dem riesigen Bildschirm wird eine Karte Europas eingeblendet. Italien färbt sich von schwarz nach azurblau, dann Spanien, Portugal, Frankreich, England und schließlich Deutschland. Eine euphorische Stimme erzählt dazu:
„Heute ist ein historischer Tag für Elysion, Europa und die ganze Welt. Ein weiteres Land begibt sich in den Schutz und die Fürsorge unseres großartigen Unternehmens. Heißen wir die Bundesrepublik Deutschland willkommen in unserer Familie. Möge das Land unter der schützenden Hand von Elysion prosperieren und zu altem Glanz zurückfinden.“
man beachte die Reihenfolge der Ländernennungen. :D

viele Grüße aus der freien Finanzrepublik am Main
Isegrims

 

Hallo @Isegrims,
Vielen Dank für deinen Kommentar und entschuldige bitte, dass ich erst jetzt dazu komme zu antworten.

Der Plot ist zwar klug strukturiert, leuchtet auf den ersten Blick ein, hält aber den zweiten nicht ganz statt. Weil Staaten letztlich nicht pleite gehen können und Finanzjongleure gar kein Interesse am Erwerb eines Staates hätten.
Staaten, wie immer man das definieren will, können sicher nicht auf die Art Pleite gehen, wie es ihren Bürgern oder Unternehmen tagtäglich passiert. Denn letztendlich haben sie viel mehr in die Waagschale zu werfen und irgendwo finden sich immer finanzkräftige Investoren, die ihnen "unter die Arme greifen" würden. Zu entsprechenden Konditionen natürlich. So zumindest ist mein beschränktes Wissen. In der Geschichte geht es ja aber auch nicht wirklich darum, dass Deutschland "pleite" ist, sondern eher darum, dass das politische System mit allen Institutionen es versäumt hat oder schlichtweg nicht imstande war, beweglich genug zu sein für die Herausforderungen von übermorgen. Klar, man könnte argumentieren, dann soll sich der Staat doch weiter verschulden, um wieder aufzuholen, anstatt diesen Schritt zu gehen.
Dein Einwurf ist da ähnlich dem, was @Geschichtenwerker schrieb. Wie gesagt, unter heutigen Gesichtspunkten ist das Szenario vielleicht unwahrscheinlich, aber unter anderen Umständen, wer weiß... Nichts bleibt für immer, richtig?

Wozu auch? Schau dir China an. Die sind auf Einkaufstour in Afrika und Südamerika. sorgen für Infrastruktur und beuten im Gegenzug Ressourcen aus.
Da hast du Recht, diese Sichtweise ist aber in dem Fall mMn beschränkt auf den Nationalstaat, der versucht, für sich und sein Vorankommen zu sorgen. Hier wären also nationalistische Motive zu unterstellen. Der Wettstreit der Staaten im momentanen Wirtschaftsgefüge. Aber vielleicht hat sich dieser Ansatz unter der Elysion aufgelöst, oder ist im Wandel. Und das würde auch den Gedanken erlauben, dass Elysions Mission nicht zangsläufig eine diabolische wäre. Vielleicht ist sie mehr als nur der klassische, gewinnmaximierende Hedgefonds?

was würde der Stakeholder zurückerhalten
Genau das meine ich, du/man unterstellt hier einen stakeholder, der an return of investment aka Rendite interessiert ist. Muss ja nicht so sein.

Insgesamt mag ich den Text. ja!:Pfeif:
Das freut mich.


mm, der hätte sich ruhig auch schneiden können.
Nicht an diesem Tag. Da ist Wagner Profi.;)

das wei0e Unterhemd, das weiße Oberhemd, finde ich zu viel. Und wie sieht makellos weiß aus? Schimmernd, nach Elfenbein?
Da schaue ich noch mal.

wenn das Leder schon schnauft, musst du dem Bild mMn mehr Raum lassen
Und noch mehr Unmut über die Länge des Textes provozieren? :(

Es gelten ferner die vertraglich vereinbarten Bestimmungen zur Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung in Bund und Ländern.
Ich auch... Aber das sollte ja nicht in eine Einheit Politische Weltkunde ausarten. Ich denke, die Andeutung hier lässt gut die Dimension erahnen, wie sehr in das politische Gebilde BRD eingegriffen wird.

man beachte die Reihenfolge der Ländernennungen. :D
Stimmt. Ein Schelm, wer da Böses denkt.

Danke fürs Reinschauen und Kommentieren und Offenlegen eines wichtigen Diskussionspunkts, was die Grundidee der Geschichte angeht.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @Fraser,

völlig unverständlich für mich, dass dein Text auf vergleichsweise wenig Resonanz stößt. Ich empfinde ihn als sehr elaboriert, sehr reif und – trotz einer gewissen Langatmigkeit am Anfang – gut zu lesen. Zunächst lebt er von der Ungewissheit, du ziehst den Leser an der langen Nase durch den Text, doch mit der Mercedes-Frage ahne ich die Dimensionen und es zeichnet sich ab, worum es geht. Die folgenden Details, die wie Puzzleteilchen an ihren Platz fallen, sind stimmig und wohl mit einigem Aufwand erdacht und recherchiert. Da hat sich die viele Arbeit gelohnt. Das Arrangement ist klug, das Szenario leider nicht völlig abwegig, weshalb Satire für mich nur mit Einschränkung zutrifft, denn Privatisierung und Ausverkauf der Welt sind schon lang im Gange. Bezeichnend auch der Wunsch nach Ausschluss der Öffentlichkeit, damit die wichtigen Deals ungefährdet im stillen Kämmerchen geschlossen werden (nicht wahr Herr Scheuer?). Und so bleibt mancher Auflacher im Hals stecken und wird erstickt von einem "Was wäre wenn?".

Politiker - befreundete, ebenso wie die aus dem gegnerischen Lager -
der Gedankenstrich ist länger als ein minus: –

Die Absätze der Schuhe knallten auf dem Steinboden, als sie schweigend und langsamen Schrittes, der Bedeutung dessen, was vor ihnen lag, angemessen, durch den langen, holzgetäfelten Gang liefen.
Den Satz würde ich entknobeln, das liest sich furchtbar.

Als er den Raum betreten hatte, drehten ihm die Herren am Tisch ihre Gesichter zu.
Warum PQP und nicht Präteritum? betrat.

auf der das Elysion-Logo prankte (prangte)
kommt von prangen, nicht von Pranke

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,
Vielen Dank für deinen netten Kommentar.

völlig unverständlich für mich, dass dein Text auf vergleichsweise wenig Resonanz stößt.
Ich sehe es von der positiven Seite: die Kommentare bisher waren von Wohlwollen und konstruktiven Vorschlägen geprägt. Das finde ich motivierend.

Na ja, und damit

trotz einer gewissen Langatmigkeit am Anfang
gibst du ja schon eine mögliche Erklärung ;-)
Es ist sicherlich so, dass man sich zu Beginn darauf einlassen muss, auch auf den Versuch, den Leser zunächst in eine andere Richtung zu leiten, die möglicherweise dem einen oder anderen zu unspektakulär erscheint? Wie dem auch sei, ich freue mich, dass du den gesamten Weg gegangen bist und die Details, die

wie Puzzleteilchen an ihren Platz fallen

funktioniert haben.

Die von dir angeführten Verbesserungen zum Text habe ich umgesetzt. Vielen Dank auch dafür.

Und nochmals vielen Dank fürs Lesen und deine Einschätzung.

Beste Grüße,
Fraser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Fraser!

Vorkommentare habe ich nicht gelesen, also ein direkter Eindruck.

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Deine Sprache ist sehr professionell, das liest sich, da hab ich nichts auszusetzen. Ich mag auch das Szenario und die Idee, für Polit Fiction bin ich immer zu haben.
Ich dachte kurz, ob das rechtlich überhaupt gehen würde? Also, ob ein Bundeskanzler ein Land verkaufen könnte. Aber das hast du gut gelöst, indem du die Verfassungsänderung einwebst. Mich interessiert in diesem Szenario natürlich, wie es dazu gekommen ist, dass die Menschen den Glauben an die Demokratie (bzw. Staatliche Souveranität - ich denke, das meinst du damit, da der Souverän in diesem Land ja die Bürger sind) verloren haben. Aktuell wäre nach Art. 79 III GG (Ewigkeitsklausel) ein Verkauf nicht möglich und auch die Verfassungsänderung (ist auch die Frage: Ist unser Grundgesetz eine Verfassung? :D) nicht möglich, da sie unter die Ewigkeitsklausel fällt. Vielleicht ist das als Feedback interessant für dich, vielleicht hat's auch schon jemand gesagt, aber dieser "Logikfehler" stört mich eigentlich nicht besonders und mir gefällt der Text in seiner jetzigen Form eigentlich sehr gut.

Das Einzige, über das ich tatsächlich gestolpert bin, sind Teile deiner Dialoge:

„Das ist jetzt sicher nicht der richtige Zeitpunkt für eure kleingeistigen Zankereien. Das hatten wir lange genug. Wir sind alle schuld. Jeder von uns hier. Und letztendlich das gesamte Land.“
„Wir wissen doch alle, was wir hier im Begriff sind zu tun. Und keinem von uns gefällt der Gedanke. Aber wir müssen die Zukunft im Auge haben. Nicht für uns, aber für die Millionen Menschen da draußen. Wir hatten viele gute Jahre. Wirtschaftlich, sozial. Aber wir haben es versäumt weiterzudenken, waren selbstzufrieden, behäbig.“
„Und jetzt? Ihr wisst doch, wie es da draußen aussieht. Mittlerweile sind wir auf dem Niveau der Länder, die wir vor zwanzig Jahren als Dritte Welt bezeichnet haben. Nur, dass die schon längst an uns vorbeigezogen sind. Ich sehe also keine andere Möglichkeit, wenn wir den Bürgern dieses Landes eine Chance geben wollen.“
Also die Herren laufen gerade zum Meeting, als sie sich kurz auf diese Art austauschen. Nee, das glaube ich nicht. Da steckt so viel Infodump drin, das ist doch für den Leser geschrieben. Also so empfinde ich das. Die Herren würden sich nie so besprechen; sie haben ihre Entscheidung ja schon gefasst. Wieso diese Ansprache, diese nochmalige Zusammenfassung Mittlerweile sind wir auf dem Niveau der Länder, die wir vor zwanzig Jahren als Dritte Welt bezeichnet haben. Nur, dass die schon längst an uns vorbeigezogen sind. Ich sehe also keine andere Möglichkeit, wenn wir den Bürgern dieses Landes eine Chance geben wollen.
Also ich spüre hier beim Lesen ganz stark den Autor, der mir als Leser Infos untermogeln möchte, damit ich eben Hintergrundinfos mitbekomme. Das wirkt nicht so, als ob die Figuren das aus ihrer Natur heraus so besprechen würden.

„Ich muss Ihnen ja nicht erklären, in welchem Zustand sich die Bundesrepublik befindet. Die Infrastruktur, Straßen, Schienen, Flughäfen, Schulen, Universitäten, alles kaputt. Die Fabriken technologisch zwanzig, ach was, dreißig Jahre zurück. Seit Jahren keine nennenswerten Patentanmeldungen mehr. Auf der anderen Seite verschlingen die Sozialkosten nahezu die gesamten Steuereinnahmen. Der Haushalt war das letzte Mal vor acht Jahren positiv. Im Weltbank-Ranking befindet sich Ihr Land nur noch auf Platz hundertachtundzwanzig, sogar noch hinter Guinea. Ein Land, das sich im Übrigen unter unserer wohlwollend-konsequenten Patronage zur „most valuable emerging economy“ der letzten zwei Jahre entwickelt hat.“
„Glauben Sie mir, Elysion hat die Mittel und vor allem die notwendige, nun ja, Herangehensweise“, er lächelte süffisant, „um dieses wunderbare Land wieder zu vergangener wirtschaftlicher Stärke zu führen. Eine Einsicht, zu der Italien, Frankreich und sogar England klugerweise schon vor Jahren gekommen sind, wie Sie ja selbst wissen. Und wir haben bereits erste Resultate, die mich äußerst positiv stimmen.“
Auch hier: Ich bin kein Wirschaftsmann oder jemand, der berufsbedingt Zeit in Meetings verbringen würde, aber der Kanzler ist hier beim Meeting, das den Vertrag unterschreiben soll. Wieso diese nochmalige Überzeugungsarbeit des Vertreters? Das glaube ich einfach nicht. Ich spüre hier wieder den Autor, der mir als Leser Infos unterjubeln möchte. Das klingt sehr ungelenk in der jetzigen Form.

Ja, gern gelesen. Ein Text, bei dem ich mir vorstellen kann, dass er von der Idee her auch sehr interessant ausgeschrieben auf 40, 50 Seiten gut funktionieren würde und sich auch noch mehr entfalten könnte, da in meinem Kopf jetzt viele Fragen aufgeworfen wurden, zu denen ich Lust hätte, sie beantwortet zu bekommen. Also hau mal rein, ich will wissen, was passiert ist, Fraser! :D

Beste Grüße
zigga

edit: Gerade gesehen, dass du die Story unter dem Pin "Satire" veröffentlicht hast. Das habe ich bei meinem Kommentar nicht beachtet. Allgemein tue ich mir sehr schwer, Satire zu kommentieren, da ich glaube, dass sie sich grundlegenden Kriterien von Literatur entzieht (was Figurenzeichnung, Figurenhandlung, Plot, etc. angeht) und ein wenig ihr eigenes Ding ist; vielleicht auch, weil die Satire nicht in der "Realität" spielt, und dort andere physikalische Gesetze gelten. Ich hab deine Story einfach als Kurzgeschichte gelesen.

 

Hi Fraser,

eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack. In meinem Notizbuch befinden schon länger Ideen über eine politisch angehauchte Geschichte/Dystopie. West-Deutschland hat sich der DDR angeschlossen und anderes ...

Starker Anfang, wo du die Claus und Irene gut zeichnest. Den Spiegel bringst du nur nebenbei, so dass der "Fehler" noch so eben umgangen wird, Charaktere mit dem / durch das Spiegelbild zu beschreiben. :-)

Sie reichte ihm das weiße Hemd und die Krawatte.
Ich bekomme später nicht mit, ob er sich die Sachen auch anzieht.

Hatten sich an Irenes warmherziger Art erfreut, ihren klaren Analysen zu verschiedenen politischen Themen zunächst erstaunt, dann anerkennend Gehör geschenkt.
Hatten sich an ihren Analysen erstaunt, steht da. Kann man das so sagen? Merkwürdiger Satzbau.

In den letzten Wochen hatte sich dann zunehmend Resignation in den Ledersesseln breitgemacht.
Toller Satz.

Er ließ die Verschlüsse aufschnappen. Innen war der Koffer mit dunklem Samt ausgekleidet. Er legte sein Notizbuch und ein paar Unterlagen hinein.
Gefällt mir nicht so gut.
"Er macht dies. Der Koffer sieht so aus. Er macht jenes."
Ich würde das Aussehen des Koffers mit in den Satz verschmelzen lassen. Z.B.:
Er ließ die Verschlüsse aufschnappen und legte sein Notizbuch und ein paar Unterlagen in dem mit dunklem Samt ausgekleideten Koffer.

Claus Wagner mochte den Gedanken, dass der alte Mann aus Köln, bereits dreiundsiebzigjährig, den Stift bei diesem bedeutungsvollen Akt in der Hand gehalten hatte.
Hier dachte ich erst, Konny lebe noch, die Story spiele in der Vergangenheit.

Er hätte sich ein Heer von Journalisten gewünscht, von aufgebrachten Bürgern, standhaften Verteidigern dieser Republik.
Es widerstrebte ihm zutiefst, aber er hatte keine andere Möglichkeit gesehen.
Dein unteren Satz brauchst du gar nicht. Das oben sagt alles aus.

Danke Robert.
Danke, Robert, siehe hier:
Vielen Dank, Herr Wagner

Immerhin haben wir länger durchgehalten als der feine Monsieur Bernard
Aha, die Franzmänner haben es auch schon getan.

Der Große Saal war in die Mitte des Gebäudes gebaut worden und fensterlos.
"war gebaut worden" klingt m.E. schrecklich. Besser:
Der Große Saal befand sich in der Mitte des Gebäudes und war fensterlos.

Eine bleierne Müdigkeit wollte sich seiner bemächtigen, doch er schüttelte sie ab. Noch nicht, sagte er sich. Noch nicht.
Bald hat er es hinter sich.

Einer der Klone
ein Elysion-Mitarbeiter,
Mal Klone, mal Anzugträger, mal E.-Mitarbeiter.
Hm, weiß nicht ...

vom 25. Februar 2031
Aha, doch also in der Zukunft.

"most valuable emerging economy“
Die gleichen Anführungszeichen innerhalb der wörtliche Rede sind problematisch. Würde ich kursiv setzen oder nur einfaches Hochkomma verwenden.

Das Geräusch der sich schließenden Verschlüsse erschien Claus Wagner wie der Schlussakkord der untergehenden Republik.
Super Satz.

Spannender Aufbau. Man bleibt dran, möchte unbedingt wissen, was da geschieht.
Hat mir sehr gut gefallen. Würde ich gerne noch mehr drüber lesen, bzw. ähnliche Stories.

Schönen Tag und liebe Grüße,
GoMusic

 

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