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Der letzte Kampf
Wir waren die härteste Mannschaft der Armee. Die vereinten Territorien hatten uns ausgesandt, um jenseits des Pluto für Ordnung zu sorgen.
Der Abschaum des Sonnensystems griff unsere Außenposten an.
Captain Cray stand auf der Brücke wie sein eigenes Kriegerdenkmal. Das Kinn gegen den Ansturm der Feinde gereckt, gab er seine Befehle. Ich war erster Kanonier. Ein Profi.
Hinter dem Pluto trafen wir auf die Hauptflotte der Abtrünnigen. Der Captain zögerte nicht lange und befahl in den Kuipergürtel zu flüchten.
Einige Schiffe lösten sich aus dem Verband und folgten uns. Captain Cray wies den Navigator an so nahe wie möglich an den Asteroiden vorbeizuschrammen. Mir trug er auf, jeden Brocken, der uns gefährlich werden könnte in Staub zu verwandeln.
Kaum hatten wir die äußere Grenze erreicht, schlugen die ersten Salven in die Heckschilde der Armageddon ein.
Das Schiff wurde erschüttert und durcheinander gerüttelt Die Alarmglocken heulten los.
Der Steuermann schwitzte wie ein Berserker. Seine Knöchel waren weiß geworden. Der Captain ignorierte den rot blinkenden Christbaum der Schadensmeldungen und schrie: „Männer, macht Euch bereit! Wir verschanzen uns hinter diesem Felsen auf 2 Uhr.“
Seine flache Hand wies dem Navigator den Weg. „Dort lassen wir sie vorbeischwirren und nehmen dann die Verfolgung auf. Kanonier?“.
„Ja, Sir!“, rief ich, heiser vor Erregung.
„Machen sie die Heckkanonen klar! Feuern sie, bis die Kanonen 2 und 3 geschmolzen sind!“.
Die durchgebrannten Konsolen dampften und die Alarmsignale kreischten in einer Agonie des Elektrokollapses durch mein Gehirn. Die blauen Punkte des Feindes tanzten Samba auf meinem Bildschirm. Doch jeder Punkt den mein Fadenkreuz anvisierte, war zum Tode verurteilt.
Meine Hände verkrampften so stark, daß ich den Steuerknüppel kaum noch halten konnte. Die Salven prügelten unsere Verfolger, wie George Foreman. Mit den letzten Stößen von Heckkanone 2 löste sich die linke Flanke des Gegners in Blut und Feuer auf!
„Sehr gut! Weiter so!“, sagte der Captain.
Hinter dem Asteroiden stieg unser Schiff mit einem harten Strahl der Vertikal- und Bremsdüsen nach oben.
Die Feinde rasten an uns vorbei. Ich hatte kurz Zeit meine Unterarme zu entspannen.
Der Captain brüllte: „Aufgepaßt! Navigator, wir fliegen Achterschleifen um folgende Ankerpunkte…“.
Die Finger des Navigators rasten über die Koordinatentafel. „Kanonier? Sind Heckgeschütze 2 und 3 durch?“.
Ich krächzte: „Ja, Sir!“.
„Abstoßen, Soldat!“, rief er und ich gehorchte. Da sich die hinteren Geschütze dadurch nicht mehr gegenseitig sperrten, konnten wir sie nach vorne drehen.
8 Geschütze, um den Feind in die Hölle zu blasen!
Der Feind hatte die Dreiecksformation schon lange aufgegeben und schwirrte nun wie ein Schwarm vor uns her.
Es war grandios! Nach der Reihe schoß ich sie heraus. Der Schweiß brannte in meinen Augen und meine Konsole sprang fast aus ihrer Verankerung.
„Da und da! Mieses Stück! Komm schon, ich krieg dich!“, fluchte ich.
Jeder Feuerstoß war ein Schritt näher zum Sieg.
Alles was im Weg war, wurde zerstört. Asteroiden, Schiffe, Körper!
Hinter mir schrie der Captain plötzlich auf: „Verdammt, was ist das?“. Ich korrigierte mein Radar, das sich durch den permanenten Waffeneinsatz verzogen hatte. Oh mein Gott! Es war das Mutterschiff.
Im Feuereifer hatten wir unsere Rückendeckung vernachlässigt.
Vor uns der Feind, hinter uns der Feind! Ein Bienentanz des Todes.
Bei unserer Geschwindigkeit wegzuziehen wäre das Ende gewesen. Zwei Schiffe vor uns hatten das versucht. Ohne Erfolg. „Heckkanonen, Heckkanonen!“, kreischte der Navigator.
„Schnauze! Ich gebe hier die Befehle!“, fauchte ihn Cray an. „Also Kanonier! Retten sie, was zu retten ist!“.
Mit diesen Worten übertrug er mir unser aller Leben.
Ich drückte meine Daumen aufeinander um das Dauerfeuer so lange wie möglich zu halten. Doch es war zu spät. Mit einer gewaltigen Explosion zerbarsten unsere Motoren.
Zwei Halbkugeln schossen links und rechts von mir hoch, hüllten mich ein, um mein kostbares Leben zu retten.
Ich raste weg von der Armageddon. Hinaus ins All, hinaus in die Ewigkeit.
Das Heck blühte im Dauerfeuer des Feindes wie eine Rose auf.
Endlose Stille würde mich ab jetzt begleiten.
„Mein, Gott, Flo! Das ist Asteroids! Nicht dein privater Kreuzzug!“, schimpfte mein Bruder, schubste mich zur Seite und warf 50 Cent in den Automaten.