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Der letzte Tote

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09.09.2005
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Der letzte Tote

Der alte Mann nahm seinen Revolver aus dem Schrank. Er hatte ihn schon lange nicht mehr benutzt. "Es wird wieder Zeit", dachte er sich und füllte langsam die Trommel mit einer einzigen Kugel. Nur eine Kugel, wie die beiden Male zuvor. Er drehte das Magazin und hielt die Waffe testweise vor seine Stirn.

Vor 2 Jahren an Weihnachten war seine Frau gestorben, ermordet durch einen klapprigen, idiotischen Waffenscheinbesitzer. Das war das erste Jahr gewesen, in dem er seinen Revolver lud.

Der Schuldige wurde eine Woche später aus dem Hinterhalt von einem Unbekannten ermordet. "Recht geschah's ihm" dachte der alte Mann.

Im letzten Jahr war es seine Schwester. "Altersschwäche", meinte dieser Quacksalber, der sie in Behandlung hatte.
In jenem Jahr lud er die Waffe schon zum zweiten Mal.

"Bislang habe ich immer Glück gehabt", dachte er und hob die Waffe langsam an seinen Kopf.

Der Arzt hatte keines gehabt. Er hatte Neujahr nicht mehr erlebt. Erschossen. Von einem Unbekannten. Die Polizei nannte diesen Verbrecher schon den "Sylvester-Mörder". Der Alte ließ die Waffer sinken.

"Warum musste dieser besoffene Autofahrer auch vor einer Woche meine Enkelin mit dem Auto anfahren? Sie wird nie mehr laufen können. Mein armes Engelchen!" schoß es ihm noch durch den Kopf. Er wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor der langsam den Hahn der Waffe spannte und erneut an seinen Kopf hob.

"Klappt es diesmal?"

Er spannte seinen Finger und zog ganz langsam durch.

Zwei Tage später. Eine verlassene Parkbank. Der Wind blätterte in einer vergessen Zeitung. Die Todesanzeigen liegen offen.

Der Name des alten Mannes ist dort zu finden, umrahmt von einem dicken schwarzen Strich. Darunter der Text


"Wir werden es nie verstehen
Er wollte trotz seines hohen Alters
selbst den Zeitpunkt seines Heimgangs bestimmen.

Du fehlst uns,
Deine Tochter und deine Enkelin"


Der Wind öffnete die Seite der Lokalnachrichten. Dort war zu lesen:
"Kein Silvester-Mord dieses Jahr"​

 

Das Ergebnis meiner ersten Versuche.
Kommentare sind willkommen.

ulano

 

Hallo ulano!
Es gibt zwei Sorten von Anfängern. Die einen schreiben ohne Punkt und Komma, die anderen schreiben nur ein Skelett. Du gehörst zur zweiten Gruppe.
Was du unbedingt besser herausarbeiten solltest, ist die Tatsache, daß der Mann immer zuerst versucht, sich selbst umzubringen, also Russisches Roulette spielt. Erst wenn das nicht klappt, erschießt er jemanden anders.
Auch die Motive für die Morde könntest du mehr herausarbeiten.
"Silvester-Mörder"? Wenn in zwei Jahren zufällig je ein Mord an Silvester passiert, wird die Polizei es kaum in Zusammenhang bringen. Oder hat die Forensik herausgefunden, daß es sich um die selbe Waffe handelt? Dann fehlt mir aber die Begegnung des Mannes mit der Polizei. Sie wird ihn befragt haben, als der Mörder seiner Ehefrau ermordet wurde.
Und weshalb passieren die Morde immer an Silvester? Wird doch kein Zufall sein.
Was mir sehr gut gefällt, ist das Bild der Zeitung, in der der Wind blättert.
Allerdings ist die Todesanzeige ziemlich fix in der Zeitung. Zwei Tage? Der Druck dauert einen. Dann müsste die Tochter die Anzeige sofort aufgegeben haben, als sie vom Tod des Mannes erfuhr. Drei oder vier Tage wären logischer.
Hoffentlich kannst du mit meiner Kritik etwas anfangen.
Grüße
Chris

 

Hallo ulano!

Die Geschichte an sich ist gut.
Das Thema, die Idee hervorragend.
Es ist alles drin.
Fast.
Ich habe die Geschichte mehrmals gelesen. Aber da fehlt was.
Eigentlich ist sie auch spannend geschrieben.
Trotzdem fehlt mir der emotionale Hacken. Die Geschichte weckt in mir nichts.
Der Alte ist tot. Aha.
Schreibtechnisch ist das sehr gut gemacht. Nur kann ich als Leser keine Beziehung zu jemandem in der Geschichte aufbauen.
Ich bin der Ansicht, dass mit ein paar zusätzlichen Zeilen in dieser Richtung die Geschichte gewinnt.
Dass seine Frau und seine Schwester sterben und auch seiner (geliebten) Enkelin etwas passiert ist traurig, aber ich denke, du solltest die Gefühlswelt des Alten etwas mehr herausarbeiten.

Gruß Charly

 

Ich schleiße mich meinen Vorrednern an. Besonders möchte ich noch betonen, dass du eigentlich sauber, ohne wirklich grobe Stil- und Formfehler schreibst. Nur eben leider keine ganze Geschichte, sondern nur ein Skelett.

(Ich habe lange Zeit versucht, eine Geschichte zu schreiben, in der ein Mann mit sich selbst russisches Roulette spielt und lange, lange Glück hat. Ich mag deine Idee.)

Ein paar kleine Fehlerchen, die da noch drinstecken:
"einen klapprigen, idiotischen Waffenscheinbesitzer"
-äh... Was? "Ein Waffenscheinbesitzer hatte seine Frau ermordet"? "Plötzlich stand vor uns eine Horde Waffenscheinbesitzer!"?

Der Schuldige wurde eine Woche später aus dem Hinterhalt von einem Unbekannten ermordet. "Recht geschah's ihm"KOMMA dachte der alte Mann.
-Na ja... Hier war mir klar, dass "der alte Mann" der "Unbekannte" Rächer ist.

Mein armes Engelchen!"KOMMA schoß es ihm noch durch den Kopf.
-klingt komisch, dieses "schoß es ihm durch den Kopf", da du die ganze Zeit davon schreibst, dass er sich WIRKLICH in den Kopf schießen wird.

Willkommen hier, viel Spaß beim nächsten mal; und schau mal bei anderen Geschichten vorbei und kommentier die.
Jona

 

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