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Der letzte von Pechmann

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24.02.2005
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Der letzte von Pechmann


Sie war hübsch, jung und exotisch. Die reinste Blutkur für die von Pechmanns. Clemens würde sie ansprechen und zwei Tage später heiraten. Er war 48 und immernoch kinderlos. Ein Egomane. Gleichzeitig altpreußisches Grafengeschlecht. Mit ihm würde eine ganze Adelslinie aussterben. Papa ging bereits auf die achtzig zu. Er durfte ihn nicht länger im Ungewissen lassen. Mit anderen Worten: Seine Kassiererinnen-Phase war vorbei. Dabei hatte Clemens so ein herzergreifendes Faible für das einfache Volk und seine leichten Mädchen. Es rührte ihn, in ihre geistigen Niederungen hinabzusteigen und sich auf Miniatur-Balkonen einen drei-Euro-Wein zu teilen, so als wäre er einer von ihnen, ein Geliebter der Magd, ein einfacher Soldat. Fußvolk. Bauernsalat. Von Pechmann wendete die Speisekarte. Kaum zu glauben, dass es in diesem angeblichen Literatencafé nichts anderes zu essen gab als fettige Crêpes. Der Kellner war hier wohl Koch in Personaluninon? Clemenes wollte es gar nicht so genau wissen.
“Ein stilles Wasser – keines aus der Leitung, wenn es geht. Am Besten Sie stellen mir die Flasche ungeöffnet auf den Tisch.“
„Ehm, okay. Mit oder ohne Glas?“
Sein trefflichst gesetzter Blick, der im „Beaujolais“, ein kleineres Erdbeben ausgelöste hätte, ließ den jungen Mann nur noch verwirrter aus seiner angeschmutzten Wäsche schauen, wodurch er sich genötigt sah, die leidliche Konversation fortzuführen.
„Mit Glas, wenn ich bitten darf.“
Die viel versprechende Erscheinung am Nebentisch, die ihn überhaupt erst veranlasst hatte, seinen Fuß in dieses Etablissement zu setzen, hob endlich ihr subkontinentales Köpfchen, das von einem kecken Pagenschnitt eingerahmt wurde. Schob sie ihr spitzes Kinn und ihre sinnlichen Lippen in seine Richtung? Wenn ihn seine weitsichtigen Augen nicht täuschten, staunte sie gerade. Womöglich hatte sie noch nie in ihrem Leben einen Gentleman gesehen. Er war in Abendgarderobe nach Köln gereist, um einem indischen Konzert in der Philharmonie beizuwohnen. Wenn er sich schon auf diesen Kulturkreis einließ, so doch mit allen Sinnen.
„Was schreiben Sie denn da, wenn ich fragen darf?“
„Ach, das ist nur eine kleine Fingerübung.“
„Ein Gedicht?“
Sie schüttelte energisch den Kopf.
„Eine Kurzgeschichte?“
„Ja, wenn es gut läuft. Etwas Längeres traue ich mir noch nicht zu.“
„Auch Kurzgeschichten können ihren Reiz haben“, sagte Clemens mit einem wohl akzentuierten Lächeln, das seine Wirkung nicht verfehlte. Mit einem Satz war der Junggeselle auf den Beinen.
„Wenn ich mich vorstellen darf. Clemens von Pechmann, hoch erfreut!“
Ein formvollendeter Handkuss wurde es nicht. Dafür zögerte die indische Austauschstudentin zu lange. Clemens griff schließlich nach ihrer Hand, um das Ritual abzukürzen. Mit einem Knicks und einer schnellen Verbeugung kam er kurz vor dem angedeuteten Kuss ins Stocken. Etwas Spitzes steckte tief in seinem rechten Auge. Dadurch missriet auch der Knicks. Der letzte von Pechstein kippte seitlich nach vorne. So rammte er sich den Bleistift noch weiter hinter das Auge. Die frisch angespitzte Mine landete mit einem Ruck in der Zirbeldrüse.

 
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Hola N.,

irgendwo in Deiner Korrespondenz las ich, Du hättest schon fürs Radio oder ähnliches geschrieben.
Da liegt es nahe, dass ich gerne etwas vom Profi lesen würde.
Bin ganz erstaunt, dass Du schon seit 2005 WK-Mitglied bist, Donnerwetter! Da darf man etwas erwarten.

Der folgende Text allerdings ist wie der Name des Protas hanebüchen.

Zum Ende hin war ich nicht etwa enttäuscht – das war ich schon nach den ersten Sätzen – sondern ärgerlich. Ja, wirklich – stinksauer.

Auf mich wirkt dieser Text so grauenhaft, dass ich gar nicht glauben kann, ein Altmitglied würde seiner Leserschaft so ein plumpes Stück zumuten.

Ich bin nicht besonders fein gestrickt, aber hier fühle ich mich als Auch-Schreibender beleidigt.
Und Deine Definition von ‚Satire‘ ist unterirdisch
José

„Bouillabaisse marseilleise“

 
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Hi @Nicolaijewitsch

Ich habe schon einige deiner Geschichten gelesen (leider fehlte mir die Zeit, die auch alle zu kommentieren), seit ich mich hier im Forum angemeldet habe. Die waren immer unterhaltsam, witzig, abstrus. Die Geschichte mit dem Smartie ist mir gut in Erinnerung geblieben, war wirklich nett. Gutes All war dann schon weniger meins und hier muss ich ehrlich sagen, dass ich die ganze Zeit nach etwas gesucht habe, was es in der Geschichte schlicht und einfach nicht gibt. Wo ist der Witz? Wo deine Spritzigkeit, die verrückten Ideen? Wo ist das Seltsame, das Komische, das Ungewöhnliche, das mich wundern lässt und somit am Lesen hält?

Verstehe mich nicht falsch, ich habe den gesamten Text gelesen, so schlecht, dass ich aufgegeben hätte, ist er dann auch wieder nicht. Liegt aber auch daran, dass er eher kurz ist, einen doppelt so langen in diesem Style hätte ich mir nicht angetan. Ich habe keine Ahnung, was mir die Geschichte vermitteln soll. :confused:

Ein paar Details:

Infolgedessen entsprach sein Handkuss nicht annähernd der Etikette, welche ihm in diesem Fall das Augenlicht gekostet hätte.
Meiner Meinung nach müsste es dort ihn heißen.

Ich leide Hunger.
Außerdem litt er Hunger.
Unnötige Wiederholung. Ich finde außerdem den Ausdruck recht komisch, wenn dann habe ich schon von an Hunger leiden gehört.

„Ich liebe fettig!“, log Balthasar überschwänglich
Hier könntest Du diese Überschwänglichkeit vielleicht zeigen. Wie äußert sich die? Unter überschwänglich Lügen kann ich mir so nichts vorstellen.

Dazu noch eine Exotin. Die reinste Blutkur für die v. Hanebüchens.
Irgendwie stelle ich mir den Balthasar sehr konservativ vor und ebenso die v. Hanebüchens. Das er sich eine Inderin angelt, auch wenn hochstudiert, störte mich etwas, es passte für mich nicht ins Bild. Vielleicht geht das aber nur mir so ...

Das Trio spielte sich allmählihc in Trance.
allmählich

Ihre Haltung und ihre Bewegungen strotzten vor lässiger Meisterschaft.
Bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Sie strotzten vor lässiger Meisterschaft ihrer Instrumente?

Die Ouvertüre für ein dumpfes Grummeln, das sich crescendo durch seine Eingeweide trommelte.
Würde sagen crescendoartig? Ansonsten ergibt das keinen Sinn. Ich finde, Du reitest hier etwas lange auf seinen Magenproblemen und dem damit einhergehenden Flatulenzproblem herum. Das ist anfangs vielleicht noch witzig (wo die Greisin sich räuspert), nutzt sich aber schnell ab.

das Porte-Monnaie
zusammenschreiben

Joa, am Schluss scheißt er sich in die Hose. Wie schon gesagt, ich weiß nicht, was ich von deiner Geschichte halten soll und bleibe ratlos zurück. Wenn es da drin ein Gesellschaftsthema gibt, so habe ich es unbewusst überlesen oder es ist zu wenig deutlich durchgekommen. Auch Satire kann ich nicht herauslesen, das Ganze ist nicht wirklich witzig. Seltsam ist an der Story auch nichts, dafür ist sie zu normal, viel zu wenig abgedreht. Bei deinen anderen Geschichten wurde ich stets gut unterhalten, hier hat mir aber vieles gefehlt. Deinen Schreibstil finde ich gut lesbar und er weißt eine gewisse - ich nenne es mal ganz vorsichtig Komplexität - auf, soweit guter Wortschatz, ist nicht so runtergekocht und glattgestrichen wie andere. Dieses "Alleinstellungsmerkmal" bleibt also. Dafür ein kleines Kompliment. Zur Geschichte selbst kann ich das leider nicht vergeben.

Bitte nimm's nicht persönlich, Geschmäcker sind verschieden.

Heute zücke ich meinen Turban leider nicht,
DM

 

Hallo @Nicolaijewitsch,

mich hat der Text auch nicht vom Hocker gehauen. Der Anfang schien mir noch vielversprechend zu sein, denn ich dachte, du wolltest damit das indische Kastensystem kritisieren, indem du aus der Sicht eines Inders aus der Oberschicht schreibst, der auf andere Kasten herabblickt. Eine ähnliche Einstellung wie die deines Protagonisten, habe ich immer mal wieder in Indien beobachten können.
Irritiert war ich zunächst darüber, dass sein Vater schon neunzig ist, weil ich davon ausgegangen bin, dass er noch jung ist und sich austobt, bevor er eine "Dame seines Standes" heiratet. Balthasar schien mir als Name auch noch gerade so zu passen.
Aber sein Nachname ist "von Hanebüchen", also ist er Deutscher, der auf andere herabblickt. Kein Problem. Solche Leute gibt es überall auf der Welt. Vielleicht hättest du das aber schon etwas eher klar machen können, denn mich hat es verwirrt. Auch habe ich mich gefragt, welche Rolle Sanghita dann spielen soll. Wozu muss sie Inderin sein? Damit Herr von Hanebüchen sich den Magen verdirbt? Das hätte ihm genau so in einem deutschen Imbiss passieren können, da triefen die Pommes teilweise auch vor Fett.
Weil mir die Überschrift aber suggeriert, dass die Geschichte konkret etwas mit Indien zu tun hat, habe ich weiter nach dem roten Faden gesucht. Außer einem verdorbenen Magen, schöner Musik und einer Frau mit großen dunklen Augen, die ihn erst bezirzt und dann beklaut, habe ich aber nichts gefunden. Das klingt schon sehr nach Klischee, sorry. Auch wenn die Überschrift nur etwas mit dem Namen des Konzerts zu tun haben soll, finde ich sie bezüglich des Inhalts schon recht gewagt. Dass Sanghita ihn extra in das Restaurant zu führen scheint, um ihn in eine peinliche Lage zu bringen, macht das Ganze auch nicht runder in meinen Augen. Da nützt auch der Mao-Sticker nichts. Etwas mehr Einfallsreichtum hätte ich da schon erwartet, zumindest eine kulturelle Auseinandersetzung, die übers Klischee hinausgeht.

Es wäre ihr bewusst, dass die beiden Philosophen so etwas wie Nationalheilige für die Deutschen seien. Doch wäre es nicht angebrachter, sie als philosophische Übersetzer zu bezeichnen?
Hier reißt du eine kulturelle Auseinandersetzung an, dessen Inhalt sich im Fortlauf der Geschichte hätte zeigen können, dann wäre für mich ein roter Faden erkennbar gewesen. So geht er im Rest des Geschehens unter und soll wohl nur zeigen, dass er nicht damit gerechnet hat, dass sie gebildet ist.

wenn ich sie zum Essen einlade
Sie

Auch seine Kassiererinnen hatten ihn hin und wieder zu einem Döner genötigt
Den hat er aber vertragen, wenn ich das richtig verstehe.

„Oh, so viel? Die Pakora sind ganz schön fettig“, wand Sanghita ein.
wandte


„Das habt ihr von euren Waffenlieferungen!“, flüsterte Sanghita.
Beim Flüstern kein Ausrufezeichen. Und aussagetechnisch ist es mir zu plump, aber das sagte ich ja schon.

Sein Blick wanderte zu dem Sticker, der an dem Revers ihrer Jeansjacke befestigt war.
Wieso sieht er den erst jetzt? Hätte der nicht schon vorher Anlass zu einer Diskussion gegeben?

Porte-Monnaie
Portemonnaie

Balthasar musste kichern.
Warum?


Für mich war das leider nichts. Das Thema als solches finde ich spannend, aber in dieser Form ist es für mich reiner Klamauk, der durch die Überschrift eventuell missverstanden werden könnte.

Viele Grüße,

Chai

 

Satire dürfe alles, meinte einst Tucholsky, also darf sie auch schlecht sein.

Aber hier,

Nicolaijewitsch,

such ich vergeblich nach „Satire“ und selbst der Humor ist von der schlichtesten Art kleinbürgerlichen „lach oder stirb“. Aber der bisher übersehene Höhepunkt liegt direkt zu Anfang - hier nämlich

Am Besten Sie stellen mir die Flasche ungeöffnet auf den Tisch.“
und auch da gibt's nix zu lachen, wenn einer den schlichten Superlativ von "gut" (am besten) substantiviert, weil er möglicherweise nur den Zusammenschluss von "an dem" dahinter vermutet. Aber das ist eher ein Grund zu weinen, statt zu lachen.

Friedel

 

Hola N.,

wie ich sehe, hast Du die ‚Indische Nacht‘ umbenannt und mit der Heckenschere gestutzt, die Furze und vollgeschissenen Hosen sind raus. Ich muss das erwähnen, denn jeder, der meinen Komm liest:

José: Auf mich wirkt dieser Text so grauenhaft, dass ich gar nicht glauben kann, ein Altmitglied würde seiner Leserschaft so ein plumpes Stück zumuten.

… müsste ansonsten denken, der José sei cholerisch.

 
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"Hühner kacken auch gerupft auf die Stange." mallorquinische Bauernweisheit.

und damit willkommen zur abendlichen Kommentatorenschau, ich präsentiere

einen 500 kg schweren Stier, der wütend angreift, immer nur das Rote sehend stößt er ins Leere, baff verwundert, den Gegner nicht getroffen zu haben, und noch einmal, in die verdammt noch mal gerechte Wut hinein, ins quadratisch einfarbige Leere. Vielleicht der Anfang eines psychedelischen Torero-Romans @josefelipe ??

Konstruktiv empfand ich hingegen die Kritiken von

@DissoziativesMedium und @Chai

danke dafür, sowas hilft weiter. Es waren berechtigte Kritikpunkte. Ich finde meine Geschichte beim zweiten Lesen auch nicht mehr überzeugend. Sie funktionierte v.a. nicht, weil man sich mit dem arroganten Snobprot schlecht identifizieren konnte. Ich habe die Geschichte jetzt geflickt. Ist nicht die heißeste Karre in meiner Flotte, aber sie lässt sich sehen.


@Friedrichard

Schande auf mein Haupt für diesen unverzeihlichen Rechtschreibfehler. Ich hätte mich beinahe in meinen Bleistift gestürzt. Auch deine Glückszahl lautet 420.
Entspannt, feudal und breiter als der Ganges,
N.

 

Du präsentierst / karikierst mich als blöden Stier.
Kein Problem, auch nicht die mir angedichtete Wut.

Wenn ich schreibe:

… hier fühle ich mich als Auch-Schreibender beleidigt.
… dann meine ich – ganz ohne Wut – Deine Grundeinstellung zur Sache.
Ich gehöre zu denen, die lange an ihren Texten werkeln – wenn aber eine Fäkal-Geschichte eingestellt wird, dass es einen graust, weil auch die ‚Handlung‘ völlig sinnfrei, aber klischeebeladen abläuft – dann erlaube ich mir schon, Klartext zu reden. Das ist, ob es Dir passt oder nicht, konstruktiv. Nettigkeiten sind in solchem Fall fehl am Platz, für die ist der Friseur zuständig.

N: Vielleicht der Anfang eines psychedelischen Torero-Romans @josefelipe ??
Ei, wer weiß? Den würde ich jedoch auf jeden Fall nüchtern schreiben, lieber Nico ...

 
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Also @josefelipe

was weißt du denn über meine Grundeinstellung zur Sache, zum Schreiben??

offensichtlich gar nichts.

Du bist ja nun auch kein Unbekannter in diesem Forum. Zumindest bei mir warst du schon vor deinem Wutkommentar als "Bad Ass Kommentator" abgespeichert, ganz ehrlich. Insofern nehme ich die doch sehr übergriffige Beschreibung deines Lese-Erlebnisses auch nicht persönlich.

Jeder so wie er kann. Hier noch ein Aufklärungsversuch (von google), kannst du woanders womöglich noch besser formuliert finden..

Destruktive Kritik richtet sich meist direkt an eine Person. Ziel ist es, nicht eine Verhaltensweise zu kritisieren oder Fehler in Zukunft zu vermeiden, sondern den Adressaten grundsätzlich persönlich anzugreifen und schlecht zu machen.

Konstruktive Kritik: Weder grob, noch respektlos oder emotional. Man bleibt offen für Erklärungen, Gegenargumente oder andere Sichtweisen. Da konstruktive Kritik etwas verbessern will, geht sie den Umständen auf den Grund.


Sonnige Grüße
N.

P.S: Also beim Radio haben wir es nach jeder Sendung so gemacht: Stuhlkreis und dann fängt jeder mit etwas Positivem an, äußert danach deutlich seine Kritik und schließt dann, wenn er kann, mit einem möglichen Verbesserungsvorschlag ab.

 

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