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Der Paukist

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12.08.2006
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Der Paukist

Im Herbste, Jahro 1849, saß ich des stillen Abends bei Zigarre, Brandy und gutem Gespräche mit einem alten Jugendfreund zusammen, den ich schon lange, lange nicht mehr gesehen. Wir waren ernstester Stimmung, denn unsere ganze Unterhaltung beinhaltete höchstlich dumpfe Themen. Es wurde gesprochen über die Pikanterie der Bestattung, die Köstlichkeit gewisser Krankheitsbilder sowie das bizarre Gebiet der Dämonologie. Die Reden, welche wir abwechselnd führten, steigerten sich immer mehr in düstere Bewegtheit hinein; unsere Gesichter verfinsterten sich von selbo zu verzerrten, grotesken, käsigen Gebilden, auf denen sich die Schatten der einbrechenden Nacht abzuzeichnen begannen. Ich saß auf einem bequemen Lehnstuhl, gleich am weit geöffneten Fenster. Kaltluft strömte ins Bücherzimmer, das unser gewählter Aufenthaltsort war; und bald schien es, als wabere die Bitternis der draußen vorherrschenden Geisterlandschaft stetig stärker fühlbar auf unsere Gemüter ein. Doch schuld an der Versteinerung des Herzens waren wohl zunächst die Problemfelder, welche erregt erörtert wurden. Man muß, so merkwürdig es sich auch ausnehmen mag, davon reden, daß unsere dunkle Plauderei zwar unterschwellig wogte und sich auftürmte, im äußeren Bilde aber betont ruhig verlief. Es steckte in jedem von uns die Schule der alten, sehr bewußten Höflichkeit, die jegliches Wort zum Genuß für Geist und Zunge gestaltete; hätten wir uns je unterbrochen, so wäre diese Fügung einem Verbrechen gleichgekommen, das nicht wiedergutgemacht werden konnte.

Nun, alsbald machte sich mein alter Kamerad auf, um einige belegte Brote zu bringen, die er in der alten Küche des entfärbten Hauses noch zuzubereiten gedachte; ich indessen hing noch innerlich grabend meinen Gedanken nach, verhielt mich vollends lautlos. Draußen sanken - wie schon vermerkt - die schweren Schwingen der Nacht hernieder und man bemerkte nebenbei, wie ein Wind zu wehen begann, dessen Stärke allmählich zunahm. Zieselnde Geräusche entstanden, welche jene magischen Reize mit sich trugen, die mir schon von Kindheitstagen an lieb und teuer gewesen. Die persönlichen Gedankenspiele vereinten sich itzo voller Inbrunst mit der ach so delikaten Schreckensaura; mein Fleisch begann - ganz erwartungsgemäß - den Zitterreigen harmoniedurchsetzter Wollust zu tanzen. Als graue Ahnung hatte es schon immer im Raume gestanden - nun erfuhr ich´s erneut: Wenn die Windsbräute des Firmamentes sich erhoben, um sich mit dem Nachtprinzen zu vereinigen, geschah es, daß - wenn sich abgestorbene Baumkrüppel in der Nähe befanden - meine sexuellen Begierden erwachten; jedoch nie brachial und gewaltig, sondern eher sehr leise und fein. Meine Aufmerksamkeit für´s Detail spitzte sich zu; meine Dränge, das Weltgeheimnis zu entschlüsseln, konnten schier zur körperlich fühlbaren Qual werden, wenn die Schwärze sich zusehens nach meinem Geschmacke entwickelte. Mir war bekannt, daß mein Freund und Gastgeber ähnlich fühlte; so verwunderte es mich mitnichten, daß er lange wegblieb und die Brote wohl längst vergessen hatte.

Es wird dem Leser klar verständlich sein, daß ich mir die Hose öffnete und lautstark jauchzend damit begann, meinen Phallus in brauchbare Steife zu versetzen. Zu unwiderstehlich präsentierte sich der Totenhauch vor dem Hause - zu eindringlich stöhnte die ebigst bereits genannte Windsbraut. Unter´m Himmel ging das Sterben um. Es war dabei, mich einzunehmen. Und einmal würde es damit fertig sein! Dem Schauder, der Greulichkeit und dem Horror kann sich der vernünftig denkende Mensch nicht widersetzen. Ist´s nicht ein modriges Gerüchlein, das uns in Schwelgerei versetzt - das uns mit unsichtbarem Augenaufschlag höchstlich gekonnt lockt? Jede Vollendung ist in der Lage, einen Mann zu beeinflussen; allerdings ist´s erst der Schrecken der Medusa oder die absolute Reife einer gichtkranken Friedhofswärterin,- ja, diese Aspekte müssen es sein,- die dazu bewegen, die eigene Hand an den Stab zu legen.

Als ein toter Ast - geborsten durch die Kraft der schaurigen Windsbraut - an der Außenmauer des Gebäudes herabfiel, entstammend einer hohen, dicht am Hause stehenden Baumleiche - ejakulierte ich auf´s Fensterbrett.

Nun gut, dies Werk war getan. Jetzt schien es darauf anzukommen, den Hausherren zu finden. Es lag auf der Hand, daß mein Kamerad sich nicht in der Küche aufhielt - eher war einzuschätzen, daß er vor dem Bau weilte und sich andächtig zu den Wirkungen aller vorhandenen farblosen Ausdünstungen wiegte. Er,- der Detailverliebte,- der gleiche Typus wie auch ich.

Der Hang zur Mystik, zum Einzelgesichtspunkt - läßt er sich erklären mit ungewöhnlichen Kindheitserlebnissen? Der Schulpsychologe würde sicherlich zustimmend nicken, doch ich selbo nicht! Ich sage, daß jener Zwang verwoben ist mit einer Abgehobenheit vom Schauen und Trachten der großen Masse, welche an sich der großen Selbsttäuschung unterliegt, daß Gottes Reich auf Erden lichterfüllt sei. Diese graue Masse erfährt mit jeder Lebenssekunde Trauer und Verzweiflung, obwohl sie es empfinden mögen als Freude und Lebenslust.

Betreffs meines Gastgebers sah ich alsbald meine Vermutung bestätigt: Er befand sich vor dem Hausportale unter freiem Himmel. Schon von weither hatte ich das Tönen seiner Pauke hören können, die er da draußen aufgestellt hatte und jetzt mit tausend weinerlichen Sprüchen auf den eingetrockneten, grausam wirkenden Lippen anschlug.

"Ich bin der Paukist!" rief er erregt, als er mich erblickte. "Ich bin der Paukist!" rief er mit Schaume vor dem Mund. "Und Du bist der Schall, der die Holztür aufreißt - die Holztür in der Vorhalle, die Du ja kennst!"

Ich nickte. Ach! Diese Zeremonie war mir nur zu gut bekannt. Ich als Schall hatte die Aufgabe, in den spärlich von Fackeln ausgeleuchteten Raum zu eilen und die Türe, die er meinte, jäh mit kraftvollem Ruck aufzutun. Und ich wußte, daß die verwesten Leichen herauskippten - daß er sich an ihnen erfreute. Mehrmals hatte ich damals gekichert.

"Ja, ich bin der Schall!"

Und die Pauke dröhnte wuchtig in die Halle des Hauses. Und der Schall riß die furchteinflößende Holztür auf, die wir in Kindertagen gefürchtet und im Mannesalter mit geraubten Leichen aufgefüllt. Und die leeren, trockenen Augen starrten dumpf, stumpfig und nunmehr unwissend ins Schummerlicht der schauderlich-schönen Räumlichkeit.

ENDE

 

Tach Leichnam!

Sorry, ist aber leider nicht mein Fall. Für mich klingt es gezwungen überladen, halt in die "alte" Sprache hineingepresst.

Vielleicht wird diese Art der Schreibe aber Freunde finden ...

Gruß! Salem

 
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Hallo Leiche,

Es wurde gesprochen über die Pikanterie der Bestattung, die Köstlichkeit gewisser Krankheitsbilder sowie das bizarre Gebiet der Dämonologie.

Der Satz hat mich gehalten, den finde ich wirklich schön und er weiß durchaus, er gar grauselige (;) ) Atmosphäre zu schaffen.

Der Rest war 1a-Unterhaltung, allerdings ... weil ich mir vor Lachen fast in die Hose gepisst habe.

Die persönlichen Gedankenspiele vereinten sich itzo voller Inbrunst mit der ach so delikaten Schreckensaura; mein Fleisch begann - ganz erwartungsgemäß - den Zitterreigen harmoniedurchsetzter Wollust zu tanzen.

:rotfl:

Aber gut, vielleicht bin ich auch Kräteng.

Nein, ernsthaft, wenn dieser Stil dein Ding ist, cool, bleib dir treu. Wäre ja doof, wenn wir alle gleich schrieben ... täten.

Ernstgemeinte liebe Grüße,

Jan-Christoph

 

Hallo Leichnam

Sprachlich schön, auch mal so was hier zu lesen. Zwar könnte ich jetzt auch nicht noch mehr davon lesen, aber wie gesagt ...
Der Horror geht ein bischen Flöten, denn ich finde die Geschichte nicht wirklich gruselig. Ob das nun an der gewählten Sprache liegt, kann ich dir nicht sagen. Eigentlich ist sie für Horrorgeschichten doch sehr geeignet.

besten Gruß

 

Danke an alle!

Nun ja, ich schreibe schon verdammt lange diese Sprache. Dieser Stil ist irgendwie meine Seelenlandschaft, versteht ihr?

Mich wundert jetzt, dass gleich so viele Antworten gekommen sind. Bisher eher wenig. Obs an der Kürze der Geschichte liegt? Bestimmt. Interessant.

DER PAUKIST entstand spontan und ohne große Überlegung. Floss eben einfach so raus. Ist eigentlich auch eine ziemlich alte Geschichte. Anfang der 90-er Jahre.

Warum ich so was manchmal schreiben muss, weiß ich selber nicht. Bizarrität greift manchmal um sich.

Herzlichen Dank für die Rückmeldungen! Langsam fühlt man sich wohl hier! Werde immer wieder kommen und auch selbo Meinungen schreiben zu dieser oder jener Geschichte.

Gruß Leichnam

 

Bisher eher wenig. Obs an der Kürze der Geschichte liegt?

Nein, ich denke eher, die Gründe für die bisher eher magere Feedback-Ausbeute deinerseits sind:

a) Der gewöhnungsbedürftige Stil lässt viele Leute nach dem ersten Absatz das Weite suchen.

b) Du schmeißt deine Outputs hier etwas inflationär auf den Markt. Ungefähr alle drei Tage eine Geschichte. Masse lässt nur selten auf Klasse schließen, deshalb sinkt die Nachfrage. Außerdem steht deine Teilnahme am Kritisieren anderer Geschichten in keinem ausgewogenen Verhältnis zu deinem eigenen Veröffentlichungstempo.

Bizarrität greift manchmal um sich.

Das ist richtig Cindy, es ist genau sechs Uhr und wir hören jetzt die Pointer Sisters mit "I'm so excited".

Grüße,

Jan-Christoph

 
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Hallo Leichnam,

was die Zahl der Kommentare betrifft, stimme ich proof zu: zuviele Geschichten in zu kurzer Zeit und selbst scheinst Du anderen Geschichten nicht sehr viel Beachtung zu schenken.

Ich glaube ja nicht, dass Du eine nach der anderen produzierst. Kann es sein, dass bei Dir wohl einiges auf Halde liegt, und jetzt hast Du dieses Forum entdeckt und legst eine nach der anderen ab?

Ich kann aber gut nachvollziehen, dass sich ein "junges" Mitglied noch nicht als Kritiker anderer aufschwingen mag (war bei mir anfangs auch so). Aber das wird sicher noch...

Leider komme ich nicht nach mit dem Geschichtenlesen, weil ich beruflich wenig Zeit habe. Wenn ich gerade mal Zeit finde, hier herein zu schneien, bin ich wegen der vielen neuen Ablagen (neudeutsch: "postings") leider gezwungen, mich auf die kürzeren Häppchen zu konzentrieren.

Zu Geschichte: "zusehens" müsste "zusehends" heißen. Die Formulierung "S.e.xuell" wirkt befremdlich, irgendwie verklemmt.

Der Stil ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich darauf einlässt, kann man viele schöne Formulierungen finden. Der Stil weist in eine Zeit, in der es noch keine Schulpsychologen gab, insofern frage ich mich, welche Bedeutung diese Berufsbezeichnung in Deinem Text hat. Sonst ist ja nix Modernes drin...

Beste Grüße
nic

 

Im Herbste, Jahro 1849, saß ich des stillen Abends bei Zigarre, Brandy und gutem Gespräche mit einem alten Jugendfreund zusammen, den ich schon lange, lange nicht mehr gesehen.
"Oha, jetzt hau mal ab!" (ich schwör auf alles, des hab ich grad gerufen, nachdem ich den Satz gelesen habe). Herbste, Jahro, des stillen Abends, Gespräche, damit kann ich ja noch leben. Dass das dein Stil zu sein scheint, ahbe ich schon in deiner Eiterkopftropftriefgeschichte gesehn, aber in diesem Satz wirds mir einfach zu viel, vor allem alles nach "zusammen", das hauts echt raus ...
verhielt mich vollends lautlos.
vollends lautlos? Es geht also noch lautloser als lautlos?
Draußen sanken - wie schon vermerkt - die schweren Schwingen der Nacht hernieder
ja guter Mann, Sie erwähnten ebendies schon an obiger Stelle Ihrer Geschichte. Jedoch muss ich mich verwundert zeigen, und Sie auf diese Unstimmigkeit hinweisen, die zumindest in meinen Augen eine ist; sollten Sie meine Bedenken zerstreuen können, bitte ich Sie aufs Höflichste um Verzeihung:
und man bemerkte nebenbei, wie ein Wind zu wehen begann, dessen Stärke allmählich zunahm.
1. Wer ist diese Person/Personengruppe, die Sie hier mit "man" bezeichnen? in meinen Augen sind dies der Prot und sein alter Jugendfreund, den er lange nicht gesehen. Nun drängt sich mir als 2. jedoch unweigerlich die Frage auf: Sollte dies zutreffen - wie bemerken sie dieses, wenn der eine in der Küche herumfuhrwerkt und der andere in Gedanken verweilt, wohlbemerkt noch in einem Haus.
Zieselnde Geräusche entstanden, welche jene magischen Reize mit sich trugen, die mir schon von Kindheitstagen an lieb und teuer gewesen.
ja, diese zieselnden Geräusche, wer kennt sie nicht ... was heißt zieselnd?
daß - wenn sich abgestorbene Baumkrüppel in der Nähe befanden - meine S.e.x.uellen Begierden erwachten
oho, der werten Herr scheint mir gar schamhaft zu sein. Oder wieso schreibt er es hier nicht aus? Nebenbei bemerkt muss man es klein schreiben
Es wird dem Leser klar verständlich sein, daß ich mir die Hose öffnete und lautstark jauchzend damit begann, meinen Phallus in brauchbare Steife zu versetzen.
:susp: Nein, zumindest mir nicht. Wenn er doch eh schon so erregt ist, wieso muss er dann erst zur Steifheit verhelfen? Drittens: Wieso lautstark jauchzend?? :susp:

Hallo Leichnam,

wen du so redest wie du schreibst ... lass es mich anders formulieren: Wenn du nicht so redest wie du schreibst, diesen Schreibstil mit den hochgestochenen Worten absichtlich einsetzt, dann mein Kompliment, ich finde es schwierig, so konsewuent zu schreiben.

Deine Geschichte (die mir aufgrund der Sprache suspekt ist), enthält einen gravierenden Logikfehler, aber einen ganz gravierenden.
Der Prot hat seinen Freund schon "lange, lange nicht mehr gesehen". Das sind für mich dann schon gut 10, 20 Jahre. Und trotzdem ist dieses Ritual ihm so vertraut?

Nein, nein, dat is alles Schiet, sorry. Aber gut verpackt in der Schutzhülle der eloquenten Sprache.

Tserk!

 
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Uiuiui! Jetzt habe ich ja mal eine härtere Kritik (Tserk) zu hören bekommen, die schon ihre Berechtigung hat.

Bessern werde ich mich in Hinsicht auf seltener posten (eigene Geschichten).

Ich werde vielmehr versuchen, hier andere Sachen einzuschätzen, also kleine Kritiken bringen.

Gruß vom Leichnam.

PS.: Das mit diesem "S.e.x.uell" hat die Forumtechnik automatisch so eingetragen. Ich habe "sexuell" (und in der Tat auch klein) geschrieben. In einem anderen Forum konnte man zum Beispiel das Wort "Kissen" nicht schreiben (die Dinger, die auf einem Sofa liegen). Da erschien manchmal schon das Wort, ab und an aber auch zwei küssende Smilies.

 

Uiuiui! Jetzt habe ich ja mal eine härtere Kritik (Tserk) zu hören bekommen, die schon ihre Berechtigung hat.
Oh bitte net zuviel Aufmerksamkeit auf meine Kritik, du machst mich ganz verlegen. :dozey: Immer wieder schön, wie man abgewürgt wird.

 

Die Kritik war in Ordnung. Es waren einige Punkte dabei, die in der Tat falsch von mir aufgezogen worden sind.

 

Die Kritik war in Ordnung. Es waren einige Punkte dabei, die in der Tat falsch von mir aufgezogen worden sind.
Ach so, ok. Die Fragen habe ich übrigens nur gestellt, damit meine Kritik da oben länger aussieht. :dozey:

 

Na ja - Du hast doch Punkte angesprochen. Soll ich denn alles noch mal auftriefelnd wiederholen, Tserk?

Lange, lange - das ist relativ. Für zwei so gute Freunde können schon 4 Wochen "Lange, lange" sein. Da ist dann das Ritual doch sehr wohl bekannt.

Nun stelle doch bitte mal eine konkrete Frage OHNE zynischen Hinterton. Dann gibt es auch eine sachliche, hoch ehrliche, überlegte Antwort. Ich meine, man kann doch auch Kritik etwas taktvoller bringen. Braucht es denn immer die Holzhammer-Methode?

Gruß vom Leichnam

 

Soeben las ich diese Geschichte, neugierig gemacht durch "Die Aura des Abgründigen", die jedoch einige Mängel aufwies (Rechtschreibung, teilweise auch Grammatik und Stil). Im Gegensatz dazu ist diese Geschichte eine wesentlich rundere Sache, hier hast du deinen ureigenen, sehr speziellen Stil perfekt umgesetzt. Um es also kurz zu machen: Von den hier gelesenen Geschichten finde ich diese (sogar mit gewissem Abstand) am besten. Mit altmodischen Formulierungen habe ich kein Problem und die Atmosphäre, die du erzeugst, ist einfach meisterhaft. Als die Charaktere bei makaberem Gespräch ihren stillen Abend verlebten glaubte ich fast eine E.A. Poe-Geschichte zu lesen und auch die Umschreibung der Liebe zum Düsteren war herrlich umgesetzt (erinnerte mich ein wenig an H.P. Lovecrafts "Der Hund"). Das Ende war zwar nicht DER Knüller, aber in seiner Subtilität viel besser als jene, die es offenbar irgendwo gerade für einen Euro im Hunderterpack gibt ("Die Frau war schon seit zwei Wochen tot und der Mann hatte sich die ganze Zeit mit ihrem eingelegten Kopf unterhalten!""Da entdeckte er die spitzen Eckzähne des unheimlichen transsylvanischen Gastwirts!"...)


Hochachtungsvollen Gruß,
Abdul

P.S.: Sollte sich jemand an den Vergleichen mit Lovecraft und Poe stören und meinen diese seien übertrieben, so hat er ganz recht. Doch im Augenblick der Begeisterung ließ ich mich eben hinreißen.

 

Hallo Abdul!

Endlich zog ein Lächeln auf mein oftmals gramgeschwängertes Antlitz. Soeben habe ich die beste Kritik meines Lebens erhalten. Wundervoll auch, dass Du diesen alten Stil magst. Ich selbo bin regelrecht vernarrt in ihn.

Demnächst wird es die Story RAMONA geben, die ich frei nach Edgar Allan Poe niederschrieb. Doch zunächst möchte ich heute ein, zwei Sachen hier bewerten. Denn wer nicht wertet, hat auch selbst keine Einschätzungen von Texten verdient.

Herzliche Grüße vom Leichnam

 

Servus Leichnam!

daß - wenn sich abgestorbene Baumkrüppel in der Nähe befanden - meine sexuellen Begierden erwachten; jedoch nie brachial und gewaltig, sondern eher sehr leise und fein.

:lol: Ja genau, du sagst es. Ich bekomme auch jedesmal einen Ständer, wenn ich an der verdorrten Zimmerpflanze auf meinem Fensterbrett vorbeigehe.

Okay, nun zur Kritik. Ich versuche mal auf deiner Wellenlänge mitzuschwingen, ähem ...

Es trug sich zu, dass der alterwürdige und dennoch jugendlich fidele Schreiberling dieser jener Zeilen einer sprachlich ungewöhnlichen Anekdote innerhalb eines neumodischen Mediums namens Internet gewahr wurde. Seinen ganzen kläglichen Mut zusammen nehmend und sich von dem ungewöhnlich befremdlich klingenden Titel nicht irritieren lassend, ließ er seine oberflächliche Aufmerksamkeit über gruselige Satzgebilde wie

ch sage, daß jener Zwang verwoben ist mit einer Abgehobenheit vom Schauen und Trachten der großen Masse, welche an sich der großen Selbsttäuschung unterliegt, daß Gottes Reich auf Erden lichterfüllt sei. Diese graue Masse erfährt mit jeder Lebenssekunde Trauer und Verzweiflung, obwohl sie es empfinden mögen als Freude und Lebenslust.

schweben. Diese ergaben sogar teiweise Sinn, was den Schreiberling aufs Gröbste erstaunte. Dennoch gaben seine mit schwerem Blei beschwerte Augenlider der Schwerkraft zunehmend nach, noch bevor die Anekdote ihrem sicherlich erhofften Ende entgegen steuerte. Es verwunderte ihn keineswegs, noch bevor er sanft entschlummerte, dass der Verfasser der Anekdote das Pseudonym Leichnam bevorzugt gewählt hatte.

Fazit: Definitiv nicht mein Ding, aber hauptsache dir gefällt's.

Mach's gut,
Marvin

 

Glück auf, Marvin!

Ach - die kurze Story hättest Du schon durchgehalten! ;)

Bei dem Stil scheint es in der Tat so zu sein: Lieben/Hassen. Polarisation eben.

Doch einige Zwischendrin-Meinungen habe ich glücklicherweise auch schon erspähen können.

Thanx für die Einschätzung, Marvin!

 
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Hei Leichnahm


Es gibt einen Unterschied zwischen antiquitierter, passender (!) Sprache und reiner Affektiertheit.
Entschuldige, aber du schlitterst ja nicht mal weit an dieser Grenze vorbei.
Was soll bitte das Wort Jahro? Wurde das überhaupt je verwendet? Allgemein hängst du, wahllos wirkend, an manche Wörter ein O, wo keines hingehört. Ich meine, Poe starb in dem Jahr, in dem deine beiden Prots diese Geschichte erzählen, doch solche Wörter habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gelesen.

Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber stilistisch gesehen finde ich die Geschichte furchtbar. Das ganze klingt in meinen Ohren eher nach Parodie. Ich habe Lovecraft gelesen, wenn auch nicht besonders viel, und nur sehr wenig davon gefiel mir - nicht, weil der Mann keine Phantasie besaß, ihm fehlte es in meinen Augen nur daran, diese Phantasien in Worte zu fassen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum ihn alle als Vater des Horrors verehren, wo doch meines Erachtens Poe es war, der die Visionen hatte, der seine Visionen zu Papier bringen konnte, der den Leser, um es ordinär zu sagen, am Schritt packen konnte.
Ein paar Mal erinnert mich deine Story an eine von Lovecraft. Worthülsen, denen es an Aussagekraft fehlt. Horror, Schrecken, Inbrunst (das wohl am furchtbarsten klingende Wort der Welt) ... *gähn*, sowas belastet, berührt den Leser nicht.
Ich habe nämlich den Schrecken nicht gesehen, war zu sehr abelenkt, von dem Stil, der sich selbst verknotet. Worum ging es denn jetzt eigentlich in der Geschichte?

Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen eine altmodische Sprache. Wenn sie zur Geschichte gehört, Horror transportiert, nicht wenn sie es ist, die den Horror überhaupt erst erzeugt.

Nein, auch liegt das nicht an meinem Alter, liegt nicht daran, dass ich nicht gerne "alte" Sachen lesen würde (wie gesagt, Poe lese ich unglaublich gern).

Entschuldige den Verriss, aber ich konnte der Geschichte nichts Positives abgewinnen.


Trotzdem weiterhin viel Spaß in der besten Rubrik auf KG.de! :)


Liebe Grüße
Tamira

edit: ich habe die vorangegangen Kommentare nicht gelesen. Die Zeit, der Kopf, das Zusammenspiel beider.


Gekröse:

Wir waren ernstester Stimmung, denn unsere ganze Unterhaltung beinhaltete höchstlich dumpfe Themen.
ernstester? Ernster Stimmung genügt wohl nicht.
Und was sind bitte dumpfe Themen? Stumpfsinnige?

unsere Gesichter verfinsterten sich von selbo zu verzerrten, grotesken, käsigen Gebilden, auf denen sich die Schatten der einbrechenden Nacht abzuzeichnen begannen.
Großer Gott, was hast du mit den O's?

Draußen sanken - wie schon vermerkt - die schweren Schwingen der Nacht hernieder und man bemerkte nebenbei, wie ein Wind zu wehen begann, dessen Stärke allmählich zunahm.
deutlicher könnte man wohl nicht sagen, dass man sich selbst wissentlich wiederholt. ;)

meine sexuellen Begierden erwachten; jedoch nie brachial und gewaltig, sondern eher sehr leise und fein.
fein ist ein sehr ungenaues Wort in diesem Zusammenhang.

Meine Aufmerksamkeit für´s Detail spitzte sich zu; meine Dränge, das Weltgeheimnis zu entschlüsseln, konnten schier zur körperlich fühlbaren Qual werden
Wie wäre es, wenn du die ganzen überflüssigen O's in Das verwandelst? ;)

Es wird dem Leser klar verständlich sein, daß ich mir die Hose öffnete und lautstark jauchzend damit begann, meinen Phallus in brauchbare Steife zu versetzen.
Ehrlich gesagt ist es mir äußerst unverständlich. Hat der Prot in den vorher gehenden Absätzen versucht mir etwas zu sagen? Wenn ja, entschuldige, meine Aufmerksamkeit wurde von den an Aussagekraft fehlenden Beschreibungen abgelenkt.

Dem Schauder, der Greulichkeit und dem Horror kann sich der vernünftig denkende Mensch nicht widersetzen.
Ein richtiger Lovecraft - Wörter, die so gut passen, wie Einheitsgrößen.

Ist´s nicht ein modriges Gerüchlein, das uns in Schwelgerei versetzt - das uns mit unsichtbarem Augenaufschlag höchstlich gekonnt lockt?
:confused:

die dazu bewegen, die eigene Hand an den Stab zu legen.
:D

Nun gut, dies Werk war getan.
dieses

Er,- der Detailverliebte,- der gleiche Typus wie auch ich.
Warum Kommas und Bindestriche?


Wer findet das O?

Im Herbste, Jahro 1849, saß ich des stillen Abends bei Zigarre, Brandy und gutem Gespräche mit einem alten Jugendfreund zusammen, den ich schon lange, lange nicht mehr gesehen.

unsere Gesichter verfinsterten sich von selbo zu verzerrten, grotesken, käsigen Gebilden, auf denen sich die Schatten der einbrechenden Nacht abzuzeichnen begannen

Die persönlichen Gedankenspiele vereinten sich itzo voller Inbrunst mit der ach so delikaten Schreckensaura; mein Fleisch begann - ganz erwartungsgemäß - den Zitterreigen

Der Schulpsychologe würde sicherlich zustimmend nicken, doch ich selbo nicht!

 

Uff! Tamira, da ist es nicht leicht für mich mit den Antworten. Doch ich will es versuchen. Bayern ist übrigens mein Lieblings-Bundesland. Ich liebe Bayern!!!

Dir scheinen ja meine O-s schwer aufzustoßen, was? Und das bestimmt zu Recht. Nun ja, ich schreibe schon jahrelang diese O´s an Wörter ran. Ganz einfach, weil für mich diese dann besser klingen. Mehr ist es nicht. Das Wort "Zieseln" im Zusammenhang mit Wind habe ich erfunden, aber aus Gefühl heraus. Wind zieselt. Wind zieselt einfach, wenn er einsame Gegend durchbläst. Das muss man verstehen oder auch nicht... (Auf meiner ersten BELMEZ-CD "Berserker" heißt der Opener gleich "Und leise zieselt der Wind...")

Ich sage hiermit ehrlichst, dass ich noch nie Lovecraft gelesen habe. Poe schon. Habe sogar eine Gesamtausgabe von Eddie. (WELTBILD-VERLAG).

Ich denke, es ist schwierig, meine Psyche zu verstehen, denn in gewissen Hinsichten bin ich aus der Denke von vielen Leuten heraus mit ziemlicher Sicherheit geistesgestört. Ich bestätige das sogar.

 

An Tamira:

Dumpfe Themen: Privatausgaben von Grabreden, Duft der Totenblume Lilie unter verschiedenen Temperaturverhältnissen, Detailverliebtheit bezüglich der Konstruktion von Schreibsekretären, Leichenwäsche, Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Totenschädeln, und so weiter...

 

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