Der Pechvogel mit dem Spatzenhirn
Das hatte er jetzt davon. Wütend stiess er mit dem Fuss gegen einen Stein, der ihm im Weg lag, und bereute es im nächsten Augenblick gleich. Der Tritt gegen den Stein war nicht gerade schmerzlos gewesen und mit einem schiefen Grinsen, das er immer dan aufsetzte, wenn er Schmerzen verbergen wollte, humpelte er weiter der Böschung entlang. Von der schönen Natur, dem beruhigenden Gurgeln des nahen Baches und von dem wohlklingenden Zwitschern der Vögel hörte er und sah er nichts. Nein er ging nur gerade aus, die Hände in den Hosentaschen seines Trainers und die Augen unbeweglich auf den Boden gerichtet. Er dachte. Er dachte nicht etwa nach, nein, dazu war er noch viel zu wütend. Er dachte eben nur so Sachen wie: "Scheiss Schule, Scheiss Eltern, Scheiss Fussballclub - so ne verschissene Welt!" Ihm schoss neben all den Flüchen und Verwünschungen aber auch noch durch den Kopf, dass er heute wirklich Pech gehabt hatte. In der Schule hatte er eine Ungenügende bekommen und der Lehrer hatte ihn dazu ermahnt, endlich mehr zu arbeiten. Kaum war er nach Hause gekommen, nahm ihn die Mutter ins Kreuzverhör und fragte ihn barsch, wo er sich den am Wochenende herumgetrieben habe. Zu allem Übel war noch der Vater anwesend und erinnerte ihn mit weise klingender aber dumm scheinender Stimme: "Mein Sohn, du musst noch den Rasen mähen!" Die Entschuldigung, dass er eben noch ins Fussballtraining müsse und leider keine Zeit habe, kam ihm dann gerade recht. Doch im Trainig eröffnete ihm der Trainer, dass er leider nicht mehr in der Stammelf mitkicken dürfe, da er zu oft gefehlt hatte.
Nun schritt er eben dem Wanderweg entlang. Das Trainig war vorbei, der Mutter hatte er gesagt, er müsse noch was erledigen, den Rasen hatte er weiter wachsen lassen und der Lehrer war ihm sowieso gleichgültig. Ja, heute war wirklich alles gegen ihn. Alles! Er fragte sich ernsthaft, ob sich der Trainer, die Mutter, der Vater und der Lehrer wohl abgesprochen hätten und ihn fertig machen wollten. Er war wütend. Und je länger er nichtstuend am Bach entlang schritt, desto wütender wurde er und je wütender er wurde, desto länger schritt er nichtstuend am Bach entlang. Er hörte keine Vögel und sah keine schönen Blumen, er starrte nur vor sich auf den steinigen Weg und war unzufrieden mit seinem Leben und mit all dem um ihn herum. Und während er so vor sich hin starrte, dachte er an viele Dinge, nur nicht daran, dass es vielleicht besser wäre, den Rasen zu mähen, ins Trainig zu gehen, der Mutter zu sagen wohin er am Wochenende gegangen war und in der Schule ein bisschen mehr zu lernen.