Der perfekte Moment
...und die Zeit steht still.
Mutter Erde hat mir ein Bett bereitet. Ich spüre das grüne Gras unter mir und sehe die Wolken am Himmel. Triviale Nässe, die in meinen Augen die herrlichsten Bilder malt. Die Sonne steht dahinter und lässt ihre warmen Strahlen herab, die sich wie Wasser an meinen Körper schmiegen. Links neben mir steht ein Vogel im Gras, eine Amsel, die ihre großen Augen über die Wiese schweifen lässt und mich dabei nie aus ihrem Blick lässt. Ihr Gefieder ist schwarz und glatt, so als hätte sich all die Schönheit der Natur in diesem einen Lebewesen manifestiert. Zu meiner rechten fließt ein Bach, aus dessen seichten Wasser sich ein Fisch emporhebt. Tropfen fallen von seinem schuppigen, glänzenden Körper herab und sein Mund steht weit offen, so als versuche er die klare Sommerluft in sich hineinzusaugen.
Auf meinem Knie sitzt eine Ameise, deren Fühler in diesem zeitlosen Augenblick nicht vibrieren, nichts wahrnehmen, aber vom Leben durchströmt sind. Ihr Chitinpanzer funkelt, wie die tiefblauen Augen meiner Freundin, die ihren Kopf auf meine Schulter gelegt hat. Ihr langes blondes Haar fällt mir und ihr selbst ins Gesicht und es verströmt diesen Duft, irgendwo zwischen Frau und Paradies.
Ich betrachte ihren Körper, schön wie der des Vogels, glänzend wie der des Fisches und stark wie der der Ameise, liegt er da, in meinen Armen. Ihre zarte Haut streichelt die meine; wärmer als die Sonne; glatter als das Gras. Mir ist bewusst, dass ich sie liebe und das sie dieses Gefühl erwidert. Wir sind zu zweit, aber doch nur eins.
Wohliges Empfinden strömt aus meinem Herzen. Eine Quelle des Glücks, wie ich sie nie zuvor gefunden habe. Die Zukunft spielt keine Rolle; die Vergangenheit ist vorüber. Alles was zählt ist das hier und jetzt und in einer Wolke erkenne ich ein freundliches Gesicht, dass auf mich; auf uns herunterlacht und ich höre schon ihre zierliche Stimme, wie sie mir ins Ohr haucht, dass sie mich liebt.
...und die Zeit schreitet fort.
Wind weht durch ihr Haar. Die Amsel steigt in den Himmel empor und der Fisch landet platschend im Wasser. Ich drehe meinem Kopf zu ihr herüber, sehe im Augenwinkel, wie die kleine Ameise ihren Weg über mein Bein fortsetzt und warte auf ihre Worte, die mir alles im Leben bedeuten.