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Der Physiker

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11.06.2005
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Der Physiker

Den ganzen Nachmittag brütete er über einem Stapel von Papieren und Büchern. Er kritzelte eine Formel nach der anderen in sein Notizheft und murmelte unverständliche Worte vor sich hin.

“Ohne dieses Minuszeichen hätte ich die Formel ... Aber nein, das ist doch keine Energie”, schoss es ihm durch den Kopf. Er war verzweifelt und sah keinen Ausweg. Noch heute Morgen da war er sich sicher, dass es endlich klappen würde. In seinen Gedanken hörte er bereits seine Kollegen, die ihm gratulierten. Aber jetzt befürchtete er, dass dieser Ehre einem anderem gelten würde, dem es gelingen würde, vor ihm diese Relation nachzuweisen.

Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als eine Stubenfliege nur paar Zentimeter vor seiner Nase vorbei flog. Er griff zu der Klatsche, die neben ihm lag, wartete ein Weilchen, bis das Insekt auf seinem Schreibtisch landete. Ein Knall, doch das Biest konnte sich, wie so oft, in letzter Sekunde retten und flog leicht erregt aus dem offenen Fenster.

Als er nun wieder in seine Manuskripte vertieft war, widmete er seine ganze Aufmerksamkeit einer Gleichung. “Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht ... Ja, genau, in diesem Fall ist H gleich E ... Also genügt es, wenn es mir gelingt, H abzuleiten!”

Aufgeregt blätterte er durch einige Bücher, um nachzusehen, wie er H ableiten könnte. Schnell wurde er auch fündig, und nach ein paar Zeilen folgte die nächste Formel auf seinem Notizblock. Doch dieser Hoffnungsschimmer war schnell erblasst.

“Wieso taucht dieses Gamma dort auf? Hab ich irgendwo einen Fehler gemacht?” Er blätterte eifrig in seinem Notizblock einige Seite nach vorne und stöberte in seinen Gedanken die Ableitung noch einmal durch. Einige der Gleichungen überprüfte er nochmals, doch er konnte keinen tief greifenden Fehler entdecken. “Vielleicht hab ich doch nicht den richtigen Weg eingeschlagen”, dachte er sich.

“Wieso ist Gamma nicht gleich eins?” schoss es ihm in seiner Verzweiflung durch den Kopf. Doch bevor er diesen Gedanken zu Ende führen konnte, öffnete sich die Tür und sein Vater teilte ihm mit, dass das Essen angerichtet sei. “Ja, ja, komme sofort”, antwortete er gewohnheitsmäßig.

“Kann Gamma denn überhaupt eins sein?” führte er seine Überlegung weiter. “Mal sehen, wie war die Definition von Gamma? ... Gamma kann nur eins sein, wenn der Körper ruht, also v gleich null ist.” Dann schmunzelte er, er erinnerte sich an die Worte seines Professors, der vor einigen Jahren, damals ohne Begründung behauptet hatte, dass die so genannte Masse-Energie-Äquivalenz-Formel nur gelten würde, wenn der Körper ruhen würde. Genau ... Er schrieb seinen Gedanken nieder und konnte jetzt die wohl berühmteste Formel der Physik erstellen:

E = mc².​

Es war die Formel, die genau vor hundert Jahren von Albert Einstein hergeleitet und korrekt physikalisch von ihm interpretiert wurde. Er wusste, dass vor ihm wahrscheinlich schon Tausende von Physikstudenten diese Formel geschrieben und angewandt hatten, doch er war heimlich stolz, der Erste seines Jahrganges zu sein, dem es gelungen war diese Gleichung unabhängig und eigenständig aufgestellt, zu haben. Dies würde ihm bestimmt morgen die ganze Aufmerksamkeit seiner Mitstudenten sichern.

 

Hallo mach 2.02!

Den ganzen Nachmittag brütete er über einen Stapel von Papieren und Büchern.
einem (bin mir aber nicht so ganz sicher, hm...)

Als er nun wieder vertieft in seinen Manuskripte war, konzentrierte er
Besser: "Als er nun wieder in seine Manuskripte vertieft war, konzentrierte er..."

...konzentrierte er seine ganze Aufmerksamkeit einer Gleichung.
Da fehlt was.

“Wieso kann Gamma nicht gleich eins sein?”, schoss es ihm

“Kann Gamma denn überhaupt eins sein?”, führte er seine Überlegung

Masse-Energie Äquivalenz Formel
Masse-Energie-Äquivalenz-Formel

Diese Rubrik wird leider etwas stiefmütterlich behandelt, daher wird es wohl nicht sonderlich viele Kritiken zu den KG's hier geben. Nu ja.
Deine Geschichte ist ganz nett zu lesen, nur leider wird schnell klar, dass dein Prot um eine Formel ringt, die bedeutend sein muss (also e=mc²). Das Ende ist ziemlich unausgegoren. Es ist zwar schön, dass es sich letztendlich nicht um Einstein selbst handelt. Aber einen Studenten herzunehmen, der die Formel ganz alleine ableitet (egal wie schwer das auch sein mag), ist als Pointe ziemlich schwach. Die Grundidee des Schlusses ist gut, könnte jedoch spritziger sein.


Lieben Gruß
flash

 

Hallo flashbak

Danke für deine Verbesserungen.

flashbak schrieb:
... nur leider wird schnell klar, dass dein Prot um eine Formel ringt, die bedeutend sein muss (also e=mc²).

Eigentlich wollt ich bei dem Leser eher dass der Gefühl wecken dass mein Prot über eine ganz neue Formel (villeicht die sogenannte "Weltformel") brütet, aber ich habe ihn schlussendlich das berühmte E=mc² abeleiten lasse da diese Formel wohl sicherlich in diese Rubrik passt und weil sie auch dem "Nicht-Physiker" ein Begriff ist.

flashbak schrieb:
Das Ende ist ziemlich unausgegoren. Es ist zwar schön, dass es sich letztendlich nicht um Einstein selbst handelt. Aber einen Studenten herzunehmen, der die Formel ganz alleine ableitet (egal wie schwer das auch sein mag), ist als Pointe ziemlich schwach. Die Grundidee des Schlusses ist gut, könnte jedoch spritziger sein.

Ich bin mir durchaus bewusst dass die Pointe meiner Geschichte ziemlich schwach ist. Ich wollte in dieser Geschichte eher meine eingen Erfahrungen als Physikstundent niederschreiben. Auch wenn sich dieses Erlebnis frei erfunden ist, habe ich versucht die Höhen und Tiefen in Worte zu fassen die mir schon so oft bei widerfahren sind beim Versuch verschiedene Gleichungen aufzustellen.

Liebe Grüsse

Mach 2.02

 

Die Geschichte finde ich originell, sie gefällt mir. Der Schluß hat aus meiner Sicht einen gewissen Reiz.

Im vorletzten Satz darf die Zeichensetzung noch einmal überdacht werden.

Grüße
C.

 

Hi mach 2.02,

und ich habe Physikstudenten immer für Halbgötter gehalten, die für die lächerlich praktischen Probleme von Elektrotechnikstudenten nur ein müdes Lächeln übrig haben und jede noch so schwere Aufgabe mit Leichtigkeit lösen ;)
Na ja, zur Geschichte: Schön geschrieben ist sie und die Gefühlsschwankungen beim Lösen solcher Aufgaben hast du gut und realistisch hin bekommen (insbesondere der Auftritt des Vaters kam mir sehr bekannt vor ...). Ansonsten gibt's nicht mehr viel zu sagen, was nicht schon gesagt wurde. Höchstens vielleicht, dass der Text trotz dem E = mc² noch nicht viel mit Einstein zu tun hat, aber das Thema ist auch recht schwierig für Kurzgeschichten.

Viele Grüsse,
Sorontur

 

Hi Sorontur

Leider sind auch Physikstudenten keine Halbgötter und müssen sich manchmal auch mit den Problem von ElekroDynamik herumschalgen, so wie ich im Moment. ;)

An sich ist die die Kategorie "2005 - Einsteinjahr" nicht ganz glücklich, denn 2005 ist eigentlich das Jahr der Physik (http://www.wyp2005.org). In diesem Licht würde ich sagen dass meine KG doch besser passt.

Liebe Grüsse

Mach 2.02

 

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