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Der Präparator

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01.06.2009
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Der Präparator

Er hatte das Fleischmesser immer gepflegt, so wie sein Vater es ihm beigebracht hatte. Am Anfang seiner Karriere waren Marks Schnitte noch zu hart, nicht künstlerisch genug. Das sorgfältige Ausweiden ist wichtig, wenn man ein Tier ausstopfen möchte, hatte ihm sein Vater eingeschärft.
Seine Füße standen in den Eingeweiden, die platschend zu Boden gefallen waren und Schmatzgeräusche erzeugten, wenn er sich bewegte.
Er liebte diese Arbeit. Begeistert hängte er den ausgehöhlten Körper an den Füßen zusammengebunden an einen Haken. Das Gröbste war geschafft. Was jetzt noch fehlte war der Feinschliff. Zufrieden betrachtete der Präparator die Ergebnisse der letzten Wochen. Fünf Stücke hatte er hergestellt. Sie waren wunderschön und standen aufgereiht im Wohnzimmer. Der Anblick trieb ihn an. Sein Herz schlug bis zum Hals. In diesem Moment kreischte die Türklingel.

„Ich hab dir gesagt, dass ich ihn diese Woche brauche“, zischte der gut aussehende Mann, als er kurze Zeit später im Flur stand. „Hexen kann ich nicht, Benjamin“, entgegnete Mark und versperrte ihm den Weg. „Der Zwölfender sollte schon längst fertig sein, du bist ein fauler Nichtsnutz, wenn das nicht läuft, gehe ich zu einem anderen Präparator.“ „Ja“, mehr konnte er nicht hervor pressen. „Ich gebe dir noch drei Tage, du Penner“, bellte Benjamin und ließ krachend die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Vor Wut kochend lief Mark in der Wohnung auf und ab und zog hektisch an seiner Zigarette. Seit Jahren tat es dieser Schnösel in regelmäßigen Abständen, dachte er. Sein fettiges Haar klebte schweißnass an der Stirn. Wenn er eines hasste waren es Leute, die ihn unter Druck setzten oder Kritik an seiner Arbeit äußerten. Hastig schraubte er den Deckel der Wodkaflasche auf. Der Alkohol milderte seinen Jähzorn und das Zittern. Er brauchte jetzt ruhige Hände.

Die Sonne war gerade untergegangen, als Benjamin die Tür zu seiner Villa aufschloss. Im Dämmerlicht sahen die vielen Tiere, die in der Eingangshalle postiert waren besonders anmutig aus, fand er. „Ich bin zu Hause , Schatz“ trällerte Benjamin und legte seine Schlüssel auf die wertvolle Kommode, direkt neben das Bild von Svenja, seiner Frau. Verträumt hielt er inne und schaute sich verliebt ihr Lächeln an, ihre blonden Haare wehten im Wind. Es war eine wunderschöne Aufnahme. „Schaahaaatz“, rief er, „hast du den Champagner kaltgestellt“? Er wollte schon die Treppe hinauf gehen, um zu schauen, ob sie sich Oben aufhielt und ihn deshalb nicht hörte, als er sah, dass der Anrufbeantworter blinkte, blieb er stehen und tippte auf die Playtaste.

Nachdem der Präparator den Hörer aufgelegt hatte, ging er in die Küche, wo Benjamins Frau am Tisch saß. „Warum hast du denn gerade gesagt, dass der Zwölfender blonde Haare hat“, fragte ihn Svenja. „ich hab noch viel mehr gesagt“, antwortete er und griff nach dem Fleischmesser, welches blitzend auf der Anrichte lag.

Svenja schnappte sich den Bussard, der ausgestopft auf dem Küchentisch stand und ein Geschenk für ihren Mann sein sollte. Sie hasste diese Tiere, aber sie liebte ihn. „Bis bald“, sagte sie und war froh endlich diese stinkende Behausung verlassen zu können. „Mach`s gut“, murmelte Mark und schnitt lächelnd ein Stück Brot ab, wohlwissend einen langjährigen Kunden verloren zu haben.

 

Meine Frau sagte mir, dass sie die Geschichte nicht verstanden hat. Ich rätsele nun, warum. Irgendwie hab ich wohl zu viel weggelassen? Ist echt nicht so leicht, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Aber ich werde mir weiter Mühe geben.

 

Hey Sabine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich hatte die Idee, dass der Leser zu dem Schluss kommt, der Präparator wäre ein Psychopath. Der Text, den er seinem Kunden auf den Anrufbeantworter spricht bekommt man ja nur zum Teil mit. Im Prinzip hatte ich im Kopf, dass man zum Beispiel denken könnte, er habe seinem Kunden telefonisch mitgeteilt, dass er dessen Frau "präparieren" wolle.
VG Jens

 

Das Ende sollte halt anders als erwartet sein. Ich muss noch viel üben :)

 

Hallo eule1969,

leider ging es mir ähnlich wie deiner Frau, ich habe die Geschichte ebenfalls nicht ganz verstanden, das Ende ließ mich etwas unbefriedigt zurück. Ich würde noch ein paar weitere Hinweise einbauen. Es ist immer so eine Gratwanderung, zu entscheiden, wie viele Informationen man dem Leser gibt (schließlich soll eine Story weder vorhersehbar noch langweilig sein); aber dafür gibt es ja Testleser, die Feedback schreiben. ;)

Inhaltlich kann ich der Geschichte leider nicht viel abgewinnen, was einfach daran liegt, dass mich das Thema nicht sonderlich interessierte. Und ja, die Protagonistin wirkten auch auf mich unsympathisch.

Ich hoffe, mein Feedback hilft dir trotzdem weiter.

Ein paar orthographische Details:

Mark ´s
Marks
Die Sonne war gerade untergegangen, als Benjamin die Tür zu seiner Villa aufschloss
Komma
Im Dämmerlicht sahen die vielen Tiere, die in der Eingangshalle postiert waren besonders anmutig aus, fand er.
Komma
Er wollte schon die Treppe hinauf gehen, um zu schauen, ob sie sich Oben aufhielt und ihn deshalb nicht hörte, als er sah, dass der Anrufbeantworter blinkte, blieb er stehen und tippte auf die Playtaste.
Komma
Nach "hörte" würde ich einen Punkt.
Nachdem der Präparator den Hörer aufgelegt hatte, ging er in die Küche, wo Benjamins Frau am Tisch saß.
Komma

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael!
Vielen Dank für deinen Kommentar und die Verbesserungen. Ich werde die Fehler bei Gelegenheit korrigieren.

 

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