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Der Roboter

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21.02.2005
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Der Roboter

Der Konstrukteur hatte dem Roboter, der Robotmaschine, keine Arme eingebaut.

Kopf, Leib und Beine waren wohl vorhanden, doch kaum hatte der Roboter mit diesen Gliedern alles getan, was er zu tun fähig war, wurde ihm auch klar, was ihm nicht möglich war. Er konnte mit seinen metallenen Beinen wohl gehen, mit seinen Ohren wohl hören, mit seinen Objektiven wohl sehen, jedoch - jene Schranktür dort zu öffnen, um zu sehen, was dahinter sich verbirgt - blieb ihm verwehrt.
Auch fand sein Gehirn nicht die Lösung des Problems, und es bemühte sich doch mit allen Robotkräften. Es konnte sich - soweit reichte sein Denkvermögen nicht - kaum vorstellen, mit welchem Organ es denn dann gelingen könne. Viele theoretische Überlegungen führten zu nichts. Der Roboter war allein im Raum, so konnte er auch an niemand die Bitte richten, doch so nett zu sein und die Schranktür zu öffnen.
Nachdem er alle möglichen Varianten überlegt hatte, kam er zu der wissenschaftlichen Überzeugung, dass es unmöglich sei, den Schrank zu öffnen.

Danach betrat ein Mechaniker den Raum und schraubte ihm einen Arm an, am Ende des Arms befand sich eine Greifhand. Der Roboter dachte jetzt: 'Habe ich es doch geahnt!', und beschloss, seine Fähigkeit zu nutzen - indem er den Schrank öffnete, der im Übrigen leer war.
(Doch dauerte es nicht lange, bis er neue unmöglich machbare Dinge fand).

 

Dieser Roboter hätte versuchen können, die Schranktür mit einem seiner Beine einzutreten. Oder mit seiner Schulter dagegenzurennen. Oder den Schrank umzuwerfen...

Gewalt gehört zu den primitivsten Äußerungen einer Intelligenz. An dieser kann es daher wohl nicht gelegen haben, dass der Roboter darauf nicht gekommen sein mag.

Davon abgesehen finde ich den Verweis auf einen Roboter als Gegenstand erkenntnistheoretischer Fragen ziemlich belanglos. Auch Menschen sind hinsichtlich ihrer potenziellen Möglichkeiten nicht selten schon blind genug. Das zu behandeln sollte an erster Stelle stehen.

 

Viel Potenzial verschenkt

Philoratte schrieb:
Das zu behandeln sollte an erster Stelle stehen.
Für dich oder für andere?


Hallo Tintenfüller.

Ich entdecke in deiner -- fleischarmen und daher sich einer tiefergehenden Interpretation entziehenden -- Geschichte eine (-n Versuch einer) Analogie zum fortschrittlichen Menschen. Demnach wartet der Mensch, wie hier der Roboter auf den Mechaniker, auf eine äußere Kraft, die ihn zu immer neuen Errungenschaften und damit einhergehende Fähigkeiten bringt. Aber was ist diese Kraft? "Gott"? Die Zukunft, einmal als ein aus sich heraus tägiges metaphysisches Etwas betrachtet? Diese Frage beantwortet mir die wirklich kleine, bloß skizzierende Geschichte leider nicht, obwohl sie sie in meinen Augen provoziert. Oder habe ich den Text eben missdeutet?

Kopf, Leib und Beine waren wohl vorhanden, doch kaum hatte der Roboter mit diesen Gliedern alles getan, was er zu tun fähig war, wurde ihm auch klar, was ihm nicht möglich war.
Ich frage mich hier, warum der Roboter mit einer Funktion beglückt worden ist, die ihm erlaubt sich mit solch zwecklosen Fragen zu befassen. Ich meine, da entwickelt jemand einen Roboter mit solch philosophisch bewanderter Intelligenz, und dann "vergisst" er ihm Arme anzuschrauben, irgendwie zum Kopfkratzen. Das lässt mich vermuten, dass der Kontext dieses Plots vielleicht ein Experiment ist, wo der Roboter also der Kontrolle des Menschen untersteht. Dann frage ich mich aber, warum keine "Ergebnisse" ausgelesen werden.

jedoch jene Schranktür dort zu öffnen, um zu sehen, was dahinter sich verbirgt[Komma] (dies) blieb ihm verwehrt.
Oder: jedoch blieb ihm verwehrt, jene Schranktür...

Der Roboter dachte jetzt: 'Habe ich es doch geahnt!', und beschloss, seine Fähigkeit zu nutzen - indem er den Schrank öffnete, der im Übrigen leer war.
Hm. Wünsche, Utopien, deren Erfüllung ihre Sinnlosigkeit offenbart. Interessanter Ansatz, aber hier bloß verschenktes Potenzial.


FLoH.

 

@Floh

Für dich oder für andere?
Beides.

Ich meine, da entwickelt jemand einen Roboter mit solch philosophisch bewanderter Intelligenz, und dann "vergisst" er ihm Arme anzuschrauben, irgendwie zum Kopfkratzen.
Es bleibt noch die Möglichkeit, dass der am Ende zugefügte Arm bei Betriebnahme des Roboters einfach noch nicht oder nicht wieder fertiggestellt war. Ich kenne mich in diesem Bereich zwar nicht aus, aber ich denke, dass es ganz gewöhnlich ist, dass auch noch unvollständig zusammengesetzte Roboter bereits auf die Funktionsfähigkeit gewisser Teilbereiche, zB. der Kognition, getestet werden. Das muss nicht zwangsläufig gleich so etwas wie ein Experiment implizieren. Man möchte vielleicht einfach nur sehen, ob sich irgendetwas rührt.

 

Hallo und danke für die Auseinandersetzung mit dem Text, der ja im Grunde keine ausgebaute Story ist.

@ratte

Es bleibt noch die Möglichkeit, dass der am Ende zugefügte Arm bei Betriebnahme des Roboters einfach noch nicht oder nicht wieder fertiggestellt war.

Genau darum geht es mir. Dies als Analogie zum Menschen, der versucht, Zugang zum Verständnis seiner Existenz zu bekommen, aber dafür einfach (noch) nicht ausgestattet ist, und deshalb wissenschaftlich die Sinnlosigkeit konstatiert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich frage mich hier, warum der Roboter mit einer Funktion beglückt worden ist, die ihm erlaubt sich mit solch zwecklosen Fragen zu befassen.

Analog dazu wäre

Ich frage mich hier, warum der Mensch (von Gott?) mit einer Funktion beglückt worden ist, die ihm erlaubt sich mit solch zwecklosen Fragen zu befassen.

gestattet.

++grinz

 

Hallo tintenfüller,

ich lese in Deiner Geschichte eine Parallele zum Menschen, der mit gewissen Fähigkeiten ausgestattet ist, um seine Umwelt zu erkunden und zu begreifen. Stößt er auf eine Grenze des fassbaren, so folgert er oft, dass diese Grenze absolut sei. Das gilt für den Menschen (anders als für Deinen Roboter) oft mehr im kognitiven als im physischen Bereich, ist aber als Analogie verständlich. Daraufhin demonstrierst Du, dass eine solche Beschränkung nicht existieren muss, dass sie eventuell durch ein zusätzliches Werkzeug (hier ein Arm, dort eine Theorie) aufgehoben werden kann.

Dass es solche Roboter nicht gibt und man sie so nicht bauen würde ist zweitrangig, es ist eine Parabel. (Ich wiederhole mich hier, aber man trifft ja auch eher selten sprechende Füchse.) Die Frage, wer für den Menschen der Mechaniker sein soll ist auch nicht so wichtig, es geht eher darum, dass ein zusätzliches Mittel/Medium neue Perspektiven eröffnet.

Insgesamt hat mir Deine Geschichte gut gefallen. Die Ausarbeitung ist vielleicht nicht welterschütternd, erfüllt aber ihren Zweck.

Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,


du hast es ganz genau erfasst.

Ich wollte mich auch ein bisschen lustig machen über das Schwanken zwischen Allmachts- und Ohnmachtsgefühlen der Menschheit.

mfg

 

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