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Der Schatz
Eines Morgens war ein lauter Freudenschrei im Wald zu hören. Die Maus stand staunend vor einer Rose und jubelte:
„Seht nur! Wir sind reich! Ich habe drei wunderbare Edelsteine gefunden.“
Viele Freunde der Maus kamen neugierig herbeigelaufen: der Maulwurf, die Meise, der Frosch, die Schnecke und das Kaninchen.
Nacheinander blickten sie in den roten Blütenkelch der Rose. Tatsächlich, auf den zarten Blütenblättern schimmerten drei funkelnde, klare Perlen in der Sonne, wie wertvolle Diamanten.
„Ich habe sie entdeckt!“ sagte die Maus stolz. „Aber sie gehören uns allen!“
Die Elster blickte dem Kaninchen über die Schulter und bemerkte mit verächtlichem Lachen: „Edelsteine! So ein Quatsch! Das sind doch bloß Wassertropfen.“
Und blitzschnell stieß sie ihren spitzen Schnabel in eine der glitzernden Kugeln. Der wunderbare Tropfen zerplatzte, die Elster schlürfte den Tau und sagte:
„Seht ihr? Wie ich gesagt habe! Nichts als Wasser!“
Die Maus seufzte und das Kaninchen sagte: „Oh, wie schade. Nun gehören uns nur noch zwei Juwelen.“
„Schnickschnack! Juwelen, das ich nicht lache. Ihr seid nicht reich! Tau ist doch kein Schatz!“ Mit diesen Worten breitete die Elster ihre Flügel aus und flog über die Baumwipfel davon.
Die Maus blickte dem schwarz-weißen Vogel nachdenklich nach. Plötzlich lächelte sie und rief: „Wir sind doch reich! Du hast nur Wasser getrunken, aber uns gehört die funkelnde Schönheit der Tautropfen!“