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Der Schmetterling
Warm und weich. Die Welt um mich herum verschwimmt, werde zur Blinden, Tauben und Stummen, im Rausch der Haut.
Das Einzige, was zählt, ist Berührung. Wie ein kleiner Schmetterling, der dicht über mir schwebt. Zuerst landet er auf meinem Ohr, fliegt über mein Gesicht, landet auf den Lippen, verschnauft und wandert weiter. Er kann nicht weg, muss bei mir bleiben, die schwere Decke sperrt ihn ein. Genau wie den Rest der Wärme und Geborgenheit, die mich umgibt. Eingesperrt. Warum soll es ihnen anders ergehen als mir? Sind wir nicht alle gefangen?
Der Falter verharrt auf meinem Bauch. Er kitzelt mich, fast eben so sehr wie die Spitzen des langen Haares an der Brust. Die kleinste Bewegung und es versetzt mir kleine Stiche. Oder eher Stromschläge? Ja, Strom… Die geringste Berührung, nur den Bruchteil eines Wimpernschlages, ist es, die das stärkste Schaudern auslöst.
Ist es nicht immer so, das Kleinste verursacht das Größte?
Die Haut schmeckt nicht nach Salz, eher richtig fad. Oder besten Falls nach Creme. Doch ich hör nicht auf, mich an ihr zu laben. Spüre, wie das warme Blut durch die Adern fließt.
Rieche Nähe. Ich bin schon fast so beschäftigt, dass ich das Atmen vergesse und ich verliere die Kontrolle. Mein Verstand schweigt still, mein Herz taut ein wenig. Aber nur ein ganz klein wenig. Doch wohin mit dem Tauwasser?
Leise fließen kleine Tropfen über die Wangen. Wenigstens sie schmecken salzig. Ich trinke sie, wie Nektar.
Ich bin glücklich. Keine Gedankenflut, keine Einsamkeit, keine Sehnsucht, keine Träume. Statt dessen Erfüllung, Wärme und Nähe.
Nähe. Und das an einem Ort, an dem ich am weitesten von allem Leben entfernt bin.
Wie kann ich so allein, so zweisam sein?