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Der Schmied

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16.03.2003
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Der Schmied

Der Schmied

Das rhythmische Hämmern hallte durch den Saal. Schweißglänzend stand der alte Schmied vor seinem Amboss. Immer wieder schlug er mit dem Hammer auf sein Werkstück. Wer genau hinsah konnte schon die Form erkennen, es war ein Herz.
Ein kleines Mädchen stand neben ihm und sah interessiert zu. "Erklärst du mir noch mal was du da machst, Großvater?," fragte sie. Trotz des Lärms waren ihre Worte deutlich zu verstehen.
Der alte Mann hob das Stück mit der Zange hoch und drehte es vor dem Feuer, um es sich genauer anzusehen. "Ich habe es dir doch schon so oft erklärt," sagte er dabei, "unsere Aufgabe ist es die Herzen der Menschen zu schmieden, die bald geboren werden. Ohne Herzen haben die Menschen keine Gefühle, dann sind sie kaum mehr als Puppen die irgendwie funktionieren. Ich mache das schon seit Jahrhunderten, wie schon mein Vater, und sein Vater. Unsere Familie hat diese Aufgabe schon seit es die Menschen gibt. Und in all den Jahrtausenden ist es noch keinem von uns gelungen, das perfekte Material für die Herzen zu finden. Immer noch haben die Menschen auch negative Gefühle, wie Hass."
Der Alte steckte das Werkstück wieder in die Glut, er war mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Aber er hatte nicht mehr viel Zeit. Er musste das Herz bald an die zuständigen Engel geben.
Mit traurigem Blick sah er auf seine Enkelin. Vor einiger Zeit war ihr Vater bei einem Unfall gestorben. Er hatte mit einem neuen Material experimentiert, unter einem harten Schlag war das Herz zersplittert, die Splitter hatten ihn unglücklich getroffen.
So hatte der Alte wieder den Hammer in die Hand nehmen müssen. Engel altern viel langsamer als Menschen, so konnte es noch sehr lange dauern, bis der Bruder des Mädchens soweit war, sein Amt zu übernehmen.
Der Alte sah sich um. 'Wo steckt der Faulpelz überhaupt schon wieder?,' fragte er sich wütend. In einer Ecke sah er den Halbwüchsigen. Der Schmied nahm mit der Zange ein Stück glühende Kohle aus dem Feuer und warf es nach seinem Enkel.
"Hey, schlaf nicht!," rief er dabei. "Hilf mir lieber. Sonst lernst du nie was."
"Mach mal nich sonne Welle, Opa," beschwerte sich der junge Engel. "So harte Arbeit is nich mein Ding. Warum bildest du nich einen der anderen Engel aus? Pfeif auf die Familientradition. In der Wetterkontrolle fühl ich mich wohler. Und es gibt genuch andere, die gern hier arbeiten würden."
"Nichts da, mein Junge. Seit es die Menschen gibt, schmieden die Männer unserer Familie ihre Herzen. Und das wird auch so bleiben, solange es die Menschen gibt."
"Aber wennse so weitermachen, wird es die Menschen nich mehr lang geben."
"Deshalb versuchen wir ja, neue Materialien für bessere Herzen zu finden."
"Das hasste mir schon so oft erzählt, Alterchen. Ich sach dir noch mal: Das interessiert mich nich, der Job is nix für mich."
Ohne auf die Antwort seines Großvaters zu warten, verlies der junge Engel die Schmiede.
"Dieser verdammte..." wütend hämmerte der Schmied auf das Herz ein und verbog es dabei. Das Kind dem dieses Herz eingesetzt wurde, wurde als Erwachsener ein Serienmörder, dem jede Moral egal war.
In der Welt der Engel war es schon sehr spät. Der Alte Schmied verließ gähnend die Werkstatt. Dabei vergas er, das seine Enkelin noch beim Feuer saß.
Das Mädchen ging in den Materialraum. Nach kurzem Suchen fand sie ein Metall, dessen Glanz sie besonders schön fand. 'Was so schön leuchtet, muss ein gutes Material für Herzen sein,' dachte sie.
Einer der Assistenten war noch in der Schmiede. Das Mädchen konnte ihn überreden, für sie das Feuer in Gang zu halten. Sie hatte noch nie selber den Hammer geschwungen, aber sie hatte ihren Vater und ihren Großvater oft genug zugesehen. So fand sie nach wenigen Schlägen den Rhythmus.
Auch wenn sie länger dafür brauchte, wie ihr Großvater, beendete sie ihr Werk lange bevor der neue Tag begann. Das Herz aus Gold legte sie in die Kiste der Herzen, die am nächsten Tag ausgeliefert wurden.

Markus war ein junger erfolgreicher Finanzmakler, der oft bis spät abends in seinem Büro saß um Geschäfte abzuwickeln. So auch an diesem Abend.
Seine Sekretärin rief ihn an: "Ihre Verlobte ist hier. Sie will sie sprechen."
"Ich hab keine Zeit," antwortete Markus.
Doch wenige Augenblicke später öffnete sich die Bürotür und eine junge Frau kam herein. "Du bist so was von pietätlos," warf ihm seine Verlobte im Reinkommen entgegen. "Warum bist du nicht auf der Beerdigung von meinem Bruder gewesen? Hast du vergessen, das die Beerdigung heute war?"
"Ich hab es nicht vergessen. Aber ich hatte wichtige Termine. Soll ich mir wegen deinem Bruder ein Millionengeschäft durch die Lappen gehen lassen? Ich bin Selbstständig und will noch viel erreichen."
"So erreichst du gar nichts," stellte die junge Frau fest, "meine Familie ist dir Egal, ich bin dir egal. Dir geht es nur ums Geld. Weist du was? Ich löse unsere Verlobung. Lieber lebe ich mit einem armen Mann der mich wirklich liebt, als mit einem wie dich für den ich nur eine Kapitalanlage bin."
"Dann geh doch. Es gibt bessere Partien wie dich."
Die junge Frau drehte sich daraufhin auf dem Absatz um und verlies das Büro. Dabei knallte sie die Tür hinter sich zu.
Markus zuckte nur mit den Schultern. Wenig später sah er sich im Internet nach reichen, alleinstehenden Frauen um. Er wollte mehr Geld. Denn er hatte das Herz aus Gold.

 

Hey Shinji-Chibi,
wieder eine Geschichte ohne emanzipierte Killerlesben, ich bin beeindruckt.
Es kommt mir vor, als hättest du die Geschichte nur schnell runtergetippt, um die Idee nicht aus den Augen zu verlieren. Der erste Teil ist deutlich ausbaufähig. Die Szene zwischen dem Großvater und dem Enkel ist zwar schon ganz gut geworden, wenn du hier auch das Konfliktpotential mit beiden Händen in den Wind schaufelst, der Rest dagegen ist platt und viel zu hastig erzählt. Das Mädchen kommt mir als Leser vor wie eine zweidimensionale Pappfigur.

Das mit dem Herzen aus Gold - hier hast du mit einer Metapher gebrochen. Ein Herz aus Gold haben bedeutet normalerweise treu sein, besonders warmherzig, was auch immer, warum auch immer. Du verkehrst die Metapher zu 180 Grad ins Gegenteil, ohne jedoch eine Erklärung dafür zu liefern.

Fazit: So ist das nichts. Die Geschichte muss mindestens drei Mal so lang werden! Ausbauen, ausbauen, ausbauen!

gruß
vita
:bounce:

 

Das Herz aus Gold

Hmmm ...

Im Prinzip eine gute Idee mit einem interessanten roten Faden, der würdig genug ist, geduldiger und ausführlicher zu einem netten Gewebe in Gestalt einer ausführlichen Erzählung verwoben zu werden. Im Gegensatz zu vita bin ich nicht der Meinung, dass es einer Erklärung bedarf, wenn hier mit traditionellen Metaphern gebrochen wird. Dies kann ebenso gut dafür stehen, dass auch Werte sich beständig wandeln. Möglicherweise sollte ja auch genau das damit ausgedrückt werden ... :bla:

Die mehr oder weniger unfähigen Engel dürfen geren auch noch etwas mehr 'Fleisch' bekommen, aufmüpfige, jugendliche Engel verdienen sicher auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Zumindest lässt der schnoddrige Umganston erahnen, dass es auch richtigen Zoff geben kann.

Deine Charaktere sind mir alle ein bisschen zu emotionslos bei der Sache. Das lässt sich doch wunderbar umschreiben und ergänzen. Die Ausgewogenheit zwischen wörtlicher Rede und Text gefällt mir sehr gut, allerdings kommen die Charaktere dann auch wieder mit teilweise sehr unglücklichen Formulierungen daher.

Wenn Du die kleine Erzählung überarbeitest und auswalzt wird sie vermutlich richtig gut. :)


Dinge, die mir auffielen:

Das rhythmische Hämmern hallte durch den Saal.
Nun, es sind Engel und warum sollten sie nicht in einem Saal schmieden ... aber später halten sie sich in einer Schmiede auf. ;)

Wer genau hinsah konnte schon die Form erkennen, es war ein Herz.
-> Hinsah, konnte
-> erkennen: es

"Erklärst du mir noch mal was du da machst, Großvater?," fragte sie.

-> ?", (Folgt ein Begleitsatz nach der wörtlichen Rede steht dass Komma nach dem Schlusszeichen.)
Es sähe schöner aus, wenn Du mit Beginn der wörtlichen Rede eine neue Zeile eröffnest ... Kost doch nix extra! :cool:

"Ich habe es dir doch schon so oft erklärt," sagte er dabei, "unsere Aufgabe ist es die Herzen der Menschen zu schmieden, ...
-> ", (wie gehabt)
-> dabei. "Unsere (Geschmackssache, so sieht es aber schlüssiger aus, da die Sätze ohne den Begleitsatz mindestens auch durch einen Punkt getrennt wären.)
'sagte er dabei' klingt ein wenig banal. Ergänze es mit milde lächelnd, ungehalten oder wie auch immer seine Stimmung dabei gerade ist.

'Wo steckt der Faulpelz überhaupt schon wieder?,' fragte er sich wütend.
-> ?', (wie gehabt)
Es besteht hier deutlich die Gefahr der Verwechslung mit wörtlicher Rede. Ich bin selbst auch erst drauf reingefallen. Es wäre besser, den gedachten Satz kursiv zu stellen oder sonst durch 'dachte' statt 'fragte' im Begleitsatz fortzuführen.

... schlaf nicht!," rief er dabei.
-> !",

... Opa," beschwerte sich der junge Engel.
-> ",

"Dieser verdammte..." wütend hämmerte der Schmied auf das Herz ein und verbog es dabei.
-> verdammte ... (Abstand zwischen dem Wort und den Auslassungszeichen.)
-> Wütend (Die wörtliche Rede ist abgeschlossen, Groß weiterschreiben.)

Dabei vergas er, ...
-> vergaß

... muss ein gutes Material für Herzen sein,' dachte sie.
-> ',

Sie hatte noch nie selber den Hammer geschwungen, aber sie hatte ihren Vater und ihren Großvater oft genug zugesehen.
-> selbst
-> sie hatte (Streichen, da unnötige Widerholung.) -> ihrem
-> ihren (Streichen, Widerholung.)

Auch wenn sie länger dafür brauchte, wie ihr Großvater, ...
-> als

... der oft bis spät abends in seinem Büro saß um Geschäfte
abzuwickeln.

-> spätabends
-> saß, um

"Ich hab keine Zeit," antwortete Markus.
-> ",

"Du bist so was von pietätlos," warf ihm seine Verlobte im Reinkommen entgegen.
-> pietätlos!", (Wegen der Ausdrucksstärke schlage ich die Verwendung eines Ausrufezeichens vor, auch wenn sicher wieer jemand sagen wird, das sei überflüssig, da klar ist, dass sie dies nicht emotionslos sagt.
Der Begleitsatz wirkt umständlich und gestelzt. Vorschlag: warf/schleuderte sie ihm entgene, kaum das sie den Raum betreten hatte/während sie in den Raum/sein Büro stürmte. Das sie seine Verlobte ist wissen wir bereits und wer da gerade die Szene betritt ist auch klar, deshalb kannst Du schlicht mit 'sie' weitermachen.

"Warum bist du nicht auf der Beerdigung von meinem Bruder gewesen? Hast du vergessen, das die Beerdigung heute war?"
-> meines (Es sei denn, die Olle redet wirklich so ... :schiel: eh, krass!!)
-> dass

"Ich hab es nicht vergessen. Aber ich hatte wichtige Termine. Soll ich mir wegen deinem Bruder ein Millionengeschäft durch die Lappen gehen lassen? Ich bin Selbstständig und will noch viel erreichen."
Bring doch bitte mal mit einem Begleitsatz wie 'antwortete er emotionslos/ohne von seinen Papieren/seinem Monitor aufzublicken' ein wenig Reaktion mit hinein. Obendrein redet er für einen millionenschweren Geschäftsmann ebenso flach, es sei denn, er lässt sich schlicht auf seine Verlobte ein. :hmm: Insbesondere der letzte Satz (Selbständigkeit, mehr erreichen) dürfte ihr zumindest klar sein, weshalb er es nicht noch extra sagen muss. Hier wären vielleicht deutlichere Worte angebracht, dass er das Grab später noch besuchen kann und der werte Bruder ja kaum noch weglaufen wird etc.

"So erreichst du gar nichts," stellte die junge Frau fest, "meine Familie ist dir Egal, ich bin dir egal.
-> So erreichts Du (zumindest bei mir) gar nichts ... (Nur so als Vorschlag zum Ausfeilen.)
-> ",
-> fest. "Meine (Begleitsatz mit Punkt abschließen.)
-> egal. Ich ('egal' klein, mit Punkt oder evtl. Semikolon abschließen und groß weiter.)
Die Frau stellt fest?! Sie ist ja erstaunlich emotionslos ...

Es gibt bessere Partien wie dich."
-> als

Die junge Frau drehte sich daraufhin auf dem Absatz um und verlies das Büro.
-> verließ
Wiederum so emotionslos. Kein Schluchzen oder Schnauben ...


shade & sweet water
x

 

Hallo Vita, hallo xad,

in einem habt ihr recht, die Geschichte ist ausbaufähig.
Warum sollte ich noch erklären, das ich die bekannte Redensart vom 'Herz aus Gold' verdreht habe? Ich denke es liegt auf der Hand: Von Gold nach Geld ist es nicht weit. :cool:
Bei der Sache mit dem , und . nach dem " stäubt sich mir das Nackenfell. (Auch wenn ich keins hab.) Ich bin immer noch der Meinung ,. gehört vor " .
Einen Teil der Fehler werd ich auf jeden Fall noch ausbügeln. Ob ich die Geschichte noch gründlicher überarbeite überleg ich mir noch.

Gruß
Shinji

 

Sanyasala,

mir hat die Geschichte eigentlich recht gut gefallen, aber ich hätte gedacht, sie wäre noch nicht ganz fertig. Und die Idee ist leider auch nicht die allerneueste, doch finde ich die Idee, ein Goldherz als „schlecht“ hinzustellen gut. Normalerweise liest man das ja immer so, dass Gold dann rein und glänzend ist.
Zwei Fehler sind mir aufgefallen:
„Es gibt bessere Partien wie dich." Das müsste „als dich“ heißen.
„Die junge Frau drehte sich daraufhin auf dem Absatz um und verlies das Büro.“ Verließ, denn es kommt von verlassen und nicht von lesen.
Warum dürfen eigentlich nur die Männer der Familie schmieden? Hältst du dich an die biblische Aussage (wegen den Engeln; ist der Großvater denn nicht auch einer?) von den Frauen käme immer nur das Schlechte? Denn auch hier hat ja das Mädchen das goldene Herz geschmiedet? Trotzdem hat es mir beim Lesen gefallen.

LG
Sola Lan

 

Hi Sola,

freut mich das dir meine Geschichte gefallen hat.
Natürlich ist der Großvater auch ein Engel. Das in der Familie nur die Männer schmieden ist halt eine Tradition. Der Himmel ist nunmal sehr konservativ (wie man ja durch die Aussagen des Vatikans weis. :) )
Das die Kleine es vergurkt hat liegt nicht daran das sie ein Mädchen ist, sondern weil sie noch keine Erfahrung hat. :cool:
Wo soll den die von dir zitierte Aussage in der Bibel stehn? :confused:

Gruß
Shinji

 

Hallo Shinji-Chibi
Ich finde deine Geschichte sehr spannend und die Satzanfänge sind dir gut gelungen.
Die Idee dass der Großvater Herzen schmiedet finde ich auch gut! :thumbsup:

:thumbsup:
Mfg Häschen

 

Hallo Shinji-Chibi!
Eine tolle Geschichte die du da geschrieben hast.
Das ist auch eine tolle erklärung, warum man nicht Geizig sein sollte.
Schreib nur so weiter! :thumbsup:

Lg
Anaid

 

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