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Der sichere Staat

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21.05.2007
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Der sichere Staat

Der kleine Junge läuft ihm entgegen.
"Papa! Papa!"
Noch hat er seinen Schlafanzug an. Den blauen. Schließlich ist Dienstag.
`Und Morgen ist es der rote. Am Donnerstag der gelbe`,
denkt der Mann.
Er lächelt. Muss sich dazu zwingen. Die Freude seines Sohnes macht ihn traurig.
"Heute werd ich erwachsen, Papa!", ruft der Junge.
´Wie viele andere zwölfjährige Kinder auch`,
denkt der Mann resigniert.
Er geht in die Knie. Breitet seine Arme aus und fängt den zwölfjährigen ab. Steht auf. Drück ihn an sich. Dreht sich im Kreis.
Der Kleine quiekt vergnügt.
"Ja. Heute wirst du erwachsen", murmelt der Vater leise.
`Diese Schweine. Mein armer Schatz. Lebwohl.`
Dann setzt er ihn behutsam wieder auf den Boden. Laminat. Bodenheizung.
"Jetzt aber schnell. Sonst kommen wir zu spät", ruft die Mutter aus der Küche.
Der kleine Junge nimmt die große Hand seines Vaters. Zieht ihn durch den Flur in die Küche.
Die Frau sitzt fertig angezogen am runden Glastisch.
Verstohlen wischt sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
´Dienstag. Ja. Und sie trägt den blauen Hosenanzug.`
Und in Gedanken sieht er auch sich schon den Blauen anziehen. Wie seine Nachbarn, seine Arbeitskollegen, sein Chef. Alle. Gemäß dem Grundsatz der Gleichheit.
Der Autokoch serviert die heutige Mahlzeit.
`Dienstag, Ja`
Er ist verbittert.
Den gleichen Nahrungsbrei aus Algenkonzentrat und Sojamehl wie jeden Dienstagmorgen. Dazu Fleischsurrogate. Geschmacksemulgatoren. Zwei Gläser Wasser für jeden.
Der Junge nimmt Platz. Der Vater auch.
Alle nehmen den Löffel in die Hand.
"Lasset uns beten", murmelt der Mann.
Seine Frau sieht ihn böse an und schüttelt den Kopf, blickt ihren Liebling an und sagt:
"Zuerst unsere Danksagung".
Das Radio piepst 7Uhr30. Offizielle Frühstückszeit. Der Fernseher springt an.
Das große gutmütige Gesicht des Präsidenten erscheint.
`Und er sieht aus, wie seit vierzig Jahren. Unverändert. Nicht gealtert. Wie ein großzügiger Vater`
Und obwohl etwas in ihm dieses Bild hasst, diese Autorität, die tägliche Angst vor ihr, das System, liebt er es doch auch. Er weiß warum.
`30 Jahre Konditionierung. Doch dass reichte nicht. Jetzt nehmt ihr uns auch unsere Kinder. zur Sicherheit aller.`
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.", beginnt der Präsident.
"Lasst uns alle Dank sagen. Dank dafür, dass wir alle zu Essen haben. Dass es uns gut geht. Dass es keine bösen Terroristen, keine Gesetzlosen, keine Gefahr gibt. Sprecht mir nach, wenn ich uns allen dafür danke. Danke für ein Leben ohne Leid, denn ich tue was mein Staat von mir verlangt." Sie sprechen nach: "Danke für ein Leben ohne Leid, denn ich tue, was mein Staat von mir verlangt" Nur der Junge klingt vergnügt dabei.
`Nicht zu den Kameras sehen`
,denkt der Mann und zwingt sich den Präsidenten im Fernsehen fröhlich anzulächeln.
"Danke für ein Leben ohne Gefahr, denn mein Staat schützt mich vor Terroristen", die Fernsehstimme wird eindringlicher. Irgendwie suggestiv.
"Danke für ein Leben ohne Gefahr, denn mein Staat schützt mich vor Terroristen"
Er sich der Manipulation bewusst - und der Tatsache, dass er diesem Mantra glaubt. Er wiederholt es seit 40 Jahren.
Nach einigen Danksagungen sollte das Gesicht verschwinden, der Fernseher ausblenden. Doch heute nicht. Heute ist der Männertag.
"Heute wird für alle die Frühstückszeit um eine halbe Stunde verlängert. Wir alle wissen, dass dieser Tag ein besonderer Tag ist. Ein Feiertag. Sie müssen nicht zur Arbeit, und ihr liebe Kinder: nicht zu Schule! Heute werden viele von uns Erwachsen." Und seine Betonung zeigt deutlich, dass das eine große Ehre ist.
"Ja - und ihr könnt stolz auf euch sein. Heute Abend schon, seit ihr vollwertige Mitglieder unseres Staates. Seid groß wie Mama und Papa. Dürft arbeiten wie die Grossen. Wählen wie die Grossen, und Mama und Papa dürfen euch nicht mehr schimpfen! Und wenn sie es einmal vergessen und euch falsche Dinge sagen, über andere Schlechtes reden oder nicht ihre Arbeit tun wollen; dann sagt ihnen, dass ihr jetzt erwachsen seid - und es eurem Lehrer melden müsst!"
Der kleine Junge strahlt lächelnd seinen Vater an.
"So groß wie Du!", gluckst er.
Das Bild verschwindet. Schweigend verzehrt der Mann, dass ihm zugedachte Frühstück.
Nachher muss er seinen Sohn in das Institut bringen.
Wo sie einen Mann aus ihm machen.
Wo sie die 12jährigen in helle Säle voll fröhlicher Musik bringen.
Wo sie einen nach dem anderen zur Behandlung holen.
Ihnen eine "Grosmachspritze" geben.
Den betäubten Kinder den Schädel öffnen und an ihrem Gehirn operieren.
Sie zu voll funktionierenden, braven, ja-sagenden Bürgern dieses Systems machen.
Keine Gewalt.
Keine Kriminalität.
Keine Individualität.
Keine Abweichler.
Kein Terror.
Keine eigene Meinung.
Keinen Sohn mehr.
Der Mann weint. Tränenlos. Die Kameras surren leise und zufrieden. Übertragen an die Verwaltungen. Zeichnen auf. Überwachen.
In Millionen Haushalten gleichzeitig die gleiche Szene.

 

Hallo Danjl,

Ziemlich viele Fehler und ich glaube nicht, dass ich alle gefunden habe. Deine Leser werden es dir danken, wenn du da mehr Sorgfalt walten lässt...

hat

Muss ich dazu zwingen
sich

Schmiegt ihn an sich.
jemanden an sich schmiegen... Komische Wendung, oder?

"Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen",
Politisch korrekt: Mitbürgerinnen und Mitbürger :lol:

"Danke für ein Leben ohne Gefahr, denn mein Staat schützt mich vor Terroristen.",
In solchen Fällen kein Punkt.

Er sich der Manipulation bewußt
Er ist sich der Manipulation bewusst.


Das Szenario ist ungefähr das von 1984 und eingien vergleichbaren neueren Werken. Überrascht wird man hier also größtenteils nicht.
Doch trotzdem fand ich die Geschichte nicht übel. Dein knapper Stil mit den kurzen prägnanten Aussagesätzen ist zwar detail- und schnörkellos und somit nicht von besonderer Schönheit oder Tiefe, passt aber in die von dir beschrieben kühle und gleichgeschaltete Überwachungswelt.
Auch das was man von dieser Welt zu sehen bekommt ist stimmig. Den Schluss fand ich ziemlich gut, die Brutalität des Regimes vermag hier tatsächlich ein wenig zu schocken.
Also nochmal: Nicht übel, aber raus mit den Fehlern!


Gruß,
Abdul

 

Hallo Danjl!

An "1984" hat mich deine Geschichte auch erinnert, nur war "1984" nicht derart hintergrund- und lieblos runtergeschrieben.

In "1984" fand ich keine offenen Fragen; hier gibt sich eine Frage der anderen die Hand, ehe sie sich im Kreis drehen, etwa wie denn der Junge so drauf sein kann, wenn er einen das System so kritisch betrachtenden Vater hat, und woher der Vater denn sein Denken hat, und ob er ganz alleine damit ist. Womit sich dann die Frage stellt: Haben sie ihn nicht operiert, und wie ist er denn entkommen? Und wieder: Warum gibt er dann nichts davon an seinen Sohn weiter?

Abgesehen davon sind Zwölfjährige keine kleinen Jungen mehr, und glucksen tun sie auch nicht mehr.

Nein, hat mir leider nicht gefallen.

Grüße,
Susi

 

Hm.

Die düstere, bedrückende Stimmung bringt die Geschichte trotz der Fehler gut rüber und sie hat einen gewissen Aktualitäts-Bonus, aber wie Häferl schon sagte, enthält sie eine Menge inhaltlicher Lücken oder Widersprüche.

Das Ende ist ziemlich intensiv, daher gut gelungen.

 

Hallo Danjl,

Grundlagen:

Den Blauen.
blauen klein, da es sich trotz Punkt auf den Schlafanzug als zugehöriges Substantiv bezieht.
`Und Morgen ist es der Rote. Am Donnerstag der Gelbe`,
denkt der Mann.
Akzente sind keine Anführungszeichen. Da sich die Farben immer noch auf den Schlafanzug als zugehöriges Substantiv beziehen werden sie immer noch klein geschrieben. Der Zeilenumbruch nach den wörtlichen Gedanken ist überflüssig.
Er lächelt. Muss ich dazu zwingen
ein fehlendes s
Wie viele andere 12jährige Kinder auch - Er geht in die Knie. Breitet seine Arme aus und fängt den 12jährigen ab
Zwölfjährige (jedenfalls in der Belletristik, alles andere ist schlicht Faulheit)
"Ja. Heute wirst du erwachsen",murmelt er leise
fehlendes Leerzeichen; Bezug liegt noch bei "Der Kleine", murmelt er das also? Ungenau.
Lasst uns alle Danksagen.
Dank sagen
Sprecht mir nach, wenn ich uns allen dafür Danke
danke
Danke für ein Leben ohne Leid, denn ich tue was mein Staat von mir verlangt"
verlangt.";
"Danke für ein Leben ohne Leid, denn ich tue, was mein Staat von mir verlangt"
derselbe Satz, hoffentlich erzürnt es den Diktator nicht, dass sei Volk das Komma richtig spricht: tue, was; Beim fehlenden Punkt hätte das Volk seinen Diktator auch noch korrigieren müssen.
denn mein Staat schützt mich vor Terroristen.", die Fernsehstimme wird
Terroristen." Die
Irgendwie suggestiv.
sicher ist das aber nicht? Was ist denn irgendwie suggestiv? irgendwie schwanger?
Grundlagen Ende, wenn auch nicht abgeschlossen. Aber das ist mir ehrlich gesagt zu viel Arbeit, für die ich nicht bezahlt werde.

Zum Inhalt: Dystopien nähren sich normalerweise aus Gewinnern. Es muss jemanden geben, der etwas von der beschriebene gesellschaftlichen Struktur hat. Das kann ein Idealist sein, der seine ideale auf Kosten anderer durchsetzt. Die friedliche Gesellschaft als verordneter Zwang. Aber hier ist es niemand. Hier werden zwar die Mantren nachgebetet, die Willkürlichkeit der Regeln aufgezeigt, aber es wird keine noch so scheinheilige Begründung aufgeführt. Die ist aber notwendig, damit ein solches System Bestand haben kann. Angst allein reicht da nicht aus.

Der äußerliche Zustand, in dem diese Geschichte gepostet wurde, ist gelinde gesagt ärgerlich. Wenn der Inhalt brilliant wäre, würde ich darüber hinwegsehen, aber so stimmen weder das eine noch das andere. Dabei hätte nach den Sicherheitsüberlegungen von Schäuble doch gerade dieses Thema ein bisschen Mühe verdient.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Danjl,

leider muss ich mich den anderen anschließen. Grundsätzlich guter Ansatz, aber mangelhaft in der inhaltlichen und formalen Ausführung.

Und noch etwas: Du hast jetzt innerhalb von fünf Tagen 18 (in Worten: achtzehn) Geschichten gepostet. Die sind sicherlich nicht alle neu, aber umso schlimmer. Denn von älteren Geschichten erwartet man erst recht, dass sie vor dem Posten zumindest formal noch mal durchgesehen werden. Beim ersten Überschwang einer neuen Geschichte, gerade bei jüngeren Mitgliedern, finde ich Rechtschreibungs- und Interpunktionsfehler verständlicher als bei älteren Geschichten von dem Teenie-Alter deutlich entwachsenen Mitgliedern.

Und der ständige Verweis auf textdiebe, auch im Profil, der nervt, ehrlich. Dann schreib lieber nichts hinein. Ich hab einmal mir textdiebe angesehen, das ist schauderhaft. Aber egal: Du bist hier auf kg.de! Das mag vielleicht arrogant sein, aber seis drum.

Grüße vom Platoniker

PS: Bei mir hat die Flut deiner Geschichte bereits dazu geführt, dass ich sie nicht mehr alle lese und wenn dann mit weniger Lust. Das geht sicherlich anderen ähnlich.

 

Tach Danjl!

Da in der Horror-Sparte gerade nix los ist, lese ich mal fremd. Dein Titel hat mich neugierig gemacht - die Geschichte die Neugierde leider nicht befriedigt. Hm, kann man Neugier überhaupt befriedigen? Oder ist Neugier schon befriedigt, auch wenn einem das Objekt der Be(neu)gierde nicht so zusagt? Das macht mich nachdenklich ... Willkommen auf KG.de! :D

Nee, Du, das hat mir leider gar nicht gefallen. Deine Geschcichte hat auf mich gewirkt wie eine Zeichnung von zwei Strichmännchen, die mit Strichblumen in den Strichhänden vor einem Strichpanzer stehen. Engagierte Geste, allein: Was schert's den Betrachter? Laaangweilig. Wegen der vielen formellen Fehler kommt Deine Story einer Strichmännchenzeichnung schon recht nahe. Tut mir Leid. Kann ich nicht anders sagen.
Was man zum Beispiel aus nur einem Satz herauspicken könnte:

"Ja. Heute wirst du erwachsen",murmelt er leise.
-> Kann man laut murmeln?
-> Das "er" bezieht sich noch auf "Der Kleine quiekt vergnügt" - auf den Jungen. Gemeint ist aber der Vater.
-> Vor "murmelt" fehlt ein Leerzeichen.

So zieht sich das quer durch den Text. Da ist noch viel im Argen.

Und der Inhalt. Nun ja ... Wie der Ami so schön sagt: "Been there, done that." Alles schonmal gesehen, gelesen, gehört. Da ist ja gar nichts Eigenes zu entdecken. "1984" trifft "Equilibrium". Alles natürlich nur umrissen. Keine Hintergründe. Hättest Du Deine Strichmännchen doch wenigstens ausgemalt. So aber ...

Du merkst: Mir hat's nix gebracht. Trotzdem viel Spaß und Erfolg beim weiteren Werkeln.

Bis denne,
Fisch

 

Hallo Danjl,

trotz "1984" hat mir Deine Umsetzung ganz gut gefallen. Was ich aber unlogisch finde; wieso zur Hölle denkt der Vater so kritisch, wenn alle 12jährigen bereits operativ gleichgeschaltet werden? Da dürfte er doch dann auch keine kritischen Gedanken haben, oder? Mir fehlt hier etwas die Erklärung dafür, denn gerade bei "Erwachsenen" müßte der von Dir beschriebene Staat ja darauf achten, daß sie ebenfalls alle gleichgeschaltet sind. Aber scheinbar betrifft das nur die Kinder. Warum?
Das hat mich etwas gestört, gebe ich ehrlich zu.

Gruß
stephy

 

Vielen Dank für Eure Rezensionen. Die Fehler habe ich ausgebessert. Inhaltlich hatte ich mich bemüht lediglich eine Stimmung einzufangen (wie auch bei DAS LEBEN DAS ICH HÄTTE FÜHREN KÖNNEN oder GRO?STADTLIEBE), somit stellt die Geschichte eher einen kurzen Abriss dar - ohne feste Verankerung oder Erklärungsversuchen. Dennoch freue ich mich über so viel konstruktive Kritik und fühle mich dadurch angespornt (die Motivation fließt auch derzeit in eine "echte" Geschichte ein)

Mir sei hier noch einmal gestattet anzumerken, daß ich mir der Gründlichkeit der lesenden Mitautoren in einem solch großem Umfang keinesfalls bewußt war (und auch nicht damit rechnete) - wäre dies anders gewesen: ich hätte peu á peu veröffentlicht.

 

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