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Der Stein

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26.08.2006
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Der Stein

„He, was haltet ihr davon, wenn wir uns langsam mal ein Nachtlager suchen würden?“ Lauras Stimme klingt erschöpft. Sie hatte sich im Fitnesscenter akribisch auf diesen mehrtägigen Marsch vorbereitet. Doch zwischen dem Training und dem Wandern lagen Welten. Das stundenlange Laufen auf dem unebenen Boden, der erst durch ein Waldgebiet und schließlich zum Fuße des Berges führte, war eine echte Herausforderung an ihre Kondition und Konstitution.
„Machst du schon schlapp?“, schmunzelt Tim. Tim hatte schon als Kind, zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder, solche Ausflüge gemacht.
„Laura hat Recht“, mischt sich Martin ein. „Bevor wir den Berg raufklettern, sollten wir uns alle ein wenig ausruhen und Kraft tanken.“
Ines stimmt ihm zu, indem sie ihren Rucksack vom Rücken nimmt und ihn unsanft auf dem staubigen und festen Boden fallen lässt. Gemeinsam schauen sich die vier um. Sie suchen einen geeigneten Platz für ihre Zelte.
„Hier“, ruft Ines, die sich etwas von den anderen entfernt hat. Ihre drei Freunde gesellen sich ohne Hast zu ihr. Der Boden an dieser Stelle ist recht weich und relativ steinfrei. Außerdem befindet sich ein Wasserlauf in unmittelbarer Nähe – nicht tief, nicht breit, aber dafür ist das Wasser klar und sauber. Es dauert nicht lange, bis die Männer die Zelte aufgebaut haben. Währendessen haben die Frauen ein kleines Feuer gemacht und etwas Wasser zum Kochen gebracht. Wenig später sitzen sie ums Feuer herum und genießen den frisch aufgebrühten Tee, grillen sich ein paar Würstchen über den Flammen.

Bevor auch Laura sich schlafen legt, genießt sie noch ein wenig wohltuende Abendluft, die ihr als seichter Wind Gesellschaft leistet. Sie schaut sich in der für sie fremden Umgebung um und fühlt sich dennoch irgendwie geborgen. Vielleicht hat dieses Gefühl der Geborgenheit etwas mit ihrer Naturverbundenheit zu tun. Ihr Blick fällt auf einen Stein. Nur ein gewöhnlicher Stein. Optisch ähnelt er allen anderen Steinen in dieser Gegend. Dennoch muss sie bei diesem Anblick an ihren Großvater denken. Er war ein leidenschaftlicher Sammler. Besonders stolz war er auf seine Steinsammlung. Außergewöhnliche Steine waren es, die sich in der Vitrine in seinem Arbeitszimmer präsentierten. Verträumt nimmt Laura den Stein in die Hand und betrachtet ihn von allen Seiten. Nein. Dieser Stein hatte wirklich nichts Außergewöhnliches an sich. Er ist unförmig rund, mit kleineren Einbuchtungen aber ohne Kanten. Seine graubraune Optik versteckt sich hinter einem dünnen Mantel hellbrauner Erdschicht. Sie lässt den Stein wieder fallen und geht schlafen.

Selbst Langschläfer Martin ist schon früh auf den Beinen. Der durchgehende Aufenthalt in der Natur scheint auch ihm gut zu bekommen. Nach ihrem ausgiebigen Frühstück, befüllen sie alle in Frage kommenden Gefäße mit Wasser aus dem Bächlein.
„Denkt dran, dass wir eh schon reichlich Wasser dabei haben“, versucht Ines ihre Freunde zu stoppen.
„Schon, aber Wasser kann man bei so einem Marsch nie genug dabei haben“, entgegnet ihr Tim und füllt seinen verschließbaren Trinkbecher ebenfalls mit Wasser. Laura bemerkt beim Verstauen ihrer Sachen einen Stein. „Ob das der Stein von gestern ist?“ überlegt sie, ohne ihm wirkliche Beachtung zu schenken.

Das Gepäck ist auf alle vier gleichmäßig verteilt, als sie ihre Wanderung fortsetzen. Der Berg ist bei Weitem nicht so steil wie die meisten Berge. Seine stufenförmige Anordnung wirkt, als wären mehrere Schichten aufeinander gesetzt worden, die nach oben hin immer schmaler werden. Das macht den Aufstieg selbst für unerfahrene Bergwanderer einigermaßen leicht. Eine zusätzliche Erleichterung bietet der seit Jahrzehnten genutzte Pfad, welchen auch die vier Freunde entlang marschieren. Neben dem reichlichen Proviant haben sie auch ausreichend Zeit dabei. Der nicht vorhandene Zeitdruck, wie auch die glühende Sonne, sorgen für ein eher gemächliches Weiterkommen. Den vier Freunden ist es egal. Sie möchten einfach nur eine schöne Zeit haben und dabei auf das Erlebnis Natur nicht verzichten müssen.

Die nahende Abenddämmerung und die allmählich schmerzenden Beine sind für die vier ein Plädoyer zur Ruhe. Am Ende der zweiten Stufe des Berges, ist ein geeigneter Zeltplatz nicht auszumachen. Sie sind viel zu müde, um sich mit dem Gestein um eine mögliche Zeltbefestigung zu streiten. Stattdessen verbringen sie die Nacht unter freiem Himmel.

Laura wacht als erste auf. Trotz der nächtlichen 20° fröstelt sie. Sie kramt in ihrem Rucksack nach ihrem Jeanshemd. Dabei fällt ihr ein Stein auf. Er liegt direkt neben ihrem Nachtlager. Ihr Gefühl überzeugt sie davon, dass dies der Stein vom Vorabend ist. Doch nichts deutet darauf hin, dass dieser Stein in den letzten Jahren bewegt wurde. Er ist mit dem Erdboden vereint und nur die obere Hälfte stellt sich sämtlichen Witterungseinflüssen. Die Überzeugung diesen Stein vom Vortag zu kennen, jagt einen zusätzlichen Kälteschauer durch ihren Körper. Laura nimmt den Stein in die Hand. Er lässt sich leicht aus der festen, trockenen Erde lösen. Sie ist verwundert. Nicht weil er sich widerstandslos von seinem Platz entfernen lässt. Verwundert ist sie, weil plötzlich eine merkwürdige Wärme durch ihren Körper wandert.
„Was machst du da?“ fragt eine verschlafene Stimme, die eindeutig zu Ines gehört.
„Ach nichts“, antwortet Laura, ohne ihren Blick vom Stein abzuwenden.
„Sie hypnotisiert einen Stein“, mischt sich Tim schelmisch ein.
„Vorsicht! Wem es gelingt Steine zu hypnotisieren, der schafft es auch Großmäuler in Hypnose zu versetzen.“ Laura verpasst ihrer theatralisch mahnenden Stimme mit einem entsprechend aufgesetzten Blick die besondere Note.
„Ui, jetzt hab ich aber Angst“, spielt Tim die Szene weiter und versteckt sich hinter Martin, der gerade im Begriff ist aufzuwachen, aber noch nicht begreift, was gerade um ihn herum geschieht. Dementsprechend ist auch sein Gesichtsausdruck, welche den anderen herzhaftes Gelächter zum Vorfrühstück beschert. Laura legt den Stein zurück. Sofort spürt sie, wie sich die Wärme aus ihrem Körper zurückzieht. Sie nimmt den Stein erneut in die Hand und diese Wärme kommt zurück. Dieses Spielchen wiederholt sie noch ein paar Mal und empfindet jedes Mal das gleiche. Ihrer inneren Stimme folgend, ritzt sie mit ihrem Taschenmesser ein Kreuz auf den Stein. Dann legt sie den Stein ein letztes Mal zurück und beginnt sogleich zu frösteln. Der anschließende Kaffee bringt ihr eine erneute innere Wärme.

Sie setzen ihre Wanderung fort. Die Sonne scheint heute keine richtige Lust zu haben und versteckt sich lieber hinter den vorüber ziehenden Quellwolken. Den Freunden ist es recht. Die Hitze des Vortages bleibt ihnen so erspart, was ihnen das Vorwärtskommen erleichtert.
Am Abend haben sie vier weitere Stufen des Berges hinter sich gelassen. Einige der vor zwei Tagen gefüllten Flaschen sind schon leer getrunken, doch das Gewicht ihres Gepäcks hat sich nur unmerklich verringert. Laura, die auf den letzten Metern das Gefühl hatte jeden Moment einzuschlafen, verspürt nun eine unheimliche Energie im Inneren ihres Leibes. Etwas nicht Vorhandenes lenkt ihren Blick nach links. Dort, wo eben noch Tim saß, entdeckt sie einen Stein. Abermals überkommt sie die Überzeugung, diesen Stein zu kennen. Zögerlich hebt sie den Stein auf. Ihre Hände zittern leicht und ihr Atem scheint vorsichtshalber zu flüchten. Langsam, sehr langsam dreht sie den Stein um. Da ist es. Das Kreuz, welches sie hinein geritzt hatte.
„Findest du das etwa lustig?“ raunzt sie Tim an.
„Was meinst du?“
Laura erzählt von dem Stein, den sie am ersten Abend am Wasserlauf gefunden hatte und wie dieser sie scheinbar verfolgen würde.
„Jetzt drehst du völlig ab“, sagt Tim genervt. Er nimmt ihr den Stein aus der Hand und wirft ihn in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Umso weiter der Stein fliegt, umso kleiner scheint er zu werden. Schließlich ist er ganz verschwunden.
„So, können wir dann jetzt endlich schlafen?“ Tims Wut ist nicht zu überhören. Auch von den anderen Beiden erfährt Laura kein Verständnis. Sie fühlt sich allein und trotz Gesellschaft auch einsam. Während die anderen längst schlafen, starrt sie noch immer in die Tiefe – dem Stein hinterher. Ihr Blick ist mit Traurigkeit gefüllt.

Als die anderen sich nach und nach von ihrem Schlaf verabschieden, sitzt Laura noch immer an derselben Stelle und starrt in die Tiefe.
„Na, kommt der Stein wieder raufgekrabbelt?“ Tim ist sichtlich verletzt durch Lauras Worte am Vorabend.
„Tim! Hör auf mit dem Mist. Wir waren gestern schließlich alle etwas übermüdet.“ Martins Drang zum friedlichen Miteinander hat ihm schon in der Schulzeit den Spitznamen Der Schlichter eingebracht. Tim schweigt. Vorerst. Auch Laura schweigt. Sie weiß, dass die anderen und vor allem Tim sie eh nicht verstehen. Während die vier die letzte Etappe des Berges hinter sich bringen, lässt es Tim sich nicht nehmen, Laura immer wieder aufzuziehen. „Laura, pass auf. Hinter dir, der Stein.“ Allerdings achtet er darauf, dass die anderen beiden nichts davon mitbekommen. Das verstärkt Lauras traurige Einsamkeit nur noch mehr. Schweigend versucht sie mit Martin Schritt zu halten, um so Tims Sticheleien zu entgehen.

Endlich erreichen sie ihr Ziel. Die Sonne lauert, wie schon die meiste Zeit des Tages, hinter weißen Wolken. Der Tag ist gerade erst an seiner Mitte angekommen. Alle vier sehnen sich nach etwas Erholung. Daher suchen sie sich als erstes einen Platz, der ihnen gemütlich erscheint. Der wohl gemütlichste Platz hier oben ist bereits belegt. Eine Gruppe Jugendliche – sie hatten schon vor einigen Tagen den gleichen Weg hinter sich gebracht – hatte sich dort schon breit gemacht. Die Überreste ihres verbrauchten Proviants sind nicht zu übersehen. Um sie herum häuft sich ihr Müll – leere Verpackungen von Schokoriegeln, geleerten Konservendosen, zerknüllte Zigarettenschachteln und geleerte Bierflaschen. Angewidert von diesem Anblickt wenden die vier den Jugendlichen den Rücken zu. Auf deren kindisches Gerde reagieren sie nicht. Stattdessen teilen sie sich eine ihrer inzwischen rar gewordenen Wasserflaschen. Laura lässt die letzten Tropfen aus der Flasche durch ihre Kehle rinnen. Sie stellt die Flasche neben sich. Ihr Handrücken berührt etwas und sie spürt, wie sich ein ihr inzwischen bekanntes Gefühl durch ihren Körper schlängelt – diese unheimliche Wäre. Erschrocken zieht sie ihre Hand zurück. Gleichzeitig setzt ihr Atem für einen winzigen Moment aus.
„Was ist los?“ möchte Ines wissen und ahnt die Antwort, als sie Lauras panischen Blick sieht.
„Nö, nicht schon wieder“, sagt Tim genervt.
Wie hypnotisiert nimmt Laura den Stein in die Hand und hält Tim dessen Rückseite vor die Nase.
„Was siehst du da?“ fragt sie mit leiser zittriger Stimme.
„Einen stinknormalen Stein“, zwingt sich Tim zu sagen, als Martin ihn nach sekundenlangem Schweigen anstupst.
„Und was noch?“
„Wie, was noch?“
„Was siehst du auf dem Stein?“ Erst jetzt schaut Laura Tim an. Auch den Stein hatte sie sich nicht angeschaut und dennoch wusste sie, was Tim ihr jetzt antworten wird.
„Ein eingeritztes Kreuz“, sagt er gleichgültig.
„Das hab ich da rein geritzt, am zweiten Tag.“
Tim greift skeptisch nach dem Stein, der scheinbar ohne Gewicht in Lauras Hand liegt. Doch in seiner Hand wird er schwer. Zu schwer, um ihn halten zu können. Schweigend starren die vier vor sich hin. Das Gegröle der alkoholisierten Jugendlichen dringt zwar in ihr Gehör, wird aber nicht wirklich von ihnen gehört.
„Wir sollten weitergehen“, unterbricht Martin die allmählich erdrückende Stimmung.
„Aber wir wollten doch …“ Ines unterbricht sich selbst, als einer der Jugendlichen schwungvoll eine Bierflasche zerspringen lässt. „Ja, wir sollten uns wirklich auf den Weg machen“, stimmt sie schließlich zu. Sie packen ihre Sachen zusammen und begeben sich auf die andere Seite des flachen Berggipfels.

Dieser Weg ist ähnlich wie ihr Hinweg, doch von hier oben erscheint er ihnen bedrohlich steil. Zwei Abstiegsmöglichkeiten stehen zur Auswahl. Rechts ein aus Felssteinen stufenförmig angeordneter Weg. Dieser scheint häufig genutzt zu werden. Links ein steiler, geschlängelter Weg. Dieser wird offensichtig gern gemieden. Laura wird schwindelig. Schwankend macht sie ein paar Schritte zurück. Ihre Hand umklammert den Stein noch fester.
„Hab keine Angst“, sagt eine fremde Stimme.
Wie von einem Stromschlag getroffen, lässt Laura den Stein fallen. Ihr kommt es vor, als hätte der Stein gerade zu ihr gesprochen. Regungslos vor Schreck stehen die anderen neben ihr.
„Hab keine Angst“, sagt die Stimme erneut.
Laura schaut auf und blickt ins Gesicht eines alten Mannes. Sein spitz zulaufender grauer Bart, reicht ihm bis zu den Knien. Die tiefen Falten in seinem fahlen Gesicht, erinnern an den rissigen Boden eines ausgetrockneten Sees. Doch seine Augen strahlen lebendige Jugendlichkeit aus. Die Stimme des Alten verpasst Laura jenes Wärmegefühl, welches sie auch beim Berühren des Steines empfunden hat.
„Folge nur dem richtigen Weg“, sagt er weiter.
„Aber welcher ist der richtige Weg?“ hören die anderen drei Laura in die Leere fragen.
„Er wird dir den richtigen Weg weisen“, sagt der Alte und reicht ihr den Stein. Laura starrt auf den Stein in seiner Hand. Zögernd greift sie nach ihm. Dann schaut sie auf, aber der Alte ist ebenso plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war.
„Bist du okay?“ fragen die anderen besorgt. Laura nickt bejahend, doch ihr bleiches Gesicht sagt das Gegenteil aus. Sie atmet einmal tief durch und holt sich somit ihre Gesichtsfarbe zurück, welche sich schleichend auf ihrem Gesicht verteilt.
„Okay. Wir nehmen den rechten Weg, der ist leichter“, bricht Tim bestimmend das Schweigen. Kaum hat er diesen Satz ausgesprochen, macht er sich auch schon auf den Weg.
„Nein!“ brüllt Laura ihm hinterher.
Tim dreht sich um. „Und wieso nicht?“
Laura spürt, wie das Blut in ihrem rechten Arm zu gefrieren droht, während ihr linker Arm mit wohliger Wärme gefüllt ist.
„Weil’s zu gefährlich ist. Wir gehen links runter.“
„Klar, denn da ist es kein bisschen gefährlich und vor allem so schön unbeschwerlich.“ Tim will nicht auf sie hören und beginnt den rechten Weg hinunter zu klettern.
„Tim! Nein!“ Laura spürt die Gefahr.
Zu spät. Der Felsbrocken unter Tims Füßen löst sich und schnellt in die Tiefe. Tim rutscht ein Stück hinterher, bis es ihm gelingt sich festzukrallen. Blitzschnell holt Martin ein Seil aus seinem Rucksack und wirft Tim das eine Ende zu.
„Halt dich fest!“ schreit er.
Das Seilende tänzelt vor Tims Nase herum, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Seine Fingerspitzen haben sich in die Aushöhlung reingebohrt, die der Felsbrocken hinterlassen hat. Der Angstschweiß lässt ihn abrutschen. Wie ferngesteuert greift er nach dem Seil und mit ungeahnter Kraft klammert er sich daran fest. Zu dritt ziehen ihn die anderen Stück für Stück rauf. Laura und Ines ziehen noch immer am Seil, als Martin Tims Arm packt, um ihn endgültig hinauf zu ziehen. Im Chor lassen die vier ihren panischen Atmen zur Ruhe kommen.
„Woher hast du das gewusst?“ möchte eine zittrige Stimme wissen. Den Klang der Stimme kann Laura nicht zuordnen, aber den Lippenbewegungen nach, gehört die Stimme zu Tim. Sie hält ihm schweigend den Stein hin und Tim nickt nur.
„Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, der Stein würde mich verfolgen … Jetzt weiß ich auch warum“, flüstert Laura. Stumm kriechen die Tränen der Erschöpfung über Lauras Wangen. Kurz darauf lassen alle vier ihre Tränen wandern.

 
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So, nachdem die Kommasetzung jetzt den allgemeinen Gegebenheiten entspricht: Noch mal hallo :)
Schön, dass du die Absätze angepasst hast, es lässt sich jetzt viel besser lesen.

Die Geschichte selber - ich weiß nicht ganz, was ich dazu sagen soll. Sie kann durchaus hier in Fantasy stehen, genug Unrealistisches ist drin - mir fehlen nur ein bisschen die Hintergründe.
Deine Prot steigt mit Leuten auf einen Berg, einen davon mag sie nicht. Ein Stein verfolgt sie, der dann in Gestalt eines alten Mannes mit ihr spricht und sie davor warnt, einen bestimmten Weg zu nehmen. Dadurch, dass sie auf seine Warnung hört, rettet sie ausgerechnet demjenigen, den sie nicht mag, das Leben. Ein befriedigendes Fazit fehlt.
Die Geschichte steht nur so im Raum. Da passieren Dinge, aber es fehlt mir an Hintergrund, an Konsequenzen. Inwiefern wirkt sich ihre Vision auf die anderen aus? Warum sollten sie alle weinen? Immerhin haben sie ihr vorher nicht geglaubt. Gibt es nicht den obligatorischen Typen mit Nachteil "Realist", der alle übersinnlichen Geschehnisse abstreitet? Warum verfolgt der Stein sie - nur, um jemanden zu retten, den sie nicht mag? Was ist mit dem Großvater?

Ich hoffe, du verstehst, woran es meiner Meinung nach krankt. :) Wäre schön, wenn du nachlegen würdest.

Gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,

danke fürs Lesen ;)

Warum sollten sie alle weinen?
Die Situation lässt sie weinen und auch die Erschöpfung – es hätte beinahe einen tragischen Todesfall gegeben, den sie gerade noch verhindern konnten.
Auch die Scham spielt hier eine kleine (oder auch etwas größere) Rolle, nachdem ausgerechnet Laura diese wichtige und richtige Warnung ausgesprochen hatte.

Es stimmt nicht ganz, dass sie Tim nicht mag. Eigentlich sind sie ja Freunde. Diese Freundschaft wird allerdings auf eine harte Probe gestellt und die Freundschaft droht ein unschönes Ende zu nehmen.

Soweit erstmal von mir.
Deine anderen Anmerkungen möchte ich mir erstmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Das ein oder andere lässt sich sicherlich noch einarbeiten :shy:

Gruß
W.H.C

 

Hallo, W.H.C.

Die Geschichte lässt mich eher zwiespältig zurück. Wie schon Vita gesagt hat, fehlt da ein wenig die Erklärung, was es mit diesem Stein nun eigentlich auf sich hat. Ich persönlich tippe ja auf den Geist eines verunglückten Bergsteigers, der als gutet Geist die Nachfolgenden rettet, aber das hab ich mir bloß selbst zusammengereimt. Du kannst ruhig einiges im Dunkeln lassen, das Geheimnisvolle geheimnisvoll sein lassen, aber wenn du gar nichts erklärst, fehlt einfach etwas. Ich finde die Geschichte kommt ein wenig zu langsam in Schwung. In den ersten paar Absätzen steht relativ viel, das mit der Handlung eigentlich überhaupt nichts zu tun hat. Die Sätze über Martins Zwillingsschwester zum Beispiel würde ich einfach rausschmeißen, die tragen nichts zur Geschichte und eigentlich auch nichts zu Martins Charakterisierung bei, sie verzögern lediglich, dass die eigentliche Handlung, nämlich die mit dem Stein, beginnt.
Auch sprachlich ist die Geschichte ambivalent. Zum Teil gibt es ein paar ganz schöne, stimmige und stimmungsvolle Beschreibungen. Andrerseits gibt es auch Abschnitte die monoton und eher langweilig klingen. Ich glaube das liegt vor allem daran, dass du manchmal mehrere lange Sätze aneinanderreihst. Gute, lebendige (und damit letztlich fesselnde) Prosa sollte aber einen Rhythmus haben, also aus Sätzen mit unterschiedlicher Länge und Sprachrhythmus bestehen. Das ist zugegebenermaßen nicht so einfach. Ob das bei einem Text passt, merkt man am Ehesten, wenn beim Durchlesen in erster Linie nicht auf den Inhalt, sondern auf den Klang achtet.
Noch etwas: Nicht zuletzt da ich selbst ein Mann bin, bezweifle ich, dass die beiden Männer vor ihren Freundinnen so einfach zu weinen anfangen würden. Es mag dämlich sein, aber ich fürchte, es ist trotzdem so.

Steinfrei
steinfrei
Wenig später sitzen sie ums Feuer herum und genießen den frisch aufgebrühten Tee und grillen sich ein paar Würstchen über den Flammen.
So eine Hauptsatzreihe würde ich ehr nciht mit zwei und, sondern einem Komma und einem und verbinden.
befüllen sie alles Mögliche mit Wasser
Das würde ich doch etwas konkreter formulieren, mit "alle möglichen Gefäße" etwa.
Das macht es selbst für unerfahrene Bergwanderer einigermaßen leicht.
Natürlich ist klar, was mit "es" hier gemeint ist, aber eigentlich muss man sich das hier selbst zusammenreimen. Hier solltest du unbedingt schreiben, was "es" ist.
Die Überzeugung diesen Stein vom Vortag zu kennen,
Die Überzeugung,
Laura erzählt von dem Stein, den sie am ersten Abend am Wasserlauf gefunden hatte und wie dieser sie scheinbar verfolgen würde.
Mit diesem indirekten Satz nimmst du sehr viel Tempo aus der Szene, gerade in einer Situation, als es mysteriös wird. Wenn du hier mit direkten Reden weitermachst, wird die Szene sicher viel lebendiger.
lässt es Tim sich nicht nehmen Laura immer wieder aufzuziehen.
sich nciht nehmen, Laura ...
Du hast mindestens zwei Mal Wäre statt Wärme geschrieben.
minimalen Moment
Auch heir ist kalr, was das heißen soll, aber ich glaube nicht, dass es einen minimalen Moment gibt. Besser winzig z.B.
Auf deren kindisches Gerde
Gerede
Dieser Weg ist ähnlich, wie ihr Hinweg, doch von hier oben erscheint er ihnen bedrohlich tief.
Hier gehört kein Komma nach ähnlich ("wie ihr hinweg" ist kein Nebensatz, er hat kein Verb), außerdem würde ich ehr steil statt tief schreiben.
Laura schaut auf und Blickt
blickt
Automatisiert
Wenn schon "automatisch", aber der Satz gefällt mir trotzdem nicht.

Gruß, Woodwose, in der Hoffnung, hilfreich und nicht zu negativ gewesen zu sein.

 

Hallo Woodwose,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Tja, ich bin halt eher ein „Langstreckenläufer“, dessen Kondition derzeit aber nur für „Kurzstrecken“ ausreicht ;)

Nachdem ich deine (und natürlich auch vitas) Kommentare gelesen habe, glaube ich, dass sich aus dem Stein durchaus eine längere Geschichte machen ließe :shy:
Da sie dann aber nicht mehr hier her passen würde, werde ich mir auch deine Anregungen nochmals in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, um die Geschichte angemessen zu überarbeiten.

Ich bitte hier aber um etwas Geduld, denn an Werktagen fehlt mir dazu leider die Zeit.

Gruß, Woodwose, in der Hoffnung, hilfreich und nicht zu negativ gewesen zu sein.
Auch „Kurzstreckenläufer“ brauchen Training ;)

Gruß
W.H.C

 

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