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Der Terrianer
Der Terrianer
Das erste Mal begegnete ich dem verfluchten Terrianer auf Trâbant-IV, wo wir auf dem Rückflug von Cyklamats Hauptstadt Riagoti zwischengelandet waren. Ich hatte auf Cyklamat den Planetenkernreaktor repariert und damit die gesamte Spezies der Cyklamaten gleichzeitig vor dem Kälte-, Feuer- und Hungertod gerettet. Während der endlosen Freudenfeste veranstaltete der Häuptling der Cyklamaten einen Schönheitswettbewerb, um mir zum Dank die dreißig schönsten riagotischen Jungfrauen übergeben zu können, die wir dann auch mitnahmen, um ihn und sein Volk nicht zu beleidigen und um Verwicklungen zu vermeiden, die unsere Diplomaten in viele Normjahre nervenaufreibende Konferenzen verwickelt hätte.
Leider hatte ich nicht die geringste Ahnung, was wir mit dem Rudel haariger und randalierender Weibchen anstellen sollten. Bhugdhu der Grimmige raunzte, dass sich eine bestimmte Molekülkombination, die sich verstärkt in Erdbeeren findet, beruhigend auf ihren Metabolismus auswirken würde. Also versorgte ich jede mit einem Korb voller Früchte und als wir auf Trâbant-IV waren, bestellte ich ein Hyperraum-Shuttle ins Ressort nach Kairo.
Ich nahm mich der Gruppe persönlich an, um ihnen die verdiente Ehrerbietung zu erweisen und vor allem auch, um sicher zu stellen, dass sie mein Schiff und den Planeten auch tatsächlich verlassen würden. Als ich trotz Erdbeeren völlig entnervt von dem Gejuchze und An-meinem-Haar-Gezuppele den Shuttle-Hangar von Trâbant-IV betrat, bemerkte ich sofort den tadellosen Zustand der Halle. Nicht nur, dass alles blitzte und blinkte wie frisch zusammengenietet, nein, es schien sogar so, als ob hier jemand zusätzlich Verschönerungsmaßnahmen durchgeführt hatte, die ich aber auf den ersten Blick nicht orten konnte. Ich fühlte mich eingeladen und willkommen und trotz der verkrampften Körperhaltung durch das fröhlich schaukelnde Weibchen auf meiner Hüfte, entspannte ich mich, vergaß sogar für ein paar Sekunden die ausgelassene Mädchenmeute und setzte mich auf den nächstbesten Methraminkanister, um herauszufinden, was hier nicht stimmte.
Wenige Augenblicke später stand neben mir ein junger Terrianer und wandte sich mit erhobenen Pfoten an die Cyklamaterinnen, die sofort verstummten. „Seid gegrüßt, holde Jungfrauen! Seid ihr bereit für den terracoolen Pyramidenspaß?“, verkündete er in einer Ruhe, die so gar nicht zu der sonderbaren Wahl seiner Worte passte.
Das Weibchen auf meinem Schoß beendete das Herrummassieren an meinem Oberarm, sprang auf, piepste und riss wie alle anderen die Arme in die Luft und wir standen im Erdbeerregen. Der Terrianer blickte zu mir herunter und flüsterte: „Verzeihung, Kapitän Stanislav, für den rüden Tonfall. Ich habe nachgelesen, dass dies durchaus der Etikette auf Cyklamat entspricht.“
Dann fuhr er zur Menge gewandt fort: „Dann mal alles papplapino in die Karre und ab die Bohne! Kacklahó!“
Die Cyklamaterinnenhorde stimmte eine Art Schlachtgesang an und scharrte mit den Hufen auf dem Boden, dass ich Angst um den Pyrothilbelag bekam. Wie auf ein geheimes Zeichen sprinteten sie alle gemeinsam auf die weit geöffneten Türen des Transferschiffes zu und kaum hatten sich diese summend hinter ihnen geschlossen, erhob sich das Shuttle, manövrierte auf das Portal zu und mit ihm entfernte sich auch das Johlen der dreißig schönsten riagotischen Jungfrauen.
Zurück blieben ich und der Hangarpfleger.
„Danke für den Beistand“, sagte ich und blickte mich gönnerhaft in der Halle um. „Schönen Hangar hast du da.“
„Danke, Kapitän.“ Er steckte die Pfoten unter die Togauniform und verbeugte sich leicht. „Ich gebe mein Bestes, um meinen Gästen den Aufenthalt in diesen Raum so angenehm wie möglich zu gestalten.“
„Hab auch eine Zeit lang als Raumpfleger gearbeitet. Hat mich allerdings ziemlich schnell gelangweilt.“ Genaugenommen war es der entwürdigendste Job meines Lebens gewesen.
„Oh. Ich liebe meine Aufgabe und bin mir der Verantwortung durchaus bewusst.“
„Verantwortung?“ Na gut, dachte ich. Die Pyrothilläuse, der Quarantänestrahler, die Pyrothilläuse...
„Durch diesen Hangar kommen täglich dutzende Humanoide und einige Neutrozoer aus dem ganzen Quadranten. Viele von ihnen sind einflussreiche Wesen. Ich nutze die Gelegenheit und behandle jeden Gast mit ehrlichem Respekt, um zur Toleranz und zum Frieden in der gesamten Galaxis beizutragen.“
Ich dachte, der Hangarpfleger wollte meinem Sinn für Humor testen, aber statt Ironie entdeckte ich in seinem Gesicht nur die sprichwörtliche Treue terrianischer Augen, die sich nun zu mir herunterbeugten und mir zuzwinkerten. „Und unter uns: Ich habe durch meine Arbeit laufend die Möglichkeit, anregende Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten zu führen. Und das ist ein großes Glück. Aber wem erzähle ich das. Du bist Kapitän des bekanntesten Raumschiffes der Föderationsflotte.“
Trotz seiner merkwürdigen Vorstellung von Verantwortung hatte der Terrianer es geschafft, mich zu beeindrucken. Na gut, er sollte seine Chance haben. Also ließ ich mich nicht lumpen und bot ihm direkt einen Posten als Laborwächter auf meinem Schiff an, ohne ahnen zu können, was ich mir da an Bord holen würde. Er bedankte sich und bewies Stil, indem er sagte, dass er das Angebot erst noch überdenken wolle. Elf Stunden später verließ das wackere Raumschiff BACCARA Trâbant-IV mit acht Tonnen Mibilionin im Tank, um dreißig Jungfrauen leichter und mit einem neuen Laborwächter.
Unser nächster Auftrag bestand darin, das drei Wochen entfernte Jogulvien anzufliegen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Auf dem Planeten war ein lang schwelender Bürgerkrieg zwischen den Männern und Frauen zum Ausbruch gekommen. Worin die Feindseligkeiten ihren Ursprung hatten, konnte inzwischen keiner mehr so genau sagen, was nichts an der Heftigkeit der Auseinandersetzung zwischen den Geschlechtern änderte.
Als ich auf dem Flug dorthin meine Beine in der Bar vertrat, sah ich Bhugdhu den Grimmigen an der Bar sitzen. Zu den Aufgaben eines Kapitäns gehört es auch, die Mitglieder seiner Crew zu beobachten. Deshalb trat ich zu ihm, um ein Gespräch über das neue Besatzungsmitglied zu führen. Aber als Bhugdhu mich bemerkte, erhob er sich und steuerte auf mich zu und eröffnete seinerseits das Gespräch.
„Kapitän! Ich wollte mich noch bei dir bedanken. Mensch, da hast du ja einen echten Glücksgriff getan. Wenn der Junge so weiter macht, dann wird das noch einer von den ganz Großen. Donnerwetter. So ein aufgewecktes kleines Bürschchen.“
„Schön, Bhugdhu. Was gefällt dir denn so an ihm?“
„Nun ja, er hat sich in nullkommanix in das Laborsystem eingearbeitet und schon gleich am zweiten Tag jede Menge Verbesserungsvorschläge für die Sortierung der Instrumente gemacht. Ich hab ihn dann einfach mal machen lassen und ich muss schon sagen: Da hätten wir eigentlich auch von alleine drauf kommen können. Aber nein! Da muss erst so eine terrianische Töle kommen und uns das vormachen. Wir haben ihn alle gleich ins Herz geschlossen, den Lümmel.“ Bhugdhu sog an seinem Gargler. „Ach, und sauber ist es pikobello.“
„Und wo ist er gerade?“
„Stellen sie sich mal vor, Kapitänchen! Er sitzt im Labor am OPAC und liest jogulvische Geschichte.“
„Wieso das denn?“
Bhugdhu lachte. „Er sagt, er findet sowas spannend und außerdem will er auf die kommende Mission optimal vorbereitet sein. Also das nenn ich Dienstbeflissenheit.“
Oder Übereifer, dachte ich. Mit der Zeit habe ich als Kapitän gelernt, meiner Intuition zu vertrauen und ich spürte deutlich, dass bei diesem Terrianer etwas nicht stimmte. Also beschloss ich, ihn im Auge zu behalten.
Der Auftrag erwies sich als komplizierter, als ich erwartet hatte. Das erste jogulvische Gesicht, das ich zu sehen bekam, war das wutverzerrte eines Mannes und es raste auf die Kommandobrücke meiner wackeren BACCARA zu. Es war in die Spitze einer Rakete geformt, die kurz danach von unserem Abwehrschild abprallte, um sich erneut aus einem anderen Winkel auf uns zu stürzen. Nach dem fünften Fehlversuch zündete die Rakete aus lauter Frust, was, außer einem leichten Schrecken bei Fähnrich Pia, keinen weiteren Schaden anrichtete.
„Eine Nachricht vom Hordenführer der Gang der jogulvischen Mannoiden Pissulkus, Kapitän!“, meldete Pia.
„Das haben wir gerne“, brummte ich. „Erst schießen, dann fragen. Wenn wir das alle machen würden. Auf den Schirm, Fähnrich!“
Da, wo gerade noch die Überreste der Explosion qualmten, erschien jetzt ein Gesicht, das dem auf der Rakete nicht unähnlich war. Nur lächelte es jetzt übertrieben freundlich. Und es sprach:
„Verzeihung, Bruder Kapitän. Es handelt sich um ein fürchterliches Missverständnis. Wir dachten, es handele sich bei der BACCARA um einen weiblichen Terrorakt. Zum Glück ist nichts passiert.“
„Das hätte allerdings auch gewaltig schief laufen können, Pissulkus“, log ich mit angemessener diplomatischer Schroffheit. „Wir sind hier, weil wir gehört haben, dass ihr Probleme auf eurem Planeten habt. Was ist denn da los.“
„Das Feminoidenpack hat uns den Krieg erklärt, Bruder Kapitän. Und jetzt hat es uns am Sack. Wir mussten uns komplett auf den Ostkontinent zurückziehen. Die unglückliche Rakete war die letzte in der Größe. Jetzt sind wir ihnen schutzlos ausgeliefert. Gut, dass du gekommen bist, Bruder Kapitän. Jetzt wird alles wieder gut. Ich gebe gleich die Koordinaten des feminoiden Hauptquartiers durch.“
Langsam, langsam. So schnell lass ich mich nicht zum Genozid hinreißen. „Ich weiß, wo das Hauptquartier ist und ob ich es angreife oder nicht, dass entscheidet hier nur einer, und das bin immernoch ich, klar?“
„Aber du bist doch ein Mann. - Oooder?“
„Also, na klar. Ich...“
„Kapitän“, meldete sich Fähnrich Pia zu Wort. „Auf der anderen Leitung ist Mo'Eschen, die Herrin der Frauen von Jogulvia.“
„Auf die Boxen!“
„Sie weigert sich, mit uns zu sprechen, solange Pissulkus mithören kann, Kapitän.“
„Herrgott, dann sorg halt dafür, dass er es nicht kann.“
„Dann will ich auch nicht, dass dieser feminoide Abstrich uns hört“, tönte es vom Bildschirm.
„Ach was, als ob wir Wert darauf legen würden, uns von dieser Kackwürstchensprache vergiften zu lassen“, kam Mo'Eschens Stimme aus den Boxen. „Das ist typisch. Kaum erkennt dieses Männchen, wer das stärkere Geschlecht ist, schon rennt er zum großen Bruder und bettelt um Hilfe. Aber das wird ihm nichts nützen, den wir haben bereits Schritte eingeleitet, die...“
Während sich Pissulkus und Mo'Eschen weiter ankeiften, wurde mir klar, dass die Situation ziemlich schnell in einen Konflikt ausufern könnte. Jemand musste etwas unternehmen. Und wer war dazu besser geeignet als der Kapitän des wackersten Raumschiffes der Föderationsflotte.
„Pia, mach mal auf halbe Lautstärke und gib mir Bhugdhu auf die Zaubermuschel.“
Ich hatte eine meiner berühmten Eingebungen. Eine einfache und saubere Lösung für das Problem. Denen würde ich es zeigen.
„Hi Bhugdhu! Wir haben hier ein kleines Problem auf der Brücke.“
„Schon klar. Wir haben hier unten alles verfolgt und...“
„Super. Können wir mit dem Multitraktor von hier aus sämtliche Geschlechtsorgane auf dem Planeten erfassen und dann entfernen?“
„Klar Kapitän, das kann man schon machen. Aber wie sollen sich die Jogulvianer dann in Zukunft fortpflanzen? Übrigens...“
„Verdammt, Bhugdhu! Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Lass dir was einfallen. Bau einen Genmixer oder eine Brutmaschine oder sonstwas.“
„Kapitän, Quarik möchte dich sprechen.“
„Wer ist denn Quarik!“
„Mensch, dass ist doch der Terrianer, den du uns von Trâbant-IV mitgebracht hast.“
„Was will der denn?“
Da hörte ich ihn auch schon dazwischen wuffeln: „Kapitän Stanislav! Ich weiß, was die ‚Jogulven‘, wie sie sich selbst nennen, für ein Problem haben. Sie müssen mit ihnen reden, Kapitän, dann können sie es vielleicht lösen.“
„Mit Reden?“ Dieser Terrianer war wohl völlig übergeschnappt. „Bhugdhu. Alles Erforderliche für die Kastration veranlassen. Wie viel Zeit brauchst du?“
„Ich schätze so zehn Minuten, Kapitän.“
„Ok, Bhugdhu. Du hast, sagen wir, zehn Minuten.“
„Kapitän?“, schaltete sich der Terrianer wieder dazwischen. „In der Zeit könntest du doch mit den Jogulven sprechen, oder?“
„Und genau das werde ich tun. Um sie hinzuhalten. Die Taktik habe ich mir vom alten Admiral Howlips abgeguckt.“
„Kapitän! Mo'Eschen und Pissulkus sind ineinander verliebt!“
Da begriff ich endlich, worauf der Terrianer hinaus wollte. „Ha, verstehe. Super. Das wird sie zur Weißglut bringen. Und wenn ich fertig bin, wird amputiert. Pia! Beide auf den Splitscreen!“
Die beiden Anführer stritten sich noch immer, als ich dazwischen ging.
„So. Alles herhören. Ich habe da was rausgefunden. Pissulkus, die Frau, die dich da gerade so anmacht, ist eigentlich total in dich verschossen! Na, was sagst du dazu?“
Der Hordenführer der Gang der jogulvischen Mannoiden verstummte schlagartig. Gleichzeitig errötete das Weibchen vor Zorn. Und ich hatte einen Riesenspaß.
„Und dich interessiert es vielleicht, Mo'Eschen, dass sich unser Casanova hier Tag und Nacht nach dir verzehrt. Das haben wir mit Hilfe eines 'Hormonscans‘ herausgefunden. Nicht wahr, Fähnrich Pia?“ Ich zwinkerte ihr zu.
„Oh ja. Das haben wir, Kapitän. Hormonscan.“
Jetzt war auch die Herrin der Frauen von Jogulvia sprachlos. Es war herrlich. Nur noch wenige Sekunden bis zum Gezeter.
„Aber warum hast du dann nie auf meine Mails geantwortet?“, fragte Pissulkus zögerlich.
„Was für Mails?“, erwiderte die Frau die Frage.
„Nach unserem Date vor zwei Jahren habe ich dir mindestens fünfmal geschrieben. Weil ich dich wiedersehen wollte.“
Moment.
„An welche Adresse?“
„moeschen32#herrinnen!net;fem“
„Du lügst! Bei mir ist nie etwas angekommen.“
„Wartet“, rief ich. „Kann es sein, dass die Mails in deinem Anti-Sperm-Ordner gelandet sind?“
Und tatsächlich war es so. Zwar hatte Mo'Eschen den Ordner längst geleert, aber Pissulkus hatte seine Botschaften noch bei sich gespeichert. Sechs Tage später war die Trauung, und die Festivitäten in den Trümmern der Hauptstadt sollten mehrere Wochen dauern. Wir mussten aus diplomatischen Gründen noch ein paar Tage bleiben und auch dann konnten wir uns nur aus dem Staub machen, weil ich unseren Computer einen Notruf von einem anderen Planeten vortäuschen ließ und versprach, im nächsten Jahr pünktlich zum „Stanislavtag“ wiederzukommen.
Nach unserem Abflug, rief mich Admiral Papke an: „Mensch Stanislav! Da haben sie ja mal wieder den Bock abgeschossen. Tolle Nummer mit den Mails. Gratuliere!“
„Danke, Admiral! War doch ne Kleinigkeit.“
„Und, Stanislav, ich habe den Bericht ihres Wissenschaftsoffiziers Bhugdhu gelesen. Deswegen Glückwunsch auch zu ihrem neuen Crewmitglied. Ich schlage vor, sie befördern ihn zum Hilfsberater und fühlen ihm mal ordentlich auf den spitzen Zahn.“
Die Worte des Admirals stimmten mich nachdenklich. Bhugdhu war doch sonst nicht so mitteilsam. Dieser Terrianer hat es tatsächlich geschafft, dem alten Grimmschädel den Kopf so zu verdrehen, dass dieser ihn nicht nur in seinem Bericht erwähnte, sondern offensichtlich auch noch ausgiebig lobte.
„Danke Admiral. Werde ich machen“, sagte ich.
„Wenn dieser Quarik so weiter macht, dann nimmt der eines Tages noch ihren Posten ein, Stanislav. Ahoi.“
„Jawohl Admiral. Obwohl ich persönlich bei dem Kerl ein komisches Gefühl habe. Ahoi Admiral.“
Komisches Gefühl war untertrieben. Zuerst diese Neugier. Und dann dieses Wissen um fremde Kulturen. Bei der Hangarpflege lernte man sowas auf jedenfalls nicht. Für mich gab es keinen Zweifel mehr. Quarik, sicherlich nicht sein richtiger Name, war ein Spion einer feindlichen Macht. Aber wie sagte einst N. Mandela: „Deinen Freunden sei nah, doch deinen Feinden noch näher.“ Also nahm ich den Rat des Admirals an und den listigen Hund zu mir auf die Brücke. Ich hatte nämlich einen Plan.
„Willkommen auf unserer Brücke, Hilfsberater“, empfing ich ihn, als er aus dem Hyperlift trat. „Das hier ist der Sessel von Berater Knarf, den du testweise vertrittst. Ich hoffe du sitzt bequem. Im Namen der gesamten Belegschaft darf ich dich auf das Herzlichste in unserem Team begrüßen.“ Ich applaudierte und die Crew stimmte mit ein. Besonders Fähnrich Pia schien sich für den jungen Hund zu interessieren. Ich befahl ihr, umgehend Kurs auf die Raumstation Macondo im Beta-Quadranten zu nehmen.
Schon nach wenigen Stunden erhielt sie das Signale vom Computer. „Kapitän. Ich erhalte hier vom Radar die Information 'mächtiges Schiff nähert sich'.“
„Es soll sich identifizieren“, befahl ich.
„Es scheint nur über den Textmodus kommunizieren zu können.“
„Auf den Schirm!“
Dort bekamen wir folgende Worte zu lesen:
- ICH BIN EIN TERRIANISCHES SCHIFF
„Fragen sie nach, was sie wollen!“
- WIR KOMMEN UM ALLE DIE MENSCHEN ZU VERNICHTEN
„Oh, verdammt“, sagte ich. „Was schlagt ihr vor, Hilfsberater?“
„Kapitän, abgesehen davon, dass wir eine sehr friedliebende Spezies sind, ist es undenkbar, dass ein terrianischer Kapitän auf den Bildmodus verzichtet. Es bringt Unglück, mit jemand zu kommunizieren, dem man nicht in die Augen oder in andere optische Rezeptoren blicken kann. Ich schließe daraus, dass es sich um einen Täuschungsversuch handelt.“
„Ach, eine Täuschung also? Aha. Nur Bildmodus. Soso. Das konnte ich natürlich nicht ahnen. Naja. Da! Seht mal!“
- UND JETZT WERDEN WIR BÖSEN TERRIANER SCHON MAL EUER WACKERES SCHIFF IN KLEINE TEILE MACHEN
„Ha!“, rief ich. „Sie greifen an. Wie sollen wir sie vernichten, Hifsberater?“
Der Neuling kratzte sich hinter den Ohren. Er war sichtlich verwirrt. „Wenn es sich wirklich um Terrianer handelt, was ich nicht glaube, dann müssen sie mit uns verhandeln, wenn wir sie darum bitten.“
„Verhandeln? Na gut. Fähnrich, bieten sie ihnen Verhandlungen an. Aber ich wette hundert Shellinge, dass sie trotzdem einfach angreifen werden.“
- WIR WERDEN TROTZDEM EINFACH ANGREIFEN. MIT ZWEI SUPERTORPEDOS
„Kapitän Stanislav!“, rief Sicherheitsoffzier Dorn dazwischen. „Die Systeme melden zwei Torpedos unbekannter Bauart. Hier steht seltsamer Weise nur, dass sie sehr groß und gefährlich sind.“
„Bist du immer noch der Meinung, dass wir verhandeln sollten, Hilfsberater?“ Jetzt musste er Farbe bekennen.
„Ich denke, die Schilde hochzufahren kann nicht schaden. Aber ich rate, noch nicht zu schießen.“
„Aha! Ich verstehe. Du möchtest wohl dein Rudel beschützen. Terrianer!“ Ich hatte ihn.
„Aber Kapitän, ich...“
„Schnauze, Du bist durchschaut!“ Ich wandte mich ab. „Dorn! Schilde hoch, Torpedos abschießen und die wild gewordenen Tölen zu Sternenstaub verarbeiten! Und dann nimmst du unseren Spion hier fest.“
Die Laserkanonen der BACCARA sprachen, wir hörten eine enorme Explosion über die Lautsprecher und wenig später war von dem feindlichen Schiff keine Spur mehr. Der gemeine terrianische Spion ließ sich wortlos von Dorn abführen und ins Schiffskittchen verbringen. Fähnrich Pia meinte dann doch tatsächlich, dass sie das Gefühl habe, dass jemand an den Computern rumgebastelt hätte und dass Quarik bestimmt kein Verräter sei, aber ich klopfte ihr auf die Schulter und erklärte ihr, dass sie schon noch lernen würde, sich nicht zu sehr von ihren Gefühlen beeinflussen zu lassen.
Auf meinen Bericht reagierte Admiral Papke mit einer Stimmnachricht, in der er mir zu meinem erneuten Sieg und meinem Spürsinn in Bezug auf den Terrianer gratulierte und mir einen Führungsposten in der Intergalaktischen-Antispionageeinheit anbot, den ich jedoch bescheiden abzulehnen beabsichtigte. Das Föderationsgericht verurteilte den terrianischen Verräter zu lebenslanger Haft und zum Papiersortieren auf Mut-Net-Maeb. Als ich kurz darauf zufällig dort vorbeikam, war ich erstaunt, wie sauber dies Gefängnis von außen aussah.
Was zwei Jahre später aus dem Terrianer wurde, als die Haftungsanstalt geschlossen worden war, weil alle Insassen wegen guter Führung entlassen werden mussten und außerdem jemand ein automatisches Sortiersystem für das Papier entwickelt hatte, weiß ich nicht, aber ich vermute er ist zu seinen finsteren Auftraggebern zurück und sie hecken schon wieder was Neues aus. Aber eins sag ich: Wenn mir der Terrianer nochmal unter die Augen tritt, dann kommt er nicht so glimpflich davon. Den knöpf ich mir vor. Persönlich. Misttöle.