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Der Unbesiegbare
Der Unbesiegbare
Die Schneewölfe waren heute besonders zäh. Arkan, der Unbesiegbare, hatte kaum zweien den Kopf abgeschlagen, als fünf weitere aus dem Unterholz brachen und sich auf ihn stürzten. Wie langweilig! Er wollte noch vor Einbruch der Dunkelheit zum Tempel der Voodoo-Priester gelangen und entschloss sich daher, kurzen Prozess zu machen. Der Unbesiegbare schleuderte einen Feuerball. Vier Schneewölfe gingen jaulend in Flammen auf. Der fünfte konnte ausweichen und sprang ihm an die Kehle. Er wehrte ihn mit seinem magischen Schild ab und erhob Donnerklinge, sein mächtiges Langschwert, um ihm den Garaus zu machen. Schneewölfe sind zwar dumm, aber nicht so dumm. Der Wolf klemmte den Schwanz ein und floh.
Arkan wischte Donnerklinge am schneeweißen Fell seiner Opfer ab und setzte seinen Weg fort. Die beiden Waldschrate, auf die er traf, waren des Tötens nicht wert. Sie sahen zwar furchterregend aus, doch ihre primitiven Keulen konnten ihn nicht ernsthaft verletzen. Ein simpler Schlafzauber genügte, um sie außer Gefecht zu setzen. Für einen Kriegsmagier wie ihn eine simple Fingerübung.
Die Sonne ging bereits unter, als unser Held den unheilvollen Tempel erreichte. Er stärkte sich noch einmal kurz mit ein paar magischen Tränken, dann ging es los. Gleich hinter dem Eingang lauerten drei Voodoo-Priester. Einer versuchte, ihn durch Trugbilder zu täuschen, während die beiden anderen vergiftete Dolche nach ihm warfen. Arkan der Unbesiegbare rollte sich über die Schulter ab, schleuderte eine Eisbombe und verschwand um die Ecke in einen dunklen Korridor. Gerade noch rechtzeitig, um den tödlichen Eissplittern zu entgehen. Die Explosion zerfetzte seine Gegner. Arkan lächelte und drang tiefer in den Tempel ein.
Die langen Gänge kamen seiner Taktik entgegen. Als Elf war er naturgemäß ein exzellenter Bogenschütze und konnte die Schwarzkutten einen nach dem anderen perforieren, während sie mit wütendem Gebrüll auf ihn zu stürmten. Man musste nur die Ruhe bewahren.
Nach Stunden blutigen Gemetzels hatte er den Altarraum erreicht. Jetzt wurde es ernst. Rastamonk, der Hohepriester des Voodoo-Kults erschuf eine Armee von Skeletten und Zombies, die gegen Magie immun schienen. Aber Arkan wäre nicht Arkan, wenn er darauf nicht vorbereitet gewesen wäre. Er entnahm seinem Beutel einige Flaschen Weihwasser und begann, die Höllenkreaturen mit dem heiligen Nass zu bombardieren. Die grauenhaften Schreie verlorener Seelen hallten durch den Tempel, als die Untoten reihenweise zerplatzten und heftig protestierend aber unverzüglich in die Hölle zurückkehrten, aus der sie gekrochen waren. Doch auch Arkan blieb nicht ungeschoren. Die Magiegeschosse der Voodoopriester schwächten ihn, so dass er immer wieder inne halten musste, um sich einen Heilzauber zu gönnen. Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich durchgekämpft hatte. Der Altarraum schwamm im Blut unzähliger Leichen und der Hohepriester ergriff die Flucht.
Unser Held verfolgte ihn zu seinen Gemächern und grinste. Der Kerl saß in der Falle. Sein Grinsen erstarb, als eine Bodenplatte unter seinem Stiefel nachgab, ein Bolzen aus der Wand geschossen kam und seinen linken Arm durchbohrte. Verflucht. Er biss die Zähne zusammen, brach die Spitze ab und zog ihn heraus. Das war unnötig. Im Blutrausch vergass er oft, die Umgebung auf Fallen zu untersuchen. Halb so wild. Eine starke Wundheilung und er war wieder der Alte. Vorsichtig näherte er sich der Tür. Das Gemach des Hohepriesters hatte gewiss noch mehr unangenehme Überraschungen parat. Doch erstaunlicherweise musste er nur noch eine einzige Pfahlgrube überspringen und schon stand er seinem Widersacher gegenüber: “Rastamonk, ihr Abschaum eines Priesters, wie wollt ihr sterben?”
“Möglichst alt!”, antwortete sein Gegner und erschuf lächelnd einen Ghul.
Arkan der Unbesiegbare gähnte und erhob Donnerklinge zum entscheidenden Gefecht: “Ihr seid des Todes!”
Der Ghul griff an...
Eine Stimme aus dem Off mahnte: “Los jetzt, Zähneputzen und ab ins Bett!”
Arkan der Unbesiegbare speicherte das Spiel ab, fuhr den Computer runter und begab sich enttäuscht ins Badezimmer. Im Spiegel blickte ihn ein achtjähriger Junge an, der ohne seine Rüstung nicht viel hermachte. Er schnitt eine üble Grimasse.
Rastamonk, der Hohepriester, würde seinen Zorn zu spüren bekommen.
Morgen. Gleich nach der Schule.