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Der unheilvolle Ort
Ich laufe eilig die Straße entlang. Es ist dunkel-sehr dunkel. Ich frage mich zum tausendsten Mal warum der Bildungsleiter Londons, für den Versammlungsort aller Schulrektoren der Sadt ausgerechnet diesen üblen Ort ausgewählt hat. Ich hasse dieses beschissene Stadtvirtel, und da bin ich nicht der einzige Bürger Londons, Drast ist allgemein sehr unbeliebt.
Ich habe schon einige gräuliche Geschichten über diesen unheilvollen Ort gehört. Angsteinflösende Geschichten.
Diese breitet sich langsam in meinem Körper aus, schleicht sich in alle Gliedmaßen und lässt mich zittern. Oder zittere ich vor Kälte? Denn diese macht sich gerade bemerkbar, was mich vollends unerwartet trifft, da ich aus einem warmen Gebäude komme, in dem ich mich stundenlang aufgehalten habe. Kälte und Angst vermischen sich, was ein gänzlich unangenehmes Gefühl hervorbringt. Ich beschleunige meinen Gang, bis ich fast renne.
Hier kann dich viel erwarten, sagt eine unbeliebte Stimme in meinem Kopf.
Ich versuche ,die schrecklichen Geschichten über Drast aus meinem Kopf zu verjagen, da sie gerade beginnen, sich dort einzunisten. Alles Kindergeschichten, schimpfe ich, du bist ein erwachsender Mann! Doch zweifel kommen wieder auf, schützt mich das vor den Gefahren dieses Ortes? Bin ich nicht auch als erwachsener Mann sterblich? Selbst die Nachrichten haben nicht gerade Nettes von Drast berichtet.
Ein Geräusch, direkt hinter mir, lässt mich zusammenzucken. Schnell drehe ich mich um und blicke in das Gesicht eines ... Spatzen! Die gerade entstandene Anspannung fällt jäh von mir ab. Ich beginne zu lachen. Was bin ich nur für ein Dummkopf. Der Spatz fliegt davon und ich setze meinen Weg fort. Erst jetzt fällt mir auf, dass sich gar keine Menschen auf den Straßen befinden. Kein Mensch weit und breit, bis auf mich. Die eben verflogene Anspannung setzt sofort wieder ein. Meine Schritte werden wieder schneller, meine Bewegungen nervöser. Dort, das U-bahn Schild, nur noch wenige Schritte von mir entfernt. Erleichterung breitet sich in mir aus. Nicht mehr lange und ich kann mich in meinen Sessel fläzen, und gemütlich fernsehen.
Ein Spatz, (der von vorhin?), sitzt auf dem U-Bahnhof-Schild und guckt mich an - komisch. Wieder hinter mir ein Geräusch. Ein Ast liegt auf dem Boden, heruntergefallen vom Baum, nehme ich an. Anscheinend ist sein Aufprall auf dem Boden das Geräusch gewesen; vielleicht auch nicht. Mir jetzt egal, denn ich will nur noch nach Hause. Ich drehe mich wieder der U-Bahn-Station zu und stolpere vor Schreck nach hinten. Dort, wo eben ein Spatz saß, sitzt jetzt ein kleiner, glatzköpfiger Mann und grinst mich an. In seinen Händen hält er ein blutverschmiertes Messer.
Ich drehe mich um und renne um mein Leben. Renne einfach los, egal wohin, nur weg, weg von dem Mann. Als ich um die Ecke biege, steht er direkt vor mir. Sein Gesicht zu einer grotesken Grimasse verzogen. Er hebt das Messer.
„Edward! Was machst du denn hier? Komm, sollen wir dich mitnehmen?“
Der Glatzkopf zuckt zusammen und verschwindet so plötzlich wie er gekommen war.
Langsam drehe ich mich um. Ein Auto steht nur 5 Meter entfernt von mir an einer Kreuzung. Darin sitzt mein Freund Martin. Ich steige ein, unfähig zu antworten. Er fährt mich nach Hause, glücklicherweise ohne weitere Fragen zu stellen. Dort angekommen fange ich sofort an zu weinen, wasche meine Anspannung und Lebensangst mit Tränen fort.