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Der Zeitverkäufer

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22.11.2005
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Der Zeitverkäufer

Wenn das Essen gerade kocht und die letzte Aufmerksamkeit fordert, ein letztes Wenden zwischen gelungen und verkohlt entscheidet, wenn nur noch der Schnauzbart einer Rasur bedarf, das Wasser gerade warm ist oder kocht, wenn man gerade gemütlich sitzt, der Roman an der spannendsten Stelle ansetzt, kurz: Wenn man eigentlich keinen Besuch erwarten möchte, dann schellt er an der Tür.
Ihm wird immer geöffnet, obwohl aus der Gegensprechanlage allerhöchstens das Flüstern eines Feuers vernommen werden kann. Die Nachbarn behaupten, es sei das Knistern des Fegefeuers.
Doch auch sie bitten ihn herzlich über die Türschwellen und schenken ihm Kaffee ein, den er wider jedweder Erwartungen mit Zucker und viel Milch, nervend und mit geschlossenen Augen schlürft, die hinter einer spiegelnden und leicht gräulich getönten Kassengestellbrille keine Farbe erkennen lassen.
Das Grau seines Anzugs wird durch eine fast beleidigend wirkende grellgrüne Krawatte hervorgehoben, seine Wildlederschuhe wirken wie gerade neu gekauft und seine Frisur, die an Gustav Gans erinnert, ankert so exakt auf seinem schmalen Kopf wie seine Bügelfalten sitzen oder seine Uhr tickt.
Dennoch ist mir, als würde die Zeit den Atem anhalten wenn er bei mir gastiert. Obwohl das Essen dann doch verbrannt in der Pfanne liegt, ich ein letztes Wenden verpasst haben musste, spielt das Küchenradio immer noch das Lied, was seinen ganzen Aufenthalt untermalt hatte.

Er erscheint grundsätzlich ohne Zeugen, denn noch nie ist er in eine Gemeinschaft geplatzt, nie können mir die Nachbarn sagen, wann er bei ihnen zu Besuch war, auch redet man nicht über ihn oder das, was man bei ihm erstanden hat.
Noch nie hat er eine Visitenkarte hinterlegt, einen Arbeitgeber erkennen lassen oder nur seinen Namen gesagt. „Wir sehen uns bei Zeiten“, sagt er zur Verabschiedung, und er trägt nur einen schwarzen Aktenkoffer mit sich, in dem er die Unterlagen der zuletzt und überhaupt erhandelten Verträge zwischen sich und seiner Kundschaft führen muss.
Sollte man einmal nicht etwas von ihm kaufen wollen und dies vorsichtig vorträgt, wobei ich mich an solche Momente nur vage erinnern kann, da es selten geschah, dass ich von seinen Diensten keinen Gebrauch machen konnte, dann drückt er die Zahlenschlösser dieses Koffers wieder zu und sagt etwas, was ihn so widerlich menschlich macht: „Wie Sie wollen. Aber nur ungarn.“ Und dann lacht er über seinen eigenen Witz so bescheuert, dass sich bei mir alles zusammenzieht.

Verkündet man jedoch sein Interesse, vollführt er seine Arbeit bürokratisch und schnell. Auch hat man ständig das Gefühl, etwas Illegales zu ersteigern und sich ihm gegenüber rechtfertigen zu müssen. Sein Gespräch wickelt einen nicht um den Finger, er preist nichts an oder wirbt um einen Kunden, da er ganz genau weiß, dass er etwas verkauft, was jeder benötigt und was es nirgends sonst zu kaufen gibt.

„Mit was kann ich Ihnen heute dienen, Herr Wacholsky?“

„Nicht viel, nur so vier, fünf Stunden könnte ich benötigen. Der Abwasch muss gemacht werden. Das Geschirr stapelt sich ja, wie Sie sehen. Und mein Chef erwartet den Bericht morgen. Die Tochter in Köln wollte ich auch noch anrufen und, zugegeben, ein oder zwei Stunden Ruhe würden mir auch mal wieder gut tun, bevor meine Frau von der Arbeit kommt.“

„Vier oder fünf? Sie wissen ja: Ab zehn Stunden gibt es eine gratis.“

„Machen Sie fünf. Das dürfte reichen.“

„Wie Sie wünschen. Da Sie insgesamt in den Jahren, in denen ich nun schon zu Ihnen komme, hiermit nun die zweihundert Stunden Grenze überschritten haben, können Sie von nun an den Stammkundentarif nutzen.“

„So?“

„Das heißt, Sie haben nun nicht mehr, wie bisher, einen Wechseltarif von eins zu zehn, sondern genießen nun einen eins zu acht Tarif.“

„Ja. Gut. Sagen Sie: Meine Frau und ich, wir feiern bald unseren Silbernen. Falls Sie vorher nicht mehr reinschauen sollten: Ist es möglich, dass Sie mir so eine Art Gutschein ausstellen können, falls das möglich ist?“

„Ich denke, Sie sollten Expresskunde werden. Moment, ich suche die Unterlagen.

Ah, da ist es ja. So, wenn Sie hier bitte ihren Wilhelm hinsetzen wollen, dann nutzen Sie von nun an unseren Expresstarif. Das hieße, wir würden Ihnen jährlich zwanzig Stunden berechnen, und dafür bekämen Sie an gesonderten Tagen, wie zum Beispiel Ihrem Geburtstag oder dem Ihrer Frau fünf Stunden, an Feiertagen eine Stunde und jeden ersten Samstag im Monat eine halbe Stunde frei Haus.“

„Hmm. Nun ja. Warum nicht? Rente gibt es ja sowieso kaum, sag ich immer. Also her damit!“

Dann unterschrieb ich den Wisch. Es bezieht sich alles auf die Lebenszeit des Kunden. Wenn man zum Beispiel eine Stunde beim Zeitverkäufer kauft, dann wird es eins zu zehn umgerechnet. Die Lebenszeit des Kunden wird beim Kauf von einer Stunde also um zehn Stunden verkürzt. Beim Kauf von zwei Stunden um zwanzig, und so weiter. Wann genau der Kunde sterben wird, weiß er zwar auch dann immer noch nicht, aber seine Lebensdauer wird sich um ein Zehnfaches der gekauften Zeit verkürzen.
Sie werden sagen, dies sei unmoralisch, ein Pakt mit dem Teufel, oder gar unmöglich, da niemand die Zeit stoppen kann.
Nun gut. Aber immer wenn ich etwas Zeit bei ihm gekauft habe, schaffe ich alle Erledigungen, alles was ich mir vorgenommen habe, und gönne mir dann gegen Ende des Tages sogar meistens noch etwas Zeit für mich, um zur Ruhe zu kommen. Wer wünscht es sich denn nicht, einen Tag lang mal etwas mehr Zeit zu haben als alle anderen? Die Uhren an diesen Tagen laufen ganz gewöhnlich weiter, aber man merkt es, wie alles leichter zu schaffen ist, wie die nötige Ruhe einkehrt um beispielsweise einen dringenden Bericht zu schreiben, wie einen die langen Schlangen im Supermarkt nicht mehr stören, wie man rote Ampeln gelassen hinnimmt und wie einfach alles besser und einfacher läuft, wie man mit einer grundlegenden Gelassenheit den Tag verlebt.
Wenn ich dann an der Kasse stehe und sehe, wie Kunden mit weniger als fünf Produkten hinter mir warten, dann sage ich: „Gehen Sie nur ruhig immer vor, … ich habe Zeit.“
Einmal habe ich meine Frau zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Sie hat gefragt, ob wir für so etwas denn überhaupt Zeit hätten. „Heute schon", habe ich ihr gesagt und gezwinkert. "Ich habe uns etwas Zeit gekauft“. Sie weiß dann, dass er wieder hausieren war.

Doch am besagten Tag, an dem ich harmlose fünf Stunden erstanden hatte, geschah etwas Folgenschweres: Der Zeitverkäufer vergaß seinen Aktenkoffer auf meinem Küchentisch. Mehrere Tage verwahrte ich das gute Stück unter dem Bett, so dass ihn meine Frau nicht finden konnte, und wartete auf die Rückkehr des Zeitverkäufers. Nach drei Wochen wurde ich etwas nervös und nach vier Wochen beschloss ich schließlich, den Koffer aufzustemmen. Mit den Steigeisen aus dem Werkraum im Keller war er schnell geöffnet. Der Inhalt verblüffte mich genauso, wie er mir die Augen öffnete: Der Koffer beinhaltete meine gesammelten Anträge auf Stunden. Die Originale sowie die Kopien. Was hatte der Zeitverkäufer also eingereicht, um mir die erkauften Stunden beim Ministerium für Zeit gutschreiben zu lassen, so wie er mir immer das System des Zeitgutschreibens erklärt hatte?

Seit diesem Tage hatte ich es durchschaut und beschlossen, meine Erkenntnis zu nutzen und tatkräftig umzusetzen. Denn auch einen Stapel unausgefüllte Anträge hatte der Zeitverkäufer scheinbar absichtlich und mit beabsichtigter Verwendung meinerseits zurückgelassen. Man musste dort nur die geforderte Zeit, den Namen des Käufers, dessen Anschrift und bisher gekauften Stunden ausfüllen, ein Kreuzchen bei „Ja, ich habe den mir vorliegenden Vertrag verstanden und akzeptiere die Bedingungen“ machen, und noch die Unterschriften von Käufer sowie Verkäufer eintragen beziehungsweise eintragen lassen. Keine Adresse oder Sonstiges fand ich auf den Exemplaren.

Am darauf folgenden Tag schellte ich also bei Herrn Pavlow in der Hinterburgstraße 32. Ich hatte mir einen grauen Anzug und eine grüne Krawatte gekauft und hatte meine Haare mit Hilfe von Pomade etwas zurechtgemacht. Ich verhielt mich wie es der Zeitverkäufer bei seinem ersten Besuch bei mir gehalten hatte: direkt, freundlich und überrumpelnd.
„Sicher, sicher könnte ich etwas mehr Zeit gebrauchen“, hatte Herr Pavlow gesagt und mich auf einen Kaffee hinein gebeten. „Man weiß ja gar nicht, was man zu erst und zu letzt tun soll. Immer diese Hetze, ich komme in meinem Alter da schon gar nicht mehr hinterher. Und nie hat man mal Zeit für sich. Aber einfach Zeit kaufen? Wie soll das denn gehen?“

„Sie brauchen nur hier Ihre gewünschten Stunden einzutragen, und setzen dann bitte einmal hier Ihre Unterschrift hin“, sagte ich meinem ersten Kunden, nachdem ich ihm Kaffee schlürfend die Vertragsmodalitäten erläutert hatte.

„Ach, zeigen Se´ mal her! Dann krieg ich nur wieder Werbung.“

„Nein. Und es ist umsonst! Kein Verein, keine Verpflichtungen.“

„Umsonst? Umsonst ist nur der Tod!“

„Genau damit beschäftigt sich das Angebot, dass ich Ihnen hier einmalig unterbreite. Wir nehmen ihnen etwas Leben und geben es Ihnen schon jetzt.“


Herr Pavlow kaufte vorerst drei Stunden, um es mal ausprobieren zu können. Ich vergütete ihm die ersten zwei als Einsteigergeschenk. Seitdem schneie ich einmal monatlich, jedoch ohne nachvollziehbaren Rhythmus bei ihm rein und sichtlich erfreut erzählt er mir die Geschichten, wie er es schafft, seinen Arbeitsstress in den Griff zu kriegen und endlich wieder etwas mehr auf der Geige spielen zu können, die schon ganz verstaubt in der Ecke gestanden habe.

Meine gute Laune erfuhr jedoch mit der Rückkehr ins traute Heim einen erheblichen Dämpfer, denn das gute Porzellan umklammernd wartete meine liebe Frau im Türrahmen auf mich und stotterte mir entgegen, der Zeitverkäufer wäre da gewesen, er wolle seinen Koffer wiederhaben.

 

hi Aris,

ist sicherlich nicht eine deiner stärksten, (kommt mir auch irgendwie bekannt vor, oder denke ich an die grauen herren?) ließ sich aber locker lesen.

einige formulierungen finde ich komisch. das zum beispiel.

Ah. Da. So,

auch einige fehlerchen haben sich eingeschmuggelt, wollte aber weiterlesen.

was es für mich etwas spannender gemacht hätte, wäre ein anderer titel.
irgendwie war mir durch "der Zeitverkäufer" alles schon klar ich wurde nicht überrascht, aber vielleicht wolltest du das ja auch so.
was mir nämlich gut gefällt, ist die sachliche beschreibung, als wäre es das normalste von der welt, zeit zu verkaufen wie staubsaugerzubehör.

war gut, aber nicht einer der besten Rosentrehters

beste grüße
krilliam "der bekloppte" Bolderson

 

hallo krilliam

da schreib ich extra für dich was beklopptes! :D

nö. schon gut. die von dir angesprochene Formulierung ist wörtliche Rede. er sucht gerade etwas. ich werde es mal anderst schreiben.

wenn du mir fehler oder andere Stellen noch heraussuchen würdest, wäre ich dir sehr verbunden. sonst suche ich wieder krampfahaft und sehe den wald vor bäumen eh schon wieder nicht mehr. nur, wenn du Zeit hast.

ich wollte es sicherlich so, dass man von vornherein weiß, worum es geht. aber da kann man ja nochmal drüber nachdenken.

und denk auch bitte nochmal nach, warum es dir bekannt vorkommt. die grauen herren? ich dachte, die idee wäre neu.

besten Gruß

 

Hey Aris,

da schreib ich extra für dich was beklopptes!
ach du sch ..., dann bin ich vielleicht schon so bekloppt, das ich beklopptes als normal erlebe :sconf:

„Ich denke, Sie sollten Expresskunde werden. Moment, ich suche die Unterlagen.

Ah. Da ist es ja.
das ist schon besser! nur würde ich ein "Ah, da ist es ja. " draus machen.
die drei Punkte waren mir auch aufgefallen, warum sind die da?

sind nicht wirklich fehler, eher formulierungen die den lesefluss etwas ins stocken geraten lassen. aber auch davon nicht viele.

irgendwo hattest du ein "hatte" wo ein "habe" hingehört, kanns nicht mehr finden.

ich finde die geschichte schon gut, nicht dass du mich missverstehst. ich kenne von dir nur auch sachen, wo ich dranklebe und voll reinkomme. das war hier irgendwie nicht der fall.
das was mir bekannt vorkam ist glaube ich eher das vertreter-szenario, als das des zeitverkäufers. habe ich hier auf kg.de mal gelesen. lange her. die grauen herren kennst du doch, oder?
die story so, ist denke ich schon neuartig!

@Nacht: was ist den krilliams Stelle?

beste Grüße
le krill

 

hallo nachtschatten

niedlich ist ein gutes wort. ich finde sie auch niedlich. hat richtig spaß gemacht beim schreiben. die interpretation ist richtig, ja auch offensichtlich. die kraft der autosuggestion.

ich habe bestimmt noch mehr fehler. wobei ich mir hier auch nicht so sicher wäre, aber ich setze die kommas einfach mal.

ich mag diese namen sehr. pavlow übrigens auch. das wäre dann bulgarisch. ich weiß nicht, warum.

mich erinnert sie auch an kafka. ohne mich jetzt mit ihm vergleichen zu wollen. ich hab in letzter zeit so viel kafka gelesen, da ließ sich ein übergreifen in meine eigene schreibe wohl nicht vermeiden. ich nehm das mal als kompliment.

danke fürs lesen und kommentieren

und beste Grüße

 

oh le krill. voila.

ich mache "ah, da ist es ja" draus. die ... sind da, weil er eine Pause macht und die unterlagen sucht. ich mach sie dann mal weg.

dann such ich mal nach dem hatte. sonst kann ich wieder nicht schlafen.

ich hatte dich schon verstanden. als ich fertig war mit schreiben hatte ich nur den gedanken im kopf, dass diese KG wohl dir besonders gut gefallen dürfte. aber sie gefällt dir ja auch. das reicht ja schon. danke.

die grauen herren? meinst du die alternde gesellschaft hier?

die story so, ist denke ich schon neuartig!
puhhh! da fällt mir ja ein Stein vom Herzen.

gruß

Edit: @nacht: genau das hat meine Freundin auch gesagt. endlich mal keine Toten, hat sie gesagt.

 

die grauen herren? meinst du die alternde gesellschaft hier?
:lol:

die grauen herrern sind aus michael endes "momo" und so ziemlich das gegenteilvon deinem zeitverkäufer. sie luchsen den menschen die ungenutzte zeit ab, aber auch irgendwie buisnessmässig. kann mich nicht mehr genau dran erinnern, zu lange her.
gehöre ja auch schon zu der von dir erwähnten gesellschaft. :D

so long
werde sie mir nochmal zu späterer stunde zu gemüte führen, ist bei mir immer stimmungsabhängig.

gruß ins düsseldorf aus dem selbigen
kB

 

kenn ich jetzt gerade nicht. werde mich mal drüber informieren.

stimmungsabhängig ist es bei mir auch immer.

gruß um die Ecke

PS: fals du in Bilk oder Friedrichstadt mal zum Friseur gehen solltest, und dort ein Wohnugsgesuch sehen solltest. das bin ich.

 

Hi Aris,
schon wieder ich, diesmal hier. :D

der erste Absatz: ein netter Einstieg.

Auch ich musste an die "grauen Herren" denken; lies "Momo" mal, ist zwar ein Kinderbuch, aber auch was für Erwachsene.

Einen anderen Titel fände ich besser, oder die Kürzung der Stelle:

Es bezieht sich alles auf die Lebenszeit des Kunden. Wenn man zum Beispiel eine Stunde beim Zeitverkäufer kauft, dann wird es eins zu zehn umgerechnet. Die Lebenszeit des Kunden wird beim Kauf von einer Stunde also um zehn Stunden verkürzt. Beim Kauf von zwei Stunden um zwanzig, und so weiter. Wann genau der Kunde sterben wird, weiß er zwar auch dann immer noch nicht, aber seine Lebensdauer wird sich um ein Zehnfaches der gekauften Zeit verkürzen.
Das war doch eigentlich schon aus dem Wechselkurs ziemlich deutlich.

Nett die Idee mit dem Business-Jargon: Stammkundentarif, Express-Kunde, bei zehn Std. eine gratis ...

Aber es lauern noch Fehler:
- verwahrte
- Vielleicht schelle ich ja bald auch bei Ihnen.
- Wieviel Zeit könnten Sie gebrauchen?

Also, ich übernehme Nachtschattens "niedlich" für die Geschichte.

Gruß, Elisha

 

hallo Elisha

ja, schön, dass du da bist. ich werd mir dieses momo mal zu gemüte führen. ich schrecke vor vermeintlichen Kindergeschichten nicht zurück, keine Angst.

die angesprochene Stelle ist vielleicht zu viel. sagst du jetzt. aber ist der Prot nicht da gerade so niedlich, wie er dem leser alles so naiv erklärt?

danke für die Fehler.

dankeschön fürs gutfinden und lesen.

besten Gruß

 

Meine Frau und ich, wir feiern bald unseren Silbernen.
Wenn die Silberhochzeit gemeint ist, dann feiern sie bald unsere Silberne

Hallo Aris,

Momo ist ein durchaus gutes Buch, und Du wirst tatsächlich einige Parallelen entdecken.
Bekloppt finde ich die Geschichte nicht (zumindest nicht im Bolderson'schen Sinne), eher leicht. Was ja nicht das Schlechteste ist, wer will schon immer Eisbein oder Blinis, wenn es auch mal ein Parfait sein kann.
Und den von Elisha angesprochenen Absatz finde ich auch zuviel, der Prot wirkt vorher manchmal niedlich, da wirkt er altklug.

Grüße,
C. Seltsem

 

hallo Herr Seltsem

danke fürs lesen und kommentieren.

ich lese momo ja, oder zumindest auszüge. versprochen.

ich dachte mehr an den Silbernen Hochzeitstag. aber ich kanns auch so schreiben. ist ja egal.

den Absatz komplett wegzumachen erscheint mir immer noch zu viel des guten. vielleicht erst einmal 2 drei altkluge Sätze weniger.

danke

und besten Gruß

 

Ich habe beschlossen, diese Geschichte Bella zu schenken. Als Entschuldigung für mein überkochendes Gemüt.

 

Total verrückte Idee. Der Titel is was fürn Bestseller.
Hat Spass gemacht zu lesen, weils einfach ne seltsame Sache is Zeit zu verkaufen..........hat mich angesprochen.

Sie wissen ja: Ab zehn Stunden gibt es eine gratis.“

Verrückt! :lol:

 

Hallo Aris,

erstmal: Nochmals vielen Dank für die Geschichte. Ich hab mich sehr gefreut.

Ja, hat mir gut gefallen. Besonders, weil sie im Ton sehr unaufdringlich ist und sehr ruhig und angenehm zu lesen ist. Große Action hätte hier bloß gestört und wäre fehl am Platz gewesen.
Wie Nachtschatten hatte auch ich das Gefühl, dass die Leute sich nur einbilden, Zeit gekauft zu haben. Dass sie sich nicht in ihrer eigenen Hektik verrennen und alles gelassener hinnehmen und schließlich tatsächlich mehr Zeit haben. Anfangs dachte ich, dass es wohl doch eher irgendein mystisches Wesen sein könnte, das die Zeit verkauft.

Gestört hat mich nur das Ende. Ich persönlich mag es nicht so, wenn eine Geschichte mit einer Frage am Ende abschließt. Das hab ich irgendwie schon so oft gelesen, dass es mich nicht mehr in Begeisterungssstürme versetzen kann.

Lieben Gruß, Bella

 

hallo Till

freut mich, dass dich meine geschichte begeistert hat und zum lachen auch noch.
den Titel mag ich auch, ja. und deshalb ziere ich mich auch noch so, ihn zu ändern, obwohl es für den Verlauf der KG wohl besser wäre.
aber so verrückt ist die geschichte gar nicht. denn heutzutage hat niemand mehr zeit. (außer mir und den anderen 4 millionen vielleicht noch) zeit ist jedoch etwas, was nie zu einem Gut werden kann.

hallo Bella

da fält mir ja ein Stein vom Herzen. ich hoffe, damit sind wir dann wieder im reinen. würde mich freuen.
und wunderbar, dass sie dir gefällt. ich hatte schon gezittert, wenn ich sie dir schon schenke, dass sie dir dann nicht gefallen könnte.
deine interpretation ist vollkommen richtig. es geht um die kraft der autosuggestion und die macht des verkaufen könnens. zeit ist kein gut, aber kann man es zu einem machen? nur, wenn die käufer dafür auch etwas geben müssen. und dann schreiten sie gelassener und ohne hast durch den tag und schaffen alles, weil sie glauben, sie hätten mehr zeit.

jaja, das Ende. meine abschlussschwäche dürfte doch mittlerweile bekannt sein. ich brauche jemanden, der meine Enden schreibt.

besten Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Aris,

den Titel würde ich mir an deiner Stelle patentieren lassen. Die Geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie macht sich eine grundsätzlich fantastische Idee zu eigen und zieht sie leicht philosophisch in die Realität, um den Prozess des Zeit(ver)kaufens mit einem kleinen Augenzwinkern als Schwindel zu entlarven, der aber vielleicht doch "irgendwie" funktioniert. "Zeit" ist eines meiner Lieblingsthemen, insofern hast du mich mit der Geschichte eh gehabt und um den tollen Titel beneide ich dich. Mir gefällt deine Idee und die lockere Umsetzung sehr gut. Ein paar kleine "Ungenauigkeiten" sind mir aufgefallen. Bei einigen weiß ich, dass sie von dir gewollt und beabsichtigt sind, deswegen spreche ich sie erst gar nicht an (das ist dann einfach nur eine Stilfrage. Ich würd's halt anders ausdrücken/schreiben, du hast dich eben für diesen speziellen Ausdruck entschieden!).

Ein paar Punkte will ich aber trotzdem ansprechen.

Zitat: Doch auch sie heißen ihn herzlich über die Türschwellen Ich kenne nur die Formulierung, jemanden willkommen heißen, deswegen meine ich, das jemanden über die Türschwelle bitten korrekter wäre.

Zitat: Gustav Ganz
Wenn du den aus Entenhausen meinst (dort bin ich Ehrenbürger), diesen eitlen Glückspilz und Widersacher und Cousin meines Lieblingshelden Donald, dann heißt der aber Gustav Gans.

Fazit: Dinge wieder zu erkennen scheint, da er regelmäßig jedoch ohne erkennbaren Rhythmus bei mir hausiert, und

Meine Abneigung gegen Wortwiederholung kennst du ja bestimmt mittlerweile. Hier könntest du aus dem erkennbaren Rhythmus zum Beispiel einen nachvollziehbaren Rhythmus machen.

Zitat: Dennoch ist mir, als würde die Zeit den Atem anhalten wenn er in meiner Küche sitzt und sein kleiner Mund dezent schmunzelnd mich, meine Dekorationen, meine Ordnung, mein Leben also, betrachtet, Dinge wieder zu erkennen scheint, da er regelmäßig jedoch ohne erkennbaren Rhythmus bei mir hausiert, und wieder erkennbare Strukturen in dem Chaos, was ich zu seinem Amüsement Leben nenne, abwertend belächelt, den Profit zu wittern scheint; denn es erscheint mir, als würde jedes Mal keine Zeit vergehen, wenn er bei mir gastiert. Obwohl das Essen dann doch verbrannt in der Pfanne liegt, ich ein letztes Wenden verpasst haben musste, spielt das Küchenradio immer noch das Lied, was seinen ganzen Aufenthalt untermalt hatte

Diese Beschreibung finde ich eigentlich grundsätzlich ziemlich gelungen, der Genuss beim Lesen wird aber durch die lästigen Wortwiederholungen ein wenig geschmälter. Deshalb habe ich das insgesamt noch mal beispielhaft kenntlich gemacht. Das ist immer schade, weil viele deine Sätze wirklich sehr gelungen sind, aber durch diese Kleinigkeiten an Wirkung verlieren.

Zitat: auch redet man nicht über ihn oder was man bei ihm erstanden hat. Meines Erachtens müsste es heißen: "auch redet man nicht über ihn oder das ,was man von ihm erstanden hat." Beim Komma hinter dem das bin ich mir nicht so sicher wie bei der Tatsache, dass das "Das" verwendet werden muss.

Zitat: Noch nie hat er eine Visitenkarte oder ähnliches hinterlegt, Hier würde ich "oder ähnliches" einfach weglassen. Da blähst du den Satz unnötig, der hat viel mehr Kraft, wenn du auf diese zusätzlich Formulierung verzichtest. Ich kenne auch nichts, was ähnlich einer Visitenkarte ist, insofern macht das eh keinen wirklichen Sinn.

Zitat: er trägt nur einen schwarzen, quadratischen Aktenkoffer. Ich versuche mir gerade einen quadratischen Aktenkoffer vorzustellen. Ich habe noch nie einen quadratischen Aktenkoffer gesehen. Wenn man "schwarzer Aktenkoffer" schriebe, hat jeder sowieso eine klare Vorstellung. Dieses quadratisch bevormundet sofort meine Fantasie und hat mich gleich ins Stocken gebrachte. Quadratisch? Hä?

Fazit: Eine klasse Idee, weitgehend gut umgesetzt, wenn du die Geschichte perfektionierst, ist die ganz sicher anthologientauglich, die hat das Potential. Was mir besonders gefällt - das Meiste kommt sehr locker rüber, man merkt, dass du sehr viel Zutrauen zu der eigenen Idee hattest, und dich deshalb relativ entspannt an den Text gemacht hast. So ist es jedenfalls bei mir angekommen.

Grüße von Rick

 

hallo Rick

danke dir für diese wunderbare Kritik.

ja, du hast erkannt, warum ich am Titel festhalte. ich habe hier beim Schreiben auch sehr gemerkt, wie es richtig fließt, wenn man von einer Idee überzeugt ist, und nicht wie bei den Angstkindern krampfhaft etwas versuchen möchte.

hab ich mir schon gedacht, dass es dir hier vom Thema her gefällt, da du ja so einer bist, der nie Zeit hat. wenn du mal etwas zeit benötigst, dann schick mir deine Adresse, ich kann den Zeitverkäufer ja mal fragen, ob er auch mal bei dir vorbeischauen kann.

Die von dir angesprochenen Punkte werde ich alle ausarbeiten. Du weißt ja, dass ich gerne jedes Wort passend hätte.

Bis auf den quadratischen Koffer, der beabsichtigt ist, da auch ich keinen solchen Koffer kenne, und es eben noch ein Aspekt ist, der den Zeitverkäufer so seltsam macht.

In eine Anthologie? Ja, ich schaue schon immer, aber es gibt immer nur so fürchterliche überthemen, wie Krimis oder Außerirdische oder so was und da ist im meiner Geschichtenliste immer nie was passendes dabei.

das hier hat ein bischen Zeitgeist, ist also publikumsfähig. wenn dir was einfällt, wo ich das hier hinschicken könnte, dann lass es mich wissen.

danke für das gute Fazit. das freut mich.

besten Gruß

 

Hi Aris

Wen spricht das Thema Zeit nicht an?
ich finde deine Auseinandersetzung damit ausgesprochen gelungen. Man kann die Botschft der Kg natürlich als traurig empfinden, aber eben auch als eine Botschaft der Hoffnung. Und so lese ich sie.
Zeit ist relativ, letztlich vergeht nicht sie, sondern wir. In diesem Sinne gibt es eigentlich gar keine Zeit. Wir lassen uns nur von ihr verrückt machen.
Nur wenn man sich hetzen lässt, gerät man wirklich unter Zeitdruck. Lebt man in dem Denken, man hat alle Zeit der Welt - und nutzt diese auch - schafft man tatsächlich viel mehr (du siehst, der Zeitverkäufer hat schon mal bei mir geschellt ;) )
Zusammengefasst: ich finde es schön, dass du deinen Vertreter nur Placebos verkaufen lässt und nicht darauf hinaus willst, dass die armen Menschlein tatsächlich 10 zu 1 betrogen werden.

sehr gerne gelesen
weltenläufer

PS: schon Momo angefangen? ;)
(und auf keinen Fall nur Ausschnitte - ganzes Buch: Pflicht!)

 

hallo weltenläufer

ja, wahrscheinlich jeden.

wie ich sehe, hast du meine gedankengänge bei dieser KG nachvollziehen können.
auch deine Interpretation trifft den kern und sinn der Geschichte.
ja, er verkauft nur den Placeboeffekt. und er nimmt dafür ja nichts. die Geschichte wäre unter Umständen sogar real möglich.

am Mittwoch feiert eine Freundin, und macht eine Themenparty. ich werde mich als der Zeitverkäufer verkleiden.

leider habe ich schon auszüge aus Momo gelesen. aber ein Freund hat das Buch und bringt es mir bald mit. dann werde ich es mir ganz zu Gemüte führen.

danke dir

und besten Gruß

 

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