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Deutsche Autoren

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Deutsche Autoren

Wie ihr ja wisst, schreibe ich viel auf Deutsch ... und von daher denke ich immer, es wäre doch gut, wenn ich auch abseits von kg.de was auf Deutsch lesen würde.
Was ich wissen möchte: Ist es so schwer, (neue) deutsche Autoren zu finden, oder bilde ich mir das nur ein? Ist mein Lesehorizont zu beschränkt? Was würdet ihr mir empfehlen?
Mir werden nämlich fast nur Bücher von englischsprachigen Autoren empfohlen, und das nervt mich, weil ich die nicht auf Deutsch lesen will. Da muss ich mich die ganze Zeit fragen, ob da was verloren geht, ob der Autor nicht Fuck! meint, wo verdammt steht, warum ich mir nicht einfach gleich das Original geholt habe ..
Vielleicht ist das jetzt auch nur ein Problem, das ich hab ... mich würde interessieren, was ihr meint. Wenn ihr Übersetzungen liest, merkt ihr das? Denkt man da dran? Ist die Sprache nicht ein wenig anders? Das Gefühl irgendwie ... und wenn nur ein Tick. Das muss sie doch sein.
Hornby zum Beispiel, Hornby auf Deutsch. Also das könnte ich nicht. Nicht mit Freude. Für mich ist er ein Engländer, die Sprache, der Ton, alles..
Ich war vor Kurzem im Buchladen, wollte mir was von einem deutschsprachigen Autor kaufen und bin dann mit Murakami rausgelaufen (empfiehlt mir ja auch jeder Zweite). Da muss ich halt so oder so durch eine Übersetzung.

 

Wolf Haas, die Brenner-Romane. Silentium, Der Knochenmann und Komm süßer Tod.
Das ist österreichisch, aber der kann schon was mit der deutschen Sprache anstellen. Da gibt es auch wenig vergleichbares, also das kann ich sprachlich sehr empfehlen - das einzige, was mir da zu kritteln einfält, ist, dass es relativ wenig Buch pro Euro gibt.
Vor einer Weile hatten wir das ja mal mit postmodernem Erzählen und einer Erzählfigur. Das ist dort bei den Brenner-Romanen von Wolf Haas wunderbar gelöst.

Und ja, das mit den Übersetzungen ist so eine Sache. Ich merke das auch. Die Bücher sind sprachlich dann nur so gut, wie es der Übersetzer gebacken kriegt in einem sehr engen Zeitrahmen (denn der wird ja nicht nach Zeit bezahlt, sondern nach Seite, und weil er schlecht bezahlt wird -außer bei Ausnahmebüchern - hält er sich dran).
Mal davon ab, tut man auch was für deutsche Autoren und unseren Buchmarkt. Man darf sich nicht beschweren, dass mit dem Schreiben nichts zu verdienen ist, wenn man selbst nur ausländische Bücher kauft. Ich denke das jedesmal bei der Frankfurter Buchmesse, wenn sie dort die Literatur eines anderen Landes promoten, während im deutschsprachigen Raum relativ wenig los ist und man dort jeden Euro für die PR brauchen könnte.

 
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Hallo JuJu,

hoffentlich kommt hier einiges rein, denn mir geht es ähnlich. Um deutschsprachige Autoren zu unterstützen, kaufe ich hier und da blind ein, aber über Empfehlungen von Benutzern dieser Seite würde ich mich sehr freuen. Hier weiß man ja schon, dass da was hinter steckt und wenn Quinn sagt: lies Wolf Haas, ist das gekauft. Ralf Rothmann kann gut mit unserer Sprache umgehen, denke ich. Vielleicht fällt mir noch mehr ein... Guter Thread in jedem Fall. Ich vermute, dass Herr Kubus hier einiges beizutragen hat ...

Nachtrag: Dirk Bernemann (ich hab die Unschuld kotzen sehen) war mir zu ekelhaft.
Ferdinand von Schirach (Verbrechen) Krimi Kurzgeschichten, die gut reingehen und von einem Fachkundigen geschrieben wurden
Andi Rogenhagen (Heldensommer) da musste ich schon oft lachen.

Lollek

 
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Sprachlich war für mich Albert Ostermaier eine wirkliche Freude. Ich fand ihn sehr anstrengend, aber dem merkt man die Freude an Worten an und da hab ich mich mitgefreut.

Und ich mag Alexander Osang. Der liest sich nun wieder sehr einfach, aber ich mag ihn einfach gern. Das fließt so locker und leicht daher auf eine sehr angenehme Art und Weise.

 

Ralf Rothmann kann gut mit unserer Sprache umgehen, denke ich.
Unterschreib. Einer meiner deutschsprachigen Lieblingsautoren.

 

Noch was: Du wirst es auch als Glück ansehen, wenn du englische Originaltexte verstehst, denn damit ist doch deine Quelle für Originaltexte viel größer und

Wenn ihr Übersetzungen liest, merkt ihr das?
Ich bin sicher, da geht immer was verloren. Gerade diese Kleinigkeiten machen es doch für einen Feinschmecker aus. Ich kenne jemanden, der hat das Parfum auf ungarisch gelesen und fand, das Buch sei schlecht geschrieben ... Ja, und auch hierzu hat Quinn ein sehr aufschlussreiches Beispiel in meinem Kopf verankert, als er am ersten Satz eines Buches ausführlich erklärte, warum dieser Satz in Originalsprache um Längen besser ist als in der übersetzten Form. Es ging um den Satz: Der Mann in schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm. Das stammt aus dem Stephen King Roman Schwarz. Ich glaube, das ist nachzulesen in einem Thread, in dem es um gute erste Sätze geht. Sehr interessant, wie gesagt.

 

Den Tipp "Ralf Rothmann" kann ich nur unterstützen. Viele finden Juli Zeh langweilig, ich lese sie gern, meine Bücher darfst du natürlich auch in der Originalsprache lesen. ;) Von allen deutschen Autoren international am meisten verbreitet ist wohl Cornelia Funke, wenn du also nichts dagegen hast, auch Jugendbücher im Original zu lesen, da hast du reichlich Auswahl. Dann natürlich die Krimiautorin Ingrid Noll

 

Super, vielen Dank. Haas, Rothmann, Osang, Tietgen .. ich schaue mich gleich um.

 
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von Schirach Verbrechen empfehle ich auch seit einem Jahr hier rauf & runter, fuer mich eines der besten Buecher, die seit langem (in Dt) geschrieben wurden. Sehr gut zum lernen. Der Folgeband Schuld hat mich nicht gepackt, da fehlt das Feuer, wirkt lieblos; und das neue kenne ich noch nicht.

Julie Zeh: Corpus Delicti (schau rein, man muss in der Stimmung sein, sich auf die Szenen einzulassen - erst mochte ich es nicht und hab es weggelegt, nach einem halben Jahr nochmal reingeschaut, verschlungen und heissgeliebt).

Unica Zürn: Der Mann im Jasmin / Anagramme / Das Weisse mit dem roten Punkt. Tja, weiss nicht, ob Dir das zu komisch ist - Surrealismus, aber sehr eigen, nicht diese frz. Variante. Vllt ok, so wie Du Dein Bizarro-Ding beschreibst ... kann sein, dass es passt. Auf jeden Fall spannendes Spiel mit Sprache.

Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin. Ist ja inzw. schon ein Klassiker deutschsprachiger Literatur (sie ist Österreicherin). Finde, man sollte sie mal gelesen haben, oder es zumindest versucht.

Noch ein Ösi, den ich allerdings hasse wie die Pest, der aber durchaus sehr interessant schreibt: Thomas Bernhard. Hat schon echt einen an der Kanne, aber wie, ist (in homöopatischen Dosen) ganz geckig. Irgendwie ist das fuer mich 'Männerliteratur' - Nabelschau irgendwo zw wehleidig und arrogant, sehr schräg.

 

Wenn es um aktuelle ÖsterreicherInnen gehen soll,

dann darf wohl Daniel Glattauer nicht unerwähnt (vor allem "Gut gegen Nordwind" und Folgeband "Alle sieben Wellen", gerne aber auch älteres wie "Der Weihnachtshund") bleiben. Eventuell könnte auch Paulus Hochgatterer in das Suchschema passen. Als Dame könnte dir Marlen Haushofer gefallen.
Wolf Haas gefällt nicht jeden, sehr eigenwillig, sein Schreibstil.

"Das Parfum" wurde zwar erwähnt, aber nicht der Schriftsteller, Patrick Suskind, Deutscher und wirklich ein toller Schreiber, auch empfehlenswert das weniger bekannte "Die Taube"

Schweiz: Martin Suter, unbedingtes Muss

lg
lev

 

eine kleine Auswahl aus verschiedenen Epochen, was mir so auf die Schnelle als sehr lesenswert einfällt:

E.T.A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels
Gustav Meyrink: Der Golem
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften
Hans Lebert: Die Wolfshaut
Thomas Glavinic: Die Arbeit der Nacht

Thomas Bernhards Literatur als "ganz geckig" zu bezeichnen, find ich wiederum gewagt. ;)

 

Oder Du liest doch keinen neuen deutschen Autor, dafür aber eine zum Zum-Füße-küssen gute Übersetzung (ob und was da verloren geht, kann ich Dir nicht sagen, auf Englisch habe ich mich nicht ran getraut) hast eine Weile zu tun und wirst lange nichts Vergleichbares finden:

D.F. Wallace, Unendlicher Spaß

 

Man muss das Forum schon lieben.
Da fragt jemand nach neuen deutschen Autoren und kriegt als Antwort D.F. Wallace und Robert Musil. :P

 

Ich habe auch eine Frage - was sind für euch gute deutsche Gesellschaftsromane der letzten zehn Jahre? Ich möchte in dem Bereich gerne lesen, weiß aber nicht was und wen.

Bernhard finde ich sehr beeindruckend, in meinem lesenden Freundeskreis zählt den fast jeder zu den absoluten Heroen der jüngeren Literatur. Erschreckende Bücher, ich habe mich nach den ersten Titeln gefragt, wie jemand, der so wütend und hasserfüllt / düster und verzweifelt schrieb, lange genug leben konnte, um mehrere Bücher zu schreiben.
Inspirierend ist der für mich nicht, das ist zu fremd, daraus kann ich nichts mitnehmen. Aber sehr starke Prosa. Frost und Amras empfehle ich.

Bei Zeitgenossen sieht es schlecht aus, fürchte ich, vor allem wenn es jüngere Autoren sein sollen. Deren Bücher scheinen so blutleer zu sein, wie die Schreiber in Interviews wirken. Von daher immerhin authentisch. Daniel Kehlmann und Clemens J. Setz sind stilistisch sehr gut und probieren auch mal interessante Konzepte aus, aber deren Geschichten wirken auf mich mttlw wie Kopfgeburten. Empfehlenswert da noch Ruhm von Kehlmann. Ein Roman in neun Erzählungen. Gibts als Taschenbuch bei Rowohlt.

Sehr gute Kurzgeschichten schreibt Bernhard Schlink, der Jura-Prof. Sommerlügen und Liebesfluchten. Unaufgeregte Altmeisterprosa, die Geschichten stehen im Vordergrund.

Da fällt mir doch noch einer ein - für die jungen Wilden: Finn-Ole Heinrich. ziemlich krasser Scheizz, was sich halt verkauft. Spannende Geschichten, sehr ideenreich, nicht zu verspielt, manchmal seltsam grausam. taschen voll wasser gefiel mir sehr gut.

Da lohnt sich von allen Empfehlungen am ehesten der Blick, wenn man was für die eigene Schreibe mitnehmen möchte. Macht aber auch Spaß.

 
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@Kubus: Puh, Gesellschaftsroman ... kann man da nicht Jelinek zuzählen? Oder Ingeborg Bachmann, die mal nicht unerwähnt bleiben sollte, zumal ein Lit-Preis nach ihr benannt wurde. Mir ist sie allerdings zu spröde, herb; ich finde da keinen Zugang. (Mir liegen ausserdeutsch aber auch Leonora Carrington und Siri Hustvedt mehr als Sylvia Plath).
edit: "10 Jahre" passen hier natuerlich nicht, come to think of it ... ist das Genre nicht eh eingeschlafen?

Ansonsten Marie Luise Kaschnitz: Beschreibung eines Dorfes. Nicht episch, aber sehr intensiv.

Ab von Gesellschaft:
Heinz Emigholz: u.a. Das schwarze Schamquadrat. So verrueckt, dass eine Inhaltsangabe echt zwecklos ist. Mir kommt es manchmal vor, als hätte Emigholz den Surrealismus neu erfunden, ohne je davon gehört zu haben. Dennoch sind die Buecher nicht anstrengend / schwierig zu lesen, sind verspielt ohne unintellektuell zu sein. Ab davon macht er zum Niederknien schöne Filme ueber Architektur (Goff in der Wueste v.a.), die ebenso eine ganz eigene Filmsprache haben.

Klaus Kinski: Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund. Vllt keine 'grosse' Literatur und eher biographisch, aber angenehm frei, witzig und sehr sinnlich. Danach fand ich Bukowski bemueht, uninteressant und langweilig.

Alfred Kubin: Die andere Seite. Kubin ist vermutlich eher als Maler/Zeichner bekannt (u.a. Illustrationen zu E.A. Poe), aber sein einziger Roman ist ebenso wild wie seine Bilder. Duester und tragisch, mit viel Humor und Absurdität, aber auch ein 'körperliches' Buch. Es geht um eine kuenstliche, perfekte Parallelwelt, Traumwelt, aus der selbstverständlich ein Alptraum wird.

Georg Heym schrieb phantasievolle Lyrik. Expressionismus, Kritik an der Industralisierung. "Der Gott der Stadt" ist sehr schön, durchaus brutal, aber - ich finde - ohne zu viel Pathos in der Anklage.
.......

Zu Bernhard - es gibt dazu eine sehr scharfsinnige, witzige Habilschrift. Man muss an einigen Stellen diesen formelhaften Krampf-Feminismus ueberlesen, die Analysen sind dennoch gut. Danach kann man ihn einfach nicht mehr ganz ernst nehmen:
Ria Endres: Am Ende angekommen. Dargestellt am wahnhaften Dunkel der Männerporträts des Thomas Bernhard

 

Man muss das Forum schon lieben.
Da fragt jemand nach neuen deutschen Autoren und kriegt als Antwort D.F. Wallace
Das war keine Antwort, sondern ein Überredungsversuch. :)

 

Danke, Jelinek ist notiert! Die stell ich mir spannend vor, habe auch gute Leseerfahrungen mit österreichischen Nestbeschmutzern.

"10 Jahre" passen hier natuerlich nicht, come to think of it ... ist das Genre nicht eh eingeschlafen?

Ein Problem ist, dass es den klassischen Gesellschaftsroman nicht mehr gibt, oder dass er wenigstens mir nicht begegnet. Ich wäre auch an gelungenen deutschen Titeln interessiert, die wenigstens in Auszügen das Nebeneinander der heutigen Gesellschaft beleuchten. Wenn jemandem noch was einfällt: Gerne per PM, damit der Faden nicht aufgrund meiner Frage abdriftet. :)

 
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Gerade wurde im Heute-Journal Benedict Wells als neues deutsches Literatur-Wunderkind vorgestellt, dessen neuer Roman "Fast genial" heute erschienen wäre.
Ich habe mir bei seinem Verlag Diogenes eine Leseprobe besorgt, die mich trotz des interessanten Themas allerdings etwas enttäuscht.

 

Ich lese gerne:
- Daniel Kehlmann (vor allem: Die Vermessung der Welt)
- Thomas Glavinic (wunderbar: Das Leben der Wünsche; sonderbar: Carl Haffners Liebe zum Unentschieden)

 

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