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Deutschland privat

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Deutschland privat

"Ey hallo? Sag mal tickst du eigentlich noch ganz sauber? Kommst hier einfach so rein und machst mich blöd von der Seite an. Wofür hältst du dich eigentlich? Für den Kaiser von China oder so was? Meinst wohl, du kannst dir alles erlauben. Kannst du aber nicht, hörst du? Nicht mit mir, du Arschloch!"

"Moment mal, meine Liebe, nicht so ein Ton, ok? Ich wohne hier schließlich auch und kann hier reinkommen wann immer ich will. Ob dir das jetzt gefällt oder nicht. Und ich hab dich nicht angemacht, sondern nur gefragt, ob du mir ein Hemd gebügelt hast. Hätte ja sein können, dass du irgendwann am Tag mal zufällig etwas sinnvolles machst. Aber ich hätte es mir ja gleich denken können. Das könnte ja in Arbeit ausarten."

"Ach die alte Leier schon wieder. Hast du Penner eigentlich noch ein anderes Thema auf Lager? Bring deine beschissenen Spießer-Hemden doch zu deiner Mutter. Die freut sich bestimmt und schmiert ihrem kleinen Liebling dazu noch ein Bütterchen für die Arbeit. Soweit kommt es noch, dass ich dir den Arsch nachtrage, du Müttersöhnchen. Da hast du dir die Falsche ausgesucht."

"Lass meine Mutter aus dem Spiel, ist das klar? Die hat dir nichts getan und ich erlaube niemanden, dass er sich über sie lustig macht. Was sie in ihrem Leben schon geleistet hat, musst du erst mal nachmachen. Dann kannst du dir vielleicht mal eine Meinung erlauben."

"Ja hallo? Geht’s noch? Du willst mir sagen, wann und über wen ich mir eine Meinung erlauben darf? Du? Einer der sich den ganzen Tag für ein paar lausige Kröten vom Herrn Abteilungsleiter hin und her scheuchen lässt? Einer, der überhaupt keine eigene Meinung hat, der nach oben buckelt und nach unten tritt? So ein schleimiger Wurm will mir vorschreiben, was ich denken soll? Komm hau ab!"

"Ja, ich hau auch ab. Ich kann dein asoziales Gekeife nämlich nicht mehr hören. Nächste Woche bin ich hier verschwunden. Kannst hier dann meinetwegen in deinem Dreck ersticken, du alte Schlampe."

"Ach ja? Du willst abhauen? Wo willst du denn hin? Vielleicht zu Mami zurück, in dein altes Kinderzimmer? Das siehst dir ähnlich, du Lusche. ‚Mama, die war ganz böse zu mir! Ist ja schon gut mein kleiner Junge, komm her, ich mach dir ein leckeres Bütterchen!'"

"Hör jetzt endlich auf! Ich ertrag das nicht mehr. Womit hab ich das nur verdient? Ich hab dich mal geliebt, weißt du das eigentlich? Wegen dir hab ich alles aufgegeben und jetzt....., jetzt liegst du hier mit diesem Typ in unserem Schlafzimmer und schämst dich noch nicht einmal!"

"Ich soll mich schämen? Wofür das denn? Wer kriegt denn keinen mehr hoch? Wenn du ein richtiger Mann wärst, dann würde ich mich vielleicht schämen. Und jetzt verzieh dich endlich, der Herr Abteilungsleiter wartet auf seinen Laufburschen."

"Nein, Stopp, so geht das nicht, mein Schatz. Die Sache mit meiner Mutter war schon gut, aber wir hatten doch besprochen, dass du dich über mein Mini-Würstchen lustig machst. Nenn ihn doch einfach Kinderpimmel oder irgendwas in der Art, ja? Also jetzt noch mal: ich komm rein und frag dich, ob du mir ein Hemd gebügelt hast, ok?"

" Na gut, wenn es denn sein muss. Aber mach schnell, ich muss gleich zur Arbeit."

 

Hallo HenryL,

also ich bin etwas ratlos angesichts deiner "Geschichte". Erstens ist sie keine, sondern ein Dialog. Das wäre aus meiner Sicht nicht so schlimm, aber anderes macht mich ratloser:

Die Vorwürfe, die zwischen den beiden hin- und herfliegen, sind schon sehr klischeehaft und die Pointe, die darauf hinauswill, dass es sich nur um ein Spiel handelt (oder um eine Therapie?) macht die Klischees auch nicht besser.

Mein Fazit: locker geschrieben, sichere Sprache, aber sehr klischeehaft und vor allem: Was soll das? Was ist der Sinn?

Ich kann damit nichts anfangen, tut mir leid.

lieben Gruß,
Platoniker

 

Also es geht darum, dass es als Therapie helfen soll, aber nicht erkannt wird, dass es die Wirklichkeit ist...

So denke ich mir denn Sinn.
Mir kommt der Text auch sehr klischeehaft vor, aber ich denke darum ging es Henry_L, warum auch immer.

Aber viel mehr kann ich mit dem Text auch nicht anfangen.

Liebe Grüße
Jaimy

 

Nun denn, was soll ich dazu sagen? Dass hier immer wieder die Frage gestellt wird, ob das jetzt eine Kurzgeschichte ist oder nicht, nervt mich kolossal auf dieser Seite. Aber das nur am Rande. Heißt ja schließlich Kurzgeschichten.de und wir Deutschen lieben nunmal Regelwerke.

Was diesen Text betrifft, so handelt es sich hierbei um einen kleinen, imaginären Alltagsstreifzug durch deutsche Drei-Zimmer-Wohnungen, inspiriert durch eine Zusammenfassung der besten Talkshow-Highlights auf RTL 2.

Das Schöne an diesem Text ist meiner Meinung nach: Man muss sich nichts dabei denken, nach einem versteckten Sinn forschen, deuten und interpretieren. Einfach nur lesen und denken: das Leben ist bunt.

LG Henry

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Henry_L,

ich will hier als relativer Neuling nicht wieder die Gattungs-Debatte lostreten, das wurde, soviel ist mir beim Stöbern auf dieser Seite aufgefallen, schon oft und oftmals ohne rechtes Ergebnis getan. Nur: Erzählprosa ist eben Erzählprosa und unverbundene wörtliche Rede und Gegenrede ist eben Dramatik. Da bin ich einfach gestrickt und das hat nicht mit "deutsch" zu tun, aus meiner Sicht. Egal.

Das Schöne an diesem Text ist meiner Meinung nach: Man muss sich nichts dabei denken, nach einem versteckten Sinn forschen, deuten und interpretieren. Einfach nur lesen und denken: das Leben ist bunt.

Das ist - nichts für ungut - die typische Täuschung, der sich viele Autoren hingeben. Wenn ich als Leser mir nichts bei einem Text denken kann und soll, ich nichts darin entdecke, ich nichts für mich herausholen kann, dann ist er für mich eben belanglos und nicht lesenswert. Das heißt nicht, dass jeder Text eine tiefen, philosophische Sinnhaftigkeit haben muss, aber er sollte irgendetwas im Leser ansprechen. Das war bei mir bei diesem Text nicht der Fall.
Noch etwas:
Was mir als Literaturwissenschaftler und Autor ungeheuer auf die Nerven geht, ist, wenn Künstler sich an die Öffentlichkeit begeben und dann erwarten, dass man sie nicht interpretiert.

Außerdem widersprichst du dir. Man muss sich nichts denken und dann denken: das Leben ist bunt.

Abgesehen davon, dass das Leben der beiden Personen mir nicht allzu bunt vorkommt, auch wenn sie vielleicht dieses Spiel als sexuelle Aktivierung benutzen, interessiert mich als Leser diese Tatsache eher wenig, dass das Leben bunt ist, zumindest wenn dies die einzige Erkenntnis aus einem Text ist.

Und - mal ehrlich - wenn du willst, dass dein Text nur einfach gelesen wird, warum postest du ihn dann in einem Forum, wo du Kritik erwarten musst?

liebe Grüße vom
Platoniker, der sich nicht gerne sagen lässt, wie er einen Text lesen soll

 

Hi Henry,

Dass hier immer wieder die Frage gestellt wird, ob das jetzt eine Kurzgeschichte ist oder nicht (...)
Ja, die Regelwut der Deutschen, die Elterngeneration nicht besser als ihre Kinder, alles muss Struktur und Form und Berechenbarkeit zeigen und beinhalten.

Das Schöne an diesem Text ist meiner Meinung nach: Man muss sich nichts dabei denken, nach einem versteckten Sinn forschen, deuten und interpretieren. Einfach nur lesen und denken: das Leben ist bunt.
Da hast Du sicher recht, das Leben ist bunt, und auch in Deinem Text bildest Du etwas davon ab.
Allerdings denke ich tatsächlich ganz gerne mal, es wird zu einer Art Gewohnheit, und da kommt die Schwäche Deiner bundesdeutschen Nabelschau zum tragen : Du bist zu durchschaubar in der Pointe, zu reduziert in der Beschreibung, statt noch einen anderen Kick als die Pointe zu bieten und damit bleibt leider der von Dir angediente Gedankengang des bunten Lebens nicht länger in Erinnerung als die heutige Schlagzeile eines beliebigen Boulevard-Magazines, nämlich ziemlich genau bis zum nexten Reiz des bunten Lebens.
Versteh mich bitte richtig: ich bin kein Dogmatiker, die Form ist zweitrelevant, entscheidender ist (für mich als Leser wie als Autor) : hat es sich gelohnt zu lesen ? Hat es sich gelohnt zu schreiben ? Was bleibt von dem allen ? Und wenn du die Form ausser Acht lässt, wenn Du Stilmittel bewusst nicht nutzt, die sonst Spannung, Interesse, Anteilnahme erzeugen, dann muss die Pointe _wirklich_ gut und gut eingeleitet sein.

Grüße,
C. Seltsem

 

Mein lieber Platoniker,

Du lässt dir zurecht nicht gerne sagen, wie du einen Text lesen sollst. Ich dagegen auch nicht, wie ich einen Text schreiben soll. Denken tut man natürlich immer etwas. Das lässt sich wohl beim Lesen nicht ausschalten. Wenn ich sage, man muss sich nichts dabei denken, dann meine ich damit: ich habe keine explizite Botschaft, will niemanden von irgendetwas überzeugen. Denk meinetwegen: was soll der Text?

Das ist als Information für mich sehr wertvoll. Deswegen stelle ich hier Texte ein. Um zu sehen, ob sie jemanden ansprechen, berühren, gefallen.

Dieser Text berührt dich nicht. Ok, das kann ich akzeptieren und für diese Information bin ich dir dankbar.

Henry

 

ok Henry,

dann soll mir das auch reichen. Wenn dir diese Information ausreicht, dass manche dein Text nicht anspricht, ok. Mir schien nur so deine erste Reaktion so zu sein, dass du Kritik negativer Art ablehnst. Das habe ich missverstanden, sorry.

liebe Grüße,
Platoniker

 

@ Seltsem,

vielleicht hast du Recht mit der Vorhersagbarkeit der Pointe. Vielleicht aber auch nicht. Mir ging es in erster Linie auch um das Stilmittel der Beschimpfungen. Das, wohin Sprache in einer Beziehung abgleiten kann, wenn Liebe, Wertschätzung und Respekt verloren gegangen sind. Das ist mir, wie ich finde, ganz hervorragend gelungen. :-))

LG Henry

 

C. Seltsem schrieb:
Du bist zu durchschaubar in der Pointe, zu reduziert in der Beschreibung, statt noch einen anderen Kick als die Pointe zu bieten und damit bleibt leider der von Dir angediente Gedankengang des bunten Lebens nicht länger in Erinnerung als die heutige Schlagzeile eines beliebigen Boulevard-Magazines, nämlich ziemlich genau bis zum nexten Reiz des bunten Lebens.

Vielleicht gibg es ihm gerade darum?

Henry_L schrieb:
Was diesen Text betrifft, so handelt es sich hierbei um einen kleinen, imaginären Alltagsstreifzug durch deutsche Drei-Zimmer-Wohnungen, inspiriert durch eine Zusammenfassung der besten Talkshow-Highlights auf RTL 2.

Ich finde mit diesem Ausschnitt erklärt es sich doch fast von selbst ^^

Liebe Grüße
Jaimy

 

hallo henry,

auch wenn dich diese Pingelei auf kg.de nervt, aber leider erfüllt dein Text tatsächlich nicht die Kriterien einer Kurgeschichte...
Dabei wäre es wirklich einfach daraus eine zu machen. Es braucht nur ein Paar Sätze an den richtigen Stellen...

Den Plot selbst finde ich echt spannend und für mich war die Pointe in keinster Weise vorauszusehen. Dein Sprachstil holpert an manchen Stellen, aus dieser Sicht dein bisher schwächstes posting. Die Idee finde ich aber super.
Sind das eigentlich alles frisch geschriebene Dinger, die du jetzt nach und nach postest, oder ältere Ergüsse? Wenn Ersteres dann bist du ja echt mächtig fleißig.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

ein Text von mir wurde schon gelöscht, weil er keine KG war. Ärgerlich, aber ok. Dies allerdings ist eine. Hier wird eine Geschichte erzählt. Es gibt zwei Protagonisten, eine Handlung, die sich aus dem Gespräch ergibt und auch die Rubrik ist diesmal richtig, denn es ist eine Geschichte, die den Alltag eines durchschnittlich gestörten Paares in Deutschland zeigt.

Also ich bitte Dich. Ich beuge mich ja dem Regelwerk, aber Literatur braucht auch ein wenig künstlerischen Freiraum und kommt auch ohne ISO-Zertfizierung aus.

Gerne würde ich erfahren, wo der Sprachstil holpert. Und ja, ich schreibe viel. Habe natürlich jede Menge Geschichten in der Schublade, aber alle zwei Tage kommt eine neue hinzu. Diese ist so ungefähr zwei Wochen alt.

LG Henry

 

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