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Dexters Blues

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10.07.2002
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Dexters Blues

Dexters Blues

für Jynx

Die Augen geschlossen, balancierte der Bär am Bühnenrand und improvisierte über den Rhythmus von Lullaby of Birdland. Dexter stand hinter seinem Vibraphon und bewunderte die Virtuosität, mit welcher der Bär das Stück interpretierte. Obwohl sie seit Monaten unterwegs waren, obwohl sie Abend für Abend gespielt hatten und er jedes Mal Zeuge dieses Wahnsinns geworden war, konnte er immer noch nicht glauben, was er sah, was er hörte. Der Bär war der verdammt beste Saxophonist, mit dem er je zusammen gespielt hatte, und das waren im Laufe der letzten sechzig Jahre nicht wenige gewesen. Das Publikum klatschte begeistert den Rhythmus mit und trieb den Bären zu immer wahnwitzigeren Tonfolgen. Nach einer wilden Kaskade von Viertel- und Achteltriolen öffnete der Bär die Augen, drehte sich zu seinen Mitspielern und gab ihnen mit einem Kopfnicken das vereinbarte Zeichen. Nach und nach stieg der Rest der Band wieder ein. Dexter befürchtete, das Tempo nicht lange halten zu können; die Arme hingen bleischwer herunter, nur mit Mühe konnte er die Klöppel über die Tasten tanzen lassen. Der Bär schien die Schmerzen seines Freundes zu spüren, vorzeitig schickte er einen letzten Seufzer des Saxophons auf die Reise durch den verrauchten Keller, verzichtete auf weitere Improvisationen. Ein Moment der Stille legte sich über die Bühne, die Band, die Zuhörer. Dann glaubte sich Dexter inmitten eines Sturms. Das Publikum tobte, drängte nach vorne, kreischte, johlte und verlangte mit rhythmischem Klatschen nach einer weiteren Zugabe. Mit einem Grinsen in seinem zotteligen Gesicht drehte der Bär sich zu Dexter und zählte an, wobei er mit der rechten Pratze auf das Saxophon schlug. Auf Drei fing Dexter an, über einen A-Dur-Akkord zu phrasieren, um schließlich in den treibenden Rhythmus von Seven comes Eleven zu fallen, dem traditionell letzten Stück ihres Sets. Bass, Oboe und Alt-Sax stiegen nach und nach ein und gemeinsam trieben sie dem Höhepunkt entgegen.

„Und was wirst du die nächsten Wochen unternehmen?“, fragte der Bär.
Dexter klappte den Deckel seines Koffers nach unten, ließ die Schnallen einrasten und betrachtete die Namen der Clubs und Hotels, die in mehreren Schichten aufgeklebt waren und nicht erahnen ließen, aus welchem Material der Koffer ursprünglich einmal hergestellt worden war. Sie waren allein in der Garderobe, der Bär und er. Die anderen hatten bereits ihre wenigen Habseligkeiten gepackt und warteten an der Theke. Ein letzter Drink, dann würden sie sich vorerst in alle Winde zerstreuen. In drei Monaten wollten sie sich wieder treffen, um eine CD einzuspielen. Bis dahin würde jeder seiner eigenen Wege gehen, mit anderen Bands jammen oder sich als Studiomusiker verdingen.
„Jeder dieser Aufkleber erzählt eine Geschichte, einen Teil meines Lebens“, sagte Dexter.
„Hier, Mintons Playhouse, New York. Mann, was waren das für verrückte Sessions. Wir haben gespielt bis zum Morgengrauen. Dizzy, Thelonius, Kenny Clarke und natürlich Charlie Parker. Der war der Verrückteste von allen. Eines Abends habe ich mit ihm um die Wette gesoffen. Hatte natürlich keine Chance gegen „The Bird“, aber ich habe mich wacker geschlagen. Oder hier, kaum mehr zu erkennen, Kansas City, das „Cherry Blossom“. Zwei Wochen, Abend für Abend im selben Club. Und dann verduftet unser Manager mit der gesamten Gage. Ich hatte ihm von Anfang an nicht über den Weg getraut. Einem Albino kann man nicht trauen, habe ich Rudy gesagt, und diesem schon gar nicht. Er kann einem nicht in die Augen sehen, dieser Albino. Aber Lester wusste ja immer alles besser. Sei nicht so misstrauisch, hat er gesagt, er ist ein Cousin meines Schwagers. Na ja, Lester war immer schon zu vertrauensselig. Kansas City, das muss in den frühen Vierzigern gewesen sein, zu der Zeit, als Minnie das erste Mal schwanger war. Keine gute Zeit, damals. Lester ist kurz darauf über den Atlantik und liegt jetzt irgendwo in der Normandie begraben. Von dem Albino haben wir nie wieder etwas gehört. Ich hoffe, der Kerl verrottet in der Hölle.“ Dexter seufzte. „So viele Städte, so viele Clubs, so viele Geschichten, aber ich glaube, ich habe sie dir alle schon erzählt.“
„Ich werde dennoch nicht müde, sie mir immer wieder zu anzuhören“, antwortete der Bär, der regungslos in der Ecke der Garderobe stand und das Saxophon wie ein Baby in seinen Händen hielt. Nachdem Dexter darauf nicht reagierte, schraubte der Bär das Mundstück von seinem Saxophon, blies es aus und legte es vorsichtig in den mit Samt ausgepolsterten Koffer. „Und welchen Aufkleber wirst du in den nächsten Wochen hinzufügen?“
„Tja“, sagte Dexter und ließ sich langsam auf seinen Stuhl nieder. „Ich glaube, meine nächste Reise führt mich an einen Ort, für den es keinen Aufkleber gibt.“
„Immer noch die Bronchien?“, fragte der Bär. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst endlich zu einem Fachmann gehen.“
„War ich, vor Wochen schon. In Detroit“, antwortete Dexter. „Es sind nicht nur die Bronchien, das Herz will auch nicht mehr so, wie es soll, kommt ständig aus dem Takt. Ich bekomme kaum noch Luft und die Pumpe klappert und rasselt wie der Motor eines Ford-T. Ein Oldtimer, das bin ich, ein verfluchter Oldtimer.“
„Das heißt?“, fragte der Bär und setzte sich ebenfalls.
„Das heißt, sie stecken mich in ein Sanatorium und schließen mich an eine Maschine an, die mir das Atmen erleichtern soll.“
„Sanatorium hört sich gut an“, sagte der Bär.
„Nein, das hört sich überhaupt nicht gut an“, sagte Dexter leise. „Dies wird meine letzte Reise werden. Das Sanatorium werde ich nur noch mit den Füßen voran verlassen.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte der Bär. „Niemand würde einen alten Knacker wie dich in ein Sanatorium stecken, ihn an eine vermutlich sauteure Maschine anschließen, wenn es keine Hoffnung mehr gäbe. Also hör auf, so einen Unsinn zu erzählen.“
„Der Arzt konnte mir nicht in die Augen schauen, als er mir von dem Sanatorium erzählt hat. Er hat mir von den tollen Maschinen und den noch tolleren Behandlungsmethoden vorgeschwärmt, er hat mir die Klinik in den schönsten Farben gemalt und die Schwestern angepriesen, als wäre er ein Zuhälter und ich ein potenzieller Freier. Aber er konnte mir nicht in die Augen schauen. Nicht ein einziges Mal.“
Langsam stand der Bär auf, zögerte, schien sich nicht entscheiden zu können, in welche Richtung er sich wenden soll, dann bückte er sich, nahm das Saxophon aus dem Koffer und betrachtete es von allen Seiten. „Wenn du wirklich der Meinung bist, dass dies deine letzte Reise wird, dann sag sie ab. Lass uns nach Kansas fahren oder nach New Orleans und jammen, bis die Sonne das letzte Mal versinkt. Scheiß auf das Sanatorium. Ein Musiker sollte seine letzte Note auf der Bühne spielen und nicht in einem Krankenhaus, in dem sie ihm nicht helfen können.“
„Was ist mit deinen Verpflichtungen für die nächsten Wochen?“
„Die sage ich ab. Mach dir keine Gedanken, ich bekomme das schon geregelt. Und jetzt lass uns mit den anderen auf den Beginn einer ungewöhnlichen Abschiedstournee anstoßen.“
Dexter stand auf, sie sahen sich an und ohne ein weiteres Wort zu sagen verließen sie die Garderobe, und als sie gingen, ließen sie ein Gespenst zurück, das Gespenst des Sterbens, das an einem Kleiderhaken hängen blieb wie ein alter, abgenutzter Mantel, den niemand mehr tragen will.

 

Hi George,

irgendwie habe ich, als ich die Geschichte angeklickt habe, wieder deinen herrlichen Humor erwartet. Gefunden habe ich eine Geschichte ganz anderer Stimmung und auch ganz anderer Machart. Und was soll ich sagen? Du beherrschst auch das meisterhaft. Deine Geschichte hat mich ergriffen und am Ende sehr traurig gemacht. Wobei ich finde, dass die Entscheidung der zwei die einzig richtige ist. Mehr kann ich gar nicht sagen. Bin noch zu nachdenklich. Für ein bisschen Kleinkram reicht es dennoch. ;)

und natürlich Carlie Parker.
Meintest du Charlie?

Oder hier, kaum mehr zu erkennen, Kansas City, das „Cerry Blossom“.
Und hier Cherry Blossom?

ohne ein weiteres Wort zu sagen verließen sie die Garderobe, und als sie gingen, ließen ein Gespenst zurück,
Hier fehlt ein "sie"


Hat mir sehr gefallen!

Lieben Gruß
Kerstin

 

Hi George,

ich war hin- und hergerissen, ob du tatsächlich einen Bären porträtiert hast, zumal es unter Sonstige steht. Aber nichts deutet darauf hin, dass es kein Mensch sein könnte...es gibt Männer mit Pranken und zotteligen Haaren...und trotzdem begleitete mich die ganze Geschichte über penetrant ein Bär, der doch eigentlich mit seinen Tatzen auf keine separate Klappe kommt...

Das gleiche Thema gabs letztens mal mit der Monika Bleibtreu in einem Fernsehfilm. Weil mir der noch so nah war, war dieser Text inhaltlich nur eine Wiederholung für mich, aber dafür kannst du ja nichts :).

Melancholische Geschichte; schön wäre, wenn alle so pragmatisch mit dem Thema Abschied/Tod umgehen könnten.

Lieber Gruß
ber

 

Hallo Kerstin,

stimmt, das ist keine humorige George-Geschichte, hier schimmert vielmehr der olle Goodnight durch. Danke für die Komplimente, so etwas tut immer gut. Danke auch für die Hinweise auf die beiden entfleuchten h. Natürlich muss es Charly Parker und Cherry Blossom heißen. Wird sofort geändert. Auch das fehlende "sie" füge ich ein. Dir entgeht aber auch gar nix ;)

Hallo bernadette,

auch dir Danke für den Kommentar. Inzwischen ist mir auch eingefallen, welchen Film mit Monika Bleibtreu du meinst - einer der wenigen Filme, den in den letzten Monaten gesehen habe.
Das Thema "Sterben/Abschied nehmen" ist für mich eines der beiden elemtaren Themen meiner schriftstellerschen Bemühungen, wobei ich -zumindest nicht bewusst- an diesen Film gedacht habe, als ich den Text schrieb. Wäre auch schlecht möglich gewesen, da die Rohfassung von Dexters Blues seit mindestens einem Jahr auf meinem Rechner vor sich hingammelte.

Der Bär. Schön, dass es genau so ankam, wie ich es beabsichtigt habe. Zuerst hatte ich den Bären tatsächlich als Bären skizziert, da war auch nicht von Pratzen die Rede sondern ganz klar von Tatzen. Aber irgendwann wurde ich unsicher, was das Wesen des Bären betraf, immer mehr schob sich das Bild von Clarence Clemons (dem Saxophonspieler der E-Street-Band) vor das des Bären. Clemons selbst wirkt ja fast wie ein Bär, auch wenn er ganz bestimmt nicht so zottelig ist ;)
Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, es so zu lassen, wie es jetzt ist. So kann sich jeder Leser selbst entscheiden, welches Bild er in seinem Kopfkino sehen will: einen Bären oder einen Mann, der die Figur und das Aussehen eines Bären hat.

 

Hi George,

eine melancholische Geschichte.
Wenn mehr Menschen solche Freunde hätten, wie dein Prot den "Bär", hätten die Krankenhäuser weniger Sterbefälle.

Die Geschichte erinnert mich an den Film - knocking to heaven-.

das Gespenst des Sterbens, das an einem Kleiderhaken hängen blieb wie ein alter, abgenutzter Mantel, den niemand mehr tragen will.
Ein sehr schöner Satz, der genau das aussagt, was dein Prot tun wird.

Er geht mitten ins Leben, um zu sterben.

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Hallo George,

ja, mir hat´s auch gefallen. Der Tod platzte völlig unerwartet in diese durch Musik gefüllte Atmosphäre (hast du toll beschrieben), genau so, wie es dem Bären offenbar auch gegangen ist, als er von Dexters Situation erfuhr. Beeindruckend, wie der Freund reagiert, irgendwann nicht länger versucht, Dexter vom Gegenteil zu überzeugen, sondern einfach mit der Situation umgeht. Die Plötzlichkeit, die ich so gelungen fand, führt mich aber auch zu einem winzigen Kritikpunkt: Ich hätte mir stellenweise ein bißchen mehr Tiefe gewünscht, ein wenig mehr Andeutungen darüber z.B., warum Dexter der Band sein Leid verschweigt. Natürlich kann ich mir sein Verhalten erklären, aber einige implizite Andeutungen könnten dem Text glaube ich nicht schaden. Und dann habe ich mich noch gefragt, ob der Absatz, in dem Dexter von seiner Vergangenheit erzählt, nicht auch kürzer ausfallen könnte - nicht, weil er nicht gut geschrieben ist, sondern weil er ja nur indirekt etwas mit der Geschichte zu tun hat. Aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten, die mir an dieser wirklich guten Geschichte aufgefallen sind. ;)

Eins noch:

Dexter klappte den Deckel seines Koffers nach unten, ließ die Schnallen einrasten und betrachtete die Namen der Clubs und Hotels, die in mehreren Schichten aufgeklebt waren und noch nicht erahnen ließen, aus welchem Material der Koffer ursprünglich einmal hergestellt worden war.
das "noch" ist aus m.E. falsch, da man es ja nie wieder erahnen kann.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hi George,

auch wenn deine Geschichte Dexters Blues heißt, habe ich eher an Jazz gedacht. ;)
Die Melancholie aber hast du gut getroffen und auch den Bären gut erwischt. Man spürt die Verbindung, die es zwischen ihm und Dexter gibt.
Schön finde ich, die Glaubwürdigkeit, die Augen haben (oder (k)ein Blick in diese).

Hat mir gut gefallen, deine Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

Vielen Dank für die Kommentare. Wie hat somebody in einem anderen thread so schön geschrieben? Solche Kommentare versüßen einem so einen verregneten Sonntag.

@ Coleratio

Er geht mitten ins Leben, um zu sterben.
Das ist ein schöner Satz! Ist es nicht das, was wir uns alle wünschen sollten, wenn es soweit ist? Ins Leben zu gehen, um zu sterben. Wirklich ein schöner Satz. Dass Knockin on Heavens Door zu meinen absoluten Lieblingsfilmen gehört, muss ich nicht erwähnen - oder?

@ Juschi

Interessante Fragen, die du aufwirfst. Da mir die beiden Figuren schon seit mehr als einem Jahr durch den Kopf gehen, habe ich natürlich eine genaue Vorstellung von ihrer Beziehung zueinander, aber auch von ihren Beziehungen zum Rest der Band. Ich wollte das gar nicht weiter vertiefen. Was mir jedoch zu kurz kam, waren die Erinnerung Dexters, die du wiederum kürzen würdest. :hmm:

Das "noch" fliegt natürlich sofort raus. Ein Einzelkämpfer, dieses "noch". Hat sich aus der ersten Fassung rübergerettet, dieser Schlingel ;)

@sim

Schön, dass die Melancholie scheinbar so rüber kommt, wie ich das beabsichtigt habe.

Mit Jazz hast du natürlich vollkommen Recht, aber "Dexters Jazz" wäre ein blöder Titel - oder? ;)

 

Dass Knockin on Heavens Door
Oh wie peinlich! :shy:
Mir wollte der volle Titel einfach nicht einfallen.
Hast du mir sehr nett mitgeteilt :)

 
Zuletzt bearbeitet:

coleratio schrieb:
Mir wollte der volle Titel einfach nicht einfallen.
Hast du mir sehr nett mitgeteilt :)
Nachdem ich das gelesen hatte, habe ich ungefähr so ausgesehen :schiel: :confused:
Ich wusste gar nicht, was du meinst. Denn ich habe beim Lesen deines ersten Kommentars automatisch den richtigen Titel gelesen. Selbst jetzt habe ich zwei Anläufe gebraucht, um zu erkennen, was daran nicht stimmt. Aber egal, ob knockin to heaven oder knockin on heavens door - ein toller Film ist es auf jeden Fall.

Edit: Und ich lag auch falsch. Laut google heißt der Film "Knockin' on heaven's door"

 

Hallo George!

Nachträglich alles Gute zum Geburtstag! :)

Es ist Dir hier ja wirklich gelungen, einen Blues zu erzählen. Ein trauriger Blues, der durch die starke und ehrliche Freundschaft des Bären weniger traurig wird. Die Botschaft, nicht aufs Sterben zu warten, sondern seinen Blues bis zum Ende zu spielen, also zu leben, bis es aus ist, finde ich auch sehr gut und eben wirklich zum Blues an sich passend.
Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen, zumindest für mich, die auch gerne Blues hört, hast Du die Atmosphäre in dem Club und zwischen den beiden befreundeten Musikern gut hinbekommen.
Und dieses Bild am Schluß, mit dem Gespenst am Haken, ist ein absolut perfektes Ende für die Geschichte. Mit dem Bild als Hintergrund dann der Nachspann des Films ...

So kann sich jeder Leser selbst entscheiden, welches Bild er in seinem Kopfkino sehen will: einen Bären oder einen Mann, der die Figur und das Aussehen eines Bären hat.
Soso. Und ich dachte, Du hättest ihn sicher deshalb Bär genannt, weil er stark ist, denn er nimmt etwas auf sich, was nicht jeder zu tun bereit wäre: einem Freund wirklich zu helfen, selbst auf etwas zu verzichten. Dafür muß man stark sein – wie ein Bär eben. ;)

Jetzt frage ich mich nur: Was soll ich kritisieren? :D

Naja, ein paar kleine Kleinigkeiten hab ich noch gefunden:

»Der Bär war der verdammt beste Saxophonist, mit dem er je zusammen gespielt hatte,«
– also ich wäre da eher für Zusammenschreibung: »zusammengespielt« – der Duden gibt als Unterscheidungsbeispiele die Mannschaft an, die zusammenspielt, und die Kinder, die zusammen spielen. Bei der Musik sehe ich da doch eher ein Zusammenspiel, meinst Du nicht?

»Hatte natürlich keine Chance gegen „The Bird“,«
– innerhalb der direkten Rede einfache Anführungszeichen: ‚The Bird’ (auch ‚Cherry Blossom’). Das richtige, zu den von Dir verwendeten normalen Anführungszeichen passende, einfache Anführungszeichen ist das auf der #-Taste. ;)

»„Ich werde dennoch nicht müde, sie mir immer wieder zu anzuhören“, antwortete der Bär,«
– ein »zu« zuviel: wieder zu anzuhören

»Dexter stand auf, sie sahen sich an und ohne ein weiteres Wort zu sagen verließen sie die Garderobe, und als sie gingen, ließen sie ein Gespenst zurück, das Gespenst des Sterbens, das an einem Kleiderhaken hängen blieb wie ein alter, abgenutzter Mantel, den niemand mehr tragen will.«
– Ich würde nach »Garderobe« einen Punkt machen, um beides besser wirken zu lassen. Ein Punkt nach Garderobe hätte meiner Meinung nach irgendwie was von »Tür zu« und würde dem Bild mit dem Gespenst dann viel besser die Bühne frei machen, als wenn das nur so hintendrangehängt ist. ;)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Eine sehr gute und sehr gut geschriebene Geschichte. Wie der letzte verwehende Ton von Miles Davis Trompete, der Sehnsucht, Wehmut und Hoffnung eins werden lässt.

Die Figur des "Bären" gibt der Geschichte einen angenehmen Hauch Extravaganz, ist goldrichtig gewählt, weil es einige bärenhafte Musiker im Jazz gegeben hat, die auf diese Weise eine Huldigung erfahren und einen gemeinsamen Nenner bekommen.

Hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Sie hat auch mein altes Jazzerherz erreicht. Und nachdenklich gemacht. Und mir vor Augen geführt, dass ich dringend mal wieder in einen Jazzkeller gehen muss. Mit etwas Glück steht ja ein Bär auf der Bühne.

Grüße von Rick

 

Liebe Susi,

es gibt Dinge, auf die man sich freuen kann, weil man weiß, dass sie passieren - so wie deine 'Geburtstagskommentare'. Hey, siehst du, ich habe die '-Taste gefunden :) Was soll ich großartig zu deinem Kommentar sagen außer, dass ich mich sehr gefreut habe. Deine Anmerkungen bzw. Korrekturen werde ich alle übernehmen. Sogar den Punkt nach der Garderobe. Du hast Recht, dadurch wirkt der finale Satz noch stärker.
Danke!

@ Rick

Auch dir ein großes Dankeschön für den Kommentar. Der Besuch eines Jazzkellers oder alternativ einer Blueskneipe lohnt immer. Und wenn dann noch eine Geschichte rausspringt - umso besser.

 

Hallo George,

eine Geschichte, die mir gefallen hat. :)

Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, es so zu lassen, wie es jetzt ist. So kann sich jeder Leser selbst entscheiden, welches Bild er in seinem Kopfkino sehen will: einen Bären oder einen Mann, der die Figur und das Aussehen eines Bären hat.

Am Anfang der Geschichte, dachte ich es ist ein Bär, der dann jedoch zu einem Menschen wurde. Mich hat es ein bischen gestört, dass ich diese Vorstellung erst entwickeln musste. Rückschauend betrachtet, hätte ich mir mehr Klarheit am Anfang gewünscht. Vielleicht ist es Geschmacksache, aber ich denke, die Wahrnehmung eines Menschen als Bären könnte man auch deutlicher herausstellen.

Danke fürs Lesevergnügen.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

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