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Dialog allein am Tisch
Ich sitze am Tisch. Habe alles vorbereitet, fein säuberlich vorbereitet. Und ich bin mir nicht sicher, starre es an. Starre Dich an. Bis Du beginnst, mit mir zu sprechen.
Worüber denkst du nach?
Über dich. Über dich denke ich nach.
Darüber, ob du mich wirklich nehmen sollst?
Ja.
Nimm mich. Nimm mich hier und jetzt. Hier auf dem Tisch.
Du sprichst wie eine Frau.
Mißfällt dir das?
Nein. Wenn ich ehrlich sein soll, nein.
Dabei bin ich viel besser als eine Frau.
Weshalb?
Weil du nie aufhören wirst, mich zu wollen. Weil du mir treu sein wirst. Weil du mich nie enttäuschen mußt.
Das klingt schön, sehr schön. Aber auch bedrohlich.
Ich bin nicht ungefährlich. Du bist zu intelligent, als daß ich dir etwas vorgaukeln könnte.
Schmeichle mir nicht.
Ich schmeichle dir gar nicht. Ich sage dir nur, wie es ist.
Ich weiß, wie es ist.
Dabei kennst du mich doch noch gar nicht.
Natürlich kenne ich dich.
Nein, du kennst mich nicht. Du weißt nicht, wie es ist, wenn Du mich empfängst. Nicht, wie es ist, wenn ich nicht mehr in dir bin und du mich noch einmal haben willst.
Aber ich weiß um die Bedrohung.
Ach. Und trotzdem hast du mich in dein Haus gelassen?
Ja.
War das etwa einfach?
Nein.
Nein? Du mußtest dich ganz schön anstrengen, oder? Es hat dich viel Überwindung gekostet, oder?
Ja, schon. Na und?
Was war denn so schwierig daran? War es nicht letztlich ganz einfach?
Doch. Eigentlich viel zu einfach.
Aber für dich war es schwierig. Du hast dich ganz klein und hilflos gefühlt.
Ja.
Ich werde dich groß machen. Mit mir wirst du jede Angst verlieren. Du wirst Dinge tun können, die dir bisher völlig unmöglich erschienen. Für mich wirst du all deine falschen Ängste los. Das Korsett dieses Anstands. Die Bürde dieser Gesellschaft, die dir nicht geben kann, was du suchst. Du wirst so viel unnötigen Ballast über Bord werfen können, glaub mir.
Will ich das denn?
Deswegen hast du mich doch hierhergebracht, nicht? Um dir einen Sinn zu geben, ein Ziel. Tag für Tag. Und dieses Ziel werde ich sein. Du wirst meiner nie überdrüssig werden. Und selbst wenn du an mir zweifeln solltest, wirst du mir treu bleiben. Deine Tage werden ausgefüllt, und all deine übrigen Sorgen werden nichtig sein.
Aber bin ich dir dann nicht ausgeliefert, in einem anderen Gefängnis nur?
Ja, natürlich. Wie sollte ich dir etwas vormachen? Du würdest es ja doch durchschauen.
Und weshalb sollte das besser sein?
Weil du nie von mir ablassen wirst. Weil du immer wissen wirst, daß du nur mich willst. Und wieviel einfacher ist das Leben, wenn man erst einmal weiß, was man wirklich will?
Ich bin noch unsicher.
Ja, aber das wird vorübergehen. Vertrau mir, vertrau dich mir an.
Warum sollte ich?
Weil ich mich deiner noch annehmen werde, auch wenn du nicht mehr attraktiv sein wirst. Weil ich noch von dir begehrt sein will, auch wenn du kein Geld mehr haben wirst. Und auch, wenn dich niemand sonst mehr mögen wird, wirst du bei mir noch Zuflucht finden. Ich werde dich immer wieder täuschen können. Und du, du wirst mich immer wieder durchschauen. Und wirst niemals aufhören, mich zu wollen.
Das hört sich an wie das Spiel zweier Liebenden.
Bis zum Ende.
Gut. Nur - einen Moment noch.
Nimm ihn dir. Und dann nimm mich. Ich kann warten. Du weißt, ich bin da.