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Die alte Geschichte von den Hybridmenschen
„Sie sollten sich eigentlich glücklich schätzen, dass Sie mich hier an meiner Arbeitsstelle besuchen dürfen, Herr äh...“
„Grind.“
„Herr Grind. Jawoll, glücklich sollten Sie sich schätzen, anstatt mich mit ihren trübsinnigen Kritikversuchen zu belästigen. Nur sehr wenige Menschen durften bisher meine Arbeit aus der Nähe bewundern. Also seien Sie gefälligst auch angemessen begeistert.“
„Das fällt mir ein wenig schwer, angesichts dieser... hm, äh...“
„Mensch-Kartoffel-Hybriden. Ist doch nicht schwer zu merken.“
„...angesichts dieser Mensch-Kartoffel-Hybriden. Ich meine, es wird nicht leicht werden, meinen Lesern ein positives Bild von ihrer Forschung zu vermitteln, wenn ihre bisherigen Ergebnisse ausschauen wie große Jutesäcke, in die man irgendwelche zappelnden Etwasse eingenäht hat. Um ehrlich zu sein, finde ich das vollkommen entsetzlich, um nicht zu sagen, abstoßend. Wozu soll das denn überhaupt gut sein?“
„Für den MKH wird es in der Zukunft mannigfaltige Verwendungsmöglichkeiten geben. Jeder wird einen haben wollen. Stellen Sie sich vor: Sie können mit ihm über Sartre diskutieren, oder, wenn Sie überdrüssig sind, dann können Sie ihn schälen und essen. Er ist sehr praktisch. Verstehen Sie?“
„Äh. Und Sie denken, dass Sie mit dieser Präsentation die drohende Streichung ihrer Forschungsmittel aufhalten können? Ernsthaft?“
„Und ob.“
„Warum züchten Sie nicht lieber Gensoja? Oder synthetische Fischphosphatmilch? Solches Zeug ist doch sowieso schon überall drin, das ist ein sicheres Geschäft, aber das hier... das bringt Sie bestenfalls in die Klapsmühle.“
„Jetzt hören Sie mal, ich habe Sie nicht eingeladen, damit Sie hier ihr Laientum unter Beweis stellen! Sie sollen der Welt endlich zeigen, dass wir hier seriöse Forschung betreiben! Das hier ist die Zukunft! Gensoja, Gensoja! Wenn ich das schon höre! Den Gensojamann, den habe ich doch schon in meiner Studentenzeit entworfen. Das sind doch Ideen aus der Frühsteinzeit. Meine neuen Projekte dagegen...“
„Neue Projekte? Gibt es etwa noch mehr, woran Sie arbeiten?“
„Aber selbstverständlich.“
„Gott steh uns bei.“
„Folgen Sie mir. Dort hinten sehen Sie den Mensch-Wurst-Hybriden. Sehr praktisch für Metzgereien, er kann sich selbst verkaufen, Einsparungen bei Personal, Lohnkosten und Material. Dann hätten wir da noch den kolossalen Froschmann: Taucher, Kampfschwimmer, das Militär hat schon Interesse angemeldet. Und seine Schenkel... hmmmm, delikat, sag ich Ihnen! Das dort drüben, was Sie dort sehen, dazu hat mich ein Woody-Allen-Film inspiriert. Vielleicht erinnern Sie sich an den Satz: ‚Hier zwinge ich einen Mann zum Geschlechtsverkehr mit einem großen Roggenbrot‘... kennen Sie diese Szene? Eine echte Offenbarung. Haha. Nun kommen wir zu...“
„Entschuldigen Sie, aber mir wird schlecht. Ich muss unbedingt hier raus... und ich brauche ein... uh... ein Badezimmer. Bitte bringen Sie mich zum Badezimmer!“
„Nun gut, wenn es sein muss, hier entlang. Aber Sie verpassen das Beste.“
„Ah, ah, wie schrecklich. Ich muss die Welt warnen... nehmen Sie mir das nicht übel, aber ihre Forschungsprojekte müssen um jeden Preis aufgehalten werden. Uah.“
„Darüber können wir später noch reden. Jetzt gehen Sie erst mal hier hinein und machen sich wieder frisch.“
„Uh... Danke schön. Uh... wie grässlich... uh... bis später... uh...“
...
„Da geht er hin. So! Nun aber rasch wieder den Riegel vor. Nicht, dass der gefräßige Schlundmann noch entschlüpft. Das wäre fatal, er hat ja seit einer Woche nichts mehr gegessen. Aber das ändert sich ja nun. Ha Ha...! Fast ein bisschen schade, wenn man recht bedenkt... der arme Herr Grind konnte ja eigentlich nichts dafür. War zur falschen Zeit am richtigen Ort. Die Zeit ist eben noch nicht reif. Doch sie wird kommen. Die Zeit wird kommen.“
