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Die Anzeige (Wienerisch)
Erwin begibt sich in eines dieser heruntergekommenen, mit von den Wänden fallendem Verputz, und Schreibtischen sowie Holzbänken aus der Kaiserzeit ausgestatteten Wachzimmer.
„Gut´n Tag, i mechat a Aunzeige mochn.“
„Wia haß´ma denn? Haums an Ausweis dabei?“
„Jo, schauns, do is mei Ausweis.“
„Aha, se san oiso da Erwin Pospisil?“
„Jo.“
„Auslända? Na, samma eh a Östarreicha, gö? Oiso wos woinn ma denn?“
„Mia woinn, oiso i wü an Einbruch aunzeigen.“
„Sooo? Sie glauben oiso, daß bei ihna einbrochn wordn is.“
„Na, bei mia ned. Bei unsan Club. Oiso, des is so. Mia haum do an Club und in des Clublokal is einbrochn und die Kassa gstoin woan.“
„Na daunn nehmmen wir einmal des Protokoll auf.“
Der Inspektor setzt sich zum Computer, der in den Räumen wie ein Fremdkörper wirkt, und schaut auf den Bildschirm. Er wirkt sehr daran interessiert, welche Reaktionen sich auf dem Monitor abzeichnen, nachdem er abwechselnd Maus und Tasten betätigt. Scheinbar findet er etwas nicht und ruft: „Hööömal!“
Nachdem sich niemand meldet, nimmt er Papier und Blaupapier und spannt es mit den erklärenden Worten, „Des is olles a Kaas, des technische Klumpat.“, in seine gute, alte, mechanische Schreibmaschine ein.
„Die Adresse.“
„Penzinger Stroßn hundertfuffzig, ersta Stock.“
„Seit wann gemeldet?“
„Na, wohnan tua i dort net, des is nur des Clublokal.“
„Heans, mochn´s mi net narrisch! I hob ihna noch ihnara Adress g´frogt!“
„Aso... Sonnenweg zwahundatfünfazwanzg.“
„So, und jetzt bitte die Adress´ vom Clublokal.“
„Die hob i do grod...”, ein scharfer Blick des Inspektors, ein Seufzen von Erwin, “Penzinger Stroßn hundatfuffzg, der klane Extrabau, im erstn Stock.”
„Wer isn do da Eigentüma?“
„Des waß i net.“
„Daunn muaß i nochschaun. Setzns ihna dawei draußn hi.“
Beide verlassen den Raum, der Inspektor kommt erst nach einer viertel Stunde wieder, während Erwin die Holzlatten der Bank besitzt.
„San se si sicha, mit der Adress?“
„Jo sicha bin i sicha...“
„Die gibt’s oba net.“
„Wos, bitte wie?“
„Die Adresse gibt es nicht.“
„Wos haßt des?“
«Na, i kaunn jo schlecht a Aunzeige moch´n, waunn des betreffende Objekt goa net existiert.“
„Es existiert oba, mia san jo jede Wochn zwa Moi do oben drin, glaub´ns ma´s, des gibt´s.“
„Na, des gibt´s net. Des is nicht existent.“
„Oba schauns, Herr Inspekta, die hom uns die gaunze Kassa gstoin! Fünftausend Schülling woan do drin!“
„Des is net unsa Problem. In unsan Bezirk gibt’s auf der Adress nur a ebenerdiges Gebäude ohne erstn Stock. Auf einer Adresse, die nicht existiert, kann folgedessen auch kein Einbruch stattgefunden haben.“
„Oba Herr Inspekta...“
„Wie heißt der Betreiber des Clubs?“
„Wieso woinn Sie des wissen?“
„Für die Aunzeige.“
„Wos manan sie jetzt?“
„Ja, waunn Sie in offiziell nicht existenten Räumlichkeiten einen Club betreiben, ist des natürlich strofbor. Vamutlich erfüllen sie auch nicht die Auflagen, die die Bauordnung für solche Räumlichkeiten vorsieht, wie zum Beispü an Notausgaung oda feiapolizeiliche Vurschriftn. Des wird teia für Sie. Wahrscheinlich auch noch illegaler Vakauf vun Getränke und vielleicht sogor Drogen?“
„Oba Herr Inspektor, i bin do weg´n dem Einbruch do...“
*
(Die Übersetzung hab ich wieder rausgelöscht, braucht ja eh keiner.)