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Die Ausgeburt der Hölle
Ich denke jeder Mensch hat so seine ganz eigenen Ausgeburten der Hölle. Für mich sind es die Spinnen! Manchmal kommt es mir so vor, als würden sie mich verfolgen. Sie sind überall da wo ich bin und das schon mein ganzes Leben lang. Und dann eines Tages oder besser gesagt eines Nachts, machte ich die fürchterliche und für mich heute noch verfolgende Bekanntschaft mit der Mutter meiner Ausgeburten der Hölle.
Es begann alles damit, dass ich nach einem anstrengenden Arbeitstag meinen Feierabend genoss und beschloss früh ins Bett zu gehen. Während ich so im Bett lag und noch ein wenig durch das Fernsehprogramm zappte, spürte ich irgendetwas auf meinem Gesicht. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch dachte, es wäre ein Haar oder ähnliches, wischte ich es mit einer Handbewegung weg und schaltete um auf den nächsten Kanal. Aber dann begann es in meinen Hirnwindungen zu arbeiten. Die Verspätung lässt sich vielleicht durch meine Müdigkeit erklären oder aber auch, aus der Tatsache heraus, das ich blond bin. Najo, wie und warum auch immer, wurde mir nachträglich bewusst, das das was ich da gerade weggewischt hatte, für ein Haar oder so, eindeutig zu groß gewesen war. Da nur das Licht des Fernsehers das Zimmer erhellte und es so eindeutig zu dunkel war, um herauszufinden, was es denn nun gewesen war, beschloss ich das Licht anzumachen und nachzusehen. Zum Glück musste ich mich dafür nicht großartig bewegen, sondern nur die Hand ausstrecken und den Schalter betätigen. Im Nachhinein habe ich mir oft gewünscht, dass ich nicht das Licht angemacht hätte. Denn nun sah ich, was es gewesen war. Die Spinne hockte nämlich noch auf meiner Decke, ungefähr in Höhe meines Bauches und glotzte mich an. Ich erstarrte. In den Erstarrungsmodus zu gehen, ist für mich eine normale Reaktion beim Anblick einer Spinne. Welche Größe sie hat oder wie sie aussieht, tut da nichts zur Sache. Und diese, die es sich da gerade auf meinem Bauch gemütlich machte, war SEHR groß und SEHR beharrt. Ich war unfähig mich zu rühren und begann zu schwitzen. Dann mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass dieses Viech, kurz zuvor noch über mein Gesicht gekrabbelt war. Ich betone, über mein Gesicht! Diese für mich grausamste aller Erkenntnisse veranlasste mich dazu, die Decke mit samt der Spinne von meinem Bett zu befördern, kreischend aufzuspringen und mein Schlafzimmer fluchartig zu verlassen. Dieses habe ich dann auch erstmal nicht mehr betreten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich nächtelang nicht schlafen konnte und Alpträume hatte, habe ich es doch irgendwie geschafft, das Ganze zu verdrängen und wieder in mein Schlafzimmer zu ziehen.
Mir kam nie der Gedanke, dass ich sie vielleicht mit der Tatsache, sie sehr unsanft von mir runter befördert zu haben, wütend gemacht haben könnte. Tja, bis ich dann eines Tages schlafen gehen wollte und zu diesem Zweck meine Bettdecke zurückschlug. Da saß sie mitten in meinem Bett und ich sage euch, sie hat mich angeknurrt. Folglich sah mein Schlafzimmer mich wieder eine zeitlang nicht und ich dachte wirklich ernsthaft darüber nach, diesen Raum gar nicht mehr zu betreten. Ziemlich bescheuert eigentlich, als wenn sie nicht durch die Türspalte kommen könnte, aber naja soweit hatte ich bis dato noch nicht gedacht. Ansonsten wäre ich wohl gleich ausgezogen.
Dann eines Nachts kam ich von einer Party nach Hause und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht mehr ganz alleine war. Im Klartext, ich war total betrunken.
Diese Nacht fiel noch in meine ich-betrete-das-Schlafzimmer-nicht-Phase.
Und was macht man üblicherweise, bevor man ins Bett bzw. aufs Sofa geht? Genau man geht noch mal aufs Klo. Und genau da begab ich mich auch hin. Zog mir die Hose runter und hockte mich mit einem Seufzer der Erleichterung hin, froh darüber, endlich wieder auf das heimische Klo gehen zu können.
Da saß ich nun und fragte mich gerade, ob ich die Nacht überstehen würde, ohne das Klo noch mal aus einem anderen Grund besuchen zu müssen, als ich sie erblickte. Sie hockte links neben meinem Waschbecken und starrte mich genauso an, wie ich sie anstarrte und sie knurrte wieder laut und vernehmlich. Nun passierte mir das, was mir erst einmal immer passierte, ich erstarrte und konnte mich nicht mehr rühren. Nicht wirklich eine angenehme Situation, wenn man dabei auf dem Klo sitzt, wie ihr euch wohl vorstellen könnt. Mir wurde schnell klar, diesmal hatte sie mich in der Falle und sie wusste das auch. In meinem betrunkenen Zustand, hätte ich schwören können, ihr Grinsen zu sehen. Was sollte ich jetzt nur tun? Zumal mir das denken, eben wegen diesem gerade erwähnten Zustand, sehr schwer viel.
Ich sollte dazu vielleicht erwähnen, dass ich nicht in der Lage bin, eine Spinne zu töten, da das aus der Entfernung ziemlich schwierig ist. Wenn ich sie dann nicht richtig treffe, mit dem jeweiligen Gegenstand, der mir gerade in die Finger kommt und sie fängt daraufhin an zu krabbeln, gehe ich sehr schnell in die ich-schreie-jetzt-Phase über. Spätestens jetzt dürfte euch klar sein, ich habe ein echtes Spinnenproblem.
Während nun mein betrunkenes Gehirn sich damit abmühte, einen Ausweg zu finden, konnte ich regelrecht spüren, das sie nur darauf wartete, dass ich auch nur die kleinste Regung machte, um mich dann anzuspringen. Langsam begangen meine Füße einzuschlafen und es dauerte nicht lange, da betraf es auch meine Beine. Ich konnte jetzt schon den Abdruck auf meinem Hintern spüren, den die Klobrille unweigerlich hinterlassen würde.
Ich kann euch nicht mehr sagen, wie lange das Ganze gedauert hat, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor und irgendwann, als ich merkte das mir die Augen zu fielen, dachte ich: jetzt musst du handeln. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und bewegte langsam meine Hand runter zu meinem Schuh, denn was anderes zum schmeißen, war nicht in greifbarer Nähe. Sie spannte sich und setzte zum Sprung an. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt, fing ich an, sie zu beschimpfen, was sie aber nicht wirklich zu beeindrucken schien. In meinem Kopf hallte immer nur ein und dasselbe Wort wieder: HILFEEEEEEEEEEEEEEEEEEE. Aber ich würde mir nicht die Blöße geben, um Hilfe zu schreien. Nein das würde ich nicht tun!
Dann als ich schon fast dem Wahnsinn nahe war, hörte ich ein Geräusch aus meiner Wohnung und mir fiel es wie Schuppen von den Augen , natürlich meine Katze, wieso war ich nicht schon längst darauf gekommen???? Ich rief sie und sie kam auch brav angelaufen. Und als sie sich erstmal im Badezimmer befand, dauerte es auch nicht lange und sie hatte das Monster entdeckt. Sie tat dann genau das, was Katzen halt so tun. Ohne größere Schwierigkeiten hatte sie die Ausgeburt der Hölle gefangen, spielte noch eine Weile mit ihr, um sie dann genüsslich zu verspeisen.
Ich verfolgte dieses Massaker mit Genugtuung und Schadenfreude, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt und war gleichzeitig erleichtert, dass das Grauen nun endlich vorbei war.
Jetzt stellte sich mir nur noch ein Problem. Habt ihr schon mal versucht nach einer Ewigkeit und mit eingeschlafenen Füssen und Beinen vom Klo aufzustehen?? Wenn ja, wisst ihr denke ich ungefähr, wovon ich spreche.