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Die Eichenhütte

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25.02.2022
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Die Eichenhütte

Oma hat gewunken, als sie mich durch die Glastür des Wohnzimmers sah. Eigentlich wollte ich der Pflegerin nur schnell die Einkaufstüte geben und wieder fahren. Aber sie hat sich schon aufgesetzt, musste sich dafür am Dreieck festhalten, das über dem Krankenbett hängt. „Wusstest du, dass die Eichenhütte ein Jahr leer stand, bevor die Schafe einzogen?“, fragt sie. „Dein Opa war immer ganz besessen, wenn er mit einem neuen Projekt begann. Habe ich dir erzählt, dass er einmal versucht hat, Champignons in unserem Keller zu züchten?“
Ich schüttle den Kopf, will mir die alten Geschichten gar nicht anhören. Vor allem nicht an einem Sonntag. Wäre ich doch schon samstagabends mit den Einkäufen gekommen, dann hätte ich sagen können, dass ich müde bin und es ein anstrengender Tag war. Seufzend falle ich auf den roten, abgenutzten Lederstuhl neben dem Bett. Er ist das letzte Überbleibsel der Couchgarnitur. Sie wurde vom Krankenbett ersetzt. Jetzt schläft die Pflegerin im Schlafzimmer und Oma hat vom Wohnzimmer aus die Haustür gut im Blick. Das beruhigt sie, jetzt da sie kaum noch laufen kann.
„Und, hat es funktioniert?“
„Oh ... nein“, sagt Oma fort. „Er war so besessen. Monatelang durfte ich die Kellerfenster nicht öffnen, weil die Temperatur konstant sein muss und er ging mit seiner Sprühflasche mehrmals täglich hinunter, wegen der Luftfeuchtigkeit. Ach, er hatte so viele Projekte dein Opa. Das Schaukelpferd zum Beispiel, das er dir geschenkt hat, das hat er selbst gebaut.“
„Ja“, sage ich. „Das hat er mir erzählt.“
„Das wundert mich nicht. Da war er auch ganz stolz drauf.“ Einen Moment schweigt sie, scheint in Erinnerungen zu schwelgen. „Die Eichenhütte war etwas ganz Besonderes für deinen Opa. Im ersten Winter starrte er stundenlang aus dem Küchenfenster unseres alten Hauses. Erinnerst du dich noch an das Fenster?“
Ich nicke.
„Es war ein furchtbarer Winter, tagelang schneite es Pappschnee vom Himmel und da fragte mich dein Großvater, was er denn machen soll, wenn das Dach der Hütte einbricht. Weißt du, ich hab sie mir auch oft angesehen vom Fenster aus. Da sah man nur die Eichenkrone, die aus ihrem Dach wuchs. Nicht die morschen Seitenwände oder die schiefen Bretter.“
„So, als würde Leben aus ihr wachsen“, murmle ich. An den Ausblick erinnere ich mich auch. Ich hab ja selbst oft aus dem Fenster geschaut. Die Eichenhütte stand etwa dreihundert Meter vom Haus entfernt. Links eine Weide, auf der Schafe grasten, rechts ein Pferdegehege, das Jahre später an einen Bauern verkauft und zu einer Ackerlandschaft wurde. Auch den Badeteich sah man vom Fenster aus, in dem ich meine erste Actionfigur verlor und auf dem wir früher oft Schlittschuh liefen. Opa, Oma und ich.
Oma nickt nachdenklich. „Ich glaube, ich habe deinen Opa nie verstanden“, meint sie. Ihre Finger zittern, als sie zum Leibstuhl blickt. Sie benutzt ihn seit zwei Wochen. Eine Toilette im Wohnzimmer, weil sie es ohne Hilfe nicht mehr bis zum Bad schafft. Omas Mundwinkel zucken. „Jetzt weiß ich, wie es ist“, flüstert sie.
Ich presse die Lippen zusammen. „Habt ihr nicht miteinander gesprochen?“, frage ich, stelle mich unwissend, um den unangenehmen Themen zu entgehen. „Du und Opa?“
„Doch, doch.“ Oma wischt sich mit dem langen Ärmel ihres Hemdes über die Augen. Als sie fortfährt, tut auch sie so, als hätte sie nicht über Großvaters Zeit im Pflegeheim gesprochen und darüber, wie es ist, wenn man nichts mehr selbst tun kann. „Über die Kinder, die Schule, die Arbeit. Das war früher anders. Wusstet du, dass dein Opa die Bretter für die Eichenhütte selbst gesammelt hat?“
„Nein“, sage ich und versuche, interessiert zu klingen. „Warum?“
Oma zuckt mit den Schultern. „Ich hab ihm gesagt, dass er Günther fragen soll .“
„Den Tischler?“
„Ja genau. Aber dein Opa hat sie selbst gesammelt. Ein paar Bretter hat er aus dem Wald. Weißt eh, von dort wo ihr immer Parasol gesammelt habt, bei der Lichtung mit den Krokussen. Da gab es einen Hochsitz mit so morschem Holz, dass kein Jäger mehr raufsteigen wollte. Dein Opa war so verdreckt, ich hätte ihn am liebsten aus dem Haus gejagt. In den Händen hielt er vier oder fünf Holzbalken, die jeder andere einfach liegen gelassen hätte.“
„Den Hochsitz kenne ich noch“, werfe ich ein. „Das Gerüst steht heute noch da. Daneben haben die Jäger einen zweiten gebaut, auf dem bin ich mit Opa oft gesessen, da haben wir gejausnet, wenn wir Pilze gesucht haben.“
Großmutter nickt. „Ich hab euch beiden immer Milchschnitten eingepackt.“
„Ja, stimmt“, sage ich und wir lächeln einander an. Großvater wollte immer früh morgens in den Wald gehen, aber das hat Oma nicht davon abgehalten, noch früher in der Küche zu stehen und uns Brötchen zu richten. Mein Magen krampft, als mir klar wird, dass ich nie darüber nachgedacht habe. Es war selbstverständlich, so wie es für mich selbstverständlich sein sollte, ihr zuzuhören. Aber ich will nicht. Ich will nicht hören, wie schlecht es ihr geht und dass es nicht mehr so ist, wie es war und nie wieder so sein wird. „Sicher wird es wieder besser“, sage ich zögernd, obwohl ich es nicht glaube. Großmutter ist nicht krank, sondern alt. Und eigentlich würde sie gerne sterben, aber sie kann nicht. Noch nicht.
„Hab ich dir erzählt, dass einmal die Polizei vor unserer Tür stand? Wegen der Eichenhütte?“, fragt Oma, tut so, als hätte sie gar nicht gehört, was ich sage.
Ich schüttle den Kopf.
„An den Samstagen, da hatte die Sperrmüllanlage ja immer offen.“
„Hat sie auch heute noch. Freitag den ganzen Tag und Samstag Vormittag.“
Oma nickt, weil es ihr egal ist. „Dein Opa legte sich dort immer auf die Lauer. Mir war das furchtbar unangenehm. Ich wollte nicht, dass die Leute mitbekommen, dass er Holz klaut.“
„Darum kam die Polizei? Aber da schmeißen die Leute doch nur weg, was sie eh nicht mehr brauchen.“
„Nein, nein, hör zu“, sagt Oma. „Auf jeden Fall gabs da einen Maschendrahtzaun -“
„Den gibt es auch heute noch.“
„Ja, dann weißt du eh, was ich meine“, sagt Oma und klingt ein wenig genervt. „Da lag er auf der Lauer mit seinem Fernglas und das hat einer jungen Dame nicht gefallen. Die hat gedacht, er ist ein Spanner.“
„Auf der Sperrmüllanlage?“
„Keine Ahnung, was die Leute denken. Die Dame hat ihn jedenfalls erkannt und Anzeige erstattet. Natürlich ist nichts rausgekommen. Er hat ja nichts gemacht.“
„Und was hat er von der Sperrmüllanlage geholt?“
Oma winkt ab. „Ach, alles Mögliche. Fernseher, von denen er glaubte, dass er sie noch reparieren könnte, große Kartons, Kästen und so weiter.“
„Für die Eichenhütte?“
„Ach für die Hütte?“, fragt Oma und denkt einen Moment nach. „Erinnerst du dich an die babyblauen Holzbalken, mit der er die schiefen Fenster in der Nacht geschlossen hat?“
Ich nicke. Sie hatten spiralförmige Musterungen an den Seiten und wirkten wie eine Antiquität. Sie passten ganz und gar nicht zu der Scheune. „Die hat er dort gefunden?“, frage ich.
„Ja genau. Einmal hat er Günther mitgenommen.“
„Den Tischler?“
„Nein, den Nachbar-Günther, der ihm mit dem Badeteich geholfen hat und von dem er die Frösche gestohlen hat.“
„Eigentlich hat er den Laich gestohlen und nicht die Frösche“, sage ich.
„Ah, dann hat er dir das erzählt?“
Ich zucke mit den Schultern. „Nicht, woher er den Laich hat, aber er hat mir gesagt, dass man immer die Eier nehmen muss und nicht die Frösche selbst, sonst bleiben sie nicht.“
„Er war schon ausgefuchst, dein Großvater“, sagt Oma. „Auf jeden Fall hat Günther ihm gesagt, dass es dumm ist, eine Hütte um einen Baum zu bauen. Daraufhin hat er ein halbes Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen!“
„Wirklich?“, frage ich und bin tatsächlich überrascht. „Die beiden waren doch immer so eng.“
„Waren sie“, sagt Oma. „Aber die Eichenhütte, die war etwas ganz Besonderes für deinen Opa.“
„Dabei ist es ja wirklich eine dumme Idee“, murmle ich. „Eine Hütte um einen Baum zu bauen, die wachsen doch. Ich weiß noch, dass Großvater das Dach jährlich reparieren musste. Klar haben wir dadurch auch ne Menge Zeit da verbracht und oft auf dem Dach gejausnet, aber das ist schon ne Menge Arbeit und das jedes Jahr.“
„Ja, praktisch war es nicht“, meint Großmutter. „Aber Arbeit ist etwas Schönes. Da waren dein Opa und ich uns sehr ähnlich. Ich hatte meinen Garten, der war mir so wichtig, wie ihm seine Eichenhütte. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man etwas mit seinen eigenen Händen schafft. Außerdem hält die Arbeit den Geist jung, weißt du?“
Ich nicke. Aber eigentlich weiß ich es nicht. Für mich sind die Ruhestunden, in denen ich mich durch die Streaming-Apps klicke oder mit Freunden Snaps hin und her schicke entspannender, als die Arbeit im Freien. Insbesondere, wenn es um sich wiederholende Dinge geht, wie ein Garten, das Mähen des Rasens oder gar die jährliche Reparatur eines Daches.
„Erinnerst du dich noch an den Futtertrog in der Eichenhütte?“
Ich lache leise. „Natürlich. Ich war im Frühling fast jeden Tag dort, weil ich hinten bei der Nische nachgeschaut hab, ob es wieder Katzenbabys gibt.“
Großmutter nickt. „Dein Opa hat den Trog selbst gebaut, aber dabei hat er nicht daran gedacht, dass in der Hütte ja auch der Eichenstamm ist. Darum musste er ein Loch aus der Mitte des Troges sägen, damit er ihn überhaupt an der Scheunenwand befestigen konnte. So entstand dann diese Nische, in der die Kätzinnen ihre Babys zur Welt brachten.“
„Das wusste ich nicht“, sage ich und aus irgendeinem Grund wird mir warm, als ich daran denke. Es war schon eine schöne Zeit damals. Ich saß oft mit Großvater zusammen auf dem Dach. Wir aßen im Schatten, den die breiten Äste der Eiche über uns spendeten, während unter unseren Hintern die verschiedenfarbigen Ziegeln hin und her rutschten. Manchmal redeten wir über Tiere oder über das Malen – denn Opa malte Landschaften – oder ich erzählte ihm von meinem Alltag. Oft saßen wir still da, lauschten dem Blöken der Schafe, hörten, wie die Frösche quakten und manchmal, wenn die Zeit passte, sahen wir die ersten, vorsichtigen Schritte der Kätzchen.
Ich weiß noch, dass Großvater täglich vier Karotten und Äpfel einpackte, die er dann den Pferden über den Zaun gab. Es waren vier Stück. Zwei Gescheckte, ein Schwarzes und ein Rotbraunes. Mit Letzterem war er einmal kollidiert, bevor es das Gehege gab. Es hatte ihn an der Hausecke überrascht und umgerannt. Drei Wochen war er im Krankenhaus gewesen, auf einem Auge fast blind und dazu bekam er einen leichten Herzinfarkt. Daraufhin entstand das Gehege.
„Die Fische im Teich, die hat dein Opa von Günther“, sagt Oma.
Ich blicke sie fragend an.
„Den Nachbars-Günther, der mit dem Biotop.“
Ich nicke.
„Und das Futter für die Katzen, das hab ich immer gekauft. Weil es nicht nur deinem Opa wichtig war, dass die Kätzinnen sich nicht zu weit von ihrem Nachwuchs entfernen müssen. Ach ja, das Vogelhäuschen, das auf dem Ast der Eiche hing, das hat deine Urgroßtante, die Resi gebaut.“
„Ja spannend, wie sich das alles zusammengesetzt hat“, sage ich unbeeindruckt, weil ich mich an Urgroßtante Resi gar nicht mehr erinnern kann.
„Die Hasenkäfige auf der Hinterseite der Eichenhütte hat dein Opa für dich gebaut, weil er wollte, dass dort auch für deine Häschen Platz ist, falls du sie einmal mitgebracht hättest.“
„Die hat dann der Marder geholt“, sage ich.
Oma lacht leise. „Ja, so ist die Natur. Grausam und endlich.“
„Redet ihr beiden wieder über den Tod?“
Ich blicke auf, als mein Vater auf einmal in der Tür steht.
„Hier wird nicht gestorben!“, sagt er mit ernstem Blick und kommt ans Bett.
„Verhindern kannst du’s nicht“, gibt Oma zurück, mit mehr Energie in der Stimme, als ich gewohnt bin.
„Wir haben über die Eichenhütte gesprochen“, sage ich. „Und über meine Hasen, die vom Marder geholt wurden.“
„Ich habe dir immer gesagt, dass du darauf achten musst, dass die Käfigtüren geschlossen sind“, sagt Vater.
Ich rolle mit den Augen. „Ja dafür ist es jetzt ein paar Jährchen zu spät.“
Er zieht mir leicht an meinem Ohr. „Apropos Eichenhütte. Ich weiß genau, dass du dich in der Nacht immer aufs Dach geschlichen hast.“
„Als ich im Kindergarten war, stimmt. Da hab ich immer gesungen“, erinnere ich mich. Ich hab mich damals immer in Omas Nachthemd aus dem Haus geschlichen. Mit dem weißen Hemd, den dunklen Haaren und ganz ohne Schuhe hätte man mich fast für einen Geist halten können. Über den Hasenstall kletterte ich aufs Dach und setzte mich auf den ersten breiten Ast. Dabei sang ich gar nicht so oft, eigentlich lauschte ich viel öfter dem Rauschen des Flusses, dem müden Blöken der Schafe und dem Quaken der Frösche im Teich. Eigentlich sang ich nur, wenn es gruselig wurde.
„Laut und schief“, quittiert mein Vater.
Erneut rolle ich mit den Augen, kann mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Naja“, sage ich schließlich und stehe auf, lege dabei Oma eine Hand auf die Schulter. „Ich hab noch was vor, also lasse ich euch zwei mal alleine.“
Großmutter nickt, küsst mich zurück, als ich ihr einen Kuss auf die Wange hauche. Vater boxe ich beim Vorbeigehen in die Seite. Er japst, verwuschelt mir das Haar und setzt sich auf den roten Lederstuhl.
Ich blicke nur kurz zurück, speichere das Bild ab. Oma wie sie im Krankenbett sitzt, den Kopf zu Papa gewandt, müde lächelnd. Papa, dessen Augen fast so müde sind, wie Omas. Als ich ins Auto steige, frage ich mich, wie viele Sonntage ihr noch bleiben und wer mich an die Eichenhütte erinnern wird, wenn sie nicht mehr ist. Vielleicht tue ich es dann selbst. Vielleicht erzähle ich meinen Kindern irgendwann die Geschichte.
Was ist eigentlich passiert, dass ich sie so sehr aus dem Blick verloren habe? Auch nach dem Kindergarten, als ich in die Schule kam, verbrachten Opa und ich den Sommer bei der Eichenhütte. Irgendwann erlaubte er mir sogar, alleine zur Hütte zu gehen, so lange ich die Schafe, Pferde, Kätzchen und Fische fütterte. Erst spät begriff ich, dass er mich alleine losschickte, weil es ihm zunehmend schwerer fiel. Er schaffte es nicht mehr, aufs Dach zu steigen, um die Ziegelsteine zu befestigen. Bald waren auch die dreihundert Meter vom Bauernhaus zur Eichenhütte zu beschwerlich, um sie jeden Tag zu meistern. Sicher sah er vom Küchenfenster aus, wie die Eichenhütte zerfiel.
Ich weiß noch, dass die Schafe an den Bauern verkauft wurden, der später das Pferdegehege zu einem Acker machte. Ich habe keine Ahnung, wer die Pferde nahm. Als Großvater dann ins Heim musste, fütterte niemand mehr die Katzen bei der Hütte. Auch Oma war bereits zu alt, als dass sie die Strecke jeden Tag hätte meistern können. Außerdem war alles verwuchert und verwachsen, jetzt, da es keine Schafe mehr gab. Und der Stamm im Inneren der Eichenhütte war so breit geworden, dass das Holz um ihn angestrengt knirschte. Bei jedem Windstoß lösten sich die Schrauben und morsche Bretter brachen aus den Wänden der Hütte. Die Ziegel rutschten vom Dach, hinterließen große Löcher, sodass das Holz im Inneren faulte. Und als Großvater starb, verkaufte Oma Haus und Grund. Der künstlich angelegte Teich wurde mitsamt den Fischen zugeschüttet, das sommernächtliche Quaken der Frösche verstummte und das Holz, das einst die Hütte gewesen war, wurde auf einen großen Haufen mitsamt den babyblauen Balken geschlichtet und im Osterfeuer verbrannt. Übrig blieb die Eiche.

 

Hej @Salatze

der Text ist still und weit zugleich, zeigt einen Ort, den man eigentlich längst verlassen hat und der doch im Inneren weiterlebt.
Die Eichenhütte ist ein sehr stimmiger Schauplatz für diese Challenge: kein lauter, exotischer Ort, sondern ein Erinnerungsraum, der über Jahre gewachsen ist, beladen mit Arbeit, Fürsorge, Verlust und einer tiefen, leisen Zärtlichkeit.



Mich hat besonders berührt, wie sich die Welt des Großvaters aus Projekten, Tieren, Brettern, Teich und Katzen unaufdringlich mit der Gegenwart der Großmutter im Pflegebett verbindet.
Alles fließt ineinander: Erinnern, langsamer Verschwinden.

Die Dialoge tragen diese Bewegung, weichen dem Tod aus, umkreisen ihn. Die Müdigkeit versteckt sich zwischen den Sätzen. Das wirkt nicht konstruiert, sondern wirklich gelebt.

 Manchmal erkenne ich das Bemühen des Erzählers auch alles unterzubekommen, was gesagt werden muss, da steckt Verbesserungspotential.

Das Schlussbild mit dem Osterfeuer und der allein verbleibenden Eiche ist stark und schmerzlich. Hier ließe sich vielleicht etwas einschmelzen. Weniger Erklärung, mehr Andeutung. Feinschliff lohnt sich.

Paar Stellen:

Ach, er hatte so viele Projekte dein Opa. Das Schaukelpferd zum Beispiel, das er dir geschenkt hat, das hat er selbst gebaut.“
„Ja“, sage ich. „Das hat er mir erzählt.“
„Das wundert mich nicht. Da war er auch ganz stolz drauf.“ Einen Moment schweigt sie, scheint in Erinnerungen zu schwelgen. „Die Eichenhütte war etwas ganz Besonderes für deinen Opa. Im ersten Winter starrte er stundenlang aus dem Küchenfenster unseres alten Hauses. Erinnerst du dich noch an das Fenster?“
Hier so ein Dialogbeispiel, das nicht ganz natürlich klingt.
„Doch, doch.“ Oma wischt sich mit dem langen Ärmel ihres Hemdes über die Augen. Als sie fortfährt, tut auch sie so, als hätte sie nicht über Großvaters Zeit im Pflegeheim gesprochen und darüber, wie es ist, wenn man nichts mehr selbst tun kann. „Über die Kinder, die Schule, die Arbeit. Das war früher anders. Wusstet du, dass dein Opa die Bretter für die Eichenhütte selbst gesammelt hat?“
„Nein“, sage ich und versuche, interessiert zu klingen. „Warum?“
Oma zuckt mit den Schultern. „Ich hab ihm gesagt, dass er Günther fragen soll .“
„Den Tischler?“
Hier ein zweites, besonders wenn sie sich die Fragen zuwerfen: der Tischler? ....

auf dem bin ich mit Opa oft gesessen, da haben wir gejausnet, wenn wir Pilze gesucht haben.“
Ach die Österreicher :D


„Ja, praktisch war es nicht“, meint Großmutter. „Aber Arbeit ist etwas Schönes. Da waren dein Opa und ich uns sehr ähnlich. Ich hatte meinen Garten, der war mir so wichtig, wie ihm seine Eichenhütte. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man etwas mit seinen eigenen Händen schafft. Außerdem hält die Arbeit den Geist jung, weißt du?“
Starke Stelle

Das wusste ich nicht“, sage ich und aus irgendeinem Grund wird mir warm, als ich daran denke. Es war schon eine schöne Zeit damals. Ich saß oft mit Großvater zusammen auf dem Dach. Wir aßen im Schatten, den die breiten Äste der Eiche über uns spendeten, während unter unseren Hintern die verschiedenfarbigen Ziegeln hin und her rutschten.
Die Wehmut sehr gut getroffen

Der künstlich angelegte Teich wurde mitsamt den Fischen zugeschüttet, das sommernächtliche Quaken der Frösche verstummte und das Holz, das einst die Hütte gewesen war, wurde auf einen großen Haufen mitsamt den babyblauen Balken geschlichtet und im Osterfeuer verbrannt. Übrig blieb die Eiche.
:Pfeif:


Danke für diese berührende, ruhige Geschichte, klingt nach. Ich mag den Text.

Viele Grüße sendet und eine angenehme restliche Woche wünscht
Isegrims

 

Hallo @Salatze eine angenehm zu lesende, ruhig erzählte Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Beim Lesen (bis auf ein paar von mir angemerkte Stellen) hatte ich ein wohliges Gefühl, vielleicht auch deshalb, weil ich mich da stellenweise gut reinversetzen konnte.
Nach dem Lesen saß ich da und habe mir ein paar Gedanken gemacht, weil ich das Gefühl bekam, dass mir da irgendwie doch noch etwas fehlt, ich aber nicht sagen konnte, was genau. Jetzt, nach ein bisschen Nachdenken, versuche ich es mal zu formulieren:
Du machst an der einen oder anderen Stelle ein paar Themen auf (bzw. deutest sie an). Zum einen der Opa, der ja scheinbar nicht der einfachste Zeitgenosse war. Er scheint ein wenig verschroben, klaute Dies und Das für seinen Hof zusammen, reparierte kaputte Fernseher (oder auch nicht), stritt mit dem Nachbarn, weil der seine Eichenhüttenpläne kritisierte usw.
Er scheint irgendwie ein wenig getrieben zu sein. Jetzt stellt sich mir als Leser natürlich die Frage: Warum? Und das fehlt mir in deinem Text noch. Der Frage zumindest nachzugehen, ohne sie beantworten zu müssen, warum er so ist, wie er ist.

Zum anderen die Beziehung der Großeltern. Ich hatte mal ein Erlebnis mit meinen Großeltern, ich war so ungefähr zehn Jahre alt. Wir saßen zusammen und haben über irgendetwas geredet. Die beiden hatten sich da ein wenig angestresst, wohl nicht so ernst gemeint, sie lachten auch dabei, aber ich konnte das nicht so einordnen zu jener Zeit. Dann ging mein Opa aus dem Raum und nach einer Weile meinte meine Oma zu mir: "Ich glaube, er liebt mich." Das werde ich wohl nie vergessen. Beispiel: Würde ich jetzt eine Geschichte schreiben (mein Opa besaß eine Laube, wo er mit seinen Zechenkumpels ab und an Bier trank), dann würde ich diese Aussage meiner Oma zum Zentrum meiner Geschichte machen, auch wenn es vordergründig um die Laube gehen würde.
Du deutest da ja auch wiederum etwas an: Nämlich, dass die Oma sich scheinbar ihre Gedanken gemacht hat, über die Beziehung und wie nahe sie einander sind, bzw. wie vertraut. Da liegt für mich dann auch echt noch eine Menge Potenzial. Das könnte in meinen Augen noch mehr in die Geschichte einfließen. Andererseits würde sich dann die Schwerpunktsetzung der Geschichte, die du ja bewusst so aufgezogen hast, wie sie momentan ist, verändern. Wäre also eine Entscheidungsfrage.

Ich möchte es noch mal kurz fassen: Ich mochte deine Geschichte und habe sie gerne gelesen. Ich denke aber, dass du sie auch noch in eine dezent andere Richtung lenken könntest und die Dinge, die du hier nur ganz wenig andeutest, ausbauen könntest. Am Ende liegt es bei dir, ob du das möchtest. Puh, ich hoffe, meine Gedanken über deinen Text waren so einigermaßen nachvollziehbar für dich. Vielleicht kannst du ja etwas aus meinem Kommentar mitnehmen. Falls nicht, ist das aber auch völlig in Ordnung.

Beste Grüße
Habentus

Anmerkungen:

„Wusstest du, dass die Eichenhütte ein Jahr leer stand, bevor die Schafe einzogen?“
Ich meine mich zu erinnern, dass du in einer frühreren Version einen anderen Anfang hattest, oder? Ich finde den Satz (wurde angemerkt) gut als Einstieg geeignet. Was mich aber nicht abholt, ist mit wötlicher Rede zu starten. Bei mir funktioniert das oft nicht, weil ich mich immer erst frage, wer denn da jetzt spricht und ich dann bereits ABstand vom Text genommen habe. Ich würde also dafür plädieren, den Satz (der wie schon bemerkt als Anfang super funktioniert) anders einzusetzen. Aber sit am Ende vielleicht auch eine Geschmacksfrage.

Jetzt schläft die Pflegerin im Schlafzimmer und Oma hat vom Wohnzimmer aus die Haustür gut im Blick.
Das fände ich ja auch spannend. Die Rolle der Pflegerin, ihre Verhältnisse, ihre Arbeitsbedigungen (oft nicht einfach aus meiner Erfahrung). Vermutlich kommt sie in der Geschichte nicht mehr wirklich vor, du willst vermutlich etwas anderes erzähölen, un ddas ist ja auch völlig in Ordnung, aber ihr Schicksal würde mich auch sehr interessieren. Ansonsten frage ich mich, warum sie hier so beiläufig erwähnt wird? Ist das dann notwendig?

Oma nickt nachdenklich. „Ich glaube, ich habe deinen Opa nie verstanden“, meint sie.
Mmh, wo kommt das denn jetzt so plötzlich her? Das passt für mich nicht zu dem Vorherigen. Da berichtet sie doch sogar davon, dass der Opa sie um Rat fragt (nachdem so viel Schnee auf das Dach gefallen ist). Scheint mir eher so, als hätten sie eigentlich einen ganz guten Draht hatten. So eine Aussage müsste in meinen Augen entweder mehr vorbereitet sein, oder aber hier den Erzähler (und uns Leser) bewusst vor den Kopf stoßen und aufgegriffen werden. Das passiert dann aber nur so halb. Der Enkel ist zwar irritiert und fragt zögerlich nach, aber ich denke, dass in dieser Szene mehr drin wäre. Sei es entweder als Gespräch, oder vlt. sogar besser, als innerer Prozess des Enkels. Die Richtung, sowas hier aufzumachen, finde ich aber gut!

obwohl ich es nicht glaube. Großmutter ist nicht krank, sondern alt. Und eigentlich würde sie gerne sterben, aber sie kann nicht. Noch nicht.
Weiß er das? Hat sie ihm das gesagt? Ansonsten ist das zu sicher gesagt. Hier wäre doch Potenzial, die Gedanken mehr in den Vordergrund zu rücken und uns am Prozess teilhaben zu lassen, an dessen Ende diese Einsicht kommt. So ist mir das zu einfach behauptet.

So entstand dann diese Nische, in der die Kätzinnen ihre Babys zur Welt brachten.“
Sagt man das so? Kätzinnen? Sind männliche eben die Kater und weibliche ganz einfach Katzen? Oder ist das was Regionales?

 

Hallo @kiroly,

und danke dir für deinen Kommentar. :)

Ich habe den Eindruck, dass du etwas schreiben willst, was du nicht geschrieben hast. Vielleicht liege ich damit auch falsch. Deinem Text bin ich sehr gut gefolgt. Er scheint aber die Eichenhütte, dieses etwas verrückte Bauprojekt, in den Hintergrund zu rücken.
Ambivalent zwischen dem Genervtsein über die immergleichen Geschichten, den eigenen nostalgischen Erinnerungen und dem Respekt vor der Institution "Family", zirkelt dein Text an der Eichenhütte des Oppas vorbei.

Nein, ja. Irgendwo hast du da recht. Ich würd nicht sagen, dass ich das, was ich geschrieben habe nicht schreiben wollte, es ist nur so, dass sich bei der Überarbeitung der Fokus verschoben hat und das hast du gut erkannt. In der ersten Version gabs nur die Eichenhütte, keine Dialoge, keine Oma, vom Enkel wurde nur aus der Vogelperspektive von einem allwissenden, unbenannten Erzähler berichtet. Bei der jetzigen Version habe ich dann den Enkel zum Ich-Erzähler gemacht und das ganze mit der pflegebedürftigen Großmutter umrahmt, die davon erzählt. Das brachte zwar mehr Emotionalität in den Text, gleichzeitig verschob sich damit aber auch der Fokus von der Eichenhütte auf die familiäre Beziehung von Großmutter und Enkel. Was ich jetzt nicht unbedingt schlecht finde, aber natürlich geht die Prämisse der Geschichte verloren. Gleichzeitig hätte ich aber auch nicht aus der Sicht des Enkels schreiben wollen, der der Eichenhütte nachtrauerd, die er bewusst zerfallen hat lassen. So wie ich ihn im Kopf hatte, hätte er eher um den Großvater und die Zeit getrauert, aber dann auch nur, wenn der Impuls von außen kommt, daher die Großmutter. Also ja, die Konstellation der Erzählung ist defintiv aufwendiger, als sie für diesen Text oder für das, was ich ursprünglich erzählen wollte, hätte sein müssen.

Ich bin mir auch nicht sicher, wie und ob ich die Eichenhütte noch einmal zentralisieren will. Da kamen ja auch gute Vorschläge und auch Fragen von Kommentatoren, die ich erst einmal gedanklich sortieren muss, bevor ich mich mit frischem Blick ran setze. Aber ja, kurz und knapp: Du hast ein gutes Gespür, der Ursprungskern des Textes war ein anderer und noch sind die Themen noch chaotisch und noch nicht so gut ineinander verwoben, wie ich es gerne haben wollen würde.

Sie ist ja kein Hobbyprojekt des Großvaters, das kam und verschwand wie die Champignonzucht im Keller. Sie ist das, was als kräftigste Erinnerung bleiben wird.
Ohne Eichenhütte würde dieser Text auch funktionieren. Nur wird hier eine andere Geschichte erzählt. Es ist die Darstellung eines Bettkantengespräch. Mit all der brutalen Emotionalität, der angedeuteten Überforderung, der Verzweiflung, der Hinwendung. Es gibt von Coetzee eine Kurzgeschichte über einen Umzug ins Altersheim, die "Lügen" heißt.

Ja, hast du absolut recht. Wenn mein Blick klarer ist, werde ich versuchen, die Eichenhütte noch mal mehr ins Zentrum zu rücken. Vielleicht fehlt ja auch noch ein bisschen die Verbindung, die Großmutter dazu hat, warum genau die Eichenhütte das ist, was vielleicht auch Großmutter, Großvater und Enkel miteinander verbindet. Aber ich muss es mir anschauen. Ich will ja auch nicht, dass es zu kitschig wird und die Realität der Großmutter überschattet.

Danke für deine Gedanken. :)

Hallo @Isegrims

Die Eichenhütte ist ein sehr stimmiger Schauplatz für diese Challenge: kein lauter, exotischer Ort, sondern ein Erinnerungsraum, der über Jahre gewachsen ist, beladen mit Arbeit, Fürsorge, Verlust und einer tiefen, leisen Zärtlichkeit.
Freut mich, dass du den Schauplatz stimmig für die Challenge findest. Ich war am Anfang sicher, dass das passt und dann, nachdem ich Stück für Stück die anderen Challenge-Texte gelesen habe, fragte ich mich, ob die Eichenhütte (und die Oma mit ihrem Krankenbett im Wohnzimmer) wirklich aus dem Rahmen fallen. Letztendlich ist zumindest zweiteres kein Einzelfall.

Mich hat besonders berührt, wie sich die Welt des Großvaters aus Projekten, Tieren, Brettern, Teich und Katzen unaufdringlich mit der Gegenwart der Großmutter im Pflegebett verbindet.
Alles fließt ineinander: Erinnern, langsamer Verschwinden.
Gut, dass das auch funktioniert hat. Ich wollte im letzten Punkt ja auch, dass man irgendwie das Gefühl hat, dass alles vergeht, was man so in seinem Leben schafft. Mit Enkel und Oma kommt jetzt natürlich noch ne Erinnerungsebene dazu, wodurch das eig. Verschwundene wieder in die Gegenwart geholt wird.

Die Dialoge tragen diese Bewegung, weichen dem Tod aus, umkreisen ihn. Die Müdigkeit versteckt sich zwischen den Sätzen. Das wirkt nicht konstruiert, sondern wirklich gelebt.

 Manchmal erkenne ich das Bemühen des Erzählers auch alles unterzubekommen, was gesagt werden muss, da steckt Verbesserungspotential.
Ich freue mich, dass dir das auch aufgefallen ist, ich glaube der Enkel denkt es auch einmal im Text, dass er nicht will, dass die Oma über das Sterben redet (oder darüber wie schlecht es ihr geht), darum reden sie über "Belangloses", zumindst für den Enkel sind die Gespräche zuerst belanglos, bevor er sich darauf einlässt und selbst erinnert. Gleichzeitig aber auch richtig, dass ich in diesen Text super viel reingestopft habe. Die Themen greifen noch nicht ganz ineinander und der Fokus ist auch noch zu unklar. Da werde ich auf jeden Fall noch dran feilen, sobald ich mich entschieden habe, was genau drinnen bleibt, was ich zentralisieren will und wie genau die Beziehung der drei Charaktere dann auch zum eig. ursprünglich zentralem Punkt, der Eichenhütte, ist.

Ach, er hatte so viele Projekte dein Opa. Das Schaukelpferd zum Beispiel, das er dir geschenkt hat, das hat er selbst gebaut.“
„Ja“, sage ich. „Das hat er mir erzählt.“
„Das wundert mich nicht. Da war er auch ganz stolz drauf.“ Einen Moment schweigt sie, scheint in Erinnerungen zu schwelgen. „Die Eichenhütte war etwas ganz Besonderes für deinen Opa. Im ersten Winter starrte er stundenlang aus dem Küchenfenster unseres alten Hauses. Erinnerst du dich noch an das Fenster?“
Hier so ein Dialogbeispiel, das nicht ganz natürlich klingt.
Ja, die Stelle hat auch schon jemand rauszitiert. DIe Dialoge werde ich mir auch noch einmal anschauen. Ich habe sie jetzt noch nicht überarbeitet/ausgebessert, weil ich noch gar nicht weiß, welche schlussendlich im Text wie stehen bleiben werden. :)

....
auf dem bin ich mit Opa oft gesessen, da haben wir gejausnet, wenn wir Pilze gesucht haben.“
Ach die Österreicher :D
Ja, so sind wir. Und mir fiele nicht mal ein anderes Wort dafür ein. xD

:Pfeif:
Danke für diese berührende, ruhige Geschichte, klingt nach. Ich mag den Text.
Es freut mich, dass der Text dir im großen gefallen hat. Danke für deinen Kommentar. :)


Hallo @Habentus

Danke auch dir für deinen Kommentar :)

Du machst an der einen oder anderen Stelle ein paar Themen auf (bzw. deutest sie an). Zum einen der Opa, der ja scheinbar nicht der einfachste Zeitgenosse war. Er scheint ein wenig verschroben, klaute Dies und Das für seinen Hof zusammen, reparierte kaputte Fernseher (oder auch nicht), stritt mit dem Nachbarn, weil der seine Eichenhüttenpläne kritisierte usw.
Er scheint irgendwie ein wenig getrieben zu sein. Jetzt stellt sich mir als Leser natürlich die Frage: Warum? Und das fehlt mir in deinem Text noch. Der Frage zumindest nachzugehen, ohne sie beantworten zu müssen, warum er so ist, wie er ist.
Ja, die Frage nach dem Großvater, da wünschten sich einige Kommentatoren mehr zu seiner Persönlichkeit, was ich durchaus verstehen kann und ich werde es bei der Bearbeitung auch berücksichtigen, insofern das natürlich ein guter Angelpunkt ist, um zu zeigen, wieso er von einem Projekt ins andere stürzte, aber dann bei der Eichenhütte verblieben ist. Die scheint ihm ja in gewisserweise dann geblieben zu sein, als letztes, großes Projekt, an dem er unermüdlich arbeitete, solange bis er es nicht mehr konnte.

Dann ging mein Opa aus dem Raum und nach einer Weile meinte meine Oma zu mir: "Ich glaube, er liebt mich." Das werde ich wohl nie vergessen. Beispiel: Würde ich jetzt eine Geschichte schreiben (mein Opa besaß eine Laube, wo er mit seinen Zechenkumpels ab und an Bier trank), dann würde ich diese Aussage meiner Oma zum Zentrum meiner Geschichte machen, auch wenn es vordergründig um die Laube gehen würde.
Du deutest da ja auch wiederum etwas an: Nämlich, dass die Oma sich scheinbar ihre Gedanken gemacht hat, über die Beziehung und wie nahe sie einander sind, bzw. wie vertraut. Da liegt für mich dann auch echt noch eine Menge Potenzial. Das könnte in meinen Augen noch mehr in die Geschichte einfließen. Andererseits würde sich dann die Schwerpunktsetzung der Geschichte, die du ja bewusst so aufgezogen hast, wie sie momentan ist, verändern. Wäre also eine Entscheidungsfrage.
Mmh, wo kommt das denn jetzt so plötzlich her? Das passt für mich nicht zu dem Vorherigen. Da berichtet sie doch sogar davon, dass der Opa sie um Rat fragt (nachdem so viel Schnee auf das Dach gefallen ist). Scheint mir eher so, als hätten sie eigentlich einen ganz guten Draht hatten. So eine Aussage müsste in meinen Augen entweder mehr vorbereitet sein, oder aber hier den Erzähler (und uns Leser) bewusst vor den Kopf stoßen und aufgegriffen werden.

Auch ein guter Gedanke. Ich meinte die Stelle, in der sie sagt "Ich glaube, ich habe deinen Opa nie verstanden" eig. anders. Es sollte bezogen sein, auf die Pflegesituation, wie schlimm es ist, sich nicht mehr rühren zu können, was sie im Dialog nicht weiter ausführt, weil ich im Dialog versucht habe, Großmutters Thema zu umschiffen, aber hier bricht es quasi aus ihr heraus. Das wollte ich dann mit den nachfolgenden Gedanken des Enkels noch untermauern/für den Leser verständlicher machen, hat aber nicht so gut funktioniert (weil das einige anders, also allgemeiner gelesen haben) - jetzt verstehe ich auch warum. Ich gebe dem Leser ja auch wirklich wenig input, was die Beziehung zwischen Oma und Opa angeht. Da wäre natürlich auch noch - wie du sagst - potenzial da, um der Beziehung näher auf den Grund zu gehen. :)

Am Ende liegt es bei dir, ob du das möchtest. Puh, ich hoffe, meine Gedanken über deinen Text waren so einigermaßen nachvollziehbar für dich. Vielleicht kannst du ja etwas aus meinem Kommentar mitnehmen. Falls nicht, ist das aber auch völlig in Ordnung.
Ich denke, ich konnte sie nachvollziehen und auf jeden Fall haben sie mir geholfen, danke. :D

Ich meine mich zu erinnern, dass du in einer frühreren Version einen anderen Anfang hattest, oder? Ich finde den Satz (wurde angemerkt) gut als Einstieg geeignet. Was mich aber nicht abholt, ist mit wötlicher Rede zu starten. Bei mir funktioniert das oft nicht, weil ich mich immer erst frage, wer denn da jetzt spricht und ich dann bereits ABstand vom Text genommen habe. Ich würde also dafür plädieren, den Satz (der wie schon bemerkt als Anfang super funktioniert) anders einzusetzen. Aber sit am Ende vielleicht auch eine Geschmacksfrage.
Ja, ist richtig, da war ein anderer anfang. Das mit der direkten Rede verstehe ich. Ich habs jetzt auch mal provisorisch umgestellt, nur mal die Sätze ausgetauscht, so dass es nicht mit einer direkten Rede beginnt. Und ja, ich denke es kommt auch ganz auf den Text an und auf den Inhalt der direkten Rede, ob das dann funktioniert oder nicht und natürlich auch auf den eig. Geschmack. Aber ich denke hier, in diesem Fall, ist es auch nicht zwingend nötig, dass ich mit einer direkten Rede beginne, es spricht nichts dagegen, dass ich erstmal den Rahmen liefere und das Gespräch danach beginnen lasse.

Das fände ich ja auch spannend. Die Rolle der Pflegerin, ihre Verhältnisse, ihre Arbeitsbedigungen (oft nicht einfach aus meiner Erfahrung). Vermutlich kommt sie in der Geschichte nicht mehr wirklich vor, du willst vermutlich etwas anderes erzähölen, un ddas ist ja auch völlig in Ordnung, aber ihr Schicksal würde mich auch sehr interessieren. Ansonsten frage ich mich, warum sie hier so beiläufig erwähnt wird? Ist das dann notwendig?
Ja stimmt, die Rolle einer Pflegerin wäre für sich schon eine interessante Geschichte. Der Freund meiner Mutter arbeitet bei einer Agentur, die Pfleger:innen vermittelt und ich muss echt sagen, was der teilweise für Geschichten mitbringt - beidseitig, von furchtbaren Familien, von denen sie Pfleger:innen weggeholt haben oder aber auch umgekehrt, Pfleger:innen, die Sachen gemacht haben .... - nicht ohne das ganze. Aber du hast recht, sie kommt in der Geschichte nicht mehr vor und daher könnte ich sie auch streichen. Das kam vom Übererklären denke ich. Mein Gedanke war: "Okay, Oma geht es so schlecht, dass sie selbst nichts mehr tun kann, sogar nen Leibstuhl hat sie, der Enkel kommt nur einmal in der Woche. Ich brauche eine Erklärung, warum sie nicht im Pflegeheim ist, sondern noch daheim" - wobei letztendlich ja nicht einmal das Daheimsein für den Text notwendig gewesen wäre. Ich schau's mir an.

Weiß er das? Hat sie ihm das gesagt? Ansonsten ist das zu sicher gesagt. Hier wäre doch Potenzial, die Gedanken mehr in den Vordergrund zu rücken und uns am Prozess teilhaben zu lassen, an dessen Ende diese Einsicht kommt. So ist mir das zu einfach behauptet.
Hier müsste ich auch noch etwas nachschärfen, tatsächlich ja. Ich dachte, tatsächlich, dass ich es im Text stehen hätte, aber hab ich nicht (oder nicht mehr). Mein Gedanke war, dass der Enkel auch so ungern bei Oma ist, weil das Thema des Sterbens immer über ihnen schwebt und von Oma auch thematisiert wird - drinnen habe ich jetzt nur den Vater, sowas in der Art andeutet. Aber klar, ich hab's nicht drinnen und daher wirkt es hier wie eine Behauptung. Noch ein Punkt, den ich mir näher ansehen werde. :)

Sagt man das so? Kätzinnen? Sind männliche eben die Kater und weibliche ganz einfach Katzen? Oder ist das was Regionales?
Ich weiß ehrlich nicht, wieso ich das so geschrieben habe. Allerdings ist mir gestern aufgefallen, weil mein Kater würgt seit gestern ein wenig und da wollt ich nachschauen, was los ist - und da stand in einem Artikel auch dauernd "Kätzinnen". Im Alltag sag ich das aber gar nicht. Ich sag natürlich Katze. Irgendwie muss das beim Schreiben so gekommen sein. Keinen Plan. Vielleicht haben auch meine Großeltern das so gesagt. Ich habe echt keinen Plan. ^^"


Danke nochmal für eure Kommentare,
da ist viel drinnen, was mir bei der Überarbeitung helfen wird.

LG Salatze

 

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