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Die Einsicht

Seniors
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18.04.2002
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Die Einsicht

Heute war ich zum ersten Mal seit acht Jahren nicht im Tennistraining.

Eigentlich ist dies nichts Besonderes. Aus beruflichen Gründen, wegen

einer Einladung oder einer kurzen Krankheit kann es leicht passieren, dass man

nicht zum Training geht. Doch ich bin nicht krank, auch sonst nicht verhindert am

Spiel teilzunehmen. Heute wollte ich nicht Tennis spielen. Überraschenderweise

habe ich den Sport, die Bewegung, die Menschen überhaupt nicht vermisst!

Warum auch sollte man als erwachsener Mensch seine befristete Lebenszeit

damit verbringen, einen Ball über ein Netz zu schlagen? Warum mit

irgendwelchen Leuten über Spielstände, Mannschaftsleistungen und

Wettkampftermine diskutieren?

Solange man sich zu diesen Dingen zugehörig fühlt, mitmacht, sie als wichtig

erachtet, solange macht alles Sinn. Stellt man sich aber gewissermaßen nur

einen Schritt neben die Dinge, dann sind sie vollkommen bedeutungslos!

Saitenspannungen, neues Schuhwerk, Ranglisten - alles spielt keine Rolle mehr!

Für was hat man geschwitzt, ist gerannt, hat die Schlägerhaltung mühsam

korrigiert?


Ich empfinde eine tiefe Beunruhigung. Es ist klar: Nicht nur auf den Tennissport

trifft die Subjektivität des Sinngehaltes zu.

Alles aufgeben.

Alles erhalten.

Alles aufgeben.

Alles behalten.

Alles bedeutungslos.

Grenzen?

Loslassen?

Zweifeln?



Es klingelt an der Tür. Das Nachbarskind fragt, ob ich ihm Tennis beibringen

könne.

Ich werde es gerne tun.

19.3. 02

 

Hallo philosophische Ratte!

Gute Idee, dem Kind Zen beizubringen. Doch wird es nicht noch früh genug merken, wie fraglich alles ist? Nehme ich Ihm dann nicht sein kindliches Glück?
Wo schreibe ich denn etwas von Ratespiel? Wer wollte etwas gewinnen? Ich gab nur (einen gewünschten) Hinweis, um nicht gleich alle anderen Gedanken abzuwürgen (also persönliche Interpretationen zuzulassen). Also- bitte auf dem Teppich bleiben!
Fakt ist, daß zumindest I3en sofort verstanden hat, welches Problem der Tennisspieler hat, also laß` das "Niemand" weg.

Hallo I3en,

genau so, wie Du schreibst ist es.

Tschüß ... Siegbert

 

Hallo,

falls du vergessen hast, wo die Stelle war, in der du zum Raten einlädst:

Ich will ja (noch) nicht alles verraten, aber noch ein Stichwort: Zen.
Bin gespannt, was Ihr dazu meint.
25.4.02

lakita (die sich sogar erlaubt mitsamt dem Teppich davon zu fliegen :p )

[ 26.04.2002, 19:19: Beitrag editiert von: lakita ]

 

Und das von jemandem, die sich beklagte, daß...

...hier keiner Lust auf ein näheres Eingehen in dieser Sache hatte.
:susp:

 

Fakt ist, daß zumindest 13en sofort verstanden hat, welches Problem der Tennisspieler hat, also laß' das "Niemand" weg.
Das "niemand" nehme ich wieder zurück. Ben und ich haben unsere Kommentare zur gleichen Zeit gepostet. Als ich meinen schrieb, war seiner noch nicht hier drin. Ich hab von seiner Interpretation also erst nach meinem Schreiben erfahren. Weil es aber schon sehr spät war, hab ich's dann aber so gelassen.
.
Allerdings möchte ich im Nachhinein auch einräumen, dass es immer unklug ist, letztendlich persönliche Eindrücke zu absolutieren. Naja, die späte Stunde.... :sleep:

 

Hallo Woltochinon

Nun, der Tiefenphilosophische Aspeht deiner Geschichte bleibt auch nir verborgen bis auf die eher alltägliche Sinnfrage, die sich wohl jeder Mensch mehrmals im Leben stellen sollte.

Für mich klingt dein Protagonist eher nach einem mittelmäßig erfolglosen Tennisspieler, der sich seiner mittelmäßigkeit bewußt wurde, und deshalb beunruhigt ist, aber bei der nächstbesten Gelegenheit wieder den vertrauten Trott aufnimmt( Nachbarkind) um sich nicht die bisherige Existenzgrundlage zu vermasseln...

Na, mal sehen, was sonst noch so von Dir zu lesen sein wird, und vielleicht dann auch in Form einer schlüssigen, in sich abgeschlossenen Kg.

mfg

Lord

 

Hallo lakita,

Du hast recht! (Hab` das nur nicht als Ratespiel sondern als Hinweis aufgefaßt).

Hallo Lord Arion,

es ist nett, daß Du mir noch die Möglichkeit einer zweiten Geschichte geben willst. Dabei würde ich Dich soooo gerne "bekehren", "Die Einsicht" als elementar- global- philosophisch einzustufen! Noch ein kleiner Versuch: Ein Teil meiner (so hoffe ich) philosophischen Aussage besteht darin, daß der Erzähler t r o t z seiner
Erkenntnis "alles hat nur subjektiv gesehen einen Sinn" dem Kind g e r n e den (doch offensichtlich nicht objektiv sinnvollen) Wunsch erfüllt. So handeln wir nicht nur beim Tennis, siehe auch I3en`s "Paradox"- Erwähnung.

Hallo philosophische Ratte!

Freue mich weiter auf Deine Anmerkungen. Vielleicht gibst Du mir auch eine zweite Chance (siehe Lord Arion).

Für heute sage ich tschüß ... Siegbert

 

Chancen gibt´s bei mir meißtens drei...die erste, die zweite und die letzte.. :D :D

Lord ;)

 

Also,ich find die Geschichte nicht schlecht. Wirklich neu und erfrischend ist das alles auch nicht, aber darüber brauche ICH mich ja kaum zu beschweren. Ist allerdings mal eine neue Darstellung der ganzen Sache, statt immer nur zu fragen gibt dieser Text Antworten. DAs alles, wofür wir uns begeistern nebensächlich ist, weil das wirkliche, nämlich das Leben selbst, das Einzige ist, was interessiert. Klingt paradox, wird unser Leben doch von dem, was wir den ganzen Tag lang so treiben, bestimmt. Nur hat der Protagonist die unangenehme Erfahrung gemacht, dass das, was womit er sein Leben verbracht hat, verschwendete Zeit ist. Sozusagen die Stunde Null, in der das Individuum sieht, dass er wertvolle Zeit verloren hat.
So würde ich das ganze jedenfalls interpretieren, nur der Schluss gibt mir Rätsle auf. Warum hat er sich dann doch wieder seiner Tätigkeit zugewendet, wenn er doch eigentlich begriffen hat, dass diese Zeitverschwendung ist? Wäre schön, wenn mir das noch einmal jemand erklären könnte.

So long...

Bassi

 

Ich finde diese Geschichte genial!
Ich verstehe den Schriftsteller und werde nicht exakt versuchen, alles zu zerpflücken.
Trotzdem darf ich eins erwähnen:
Dieser Text kann philosophischer nicht sein. Es gibt Leute die denken, das Philosophie etwas unglaublich schwer geschriebenes ist, das verkünstelt und unbegreiflich die Augen angreift beim Lesen.
Aber ein einziger Satz, eine einzige Frage hat mehr Zunder als 1000 Antworten.
Und diese Geschichte lässt fragen. Seht ihr es nicht? Also ich sehe über 20 Antworten auf solch eine kurze Geschichte... ;)

Philosophie ist Wundern. Philosophen heissen übersetzt "Menschen, die das Wissen lieben"
Und ihr denkt alle nach...perfekte Geschichte.

 

@Basti
.
Deine Frage wurde in diesem Thread schon behandelt! Unter anderem in 13ens Interpretation vom 26.4. Ergänzend kann ich noch anmerken: Was geschieht, wenn man (wie hier: der Tennisspieler) einmal die Wahrheit jeder Handlung im Leben (also etwa deren Sinnlosigkeit) erkannt hat? Eine Möglichkeit ist, dass man wieder von vorne anfängt, mit dem Unterschied, jetzt nicht mehr alles so ernst nehmen zu müssen, sondern mehr als ein Spiel. Die Erkenntnis befreit. Wir beginnen unser Leben als Narr (als Kind) und beenden dieses auch wieder als Narr (zu unserer Stunde des Todes). Dazwischen liegt unser individueller Weg der Erkenntnis. Da das Kind diesen Weg noch längst nicht hinter sich gebracht hat ist es wohl tatsächlich besser, es lernt ersteinmal die Sinnlosigkeit kennen (das Tennis spielen) bevor es die Sinnhaftigkeit überhaupt auch nur verstehen könnte.
.
@mindsounds
.
Angeber! 20 Antworten? Nehm' ich dir nicht ab! ;)

 

Okay, dass das Kind das lernen muss seh ich ja ein, ich frage mich nur, warum der Protagonist sein Lehrer wird.

 

Hallo Lord Arion!

Ich hoffe meine Zweite (Geschichte) ist in Deinen Augen nicht das Letzte! (Brauche noch Zeit)

Hallo Bastardo 84!

Es gefällt mir schon, wie Du den Haupteil der Geschichte zusammengefaßt hast.
Zum Schluß: Dem Erzähler geht es gar nicht mehr um das Tennisspielen an sich, sondern um die Freude (er macht es "gerne" für sich und das Kind),die er dem Kind (welches unbedarft in Sinnfragen ist, gewissermaßen positiv naiv handelt s. philosophische Ratte 29.4) mit der Zuwendung bereitet. Ich will damit sagen: Wenn wir schon im Sinn- Paradoxon (I3en, 26.4) verfangen sind, dann sollten wir uns wenigstens gegenseitig das Leben angenehm machen. Das gibt doch dem Leben Sinn, oder?

Hallo Mindsounds,

natürlich freue ich mich über das Lob von Dir. Ich habe es auch schon oft als furchtbar empfunden, wenn "verkünstelt" und abgehoben über Dinge geschrieben wird, mit denen wir uns letztlich täglich `rumschlagen müssen.

Tschüß ... an ALLE Siegbert

 

Hallo Siegbert,
ohne jeden Satz aufdröseln zu wollen bestätigst Du mit Deinem Text meine Erkenntnis, dass:

1) ich immer wieder meinen Schweinehund überwinden muss, um irgendwelche Dinge zu tun und ich dabei

2) mich immer wieder frage: warum tust du das überhaupt
und immer wieder zu dem Entschluss komme:

3) So, schluss mit Tennis etc. Jetzt kommt etwas anderes dran, oder einfach mal Pause.

Grüße Heidi

 

Hallo Heidi,

he - das war eine Überraschung, daß jemand meine Erstveröffentlichung noch einmal ausgegraben hat! Vielen Dank, diese Geschichte ist mir besonders wichtig, und einige Leute meinen es sei meine Beste. Ich weiß nicht, ob Du die vorangegangenen Anmerkungen gelesen hast, jedenfalls geht es nur sehr vordergründig um Tennis. Es geht um Lebenssinn- Erkenntnis und das Problem, wie man aus der Falle der Nichtigkeiten ausbricht. Zum Glück hatte I3en da auch zur Klärung beigetragen.

Also - vielen Dank,

haufenweise Advantages und Matchpoints wünsche ich Dir und sage:

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo, Siegbert!

Eine sehr schöne Geschichte über Sinnsuche! Alles bedeutungslos, oder doch nicht?

Solange man sich zu diesen Dingen zugehörig fühlt, mitmacht, sie als wichtig erachtet, solange macht alles Sinn.
Im Moment des Zweifels alles aufgeben?

Nein, einen Sinn geben!

Ganz wunderbarer Inhalt in einem starken Text.


Lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Antonia,

vielen Dank für Dein großes Lob. Sinnsuche ist wohl eines der wichtigsten philosophischen Themen und ich wollte es einmal prinzipiell und ohne Suizid darstellen.
Hoffentlich ist mir das gelungen,

tschüß... Siegbert

 

Hallo Chief,

welch` schöne Überraschung, Du auf der Philo- Seite! Du hast den aktiven Teil meiner Gedanken mit Deinen drei Punkten a, b und c (dem Zitat) genau getroffen. Und da liegt genau das Problem: Wenn man den Sinngehalt subjektiv bestimmt, woher weiß man dann wo man seine begrenzte Lebenszeit/kraft investiert?
Der indirekt beschriebene Teil der Sinnproblematik ist das Bestreben mancher Menschen (z.B. im Zen- Buddismus) das Sinnproblem zu negieren, in dem man seine Handlungen so reduziert, daß sich die subjektive Sinnbestimmung erübrigt.
Zitat: „Das alles sinnlos ist, meinst Du doch eher nicht, oder?“
Ich denke nicht, daß alles sinnlos ist, aber man oft das `Falsche´ (ist ja auch wieder subjektiv) zum Sinnvollem erhebt. Nicht die Münzsammlung an sich, oder das Tennis an sich ist sinnvoll, sondern die Beziehung zu den Mitmenschen, die sich z.B. durch Interaktion beim Tennis etc. ergibt. Deshalb sieht mein Protagonist Sinn im (Un-)sinnigem Tennis, weil es ihm ermöglicht, dem Kind Freude zu bereiten.

Vielen Dank für Deine Gedanken,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo,
also, als ich die Geschichte las, dachte ich mir, hm, was will er mir damit sagen. Ich las weiter und kam zu nichts, was mich wirklich ansprechen hätte können. Dann kam die Windung mit...
Zitat: Solange man sich zu diesen Dingen zugehörig fühlt, mitmacht, sie als wichtig erachtet, solange macht alles Sinn. Doch stellt man sich gewissermaßen nur einen Schritt neben die Dinge, dann sind sie vollkommen bedeutungslos!
... und dachte mir, aha, wie wahr, wie wahr und beim SChluß saß ich da, mit einem schmunzeln im Gesicht und dachte nur:" Scheiße, so eine Situation habe ich auch schon des öfteren gehabt."

Also ehrlich: DIe Geschichte hat was. Der Schluß geht einem unter die Haut. Finde ich echt gut. Weiter so!

 

Hallo Herbert Stahlvogel,

eine positive Zuschrift zu dieser Geschichte nach so langer Zeit - hat mich echt gefreut!
Diese `Situationen´ finden dauernd statt, ist auch das ganze Leben so eine `Situation´ ? Aber wie Du schon sagst: Der Schluß ist natürlich wichtig.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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