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Die Erfindung
„Das ist ja... unglaublich! Die Welt der Wissenschaft wird mir zu Füßen liegen!“, frohlockte Dr. Creed im absolut geheimen Geheimlabor von Dr. Creed.
„Juchhu!“, setzte er noch einen drauf.
Dann fiel ihm das richtige Wort ein, das in solchen Situationen angemessen war:
„Heureka!“ und er schämte sich, dass es ihm nicht früher eingefallen war.
Ganz woanders.
„Mylord, es gibt einen Wissenschaftler, der die Lösung all Eurer Probleme hat.“
„Wie heißt er, wo ist er und warum ist er noch nicht hier?“
„Dr. Creed, im absolut geheimen Geheimlabor von Dr. Creed, deshalb ist er auch nicht hier, weil sein Geheimlabor so geheim ist, dass niemand dieses geheime Geheimlabor finden kann.“
„Verdammt!“
Ganz in der Nähe von ganz woanders.
Es blitzte und donnerte.
„Muahahahahaha! Langsam drehe ich durch!“
Ganz woanders.
„Findet diesen Dr. Creed und bringt ihn hierher!“
In der Nähe des absolut geheimen Geheimlabors von Dr. Creed.
Dr. Creed verließ das absolut geheime Geheimlabor von Dr. Creed und schloss sorgsam die Türe hinter sich ab. Heutzutage konnte man nicht genug Sicherheiten für sein Heim anbringen. Die Welt war voller Diebe und Räuber.
Dr. Creed fuhr mit seinem Auto, einem alten Modell, das nicht mehr hergestellt wird, in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Außerdem brauchte er Testpersonen für seine Erfindung. Warum eigentlich? Er war sich doch sicher, dass sie funktioniere? Auch egal.
In der Stadt.
„Da ist er ja!“
„Wer?“
„Hm, ich überleg grad...“
„Was, du weißt nicht, wie ‚er’ heißt?“
„Was? Doch, schon, aber ich überleg grad, ob ich jetzt so n Witz machen soll, halt, es ist doch immer so, in so Komödien, dass jemand was entdeckt, was vermeintlich gesucht wurde, dann fragt ihn ein anderer, was er entdeckt hat, und dann war es was ganz anderes.“
„Hm, gute Frage. Ach, mach keinen Witz, ist doch viel zu abgedroschen.“
„Ja, du hast Recht.“
„Also, wer ist denn jetzt da?“
„Ach so, ja, also Dr. Creed natürlich.“
„Hä, wie hast du den denn erkannt?“
„Tja, das ist eines der letzten Mysterien unserer Zeit...“
„Ah, ja.“
Die beiden Männer, die schweigend ins Gespräch vertieft waren, bewegten sich langsam auf Dr. Creed zu. Als sie nahe genug dran waren, holte der eine einen Jutesack aus der Hosentasche und gemeinsam überwältigten sie den Doktor.
Ganz woanders.
„Mylord, wir haben ihn.“
„Wen?“
„Hm, ich überleg grad...“
„Was, du weißt nicht, wen ihr habt?“
„Was? Doch, schon, aber ich überleg grad – “
„Halts Maul, deine Ausreden will ich gar nicht hören! Ist Dr. Creed euch also wieder entwischt?“
„Nein, wir haben ihn.“
„YES!“
„Also, werde ich jetzt befördert?“
Mylord kam ganz nah an das Gesicht seines Untergebenen.
„Was war das gerade?“
„Ähm, ich meine... aus dem Haus...“
„Aha..., na gut, kannst du haben, WACHEN!“
Nachdem das erledigt war, forderte Mylord, dass man ihn zu Dr. Creed bringen sollte.
Ganz woanders, unten, bei Dr. Creeds Kerker.
Dr. Creed saß gefesselt auf einem Stuhl.
Mylord stellte sich sehr nah an ihn heran und begann, mit ihm zu sprechen:
„So, Sie sind also Dr. Creed... Nein, sagen Sie nichts“, unterband er den Antwortversuch des Doktors.
„Und Sie haben also diese nette kleine Erfindung gemacht, die ich dringend benötige...“
„Ihnen werde ich sie nie zugänglich machen! Sie wollen sie nur missbrauchen!“, explodierte Dr. Creed.
„Hey, ganz ruhig. Ich will Ihnen eine Frage stellen“, sagte Mylord, umfasste mit je einer Hand eine der Stuhllehnen und näherte sich mit seinem Gesicht dem Doktor.
„Was ist schlimmer: In fünfhundert Meter Höhe auf einem Drahtseil zu balancieren... oder von einem Mann einen geblasen zu bekommen?“
Dr. Creed war perplex ob der für ihn Sinnlosigkeit dieser Frage. Was hatte das mit seiner Erfindung zu tun? Er war zu verwirrt, um zu antworten.
„Ich will es Ihnen sagen: Beides ist nicht schlimm, solange... Sie... nicht... runterschauen! Ja. Aber wissen Sie was? Ich schaue runter. Und was ich da sehe, gefällt mir überhaupt nicht... Alles ist schlaff! Ich brauche Ihre Erfindung! Ich will mich wieder als richtiger Mann fühlen! Ich will... Ja, ich will es wieder mit einer Frau machen!“
„Und wie soll ich Ihnen dabei helfen?“
„Warten Sie, ich war noch nicht fertig! Ich will Ihre Erfindung! Ich will die alleinigen Nutzungsrechte! Ich! Will! Die! Erfindung!“
„Und wie soll ich Ihnen dabei helfen?“
„Warten Sie, ich war noch nicht fertig! Ich werde mit meiner neu zurückgewonnenen Macht die Welt beherrschen!“
Dr. Creed wartete. Als er sich sicher war, das Mylord fertig war, sagte er:
„Und wie soll ich Ihnen dabei helfen?“
„Warten Sie, ich war noch nicht fertig! Dank Ihrer Erfindung wird er stehen und alle Frauen werden mir zu Füßen liegen! Und natürlich werde ich die Welt beherrschen! Muahahaha!“
„Ja, das habe ich jetzt allmählich verstanden. Aber was zur Hölle hat das mit mir zu tun?“
„Mit Ihnen? Eigentlich nur, dass die Erfindung von Ihnen ist.“
„Ah, jetzt versteh ich’s! Ja, das ergibt Sinn. Also, Sie wollen jetzt, dass ich Ihnen meine Erfindung gebe, damit Ihr...wieder funktioniert?“
„Jawoll! Es geht doch!“
„Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen.“
„Was? Wieso? Komm schon, wir sind doch alte Freunde.“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Also, nicht... nun, ja... dann bleibt mir nichts anderes übrig... ich werde jetzt die Wachen rufen, Sie exekutieren lassen, und mir dann Ihre Erfindung unter den Nagel reißen!“
„Das hätten Sie wohl gerne! Aber das werden Sie nie schaffen!“
„Und warum nicht? Denken Sie, meine Männer hätten Skrupel, Sie umzulegen?“
„Ja, darauf hatte ich eigentlich gesetzt...“
„Tja, diesmal muss ich Sie wohl enttäuschen.“
„Na gut, dieser Erfolg mag Ihnen gegönnt sein, aber Sie werden niemals mein absolut geheimes Geheimlabor von Dr. Creed finden! Jaha, was machen Sie jetzt? Damit haben Sie nicht gerechnet! Und deshalb müssen Sie mich am Leben lassen, wenn Sie meine Erfindung wirklich wollen!“
„Das denken Sie!“, sagte Mylord, zog einen Revolver hervor und erschoss Dr. Creed.
Nachtrag:
Mylord verbrachte viele Jahre seines Lebens damit, das absolut geheime Geheimlabor von Dr. Creed zu suchen. Als er es endlich gefunden hatte, er war inzwischen 84 Jahre alt, wähnte er sich schon wieder in den Armen der hübschesten Mädchen. Nachdem er die Türe mit dem unter dem Teppich liegenden Schlüssel geöffnet hatte, ging er zum Tisch von Dr. Creed, auf dem er die Erfindung vermutete. Doch statt dem Erwarteten fand er einen Zettel auf dem stand:
„Dies ist meine Erfindung, für alle Männer, die es nicht mehr machen können:
Mein Freund gegen deine schlaffe Nille
Hilft dir keine Wunderpille,
Denn es zählt allein der Wille.“
Als Mylord das gelesen hatte, brachte er sich um.
Mylords Diener, der von den Wachen hinausbefördert worden war, eröffnete einen kleinen Schuhladen. Als sein Leben keinen Sinn mehr hatte, wurde er Bundeskanzler.
Der Verrückte, der ganz in der Nähe von ganz woanders „Muahahahahaha! Langsam drehe ich durch!“ gesagt hatte, wurde ein berühmter Schriftsteller, der seine Kurzgeschichten in einem perfekten Forum postete.
Auf dem Sterbebett verriet der eine, woher er wusste, wie Dr. Creed aussah: Er war sein Bruder.