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Die Farbe der Zeit

Lux

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29.10.2004
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Die Farbe der Zeit

für Angelika

“Kommt ja nicht wieder, ihr Flaschen!”, brüllt Clara den großen Fünftklässlerinnen der Lustenauer Grundschule hinterher. Bei ihrem niederschmetternden 5:0 Sieg hat sie, die Kleinste auf dem braungrünen Rasenplatz, in fünf Minuten im Alleingang alle fünf Tore geschossen. “Wir geben auf, du bist unschlagbar”, lassen die bezwungenen Mädchen verlauten und ziehen vor der gerademal achtjährigen Clara respektvoll ihre Mützen. Während sie mit ihren langen braunen Haaren geschickt einen zweiten Zopf flechtet, blickt die Kleingeratene noch ein Mal wunderlich auf die Außenlinie. Weiterhin am Spielgeschehen völlig teilnahmslos, spielen und streiten die Jungs weiter mit ihren Puppen. “Wir haben den Platz gerecht verteidigt!” sagt die unsichtbaren Nova neben ihr. Ihre mitreißende Stimme spornte die überragende Clara während des gesamten Spielverlaufs an. Nun, ganz im Alleingang hat sie es vielleicht doch nicht geschafft. Wie ein Geist räumte die blitzschnelle Helferin, die Clara gerademal bis zu den Knien geht, gelegentlich, ganz unauffällig, die eine oder andere Gegenerin auchmal aus dem Weg.
Ganz recht; nach vollbrachtem Werk ist es an der Zeit nach Hause zu gehen- doch wo sie wohnt, weiß Clara irgendwie nicht und wie sie überhaupt zum Platz kam, ist erst recht ihrer Erinnerung entschwunden. Bald scheint das Feld außer Sichtweite und die beiden Gefährtinnen sind ganz alleine über Stock und Stein durch den schummerigen Laubwald auf dem Weg nach Hause- von den anderen Kindern keine Spur.

Entzückt beobachtet Clara wie die niedlichen Fußspuren ihrer zwergenhaften Freundin wie von Zauberhand, im nach modrigen Blättern riechenden, weichen Herbstlaub sich mit jedem Schritt fortpflanzen. “Es ist schon ganz schön spät Clara. Sieh nur, die Sonne hat sich schon fast hinter dem Mond versteckt.” Und tatsächlich schiebt sich in diesem Augenblick die große leuchtende Scheibe gemächlich hinter den leuchtenden hellgrauen Mond und lässt den goldenen herbstlichen Wald noch geheimnisumwobener wirken. Bis auf das leuchtende Rot und Gelb der weichen Blätter auf dem Boden, die sich bei jedem Schritt um ihre Füsse rekeln, ist alles andere finster und kalt. Geschwind und geheimnisvoll zieht, die nur für Clara überhaupt wahrnehmbare Nova, aus dem Nichts einen Pullover und bedeckt zügig den zarten Körper ihrer gar zu engelhaft anmutenden Freundin vor der klirrenden Kälte. Es ist unglaublich, wie Nova ihr in jeder denkbaren Situation immer helfen konnte. Niemand anders versteht Claras Innerstes so sehr und steht ihr so zur Seite- wobei die Kleine es selbst sicherlich auch nicht leicht hat, wenn sie, mit Ausnahme von Clara, mit niemanden auf der Welt zu sprechen vermag.

“Ach Nova!” seufzt die wieder aufgewärmte Clara “Was würde ich wohl ohne dich machen!?” Nova zögert zunächst, beginnt erst langsamer, dann aber etwas schneller zu gehen und zum ersten Male wünscht Clara sich sehnlichst ihrer allseitsbereiten Freundin in die Augen sehen zu können. Langsam zieht sich eine Atemwolke aus Novas Nase über die leichte Wölbung ihrer Lippen und verliert sich im Halbdunkel. Endlich erwidert sie: Ihr wärt wohl wie die Anderen…”. Clara beisst sich auf ihre schmale zartrosane Unterlippe und schaut verdutzt tief in den Wald, indes sie gleichmässig dem zwiellichten Weg folgt.
Je enger das Dickicht und je zweifelhafter der mit Blättern übersähte Weg wird, desto mehr verspürt, das so fröhliche mit Sommersprossen befleckte Kind, das Verlangen einfach anzuhalten; doch sie kann nicht. Die Geschehnisse um sie herum werden ihr langsam unheimlich. Nach wie vor weiß Clara weder wo sie ist, noch wo es genau hingeht. Anzuhalten ist ihr nicht möglich. Immer weiter gehen sie ruhig Seite an Seite, wie von einer fremden Kraft gezogen, stetig einher mit Novas sich vermehrenden Fußabdrücken. Noch ahnt sie nicht, wie hinter ihr die ersten Bäume bereits von einem bedrängenden Nichts verschlungen werden.
“Clara, hör’ mir jetzt gut zu!” sagt Nova mit ihrer liebreizendsten Stimme, ganz bewusst den Ernst der Lage herunterspielend:“Wir laufen auf drei so schnell wie wir nur können zum Ende des Waldes in Sicherheit- also, eeeiiins, zweeeiiiiii… drei!!” Und ohne weitere Bedenken rennen die beiden Mädchen mit vollem Tempo tiefer ins Unbekannte. In der Hoffnung ihre Angst unterdrücken zu können, schließt Clara ihre Augen und versucht ihre Gedanken auf ihren jüngst errungenen Sieg zu lenken. Doch selbst dies ist bereits beinnahe ihrem Gedächnis entflohen. Schon bald wird jeder Schritt mühseliger, da nun der Boden langsam nachgibt.
Endlich lässt sie die mysteriöse Kraft los und Clara kann stehenbleiben, nach Luft schnappen und sich vor allem umsehen. Umherum ist nichts als eine stille, mit kleinen Dünen überhäufte Wüstenlandschaft, das Mondlicht und Novas Abdrücken im feinen Sand. Es ist noch immer dunkel- weder von Blättern, Bäumen, der Sonne noch von Menschen irgendeine Spur.

Geschmeidig weht aus der Ferne ein immer kräftiger werdender Wind über die harmonische Landschaft hinweg. Noch bevor sie an den scharfen Sandkörnern Schaden nimmt, fühlt das verwirrte Mädchen wie die federleichte Nova mühelos an ihrem blauen Jeanskleid hinaufsteigt um ihr einen kunterbunten Wollschal um die Ohren zu wickeln und mit ihren putzigen Händen Claras Augen zu schützen. Durch die unsichtbaren Hände hindurch, sieht sie endlich das von den vorbeistreifenden Sandkörner angedeutete rundliche Antlitz ihrer Beschützerin. Durchdringend blickt sie in Claras schmale hellbraune Augen und löst in ihrem Gegenüber mit ihrem von Besorgnis gezeichneten Gesicht noch mehr Unbehagen aus.
Ganz unerwartet beginnt Nova mit einem beängstigend neugierigen Unterton Fragen zu stellen: “Wenn jetzt alle Uhren rückwärts laufen, werden wir dann jünger?” Geschwind glaubt Clara, selbstbewusst und für dergleichen Fragen gesprächig wie eh und je, auch bereits die Antwort zu kennen: “Natürlich, wir können ja nicht bestimmen was die Zeit macht!” Ein zartes Lächeln huscht über Novas unsichtbare Lippen. “Und was wäre aus dir geworden, Clara, wenn deine Mama und dein Papa sich gar nicht kennen würden?” Wenn auch nach einem kurzen Zörgern, scheint die Lösung wieder rasch parat: “Ganz einfach! - Eine Hälfte von mir wäre bei Mamas Tochter und die andere bei Papas- dann wäre ich zwei Mal da, jeweils mit einer falschen Hälfte verbunden … das wären dann ja meine Schwestern!” folgert sie, worauf der Sand einen völlig verwirrten Ausdruck in Novas Gesicht andeutet. In tiefsinnigste Überlegung verstrickt lässt sie dieses Mal nicht locker:“Aber Clara- wie sollst du denn da Geschwister haben? Dich selbst gibt es dann doch gar nicht mehr!” Seit langem hat Clara gehoft mit jemanden darüber reden zu können, doch nun steht sie da, sprachlos, weiß nicht weiter und schweigt. Plötzlich verändert Nova sich; wird zunehmend ernster, genervt und selbst ihre Stimme wird tiefer:“Mein Kind, was stellst du denn für dumme Fragen?!” schimpft sie. “Aber Nova, du hast mich doch gefra…” “Nichts habe ich! Kannst du dich nicht mit normalen Dingen beschäftigen?!” In ihrem Kopf hat Clara die Vorwürfe bereits ignoriert, denn ein Gedanke lässt sie nicht mehr los: “Dann gibt es micht ja gar nicht...” murmelt sie abwesend vor sich hin. Von der Vorstellung völlig überrumpelt werden ihre Augen feucht, worauf die erste Träne, selbst Novas Handfläche durchrinnend, hinabkullert über ihre zarte Wange in den staubtrockenen Sand.
Von allen Seiten breitet sich ein unangenehmes Licht über das Ödland aus und übertrifft sogar die Gewalt des Sandsturms. Mit der Landschaft wandelt sich auch Novas wieder, die entsetzt über sich selbst zu Clara aufschaut. Noch kann sie ihr die Frage stellen. “Clara, welche Farbe hat die Zeit?!” Beim Gefühl der Bestätigung lächelt das Mädchen wieder für einen kurzen Augenblick, doch nach einem weiteren langen Schweigen im Fluss des Lichts, vermag sie ihre Gefühle nicht weiter zu bändigen und schreit weinerlich: “Ich weiß es nicht Nova- ich wünschte ich wüsste es, aber niemand will es mir sagen, niemand will mich verstehen!” Nun kann sich auch die mutige Nova nicht zurückhalten, umarmt sie kräftig, weint ebenfalls und fleht zu ihrer einzigen Freundin. “Bitte vergiss mich niemals, denk an mich so viel es geht! Die Kleinen verstehen uns nicht und die Großen erst recht nicht… Wenn es hier vorbei ist, wirst du wieder sie sein, doch ich kann nicht bei euch sein… man lässt uns nicht!”. Mit jedem Wort gewinnt Novas Stimme an Hoffnungslosigkeit: “Wir gehören zusammen, wir dürfen uns nicht trennen. Du brauchst mich, ich brauche dich und sie braucht uns. Die anderen Mädchen sind so anders, sie haben ganz andere Gedanken, sehen so wenig. Bitte vergiss mich nicht und komm wieder, ich weiß nicht wie lange es mich noch geben kann! Komm zurück! Bitte Veronika, bitte!!!”

Mit einem Ruck, der alle im Auto aufschrecken lässt, wacht Veronika auf. “Schatz! Guten Morgen, ist alles in Ordnung? Wir sind ja schon bald zu Hause!” Schnell verdeckt sie ihr Augenlicht um die Gedanken und Gefühle nicht schwinden zu lassen und sie vor den ersten Sonnenstrahlen im Morgengrauen aus den Bergen zu schützen. Bei der anstrengenden Nachtfahrt nach den Sommerferien von Berlin zurück nach Dornbirn war Veronika endlich eingenickt. Ein mechanisches “Ja Mutter.” brummelt sie noch vor sich hin, worauf sie sich wieder gegen die Autotür lehnt und noch ihren Vater sagen hört, wie ihr liebes Engelchen doch einen ungemein seltsamen Schlaf hat. Nun aber schnell die Decke über den Kopf und das Kissen in den Nacken. In ihrem Kopf schwirren noch Wüste, Wind, ein unsichtbares Mädchen, eine Uhr und viele Farben. Irgendetwas sollte sie tun- ach wenn sie nur schreiben könnte wie ihr großer Bruder, aber sie ist einfach noch so klein und jetzt eh viel zu müde.
Mit fest geschlossen Augen geht es für Veronika wieder in eine andere Welt- von Wald, Dünen, Mond, Kindern und Nova keine Spur; doch Vergänglichkeit überall. Diesmal zusammen mit ihrem Bruder auf einer Reise, die wohl niemand jemals verstehen wird; durch die weiten Savannen Afrikas, auf der Suche nach der Farbe der Zeit.

Lux

 

Salut Lux,

ich finde den Titel deiner Geschichte sehr schön und es wundert mich ein wenig, dass er nicht mehr Leute zum Lesen angeregt hat, aber nun gut. Philosophische Aspekte hat deine Geschichte, ya. Vielleicht nicht reinphilosophisch, aber zumindest schon mehr als die meisten anderen Texte hier. Es ist angenehm geschrieben, was aber den Lesefluss ernorm stört ist deine Adjektiveritis. Viel zu viele Adjektive, überall! Und viel zu viele Überflüssige. Du kannst ya selbst gucken, ob dir auffällt, wo sie zu gehäuft sind, ansonsten suche ich dir gerne ein paar Beispiele raus. Einfach Bescheid geben.

Inhaltlich muss ich mir noch genauere Gedanken über deine Geschichte machen, denn bisher finde ich es etwas verwirrend. Ich denke der Gedanke das Veronika sich das alles immer nur erträumt ist zu simpel.

*knicks* lieben Gruß,
Thorn.

 

Salut Thorn

Bin froh dass endlich jemand meine Geschichte kommentiert hat!
Nun, dass mit den Adjektiven kann schon sein, ich habe versucht die Charaktere möglichst genau "beiläufig" mit Adjektiven zu beschreiben, offensichtlich ein Paar mal zu oft. Daher werde ich mich auf die Jagd nach den Überflüssigen machen.

Den Inahlt zu begreiffen fällt nicht ganz einfach. Das Thema würde ich definieren als:
Kinderphilosophie, deren Auslebung und Unterdrückung in einer gewöhnlichen Familie

Das ganze war nicht nur ein Traum. Veronika wird mit ihren "seltsamen" Gedanken im Alltag nicht akzeptiert, daher spaltet sich ihre Persöhnlichkeit in Form von Clara und ihrer Freundin Nova, die all das repräsentiert was sie gerne tun würde. Nur im Traum können sie koexistieren, doch offensichtlich auch nicht richtig.
Die Grenzen zwischen Traum und Realität werden immer dünner, als Nova indirekt verrät dass es sich nur um einen Traum handelt bzw. nicht um die Realität.

Zitat: “Bitte vergiss mich niemals, denk an mich so viel es geht! Die Kleinen verstehen uns nicht und die Großen erst recht nicht… Wenn es hier vorbei ist, wirst du wieder sie sein, doch ich kann nicht bei euch sein… man lässt uns nicht!"
Nova darf also nicht ein Teil Veronikas sein. Nova, Clara und Veronika sind die eine Person.


Des weiteren soll der Satz:

Zitat: "Ich weiss nicht wie lange es mich noch geben kann!"
soll hinterfragen wie lange dieses junge Mädchen sich mit solchen Dingen beschäftigen kann, bis sie volkommen im Fluss der normalen Gedanken einer Achtjährigen mitschwimmt, bzw. Erwachsen wird und dergleichen Fragen selbst als"kindisch und absurd" empfindet.

Zitat: "Mein Kind, was stellst du denn für dumme Fragen?!”

Schliesslich kommt auch noch eine existentielle Frage für Clara hinzu, (beim Dialog) welche für ein kleines Mädchen absolut schockierend wirkt.

Zitat: "Aber Clara- wie sollst du denn da Geschwister haben? Dich selbst gibt es dann doch gar nicht mehr!”


Am Ende ist Nova verschwunden, Veronika sollte sie nicht vergessen doch notieren kann sie sich nichts und wie wir alle wissen sind Träume extrem vergänglich. Dennoch geht am Ende die gedanklichen Reise im Traum weiter, diesmal mit Unterstützung ihres schreibenden Bruders. Auch wenn Nova materiel nicht mehr vorhanden ist, ist der Glaube für den sie steht weiter dort, in Form der Suche nach der Farbe der Zeit. Wofür die "Farbe der Zeit" steht, lasse ich den Leser entscheiden. Ich kann gerne demnächst meine Interpretation dazu beisteuern. Der Traum war daher mehr eine bewusste Flucht in eine eigene gedankenfreie Welt.

Dies sind vielleicht die wichtigsten Ansätze für die Interpretation. Tut mir Leid, dass diese hier etwas chaotisch reingeworfen sind. Gegebenfalls möchte ich diese nocht besser und ausfürlicher ausformilieren. Eine reinphilosophische Geschichte wollte ich keinesfalls schreiben. Schliesslich sollte es eine Kurzgeschicte sein, die als Kindergeschichte gebinnt, langsam immer schauriger wird und dramatisch kulminiert und schliesslich mit einem wunderlichen Ende, der hoffentlich dazu anregen soll zu überdenken wer Nova eigentlich ist. Bei genauerer Betrachtung sollten einige philosophische und in diesem Fall auch psychologische Fragen aufworfen werden.

Ich werde möglichst Bald die Geschichte editieren! Vielen vielen Dank nochmal für deinen hilfreichen Kommentar! :)

Lux

 

@Lux

Der Befehl für das Zitieren lautet: "[ quote]" Zitat "[ /quote]"
(ohne Anführungen und Leerzeichen)

Damit werden deine Beiträge übersichtlicher.

 

Hallo Lux,

endlich komme ich dazu, auf Deine Geschichte zu antworten, ich habe sie schon lange auf meiner Liste.
Dadurch, dass der Text durch die Sprache des Kindes vermittelt wird wirkt er etwas naiv - aber der Leser soll sich nicht täuschen: Gerade Kinder nähern sich ganz unbefangen den `großen Fragen´, die Frage nach dem Wesen der Zeit gehört dazu. Hier sprichst Du etwas an, da man bei SF als Zeitmaschinenparadox kennt. Die Überlegung “Und was wäre denn aus dir, Clara, wenn deine Mama und dein Papa sich gar nicht kennen würden?” diente schon so oft für mehr oder weniger gute Geschichten als Plot, dass man schon das Außergewöhnliche bringen muss, um noch eine Wirkung zu erzielen. Somit minimiert sich der philosophische Teil der Geschichte radikal.
Aber - es steckt ja noch mehr in dem Text, Du hast Dir da durchaus Gedanken gemacht: Die Situation, in der sich das Mädchen befindet ist soziologisch (wie ist das Verhältnis zu den Eltern, warum die Ferne zu der Gedankenwelt des Kindes?) und psychologisch interessant (Fluchtverhalten in die Fantasie, nicht in die Depression). Nun, Du ahnst es schon: Dies sind keine philosophischen Themen, sondern Fragestellungen der genannten Disziplinen. Inhaltlich habe ich da keine Kritik zu üben, nur in Bezug zur Rubrik.

Tja - und dann bleibt noch die Frage: Welche Farbe hat denn die Zeit? Schöne Idee.

“Und was wäre denn aus dir, Clara, wenn deine Mama und dein Papa sich gar nicht kennen würden?” - denn aus dir geworden

Fettdruck halte ich für ein schlechtes stilistisches Mittel, ein Autor sollte sich sicher darin sein, deutlich genug in Worte zu fassen, was er aussagen will.

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Lux,
die Fragen, die du deinen Prots in den Mund legst, finde ich durchaus interessant, hätte es allerdings besser gefunden, wenn sie aus der Geschichte entstanden wären. So sehe ich nur einen wirren Traum, in dem diese Fragen aus mir unerfindlichem Grund plötzlich andiskutiert werden. Es ist ja nett, dass du uns deine Intention in dieser Geschichte in einer Kritik kund tust, doch dies sollte die Geschichte besser selber schaffen. Es ist oft so, dass dir als Autor aufgrund einer Bemerkung klar ist, dass es für deinen Prot bedeutet, dass sie z. B. ihre Fragen "kindisch und absurd" findet. Wenn es so abrupt auftaucht, ohne, dass ich es mit aufgrund meiner Erfahrungen nachvollziehen kann, enttäuscht es mich.
Ich bin über so einige Ungereimtheiten gestolpert, z. B., dass Clara mit geschlossenen Augen durch einen Wald rennt, das kann ich mir nicht mal in einem Traum vorstellen. Ferner wimmelt die Geschichte von Rechtschreibfehlern, die sogar Word anzeigt. Und es gibt so einige merkwürdige Satzkonstruktionen, z. B.

Durchdringend blickt sie in Claras schmale hellbraune Augen und löst in ihrem Gegenüber mit ihrem von Besorgnis gezeichneten Gesicht noch mehr Unbehagen aus.
Zuerst habe ich gelesen, dass die Besorgnis im Gesicht entsteht, das geht wohl kaum. Das hast du wohl auch nicht gemeint, aber es ist ein typisches Beispiel, dass du zuviele Adjektive oder andere Beschreibungen in einen Satz quetscht.
Die Geschichte hat mir nicht besonders gefallen und es ärgert mich, dass ein gewisser Lorenzab diese Geschichte mir seinem einzigen Beitrag empfohlen hat. Das stinkt nach Doppelanmeldung und Selbstempfehlung. Wenn du mehr Kritiken haben möchtest, kritisiere mal selber andere Geschichten, da lernt man auch eine Menge!
viel Erfolg
tamara

 

Salut Lux,

durch deine Ausführungen ist die Geschichte für mich nun viel ersichtlicher. Allerdings war meine Interpretation eine ganz Andere. Ich habe es nicht als Persönlichkeitsspaltung (also psychologisches Krankheitsbild) gesehen. Ich dachte eher an etwas wie die Theorie zum Thema Parallelwelten und dortige Co-Existenzen. (Je nach Ausführung SciFi, kann aber auch durchaus philosophisch abgehandelt werden.)
So muss ich im nachhinein sagen, dass Woltochinon mit seiner Einkategorierung zur Rubrik recht hat. Deine Geschichte besitzt weiterhin ein paar Fragen, die ich auch als philosophisch einstufen würde, die aber keine Antwort erfahren. So sind es eher Verhaltensprobleme, die du in deiner Geschichte beschreibst.
Ob sie nun hier stehen bleiben sollte oder nicht weiß ich nicht. Schließlich habe ich etwas philosophisches aus der Geschichte herausgelesen und man _muss_ ja bei Interpretationen von Geschichten nicht immer nur davon ausgehen, was der Autor einem mitteilen will. Das weiß man, wenn man sich eine Kurzgeschichtensammlung kauft, schließlich auch nicht.

einen lieben Gruß!
Thorn.

 

Antwort auf Thorn, Woltochinon und tamaras Kommentare

Hallo Thorn, Woltochinon und tamara

Vielen Dank für eure Beiträge! Leider konnte ich deren Aussagen nicht früher beantworten.

Das Zeitmachinenparadoxon, ein interessantes Thema welches ich allerdings weniger debatieren wollte, als es vielleich den Anschein hatte. Vorerst muss ich gestehen, selbst ins Zweifeln zu kommen, ob "Die Farbe der Zeit" wirklich in die Kategorie "philosophisches" gehört, da offensichtlich konkrete Philosophie erwartet wird, die man ernsthaft diskutieren kann. Bei meiner Geschichte ist dies nicht der Fall und soll es auch nicht sein. Daher Frage ich konkreter: In welche Kategorie gehört diese Geschichte also? Alltag vielleicht? Gesellschaft? Sci-Fi auf keinen Fall!
Die Farbe der Zeit ist keine philosphische sondern eine eher gedankliche oder psychologische Geschichte. Die besprochenen Fragen grenzen an Absurdität und sollen unbeantwortet bzw. absurd beantwortet bleiben, wie auch die gesamte Situation der noch recht unbefangenen Seele eines kleinen aufgeschlossenen Kindes entstamt.

Tamara wundert sich warum die Fragen so plötzlich erscheinen. Nun, ganz einfach weil dies meinen Beobachtungen entspricht, denn das Thema bleibt weiterhin "Kinderphilosophie": Seit mehreren Monaten passe ich täglich auf 2 6-jährige und einen 8-jährigen Jungen auf. Vor allem einer der sechsjährigen kommt manchmal urplötzlich mit derartigen Gedanken auf. Beispielsweise "Was wäre wenn alle Uhren langsamer wären? Dann wären wir dann länger in der Schule", "Wenn ich so klein wär wie die Münze da, wären dann alle viel zu gross oder ich nur zu klein? oder auch direkte Aussagen wie "wenn Babies keinen Bauchnabel hätten, wüssten die Ärzte nicht wo die Mitte ist". Dinge bei dem man ins stocken gerät. Seine Mutter, ähnlich wie Veronikas (bzw. Claras) Mutter, antwortet nicht und hat einfach keine Lust auf dergleichen einzugehen. Weiter nachzufragen habe ich versucht, doch so urplötzlich wie die Frage gekommen ist, beschäftigt sich der Junge bereits wieder mit seinem Ball zu spielen und hat seine Frage wieder komplet vergessen. Ähnlich geht es Veronika, welche erwacht und alles fast wieder unfreiwillig vergisst, da vor allem Träume und blosse Gedanken extrem vergänglich sind.

-von den anderen Kindern keine Spur.
-weder von Blättern, Bäumen, der Sonne noch von Menschen irgendeine Spur.
und schliesslich:
Mit fest geschlossen Augen geht es für Veronika wieder in eine andere Welt- von Wald, Dünen, Mond, Kindern und Nova keine Spur; doch Vergänglichkeit überall.

Am Ende lasse ich es bewust volkommen offen, wie genau Claras Gedankenreise weiter geht. Die Tatsache das die Reise weiter geht ist der eigentliche Punkt an der Sache. Das Besondere an Veronikas Fall ist, dass sie sich auch der Natur ihrer Fragen und der Ingnoranz ihrer Umwelt bewusst ist und selbst Nova, ein Teil von Veronika, ihr bewusst macht das sie sich in einer Gedankenwelt befiden die sehr fragil ist. Bis auf ein Paar Ausnahmen ist die Geschichte aus der 3. Person erzählt, aber schliesslich doch aus der Sicht eines Kindes beschrieben, d.h. personaler Erzähler.


Ich hoffe damit sind einige der eventuellen Missverständnisse beseitigt, die auf Grund meiner instinktiven Platzierung in die Kategorie "philosophisches".
Ich beabsichtige jedoch nicht, dass oben erklärte in der Geschichte selbst so zu formulieren, dass es die Gedanken dahinter in den Sätzen dem Leser so klar und deutlich vorgelegt werden wie man in einer Interpretation oder in einer Broschüre erwarten würde, wie zum Beispiel in tamaras ansonsten gut geschriebenen Geschichte "Vorschnelle Urteile" vom 4.9.2004.


Zu den weiteren Kritik und Diskussionspunkten:

1.Tatsächlich ist es schon sehr seltsam, dass Clara aus lauter Angst mit verschlossenen Augen im Wald rennt. :confused: Der Übergang zur Wüste sollte daher etwas anders umschrieben werden und ich werde mir noch was überlegen.

2. Die Adjektive, was dies betrifft ist die Geschichte bereits in Überarbeitung. Vielen Dank an Thorn für das angebot mir dabei zu helfen, ich werde eventuell noch darauf zurückgreifen! :thumbsup:

3. Offensichtlich scheinen immer noch einige Rechtschreibfehler zu sein. Nun verfüge ich in meiner derzeitigen Gaststadt Lyon über kein deutsches Word, hoffe aber die letzten Fehler noch ausmerzen zu können. :read:

4. Was da fettgedruckte anbelangt, nun habe ich es nur zur Emphase genutzt, da ich das viel subtilere Kursiv bereits für die Dialoge benutzt habe. Da dies so heraussticht, sollte der wichtigste Bogen (Clara = Veronika) automatisch gespannt werden.
Ich verlasse mich jetzt einfach auf dich, Woltochinon, und Frage ob dieser Bogen auch ohne das plumpe fettgedruckte klar genug für den gemeinen Leser ist!


Zuletzt möchte ich absolut tamaras Anschuldigung (auch wenn ich verstehen kann warum Sie darauf gekommen sind) im Bezug auf Doppelanmeldung, Eingenlob usw. aus der Welt schaffen(!)!
Lorenzab (Lorenz A. B.)ist ein guter Freund, gelegentlicher und zuvor unregistrierter kg.de Leser dem ich meine Geschichte geschickt und ausführlich erklärt habe. Es hat ihn aufgeregt, dass ich eine Woche lang keine Antwort erhielt und hat daher meine Geschichte empfohlen, offensichtlich damit sie mehr gelesen wird; sonst nichts!


Wie ihr seht bin ich nocht nicht lange dabei aktives kg.de Mitglied, doch hoffe schon bald die Zeit zu finden um auch eure Geschichten möglichst konstruktiv kritisieren und kommentieren zu können.
Schliesslich danke ich nochmals für eure Kommentare und vor allem die für mich sehr Interessanten neuen Aspekte, die Thron und Woltochinon aus meiner Geschichte entlesen haben. Ich hoffe, dass dieses Thema in naher Zukunft nicht unter den Tisch fällt!

Ich wäre sehr erfreut zu wissen, ob euch oder anderen kg.de Lesern meine Erläuterungen nachvollziehbar erscheinen (im Bezug auf die Kinder und ihre Gedanken), oder vielleicht ob ihr selbst eigenen Erfahrung mit ähnlichen Kindern oder in der eigenen Kindheit teilen könntet. :schiel:


Au revoir; Lux
:)

ps: ob die Geschichte ansonsten gut bzw. nicht gut geschrieben, bin ich mir noch unklar und hoffe auf feedback!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lux,
wenn dein Freund sich wundert, dass deine Geschichte kein Feedback bekommen hat, hätte er einfach selber eine Kritik schreiben können, davon hätten wir alle mehr gehabt!
Natürlich musst du bestimmte Andeutungen nicht sooo deutlich machen wie andere Autoren und so gut war die von dir erwähnte Geschichte auch nicht. Aber so deutlich, dass wenigstens einige Leser es auf Anhieb verstehen, ohne deine Interpretation. Warum schreibt man sonst?
Es stimmt, dass Kinder oft sehr sprunghaft sein können, aber aus der Beobachtung von zwei Kindern würde ich nicht so leicht verallgemeinern. Außerdem wirkt selbst etwas, das sich tatsächlich genau so ereignet hat, in einer Geschichte manchmal merkwürdig. In einer KG erwarte ich, dass es einen Übergang, eine Bedeutung gibt, wenn plötzlich eine Frage auftaucht.

Gruß t

PS: Du musst ja nicht unsere Geschichten kritisieren, ich bekomme genug Kritiken, weil ich eben auch andere kritisiere. Es gibt in dieser Rubrik sehr viele KGs ohne Kritiken. Wenn jeder erst einmal mindestens zwei Kritiken schreiben würde, bevor er eine Geschichte postet, wäre dem nicht mehr so!

 

Hallo Lux,

Zitat:

Wenn es hier vorbei ist, wirst du wieder sie sein, doch ich kann nicht bei euch sein

- Wenn es hier vorbei ist, wirst du wieder die Andere sein, doch ich kann nicht bei euch sein.

So vermeidest Du die Doppelung von „sie“ und machst, wie im Folgenden, die Personenverwandlung clara (soll ein Wortspiel sein).

Zitat:

Bitte vergiss mich nicht und komm wieder, ich weiß nicht wie lange es mich noch geben kann! Komm zurück! Bitte Veronika, bitte!!!”

- Bitte, Clara, komm wieder, auch wenn du jetzt wieder Veronika sein musst, ich weiß nicht ... (oder so ähnlich...).

Tschüß... Woltochinon

 

Hi Lux,

um ehrlich zu sein, habe ich deine Geschichte nicht zu Ende gelesen, sondern nach dem zweiten Absatz abgebrochen. Selbst für mich als Verteidiger des Adjektivs war es einfach nervtötend, dass kein Substantiv ohne auskam. Dadurch verliert deine Geschichte enorm an Tempo, ohne an Atmosphäre zu gewinnen. Mich stört es nicht technisch, ich empfand den Text durch diese Häufung nur als sehr langatmig. Auch ist es irgendwann unnötig, in jedem Satz auf die Körpergrößen von Clara und Nova einzugehen, da das Bild im Leser längst entstanden ist.

Für das Wenige, das ich gelesen habe noch ein paar Details.

Bei ihrem niederschmetternden 5:0 Sieg hat sie, die Kleinste auf dem braungrünen Rasenplatz, in fünf Minuten im Alleingang alle fünf Tore geschossen.
- da sich "die kleinste" auf die schon genannte Clara bezieht, muss es mE trotz des Artikels davon klein geschrieben werden.
- Auch wenn es umständlicher ist würde ich die fünf Minuten präziser formulieren: innerhalb von fünf Minuten alle Tore geschossen. Die doppelte Fünf kannst du vermeiden, da du ja das Ergebnis schon genannt hast.
“Wir haben den Platz gerecht verteidigt!” sagt die unsichtbaren Nova neben ihr.
unsichtbaren
Entzückt beobachtet Clara wie die niedlichen Fußspuren ihrer zwergenhaften Freundin wie von Zauberhand, im nach modrigen Blättern riechenden, weichen Herbstlaub sich mit jedem Schritt fortpflanzen.
mE müsstest du da mehr Kommas haben. Entzückt beobachtet Clara, wie sich die niedlichen Fußspuren ihrer zwergenhaften Freundin wie von Zauberhand im, nach modrigen Blättern riechenden, weichen Herbstlaub sich mit jedem Schritt fortpflanzen.


Lieben Gruß, sim

 

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