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Die Farben der Nachtfalter

Beitritt
04.04.2006
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18

Die Farben der Nachtfalter

Die beiden Gestalten saßen im Dämmerlicht der Bibliothek.
Der alte Mann mit den weißen Haaren hatte gerade ein Buch zugeklappt, auf dem ein großer, bunter Schmetterling abgebildet war, und es auf seinem Schoß gelegt. Ihm gegenüber saß ein kleiner junge mit strubbeligen dunkelbraunen Haaren und grün-blauen Augen.
„Großvater, warum haben Nachtfalter keine bunten Farben wie die anderen Schmetterlinge?“
Der alte Mann seufzte.
„Weißt du mein Kind, einst hatten sie viele Farben, sie waren viel farbiger als alle Schmetterlinge, die du kennst und sie flogen ebenso im Sonnenlicht wie all ihre anderen Brüder und Schwestern.
Denn jeder von ihnen war einmal ein bunter Traum und zu jeder Zeit flatterten sie schillernd über die Welt und warteten auf die Menschen, die ihren Traum fanden. Und wenn ein Mensch diesen Traum in sich gefunden hatte, schillerten die Flügel noch mehr und die Farben auf ihnen wurden mehr und mehr kräftiger.“
Der Großvater hielt einen Moment inne, seuftze erneut und fuhr dann fort:
„Doch leider gaben die Menschen auch früher schon ihre Träume auf, weil sie entweder nicht mehr an sie glaubten oder schon zu lange um sie gekämpft hatten. Oftmals weinten sie dann, wenn sie den Traum enttäuscht aufgegeben hatten, oft nur eine Träne, doch wenn diese fiel, verlor der Falter, dem der Traum innegewohnt hatte, seine Farben. Nur grau und braun blieben ihm, die Farben der zerfallenen Träume. So ging es vielen, und aus Scham trauten sie sich nur noch im Schein des Mondes hervor.“
„Heißt das, dass alle Nachtfalter einmal Schmetterlinge waren und dass wenn ein Traum stirbt ein Schmetterling seine Farben verliert?“ fragte der Junge.
Sein Großvater nickte.
„Ja, genau so ist es.“
„Kann man ihnen denn ihre Farben nicht wiedergeben?“
Der alte Mann schüttelte den Kopf.
„Nein, man kann keinen zerbrochenen Traum flicken, ihn nicht mehr genauso zusammen-
fügen wie er war – deshalb kann man auch keinem Nachtfalter seine Farben zurückgeben.“
Der Junge blickte ihn traurig an.
„Man kann aber“, fuhr der Großvater fort, „jeden Traum neu träumen und immer wieder ein neues Luftschloss bauen – und genau in diesem Moment wird ein neuer Schmetterling geboren – mit bunten und schillernden Flügeln.“

 

So, hier eine neue Geschichte von mir.
Ich bin wieder nicht sicher, ob dies die richtige Kategorie ist - vielleicht ist es doch eher ein Märchen für Kinder. Wenn dem so sei, bitte verschieben.
Ich weiß, dass ich sehr klassisch an das Thema rangegangen bin, aber irgendwie fand ich es passend. Ich bin sehr auf eure Meinungen gespannt...
Liebe Grüße,
Sternenschmetterling

 

hi schmetterling

Den gedanken deiner Geschichte finde ich sehr schön, aber an der Umsetzung hapert es noch an manchen Stellen.

Denn jeder von ihnen war einmal ein bunter Traum und zu jeder Zeit flatterten sie schillernd über die Welt und warteten auf die Menschen, die ihren Traum fanden
Das könnte man wirklich eleganter lösen. Ist auf jeden Fall ein zu langer Satz.
Und wenn ein Mensch diesen Traum in sich gefunden hatte
welchen Traum?
schillerten die Flügel noch mehr und die Farben auf ihnen wurden mehr und mehr kräftiger
klingt wirklich sehr ungeschickt, vor allem das Letzte. Feilen!

Also ich denke, du solltest auf jeden fall noch mal rübergehen! um es richtig märchenhaft klingen zu lassen, braucht die Geschichte etwas mehr Glanz. So klingt sie noch etwas platt...

Fang beim Kürzen der Sätze an und schmücke das mit den Träumen und den Farben wortgewandter aus.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo du Schmetterling,
das Märchen hat durchaus Potential, aber ich fürchte, du musst noch daran arbeiten. Denn so, wie die Geschichte da steht, finde ich sie ein bisschen sehr platt.
Alle Nachtfalter sind zerbrochene Träume - gut und schön, das legt aber den Umkehrschluss nahe, dass Schmetterlinge funktionierende Träume sind. Dann kann man sie auch nicht mehr retten, sondern nur neue machen, denn Träume kann man ja nicht vor dem Zerbrechen bewahren, das weiß man als Mensch. Ergo - ein Teufelskreis. Eine demoralisierende Botschaft, dann kann man das mit dem Träumen ja gleich lassen... wenn das nicht das ist, was du mit der Geschichte sagen möchtest, dann solltest du sie noch einmal überarbeiten. :)

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Sternenschmetterling!

Vom Inhalt her hat mir deine Geschichte sehr gefallen, die Idee ist sehr schön und poetisch. Zur sprachlichen Ausführung habe meine Vorgänger ja schon etwas gesagt.

Oftmals weinten sie dann, wenn sie den Traum enttäuscht aufgegeben hatten, oft nur eine Träne, doch wenn diese fiel, verlor der Falter, dem der Traum innegewohnt hatte, seine Farben.
Durch diese Wortwiederholung wird der Satz etwas holprig.

„Heißt das, dass alle Nachtfalter einmal Schmetterlinge waren und dass, wenn ein Traum stirbt, ein Schmetterling seine Farben verliert?“, fragte der Junge.
Die Wortfolge "das, dass" klingt nicht sehr elegant, ich würde den Satz so schreiben "Heißt das, alle Nachtfalter waren einmal ..."

Wie vita fand ich die Botschaft, dass kaputte Träume nicht mehr wiederhergestellt werden können, ein bisschen krass. Ziemlich verschwenderisch, nur neue Träume zu träumen, finde ich.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hey Sternenschmetterling,

mmmh, also ich hatte das so verstanden, dass es sich bei den Träumen jeweils um den eines ganz bestimmten Menschen handelt und da ich auch nicht glaube, dass ein Mensch zweimal genau denselben Traum träumt, finde ich das nicht unschlüssig.
Mir gefallen solche an die griechische Antike erinnerden Erklärungen natürlicher Zustände grundsätzlich sehr und mE hast du das auch sprachlich sehr gut umgesetzt. Allerdings ist der Plot tatsächlich etwas simpel bzw. aus heutiger Perspektive nicht unbedingt ausreichend für eine ganze Geschichte. In eine größere Haupthandlung eingeordet aber sicher sehr dankbar.

Grüße, nils

 

Hallo euch allen!

Danke für die Rückmeldungen. Konnte leider einige Zeit nicht an einen Rechner, daher sorry für die Verspätung.

Ich werde in jedem Falle die sprachlichen Anregungen und die Stellen, an denen es holprig klingt, verbessern. Tausend Dank. Man verliert ja doch recht schnell ein Gefühl dafür bei eigenen Texten.

@ Vita: Ich meinte es schon so, dass man eben einen Traum, der einmal zerbrochen ist, um es mal so auszudrücken, nicht gerettet werden kann. Er kann neu geträumt werden - vielleicht sogar in dieser Form. Aber es wird nie der selbe sein.

@ Nils: Damit habe ich auch glaube ich deine Bedenken zerstreut, dass ein Mensch einen Traum genauso zweimal träumen kann zerstreut, denn das glaube ich auch nicht.
Was genau meinst du mit dem Vergleich zur griechischen Antike? Sorry, aber mit dem Thema kenne ich mich gar nicht aus, es interessiert mich aber, wenn es hier im Zusammenhang fällt natürlich.

So, und nun werde ich mich mal ans überarbeiten machen.

Tausend Dank!

Sternenschmetterling

 

Hallo Sternenschmetterling,
das ist ein hübsches kleines Märchen mit einer schönen Idee, das mir für zwischendurch zum Lesen gut gefallen hat. Die Verbindung von Schmetterlingen mit Träumen gefällt mir wirklich sehr. Und die Erklärung fand ich durchaus schlüssig (zerbrochene Träume = Nachtfalter, neue Träume = neuer Schmetterling).
Zum Textkram wurde ja schon einiges gesagt und auch sonst habe ich eigentlich nichts Konstruktives beizutragen, außer dass ich deine kleine Geschichte gerne gelesen habe. :)
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Sternenschmetterling!

Ein bisschen lasch das "Ganze". Eben, weil ich finde, dass es so als Geschichte allein nicht viel hergiebt. In einer Geschichte (z.B in einer umfangreicheren Kindergeschichte), diese "Geschichte" einbauen wäre aber sehr gut - um es in der Sprache des Schulbenotungssystems zu sagen. Dann würde ich nur das Geschwafel des Opas in kürzeren Sätzen verpacken.
Eine Unschlüssigkeit: Wie kommt der Junge anfangs auf Nachtfalter, wenn der Alte mit einem Bunt-Schmetterlingsbuch aufwartet? (Überhaupt fehlt mir eine persönliche Perspektive. So kommt´s wie aus so einem Weisheitslehrebüchlein daher)

Lg, kleiner Rasta-Narr

 

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