Was ist neu

Die Fretschneks warten schon

Mitglied
Beitritt
11.04.2001
Beiträge
108

Die Fretschneks warten schon

„Marie, sorg` dafür, dass der Bengel ruhig an seinem Platz sitzt!“ Der alte Mann löffelte missmutig seine Suppe, während er diese Worte vor sich hin brummte. Die angesprochene junge Frau blickte panisch vom Herd herüber und wies ihren Sohn zurecht.

„Ron, setz dich ordentlich hin und benimm dich, Großvater mag das nicht, dass weißt du doch.“ Sie drehte sich wieder ihren Kochtöpfen zu, in der Hoffnung, dass nunmehr der Konflikt erledigt sei, mit dem was nun kam hatte sie nicht gerechnet.

„Ma, ich mag nicht mehr. Kann ich nicht schon raus? Die Fretschneks warten schon und...“

„Du bleibst hier sitzen und isst deine Suppe wie jeder ordentliche Mensch hier. – Und raus gehst du schon gar nicht, zumindest nicht wenn ich in diesen vier Wänden hier noch irgendetwas zu melden habe, und das hoffe ich ja wohl,“ fügte der alte Mann mit einer Genugtuung ausdrü-ckenden Stimme an. „Wer zahlt denn den ganzen Luxus hier überhaupt, hast du dir das in letzter Zeit mal vor Augen geführt, Marie?“ Seiner so angesprochenen Tochter schossen unvermittelt Tränen in die Augen.

„Vater, lass den Jungen doch raus, es ist seine einzige Freude. Was soll er denn hier drinnen schon groß machen?“

„Zu meiner Zeit hat man kein Kind bei einem solchen Wetter nach draußen geschickt,“ entgegnete der alte Mann starrsinnig. „Es ist so diesig, dass man die Hand vor Augen kaum sieht und dann diese Schne-ckenviecher, hast du keine Angst, dass er sich irgendwelche Krankheiten holt? – Zu meiner Zeit haben wir draußen mit Kühen gespielt und...“

„Die Fretschneks sind keine Schnecken, Opa,“ warf der Enkel ein. „Schnecken sind Weichtiere, so steht es in dem Buch über terranische Biologie, was du mir geschenkt hast. Fretschneks sind...“

„Du solltest vielleicht wirklich mehr lesen und nicht verleugnen, wo deine Wurzeln liegen,“ unterbrach ihn der Großvater rüde. „Terra ist ein wunderbarer Planet, saftige grüne Wiesen, das Sonnenlicht, dass sich seinen Weg durch die Wolken bricht...“

„Erzähl` dem Kind keine Märchen, Vater,“ unterbrach ihn jetzt die Tochter, die sich wieder gefasst hatte. „Er lebt hier und dass, was da draußen los ist ist seine Realität. Er ist hier geboren, vergiss das nicht.“

Die Gesichtsfarbe des alten Mannes wechselte langsam zu einem dunkelrot hin. „Märchen! Du erinnerst dich wohl gar nicht mehr an deine Kindheit auf Terra? Etwas schöneres gibt es ja wohl nicht! Warum sind wir nur hierher gekommen?“ Sein Blick wanderte zu dem einzigen Fens-ter des Raumes, durch das ein fahles, unwirkliches Licht hereinfiel. „Mit-tagszeit, höchster Sonnenstand! Und was ist hier? Nebel, nur Nebel, die Menschen werden krank und sterben daran, warum sind wir nur hierher gekommen?“ flüsterte er die letzten Worte.

„Du bist hierher gekommen, weil du auf der Erde keine Arbeit mehr hattest und sie dir für hier einen gut bezahlten Job versprochen hatten,“ bemerkte die Tochter trocken. „Mutter und ich wurden nicht gefragt. – Und jetzt machst du Ron Vorwürfe, weil er seine Heimat liebt, was soll das?“

„Heimat? Unsere Heimat ist noch immer die Erde,“ der alte Mann wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. „Dieser Planet hier macht uns kaputt. Deine Mutter und dein Mann sind daran gestorben, hast du das vergessen? – Wie kann man diesen Planeten hier lieben?“

„Haben wir eine Wahl, Vater?“ fuhr es aus ihr heraus. „Deine Rente reicht gerade mal für diese Unterkunft hier, ich kriege keinen Job und eine Rückkehr zur Erde ist ohnehin ausgeschlossen, oder meinst du deine alte Firma zahlt uns das Ticket? – Das war eine Einbahnstraße Vater, und das wusstest du damals auch schon!“ Sie wandte sich zu ihrem Sohn der die Unterhaltung mit großen Augen verfolgt hatte. „Geh nach draußen, Ron. Die Fretschneks warten schon.“

 

Was sind jetzt Fretschneks? Ich stelle mir schleimige Teletubbie-ähnliche Wesen vor :lach: .

Die Geschichte erscheint mir irgendwie unvollständig. Sie ist zwar durchaus abgeschlossen, zugegeben. Aber mir ist fast etwas zu wenig Handlung drin.
Na ja, das ist auf jeden Fall mein subjektiver Eindruck.

 

Nööö, finde ich nicht, eher im Gegenteil. Die Dialoge enthalten alles, was man braucht, um die Phantasie anzuregen und sich eine eigene Handlung zu basteln.

Zitat Alice: Was sind jetzt Fretschneks? Ich stelle mir schleimige Teletubbie-ähnliche Wesen vor :lach

Siehst du, Alice, bei dir hat es auch geklappt....grins

Ich finde deine Geschichte jedenfalls toll, Axel.

Gruß.....Ingrid

 

Ja, Itschi, wenn ich mir die Geschichte mal objektiv ansehe, finde ich auch nichts, was fehlt.
War eben ein erster subjektiver Eindruck, und wer weiß, vielleicht bin ich ja nicht die Einzige damit :schulterzuck: . Vielleicht könnte man einen Rückblick mit etwas mehr Handlung einbauen...

 

Ich wollte mit dieser Story einfach nur einen Generationenkonflikt vor einem surrealen Hintergrund darstellen. Der Großvater, der seinen Träumen nachhängt und dem Enkel nicht gestattet seine eigenen Träume zu haben. Mehr Handlung sollte es nicht geben!

Was sind Fretschneks? - Keine Ahnung. Das Wort kam mir irgendwann morgens unter der Dusche in den Sinn und ich dachte, da kannst du was draus machen.

Gruß
Axel

 

Hallo Leute,

nur zur Info, diese Story ist soeben im Solar X 138 erschienen.

Gruß

 

Hallo Axel!

Ich meine, auch zu einer Kurzgeschichte gehört eine Spannungsaufbau. Zum Beispiel könnten die Fretschnecks weiter in den Mittelpunkt gerück werden. Zum Schluß ergibt sich vielleicht, was das ist. Der Generationenkonflikt muß nicht in den Hintergrund rücken, sondern kann daran festgemacht werden. Auch die Frage, warum die Leute da festsitzen, kann zum Spannungsaufbau beitragen, indem sie am Schluß geklärt wird.

Erklärst Du mir bitte, was Solar x 138 ist?

Schreiben, schreiben, schreiben!

Dietmar

 

Hallo Dietmar,

Dipl. Fin....hm, sollte sich da eine vertraute Seele verstecken? - Ich bin Steuerberater...

Aber zur Kritik. Die Story sollte keinen Spannungsaufbau haben, sondern lediglich irgendwie Melancholie und Einsamkeit, aber auch eben besagten Generationenkonflikt rüberbringen.

Die Fretschneks sind absolut nebensächlich. Der Junge will raus und spielen, halt mit den Fretschneks. Wer oder was das ist, soll dem Leser überlassen bleiben. Ich persönlich liebe es solche offenen Enden zu haben, auch wenn es viele andere zu stören scheint.

Warum sitzen die Leute dort fest? Richtig fest sitzen sie nicht, aber ich habe mir einfach die Sache so ähnlich vorgestellt wie die Kolonisten, die damals Richtung Amerika das alte Europa verließen. Die hatten auch keine Rückfahrkarte, jedenfalls dann nicht, wenn sie zu den einfachen Leuten gehörten, wie die in meiner Story.

Solar X ist übrigens ein (Papier)Fanzine herausgegeben vom ASFC. Also eines der vielen, vielen Printmedien die von Fans für Fans gemacht werden. Wobei ich finde, daß dieses eines der herausragenden Fanzines ist, es gibt da auch viel Schrott.

Kontakt für Solar X: asfc@wilkomueller.de

oder: www.solar-x.de

ad astra

 

Ich schließe mich Ingrid an: Gerade WEIL nirgends explizit erklärt wird, was die Fretschneks eigentlich sind, gewinnt die Story an Dynamik.
Es muss einem ja nicht immer alles so lange vorgekaut werden, bis es auch der doofste kapiert - das Fernsehen ist vollgekotzt mit dieser Unart:

-Oh, ein Monster!
-Wo?
-Da!
-Mein Gott, es sieht aus wie...!

Alles, absolut alles muss hundertmal erklärt werden. Wo bleibt da die Phantasie?

Das ist ja, als würden wir erfahren, wo Springfield (Simpons!) liegt... ;)

 

Ich schließe mich Ingrid an: Gerade WEIL nirgends explizit erklärt wird, was die Fretschneks eigentlich sind, gewinnt die Story an Dynamik.
Es muss einem ja nicht immer alles so lange vorgekaut werden, bis es auch der doofste kapiert - das Fernsehen ist vollgekotzt mit dieser Unart:

-Oh, ein Monster!
-Wo?
-Da!
-Mein Gott, es sieht aus wie...!

Alles, absolut alles muss hundertmal erklärt werden. Wo bleibt da die Phantasie?

Das ist ja, als würden wir erfahren, wo Springfield (Simpsons!) liegt... ;)

 

Mein reden. Ich liebe Stories in denen ich als Leser mit vielen offenen (wohl gemerkt nicht unlogischen) Fragen zurückgelassen werde. Da wird die Phantasie geweckt und nur so bleibt eine solche Story auch im Gedächtnis haften.


ad astra

 

"Ich wollte mit dieser Story einfach nur einen Generationenkonflikt vor einem surrealen Hintergrund darstellen. "

das ist dir gelungen. auch wenn mir bei der geschichte nicht der gedanke an schleimige gruene wesen gekommen ist, ich mich im gegenteil erst hinterher fragen konnte: was sollen die da, so stimme ich den lieben leuten hier zu, dass die phantasie beansprucht wird. ich finde zudem, dass die definition der fretschnecks ueberhaupt nicht noetig ist, auch wenn man nach ein paar bierchen nicht so phantasievoll ist, wie ich halt grade.

 

"Ich wollte mit dieser Story einfach nur einen Generationenkonflikt vor einem surrealen Hintergrund darstellen. "

das ist dir gelungen. auch wenn mir bei der geschichte nicht der gedanke an schleimige gruene wesen gekommen ist, ich mich im gegenteil erst hinterher fragen konnte: was sollen die da, so stimme ich den lieben leuten hier zu, dass die phantasie beansprucht wird. ich finde zudem, dass die definition der fretschnecks ueberhaupt nicht noetig ist, auch wenn man nach ein paar bierchen nicht so phantasievoll ist, wie ich halt grade.

 

"Ich wollte mit dieser Story einfach nur einen Generationenkonflikt vor einem surrealen Hintergrund darstellen. "

das ist dir gelungen. auch wenn mir bei der geschichte nicht der gedanke an schleimige gruene wesen gekommen ist, ich mich im gegenteil erst hinterher fragen konnte: was sollen die da, so stimme ich den lieben leuten hier zu, dass die phantasie beansprucht wird. ich finde zudem, dass die definition der fretschnecks ueberhaupt nicht noetig ist, auch wenn man nach ein paar bierchen nicht so phantasievoll ist, wie ich halt grade.

 

"Ich wollte mit dieser Story einfach nur einen Generationenkonflikt vor einem surrealen Hintergrund darstellen. "

das ist dir gelungen. auch wenn mir bei der geschichte nicht der gedanke an schleimige gruene wesen gekommen ist, ich mich im gegenteil erst hinterher fragen konnte: was sollen die da, so stimme ich den lieben leuten hier zu, dass die phantasie beansprucht wird. ich finde zudem, dass die definition der fretschnecks ueberhaupt nicht noetig ist, auch wenn man nach ein paar bierchen nicht so phantasievoll ist, wie ich halt grade.

 

Das waren wohl mindestens vier Bierchen, wenn man aus der hier vier mal duplizierte Antwort auf die Anzahl der Biere rückschließen darf... :D

ad astra

 

Ich hab die Story gerade als Reaktion auf rainers Empfehlung gelesen. Eigentlich ist Science-Fiction ja (leider) gar nicht mein Gebiet, aber hier hab ich mich rangewagt, auch wegen der Kürze, und sie hat auch mir sehr gut gefallen.

Da ich die Empfehlung vorher las, wusste ich, dass ich mit keiner speziellen Pointe rechnen muss und hab keine Aufklärung über die "Fretschneks" erwartet. Ich halte es auch nicht für notwendig, sie zu erläutern. Sie zeigen einfach dem Leser, dass der Junge in dieser neuen Welt heimisch ist und sie zu seinem Leben dazugehören, während der Großvater in ihnen noch Fremdkörper sieht, und seiner alten Heimat Erde nachtrauert..

Irgendwie witzig, sehr leicht zu lesen, gefällt mir einfach gut. :)

Diese Art von SF versteh sogar ich. :D

 

Hey, Rainer, deine Empfehlung war echt nicht schlecht!

Auch wenn inhaltlich nicht viel passiert wird in dieser Story eine krasse, leicht unheimliche Atmosphäre geschaffen,zB durch:

Sein Blick wanderte zu dem einzigen Fens-ter des Raumes, durch das ein fahles, unwirkliches Licht hereinfiel.
oder eben die Tatsache, dass die Fretschneks nicht näher beschrieben werden.
Frei nach dem Motto "To define is to destroy - to suggest is to create" (vom Schöpfer von "Babylon 5")
Chapeau!

*KQs*

[ 03.08.2002, 00:32: Beitrag editiert von: Kakus ]

 

Alice schrieb:
Ja, Itschi, wenn ich mir die Geschichte mal objektiv ansehe, finde ich auch nichts, was fehlt.
War eben ein erster subjektiver Eindruck, und wer weiß, vielleicht bin ich ja nicht die Einzige damit :schulterzuck: . Vielleicht könnte man einen Rückblick mit etwas mehr Handlung einbauen...

Hallo,

was dort fehlt, ist IMHO die Auflösung der Spannung zwischen dem Großvater und der Mutter des Jungen. Der Junge darf raus, für ihn ist die Sache erledigt, sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Aber in der Beziehung zwischen dem Großvater und seiner Tochter hat es gar keine Bewegung gegeben, und das ist es, worauf man irgendwie noch wartet.

Es ist zugegeben schwierig, sich da etwas auszudenken. Ein Fretschnek könnte den Opa zum Lachen bringen. Vielleicht raucht der Opa doch heimlich den lokalen Tabak, obwohl er angeblich alles auf dem Planeten scheußlich findet. Die Tochter könnte ein schlagendes Argument finde, etwa dass Opas Gläubiger sich hier im Nebel verlaufen würden. Etwas halt, damit nicht Opa und Tochter auf diesen festgefahrenen Positionen stehen bleiben.

Trotzdem, lesenswerte Geschichte!

 

Hm, das die Fretschdingsda nicht gezeigt werden, gefaellt mir. Aber sonst?
Ich kann an der Story nicht mal gross was aussetzen, finde sie aber langweilig.
Tochter und Vater streiten - schoen und gut, das ist mir einfach zu wenig.
Und doch sehr konventionell.

Proxi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom